MeslV i N A, HScnN. Gedruckt und herausgegeben von A r uold Puwell e, in der Sud 6cen Strasse, Ecke der Cherry ?llley s Wirlhsbaus Hof gegemibrr Jahrgang 6, ganse 219. Bedingung? N.-Dcr Nldrrnle IZeoll«ltlrter erscheint jeden Dienstag auf einem grossen Superial-Bogen mit schönen Lettern gedruckt. Der Subscriptions-Preis istEin Thaler des ZahrS, welcher in halbjähriger Dorausbe« zahlung erbeten wird. Wer im Lause des Jahres nicht bezahlt, werden Ol 50 angerechnet. Für kürzere Zeit als V Monat wird kein Unterschreiber angenommen, und etwaige Aufkündigungen werden nur dann angenommen, wenn sie einen Monat vor Ablaus des geschehen und gleichzeitig alle Rückstände abbezahlt werden. Bckanntinachungen werden dankbar angenommen und für den gewohnlichen Preis eingerückt. Unterschreibet» in hiesiger Stadt wird die Zeitung portofrei geschickt, weitere Versendungen geschehen durch die Post oder Träger, auf Kosten der Unterschreibe!-. und Mittheilungen müssen postfrei eingesandt werden. hirlanda, Herzogin vonßretagne. (Eine Geschichte des Alterthums.) (Fortselninq.) Gerard, der nicht zweifeln konnte, alle seine Schandthaten seien bekannt gewor den, sah dem schmerzlichsten Tode ent gegen, und er vermuthete, der Scheiter haufen, den er seiner unschuldigen Schwä gerin zugedacht hatte, werde seinem la stervollen Leben ein Ende machen. Das auf einmal erwachte Gewissen quälte sein Herz mit alten Vorwürfen, welche es ei nem solchen Erzbösewicht machen muß. Die Hölle mit allen ihren schrecklichen Peinen stand offen vor seiner Seele, als die Diener des .Herzogs mit dem Henker in den Kerker traten, und ihm seine Stra fe ankündigten. Todtenblässe überzog Gcrards Ange sicht, und Zittern ergriff alle seine Glie der, als ihm das ausgesprochene Urtheil bekannt gemacht wurde. Er getraute sich nicht um Gnade zu flehen,denn er erkann te selbst daß er keine verdiene. Die Hen kersknechte schleppten ihn fort auf den Richtplatz, vollzogen das Urtheil, und brachten ihn an Händen und Füßen ge stümmelt wieder in seinen Kerker zurück. So begierig das Volk war, die schreck lichen Schandthaten Gerards gestraft zu wissen, so sehr wurden alle Zuschauer mit Grausen erfüllt, als sie ihn gestümmelt wegschlcppen sahen, Er hat es verdient, sagten Alle; aber entsetztlichist es, wenn sich Menschen so weit vergehen, daß man so grausame Strafen an ihnen vollziehen muß. Der zitternde Finger rechtschaffener Eltern zeigte den Kindern den verstüm melten Bösewicht, und die heilsamsten Ermahnungen, jede Sünde zu fliehen, um nicht in so fürchterliche Laster zu fal len, wurzelten rief in den zarten Herzen der Unschuld. Zufrieden, weil das Laster seine verdiente Strafe empfangen hatte, kehrten Alle nach Hause, aber auch Mit lied regte sich in jedem menschlichen Her zen, und die vielen gemachten guten Vor sätze hinderten noch lange nachher manches Vergehen. Jetzt erst konnte sich Gerard die schreck lichsten Peinen der Hölle recht lebhaft vorstellen, da er nicht nur durch die Er innerung an alle seine verübten Laster thaten in seinem Gemüthe gefoliert, son dern auch durch die unbeschreiblichsten Schmerzen- an seinem Körper gequält wurde. Laut seufzte und schrie er um Hülfe und Rettung, und an der Thüre hörte der eben ankommende Kerkermeister die Worte : Um Gottes Willen, laßt mich nicht in diesem schrecklichen Elende gänzlich verzweifeln! Mitleidsvoll öffnete dieser die Thüre, und fragte: was er dann zu seiner Be ruhigung thun könne. Bittet, sagte er, bittet um Gottes Willen die Herzogin für mich um Verziehung, sonst muß ich verzweifeln. Der Kerkermeister sagte, er solle ja nicht zweifeln, daß diese ihm schon lange verziehen habe, er wolle aber so gleich gehen, und ihm die sichere Nachricht hiervon bringen. Hirlanda's unbeqrcnzte Feiudcciliel't und Gcrardi? Ende. Auf wiederholtes Fragen und Bitten