IkabineMs. 11. >5 (2. Fortsetzung.) Der Angesprochene hatte sich «r- Hoben. „Erich Könnecke." Und mn saßen sie sich gegenüber und betrachteten sich, wie man sich bei der ersten Begegnung immer mustert! wenn alle Sinne darauf gerichtet sind, ,zu ergründen, was der andere wohl für ein Mensch sein möge. Sie bildeten einen Gegensatz die beiden. Bergmann war kaum mit telgroß und ein klein wenig untersetzt. Ein nach unten zugespitzter schwarzer Wollbart zierte sein Kinn; ein etwas Schnurrbart verdeckte seinen Mund. Dieser Haarreichtum mußteErsatz bieten für die Haararmut des Schädels; Bergmann war fast vollständig kahl. Das Bemerkenswer teste an ihm waren seine schwarzen Augen, die hinter goldgeränderten Augengläsern funkelten. Das heißt, sie funkelten nicht immer. Denn der Mann hatte die Angewohnheit zu ge wissen Zeiten die Lider halb über die Augen fallen zu lassen. Das sah dann aus, als wenn ein stark kurzsichtiger Mensch nach irgend einem Gegenstand ausspäht und die Augen dann nur noch durch einen ganz schmalen Spalt in den Lidern zu sehen sind. stellte ein Glas Münchner. „Doch das schönste Getränk am Abend; zumal wenn man es aus er ster Hand haben kann." „Aus erster Hand? Wir sind doch nicht in München." „Freilich nicht. Aber in Deutsch jiönnecke blickte überrascht auf. „Sind Sie nicht Deutscher?" „Nein; ich bin Russe. Merken Sie „Das ist's, was mich überraschte. Ich hätte Sie nach Ihrer Aussprache sür jemanden aus der Provinz Posen, in der Nähe der russischen Grenze ge halten. Aver für einen Russen nie." „Daher auch der deutsche Name." „Ganz recht. Meine Mutter jedoch, «ine echte Russin, hat wenigstens da „Ja, zum ersten Mal. Sie auch?" Auf dem Deck spielte die Musik. Gedanken im Rauchsalon. Kaum hatte der Russe das Deck be treten, als ihm der Franzose auch die Musik zu. - Rat. Also. Sie gläuven auq an «>nen Diebstahl." „Ich tu's nicht gern, aber ich kann schließen/' Die Faust des Kapitäns sauste mit Wucht auf den Tisch nieder. Gräbert?" Und dann: „Ach so! Trotz des Ernste? der Situation lachte der Kapitän laut auf. „Schon wieder verliebt?" kuabe. „Herr Kapitän, es ist «ine junge Dame aus bester deutscher Familie, und diese hochmütige Gräfin, die den Verdacht auf sie lenlt, nimmt sie zum erstenmal mit nach Amerika. Ich Mädchens; schon aus ganz einfachen Gründen nicht. Die hätte zu viel zu verlieren und zu wenig zu gewinnen." „Na, na! Welchen Wert hat denn das Kollier?" „Hunderttausend Mark sagt die Gräfin." „Also sagen wir fünfzigtausend Mark. Und das nennen Sie nicht viel zu gewinnen?" Gräbert zuckte mit den Schultern. „Ich glaube es aber doch nicht, Herr Kapitän." Der stand auf und durchmaß mit langen Schritten mehrmals den klei nen Raum. Dann blieb er vor dem Offizier stehen. „Mein lieber Gräbert, mit Redens arten kommen wir nicht weiter. Wir müssen handeln; schnell handeln sogar. Wie Sie sehr richtig sagten, muß der Dieb natürlich immer vorausge- Southampton erwischt sein." Er blickte auf seine Uhr. „Es ist ietzt neun Uhr. Morgen früh um fünf sind wir dort. Wir ha ben also acht Stunden Zeit zum Han deln." „Nicht lehr viel." heißt sie doch?" „Also kommen Sie." Und der Erste Ofizier folgte seinem Kapitän aufs Deck. Die Uhr des Rauchsalons zeigte die neunte Stunde. Erich Könnecke stand auf und reckte sich ein wenig. „Langweilige Geschichte," brummte er vor sich hin. „Diese ganze Gesell schaft ist zu fade, als daß es sich ver lohnte, mit ihr anzuknüpfen. Der Russe ist