Zäc adin S, MNN. Gedruckt und herausgegeben von Arn o l d Puwell e, in der Süd 6ten Strasse, Ecke d<? Cherry Alley.Beh m' s Wtrchsbaus-Hof gegenüber. Jahrgang 6, ganse 239. Bedingu n ge N.-Der zuver.lle Lrovarkter erscheint jeden Dienst.,g auf einem grossen Superiai-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis ist si n Tha l e r des Jahrs, welcher in halbjähriger Voraus bezahlung erbeten wird. Wer im Laufe des Jahre? nicht bezahlt, werden .II 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als 6 Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablauf des Subscriptionö-Termins geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bekanntmachungen werden dankbar angenommen und für den gewöhnlichen Preis eingerückt. Unterfchreibern in hie» siger Ltadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreiber. und Mittheilungen müssen postfrei eingefandt'werden. SAns dem "Westboten.") Die Entführung. Scherz.) Kasper Ungeschickt, so wollen wir ihn auf deutsch nennen, war ein kugelrunder, dreißigjähriger JunggeseU, und der einzi ge Sohn des Nebukadnezar Ungeschickt u. dessen dicker Ehehälfte. Die alten Unge schickts, wir meinen Kaspers Eltern, hat-! teu es in der Welt, durch ihren Fleiß und strenge Sparsamkeit ziemlich weit ge bracht ; denn sie besaßen ein ansehnliches, bequemliches Blockhaus in einem kleinen Landftädtchen unseres gepriesenen Ameri kas; daneben ein hübsches Stückchen be bauten Landes. Das Haus lag an einer vielbereisten Heerstraße, und es war na türlich, daß der alte Ungeschickt, als ein -kluger Mann, Reisende beherbergte, und durstigen Seelen, fürs Geld mit seinem > getauften Wein, aber desto vortreffliche-! rem Biere aushalf. Obgleich die hochlöbliche Temperenzge- ! sellschaft auch in jene Gegend des Landes ihre Apostel aussandte, so hatte doch der alte Ungeschickt stets große Kundschaft, denn siin Wirthshaus führte das Schild : "Zur vollen Tonne," ein Titel der so einladend klingt, daß es für den Dursti gen unmöglich ist, mit trockener Zunge vorüberzugehen. Dabei hatte Nebukad nezar immer vorzügliches Bier und es schien fast, daß, je lauter die Kaltwasser apostel predigten, je größer sich Nebukad nezars Bierkundschaft vermehrte. So weit wäre alles gut gewesen, hätte nicht Kasper, der einzige Sohn, den Alten man chen Stuch durch die Rechnung gemacht. , Einzige Sohne werden gewöhnlich verzo gen, und dies war auch bei Kasper der Fall. Kasper hatte gute Tage im elter lichen Hause verlebt und nichts gethan und Bier dazu getrunken. Schon war Kasper nicht, das müssen wir den hübschen Leserinnen gleich von vorn herein geste hen ; er war ein Bursch so rund wie das Bierfaß, aber auch eben so unbeholfen; böswillige Leute behaupten sogar, er sei der ungeschickteste Kerl gewesen, der je auf zwei Beinen sich durch die Welt ge schleppt. Ein gutes Herz hatte Kasper, das ist wahr, das heißt, er würde keinem Kinde etwas zu Leide gethan haben, und wäre gern zufrieden gewesen, hätte die Welt nur ihn zufrieden, das heißt ihn ungestört in seinem behaglichen Sorgen stuhle Bier trinken lassen. Aber die "Welt liegt im Argen, und will betrogen sein." Das ist ein Ren nen, ein Jagen nach Geminn und Ehre, ein Ringen, ein Laufen ja sogar ein Krie chen nach Glück ; die Letztern drängen die Vordern, und gar mancher verunglückt im Gedränge um seinem glücklichen Ne benbuhler Platz zu machen. "Es schwim me wer schwimmen kann, und wer zu plump ist geht unter," das war auch das Sprichwort der Frau Ungeschickt, denn sie war eine kluge Frau und hatte sich vorgenommen, aus ihrem einzigen Sohne "etwas rechtes" zu machen; obgleich sie hätten bedenken sollen, daß Kasper viel > - zu "plump" sei, um mit der argen Well "schwimmen" zu können. Nachdem Kasper das 16. Jahr erreicht und ihm von zehn Schulmeistern zur Noth das Ein mal Eins und ein wenig Lesen und Schreiben, beigebracht war, be stand die Mutter darauf, daß