ff Demütigt Liebe s « Bon Leoni« Menerhof-Hildcck. rig nun mochte es wohl dunkel fein draußen im'der Welt. Aber in den der Großstadt wuM es nun erst recht hell. Die grünlichen Glühlichter der Laternen die Feuchtig d«/Luft und machten sie in ei sanften Blaugrau ficht- Aus den blendend erleuchteten der großen Geschäfts brachen breit« Ströme Lichts hervor, die fächerförmig auseinander fiossen und sich miteinander vermisch ten. Aus dem nassen Pflaster flim merte und glitzerte es; die Silhouet ten und Schatten unzähliger Passan ten, die gestreckten Vierecke der Tram bohnen durchschnitten und verdunkel ten jeden Augenblick die Lichtseen un ter den Laternen und Fenstern. Alles machte Weihnachtseinkäuse. Trotz des trübseligen Wetters sprüh te Fröhlichkeit und die hastigen Ge stalten, die sich aneinander vorüber prängten; man lachte, wenn man an einanderstieß oder zwei Schirme sich ineinander verfingen. Die junge Frau, die mit hochgeschürztem Kleid «-artend an einer der Haltestellen der Straßenbahn stand, blickte lächelnd unter dem Eindruck von etwas wun dervoll Lustigem in das Gewoge und hob jede Minute ihren Schirm mit ' gestrecktem Arm empor, um einem Vortibereilenden Platz zu schaffen. — Mötzlich fuhr sie zurück, und ihr Schirm geriet ins Schwanke». Ein zierlicher Herr, nicht groß, knickte Ächt vor ihr seinen Regenschirm zu smnmen und fchlüpfts geschmeidig mit unter den ihren. Sie war sehr er schrocken; und als sie den Zudringli chen erkannte, erschrak sie ein zweite? Mal, ohne jedoch den Entschluß zur Flucht fassen zu können. „Guten Abend, Herma", sagte er; und genau zu gleicher Zeit stieß sie mit abwehrendem Ton hervor: „Ernst . ich habe dich ein für allemal ge lbeten —" - „Ich möchte dir nur gratulieren," fuhr er fort, ihr eilig das Wort ab schneidend. „Zweimal. Also ver lobt, Herma, wirklich! Und gerade mit Arnold . . . Nun, davon ein an dermal oder auch gar nicht, wie du willst. . . Also vor allem meinen Glückwunsch zu deinem Gedichtband. . . Was sagt denn er dazu zu allen den Liebesgedichten aus un serer Zeit?" Unruhig versuchte sie, einen Zwi schenraum zwischen ihm und sich her zustellen. aber er rückte nach. Sie itonnte ihn doch nicht geradezu dem Regen aussetze». . . Uebrigens war es auch gleich. Seme Nähe wirkte durchaus nicht mehr auf sie. Abso lut nicht. Sie richtete sich so hoch «uf, wie sie tonnte, und ruhig und freundlich, so daß sie stolz auf sich tvar, sagte sie: „Die meisten Gedichte kannte mein Verlobter ja schon von früher. Du wirst doch nicht glau ben, Ernst, daß ich Geheimnisse vor ihm habe, oder daß er sich nicht klar bewußt war, was er tat, als er lobte " „Ja nun also und du bist glücklich?" fragte er plötzlich und blickte ihr ganz nah ins Gesicht, das aber durch den befeuchteten Chif fonschleier hindurch in der unsicheren Beleuchtung nicht klar zu erlennen Mit etwas zu starker Betonung. „Und du —?" Es war das erstemal, daß sie fragte, daß sie die Existenz jener Frau, um derentwillen Ernst sie da mals verlassen hatte, offiziell aner kannte. „Du mußt jetzt anderthalb Jahre verheiratet sein." „Wie genau du das weißt!" Er verwünschte den Schleier, dessen dich tes, glänzendes Gewebe in dem Licht jeder vorüberrollenden Droschke fest und blank wurde wie ein Verschlosse oes Visier. Dann seufzte er wie in Ungeduld: „Ach, glücklich. . .! Das ar me Frauchen ist ja ewig leidend. Wenn sie dabei wenigstens