Im Ztiinilie der Riesen Berge«. (10. Fortsetzung.) Erfolg. Die Mobilisation der rus sischen Heere wird nicht mehr aufzu halten sein. Auch bei uns ist doch schon alles im Gange. Der Kaiser- Wilhelm-Kanal ist schon gesperrt, wenigstens sür größere Schiffe volkstümlichen Hamburger Tageszei tung. Fast Kopf an Kopf standen die Menschen auf beiden Seiten Augenblick ging es schon von Mund zu Mund: „Mobilmachung! Mobil machung! Der Kaiser hat die Mo- Sturm aufgepeitscht zu sein. Schnell wie sie Windsbraut fetzte sich das Brausen rufender Stimmen von Volke erstanden mitten auf den Gas sen, und als dee Abend sank, füll ten sich die öffentlichen Lokale und Als Max in der Villa in der Feld standen und unruheooll nach dem Sohn: ausgeschaut. Als die Pforte des Vorgartens klang, eilte sie die Sohn in der Halle. „Ist es denn wirklich wahr", rief sil unter Schluchzen, „ist gar keine ich geglaubt, mein Max, daß ich dich in den Krieg ziehen lassen muß. Du kannst es nicht begreifen, mein Herz zerreißt." Mutter. Wir von der Artillerie und denn muß man ihn eines Ta ges hergeben. Ach Gott, es ist zu schrecklich!" . . „Na, Mutter, übertreibe nicht. Ei schmucken Uniform herüberkam. Weißt du noch, als ich zum ersten mal als Vizewachtmeister nach Haust kam?" ich nicht, und das schreck^ Gatten groß an. „Kann eine wird?" Herr Burmeister schüttelte ernst nommen. Das Vaterland ruft ihn. Wenn Gott will, kehrt er uns mit den siegreichen Scharen dereinst ge gewachsen. In seinen Augen lohte Begeisterung. Er war nicht mehr der zaghafte, um sein Geschäft besorgte dir nur recht vorstellen, was in der Welt vorgeht. Vom Osten ziehen wilde Horden erbarmungsloser Ko- Muß geht durch unser Volk. Unsre blutige Walstatt, sind unser Hort, .Weiß Gott," schloß Herr Burmei doch nicht? In deinem Älter? Ich .Ich weiß, Alfred," sagte sie, Es betrifft seine Liebschaft." .So ist es," erwiderte der Gatte und fuhr, sich an seinen Sohn wen einig seid. Ist es nicht so?" ist es also Ernst?" sra>te der» nehmen." Nach diesem Bekenntnis flössen die Tränen der Mutter wieder, aber „Und jetzt? Was wird jetzt werden?" „Das will ich euch sagen," sprach Herr Burmeister. „Zu uns, mein Sohn, hast du jetzt gesprochen. Es Emmys Mutter zu reden. Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht. Die Zeit drängt, es ist möglich, daß Frau, mit ganz andern Gefühlen wirst du in den Krieg gehen." Max war aufgesprungen. „Du „Laßt euch kriegstrauen. Unsern Segen hast du, nicht wahr, Lies chen?" einander in ihrem Mutterherzen. Wie ganz anders hatte sie sich die Hochzeit ihres Sohnes vorgestellt. Aus der Mitte dieser wogenden Gefühle schweiften ihre Gedanken plötzlich zu Estella Martens ab. Auch dort, im Hause des Konsuls, mußte jetzt die Entscheidung fallen, jetzt würde Estella vor die Wahl gestellt wer den. Wie ihr Junge die Geliebte im Drange der Zeit ohne Zögern heim führte, so würde auch Kramer, der heute sein Bruder wurde, das Mäd chen, das er seit seiner Knabenzeit geliebt hatte, heimführen wollen. Und der andre, mit dem sie, Frau Bur- Sympathie heraus heimlich verbün det hatte? Würde er nicht auch auf den Plan treten und die Geliebte fordern?! Max folgte dem Rat seines Va ters, verabschiedete sich schnell und eilte trotz der vorgerückten Stunde in die befreundete Kramerfche Fa milie. Kramers besaßen ein großes Haus an der prächtigen Rothenbaum chaussee, einer langgestreckten Allee straße, die sich während der Som merszeit zu einer einzigen, ausge dehnten