55 e ,ll Ä i n H M'dtltckt llild beraiivgegebeil voll A r ll o l d P ll w e ll e, 11l der Süd ittcu Straße, Elte der Cherll) Allel). N e l) lii' 6 Wtl lhsHalls'Hofe H'.'gelilihcl Jahrg. 7, ganze Num. eding » ngrn. Der zz.ldcr.llc Zscob!'.c!'.!cr erscheint jeden Dienstag auf eine»! Grossen Suxcri.'l-Bogen mit schönen vettern gedruckt. Der Lubseri'ptionS-Preis ist Ein Thaler des Jahrs., welcher in halbjahiliche Vorausbezahlung erdeten wird. Wer i>» Vaufe des Jahres nicht bezahlt, werden .PI angerechnet. Für kürzere Zeit als <i Monat wird kein llnterfchreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann ange nommen, wen sie einen Monat vor Ablauf des Subfcriptions-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt, lln terfchreibern in hiesiger Ltadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibet-. und Mittheilungen müssen postfr ? i eingesandt werden dem Deutschen Republikaner.) ser Feldwebel von der Pvts dnmer C»)arde. „Mümchen. Sie reden vom Schwe enkönig Kall den Zwölften. Wir aber reuen uns des wackeru Friedrich Wilhelm. 5r »»lag seine Fehler haben, er mag..." „O »nein Kind, es muß Niemand auf srden ungebundenen Willen und unge 'undene Macht haben oder er besitzt zu gleich die göttliche Heiligkeit. Denke Dir 'ine Gottheit mit Launen und Leidenschaf en, nnd Du hast . . ." „Alle Teufel!" schrie der Invalide : ,Das wird mir fast kraus. Laßt mir »»einen König in Ehren! Er meint's gut, mmer gut, beleidigt kein Kind, und ist Zoldat dazu, wie Keiner in der Welt.— haben Sie denn, Frau von Moos, in Zhrem Lande keinen Herrn „Nein, anßer Gott, keinen.^ „Das ist etwaö kurios. Den haben vir hier bei uns auch. Aber der Herr gott kommt doch bei Ihnen nicht in Per so» auf deu Berg Siuai, wie vor Zeiten, und gibt Gesetze." „Nein, die Bürger vereinigen sich zu den», was bei ihnen gelten soll, und wäh len Obrigkeiten, die darüber wache», daß Alles darnach geht." „Zum Kukuk, daS muß eine Hotte»- totteuwirthfchaft fei»." „KemeSwegs. Alles geht in Ord nung." „Also starke Garnisonen, die das Volk in Zucht halte» „Gar keine Soldaten. Man schickt einen Weibel mit Mantel uud Stab, uud 'Alles gehorcht." „Wunderlich, aber mir gefällt's nicht. Ei» Land ohne Soldate» ist wie eine ohne Häuser, wie ei» Wald ohne Bäume. Daö verstaud ii»ser König bes ser. Er jagte die Hundert Kammerher<- ren seines Vaters zun» Henker und sparte sich den Bissen von» Munde ab, und füt tert dafür jetzt ei»»e Armee von fünfzig tausend Mann, die prächtigste Armee auf Gottes weitem Erdboden. Und wie geht's Frau von MooS, mit Dero Er? laubnist, »venu der Krieg ausbricht, und die feindlichen Heerschaaren gegen ihr ku riofeö Land ziehen, mit Kavalerie, Infan terie, Artillerie, Freiparthie, mit Schiff brücken, Kanonen, Haubitzen nnd Bom benkesscl»? —Schickt man dann etwa dein Feind einen Weibel mit Mantel und Stab entgegen?" „Guter Krabb, um HauS und Hof, Weib und Kind, Gut und Ehre zu be schützen, ist bei uns Alles Soldat, was Gewehr trage» kann, und schlägt tapfe rer drein, als der Miethling, wie Ihr das leicht begreife» möget; kommen fünfzig tausend Feinde, rücken ihnen hunderttau send Landesverlhcidiger entgegen. So macht man's dort." „Nun denn, meinethalben. Nichts für ungut. Die Leute bei Ihnen dort sind doch nur Halbwilde, merk' ich. Ich dan ke Gott, das; er mich zum preußischen Un terthan machte. Hier haben wir doch alle Sonntage Parade auf dem neuen Markt. Blitz und Wetter, hier ist Ord nung! Wir lachten unS die Seele anS dem Leibe, wenn ein Mantel und ein Stab und ein Weibel käme." Frau von Moos, ein »venig empfind lich, wollte eben etwas bitter entgegnen, und Herr Wilmson sein Wort dazwischen reden, um den kleinen Streit zu schlichten, als