den Haus balt nicht so schwer nähme! Die Frau vor der Ehe ist mit der Frau in der Ehe überhaupt nicht verwandt. . . Wer mir das gesagt hätte, daß um jeden verbrochenen Teller tagelang. . . Na Ist das nicht nett von mir, daß ich dir solch einen Triumph be reite, Herma?" Mit einer Selbstiro nie, die trotz eines schneidenden Schmerzes ein klein wenig kokett wirkte, versuchte er aufs neue, durch »en Ächleier hindurch ihre Augen zu Das Herz war ihr auf einmal > schwer vor Mitleid; Besorgnis Ivar X in ihrer Stimme, als sie ihm zurede te: „Das solltest du nicht sagen, Ernst." Fast hätte sie „Erni" gesagt, wie einst. „Es war das Beste so, sicher. Und dann wirklich du solltest mich nicht immer auf der Straße anreden." Ihr Ton war tief und gütig. tut uns es tut dir nicht zut, glaub ich " Er lMe das halb verschluckte doch aufgefangen, und feint Milien wurden Heller. „Doch, Her- l v?a. gerade. Ich möchte di» Ziel er« zählen. Wir sind doch keine konven tionellen Spießbürger daß wir uns nicht sprechen dürsten, weil wir ein mal miteinander verheiratet wa ren. Ich will mir auch deinen Ge dichtband holen darüber sprechen wir uns dann bald ja?" „Meinetwegen gelegentlich," warf sie hin. „Wühle aber nicht so in den alten Erinnerungen!" sagte sie plötzlich wie in Angst um ihn. Er sah so elend aus, daß es sie quäl te. Und um nicht bei dem Allzupein lichen zu verweilen, erzählte sie ihm. daß vor einer Stunde die ersten Exemplare angelangt seien, daß sie sofort ihrem Verlobten eins habe in die Redaktion bringen wollen, ihn aber nicht angetroffen habe. „Die er inzwischen an einem Schreib tisch und liest in einem andern Ex emplar —" Sie wollte eine Verdrießlichkeit vortäuschen; aber sie war zerstreut, denn sie sah, daß Ernst litt. Wie sie ihn doch so gut kannte besser als irgendeinen Menschen auf der Welt. Jetzt, da sie sah, daß er nicht mehr gram sein. Sie wußte nicht mehr, daß sie einst in ihrem verzweif lungsvollen Schmerz um seine Un treue ihm dies und noch weit mehr Leid gewünscht; jetzt war nur der glühende Wunsch in ihr, er möge wie- Trambahn kam und sie sich hiniuf schwang, noch ehe der Wagen hielt. Sie fühlte, daß er ihr nachblickte, und daß sie in der flinken Bewegung ihres elastischen Körpers schön gewe sen war; er hatte wohl einen schwer mütigen Vergleich gezogen zwischen ihr und der kleinen Alltagsfrau, die mit ihren Klagen über Dienstbcten auf ihn wartete. . . genüber, wo die von obenher bestrahl ten gleichgültigen Köpfe der Mitfah renden sich matt spiegelten. Weit fort war sie in der seligen und peini genden Vergangenheit. . . Bis sie sich plötzlich wieder in dem Neuen, dem Wie mochte er sich nun zu ihrem Gedichtband stellen er, der Kriti ker von bedeutendem Ansehen? Stren die Leidenschaft für Ernst, das Glück, kannte einzelne von ihnen, einzelne auch aus jener Glücks- und Leidens zeit mit Ernst. Gerade diese hatte sie ihm damals vorgelesen, da er, der Kritiker, sich ihr, der Schriftstellerin, genähert hatte. . . Nun freute es sie. Er hatte ihr nichts vorzuwerfen von Verheimlichung. . . Und wie Ernst die neuen Ge dichte auffassen würde? Wieoer kam jene Traumstimmung über sie... Gewaltsam riß sie sich heraus; fast hätte sie die Zeit zum Aussteigen ver säumt. An ihrer Vvrplatztür kam ihr das Mädchen entgegen: „Gnäd' Frau, der Herr Doktor sind schon seit einer Sie brachte eine ganze Nebelwolke i".i' a'- sie ins Zimmer