MeaV i N g, Wenn. Gedruckt und beransgegeben von A r uold PuweU e, iu der Süd 6reu Straße, zwischen der Franklin- nnd Cbesnut ° Straße. Jahrg. ganze Nun». «4». Sevingungen : Der liberale ttrob.icillcr erscheint jeden Dienstag aus einem großen «uperial, Bogen mit schonen Vettern gedruckt. Der Subscriptions. Preis ist Ein Thaler dcs Jahrs, welcher in halbjährliche, Vorausbezahlung erbeten wird. Wer in, Lause des Jahres nicht bezahlt, dem werden Hl 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als tt Monate wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden in.« dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf dcs Subscriplions-Terimns gestehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis cm. gerückt. Unrerschreibern in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post sder Träger, aus Kosten der Unterschreiber. Briefe und kergl. müssen postfrei eingesandt werden. Abentheuer des Seekadetteu Rogers in Meriko. Vor einigen Tagen überreichte der Achtbare John M. Clayton im Ver. St. Kongreß ein Memorial vom Midshipman Rogers, worin er um Vergütung für die im Dienste seines Vaterlandes erlitte nen Schäden und Verluste ansucht. Der Achtb. Senator benutzte diese Gelegen heit, einige Ereignisse aus der Geschichte dieses jungen Helden anzuführen. Er sagte: Der junge Rogers ist Einer von den Wenigen, die sich im November so rühmlich auszeichneten, indem sie die mexikanische Barke Creole unter den Mau ern und im Bereich der Kanonen der Fe stung St. Juan de Ulloa zerstörten. Später, nach der Verbrennung dieses SchiffeS, wünschte dcrßefehlsbaber, unter dem Rogers diente, genau mit der Loca lität um die Stadt Vera Cruz bekannt zu sein, um bei einem Landangriff auf die Stadt und durch die Zerstörung der Amu nitionSmagazine behülflich zu sein. Zu diesem gefährlichen Unternehmen erbot sich unser junger See-Held, und mit noch ei nigen Andern wurde ein kleines Boot de mannt, um dieses gefährliche Unterneh »nen in Ausführung»;« bringen. Drei nacheinander folgende Nächte drängte sich diese kleine Schaar durch die dichten Chap parellen in der Umgegend von Vera Cruz, um die nothwendigen Forschungen zu ma chen, wodurch sie in den Stand gesetzt wur den, eine genaue Zeichnung der Letalitä ten um die Stadt zu liefern, und die Gen. Worth, dem der Angriff der Stadt von dieser Seite übertragen war, von großem Nutzen hielt. In der dritten Nacht dieser Ausspä hung der Umgegend der Stadt wurde Ro gers durch eine mexikanische Wache ge- fangen genommen. Seine Gefangen nahme war die Folge eines großmüthigen Versuches einen andern Offizier zu ret ten, welches ihm beinahe im selbigen Au genblick den Tod gebracht hätte, da die Mexikaner durch die Zerstörung der Cre- ole eben in der größten Aufregung waren. Er wurde noch selbige Nacht nach Vera > Cruz gebracht, wo er vier Tage und Nach- > te, gänzlich ohne Lebensmittel, in einer Zelle, die voller Ungeziefer war, gesangen gehalten wurde, und wo die einzige Nach richt, die er bekam, diese war, daß er durch ein Civil Gericht als Spion zum Tode verurtheilt sei; das Zeugniß gegen ihn war, daß er der Anführer der Bande ge wesen sei, welche die Creole verbrannt. In dieser steten Erwartung des Todes lebte er mehrere Wochen lang, und als, wie er glaubte, der TodeSbefehl vollzogen werden sollte, verlangte er blos, nicht auf mexikanische Weise von hinten erschossen zu werden, sondern er wünschte dem Tode wie ein Amerikaner, der ihm in'S Gesicht sieht, entgegen zu gehen. Seine Gefangenschaft zu Vera Cruz währte drei Monate, doch wurde auS ei ner oder der andern Ursache daö gegen ihn gefällte TodeSurtheil nicht vollzogen uHd einem Kriegsgerichte über geben. Als Gen. Scott auf die Stadt vordrang, wurde Rogers nach Perote