grüne» Laube gestaltete. Ulmen und Ahornbäume, vor vielen Jahrzehnten schon angepflanzt, wech selten in gleichen Abständen mitei nander ab. schritt der jun diesen schicksalsschweren Stunden bot. In der nächsten Morgenfrühe brach der erste Tag der Mobilma- Die ungeheure deutsche Kriegsmaschi ne, die machtvollste der Welt, würde zu arbeiten anfangen. Schon dreh- Purbeln. In diesem Augenblick, da er dem Hause der Braut zustrebte, um sie vor dem Scheiden noch an der Abwesenheit nicht zügrunde gehe. Wie viele kleine Gewerbetreibende weihten in diesen Stunde» ihre Künstler schlössen ihre Ateliers, Handwerker ihre Arbeitsstätten, Leh rer nahmen Abschied von den Kolle- Das geliebte Mädchen selbst die Mutter weiß alles!" schuft." „Nein, das nennt sich heimliche Liebe," sagte die Schwester. .Aber hier ist noch jemand, den du nicht begrüßt hast, Max." .Ah," sagte Max Burmeister, sich test es mit Absicht so ein." di» mit einem schnellen, mitleidigen Blick. Sie wußte, daß Käthe sterb treibt. schieden worden. Als er spät in der Nacht heim schritt, schien es ihm, als ob er nichts als Glück und Lebenslust vor Schranken riefen. 8. Kapitel. Seit jenem schicksalsschweren und begruben unter sich die Hoff- Zeitalter des Völkerfriedens und des unbefestigte Örtschaften. Während gen vermochte. Ader mitten in diesem Chaos er- hob sich das deutsche Volk kühn und hehr, gleich einem Riesen, und die gewaltige Maschine des Volksheeres zu Lande und zur See, von den großen Führern auch im langen Frieden blank und schlagfertig er halten, begann mit der Ruhe und Pünktlichkeit eines Uhrwerkes zu ar beiten. Schon am ersten Zage der Mobilmachung, während in allen Gauen die Wehrpflichtigen freudig zu den Fahnen eilen, schließt Deutschland das Loch in den Vo gesen: Luxemburg wird besetzt. Was besonnene Staatsmänner den Fran zosen lange prophezeit hatten, berei tet sich vor: der rasche und unwider stehliche Ansturm der Teuton'i, ge gen das Herz Frankreichs. Einer die ser Propheten büßt die Warnung sogleich mit dem Leben. Jaures wird in Paris ermordet. Die tampfbegie rige deutsche Flotte regt sich schon. Der kleine Kreuzer „Augsburg" er scheint vor Libau und schießt den Kriegshafen in Brand. .Soeben" und „Breslau" werfen Bomben auf algerische Hafenplätze. An Belgien, oas den Durchzug deutscher Truppen gestatten soll, ergeht ein Ultimatum. In Rußland besetzen deutsche Trup pen Kalisch und Alexandrowo. Der Krieg ist nicht mehr einzudämmen. Aber der Höhepunkt des ungehemen Vorspiels ist noch nicht erreicht. Die Schicksale der Millionen strö men zusammen in dem Schicksal der Nation, aber jeder einzelne ist be strebt, sein Sondergeschick und das der ihm anvertrauten Seelen dem Ungewissen, das jetzt hereinbricht, anzupassen. Mit solchen Gedanken war Konsul Martens beschäftigt, als er vor dem Kontorhaus auf dem Rathausmarkt seinen Kraftwagen be stieg, um nach Hause zu fahren. Auf dem großen freien Platz, auf den das Schillingsche Reiterstandbild des al ten Kaisers niedersieht, wogte eine dichte Menge hin und her. Schlag auf Schlag liefen die Nachrichten Von den Grenzen ein, aber sie wurden heute gar nicht beachtet, die Gedan ken aller weilten in der Reichshaupt stadt, wo die feierliche Kriegssitzung des Reichstages stattfand. Als der Wagen sich in Bewegung setzen wollte,, staute sich die Menge, ein Tumult brach los, Hüte wurden geschwenkt, winkende Tücher flatter ten in der Luft, brausend erscholl der Gesang „Deutschland, Deutschland