Am Vann der Uerbela. Tie Pilgcrstadt der fanatischen Schiiten. Echan vor zwei Uhr nachts stolpern .vi. «on den Anländen der Kalifenstadt Bagdad in eine jener kreisrunden schwarzen Gossa (Korb), die auf dem festeren Tigris das Ueberfetzen be- Eine Stunde darauf kön zM-a wir endlich in den Wagen einstei- M». Die stille dunkle Nacht erhellt mit tragischem Licht der etwas abneh -xsrl«» raunenden Schaltengestalten Ä« kugelkronigen Palmen hindurch «Hein wir in dem federlosen Marter- Scscheil Berge uns mit unfreundlichem «Sriltz empfängt, so daß wir fröstelnd «its dem Fußboden niederhocken. Wir So angebaute, tischglatte Flur, ab zu gestreift von helleren Walli sren, den Mumien ehemaliger Bewäs serungskanäle. Hier ein kurzer grü ner Ueberzug dürftiger Steppenkräut- Zeür, da ein Beet vielbunter gerundeter Giesel, dort sogar das weiche Orange zelb sichelförmig geschwungener Dü .eagdschmuck der prächtigen Palmen- des Fratstädtchens Mussäjib, bei Äem wir auf wackliger, ebenso gründ der mittwegs die veilchenblau schillernde Kuppel Aun auftaucht. Bei »er lleinen Moschee rastet eine Grup pe Pilger. Mann, Frau und zwei .'jolbwüchsige Söhne umstehen ein lästiges Maultier, aus dessen Rücken s»er «in merkwürdiges Lattengeslell Sie Art, wie bei uns Fahrräder zum verpackt werden. In - M, U - M vesi Ving aber lieg: ein länglicher Q.lilen die Leiche eines Persers. Scs Vaters des jungen Weibes! Von wei! hinten im iranschcn Bcanenlande, schleppen sie ihn hexbei r»i-rch Wüsten und Steppen, über ol» penhohe Pässk Md schluchtige EnZ tälcr. Zwei Myuate schon unterwegs. Heute endlich werden sie das so lang« und so heiß ersehnte Ziel erreichen, die Grabstätte Hssöns, des heiligen gentlich sollen die Toten nur in abso lu' trockenem, skelettartigem Zustand über die türkische Grenze gebracht werden, doch wird die Bestimmung gleichzeitig denselben Weg machen. Es ist klar, daß da leicht Gelegenheit ge boten ist zur Entwicklung aller- Martern in ein frühes Grab. Wie oft sah nicht selbst Bagdad die Hälfte, ja zwei Drittel seiner Bewohner m wenigen Wochen dahinschwinden. Während der noch folgenden einstün digen Fahrt erspährn wir in der Ferne einen niedrigen dunklen Streif, der allmählich höher am Horizont aufrückt und schließlich als die Oase von K6rbela sich entpuppt, überglänzt genden und wie ein Aureolendiadem wieder aufblitzenden Goldtuppel der großen Moschee. Das ist der Anblick, ii. Staub zusammenbricht und trä nenden Auges die Erde küßt, dan kend Ali und Hssöen. Wir aber, die gewahren schon vor dem Eintritt in die Oase der Glückseligkeit und des rosenduftenden Odems der Gottge weihten ihre Schäden und Fehler. Denn es gibt wohl auf der ganzen Erde keine schlimmeren Lastexhöhlen als die heiligen Wallfahrtsorte des Islam, heißen sie nun Mekka oder Medina, Nevschef oder KSrbela. Wah re Hausen halb oder völlig nackter uns entgegen, in singendem, die häu fige Uebung nur zu deutlich verraten dem Tone Backschisch heischend und ihre unerwnchsenen Leiber selbst uns, den Ungläubigen, anbietend. Fast a>>e zogen aus Wut, nichts zu lriegen, di>. schmutzigen Lum>en bis zum Hatt Die Oase selbst ist außerordentlich schön. Ueppigster Palmenwuchs ver mählt sich mit srifchhellem FrühlingS vollraufchenden Smaragvgrüns. Der Berieselung dienende Kanälchen ziehen ireuz und quer durch die Gärten, und ein offener, von Segelbooten belebter Wasserarm verbindet den regen Platz m. dem breilströmenden Euphrat. In Körbela knterkunft