mußte unterdessen die Strafe Gerards der Herzogin eröffnet werden, worauf sie sich so entsetzte, daß sie beinahe ohnmachtig wurde. O wie gerne, sagte sie dann, hätte ich noch länger, noch Jahre lang gelitten, wenn durch mein Leiden eine sol che schreckliche Strafe hätte gehindert werden können. Konnte denn gar keine Schonung mehr eintreten! Hätte ich dieses eher gewußt, ich hätte mit Bitten nicht nachgelassen, bis die Strafe gemil dert worden wäre. Gute Herzogin, sagte der ehrwürdige Abt Bertrand, ich kann mich über eure gränzenlose Feindesliebe nicht genug wun dern ; muß euch aber gerade zu sagen, daß Gerard noch eine weit größere Strafe Der Liberale Beobachter Und Berks, Monlgomery und Schuyltill Cauntics allgemeiner Anzeiger.^ verdienet hätte, und daß gerade diese Stra fe das Mittel werden kann, ihn von dem ewigen Untergange zu retten. Denn wenn er jetzt nicht zur Reue und Buße geführt wird, so wäre er in jedem andern Falle ewig verloren. Wird ihm aber auch hierzu hülfreiche Hand geboten? fragte Hirlanda; frei lich, erwiederte der Abt, aber er muß zu erst in einer solchen Gemüthsstimmung sein, daß man ihm helfen kann; denn wenn sich sein böser Sinn nicht ändert, so wird ihn Niemand zur Buße bringen können. Bei diesen Worten trat der Kerkermei ster ein, und erzählte, was er von Ge ralden gehört, und was er ihm verspro chen habe. Hirlanda und der Abt wa ren beide im Herzen erfreut, daß sie nun den Gerard zur Reue und Buße bereit wußten. Gleich will ich selbst zu ihm gehen, sagte Hirlanda, und ihn von mei ner gänzlichen Verzeihung versichern. Nicht doch, sagte der Abt: Der Kerk meister kann dieses in eurem Namen thun, der gräßliche Anblick könnte eurer ohne hin schwachen Gesundheit schädlich werden. Gewiß nicht, sagte Hirlanda, vielmehr wild mir seine wahre Reue und Buße heilsam für Geist und Korper werden. Laßt mich, ich bitte euch, denn ich kann nicht ruhig sein, bis ich auch ihn wenigst in etwas beruhigt weiß. So erlaubet doch, erwiederte der Abt, daß ich Euch begleite. Nicht nur erlaube ich dieses herzlich gerne, antwortete Hir landa, sondern ich hätte darum gebeten, wenn ich eine so große Bitte zu thnn mich getraut hätte. Alle drei eilten jetzt dem Kerker zu, und noch mehrere folgten ihnen in einiger Entfernung unbemerkt bis an die nur zugelehnte Kerkerthüre. Sobald Gerard die Herzogin kommen sah, flössen häusige Thränen über seine blassen Wangen. Seine Blicke wollten in ihrem holden Angesichte Verzeihung suchen, aber das gräßliche Bild des mensch lichen Elends trübte ihr Auge und mach te sie sprachlos. Entsetzet euch nicht stammelte ihr Gerard entgegen, beste Hir landa, ob meiner wohlverdienten Strafe, ich habe noch weit mehr verschuldet, lind binö schon gar nicht werth, von derjeiü gen noch selbst besucht zu werden, die ich so viele Jahre aufs grausamste verfolgt, und mit Schande bedeckt habe, ja ganz zu Grunde gerichtet hätte, wenn nicht eine höhere Gewalt mir in den Weg getreten wäre. So sehr, sprach Gerard weiter, auf der einen Seite euer Anblick meine Seele foltert, so trostvoll ist er auf der andern wieder für mich, weil ich weiß, daß die Unschuldigste und ihre eben so un schuldige» Kinder noch leben, und daß der Himmel durch seine Dazwischenkunft we nigstens die schrecklichen Folgen meiner Sünden gehoben hat; was mir allein ei nen Strahl von Hoffnung übrig läßt,daß ich vielleicht noch Gnade und Verzeihung bei Gott finden werde. Ach Gott, wie habe ich doch so grausam werden, und Euch, die mir immer nur Gutes und Lie bes gethan hat, so viel Leid verursachen, so viel Schmach anthun können. Verzei het, beste Hirlanda! so schloß er, verzei het dem reumüthigen Sünder, der so ger ne Alles ungeschehen machen möchte, aber nicht mehr kann. Gerne will ich alle mei ne Schmerzen und Leiden ertragen, wenn ich nur Verzeihung finde. Denn alle