hinein» ir belte. Wie sie ihn sich vorgestellt, so saß Arnold an dem von der Lampe beleuchteten Schreibtisch; erst da sie eintrat, erhob er sich, langsamer als sonst. „Guten Abend, Hermine", sagte er mit schwerem Ton. „Noch nicht küssen, Schatz erst den nassen Schleier forttun!" rief si atemlos. Im Lampenlicht glitzerte sie über und über von den Glasperl chen des Nebelregens: ihr aufgebäum tes dunkelblondes Haar war wie mit Diamantstaub gepudert. Während sie Hut und Jacke ablegte, strahlte sie ihn mit ihren mächtigen, stahlfar benen Augen unverwandt an. Er ihren betulichen Blick versinlend, fragte er: .Willst du mich verzau bern?" reichte es ihm dann zum Kuß. In feiner Zärtlichkeit war leidenschaft liche Hast; es gelang ihr nicht sobald, mit der großen Nase und dem dünnew zerwühlten Bart schienen sich neue Falten gebildet zu haben. „Was ist denn los, Schatz?" fragte sie rasch. „Ich will doch, daß du vergnügt bist und schrecklich stolz auf sie ihm von ihrer verfehlten Fahrt nach der Redaktion. Ihr Buch aus wickelnd, schlug sie es auf und wies mung. Er las und küßte stumm ihr Schläfenhaar. Und anstatt in ihr Entzücken über die künstlerische Aus „Du bist aber gar nicht lieb!" un terbrach sie sich plötzlich und klappte das Buch zu. „Nun, wenn es dich gen, er könne sie verlieren. Und doch hatte er sich noch nie zu gestehen ge wagt, daß er ihrer nicht sicher sei. Wie wollte er sie halten? In dieser Befangenheit sagte er fast trocken: „Die Gedichte sind gut, besser noch als meine Romane. Sie werden viel gekauft werden wenn auch zuvörderst mehr, weil die Leute nisse" habe," unterbrach sie ihn nachdrück lich. Sie stand an den Schreibtisch gelehnt, die Hände noch rückwärts ge gen die Platte gestützt. „Wenn du mir weiter nichts zu sagen hast als das —! Wenn du nicht magst, brauchst du keine Kritik darüber zu schreiben. Ich erwarte es gar nicht. . . . Aber verzeih, wenn ich dir dies sage: ich bin eine andere Art war immer der weniger stolze und glückliche Teil, wenn ein Buch von mir herauskam damals." Er blickte sie traurig an, während sein Kopf langsam gegen die Brust herabsank, so daß schließlich sein Blick von unten heraufkam mit dem sah nur flüchtig aus ihn hin und begann im Zimmer auf- und abzu gehen. „Und ich, die ich bei dem schreckli chen Wetter in meiner ersten Freude gleich hinlaufe. . . Ich sehe, es hätte keine große Eile gehabt. Ich brauche Mitfreuve, Arnold! Willst du mich damit an Fremde weisen?" „Ich bin ja stolz aus dich," sagte er gedrückt. „Ja vielleicht so verstands mäßig. . . Ach Sott freuen sollst du dich!" brach sie aus. „Und du mißt ab, weshalb man mein Buch laufen wird, du hast Bedeuten, ehe du das Bedürfen hast, mit m?r eines zu fein in diesem Erleben. Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen das von damals. Aber sieh bei solchen Gelegenheiten drängt sich mir der volle Unterschied auf. Damals gab es nie diese Rückhalte, dieses Halbsichfreuen und Halbabwägen. Et was Ganzes war immer da ein kräftig strömendes Gefühl in jeder ! Lage. Das ist- der Unterschied siehst du. Du magst ja nicht dafür können." Sie seufzte und hob die Schultern. „Ach, ich weiß nicht!" Gerade weil sie sich schuldbewußt fühlte, war es schwer für sie. mit Sprechen wieder aufzuhören. Es war da etwas, das übertäubt werden wollte. Er blickte sie unverwandt an, ob wohl er nicht jedes ihrer Worte hör te, denn seine