zu finden ist leicht und schwer. Fast alle Häuser sind zur Aufnahme von Fremden ein gerichtet, die Zahl der Chan übertrifft die der Privatgebäude ganz bedeutend. natürlich überaus selten solche hin ist es aber nicht rätlich, ein öffent liches Einkehrhaus zu benutzen, da die Ansteckungsgefahr namentlich mit Pestmitroben immer besteht. Deshalb muß man versuchen, von Bagdad eine sich zu zeigen, das Photographieren möglichst zu unterlassen, kurz recht wenig aufzufallen. Uns gab die tür kische Verwaltung stets ein halbes Dutzend Polizisten unter dem Kom missär selbst zum Schutze. Ksrbela besitzt den Charakter einer persischen Stadt mit mittelmesopota mischen, durch die Natur gebotenen Modifizierungen. Der älteste Teil bei der Hauptmoschee hat ganz enge Gas haarigen Kranz (Aggal) gehaltene Kopftuch. Auffallend viel Schürfa (Nachkommen des Propheten) mit Bab en Nedsckef in Kerbela. grünem Bund um den Fes sieht man, mehr aber noch ältere Männer, die den grauen Vollbart häßlich rot ge färbt haben, um jünger zu erscheinen; als ob sie von einem Massaker kämen, so gefährlich sehen die Kerle aus. ler, mit breiten Straßen und gelben Backsteinhäusern, deren weit vorge baute hölzerne Veranden von meist achtkantigen Holzfäulen mit dem per sischen Stalaktitenkapitell getragen werden, an der Außenseite mit mehr oder weniger schönen Holzverzierungen geschmückt. Aus vielen Häusern hän gen zum Hossasest schwarze Fahnen, die die düstere Wolke von Fanatis mus und Blut, die über der Stadt Sidna HM» (Sidna unser Herr). Weit leuchten ihre goldbeleg ten Prachtkuppeln dem heilsuchenden wimmeln oon Gläubigen,' einige kleine Plätze in der Nähe, sind erfüllt oon dem Wellenschlag der blauen Keffijen, siifsigen weniger fanatisch als bös artig und schlecht oon Herzen, ver worfen»und zu allem Schändlichen fä bela einen einzigen gigantischen Chan nennen kann. Auf So,ovü wurde mir die durchschnittliche Zahl der ständigen ! Reisenden soll bis auf 20V,000 an- ! schwellen. jierganges begegnen wir einem Um zug schiitischer Fanatiker. Boran Fahnenträger mit schwarzen Ban nern. paarweise schreitend und zu wegsäumendem Spalier sich entrol- Wachskerzen. Schiitischer Fakir. Da, ein dumpfes Getöse rauscht aus dem finstern gähnenden Schlund des Moscheetores die ersten Fana tiker. Nur mit einer kurzen Hose be kleidet, bewegen sie sich klagend da her, wohl ein Dußend Kerle. Alle zwanzig Schritt halten sie an, bilden einen Kreis und üben die gottgefällige Marter. Wild werfen sie die mus kulösen Arme empor, klatschend fal len sie nieder auf die knallenden Oberschenkel. Wieder hoch, wieder nieder und noch einmal!. . . Da gellt nervenerschütterndes Geheul mals fahren die Glieder in die Höhe, und rasselt und prasselt es uns in die Ohren, daß wir erschreckt zusammen fahren. Denn mit schweren Eisenket te: sind die Fäuste bewaffnet und gei ßeln mit furchtbarer Wucht die ent blößten Rucken. Krachend und dumpf saust Eisen gegen Fleisch und Knochen, daß aus weiten, tiefen Lö chern das dunkelrote Blut rinnt, rie selt, spritzt. Krach krach, krach krach. Sie kommen näher und wir verstehen ihr Gebrüll: Hssan Hssen, Hssan Hssen. Hssan Hssen. Taktmäßig, immer auf Kommando, so lange, bis allen zischender Schaum von den Mäulern slockt. Vorbei tanzen die Verrückten. Andere schreiten heran, besser ge kleidet, ruhiger. Mit der Rechten schlagen sie nur leicht die linke Brust. Weniger wild klingt ihr Ruf: Hssan Hssen. Aber nun: ein neuer