die se Leiden sind nichts gegen die Leiden mei ner Seele, aber auch diese habe ich wohl verdient, habe noch mehr verdient, als ich zu leiden im Stande wäre. Gerard schwieg nun, und Hirlanda ver sicherte ihn jetzt in den rührendsten Aus drücken ihrer gänzlichen Verzeihung, sag te ihm, er solle fest auf Gott, auf dessen väterliche Barmherzigkeit, aufJesusChri stus seinen Erlöser vertrauen. Ja, sagte Abt Bertrand, indem er ein kleines Kru cifix herauszog, und neben Gerard an die Wand hängte, auf diesen, den dieses Bild vorstelllt, setzet jetzt euer ganzes Vertrau- "IVillig zu loben und ohne Furcht zu tadeln." öett 14. 1843. en, denn er hat alle unsere Schulden und Sünden auf sich genommen, und sie durch seinen Tod am Krenze getilgt; er ist un ser Erlöser, Heiland und Seligmacher. Aber wenn ich auch fest auf Jesum ver traue, sagte Gerard wieder, wenn ich mit herzlicher Reue zu ihm um Hülfe rufe, wird er wohl Jenen in den letzten Augen blicken noch hören, der in feinem ganzen Leben beinahe nichts von ihm hören woll te, der seine heilige Religion verachtel/sei heilsamen Lehren mit Füßen getreten hat? Ja, erwiederte ihm Abt Bertrand, er wird euch noch hören, denn er hat ja auch den Missethäter am Kreuze in den letzten Augenblicken seines Lebens noch erhört, hat ihm auf sein reumüthiges Bitten das Paradies verheißen. Vertrauet, bittet, das himmlische Paradies wird euch zu Theile werden. Hirlanda, welche unterdessen den Ge rald aufmerksam betrachtete, sagte jetzt dem Kerkermeister, er solle sogleich dafür sorgen, daß Gerard ordentlich verbunden werde, sie wolle gleich gehen and alles Nö thige dazu hergeben. Und nicht nur die ses, sondern auch ein gutes Bett ließ sie für Gerard in den Kerker tragen, und suchte ihm sein Elend zu erleichtern, so viel sie konnte. Nochmal am späten Abend besuchte sie ihn, tröstete ihn, versicherte ihn ihrer völ ligen Verzeihung, und hörte jetzt seinen aufrichtigen Dank für dieses und alles erwiesene Gute in den rührend,cen Aus dlücken. Der da, sagte er, indem auf das Bild des Gekreuzigten hinsah, welcher keinen Trunk Wasser unbelohnt läßt, wol le euch alles tausendfältig vergellen. Noch fragte Hirlanda, ob er nicht spä ter einen Priester wünsche? ja freilich, sagte er, nicht nur wünsche ich einen, son dern ich bitte euch angelegenst, daß ihr mir morgen einen zusendet. Heute Nacht werde ich die Geschichte meines sündhaf ten Lebens vor den Richterstuhl des Ge wissens hinstellen, und Morgen wird mir ein Priester sehr erwünscht sein, daß er mir in dem Worte Gottes, in den Heils mitteln unserer heiligen Religion Trost und Beruhigung bringe, und die nöthige Kraft zu dem nahe bevorstehenden letzten Kampfe verschaffe. Hirlanda versprach noch für ihn zu be ten, wünschte ihm eine gute Nacht; und sorgte dafür, daß die ganze Nacht jemand bei ihm war. Am frühen Morgen erkundigte sich Hirlanda, wie Gerard die Nacht durchge bracht habe, und sie erfuhr, daß er-im Ganzen genommen ziemlich ruhig gewe sen, nur wenige Male gejammert nnd aus gerufen habe: Großer Gott, erbarme dich meiner, und daß er so eben gesagt habe, man solle die Herzogin bitten, daß sie ihm bald einen Priester sende, denn er sei jetzt bereit, und fühle sein Lebensei.de ziemlich nahe. Die Herzogin hatte noch am Abend je nen Geistlichen der sie zum Scheiterhau fen begleitet hatte, auf das Schloß bitten lassen, und gieng jetzt mit ihm zu Gerard. Voll Tüte und Milde fragte sie ihn über fein Befinden, sah aber wohl selbst, daß die Todesschwäche merkbar zunahm. Deß wegen fragte sie ihn noch, ob er nichts mehr anders wünsche, und ließ ihn mit dem Priester allein, sobald sie eine vernei nende Antwort er halten hatte. Gerard legte mit wahrer Demuth und unzweideutiger Reue sein Sündenbekennt niß ab, bat Gott um Barmherzigkeit und Gnade, den Priester um Trost und Bei stand, und