ge nommen, die ganze Strecke Mußte er zu Fuß gehen, wo er wieder in eine ungesun de Zelle in der Festung eingesperrt wur de. Als die amerikanische Armee weiter in Mexiko vordrang, wurde der Gefangene nach Puebla gebracht. All' sein Eigen thum war ihm bei der Strandung der „Sommers" verloren gegangen, und was ihm gute Freunde gegeben hatten, wurde ihm durch mexikanischeßäuber genommen, während sein Leben die ganze Zeit in der größten Gefahr war, da die öffentliche Stimmung der Feinde aufs äusserste ge gen unsere Leute erbittert war. Eine kurzeStrecke diesseits Puebla wurde er von einem wüthenden Haufen gesteinigt und entging nur durch ein Wunder dem ihm zugedachten Tode. Da die Aufregung so groß war, fand es seine Wache noth wendig, eine Meile von Puebla bis Mit- Der Liberale Beobachter Und Berks, Moiitqomery und SchuMll Caunties allgemeiner Anzeiger. ternacht still zu liegen, um dem aufge brachten Pobel der Stadt zu entgehen. Als er nach Puebla gebracht wurde, ver wendeten sich die auswärtigen Residenten für ilzn und erhielten endlich Erlaubniß, ihn nach der Stadt Mexiko zu bringen. In Lumpen gehüllt, in der größten Ar muth mußte er nach Mexiko marschiren, wo er als Gefangener blieb, bis die Nach-! richt des Sieges unserer Truppen zu Cerro Gordo eintraf, wo alsdann Gen. Santa Anna sein Opfer noch weiter in daS In nere deS Landes beorderte. Da er über zeugt war, daß der Tod daselbst seiner wartete, flüchtete er sich glücklich, und kam verkleidet mit vieler Gefahr nach Mexiko Oft wurde er von Guerilla Banden an gehalten und mußte mexikanischen Wa chen Rede stehen, bis er die Ebene von Puebla erreichte, wo sich Gen. Scott mit seiner siegreichen Armee befand und Vor bereitungen traf auf die Stadt Mexiko zu marschiren. Durch seine Bekanntschaft mit der Umgegend von Mexiko, der An zahl und dem Stande der mexikanischen Armee, war er im Stande, dem Oberbe fehlshaber wichtige Nachrichten mitzu theilen, und da sein tapferer, muthiger Character, verbunden mit der so nothwen digen Vorsicht allgemein bekannt war, wurde er Gen. Pillow als Adjutant bei gesellt. In allen den folgenden blutigen Gefechten zeigte er sich als einer der Tap fersten unter den Tapfern aus. Die offi ziellen Berichte des Befehlshabers bestä tigen dieses und geben ihm das Lob eineS ausgezeichneten Helden. Bei der Erstür mung der Festung Chapultepek zeichnete er sich ganz besonders aus; er war daselbst einer von den sieben, die zuerst die Mau ern der Festung bestiegen und die Fahnen unseres Landes auf den Hallen Montezu nras aufpflanzten. Der Matrose ist jetzt aus dem Kriege zurückgekehrt, doch erwar ttt ihn keine Beförderung als See Sol dat, denn das Schiffsverdeck war nie der Ort, wo er sich Ruhin hätte erwerben können. Er erndtete sich Lorbeeren auf dem Lande und hofft, daß seine Regierung ihm Gerechtigkeit wird angedeihen lassen. i i» Sodn ! (Eim wahre Begebenheit) Im Südosten der großen chinesischen Mauer, und im jenem unermeßlichen Lan de, wo der gelbe Fluß entspringt, lebt ein tapferes, gewerbsames, und civilisirtes Volk. Der Khan des Stammes der Ka rakalpas, des mächtigsten unter denjeni gen, weiche einerseits die Schwarzen oder Belurgtag Berge und anderer SeitS die Jsim-Berge begränzen, Segheb-Mohe lam, war im Jahre 18A2 seinem Vater nachgefolgt. Als einige Monate nach sei nem Regierungsantritte Segheb sich auf der Jagd ver irrte, trat er in ein von sei nem Wege entlegenes Haus, und begehrte ein Glas Wasser. So wie der Haus herr den Khan erkannte, verneigte er sich demüthig vor ihm, und ließ seine älteste Tochter Namens Naharin, welche in der Blüthe des Alters und der Schönheit stand, vortreten. Der Fürst hob den Schleier, welcher Naharin s Antlitz be deckte, und ward von der