Ring von Rasenden, die ihre Körper ganz in weißes Leinen gehüllt haben, nur der glattrasierte Schädel schimmert unbedeckt. In den Fäusten halten sie krumme zweischneidige Säbel, mit deren innerer Schärfe sie taktgemäß auf ihre Stirnen einHauen. Hssan Hssen, Hssan Hssen rast die blutige Melodie. Kaum sind die ver sende der dichtgedrängten Zuschauer summt es: Hssan Hssen, Hssan Hssen. . . Und jetzt das schlimmste, kläglich ste. Ein zierlicher weißer Schimmel hellgekleidete Gestalt eines höchstens deckt, das Gesicht fast oerhüllt von purpurnen Strähnen. Denn im rech ten Händchen, ruht ihm ein langes Dclchmesser, gestützt von ein paar Kerlen, die es dem Kleinen immer und immer gegen die schon klaffende Stirn stoßen. Hssan Hssen stam melt auch dies Opfer mit erlöschender Stimme. Noch einmal ein Ring oerrückt tan zender Säbelträger, dann eine Schar Andächtiger, und um eine Ecke wälzt sich der Chor der höllischen Finster nis. Wir aber wenden uns nach Hause. Luftschiff-Abenteuer. Aus brieflichen Mitteilnage» eines deutschen Marinefliegers. DaS .Argentinische Wochenblatt" ichreibt: Wir sind in der Lage, unse ren Lesern aus einem interessanten Brief eines kaiserlichen Marineflie gers an einen Freund in Montevideo einen Auszug zu geben, der sicherlich in weitesten «reisen intere>i>er wird, Der Brief jiammt von einem Flieger, der ein Bruder des Kommandanten desjenigen Dampfers ist, der die er ste glückliche Reise nach afrita unternehmen tonnte, ohne auf der Hin- oder Rückreise den Englän dern in die Hände gefallen zu fein; der Erzähler gehört der Nordseesta tion Zeebrüggt als Marineflieger an und erward sich im ersten trriegs jahre beide Eiserne Kreuze, am 1. Mai IVIS auch den Hohenzoucriior den. Seinem Briefe entnehmen wir folgendes: .. . . .Ich habe vorgestern ein tol les Erlebnis gehabt. Neben meinen sonsiigen Maschinen hatte ich eine neue Maschine, welche ich hauptsäch lich für Boinbenflüge benutze. Die hatte ich jetzt wieder eingeflogen, um einmal bei Mondschein nach drüben zu gehen. Vorgestern nachmitiag wurde noch eine gute Aufklärung längs der holländischen Küste ge wünscht bis . . . Feuerschiff. Da Herrenknecht, (mein Beobachter, Lloyd Offizier) gerade was zu tun hatte, nahm ich meinen Monteur mit. Es war ziemlich stürmisch und hohe See, sonst ganz gut zu fliegen und sichtig. Um 3 Uhr starteten wir und grasten das ganze Gebiet ab, steten aber nur den holländischen Postdampser, der zwischen London und Blisjingen läuft. Um S Uhr abends stand ich auf dem Rückfluge bei . . .in <joo Meter Höhe und tonnte unsere Küste schon durchschimmern sehen. Mit einem Male gibts einen surch- Rauchwolle lommt von vorne, der Monteur fliegt aus dem Veooachter ptz raus und laust mir oem ttop, zu unterst in meinen Sitz rein, auf die Steuersäule Da» Klugzeug bäumt dadurch auf, und stürzt schräg ad. Darauf eine zweite schwere Ex plosion und mein Monteur fliegt m hohem Bogen aus meinem raus außerbords und oaumelt, sich mir beiden Händen xesthaltend, freischwe bend an der Seite vom Flugzeug fchwanz. Dadurch wurden meine Steuerhebel wieder frei uns in 4U Meter Höhe gelang eS mir, das stür zende Flugzeug aozusangen und mit den Schwimmern aufs Wasser zu setzen. Zunächst repple ich meinen ar men Monteur herein, der hatte sich orao festgehalten und ihm fehlte wei ter nichts. Das Erste, was er sagte, war: „Herr Leutnant, wir hatten das Hufeisen nicht mit". Im Motor war die Kurbelwelle ge brochen, dann der