Wer Liberale Äeobaclzter "5/n ü, Denn. Gedrückt und herausgegeben von Arnold Puwell e, in der Süd Sten Straße, Ecke der Cherry ?lllcy. Bel) m' 6 Wirchshäus-Hoft gegenüdn-. Jahrg. 7, ga«;e Rum. ;<i«. Bedingungen Der Veobatlrttr erscheint jeden Dienstag auf einem großen Superial - Bogen Mit schonen Lettern gedruckt. s>er Subscription" - P?eis ist Ein Tha t e r de?' ~-el.lier in l-,ll,iilirli.lv>- Vorausbezahlung erbeten wird. Wer in. Vaufe des Jahres nicht bezahlt, de.» werden Hl angerechnet. Für kürzere Zeit als «Monate w.rd kein Un^ -,'7/ des geschehen und gle.chzeitig all- Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für d!n gewöhnlichen Preis "... > ll.mrschre.bern in hiesiger die Zeitung portofrei geschickt, »vettere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der llnters.l reiber. Briese und'dergl. müssen p o st frei eingesandt werden. l?lus dem Deutschen Republikaner.) >er Feldwebel von der Pots dnmer (Harde. sHortsepttii.q.^ „Welche Dame?" murrte der Kam erdiener. „Die Sie gestern beraubten im Ge änge." „Einfaltspinsel, ich berauben? Einen scherz trieb ich, und nichts weiter. Sie nnt mich wohl. Aber der Pfeifen 'Pf - - Fritz that einen Schritt näher, vergaß len Zorn und faßte ihn bei der Hand: >Zie mein Herr, also Sie kennen sie ?" „Allerdings. Aber bleib' Er mir vom eibe und thue Er nicht so gemein mit iir. Und der Pfeifenkopf?" Der junge Wilmson hätte jetzt um Al s iu der Welt gerne Frieden und Freund haft mit seinem Gegner geschlossen. Er >ar im Begriff, das unglückliche Mifwer ändniß von gestern zu bereuen und we en des Handels um Verzeihung zu bit >n. Da ging die Thür auf, und sein sater kam zurück. „Ich will nicht auf Dich warten," flü- Wilmson seinem Sohne im Vorbei ehen zn. „ich bin zu Hause nöthig.— tomm mir bald nach, sobald Du abge ertigt bist." „Warum sind wir vorberufen ?" frag e Fritz. „Still, Fntz, der König selbst ist im jimmer!" erwiederte Herr Wilmson : ,Jch weiß noch nicht, was ich eigentlich >ier sollte. Der König that gleichgülti ge Fragen nach meinem Alter, nach mei »en Vermögensumständen, nach Dir, und >b Du geschickt seiest. Dann ließ er mich gehen und versicherte sehr gnädig, er wer >e für Dich gut sorgen, wenn Du ihm gefielest. Betrage Dich muthig und an iändig. Der König ist bei guter Laune, llimm aber keine Anerbietungen an, wie wrtheilhaft sie auch sein mögen, falls Dir dergleichen gemacht werden. Erbitte Ledenkzeit, Wir wollen Rücksprache mit 'inander halten. Lebe wohl indessen. Mit diesen Worten entfernte sich Herr Wilmson. Fritz, wie hochwichtig ihm zu jeder andern Zeit gewesen sein würde, in die Nähe eines Monarchen zu treten, em pfand jetzt weder Neugier, noch Furcht, noch Anwandlungen von Ehrgeiz. Alle seine Gedanken waren von der Erklärung des hochmüthigeu groben Kammerdieners verschlungen, daß er die trauernde Unbe kannte wohl kenne. Ja, dieser Mensch, der zu jeder andern Zeit kaum seiue Auf merksamkeit an sich gezogen hätte, den er wegen seiner beleidigenden Frechheit ohne Umstände zur Rechenschaft gezwungen haben würde, verwandelte sich durch jene Erklärung für ihn in einen Mann von Würde, von Bedeutsamkeit, und ein Ab glanz von der Herlichkeit der Unbekann ten schien ihn zu umstrahlen. Er war im Begriff, sich noch einmal dem Kammerdiener zu nähern, als die Thür geöffnet ward. Der Gardeofsizier trat unter die Thür, und winkte dem jun gen Wilmson schweigend mir dem Finger. Der Jüngling trat herein und verbeug te sich mit tiefster Ehrfurcht nach allen Seiten, ob er gleich Niemanden recht deutlich vor sich