einer von den Dienstboten des Hauses die Gartenthür öffnete und einen Offizier herein treten ließ. Man stand bei dieser Erscheinung so gleich ehrerbietig auf; der Invalide mit seitwärts angezogenen Arim», steif wie rine Drahtpuppe. Vater Wilmson trat denl Ankömmling, der vornehm und nach lässig mit dem Kopfe nickte, höflich und mit entblößtem Haupte entgegen. „Sind Sie der Kaufmann Wilmson ?" fragte der Offizier. —Zu Dero Befehl. Und Bcrts, Montqomerv und Schttyltill allgemeiner Anzeiger. „Sie haben Kinder?" —Einen Sohn, der die Ehre hat vor Ihnen zu stehen. „Wie alt sind Sie?" —^eunuudfünfzig. „Und der junge Bursch da?" —Zwanzig oder einundzwanzig. „Der Herr Kommandant wünscht Bei de zu sprechen. Er befiehlt Ihnen, sich mit Ihren» Sohne morgen Vormittags, Schlag neun Uhr, in» Kommaiidanten hanse einzufinden. —lch »verde gehorchen. Darf ich fragen, aus welcher Ursache mich der Herr Kommandant . . . „Weiß ich nicht, hat auch Keiner dar nach zu fragen. 'Also gute Nacht; und Schlag neun Uhr Morgens!" Damit entfernte sich der Offizier und ging pfeifend und trällernd durch denGar ten davon ; Vater Wilmson ihm mit ent blößten Haupte nach, das Geleit zu ge ben. Der Offizier beachtete es nicht und schlug die Gartenthür zu. „Juchhe!" rief Krabb entzückt, und schnalzte sich mit den Fingern beider Hän de über den» Kopf: „Hab' ich s nicht ge sagt ? Der König sah sich nicht vergebens um lind gab dem Fürsten von Dessau Ordre. Frohe Botschaft ! große Ehre!" „Woraus vermuthet Ihr das? Ich fürchte, böse Dinge stehen bevor!" sagte Frau von Moos und setzte sich zitternd an daS Bänkchen nieder. „Pah! böse Dinge! Der Offizier wä re dann doch nicht so ungemein höflich ge wesen." „Höflich?" rief Frau von Moos mit Unwillen: „Kann man einen gröbern Tölpel malen? Ließ meinen Bruder mit entblößtem Haupte im grauen Haare vor sich stehen, und rückte nicht einmal den Filz vom Kopfe, nicht einmal in Gegen wart eines Frauenzimmers." „Ei, Frau von Moos, einem Offizier liegt das Befehlshaberische in allen Glie dern. Das muß ihm wie angeschaffen sein. Aber er war sehr freundlich, sehr höflich, —solch ein Hr. ist von Adel, müs sen Sie wissen! —und denken Sie doch, er sprach mit unserm Herrn Wilmson wie Seinesgleichen, nannte ihm sogar Sie! Denken Sie doch, einen Bürgerlichen nannte er Sie! Wetter, daS hat doch etwas auf sich ! Geben Sie Acht, daö al les rührt vom König her. Morgen kommt Glück und Ehre über dieses Hans. Sie dürfen morgen noch nicht abreisen!" „Ach, mein lieber Bruder," sagte Frau von Moos zum alten Herrn Wilmson, „ich wünschte, statt erst morgen Mittag vom heitern Abschiedömahle hinweg zu reisen, schon heute davon zn gehen lind Dich mit mir zu nehmen. O Bruder, ist es Dir möglich, so fliehe mit mir, da es noch Zeit ist, diese Nacht noch. Es ist nicht gut in der Nähe der Löwen wehrlos leben!" Herr Wilmson schüttelte lächelnd den Kopf und sagte beruhigend zu ihr: „Ju liane, was auch der Kommandant oder der König von mir wolle, es wird nichts Ehr loses und nichts Ungerechtes sein. Ich bin mir keiner Schuld bewußt. Wäre ich schuldig, oder uur verdächtig, so würde mir keine Einladung zum Kommandanten geworden sein, sondern ich wäre verhaftet worden. Ich glaube aber auch nicht an die Ehre lind das Glück, welches Ärabb meinem Hause weissagt. Ich bin mir keiner besondern Verdienste bewußt, die ich um den Staat hätte, und wohl weni ger hat sie Fritz. Das Außerordentliche, was die Zukunft für uns hat, bringt sie uns immer unvermuthet; aber was wir im Voraus von ihr fürchten oder hoffen, ist nie so groß, als wir erwarten." „Gebe Gott," seufzte Frau v. MooS, „daß Du nicht das unvermuthete em pfängst. Ich fürchte mich nicht vor den