ausdrucksvollen Feinheit ihrer Züge, und von der Beschei denheit, welche daraus sprach, in hohem Grade eingenommen. Er trat mit ihr in den Garten, wo sie den. von der Jagd ermatteten Fürsten mit allerlei von ihr selbst gepflückten Obst labte, und Naha rin kehrte eben so bescheiden und furcht sam in daö Haus zurück. Der Khan zog von seinem Finger einen Diamant ring und übergab ihn der Mutter des rei zenden Mädchens mit dem Auftrage, sich Tags darauf zu dem Hasnadar (Mini ster) zu verfügen, um des Fürsten Ab sichten zu vernehmen. Am nächstfolgen den Tage begab sich Naharin s Mutter auch wirklich zum Hasnadar, und dieser wieS ihr einige Meilen weit von der Re sidenz deß KhanS eine große Strecke Lan des an, dann ein bedeutendes Haus, fünf Sclaven zum inneren Dienste und funf- "LVillig ;u lobe» und ohne Furcht zu tadeln." Dienstag den 11 April, IBÄB. zig Beutel, jeden mit hundert Zechinen gefüllt. Von dein dürftigen Stande plötzlich zu einem großen Vermögen gelangt, verstand die Familie Naharins keineswegs dieses Uebermaß des Wohlstandes im Stillen zu genießen. Sie spannte ihre Anmaßun gen gar hoch, rühmte sich mit dem Ein flusse, den das Mädchen auf den Geist des Khans ausübe, empfing mit Hochmu the die Huldigungen des Koskins(tartari schen Edelleute) , und zog sich durch ihren LuxuS, ihre Verschwendung, ihre stolzen Aeußerungen den Haß derjenigen zu, wel che. Segheb zu Gefallen, sich herbei ge lassen hatten, die Tischgenossen der Favo ritin zu sein. Der Haß, welchen diese Familie so er regte, führte bald ein schauerliches Ereig niß herbei. Eines Morgens, während der Khan wie gewöhnlich der Wohnung seiner Favoritin zu ritt, sah er, wie zwei seiner Wachen mit verhängtem Zügel auf ihn los sprengten „Schreite! nicht weiter, sprachen sie, sich vorbeugend, zu ihm, wenn Ihr nicht Zeuge eines schreck lichen Schauspiels sein wollt. DaS Feu er verzehrt den Pallast Naharins; ihre Sclaven, ihre Pferde sind ermordet; sie selbst hat zu leben aufgehört. „Naharin todt!" rief wüthend der Khan aus. „Welche kühne Hand sollte gewagt haben, den Dolch gegen ihre Brust zu erheben?" — Und ohne auf die Ant wort der beiden Reiter zu warten, spornte er sein Pferd, und kam bald im Gefolge einiger seiner Offiziere vor den Pallast Naharins. Die Meldung, welche man ihm gebracht hatte, war nur zu wahr. Von dem prachtvollen Schlosse waren nur noch rauchende Trümmer übrig. Das Blut der erwürgten Sclaven und Pferde bildete einen schauderhaften Fleck in der Mitte jenes brennenden BodenS. Dem ungeachtet sprang Segheb vom Pferde, und stürzte sich in die noch rauchenden Ueberbleibsel des Pallastes. Der erste Gegenstand, welcher sich seinen Blicken darbot, war die verkohlte und verstüm melte Leiche der geliebten Naharin. Das unglückliche Geschöpf hatte den sengenden Flammen entkommen wollen, als ein Aa taganhieb an der Schwelle des Schlosses, welches sie verlassen wollte, ihrem Leben ein Ende gemacht hatte. ES wird uns unmöglich, die Wuth zu sch'ldern, welche sich Segheb Mohelams bemächtigte. Den nämlichen Tag noch befahl er, den Gerichtshof zu versammeln, um zur Entdeckung der Strafbaren und zur Verurtheilung derselben schreiten zu können. Wenige Tage darnach versam melte sich der Gerichtshof auf der uner meßlichen Ebene von NopalS. Dieser Ge richtshof ist aus 27 Greisen zusammen gesetzt, deren Weisheit, Erfahrung und Einsichten von Jedermann anerkannt und geachtet werden. So wie ein Mitglied dieses stehenden Gerichtshofes stirbt, gibt ihm der Stamm, zu welchem er gehörte, einen stets unter den biedersten und geach tetsten Greisen ausgesuchten Nachfolger. Der Hasnadar sandte nach allen Richtun gen Emissaire und Kundschafter aus, und bald brachte man drei Brüder Koskins (von adelicher Abkunft) in