sah. Es war ganz neb lich vor seinen Augen. Nicht seine Furchtsamkeit vor der An wesenheit deö Monarchen, nicht der Glanz vor dessen Majestät hinderte ihn am Se hen, sondern ein ungeheurerTabakSdampf. Das kleine Gemach war mit Generälen angefüllt, die insgesammt ihr Pfeifchen rauchten. Alle standen schweigend um her mit entblößtem Haupte; nur einer derselben saß, den Hut auf dem Kopfe, an einem Tischchen. Der junge Wilm son erkannte in ihm, als vor dem Gesich te desselben eine bläuliche Wolke zerrann, den König. Dieser betrachtete eine Weile den Jüng ling mit sichtbaren Zeichen des Wohlge fallens, nickte dann einem der Zunächstste henden zu, und sagte: „Nicht mehr als Und Berks, Momgomery und Schuylkill Cannties allgemeiner Anzeiger.^ ein und zwanzig ? Der ist noch nicht fer tig. Er hat wohl noch vier Jahre vor sich. 'Aus dem Burschen gib's etwas Rechtes, vielleicht von einen Flügelmann der Leibkompagnie." Dann wandte er sich an den Jüngling ; „Sage mir Bursch was hättest Du Lust zu werden?" —Mein Vater bestimmte mich zur Nachfolge in seiner Handlung; meine Neigungen sind, neben der Landwirlh schaft, die Wissenschaften. „Wissenschaften? Was verstehst Du darunter? Griechisch, Lateinisch, Hebrä isch, Chaldäisch?" Ich lese die alten Griechen und Römer gern, habe dabei Geschichte und Mathematik getrieben, und liebe auch die französische und italienische Litteratur. „Pfui Teufel! Aus Dir muß eS kei nen Federfuchs geben. Fort damit! Daß Du gut schreiben, lesen und rechnen kaust, freut mich. Ich will Dich avanciren. —lhre Majestät wollen geruhen. .. „Ich nehme Dich unter meine Garde nach Potsdam. Verstehst Du? Soldat mußt Du werden, wenn ans Dir ein gan zer Kerl werden soll. Du wirst nicht der Kleinste bleiben, hast vollkommen den An satz von sechs Schuh und darüber." —lhre Majestät . - . „Wenn Du Dich gut aufführst, sollst Du nicht sechs Wochen lang Gemeiner bleiben. Ich brauche in meiner Garde geschickte Leute. Hast Du schon eine Brust?" —lhre Majestät!... stammelte Wilm son, und ward feuerroth. „Seht mir doch, der Milchbart wird da krebsroth! Nun hat nichts zu sagen. Ohne meine Specialerlaubnifi darfst Du keine Frau nehmen; aber ich will Dir schon ein Mädchen geben. Also wir sind mit einander im Reinen. Hast Du den Soldatenstand lieb?" —Nein, Ihre Majestät, ich will frei bleiben. „Stock Million Teufel, was unter stehst Du Dch?" —lch habe nicht die Ehre, einer Ih rer gebornen Unterthanen zu sein. „Einerlei!" —lch bei Bürger in den vereinigten Niederlanden. „Gleichviel/' —lch werde in mein Vaterland zu rückgehen. „Das wirst Du unterwegs lassen." —lch rufe den Schuh meiner hochmö genden Herren der Geneialstaaten an. „Halt'S Maul, oder ich lasse Dir, statt des Handgeldes, zwanzig aus dem ff auf zählen." —Die Gerechligkeitsliebe Ihrer Ma jestät wird nicht gestalten, daß man ei nen freien Mann wider seinen Willen „Du kennst jetzt meinen Willen, und ich will keine ferie, sondern treue Leute. Darnach hast Du Dich zu richten. Fort, nach Potsdam. Mali soll Dir gutes Handgeld geben." —Erlauben Ihre Majestät, allerdings, ich begehre kein Handgeld, ich werde kein s annehmen. Ich habe einen Vater. Er ist mehr als vermögend, er ist reich. Er wird sich zu jeder Summe verstehen, mich loskaufen, wenn „Ich verlange kein Geld. Du bist jetzt Soldat; damit holla!" —lch verwahre feierlich meine Rechte als Mensch gegen jede Gewaltthat. Ich werde lieber sterben, als den Fahneneid schwören. „Himmel - Tausend - Sapperment !" schrie der König, sprang auf und schwang den Stock gegen den jungen