Gedanken horchten von Zeit zu Zeit einem der Gedichte nach, in die er soeben eine Stunde lang versunken gewesen war. Manche hat ten durch ihre Klangschönheit, durch die Echtheit und Unmittelbarkeit ihres Gefühlsausdrucks zu ihm gesprochen. Getragen und erhöht von dieser Echt heit, war jedes Gedicht ihm als eine Notwendigkeit in sich, als aus einem Muß aus der Seele heraus geschaffen erschienen. Und das ganze Buch war voll Liebe, voll tiefer, seliger, geguäl- Ueber jene Gedichte, zu denen er selbst die Veranlassung gegeben, war er schneller hiniveggeeilt. Fast alle 'sp ach och da legt er d e ' ' um üb» die Beschämung > flint hmauszuloMsen. Dann legte > sie den Kopf und blickte - liebenswürdig zu ihm auf. , Das Herz tÄk ihm weh vor Liebe; ! er ließ sie Xeine Hand nehmen und ? ihre noch/lühle, lufifrifche Wange . darauf drücken. .Hnz," sagte er leise, „kannst du i nicht begreifen, daß dein Buch mir wehe tut?" e „Nimm es doch nicht so. Schätz!" bat sie eifrig überredend. „Komm, sei e gut. Es ist ja Vergangenheit, mit i der ich auf diese Weife fertig werden 112 muß. . ." k „Vergangenheit. . ." Er oerfuchte t zu lächeln. „Solange du noch Ver r die Hand auf den Mund; dann blät terte sie hastig in dem Buch und wies , ihm eine aufgeschlagene Seite. „Aber t dies hier, Schatz?" fragte sie ein schmeichelnd. „Wer ist denn das? Ist das nicht meine schöne liebe Ge - genwart? Ich weiß wohl noch, wie >du dich freutest. Du^ scheinst es ver- Leute über uns vorbeigingen und , schwatzten. . . Wie wir da unsichtbar > faßen und das Wasser immer dunk , ler wurde und anfing, mit Men fchenstimme zu sprechen —" . „Ja - ja", sagte er und holte tief Atem. „Ich weiß ja. . . Und Verse. . ." Er las. Und dann > deres. ! und das!" Er stieß den Finger ins Buch, als wolle er die Seite durchbohren. „Sieh jetzt sehe ich Auch in den Gedichten, da du von mir sprichst, ist Qual aber nicht Qual um mich, sondern Qual um deiner selbst willen. Einst da bist du mit vollen Segeln gefahren. . . . den den andern ja nur schwächliche Gesühlszuckungen! Da gibst du dich nicht —da verlangst du. Ausruhen auältsein —ich will dir ja Niihe gebe». Lieb wie gern! Wenn du mir nur auch geben könntest wenn du —!" Wieder unterbrach er sich durch ei nen lauten Atemzug. „Aber Lieber —" sagte sie mit einem gu ten, tiefen Ton in dies starke At- war so rnir > Mutlosigkeit in seinem Verstummen gewesen. Sie sah ihn an wie einen, von dem sie ein neues Wort erwar l ' ' d ' M s Wesen versenltest!" fuhr er ' heraus dichten konntest, dich in seine seiest du er selbst! Und das gibst du in dem Augenblick an die Oeffentlich ' leit, da du dein Schicksal mit mei- nein verknüpfst, und preist mir dein Buch an, das ihn feiert und mich de- Sie stand auf und sagte unmutig und ohne ihn anzusehen: „Darf ich mein Buch als Kunstwerk nicht lie ben? Der Mann tan» doch kaum noch in Bettacht kommen. Er ist der Mann einer andern, um derentwillen er mich verlassen hat. . . Wenn er we nigstens glücklich mit ihr wäre!" setzte sie in einem ganz verschiedenen Ton hinzu. »Aber nicht einmal das ist er das heißt ich höre, er sei nicht glücklich. Eine lriinlliche Frau, und ganz oberfläch lich. . ." Sie brach ab und sah ihn an. Vor dem Ausdruck resignierter Hoffnungs losigkeit in feinem nervösen Gesicht erschrak sie ein wenig. „Nicht wahr — für H. hast du noch nichts geschrieben?" fragte sie schnell, nur um