über alles". Der Konsul ließ sich eine Abend ländischen Begeisterung entfacht hatte, in den Wagen reichen, und während nunmehr das Auto langsam seinen Weg nach dem Jungfernstieg nahm, las er, selbst von einer großen Erre gung und Rührung erfaßt, die herr liche Botschaft. Wie das ganze deut sche Volk, so hatte sich auch der ge samte Reichstag einmütig erhoben, es gab, wie der Kaiser am Tage zuvor vom Erker des Schlosses herab ver kündet hatte, keine Parteien m?hr, es gab nur noch Deutsche; die Kriegs kredite von fünf Milliarden Mark waren vom Reichstag ohne Debatte und mit einhelliger Begeisterung be willigt worden? die Führer der Par teien hatten dem Kaiser mit Hand schlag gelobt, mit ihm und dem Va terland durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen. Welch «in wunderbarer Augenblick im Leben der gesamten Menschheit! Wahrlich, wenn ein« solche Erhebung in ideale Höhen noch möglich war, brauchte man trotz der Hinterlist der Feinde am Menschen nicht zu verzweifeln. Deutschland aber, das mit so starker Seele aufstand und das furchtbar« Schwert zog, um Recht und Gesit tung, Wahrheit und Treue zu schüt ze» und zu schirmen, mußte siegen, und wenn eine Wclt von Feinden gegen seine Söhne anstürmte. Als der Wagen in die stilleren, umbuschten Straßen der Vorstadt ge langte. zerfloß die freudige Begeiste rung, di« das Herz des hanseatischen Kaufmannes erfaßt hatte; sein eige nes Geschick und das seines Hauses trat wieder mit schreckhafter Deutlich keit vor das erwachende Bewußtsein. Der Kamps, den seine abgöttische Liebe zu Estella schon seit Wochen schüttelte aus tiefem Sinnen heftig den Kopf. Nein, das war einfach undenkbar. Wäre es aber, dann gab es kein Hinübtrkommen über den Felsen dieses Krieges ohne eine neue feste Stütze, die von Kramer schon angeboten und nur noch angenommen zu werden brauchte. Sie aber gab nicht der Freund und stille Teilhaber des Hauses, sondern nur der Sohn, in dem Drange, sein Schicksal auf das engste und innigste mit dem Hause der Gattin zu verknüpfen. Der Wagen hielt vor der Villa am Mittelweg. In das Haus trat ein Mann mit müden, abgespannten Zü gen, die sich erst wieder belebten, als dem Konsul jener alte Freund des Hauses, der Professor Wohlwill, ent gegentrat, der den Hausherrn schon erwartet hatte. .Erfreut, Sie anzutreffen," sagte der Konsul herzlich, indem er dem Gast die Hand reichte uyd dann di« Gattin und den Sohn begrüßte. Der Professor sah den Konsul auf merksam an. „Sie sind zerstreut, und das ist kein Wunder. Sollten Sie vergessen haben, daß heut«, ich möchte sagen, „mein" Abend ist?" „Durchaus nicht lieber Freund. Ich freue mich wirklich, Sie zu sehen. Mehr als zu andern Zeiten hat man es nötig, sein Herz auszuschütten. Wir Kaufleute stehen an tiriegsbegei aber auch schweren Zeit fest ins Auge zu sehen." Estella trat ins Zimmer, frisch und tin kam ihm zuvor. .Das ist aus geschlossen, lieber Professor. Die .Daily Chronicle", den ich heute erhielt. Lesen Sie selbst, wie ben." Der Professor schüttelte den kah- Aber der Professor ließ sich nicht Rußlands das Werk des Einkreisers King Edward ist. Für mich liegt die Frage ganz einfach so: Wird' gen werde ich wohl ins Feld rücken, (Fortsetzung folgt). In den Flitterwochen. Ehemann (zu seiner jungen Frau): .So mürrisch heute? Was ist denn meiner Herzenskönigin in die Kro — Selbsterkenntnis. .War um bitten Sie nur um Almosen und nicht um Arbeit?"
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