Verhaft, wel che stark in Verdacht waren, die Urheber der Unthat gewesen zu sein. Auch ein 10 jähriges Mädchen, die Tochter eines dieser Koskins ward verhaftet. Der Gerichtspräsident (Tscha-Fetiz) trug dem Rathe die verschiedenen Umstän de des Verbrechens vor, worauf man zum Verhöre der Angeklagten schritt. Die drei Brüder läugneten standhaft ihre Theinahme an der ihnen zur Last ge legten That, allein alle Ausflüchte ihrer Vertheidigung blieben vor der freimüthi gen Aussage des MädchenS ohne Wirkung. „Wie alt seid Ihr? sprach der Tscha- Fetiz zu der Nichte des Nadir Kebezu, des Aeltesten det Angeklagten. Zehn Jahre. Euer Name? Nadir Holang Ho. Sagt uns, was Euch bekannt ist, in Ansehung der hier verhandelten Angele genheit, worin Eure Oheime und Euer Vater verflochten ist. Vor Allem aber meidet. Unwahres zu sagen, denn Gott strafet die Lüge, und Mahomet verbietet sie. Ich lüge nie, ich werde die Warheil sprechen. Sprecht. Mein Vater und seine Brüder sind Sprößlinge eines erhabenen Stammes, aber nicht reich, sie haben seit einigen Jahren große Verluste erlitten, und die Mandschus (Pserderäuber) haben sie zu Grunde gerichtet. Demungeachtet hät ten sie nie an etwas Uebles gedacht, wenn eine reiche Frau nicht zu ihnen gekommen wäre und sie zu dem aufgefordert hätte, was vorgefallen ist. Wer hat Euch denn gesagt, daß es eine reiche Frau gewesen ist? Zch ruhte eines Abends in dem Zelte meines Oheims Nadir-Fez, als eine sehr schöne, prachtvoll angezogene Frau zum Besuche darin eintrat. Nun, rief sie, seid Ihr endlich entschlossen? (ich stellte nnch, als schlummerte ich.) Ich habe mit meinen Brüdern gesprochen, keiner von beiden will sich damit befassen. Die versprochene Belohnung scheint ihnen wahrscheinlich zu gering. Gut, ich ver dopple sie. Sie behaupten, erwiederte mein Oheim, keineswegs muthmaßend, daß ich ihn hörte, daß man sich zu vielen Gefahren aussetzte. Nicht der minde sten, entgegnete die Dame; bringt man Euch in Haft, so werdet Ihr läugnen, und ich werde schon da sein, um Euch zu be freien. Habt Ihr denn kein Vertrauen auf mich ? Mein Oheim antwortete ihr mit einigen sehr leisen Worten, und ich hörte, wie er sich zu ihren Füßen warf. Ich konnte ihn nicht sehen, da ich mich fortwährend stellte, als wäre ich in Schlaf versunken. Endlich hatte sich die Dame entfernt. Mein Oheim hatte häufige Zusammenkünfte mit seinen Brüdern, und drei Tage darnach war das Feuer gelegt. Ihr seid ein treues Kind, daß ihr alles sagxt, was Euch bekannt ist. Sprecht nur mit Aufrichtigkeit fort, und Gott und die Menschen werden euch verzeihen, denn Ihr habt, trotz Eurer Jugend, auch an diesem scheußlichen Verbrechen Theil ge nommen, nicht wahr? Mahomet, unser heiliger Prophet, hat im Koran geschrieben : Gehorche deinem Vater und fürchte Gott! Man hat mir eine brennende Fackel gereicht, und ich ha be das Schloß Naharins in Brand ge steckt. Ich hätte wohl gerne die armen Pferde, welche wieherten, u. in den Flam men fürchterlich tobten, entkommen sehen : allein in dem Maße, als ich sie hinaus ließ, stieß sie mein Vater nieder. Mein Oheim Nadix Alos zerstörte das Geräthe, und mordete die Sclaven. Wer hat Naharin getödtet? Nadix Fez, antwortete das Mädchen, ohne zu zögern. Glaubt Ihr die Dame zu erkennen, welche sich mit Eurem Oheime in seinem Zelte besprach? Ich würde sie an ihren Zügen nicht ge nau erkennen ; denn, weil ich zu schlafen mich stellte, hatte ich nicht gewagt, ihr fest ins Gesicht zu blicken, allein ich werde sie an ihrer Haltung und an ihrer Stim me bald erkennen. Werdet Ihr Euch nicht dabei irren, seid Ihr dessen gewiß? Oh! gewiß! ihre Stimme klingt noch in meinem Ohre. Der Tscha-Fetiz unterbrach die Si tzung, und schrieb an den Khan. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und der Tscha gab von ihrem Inhalte alsobald Nachricht dem Rathe. Der Khan will bei dieser scheußlichen That um jeden Preis hinter die Warheit kommen; er will nichts unterlassen, um zu diesem Ziele zu gelangen. Daher wer den gegen unsere Sitten, die in dem Schlosse deS Khans wohnenden Frauen, Laufende Rummer SS. von seiner Mutter angefangen bis zu sei nen fünf Gattinnen, verschleiert vor uns ziehen, und dabei einen Vers aus dem Koran laut hersagen. Alle Frauen der Chefs, und der Offi ziere des KhanS erschienen auch wirklich wenige Minuten darauf in weißer Klei dung, den Kopf mit einem langen Schleier bedeckt, und indem sie vor dem hohen Ge - richtvhofe vorbeizogen, sprachen sie einzeln, und mit vernehmbarer Stimme einen Vers aus dem heiligen Buche. Siebenzig Frauen waren auf diese Art an den Richtern vorbei gezogen; und eS blieb nur noch Eine übrig. Sie setzte sich in Bewegung und sprach den Vers: Der Engel Gottes wacht über die Ge rechten und Unterdrückten, und er gesteht dem Verbrechen nicht den Schlummer der Unschuld zu stören.— Das ist die Stimme, welche ich gehört habe, rief das Mädchen, indem es rasch aufstand. Alsogleich ließen zwei Narbecks (Ge richtsdiener) den Schleier fallen, welcher das Gesicht der Frau hüllte; wie groß mar die Verwunderung des Rathes, als wan die Mutter des Khans Segheb-Mo helam in ihr entdeckte. Jedermann stand wie versteinert da. Der Khan war in aller Eile davon benachrichtigt worden. Die Gerechtigkeit muß ihren Lauf ha ben, sprach er, indem er wenige Minuten später vor dem Rathszelte vom Pferde stieg; Richter, sprecht frei, nach Eurem Gewissen. Der Rath zog sich inmitten eineö lan gen Schauderns zurück. Mittlerweile suchte die Mutter Seg heb-Mohelams, von dieser unerwarteten Anklage anfangs niedergeschlagen, durch Schluchzen und Thränen ihren Sohn zu rühren. Naharin hatte ausschließende Rechte über Dein Herz erlangt sprach sie zu ihm--meine Mutterliebe hat mich ver blendet ; verzeihe mir: Du weißt nicht, was es in der Zärtlichkeit einer verkann ten Mutter für Grausames gibt. Der Khan blieb kalt, und indem er ste hend sich an die verlassenen Schranken deS Raths lehnte, schien er die Bitten seiner Mutter gar nicht zu beachten. Endlich kehrten die Richter stillschwei gend zurück, und ihre Stille schwebte über der ganzen Versammlung. Nun sprach der Tscha-Fetiz, die eine Hand auf den Koran, die andere auf sein Herz legend, nachstehendes Urtheil: „Der Todtschläger verdient den Tod; derjenige, welcher zum Verbrechen anräth, verdient eine schreckliche Strafe. Der Anstifterin Mirza - Anund soll demnach die linke Hand abgehauen wer den. Nadir-Fez der Verführer seiner Brü der, ist zur Enthauptung verurtheilt. Kolag - Ho und Alo - Zar werden drei Stunden lang die Strafe des Pfahls er leiden. Nadir-Kolang-Ho wird, sowohl in An» betracht ihres Alters, als ihrer Aussagen und Enthüllungen von jeder Strafe los gesprochen. Dieses Urtheil soll auf der Ebene von Nopals, wo es am 6. Tage des MondeS von Achmed (22. Juni) gefällt wurde, auf der Stelle seine Vollstreckung finden." Ein zerreißendes Wehklagen und Stö hnen folgte auf die Verkündigung dieses Urtheils; es kam dies von der Mutter deS Khans, welche sich der Reihe nach an ih ren Sohn und an die Richter um Gnade wandte. Segheb - Mohelam aber, stetS kaltblütig, befahl, daß man die Anstalten zur Execution ungesäumt treffe. Bald darnach setzte sich der Trauerzug nach einem etwas erhöhten Punkte der E bene, welchen man den Habut-Kis nann te, in Bewegung. Die Diener des Gerichtshofes öMeten den Zug mit dicken Bambusstäben in der Hand, an deren Spitze sich eine Art gol denes Kleeblatt befand. Hierauf folgten
Significant historical Pennsylvania newspapers