etwas anderes zu spre chen. Da er auch jetzt nicht antwortete, setzte sie sich mit einer schmeichelnden Kopf aus seine Schulter und fragte leise mit hingebendem Ausblick: „Hast du mich lieb?" Es dauerte ein Weilchen, bis er nbch leiser erwiderte: „Ich wollte, ich l braucht. . . Gewiß habe, ich Fehler : gemacht in meiner langsamen, triti ! fchen Art... Ich weiß auch, als der Aeltere einlenken muß. . .Ich tue das immer. . . Aber ich muß > fühlen, daß du mir gehörst ich muß glauben können, daß du mich ebenso glücklich machen lannft, wie wie. .. Und wenn ich das nicht glaubte wer weiß, ob ich —" Sie hatte begonnen, im Zimmer auf und ab zu gehen; nun blieb sie mit einem Ruck stehen und blickte ihn auf, las, blätterte weiter. An der Art, wie seine Züge sich veränderten, wie er sie zu beherrschen suchte, glaubte sie die Gedichte zu erkennen, die er las? und auf einmal fühlte sie seinen Schmerz so heftig nach, daß es ihr körperlich wehe tat. Nein, da« kann er nicht ertragen, dachte sie er kann es nicht verzeihen! Und sie stand einen Augenblick atemlos, den Satz vervollständigend, den er vorhin begonnen: „. . . wer weiß, ob ich diese Qual noch länger ertrüge!" Muß er jetzt nicht aufstehen und sagen: Leb wohl, Hermine, es ist bes ser. wir trennen uns —? Was dann? Sie hatte ihn doch lieb anders lieb, als sie Ernst hatte gehabt hatte. . . Aber doch lieb Sonst hätte ihr das Herz nicht so schneidend weh tun können. . . Unvermutet, so daß sie erschrak, begann er laut zu lesen: „Wir Ware zwei Vögel und suchten ein Nest, Ich bei dir und du bei mir; Wir spannten die Schwingen, da trug uns der West, Dich zu mir und mich zu dir. Ich suchte mir Heimat und Wärme And Ruh, Ich bei dir und du bei mir— Was fliegest du und flatterst denn immerzu, Hin und her vor mir zu ihr? Nun glitten die Monde wie fern ist der Mai, Fern von dir und fern von mir Wir flogen ja doch aneinander vor bei, Tu an mir und ich an dir. . . Ich ward dir nicht Heimat, du wardst mir nicht Rast, Ich nicht dir und du nicht mir Nun bin ich des Winters frierender Gast. Fern von dir wie fern von dir!" Es war aus der Zeit nach ihrer Trennung von Ernst. Und sie fühlte, wie er jetzt eine Beziehung auf sein eigenes Verhältnis zu ihr darin fand. . . . Gegen die Tür gelehnt stand ,>-e und blicht kaum atmend, nach ihm' j' wenn sie die Augen abwendete, et was Schicksalvolles geschehen müs sen. . . Blick ruhte in Blick. Herma hörte die Uhr ticken und das Licht der Lamp- singen, störend fast, so ganz die Flucht? .In die Redaktion", sagte er. „Die Abenddepeschen erwarten. . . Und ter. „Lieber !" flüsterte sie und jetzt?" „Weil . . . Die Gedichte sind ja Kritiker. . Plötzlich riß er sv in feine Arme und schloß ihr den Mund sich zu. Es war die Flucht, eines Gedemü tigten. dessen einziger Stolz nur noch den zu sehen. . . —DaS Bindemittel. „Sind , l- Das NütsM des Vcblskeo. r, Tie Gelrbrlen liaben sich bisher »er- geben« damit beschäftigt. T«S Rätsel des Schlafes beschäf tigt seit alter Zeit die Menschheit. über de» Schlaf meditiert, Phanta z sie lind Wissenschast aller Kultur r Völker habe» sich mit ihm beschäf» !, Ursachen des Schlafes stellte der e aus den Blutgefäßen zum Herzen i als Ursache des Todes ansah. Schon < hier erschienen Schlaf und Tod als gleichzeitigen griechischen Plastik oft » so schön und sinnig dargestellt - wurden. Eine modernere Ansicht - sen Ideen so außerordentlich