Bergas» erplo diert und der ganze Motor auseinan dergerissen. Das ganze Fundament zusammengebrochen, der halbe Pro nen Schwimmer gesaust, die Schotten im Rumpfe zerstört und sämtliche Instrumente taput. Der Motor lag que. über die Schnauze, alle Rohrlei tungen abgerissen und der Benzintank entzwei. Es sah ganz finster aus. D die ganze Ruinpfoerteidung lvsge losfchickend, es war noch eben hell. Der Wind war südwestlich und ich trieb längs der Küste nach Osten. wurde es denn 9 Uhr, die Maschine »rnrde schon lahm von Schlingern, und hier uno da brach ein Hebel. In der Dunkelheit war nichts zu sehen, als blos ab und zu das Blinkfeuer von. . .Mit einem Mal wurde aus nächster Nähe eine Maschinengewehr salve, tak, tak, also doch das ver dammte englische U-Boot, abgefeuert. Ich kroch auf die Tragdecken, aber nichts zu sehen. Da, eine zweite Salve ganz aus der Nähe, und da fehe ich auch schon den U-Boot-Turm. Da war nichts mehr zu mache». Also wir schoflen ein Erkennungssignal und schnell aues Lose über Bord ge schmissen, Instrumente, Mausergewehr usw., damit die Engländer nichts fin den. Dann schrien sie auch schon: „Halloh!" Ich antwortete: „German Seaplan, with broken motor". Und da antwortete das Boot auf Deutsch: „Ich will versuchen, Sie zu bergen, hier U-Boot. Gott sei Dank, es war eines von unseren Booten, Komman dant Oberleutnant Bamberger. Der war gerade aufgetaucht, hatte auf der Lauer gelegen nach dem Englän der, hatte uns für'n Franzosen ge halten. Nach unsäglichen Mühen gelang es endlich, zwei Leinen rüber zu krie gen, in dem hohen Seegang, die ich am Fahrgestell belegte. Dann rüber aufs U-Boot geklettert bis an den Hals im Wasser, aber wir waren wi chen beide Leinen. Da tauchte ein weiteres U-Boot aus dem Dunkel, großer Zustand und llar zum Gefecht. Es war aber auch ein U-Boot von unserer Station, welches gerade heim se/ manövrierte, als unser U-Boot, wollte es dann den Vogel ins Schlepp nehmen. Beim ersten Anlauf rannte es den Schwcmz ab, beim zweiten sprang ein Mann über mit einer Lei ne, hatte sie aber ebei fest, da tippte die ganze Maschine in einer schweren See. Der Mann wurde glücklich wieder aüfgeflscht, aber es trieben jetzt noch die Schwimmer, die Flaschen waren abgebrochen. Es kam auch noch ein Torpedoboot, um zu helfen: das fuhr dann noch einmal über den ganzen Zinnober hinüber, und da ward nichts mehr gesehen. Dann dampften wir alle Vollspeeu heim. Unterwegs feste Kaffee und Butterbrot verschluckt. Um 1 Uhr kamen wir schließlich wohlbe halten in. . . an und wurden mit angetommen. Also ein großes Glück gehabt, wenn das U-Boot da nicht zufällig gelegen hätte, wären wir beide versoffen, wie Ratten, denn die Maschine schlingerte langsam au-ein- Flugzeug vurde abgeschossen und ein geschleppt. Der englische Offizier war jüngst unser Gast in der Messe. Mein Kollege Leutnant Schüler schoß mit seinem Kampfeinsitzer einen Wei mar ich mit meinem Einsitzer wieder los, es wurde aber neblig. Bin gut zuwege, und hat mir nichts gescha das englische Hufeisen mit habe. Mein Lebensretter, Oberleutnant Bamberg», war gestern mein Gast und auch bei uns geschlafen. Der Besatzung habe ich Zigarren ge stiftet.- Neues Wort. „Was treibt eigentlich Dein Mann. Huberbäus rin!" „Lauter dummes Zeug. Daheim sitzt er in den Wirtshäusern und singt Stanzeln, und in der Stadt treibt er sich auf den Gerichten her um und tut instanzein.'
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