Wilmson. Dieser, stolz und bescheiden, sah den Mo narchen mit einem festen Blicke an, oh ne die geringste Furcht blicken zu lassen. Der König ließ den Stock wieder lang sam sinken, warf einen zornigen Blick auf den Jüngling, und sagte mit furcht barer Stimme: Du, nicht den Fahnen schwören, Wurm Du ? Du haft keine an dere Wahl mehr, merke Dir's, als zwi- "TVillig zu lol'tn und okne Furcht zu tadcln." Dienstag den U . August, 184«. scheu der Garde oder dem Galgen. —Jlire Majestät, ich wähle lieber den letzten! sagte Wilmson ruhig. Der König hob wieder im Zorn den Stock, wandte sich dann rasch um, und sagte zum Kommandanten : „Laß Er mir den verdammten Schurken da auf der Stelle in die Kaserne bringen, oder auf die Wache. Morgen geht er mit dem übrigen Transport ab. Und macht der Kerl die geringsten Umstände, so laß Er ihn krumm schließen oder in den Bgck spannen. Marsch!" Der König wies mit Hand und Stock gegen die Thür. Der Kommandant faß te den jungen Wilmson hart beim Arm, und stieß ihn zum Zimmer hinaus, wo der Zeisig hämisch lachend das Gesicht verzog, als er seinen verhaßten Ueberwinder stol pernd auS des Königs Zimmer hervor schießen sah. Angekommen im Saale übergab der Kommandant den trotzigen Rekruten an zwei Offiziere, ihn sogleich zum Depot zu führen, mit dem Befehl, ihn auf der Stel le krumm zu schließen, bei Wasser und Brod sobald er sich im mindesten unge berdig anstelle. „Ihre Excellenz," sagte Wilmson, „wollen mir doch wenigstens erlauben, daß ich meinen Vater noch einmal sehe, und von ihm Abschied nehme?" „Wozu das ? Ist nicht nöthig." „Aber ich flehe darum, als die einzige Gnade, die Sie oder Seine Majestät mir noch erweise» können." Der Kommandant schwieg einen Au genblick unentschlossen, ging dann in daö Zimmer zurück, von woher er gekommen war, und kehrte nach einer Weile mit den Worten zurück: Man wird'S Deinem Vater melden, wenn er Dich noch spre chen will. Du gehst jetzt zum Depot." „Aber Ihre Excellenz wollen gestatten, daß ich mich in meine Wohnung begebe; denn ich bin durchaus nicht in Kleidern, die zur Reise geeignet sind." „Packe Dich zum Depot!" rief der Kommandant unwillig. „Das 'Andere mache mit Deinem Vater ab! Ich schik ke zu ihm." Der Kommandant verließ ihn. Die Offiziere nahmen den Garderekruten zwi schen sich und führten ihn ab. Auf der Straße folgte ihnen ein Korporal mit kurzem spanischen Rohr. Der Jüngling, welcher durch einen ein zigen Machtspruch Vater und Vaterhaus, Beruf, alle bisherigen angenehmen Ver hältnisse, alle frohen Aussichten in die Zukunft verloren hatte, um nun zeitle bens unter dem Hefen des Volkeö zu die nen, ging zwischen seinen Wächtern in finsterer Wuth durch die Gassen der Stadt. „Sei Er nicht so verzweifelrund trau rig !" sngte einet vön den ihn begleiten denOffizieren, der Mitleiden für den schö nen jungen Mann zu fühlen schien. „Ich bin nichts weniger als traurig !" antwortete Wilmson kurz, und knirschte mit den Zähnen. „So ist's recht. Kein Soldat hat es besser als in der Garde. ES wird Ihn in Potsdam schon gefallen; nur Geduld! Sei Er lustig und guter Dinge." „Wenn man Alles, Alles, Alles, was Gegenwart und Zukunft boten, gräßlich zerschmettert sieht!" „Denk' Er, ein Erdbeben habe Ihm das verschlungen." „Dann wäre ich traurig." „Warum dann?" „Wer kann wider Gott und Natur nothwendigkeit? Aber daß man mich aus neinem Hause, aus den Armen meines Vaters wegreißen, zum Sklaven machen darf Himmel und Hölle! das ist grausam!" Der Offizier verstand ihn nicht. Angekommen im Wachthause. ward der Rekrut dem dortigen