! lie geerbte Kraut.! (8. Fortsetzung und Schluß). „Vater, der Kerl heute nacht war kein anderer als Linas Liebhaber. Jetzt finden wir die Kugel, die zu der Der Kreistierarzt in Johannisburg wunderte sich nicht wenig, als der Dorfschulze Piontek aus Kurzontkm und sein Pflegesohn bei ihm mit ei nem toten Hunde erschienen und ihn aufforderten, das Tier zu sezieren und die Kugel zu suchen, durch die das Tier getötet sei. Nach einigem Su chen fand er das Geschoß. Der alte Bauer nahm es in die Hand, betrach tete es genau und nickte Willim zu. „Herr Kreistierarzt, jetzt werde» Sie so gut sein, die Kugel an sich zu nehmen und mit uns zum Herrn Amtsrichter zu gehen. Der Hund ist heute nacht von einem Kerl, der sich aus das Salomonsche GeHöst geschli chen hatte, totgeschossen worden. Ich glaube, wir haben den Mörder meines schössen ist". Auch der Amtsrichter, der damals die Untersuchung geführt hatte, war überrascht. Aber es war kein Zwei fel: die beiden Kugeln glichen sich aufs Haar. schössen hat?" in kurzen Worten alles, was er muß te. Er schloß: „Ich nehme an, daß der Mensch heute nacht den Versuch gemacht hat, das Mädchen zu sprechen, und dabei von den Hunden angefallen ist Pächter von Ogonken". Der Amtsrichter schüttelte den Kopf. „Das ist wenig wahrschein lich. Nach allem, was Sie berichtet Haben, muß der Mann, wenn er wirk lich der Täter ist, sich ganz sicher ge fühlt haben. Da lag es ihm doch näher, am hellen, lichten Tage unter einem Vvrwande zu den Eltern des Mädchens zu gehen". „Der Mann fühlte sich nicht mehr sicher, Herr Richter. Ich selbst bin es gewesen, der ihn gewarnt hat". Es war Willim peinlich, über die Begeg nung mit Bortwein in Bialla zu be richten, aber jetzt durfte er auf nie mand Rücksicht nebmen, auch nicht auf jich selbst. „Nach dem, was Sie mir jetzt er zählen", meinte der Richter, „scheint sich die Kette der Beweise zu schließen. Ich werde den Mann sofort verhaften lassen. Die Glieder, die noch zu ei nem schlüssigen Beweis fehlen, werden sich vielleicht während der Untersu chung einfügen lassen". Mutter Piontek stand während der Abwesenheit ihrer Mannsleute alle Qualen einer geheimnisvollen Erwar tung aus. Was konnte diese plötzliche Fahrt nach Johannisburg zu bedeu ten haben? Weshalb hatten sie den toten Hund mitgenommen? Zum «rstenmal nach langer Zeit ging sie zu Solomons hinüber, um dort viel leicht etwas zu erfahren. Sie erschrak, als sie Lina wie ein Häuschen Unglück im Lehnsessel sitzen sah. Das Gesicht bleich wie Wachs und so klein wie eine Faust. Nur die dunklen Augen schienen größer als sonst. Bei diesem Anblick siegte das Mitleid über den Groll in ihr. Sie gab Lina die Hand und sprach ihr Mut zu. Da hob das Mädchen die dünne, welke Hand und zog ihren Lkops zu sich herunter. „Liebe Tante", flüsterte sie ihr zu, .der Mensch, der heute nacht den Hund totgeschossen hat, ist derselbe, der Adam ermordet hat. Sag' Wil lim, daß der Bortwein heute nacht an mein Fenster geklopft hat. Ich habe mich aufgerappelt und bin ans Fenster gegangen, um ihm zu sagen, daß ich mit einem Mörder nichts zu tun haben will! Liebe Tante! Ich möchte doch nicht sterben, ohne zu wis sen. daß du mir vergeben hast. Ihr habt mich gedrängt, du ebenso wie die für, daß ein anderer mich liebte". Mutter Piontek nahm ihren Kopf in beide Hände und küßte sie auf den Scheitel. „Was ich dir zu vergeben habe, ist nicht viel, mein Kind. Viel leicht würde Adam noch leben, wenn du Nein gesagt hättest, aber wer kann das alles vorher wissen. Wenn wir so rechnen wollen, dann