auch nicht besser. Und zum Zubettgehen viel zu früh. Ach was —" Schon hatte er sich wieder hinge setzt! schon hatte der Steward den Nähe anhören. Das Deck war zwar erleuchtet! doch als Könnecke aus dem Rauchs'lon hielt. Er entschuldigte sich lebhaft. „Darf ich Ihnen helfen?" lein?" Lippen ganz dicht ihrem Ohr nähern, gen." Er glaubte sie verstanden zu haben, und sie gingen weiter. Hinüber zur anderen Seite des Schiffes. eigenen Worte verstehen." Und so kamen sie ins Gespräch. Könnecke nannte ihr seinen Namen und sie nannte ihm den ihrigen. Der war Hertha von Gilsdorfs. Sie interessierte ihn. Er vermißte an ihr jene nichtigen Redensarten, die er sonst in den Gesprächen junger Mädchen so gewohnt war. Sie schien sehr belesen zu sein, über alle Dinge eine eigene Meinung zu haben. Zudem lag über allem, was sie sagte, über jeder ihrer Bewegung etwas Schwer mütiges; ein Zug, der sich auch, wie er glaubte, in ihrem Gesicht ausdrück te. Alles in allem sesselte sie ihn sehr. Er hätte gern mehr von ihr erfah ren; was sie sei, wo sie hinfuhr, was s:e erhoffe. Aver er war ein viel zu taktvoller Mensch, um auch nur diesen seinen Wunsch mit einer einzigen Sil be anzudeuten. Zudem sagte er sich, daß dies ja der erste Tag ron einer ganzen Reihe sei, die sie auf dem Schiff zusammen sein würden. Und so wanderten sie, wie das an Bord üblich ist, Arm in Arm immer das Promenadedeck entlang. An der Musik vorbei, dann die kurze Run dung am Steuerbord, die andere Sei t>, entlang wieder zurück, die lange Strecke am Backbord, und wieder an der Musik vorbei. Immer im Kreise mandobriicke durch, von der Kapitän Frohmann und der Erste Offizier Gräbert hinabschauten auf dk Menge. „Also das is. sie?! Die dort, am Gräbert nickte seinein Kapitän Be stätigung. Beobachtend verfolgten die beiden Männer auf der Brücke mit ihren Blicken das auf- und abschreiten de Paar. Jetzt kamen sie wieder unter der heißt denn der Munn?" Gräbert wußte es zufällig; es war sein Nachbar bei der Tafel. „Erich Könnecke; ein Kaufmann aus Hamburg." „So, so! Ich glaube, Gräbert, jetzt können wir uns an die Ausfüh rung unseres Planes machen." „Ich glaube nicht sehr an einen Er folg," sagte der Erste Offizier, sich zum Gehen wendend. können," erwiderte der Kapitän. Dann blieb e. noch einen Moment stehen. „Ich frage mich weniger," sagte er nachdenklich, „ob unser Plan Erfolg haben wird oder nicht; ich frage mich, ob wir das, was wir tun wol len, zu tun berechtigt sind. Es ist sehr, na, sagen wir ungewöhnlich." Gräbert antwortete nicht gleich. „Das habe ich mich auch schon ge fragt. Ich meine, wir haben das leichtert auf. „Na, ?enn Sie das schon sagen! Dam. mal los!" Und sie verließen die Brücke. Es war eine balbe Stunde später. Ob-n auf dem Deck spielte die Ka pelle unverdrossen. Es schien gar keine Pause einzutreten. Und jetzt engagier te der Dritte Offizier seine Tischnach ocrin zum Tanz. Die Idee fing Feuer. Bald wieg ten sich zahlreiche Paare im Tanze; und wenn sie auch hin und wieder ge gen die Reling rutschten und ein halbes Dutzend anderer mit sich zogen was schadete es. Lustiges, sorg loses Lachen schalte über die dunkeln Wasser des Kanals. In der Tür, die vom Promenaden deck nach unten führt, erschien einen Moment die Gestalt des Ersten Offi ziers. Mit einem schnellen Blick ver gewisserte er sich der allgemeinen pe lag. Dort ichlüpstc er hinein und schloß die Tür hinter sich zu. „Oben klappt alles famos," berich tete