verschaffte gewiß den Engeln im Himmel jene schöne Freude, die sie ü ber die wahre Bekehrung des Sünders haben. Nachdem er nun die feierliche Zu sicherung, daß Gott ihm verziehen habe, erhalten hatte, da hatte er nichtö mehr zu wünschen übrig, als daß ihm auch sein Bruder Artus, und der junge Herzog Ber trand verzeihen möchte. Gerard bat daher den Priester, daß er ihm auch hierzu verhelfen möchte, dann wolle er gerne, recht gerne sterben. Der Priester versprach ihm dieses zu thun, und gieng dann auch sogleich den Herzog aus zusuchen, den er sammt seinem Sohne in der Kapelle fand, wo beide dem lieben Gott herzlich dankten wegen der schönen Bekeh rung Gerards. Kaum hatte ihnen der Priester dessen Wunsch eröffnet, so eilten beide mit ihm in den Kerker, welches zu thun sie so eben beschlossen hatten. Beide hatten die Au gen voll Wasser, sobald sie den Gerard erblickten; mir ineinander geschlungenen Händen nahete sich Artus dem Sterbela ger seines Bruders, und mit gebrochener Stimme rief ihm dieser entgegen: Ver zeihe lieber Bruder/ ich habe dir viel Ue bels gethan; verzeihe lieber Nesse deinem sterbenden Onkel, und sieh, wie Gott das Laster bestraft, weil er, heilig, dieses stra fen muß, und nur die Tugend belohnen kann. Noch mehr wollte er sagen, aber er konnte vor Schwäche nichts vernehmbares herausbringen, als verzeihet ich bitte euch, verzeihet ArtuS und Bertrand sicherten ihm nun in den herzlichsten Aus drücken die gänzliche Verzeihung zu, und Gerard dankte ihnen durch Gebärden und Worte so viel er konnte, und bat dann den Priester ihm noch die heilige Weg zehrung zu reichen. Artus und Bertrand giengen nun mit dem Priester in die Schloßkirche, wo sie Hirlanda mit vielen andern in ihrer Pri vat-Andaryt begriffen fanden. Alle be gleiteten den Priester zu dem Sterbenden, sahen mit eigenen Augen, mit welch inni ger Andacht Gerard das heilige Abendmal empsieng, wie er sich bemühte dem Prie ster die schönen Gebete im Gedanken nach zubeten ; wie dieser über ihn betete, und ihn, dem Gebrauche der Kirche gemäß, mit d.n Sterbe-Sakramenten und der Gnade Gottes zum letzten schweren Kam pfe stärkte, und endlich den Segen ertheilte. Gerard sagte durch eine Kopfneigung Allen das letzte Lebewohl, daß Jedermann mit Thränen im Auge erwiederte, darauf begleiteten Alle den Priester in die Kir che zurück. (Fortsetzung folgt.) Ter liedettsivltrdlqe Gast- In den ersten Tasten deSMärz erschien eines Abends an der Thür eines Landhau ses in der Gegend von Marquina in Bis caya eine wohlgelleidete Frau und bat um ein Nachtlager gegen Bezahlung. Die Fremde wurde nicht nur eingelassen, son dern auch eingeladen, an dem Abendessen Theil zu nehmen. Tie nahm es mit Dank an, und nachdem sie gespeis't und sich ge wärmt hatte, forderte die Hausfrau sie auf, ihr auf ein Zimmer im obern Stock werk zu folgen und ihr bei Bereitung ih res Nachtlagers behülflich zu sein. Die Fremde ging voran, und die Hausfrau hinter ihr bemerkte beim Hinaufgehen an ihren Beinen ein paar schlecht aufgel'un dene Beinkleider. Diese verborgene Klei dung schien nicht recht zu der unverborge nen zu passen. Die Wirthin verleugnete indeß keinen Augenblick die heitere Laune, in der sie bisher mit der so eigenthümlich Gekleideten gesprochen. Beim Bettma chen fand sie weiter,daß die Fremde Dame sich sehr linkisch anstellte. Ohne sich et was merken zu lassen, lud sie die Fremde ein, sich noch ein wenig unten zu wärmen, und nachdem sie dieselbe an den Ofen ge führt, ging sie einen Augenblick hinaus und berichtete ihrem Gatten, daß sie einen verkleideten Jüngling im Hause hätten. Der Hausherr vermuthete in dem Jüng ling einen Räuber und entschloß sich nach knrzer Berathung in Marquina Hülfe zu holen, nicht gegen den Gast im Hause, sondern gegen dessen zu erwartende Freun de. Er schlich fort. Seine Frau suchte