bin ich an dem Tode meines Jungen schuld". „Tante, noch eine Bitte: Laß den Willim mit der Eva glücklich werden. Du hast immer schlecht von der Eva gedacht. Sie ist ein gutes, liebes Mädchen. Sie hat den Willim lieb, ober sie will nichts von ihm wissen, weil sie sich vor dir fürchtet. Sei ein bischen gut zu ihr, ich bitte so sehr". In nachdenllicher Stimmung ging Mu:ter Piontek nach Hause. Was die Lina ihr gesagt hatte, war ihr überraschend gekommen. Die Män nei hatten die Spur des Mörders! Un.i die arme Margell, die Lina, ging so klein und so schwer mußte sie da« , für büßen. Alle wurden sie gestraft. > Die alteii SalomonS würden ihre I war sicher: der Lina stand der Tod auf dem Gesichte geschrieben. Sie selbst hatte ihrm Einzigen durch Mör derhand verloren, und jetzt sollte sie womöglich noch das Mädchen, das sie dem eigenen Sohne nicht geben woll te, dem Pflegesohn selbst zuführen. Kurz nach Mittag kamen die Män ner nach Haufe. Willim wollte lofort ter hielt ihn fest: „Ich habe dir etwas von Lina zu bestellen. Der Mann, der heute nacht den Hund totschoß, war vorher an ihrem Fenster. Sie läßt dir sagen, das ist derselbe, der den Adam er schossen hat". „Da muß ich gleich nach dem Es sen wieder zum Richter fahren". „Wenn das nötig ist, mußt du es tun. Und noch eins, mein Sohn. Wenn du etwa zur Eva gehen willst ich habe nichts dagegen". Willim winkte abwehrend mit der Hand. „Nein, Mutter. Ich danke dir sehr dafür, daß du mir das gesagt hast, aber es kommt zu spät". „Weshalb denn?" „Die Eva will von mir nichts wis sen. Ich habe sie liebgewonnen am ersten Tage als ich sie sah. Damals habe ich's verstanden, weshalb der Adam nicht von dem Mädel lassen wollte". „Hat sie dich denn abgewiesen?" „Nein, Mutter, ich muß sie durch etwas sehr gekränkt haben". „So? Ich dachte, sie hätte dich meinetwegen ausgeschlagen?" „Nimm's nicht übel, Mutter, aber daran hat sie in dem Augenblick nicht gedacht". „Na, und nun ist alles aus zwi schen euch beiden?" „Ich weiß es nicht. Ich wollte zu Lotte Grinda fahren, die mit ihr be zu sprechen". ' „Vielleicht ist ihr das peinlich, daß sie zuerst den Adam geliebt hat, und „Mutter, ich glaube, du hast das Richtige getroffen?"^ len wir die Sache schon ins Reine bringen. Ich habe zwar als Frei werberin bis jetzt wenig Glück gebabt, Mit einem Jubelruf schloß Willim Fünfzehntes Kapitel. Willim zur Stadt. Dort erfuhr er darin, der mit seiner Verhaftung be auftragt war, hatte das Nest leer ge funden. Er hatte festgestellt, daß Bortwein hatte? Entschlossen öffnete er die „Eva ist nicht hier, die ist seit ge> stein in Kurzontken. Der Vater ist sehr schwer krank, da ist sie gestern H 112 b 'cht t d M t gedulden, mein Jungchen. Ich weiß. Saß de.' alte Kruk krank ist. Er wird wohl abkratzen. Er hat es zuletzt zu von übrig bleiben". „Mütterchen, das ist doch jetzt egal". „Ja. mein Ztind. du sollst nicht falsch urteilen über mich. Ich war gegen das Mädel, weil es in schlechtem > Rufe stand. D' war jede Nacht Tru ! ' bei im Hause. Nun, laß man gut alledem ordentlich geblieben ist. Und nun werde nicht ungeduldig. Ich wer de schon die richtige Zeit abpassen". Die Mutter hatte gut reden. Am liebsten wäre Willim gegangen und hätte sich zu Eva an das Krankenbett ihres Vaters gesetzt. Es kam ihm so herzlos vor. daß er sich jetzt nicht um sie kümmern sollte, wo sie in Angst und Elend saß. Ein schöner Frühlingstag ging zur Rüste. Mutter Piontek war am Nach mittag hinausgegangen zu den Frau en, die in dem Wirtschaftsgarten Kohl pflanzten. Sie wollte mit