er, „der Dritte" hat sich mit To desverachtung in die Bresche gewor fen; alles tanzt. So weit geht es gut. Jetzt wollen wir handeln!" Der Kapitän, der Zweite Offizier, der Obersteward und die Oberstewar deß, vi: bereits in dieser Kabine ver geud an. „Die Ausführung wird jedenfalls Ihnen beiden zulommen", nickte der „sorgen Sie dafür, daß alle Mann an Deck gehen. Es ist mir ganz gleichgültig, wie Sie Ihren Zweck „igst hierher zurück und erstatten Be richt." „Ich würde vorher zwei oder drei der zuverlässigsten Stewards und Stewardessen so aufstellen, daß wir genau wissen, ob in dem Moment, wenn der Bericht erstattet wird, nie mand von oben zurückgekommen ist," schlug Gräbert vor. „Können wir auch machen! Und nun an die Arbeit," befahl der Ka pitän. Die beiden Stewards verließen ven Raum. Die Zurückgebliebenen rauchten an ihren kurzen Pfeifen und hingen ihren Gedanken nach. Kein Wort wurde verloren; alle wa ren ja in die Pläne eingeweiht. Die Kabine glich einem qualmenden Bulkan. Nur einmal unterbrach Gräbert die Stille. „Der „Dritte" wird seine Bude schön verqualmt finden." Doch niemand antwortete. So oerstrichen etwa zehn Minuten, da fta.telen Obersteward und Ober stewardeß ihren Bericht ab. „Ich könnte einen Eid darauf lei sten, daß sich in diesem Moment kein Passagier unter Deck befindet!" ver sicherte der Mann. „Dann schleunigst an jede Tür einen Posten gestellt. Die herunter wollen, iniiss?» unter allen Umständen von ihrem Vorhaben abgebracht wer den. Die Ausrede ist gleichgültig. Aber natürlich muß es unauffällig geschehen. Ist es unauffällig nicht zu machen, so hat der Posten dem Passagier vorauszueilen und dafür zu sorgen, daß wir auf irgend eine Weise benachrichtigt werden. Da wir nur eine Kabine nach der ande ren absuchen, so haben wir für den schlimmsten Fall den Ausweg, baß der betreffende Passagier eben seine Kabine verschlossen findet. Der Ste ward wird dann eifrig nach dem Schlüssel suchen, den Passagier von der Tür sortloisen, und wir tonnen hinaus." „Reißen aber alle Stränge, so sind wir eben auf einer Jnspeitionstour," sagte Gräbert. „Gegen zehn Uhr abends?" warf der Kapitän zweifelnd ein. „Warum nicht? Was verstehen die se Landratten davon?" „Dann", sagte der Kapitän, „wol len wir gehen." drittes Kapitel. waren mit militärischer Schnelligkeit ausgeführt wcrden. Hinter jeder Tür, die von einem Deck, zu den Sa lons ooer den Kajütcntreppen führte, stand ein Steward. Aber sie kamen gar nicht in die Verlegenheit, ihr Hirn besonders nach Ausreden an strengen zu müssen. Das Wetter war viel zu schön, die Musik spielte viel zu lebhast, der Reiz der Neuheit wirkte viel zu stark, als daß jemand daran gedacht hätte, nach unten zu gehen. Und fo konnte denn unge stört vor sich gehen, was geschah. An jeder Kreuzung von Kajüten korridoren stand ein Posten. Von hier aus konnte er die vier für ihn in Betracht kommenden Gänge über blicken; gleichzeitig konnte er seinen Kameraden sehen, der ihm unbe merkt das Zeichen zu geben vermoch te, daß ein Passagier nahe. Selbst verständlich, denn das war das einfachste, waren jeder Steward und jede Stewurdess. in ihrer eigenen Abteilung geblieben. Und nun schlüpfte die ganze Ge sellschaft, nämlich der Kapitän, der Erste und Zweite Offizier, Ober steward und Oberstewardeß, von Ka bine zu Kabine, deren Türen sie je desmal hinter sich schlössen. Auch der Sieward oder die Stewardeß weil diese über die Verteilung der Gepäckstücke am besten