Kasper sich der Arzneikunde widme, oder mit andern Worten, sie sagte: unser Kasper soll ein Doktor werden. Der alte Ungeschickt wars zufrieden; Kasper wurde zu einem sogenannten "Doktor" gebracht, der wie dies damals oft der Fall war, zugleich das Geschäft eines Bartscherers und Haar fchneiders versah. Aber dem Kasper ge flelö nicht zwischen den Salben büchsen und Pillenkästchen, und er wurde des Doktorberufs herzlich müde, und sehnte sich zurück in die friedliche Bierstube sei ner Mutter. Dabei stiftete er durch sei ne Ungeschicktheit so manches Unheil in dem Doktorschop an, zerbrach so manches Glaö und »varf so manche Salbenbüchse Der Liberale Beobachter Und Berks, Momgomery und Schuylkill Caumies allgemeiner Anzeiger.^ um, daß auch dem geduldigen Doktor die Geduld zerriß, und er seinen unbeholfenen Kasper eines Tages mit der Weisung heim schickte: "er möge sich in irgend ei ner Schmiedewerkstätte um die Stelle ei nes BlaSbalgziehers oder Zuschlägers be bewerben; ein Doktor könne nun und nimmermehr aus ihm werden." Niemand war froher als unser Kasper, als er den verwünschten Doktorschop hin ter sich hatte. Aber der Mutter wars ein Strich durch die Rechnung und sie wünschte den Doktor mit sammt seinen Salben büchsen dorthin wo der Pfeffer wachst. Doch werkann fürs Uuglück! der alte Ungeschickt meinte: "Wer weiß wozu das gnt ist." Kasper sagte eigent lich gar nichts und trank sein Bier dazu. Doch die Mutler gab itire Hoffnung, aus ihrem KaSper "etwas rechtes zu machen," keineswegs auf. "Aus unserm Kasper soll ein Prediger werden/' so lautete der Beschluß der Frau Ungeschickt, und schon sah sie ihren Kasper im Geiste von der Kanzel herab oas Evangelium verkünden, und das kitzelte die gute Frau. Sofort wurden Anstalten getroffen, um Kasper zum Prediger umzuschmieden. Aber auch das gefiel unserem Kasper nicht, denn er sollte noch gar vieles lernen, und das Ler nen war durchaus nicht seine Sache; und als es nun gar an die lateinischen Brok ken ging, da wurde es dem Kasper ganz wunderlich im Kopfe, er konnte es nicht aushalten, und kehrte um kein Haar klü ger, zurück in die friedliche Bierstube sei ner Müller. Das Letzte was die gute Frau mit ih rem Sohne versuchte, um "etwas rechtes'' aus ihm zu machen, war, daß sie ihn in einer Zeitungsdruckerei unterbrachte. Sie hoffle ihrem Sohne werde dermaleinst das beneidenswerthe Loos eines Zeitungsher ausgebers zu Theil werden ; und wie stolz fühlte Frau Ungeschickt, wenn sie in die Zukunft blickte, und sich ihren Sohn, als den verantwortlichen Herausgeber einer Zeitung dachte; "Dr. KaSper ungeschickt, Redakteur der Weltlaterne." Darum wurde Kasper mit vieler Mühe in einer Zeitungsdruckerei untergebracht; ich sage mit vieler Mühe, denn der Herausgeber sah dem Burschen die Ungeschicktheit auf den ersten Blick an. Aber war es dem Kasper in dem Dok torschop und bei den Predigtbüchern schlecht gegangen, so ging es ihm in seinem neu en Berufe noch viel schlimmer. Man denke sich aber auch den ungeschickten, schwerfälligen Burschen in einer Zeicungs druckerei! Es war gewiß kein Wunder, daß dem Kasper schon am zweiten Tage in der "Schwarzkünstlerwerkstätte" ein großer Unfall widerfuhr, der die Hoff nungen seiner Mutter, aus ihm zuletzt doch noch "etwas rechtes" zu machen, jäm merlich zu Boden schlug. Kasper stieß nämlich durch irgend eine ungeschickte Wendung, die eben für die Presse fertig gemachte ZeitungSform um, die einge zwängten Buchstaben wurden rebellisch und tanzten zu Kaspers großen Schrecken einen wunderlichen Tanz. Kurz, das ganze Werk einer Woche, Buchstaben und Gedanken, lagen durch KaöperS Un beholfenheik auf dem Boden zerstreut. Kasper wollte sich schnell bücken um zu retten, was zu retten, war, aber sein böses Geschick schien ihm heute ganz besonders zu verfolgen; der Schwerfällige gerieth mit einem Beine in ein Fäßchen voll Druckerschwärze und schlug auf dem an