reiche > Eleat Anaragoras, ein Freund des t Perikles, welcher zuerst die Ermii > dung als Ursache des Schlafes und > den Wiederersatz durch Arbeit ver > brauchter Körperbcstandteile als seinen Zweck ansah i und daS ist bis heute noch die Meinung vieler Ge > lehrter und Ungelehrter geblieben, nur daß diese Meinung jetzt in rei cherem, mit Arabesken chemischer auftritt. Empedokles von Agrigent hingegen führte de» Schlaf aufteil weise, den Tod aus gänzliche Ab kühlung des Blutes zurück. Auch darin ist ein Körnchen Wahrheit, denn der Schlafende ist in der Tat um einen halben Grad kühler als der Wachende, wenigstens im Mor genschlaf, und er sucht sich deshalb vor Abkühlung im Schlaf zu schüt zen. Der Atomistiker Demokrit sieht in der Verminderung der Atmung, Plato im Aiigenschluß und der Zu rückziehung der Seele aus den Sinnen in das Körperinnere das Wesen des Schlafes. Ein durchaus richtiger Gedanke, der nur der kom menden Physiologischen Begrün- Die moderne, apparatgerüstete und erakthcitgepanzerte Physiolo gie hat es in leitenden Erkenntnis sen nicht sehr viel weiter gebracht. Im Detail sind wir weiter, wir kennen die Einzelvorgänge und die allgemeinen physiologischen Grund lagen besser, welche den Alten zur Zerlegung des verwickelten Schlaf- Problem» fehlten: das Hauptver dixKo.m- die Sinne schwinden, daß Nerven und MuSkeln sich im Schlaf erho len, das ist der Schlaf nicht allein. Der Schlaf ist alles zusammen und noch viel mehr. Wenn wir den tagsüber tätigen Körper und Geist niit einer Fabrik vergleichen, mit Maschinen, Arbeitern und Leitern, so ist der Schlaf keineswegs nur einfache Pause in diesem Betriebe früher freilich glaubte man'S. und manche glauben'S noch heute —, sondern wenn die Arbeiter und die Beamten hinausgegangen sind, dann beginnt ein heimliches und unbewußtes Leben im Schlaf, dann kommen'viele kleine Nachtgeister, .sciilzeli»äi»ichc» und Sandmänn chen, die alles reinigen, ölen, er gänzen. zurechtkchieben für den mor genden Tag, und diesen kleinen Nachtgeister» läßt sich nur durch umfassende biologische Betrachtun gen nachspüren. Diese uinfassende Betrachtungsmöglichkeit ist eine Frucht des letzten Jahrzehnts. Aber auch die experimentelle Physiologie, experimentelle Psychologie, die Ent deckung der hypnotischen Phänome ne, die klinische Beobachtung von Schlafstörungen an Nervösen und Geisteskranken, alle diese Wissen schaftszweige müssen zusammenge faßt werden, wenn eine Untersu chung iiber den Schlaf fruchten soll. Die neuere Forschung glaubt, das Organ des Schlafes im Zwi fcheiihirn, in dem sogenannten „Tha lamus opticus" (Sehhügel) gesun den zu haben. ES würde zu weit führen, an dieser Stelle die Argu mente anatomischer Art einge hender zu besprechen. Jedenfalls ist es interessant, daß diese neue Hypothese die meisten bisherigen Erklärungsversuche an Ueberzeij gungskraft zu übertreffen scheint. Der Sehhügel ist der Vermittler der Sinneseindrücke, sozusagen die Vorstation der Hirnrinde. Eine allgemeine sensorische Hemmung oder Sinnessperrung, deren Haupt organ der Sehhügel ist, bringt den Schlaf, der den Zweck hat, eine un gestörte Regeneration des Nerven systems zu gewährleisten. Wegweiser. .Warum steht denn das riesige „Halt" hier an der Korridortür?" Vermieterin: „Ach, wissen Sie. mein Student irrt sich so leicht im Ztockmerk!"
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