Auskunft ge ben konnten. Ueberdies besaßen sie einen zweiten Schlüssel zu den Schränkn. War die Durchsuchung einer jiabine beendet, so trat der giers immer dann, wenn sich ver schlossen.' Gepäckstücke vorgefunden hatten, was aber selten der Fall war. Denn der Passagier eines gro ben Ozeandampfers hat und das mit vollem Recht unbedingtes Vertrauen zu seiner Umgebung. Sel ten fällt es ihm ein, feinen flachen Kabin'nkosfer abzuschließen; zu mal er alles sofort auspackt und in nicht, daß, wenn sick der Tieo unter halten k:nnte. Deshalb hatte der Kapitän auch schon überlegt, wie man handeln müsse, wenn die Un tersuchung resultatlos verlaufen soll te. Es war anzunehmen, daß, so bald der Diebstahl bekannt gemacht wurde, sich die Passagiere selbst zur Leibesvisitation drängen würden. Vorher aber sollten sie keine Gele genheit haben, ihre Kabinen zu be treten. Wenn zurzeit die Durch suchung der Kabinen mit solcher Heimlichkeit vor sich ging, so ge schah das in der Hoffnung, vielleicht auf diese Weise den Dieb ausfindig zu machen und das Vorkommnis vor den Passagieren geheim zu hat ten. Das ging nun schon so eine Stun de; durchaus resultatlos. E'n gr» durchsucht; es dauerte niemals lange, da viele Hände tätig waren, und eine Kabine schließlich ein Raum ist, in dem es nicht viel zu verbergen gibt. Der Kapitän blickte auf den Zet tel in seine: Hand. Drei Namen standen darauf verzeichnet; Namen von Passagieren, deren Gepäckstücke verschlossen waren. „Das ist noch gar nicht schlimm," meinte er, als sie sich anschickten, wieder eine Kabine zu oerlassen. „Wenn das so weitergeht, führen wir unsern Plan mit Leichtigkeit cs etwas nutzen wird," meinte Grä bert zweifelnd. Doch der Kapitän schien sich mehr von dem Unterneh men zu versprechen. „Wir sind schließlich auf einem Schifs; der Dieb. MTmn oder Frau, müssen in der ersten oder zweiten Kajüte stecken. Im Zwischendeck ist leiner unserer Passagiere gewesen; Oberstewardeß schüttelten energisch die Köpfe. „Ist gänzlich ausgeschlossen! Wir lommt. Die Auesichten eines er folgreichen Diebstahls sind also für eine» Steward auf hohen See derart ien ihm auf dem Rundgang von Ka stewardeß auf der Bildfläche. Fast stieß sie in der Tür der Kabine mit hastig. Sabine und hatten die Türe hinter sich geschlossen. „Verzeihung, Herr Kapitän; ich sah cs wäre richtiger, wenn ich Ihnen selbst sofort Mitteilung machte, als daß ich erst zu denn Steward dieser Abteilung ging. Und jetzt —" mit wie bei dieser Haarfarbe gewöhnlich, blau oder grau, sondern von dunkel- . „Wie heißen Sie denn?" - „May Bostock. Herr Kapitän." „Jawohl, Herr Kapitän." i Ihre deutsche Aussprache man ' konnte gerade noch ungefähr verstehen. 5 was sie sagen wollte klang so ko- , misch, daß der Kapitän lächeln mußte. ' lose Stille. Alle Beteiligten standen Der Erste Offizier ersparte sich die Antwort. Daß der Kapitän recht be halten hatte, lag ja im vollsten Sinne Passagiers, der in dieser Kabine wohnte, festzustellen. Und als er ihn auf der Schiffsliste gefunden hatte, zurück, als hätte ihm jemand einen Hieb ins Gesicht versetzt. Dem Kapitän, der seinen Ersten „Nun? Ist es der Freund?" Kopfe. „Wie hieß er doch?" tun Sie weiter Ihre Pflicht. Noch Stewardeß. dein erz , en. As ,ier r>s. ll.n Der Obersteward und die Ober siewardeß erhielten noch ihre besonde (Fortsetzung folgt.) Druckfehler. Als es an sing zu regnen, war Ostar eiligst be-
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