das Dämchen durch Gespräche mögligst lange zu unterhalten, leuchtete ihm dann hinauf und bemerkte dabei in leichtem Tone, daß eine junge Person auf einer Fußreise in schlimme Hände gerathen Manssnbe Kummer 11. könnte. "Aber bei uns im Hause sind sie sicher," fügte sie hinzu. "Gute Nacht!" damit schloß sie ab und steckte den Schlüs sel zu sich Während die eingeschlossene Person ihr nachrief, das Abschließen sei unnöthig und für sie unbequem, ging die Hausfrau ruhig hinunter, nahm die geladene Büchse ihres Mannes, schlich wieder hinauf und postirte sich vor die Thür. Nach einer halben Stunde hörtee sie erst am Schloß arbeiten, dann einen'heftigen Stoß wider die Thür, daß diese krachte. Die Haus frau legte die Büchse an den Thürpfosten über dem Schloß an und drückte los. Dem Knall folgte eine lautlose Stille. Eine halbe Stunde darauf langte der Herr des Hauses an, begleitet von sechs Miguelets (Landjägern.) In dem Schlaf zimmer lag die verdächtige Person in ih rem Blute. Der Schuß war ihr durch die Kehle gegangen. Man fand unter ih ren Weibskleidern einen Dolch, ein Paar Terzerrolen und eine Pfeife. Daraus schlössen die Landjäger, daß die Absicht des Gastes gewesen sei, seinen Spießge sellen in der Nacht zu öffnen und sie durch einen Pfiff herbeizulocken. Sie versteck ten sich im Hofe in der Nähe des Tho res ; der Hausherr öffnete dasselbe und ließ die Pfeife ertönen. Nachdem er das Zeichen mehrmals wiederholt, kamen sie ben Gestalten aus einem nahen Gehölz herangeschlichen und traten mit beschleu nigten Schritten durchs Thor herein. Die Migueletö gaben Feuer mit solchem Erfolg, daß sechs der Räuber stürzten, darunter vier tödlich getroffen. Der sie bente entkam. Die zwei Verwundeten sagten aus, daß sie erst vor einer Viertel stunde, der Verabredung mit dem Ver kleideten gemäß, im Gehölz angekommen seien. Wären sie eine Stunde früher da gewesen, so würde der Schuß sie gewarnt haben. ES hatte sich sonach ein glück licher Zufall mit der Besonnenheit der beherzten Frau zur Vernichtung der Ban de vereinigt. National Zeitung Der Louisville "Publik Advertiser'' vom 12ten October erzählt: Ein schreckliches Unglück hat dieFamiliö eines armen aber fleißigen Deutschen letz ten Montag Abend in unserer Stadt be fallen- Sein Name ist Becker; er wohnt am Beargraß Criek, nahe dem Woodland Garten, und ist ein Gerbergesell. Seine Frau, ein junges Weib von einigen 20 Jahren Alter, war schon seit langer Zeit epileptischen Zufällen unterworfen, die sich so heftig äußerten, daß stets Jemand bei ihr wachen mußte. Am Nachmittage des genannten MontagS wollte der Mann ausgehen, um einige Lebensmittel herbei zuschaffen, und beredete seine Frau, sich ins Bett zu legen, worin sie bis zu seiner Zurückkunft zu bleiben versprach. Er blieb länger aus, als er beabsichtigt hatte, und bei seinem Wiedereintritt in das Zimmer fand er sein unglückliches Weib auf dem Feuerplatze liegen—ein entstellter Klum pen,fast zu Asche verbrannt. Man glaubt, daß sie während seiner Abwesenheit auS dem Bette stieg, um ihrem Säuglinge, der schlafend in der Wiege gelegen hatte, die Brust zu reichen- Wahrscheinlich bekam sie in diesem Augenblicke ihre Zufälle, und stürzte ins Feuer, worin sie liegen blieb, bis man sie fand. Das Kind lag nahe bei ihr, mit den Füssen in der Asche, und die Beine fast abgebrannt; doch lebt es noch, und kann vielleicht genesen. (Han. Gaz. Die "Cincinnati tägliche Botschaft." welche mitunter voll Schelmereien ist.sagt: "Wir waren erstaunt, gestern einen Mann, mit einer Zigarre im Munde zu sehen, von welcher der Rauch am hintern Theil seines Halses herauskam. Der ar» me Schelm wurde vor etwa fünf Jahren von irgend einemßäuber von hinten durch den Hals geschossen; so daß die Kugel vorn am Munde herausflog. Die Wun-
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