Offizier übergeben und zu andern jungen Burschen geführt, die in einer schwarzgeräucherten Stube lau langen hölzernen Tischen saßen, Bier tranken, aßen, sangen und stinkenden Ta bak schmauchten. Sie wollten den Neu ankommenden in ihren lustigen KreiS zie hen. Er warf sich schweigend mit ver schränkten Armen in einen Winkelsitz. — Sie tranken ihm zu. Er wies sie zur ück. Sie machten sich über das arme Mutter söhnchen lustig, wie sie ihn nannten. Er antwortete nicht. Er brütete aber Plä ne der Rache von fürchterlicher Art. Sei nes entehrten, zertretenen Lebens achtete er nicht mehr. Er beschloß zu sterben und den Tod zu suchen, um der Welt daS Beispiel zu geben, daß Macht und Ge walt nichts über den Willen des Entschlos senen vermögen, der nicht in Fesseln der Sklaverei leben mag. Die lärmende Gesellschaft um ihn her war eben hinausgegangen, frische Luft zu schöpfen, als sich die Thüre öffnete. Der wachthabende Offizier und Herr Wilmson traten ein. Als Fritz seinen Vater erblickte, sprang er auf, warf sich an dessen Brust und schluchzte so laut, so heftig, daß es selbst den Offizier zu rüh ren schien. Dieser mochte nicht länger Augenzeuge des Abschiedes sein, und ent fernte sich schnell. Herr Wilmson sprach kein Wort. Er ließ den Schmerz seines Sohnes austoben. Erst als sich dieser erschöpft auf eine der hölzernen Bänke niedersetzte, trat Herr Wilmson zu ihm und sagte, indem er Frittzcns Hand nahm: „Du weinst wie ein Knabe. Ich erwartete in Dir einen Mann zu sehen, der fest und groß jeden Schicksal tragen kann. Was ist's denn mehr? Du bist Gefangener, bist Soldat. Aber bleib Du nur in Dir stark und frei und gerecht, dann ist nichrs verloren. Sie ruhig? Es ist noch nicht Alles ver loren, wenn DuDich nicht selbst aufgibst." —Wie, Sie haben noch Hoffnung, mich frei zu sehen? ~Allerdings." —Sie können mich also wieder loskan fen? rief Fritz, trocknete die Augen und sprang freudig auf. „Nein. Ich habe das Aeußerste für Dich versucht. Man hat mich abgewie sen. Der König besteht darauf, Dich in der Garde zu haben. Nun denn, Dil gehst also nach Potsdam. Du ergibst Dich in Dein Schicksal." Und daö können Sie, lieber Vater, so kalt aussprechen. „Du ergibst Dich in Dein Schicksal. Ich werde Dir Reisekleider senden. Hier hast Du Geld, wenn Du dessen bedarfst. Du gehst nach Potsdam ; Du unterwirfst Dich Allem, was Dir geboten wird; Du sollst Dir ledermaUneS Vertrauen erwer ben. Ich verlange das von Dir." —lch laufe davon, und steht gleich Galgenstrafe darauf. „Nimmermehr! Du bleibst, bis ich Dich rufe. Deine Unbesonnenheit wür de Dich und mich verderben. Wir haben hier kein schützendes Gesetz. Wage es nicht, Argwöhn oder Zorn zu wecken ; erst dann würden wir verloren sein. Ich will sorgen. Ueberlaß Gott und mir Alles. Ich werde Dich retten. Nur Du überei le nichts." —Und wie lange muß ich Sklaven dieste thun? ~Bis ich selbst frei bin, mein Vermö gen in Papier verwandelt und außer Law Oes ist. Dann wollen wir handeln. Sei ohne Kummer. Gehe Deinen Verhält nissen heiter entgegen." —Aber ich soll den Eid der Treue schwören? „Kannst Du den Zwang verhindern? Gezwungener Vertrag ist kein Vertrag. Gott und Vernunft sagen doch vom er preßten Eide los. Sollten solche Eide wider die ewigen Rechte der Menschheit gelten, so könnte man uns auch zwingen und darauf schwören lassen, vernunftlose Thiere zu sein." —lch gehorche Ihnen, Vater. „Du thust wohl daran. Wer nichts zu bereuen hat, hat über nichts zu ver zweifeln. Der König hat mir heute ein Laufende Nummer festliches Gastma! vereitelt; mehr ist' 