helfen, aber das Bücken wurde ihr sehr saue: Sie mußte alle Augenblicke auf den Grabenrand sich setzen und sich verpu sten. Ja, es war wirklich Zeit, daß eine junge Frau ins Haus kam. Unter Scherzen und fröhlichem Ge spräch hatten die Frauen ihre Arbeit verrichtet. Jetzt brachen sie auf. Nach den ersten Schritten schon fingen sie an zu singen. Am nächsten Feldweg trente sich Mutter Piontek von ihnen. Sie wollte noch zu Adams Grab, das Unkraut ausjäten, das sich jetzt dort breit machte. Mühsam, mit kurzem Atem, stieg sie den Hügel hinauf zum Friedhof. Unter den dunklen Kiefern, die ihn umsäumten, blieb sie tiefat mend einen Augenblick stehen. Von hieraus tonnte sie schon Adams Grab vorn gebeugt. Leise schritt sie näher und klinkte die Tür des Eisengitters auf. Eva erhob sich schnell. „Entschuldigen Sie, Frau Piontek, daß ich hier eingedrungen bin". „Mein Kind, ich habe nichts zu entschuldigen. Es freut mich, daß du meinem Adam ein so treues Ge dafür". Sie streckte ihr beide Hände hin. „Komm, mein Kind, komm zu seiner Mutter. Du mußt mir nicht Groll nachtragen, du weißt, was die Mell ich auch gegen dich. Jetzt weiß ich's besser, jetzt, wo es zu spät ist". Sie zog das Mädchen an ihre Brust: brannt, daß ich mich nicht mehr uin dich gekümmert habe. Was schüttelst du den Kops? Willst du vielleicht Herzen ist er den Winter Über herum gegangen und hat sich abgehärmt, weil du ihm die Tür gewiesen hast. Sie faßte die Weinende wieder um. „Er ist ein ebenso guter Mensch wie der Adam. Du kannst an den Toten in Treue denken und den Lebenden lieb haben. Wir nehmen dir das nicht übel. Im Gegenteil, wir sehnen uns darnach, daß du unsere Tochter wirst". Sie kniete am Grabe nieder und legte die Stirn auf die kühle Erde, unter der ihr Einziger seinen letzten Schlaf sie sich erhob, „Komm, mein Kind, wir haben uns spät zueinander gefunden. Der Tote wird sein Recht bekommen, und wir, wir wollen leben". Arm in Arm schritten die beiden Frauen den Berg hinab. Das Abend rot leuchtete ihnen entgegen, wie eine Ende. Merkwürdige Borstellung. Wie man sich im 18. Jahrhundert eine Sonnenfinsternis dacht«, zeigt folgende kurz gefaßte Verfügung: „Ehrenbreitstein, den 22. Juli 1743. ChurfUrstlicher Hofrat. .Nachdem«- len auf nachkiinfftigen Donnerstag, als dem Fest des heil. Jacobi, eine allgemeine große Sonnenfinsternuß sich ereignet, wodurch besorglich viele Gisft aus dem Feldt und sonsten in sen, werden sämtliche Beamten ange wiesen, den Eintritt diests Ereignisses mit dem Befehle in allen Gemeinden Eixe Trauung. Es war ein unangenehmer Tag: Ein bleigrauer Himmel, der schwer herniederhing, ein feiner Nebel, der jeden Lichtstrahl einschluckte und als eiskaltes, feuchtes Geriesel zu Boden sank das richtige Novemberwetter. Und mir war es, als ob das naß kalte Nebelgeriesel durch alle Ritzen und Spalten in die Zimmer dränge und sich verdüsternd auf das Gemüt legte. Oder ging diese Wirkung von dem Buche aus, das ich zu meiner Erhei terung vorgenommen hatte? Es war für diesen Zweck schlecht ge nug gewählt ein moderner Ro man, der die Welt, wie sie nun ein mal sein mochte, mit photographischer Treue wiedergab, erbärmliche Män ner, ehrlose oder unglückliche Frauen, so trüb und unerfreulich, wie das Wetter draußen. Ich konnte es endlich nicht mehr aushalten und warf das Buch weg. Eine goldgeränderte Karte fiel heraus. Buchstaben, darunter in zierlicher Mädchenschrift: .Komm wenigstens zur Trauung, liebe Tante, ich erwar te Dich bestimmt". Ich sah nach der Uhr. Es war drei viertel auf Vier, und über sem