dern einen jämmerlichen Burzelbaum. In diesem Momente trat der "Meister" in die Druckerei, da lag nun der arme Kasper, den Fuß noch immer in dem Far befäßchen, neben ihm die zertrümmerte Zeitungsform, im wundersamen Gemisch. Da ward der sonst so geduldige Meister zornig, ergriff einen Pack Zeitungen und marf sie dem Kasper mit den Worten "Ungeschickter Tölpel, welcher Unstern hat dich in die Druckerei geführt!" an den Kopf. Das war dem Kasper zuviel. Er nahm seine ganze Kraft zusammen, raff- "IVillig zu loben und skne Lurche zu tadeln." Mieustag öe« 2. AArit 1844. te sich auf, schleppte aber in der Eile das Schwarzfäßchen mit sich, und beschmierte den Boden unv Alles womit er in Berüh rung kam, stolpertein in der Angst seines Herzens Kopf über und unter die Treppe hinunter bis er ins Freie kam und wieder freien Athem schöpfte. Da sah er zu seinem Schrecken, daß er sich über und über mit Druckerschwärze beschmiert hat te. So konnte er bei Hellem Tage nicht heimgehen, das sah er wohl ein. Er wartete daher bis es dunkelte, und trabte dann unbemerkt, beim Lichte des Mondes der väterlichen Wohnung zu, setzte sich dort angekommen, ganz still hinter den Ofen und stellte Betrachtungen über sein wunderliches Abenteuer an. Wir wollen nicht den Schmerz und den Zorn der Frau Ungeschickt zu beschreiben suchen, als sie ihren mit Druckerschwärze überschmierten Casper erblickte. Man kann sich denken, daß sie die ganze Druk kerzunft verwünschte. CaSper schwor das väterliche Haus nicht mehr zu verlassen, und die zärtliche Mutter fügte sich gern in den Wunsch ihres Sohnes, und so wur de denn beschlossen, daß da der CaSper ei gentlich doch ein sitzsamer Bursche sei, so solle er dermaleinst die Wirthschaft über nehmen. Und so blieb der Casper von Stund an im väterlichen Hause sitzen dachte gar nichts, und trank Bier dazu. So weit wäre wieder alles recht gewe sen. Aber der Casper wurde immer älter und dicker, und auch die beiden Alten wur den immer älter, und oft hatte die Mut ter gewünscht daß Casper sich eine Frau erheirathen möge. Aber Casper wollte nichts davon hören, denn er harte es mit den Mädchen des Ortes längst durch seine Ungeschicklichkeit verdorben, und war von ihnen, wenn er sich in ihrer Gesellschaft befand, so oft und arg geneckt worden, daß man eS ihm eigentlich nicht übel nehmen konnte, wenn er sich gar nicht mehr um die Mädchen bekümmerte. Nur eine lag ihm am Herzen, und das war die Rebecca Hoch hinaus, in hübsches, 18jähriges Mädchen, die Tochter eines braven Bauers der Um gegend. Aber die Rebecca war ein schel misches Mädchen, und wies die Liebeser klärungen Caspers jedesmal mit Spott und Lachen zurück. —Es war am Isten April 1801, als Casper seinen dreißigsten Geburtstag feierte. Da sprach die Mut ter im feierlichen Tone: "Höre Casper, mein lieber Sohn, du mußt Heirathen. Siehe wir werden immer älter, und wenn wir sterben sollten, so wirst du allein in der Welt stehen." Dem Casper leuchtete j das zwar ein, aber er schüttelte den Kopf, - und antwortete : "Wenn ich die Rebecca j Hochhinaus nicht bekomme, so werde ich nie Heirathen." Die Mutter wußte nun wohl, daß die schelmische Rebecca von ih rem CaSper nichts wissen wollte, und doch hätte sie das Mädchen gern zur Schwie gertochter gehabt. Darum wußte die gu te Frau auch Rath zu schaffen. Es wohn te nämlich ein gewisser Meister Pfiffig im Orte, ein verschlagener Kopf, der schon Manchen für Geld mit guten Rath aus der Noth geholfen hatte. An diesen wand te sich Frau Ungeschickt, u. sprach : "Hört Meister Psifsig, wenn ihr aus meinem Casper und der Rebecca ein Paar macht, so belohne ich Euch fürstlich, und gebe Euch freien Trunk in meinem Hause, so lange ihr lebt." Das war Wasser auf Meister Pfis figs Mühle. Sofort traf er seine Anstalten, und schlau wußte er es anzufangen, und der hübschen Rebecca so viel Wind vorzumachen, daß, wäre Cas per nur ein wenig