Menschen, aber vor denen, die weniger als Menschen sind, oder mehr als Menschen sein wollen." Vater Wilmson strich der Schwester lächelnd mit der Hand über das Gesicht. zu loben und c>l?ne Hl»»el?t zu tadeln." Dienstag de» August, „Weg mit den Sorgen !" sagt er. „Du bist noch immer wie vor zwanzig Jahren, die kunmierreicht Juliane! Laßt unS i»'s Haus trete», es wird kühl. Wir neh me» »och ei» Schlafträiikchcn. Fritz, fort in den Keller; eine Flasche Malvasier!" Des ander» Morgens war Alles im Wilmsonschen Hause schon früh in Be wegung, um die Vorbereitungen zum Ab schiedsfeste zumachen, welches Hr. Wilm son seiner Schwester 'gab. Dieser Eh renmann, sonst schlicht und recht in allen Dingen, pflegte in seiner Haushaltung eiue Sparsamkeit zn üben, welche fast an Knauserei grenzte. Aber bei außeror dentlichen Anlässe» wußte er seines Auf wandes fast kein Maß und Ziel. Da wurde» die köstlichste» Leckerbissen um je den Preis herbeigeschafft; die theuersten Weine flössen in Strömen; die stets ge schlossenen Prachtzmimer seines Hauses wnrden geöffnet, und statt des bliuden Ziiiiiö auf de» Tischen glänzten silberne Teller und.Schüsseln, nnd den Boden be deckten morgcnländische Teppiche. Bei fünfzig Peisonen ans seiner Bekannt schaft waren heute znm Abschiedsschmause eingelade». Zwei Musikchöre sollten ab wechselnd in entferuteu Nebenzimmern, während des Gastmals, das Ohr der Gä ste ergötzen. Ningsnm an den Wänden prangten und dufteten in geschmackvollen Porzellalivasen malerisch geordnete Blu men. Er selbst ging von Zimmer zu Zimmer umher, uachzuschauen, ob sein Wille recht vollzogen »verde. Es war ihm nichts zu prächtig, nichts zu theuer. — Während des Essens sollten sich seine Schwester uud sein Fritz still entfernen und verschwinden ohne Lebewohl. So »rollte er's. „De»n einem großen Schme rze," sagte er, „hilft eine große Zerstreu ung am besten ab. Das Gemüth wird im Gleichgewicht erhalten. Ich kenne mich, ich bin zu weich ; drum thu' ich Für sorge. Ich halte es mit Till Eulenspie gel : Ernste» Sinn, »renn Alles glückt, leichten Sin», »veiin s übel geht." Als Frau von Moos bei ihn» erschien znm Frühstück, konnte sie sich nicht er wehren, ihm weinend um den Hals zu fallen. „Bruder, ich jammere nicht we gen unserer Tiennung," sagte sie, „aber die Einladung zum Koinmaiidaiiten, — glaube mir's, es steht Dir und uns Allen Uiiheil bevor." Er lachte. „Ich hatte einen fürchterlichen Traum diese Nacht. Ich sah meinen verstorbe nen Mann. Ich wunderte mich, ihn noch lebend zu sehen. Man stirbt nicht, sagte er wenn man von der Erde geht. Bis Du zu mir kommst, besuch ich Dich zu weilen, wie ich schon oft gethan habe. — Jetzt begleite mich in meine Wohnung. —Wo wohnst Du, fragte ich. Er zeig te auf eine uralte Kirche. Wir traten hinein. Wir gingen mit schallenden Schritten durch einTodtengewölbe. Links nnd rechts Reihen von Särgen. Er leg te sich in einen leeren Sarg. Der dort, sagte er, und zeigte auf einen andern lee ren, ist für Dich wenn Du kommst. Die dort schlafen gut! fuhr er fort und zeig te zur Rechten. Ich blickte hin und er blickte Dich, Anton, in dem einen, und Fritz in dem andern Sarge. Mich über lief ein Schauer. Hättest Du sie nur gewarnt, sie wären noch nicht hier! sagte mein Mann. Ich habe sie ja gewarnt! sagte ich, und Thränen verdunkelten mei nen Blick, so das, ich die Särge nicht sah, sondern es floß ein milchweißer Glanz darüber. Und Alles lösete sich in dem Schimmer auf, der von oben her aus un endlichen Fernen strahlte; und ich fühlte mich in einer wunderbaren Lust selbst nicht mehr, denn ich ruhte und schwebte selber wie ein Glanz im Glänze. Das kommt daher, sagte, doch nicht mit mensch licher Stimme, ein Heller