Buche hätte ich fast die Trauung versäumt, diese Trauung, bei der ich um so we kiirzlich überstandenen Krankheit noch angegriffen, der Hochzeit nicht bei wohnte. Ich hatte eben noch Zeit, mich eiligst umzukleiden und eine Droschke zu neh men, um nicht zu spät zu kommen. Der Nebel schien mir etwas lichter, der Himmel weniger trübe! schon die Hoffnung, glückliche Gesichter zu se hen, erheiterte mich ein wenig. Und glücklich, glücklicher als je zu vor, mußte Hedwig doch heute aus sehen. Sie war die Tochter einer Jugend freundin und mein Liebling seit dem Tage, wo ich sie zuerst im Arm ge halten und die großen dunkelblauen Zeit, in der sie stiller und blässer nen tieferen Ausdruck bekamen, wie von heimlich geweinten Tränen. Sie sagte nichts, aber wir kannten ihr Berhalten bei mir erweckt hattet Die Droschke hielt. Die Trauung hatte schon begonnen, als ich in die Hedwig, mit dem lieblich ernsten Ausdruck ihres holden Gesichts und ei nem seligen Leuchten in den blauen .ob er nicht vollständig neben seiner Braut verschwindet. Für sie ist die ser Tag der schönste ihres Lebens, an lich er sich fühlt". digt, die von einem unserer besten Kanzelredner seh: lang ausgesponnen suchender Blick? Ich sing an, meine Nachbarschaft zu betrachten. Neben mir saß eine dicke Frau mit einem gutmütigen Ge sicht und einer Fülle bunter Blumen und Bänder auf ihrem Hut; und et was seitwärts von uns ein junges Sonntagsstaat machte. Als sie sich einmal umwandte, sah ich, daß sie ohne Einschränkung sehr hübsch war. Die Bank, auf der sie saß, stand rechtwinklig zu meinem Platz, so daß ich das schöne Gesicht und die großen, grauen, von langen Wimpern beschatteten Augen nach Gefallen betrachten konnte um so Oder vielleicht nach dem Bräuti gam? Und er nach ihr? Wußte er davon? Hatte sie äl tere, vielleicht auch größere Rechte an ihn, als Hedwig? Und sollt- Hedwigs Vater, sonst so klug und welterfahren, ben? Oder war dergleichen so alltäg lich, daß er es mit Recht nicht beach tete, und ich nur so altjüngferlich, daran Anstoß zu nehmen? Mir wurde das Herz schwer, und Gesicht schleudern? Würde sie einen junge Frau aus ihrem erträumten Eden zu stoßen? Was ich je von dergleichen Verhält gen. sie trösten, sie bitten, großmülig zu sein, Mitleid und Erbarmen zu üben. Vielleicht hätte ich bei ihr Ge- und in die Nähe des Brautpaares zu kommen. Daß ich, wie üblich, Hedwig Ich sah jetzt deutlich, daß es ihre ter. Schulter. „Denke Dir, Tante", flüsterte sie mir ins Ohr, „er hatte sein Taschen tuch vergessen. Erst vor dem Altar hat er's gemerkt, und dabei hat er neben uns stand. Er sah gar nicht mehr ängstlich, sondern höchst vergnügt aus, lachte Ein Gefühl ängstlichen Verdachtes hat. Na, bei dem Welter ist das ja Mit diesen Worten wandte sie sich hen!" Das junge Mädchen halte die Strafpredigt gleichmütig angehört, ohne ein Wort zu erwidern. Si» jland neben einer Laterne, oie sie hell beleuchtete. Jetzt verstand ich vie ge röteten Lider, den schwimmenden Blick der großen, grauen Augen, das anscheinend feucht geweinte Taschen tuch. In diesem Augenblick ging wieder eine Bewegung, einem schmerzlichen Zucken gleich, über das schöne Gesicht. Wieder sah es aus, als ob sie weinen wollte, aber jetzt wußte ich, was kommen mußte sie nieste. Englands Nationalhymne. Eine überraschende Mitteilung über den wahren Ursprung der eng- Pariser Blatt „Petit Bleu". Bei sei mit diesem Lied völlig iiberem. Haendel soll ,-s in Saint Cyr gehört »nd sür den König von England ab-
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