gewandter gewesen, er den Sieg davon getragen haben würde. Aber so scheiterten alle Versuche des Mei ster Pfiffig ; das Mädchen blieb hart wie ein Felsen, und wollte nun einmal vom Caspar nichts wissen. Darob erzürnte der Meister Pfiffig gar sehr, und wurde dem Easper gram, und schwur, ihm einen Schelmenstreich zu spielen. Zu diesem En de besprach er sich mit dem Bruder Rebec cas, und noch einigen andern listigen Ge sellen, und als der Plan fertig war, mach- te er sich auf zu unserm Casper, rief ihn i bei Seite und sprach: "Gute Neuigkeit habe ich dir zu ver künden, CaSper! Die Rebecca hat endlich eingewilligt!!" Casper horchte hoch auf, und war sehr erfreut von der frohen Kun de, konnte aber weiter nichts hervorbrin gen als: "Ha! Ha!! ' —"Aber eins ist noch im Wege," fuhr Meister Pfiffig fort. "RebeccaSVater ist ein wunderlicher Kauz, wie heut zu Tage die Alten gewöhnlich sind; er widersetz sich der Heirath. Du mußt daher die Rebecca bei Nacht und Ne bel entführen, der Friedensrichter am Ri ver wird Euch sogleich kopuliren, und dann seid ihr geborgen. Ich habe schon alles besorgt, und die Rebecca ist mit allem zu frieden. Halte dich daher morgen Abend vor dem Gehöfte des alten Hochhinaus mit zwei schnellen Pferden bereit. Aber eins mußt du mir versprechen, nämlich Verschwiegenheit. Deine Mutter darf um's Himmelswillen nichts von unserm Vorhaben wissen." Obgleich nun Casper eben kein großer Freund von nächtlichen Abentheuer» war, so war ihm doch die Rebecca zu lieb, als daß er nicht alles hätte um sie wagen sol len. Er versprach daher zu schweigen, und den Vorschriften des Meister Pfiffig aufS pünktlichste nachzukommen. ES war eine freundliche Sommernacht, als Casper mit seinen zwei Pferden in ei nem Gebüsche vor dem Gehöfte seiner Heißgeliebten harrte. Tausend Sterne glänzten am Himmel, u. der bleiche Mond versilberte die Gipfel der Tannen, und die Vögel zwitscherten die Abendhymne. Es war mit einem Worte, eine Nacht für Lie bende. Auch Casper war ein Liebender; bald sollte er seine Geliebte in die Arme schließen. Kein Wunder denn, daß ihm daß Herz hörbar schlug !—Er mochte viel leicht eine halbe Stunde geharrt haben, als er an Rebeccas Fenster ein Licht ge wahrte, gleich darauf horte er Fußtritte auf der Treppe des Hauses; die Thür öffnete sich, und heraus trat Meister Pfiffig, am Arme eine Frauensperson, tief in Mantel und Schleier verhüllt. "Das ist Meister Pfiffig und meine Re becca,'' sprach Casper leise. Schnell aber leisen, vorsichtigen Schrittes nähern sie sich dem CaSper. Psifsig hob das Mäd chen schweigend aufs Pferd, legte den Fin ger auf den Mund, und sprach leise: "Nur still, kein Wort gesprochen und schnell fort, sonst ist Alles verloren." Casper befolg te die Warnung, und gab dem Pferde die Peitsche, und fort gings über Stock und Stein, dem Flusse zu. Schon mochten die beiden Fliehenden eine Meile zurück gelegt haben, ohne daß sie noch ein Wort mit einander gewechselt hatten. Eben bo gen sie aus dem Gebüsche. Dir Mond schien so herrlich, und unser Casper, der sich nun aus aller Gefahr glaubte, fühlte so liebestrunken, daß er sich nicht enthal ten konnte, sein Pferd zum langsamen Schritte anzuhalten, und sich seiner Re becca zu nähern. Aber die vermeintliche Rebecca legte den Finger drohend an den Mund, und gebot Schweigen. Casper konnte nicht einsehen,warum er jetzt schwei gen sollte. Er wagte sein Glück noch ein mal, und ritt näher an die Geliebte hin, und sprach: "O mein, liebste Rebecca, verstell' dich doch nicht so, ich bin ja dein Casper, und du mein goldiges Mädchen, wirst Morgen früh, so Gott will, meine Frau sein!" Statt aller Antwort erhielt Casper einen so derben Schlag auf den Backen, daß ihm sein schwerer Hut vom dicken Kopfe fiel. Der Schlag war et was derb für eine Mädchenhand, das hat te Casper wohl gespürt, aber er war ein guter Kerl, und stieg geduldig vom Pfer de, um seinen