Strahl, der mich durchdrang,—aber es war das Wesen mei nes Gatten, —das kommt daher, weil Du bei mir bist. Und Dein gewesener Bru der Auton und sein gewesener Sohn Fritz sind auch da. Wie, rief ich, Alles ge storben ? Darüber erwachte ich; aber ich hörte mich wachend noch das Wort gestorben rufen, und es war finster um mich, und eS hallte meine Stimme von den Wänden zurück, daß es mich mit Entsetzen durchschauderte. Indem schlug die Thurmuhr der St. lohanniskirche Mitternacht. Ich lag im kalten Angst schweiße. Erst gegen Morgen schlum merte ich ein." Herr Wilmson sagte: „So geht's, wenn man wohlgemeinten Rath verachtet. Warnte ich Dich nicht gestern 'Abend, nicht von den Neunaugen zu essen? Sie machen auch mir jedesmal Unverdaulich keit und unruhigen Schlaf. Und derglei chen Träume können einem ganze Tage die widerlichste Farbe geben." Da brachte Fritz einen Brief, den ihm eine fremde Dienstmagd für seinen Vater gegeben. Herr Wilmson öffnete ihn und fand keine Untelschrift, sondern nnr we nige Zeilen darin: „Ein guter Freund ermahnt Herrn Wilmson, nach Empfang dieses in's Bett zu gehen und für einige Tage todtkrank zu werden oder zu schei nen. Erwähnter guter Freund weiß aus sicherm Munde, daß Herr Wilmson dem Könige allzugut gefallen hat. s»„ienti «irt. Anfangs stützte Herr Wilmson beim Lesen dieser räthselhaften Zeilen; die Handschrift war ihm unbekannt. Dann sah er lächelnd, mit argwöhnischer Schalk heit, seine Schwester an, zerdrückte das Papier in seiner Hand, und steckte es ein. Nun erzählte Fritz von seinein gestri gen Abenteuer, von der Schönen im Trau erkleide, ihrem geraubten Schnupftnche und Meerschaumkopf und dem Zeisig mit dem glänzenden Hutknopfe. Hrn.Wilm son war das Geschichtchen willkommen. Es diente zur Zerstreuung seiner Schwe ster, die das Tuch und den Meerschaum kopf auf allen Seiten betrachtete, und Namen und Stand der beraubten Schö nen entziffern wollte. Ih>e weibliche Neugier war um so mehr gereizt, da Fritz mit einer seltsamen Begeisterung, die ihm sonst, wenn er von Frauenzimmern sprach, nicht eigen war, über die Liebenswürdig keit der unbekannten Blondine redete. „Ich hab' es nicht für möglich gehal ten," rief er, „daß ein so wunderbarer Reiz, wie wir ihn nur überirdischen We sen in unserer Einbildungskraft verleihen, in menschlicher Gestalt wirklich erscheinen könne. Ihr Gehen war ein leises Schwe ben ; ihr Bewegen ein unaussprechliches Einschmeicheln, ich möchte sagen, eine Mu sik der Augen ; ihre Stimme nicht wie ein Ton, den das Ohr vernimmt, sondern wie ein süßer Klang, der in unserm Innern, wie aus Träumen zittert; ihr Antlitz wie das Antlitz eines kindlichen, in Andacht und Entzücken schwebenden Seraf's; ihr Blick ein gütiges, liebkosendes und doch mild flehendes, demüthiges Lächeln voll überirdischen Lichtes." „Mit einem Wort," unterbrach ihn Water Wilmson lachend, „es war ein En gel, ohne Fleisch und Blut." „Fast hätt' ich s glauben mögen !" sagte Fritz ganz ernsthaft : „Denn sehen Sie, in ihren Gesichte war eine gewisse Klarheit, ein gewisses Durchsichtiges, ein —es läßt sich nicht mit Worten deuten, nicht mit Farben wiederspiegeln. Ich »verde dieses Gesicht, diese Gestalt, diesen Zauber, diese Heiligkeit, so lange ich ein Gedächtniß habe, nie vergessen." Frau von Moos, die schon ein Plän chen für Fritz gemacht hatte,—auf ihrem Landgute am Bodensee wohnte eine ent fernte Verwandtin ihres verstorbenen Mannes, ein hübsches jnnges Mädchen, das ihr sehr lieb war,—machte eine sau ersüße Miene und sagte: „Fritz Deine künftige Frau wird auf keinen Fall mit deinem Gedächtnisse zufrieden sein." „Ist dein Seraf nicht schon wieder in den Wolkenhimmel zurück," sagte der Va ter, „so muß er Dir und mir noch einmal erscheinen. Ich lasse Tuch und Meer- Laufende Nummer ii?