6 nicht. Meine Schwester —" —Ach, weiß sie mein trauriges Loos? „Sie weiß Alles. Ich selbst kündigte es ihr an. Ich sagte ihr nur: Schwe ster, dein Wunsch wird nun erfüllt. Ich verlasse Magdeburg Und ziehe mit Fritz zu Dir hinaus in die Freiheit, sobald ich mich hier von allen Banden losgerissen habe. Sie war vor Freuden außer sich. Ich erzählte ihr, was mit Dir geschehen sei. Sie dachte an ihren unglücklichen Gatten, und warf ein bitteres, fürchterli ches Wort über die Gewaltigen dieser Welt hin. Dann aber sagte sie: Ich danke diesmal dem Könige. Er macht mir den Abend meines Lebens schön, ohne es zu wollen. Laß anspannen; mir brennt dieser Boden unter den Sohlen." Die Ruhe, mit welcher Wilmson zu sei nem Sohne sprach, wirkte besser auf deö Jünglings Gemüth, als jeder Trostspruch. Er betrachtete jetzt bei überraschende Be gebenheit der letzten Stunden wie ein Abenteuer, die Reise nach Potsdam mit den übrigen Rekruten wie eine Lustvar tei, und seinen Eintritt in die Garde wie eine Maskerade. Er schied heiter von seinem Vater, und erinnerte diesen nur noch, ihm mit anderen Sachen auch das weiße Tuch und den Meerschaumkopf nachzusenden. Folgenden MorgenS, mit Sonnenauf gang, ging der Nekrutentransport zum Thor hinaus über die Elbbrücke, Fritz um nicht die Augen der Menschen zu sehr auf sich zu ziehen, hatte die ziertlichen Kleider, in denen er vor dem Könige er schienen war, mit den abgetragensten Rei sekleidern vertauscht. Er wanderte nie dergeschlagen vor sich hin. Am Ende der Strombrücke hörte er sich rufen. „Alle Wetter und Hagel, Fritzchen, wer hätte uns gestern früh erzählt, daß der Blitz so schnell in den Pulverthurm fahren und Alles sprengen würde! Aber das sag' ich Ihnen, der König und der alte Dessauer meinten es verdammt gut mit Ihnen.-" Nur Sie sind an Allem Schuld. Sie ganz allein! Warum sind Sie so schön und lang aufgeschossen, daß Sie Kopfs länge über Alles wegsehen! Warum machten Sie sich uicht klein, oder krumm, oder lahm? Sie kennen die Grillen sers braven Königs!" ES war der Invalide Krabb, der dem jungen Wilmson die Hand reichte, rind ihn noch eine Strecke begleiten wollte. — Fritz drückte den Alten heftig an seine Brust. Er konnte vor Wehmuth nicht sprechen. Thränen stürzten aus seinen Augen. „Kreuzbatallion!" schrie Krabb, und wollte mannhaft scheinend den Schmerz verbeißen, der ihm die Brust zusammen zog, und die Thränen wegschütteln, die ihm in den grauen Schnurrbart sielen: „WaS ist denn das ? Ich glaube gar, Sie flennen wie ein altes Weib, Fritz. Schä men Sie sich, Herr. Hol s der Teufel, ich habe nichts mehr mit Ihnen zu thun. Ein Soldat muß nicht heulen. WaS soll das?" Krabb wollte noch mehr zu Fritzens Ermuthigung sagen aber seine Stimme brach. Er brachte kein Wort mehr übet die bebenden Lippen, drückte dem jungen Wilmson die Hand und ging weinend und fluchend über die Brücke zurück in die Stadt, indem er zwischenein für sich sang: Ade, ade, ade! Ja, Scheiden und Meiden thut weh! Sobald der junge Wilmson die Thür me von Magdeburg hinter sich aus den Augen verloren hatte, beruhigte sich sein Inneres. Er sah nur in die Zukunft hinaus, sah im fernen Hintergrunde sei ne Erlösung, seine Flucht, die freien, schö nen Ufer des Bodensees und das Landgut der Schwester seines Vaters, Zwar das rechtlose gewaltthätige Verfahren, durch welches er binnen vier und zwanzig Stun den aus der Mitte aller seiner Freunde > hinweg in einen Haufen roher oder lüder- I licher oder unglücklicher Menschen gewox«
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