Kopfoeckel wieder aufzuhe ben. Unterdessen war auch unsere ver meintliche Rebecca vom Pferde gesprun gen, hatte Mantel und Hut abgeworfen, und stand mit aufgehobener Rechte vor unserm Kasper. Aber, o Wunder! es war nicht Rebecka die vor ihm stand, son- 31. dern Rebekkas Bruder, der Grobschmidt, der sich den Spaß gemacht hatte, mit Hül fe eines Weibermantels, Hutes und Schlei ers, di Rolle seiner Schwester zu spielen. Der Mond schien hell genug für unsern Kasper um ihn den drohenden Grobschmidt erkennen zu lassen, den er statt seiner Re becka entführt hatte. Wie vom Donner gerührt stand er da, und wußte nichts her vorzubringen, bis er in die Worte aus brach : "O mein, du bist ja nicht die Re becka, du bist ja ihr Aruder, der Grob schmidt !'' „Der bin ich ! und habe große Lust dich als einen Mädchenräuber vors Gericht zu führen, mein Goldjunge!" fuhr ihn der Grobschmidt barsch an. „Ei du Töpel, du willst ehrlicher Leute Kind entführen, und meine leibliche Schwester ins Gerede zu bringen! ? Wart Spitzbube, ich habe einen großen Kitzel dir ein paar Grob schmidtfäuste fühlen zu lassen!" Unserm Kasper ward es himmelangst. Da stand er wie ein ertappter Verbrecher vor seinem Richter, und wußte nicht was er sagen sollte. Endlich wurde das ängst liche Schweigen durch mehrere herbeieilen de Personen unterbrochen. Es war der Meister Pfiffig, der mit einigen andern Spaßvögeln herbeigekommen war, um den Spaß sich anzusehen. Sie schlugen ein lautes Gelächter auf; der arme Kasper hängte beschämt den Kopf, und flehte, ihm doch ums Himmelswillen nichts zu Leide zu thun, und die Sache geheim zu halten Die Bitte wurde eingegangen, unter det Bedingung, daß Kasper die ganze Sipp schaft im nächsten Wirthshause freihalten mußte. Dort wurde bis an den späten Morgen gezecht, und auf Kaspers Gesund heit und Kaspers Rechnung getrunken. Aber dem Kasper war nicht wohl dabei zu Muthe, denn er gedachte der treulosen Re becka, und des Spottes der ihn treffen wer de, wenn die Kunde laut würde, daß er statt seinex Heißgeliebten den Grob schmidt entführt habe. Meiue hübschen Leserinnen haben sicher im Verlaufe dieser Erzählung großes Mit leiden mit dem armen Kasper gehabt. Um nun kurz zu sein, wollen wir zu ihrem Troste berichten, daß Kasper gleich nach der Entführungsgeschichte ein zwar nicht sehr schönes, aber braves und rechtschaffe nes Mädchen zur Frau bekam, die ihn zu ziehen wußte, und noch einen tüchtigen Mann aus ihm machte. Noch vor zehn Jahren sah ihn der Schreiber dieses. Er war damals schon ein Greis, lebte aber glücklich, und von einer Schaar blühender Kinder umgeben, fühlte er sich zufrieden, und hatte seine mannigfachen Unglücks fälle längst vergessen. War aus Kasper nur ein schlichter Landmann geworden, so war er doch durch das thörichte Bestreben seiner Mutter, aus ihm „etwas rechtes" zu machen, zu der Ueberzeugung gekom men, daß der Bauern- und Handwerker stand eben so ehrenvoll, und vielleicht eh renvoller sei, als irgend ein anderer Stand, und daß nicht das Geschäft, sondern die Handlungsweise den Mann ehrt, und daß der Mann im groben Kittel in diesem Lan de so gut ein „Gentleman" sein kann, alö der Reiche, der mit vier Pferden fährt. Rebecca Hochhinaus aber, die durchaus nur einen reichen und schönen Mann ha ben wollte, hat gar keinen Mann bekom men, und ist längst als alte Jungfer ge storben. Kein Vergißmeinnicht Strauß schmückt ihr Grab, und kein blühender En kel weint ihrem Andenken Thränen. Trauriges Ende. Ein alter Revolutionsheld, Namens Firnace, wel cher der Gefangennehmung des MajorS Andre beiwohnte und die Schlacht von Ticonderoga mitmachte, kam in Ohio da durch um'ö Leben, daß er, bei dem Um stürzen seines Wagens, in einen Wasser graben geworfen wurde und der Kutschen bock auf ihn hinschlug. Der Bedauerns werthe hatte ein Alter von 85 Jahren er reicht. Minerva.
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