>. schaumpfeifeukopf ausrufen, austrommeln in die Zeitungen fetzen, in die Hamburger, in die Berliner ; lasse Zettel an die Stta ßenecken kleben, sogar an die Kirchthü rem —" Unter diesen Gespräche, die mannigfal tig wechselten und von Zeit zu Zeit durch das Gesinde unterbrochen wurden, welches mit Fragen wegen der Anordnung zum Feste kam, ward es neun Uhr. Herr Wilmson und sein Sohn machten sich auf, lim den Kommandanten den verlangten Besuch abzustatten. Sie gingen schwei gend neben einander durch die Straßen, jeder seinen eigenen Gedanken nachfolgend. Derselbe Offizier, welcher gestern den Be fehl überbracht hatte, stand vor der Thür des Kommandanteilhauses. Er führte die Ankömmlinge eine breite Treppe hin auf in einen geräumigen und prachtvollen Saal. Vor der Saalpforte standen zwei Grenadiere mit zugespitzten Mützen und schwarzgewichsten Knebelbart Schildwacht. Im Saale gingen Offiziere von verschieb denen Regimentern anf und ab, ohne die Hereintretenden, welche sich schüchtern und ehrfurchtsvoll verneigte», eines Blickes zu würdigen. Nach einer Weile trat aus einer entge gengesetzten Thür ein Gardeofsizier und rief in den Saal hinein : „Ob der Kauf mann da ist, lind fein Sohn auch?" Herr Wilmson und Fritz stellten sich dem Rufenden sogleich dar. „Nur mir nach!" rief der Gardeofsizier, und sie folgten ihm in ei» a»stoße»des kleines Zimmer. „Hier wartet, bis Ihr gerufen werdet:" sagte er, entfernte sich durch eine andere Thür, kam nach einer Minute zurück und sagte: „Er da, der Alte, geht zuerst hinein. — Der Junge wartet noch." Damit führ-- te er Herrn Wilmson in das Zimmer, we> er ihn vermuthlich erst gemeldet hatte. Fritz vergaß in diesem Augenblick fei ner schönen Unbekannten, und hing neu gierigen Fragen nach, warum er mit sei nem Vater hierher beschieden sei. Em Kammerdiener oder dergleichen, dessen Rocknähte lind Rocktaschen alle mit so breiten Goldtressen bedeckt waren, daß man zwischen der Tressenmenge kaum das Tuch des Kleides erblickte, stand, mit den Rücken gegen ihn gekehrt am Fenster, und trommelte leise einen Marsch mit den Fingern auf die Scheiben. Als er sich nach einer Weile gähnend umdrehte uud den jungen Wilmson sah, fuhr er zurück und murmelte durch die Zähne: „Ei ver teufelt ! Ist Er's?" Der junge Wilmson war nicht minder betroffen. Denn er erblickte in dem Mur melnden den wohlbekannten Zeisig, von gestern, dessen dickgeschwollene Nase noch ein untrügliches Denkmal von Fritzens zu Tage gelegter MannSkraft war. Der Zeisig maß ihn mit giftigen und stolze»» Blicken vom Wirbel bis zur Sohle, trat endlich vor ihn, stierte ihn fest in die Au gen und sagte halbleise zwischen den Zäh nen : „Ist Er nicht der Schlingel, der sich gestern unterstand .. ." Fritz trat zurück mit funkelnden Blik ke und sagte: „Herr, ich bitte keine Pö belhafrigkeit, oder ich färbe Sie noch ein mal roth, trotz dem Tressenrocke!" Der Zeisig zog sich ein wenig zurück uud lächelte ihn höhnisch an. Der jun ge Wilmson wandte ihm den Rücke», und ging zum Fenster. In dem 'Augen blick fuhr ein Reisewagen durch, auf der Straße unter; mehrere Frauenzimmer saßen darin beisammen. Eins derselben sah mit dem Gesichte gegen das HauS herauf. O Himmel, es war die Schöne in der Trauer!— Fritz riß hastig das Fen ster auf, ihr nachzusehen. Sie lehnte sich aus dein Kutschenschlag und schien unverwandt nach ihn, zu blicken, bis der Wagen um eine Ecke bog. „Gott!" seufzte Fritz : „Sie ist s! Und ich muß hier sein!" —Nasch zu seinem Feinde ge wandt sagte er; Eben fährt die junge Da»ne fort." (Fortsetzung folgt.)
Significant historical Pennsylvania newspapers