M OMckm MR mim lIMe. <k Fortsetzung). Wahrhaftigkeit dieses kindlichen Mäd chens, das so gar nicht versuchte, ihr ehrliches Empfinden in konventionelle Phrasen zu kleiden. Wahrlich, der stenden, der plötzlich einen klaren Quell vor sich sieht. Nicht etwa, daß sein Herz dabei einen schnellen Schlag getan hätte. Nur wie ein wohliges Behagen war es in ihm, wenn er sie Eine Entgegnung fand er jetzt nicht. Er beschäftigte sich mit ihrem verletzten Fuß, indem er den Ver- Dame der Gesellschaft in diese Situa tion gefügt hätte. Da wäre es kaum ohne Zierereien und Zimperlichkeiten abgegangen. Dem Kutscher gab er Weisung, an der Hinterpforte von Buchenau vorzu fahren. Das geschah denn auch. Und rade aus dem Küchengarten. Sie erschrak sehr, als sie ihr Kom teßchen mit verbundenem Fuß im Wagen sitzen sah. Diese legte aber schnell den Finger auf den Mund. „Still, Dornemännchen, Papa darf nicht erschrecken. Ist er in seinem Immer?" »Nein, der Herr Graf promeniert im Park." „Ach, das ist gut", seufzte Pia wie erlöst aus. «Was ist nur geschehen, Komteß chen?" jammerte Frau Dornemann. „Ich bin beim Klettern gefallen, liebes Dornemännchen. Nachher dür fen Sie mich tüchtig auszanken. Aber erst schaffen Sie mich ins Haus." „Ich trage Sie hinein, Komteß", sagte Hans v. Ried bestimmt, „und dann suche ich Ihren Herrn Vater aus und suche ihn festzuhalten, bis der Arzt dagewesen ist". „Ach ja, das ist gut", erwiderte Pia und ließ sich willig von ihm in «in Zimmer tragen, das Frau Dor nemann öffnete. Sie legte auch wie der zutraulich die Arme um seine Schultern und sagte nur aufatmend: „Gott sei Dank, jetzt mache ich Ih nen zum letzten Male Mühe". Er gab Frau Dornemann Weisung, sofort eine Schüssel mit Wasser und frische Kompressen herbeizudringen, und die gute Alte eilte davon. Als Hans v. Ried feine Bürde auf dem Diwan niedergelegt hatte, sagte Pia lächelnd: »Nun muß ich mir mal den Kopf zerbrechen, wie ich Ihnen eine Freude machen kann, zum Dank für Ihre Hilfe und für alle Mühe". Er sah lächelnd auf sie herab, in ihre klaren, sonnigen Angen hinein. „Zerbrechen Sie sich darüber Ihren Kops nicht. will Ihnen gleich „Oh sagen Sie es schnell!" bat sie. Es zuckte um seinen Mund. «Also schenken Sie mir zur Belohnung Ihre Mütze", sagte er Sie sah ihn erstaunt und zweifelnd «n. «Ich denke, Sie mögen sie nicht leiden?" Nun lachte er leise. «Nur auf Ihrem Kopfe nicht siir Sie ist sie viel zu groß aber ich glaube, mir sitzt sie sehr bequem." Da nahm sie langsam die Mütze ob und reichte sie ihm. Er probierte sie auch gleich mit lachendem Gesicht auf Sie war ihm wirklich groß genug, den» er hatte keine dicken. Ichweren Zöpfe darunter zu bergen. Sie das meinen. Sie finden^es nicht schon und richtig, daß ich mich wie nn wilder Junge gebärde Frau Aber nun will ich Ihnen meine ich es mir abgewöhnen will. Aber nicht wahr, wenn es nicht gleich geht dann sind Sie mir nicht böse? Ich muß es doch erst lernen. Sa gen Sie mir nur immer bitte gleich, tenl'.'t'ß er seine Rührung laum ver bergen tonnte. Er faßte schnell ihre Hand 'in?, führte sie an seine Lip- Vorschein kommt. So müssen Sie auch meine Bitte um die Mutze nicht verstehen. Es wcir nur ein Scherz und dann es ist wirtlich schade, daß Sie Ihr schönes Haar so ver stecken". Verwundert blickte sie auf. „Mein Haar? Ach, was haben Sie für einen seltsamen Geschmack. Mein Haar ist gar nicht schön, sondern gräßlich lästig und widerspenstig. Gefällt es Ihnen wirklich?" „Ja, ganz gewiß, es glänzt wie Gold." „Ach, darauf habe ich noch nicht ge achtet. Wie lomifch ich wollte es immer so gern abschneiden, aber Papa hat es mir streng verboten. Nun bin ich doch froh, daß ich es nicht getan habe". Jetzt tam Frau Dornemann mit den Kompressen und der Wasserschiis sel. Hans v. Ried verabschiedete sich schnell von der Komtesse, um den Grafen im Pari aufzusuchen. Frau Dornemann legte nun fri sche Kompressen auf den verletzten Fuß, und dabei mußte Pia ausführ lich ihren Unfall schildern. Die gute Alte jammerte noch nachträglich um alle Möglichleiten, die hätten eintre ten können. »Daran ist aber nur der Bubian zug schuld, Komteßchen. Der verlei tet Sie immer zu so halsbrecherischen Klettereien und zu so wilden Jun genstreichen", schalt sie bekümmert. - Pia seufzte tief auf. „Zanken Sie nicht mehr, liebes Dornemännchen ich werde den Bu bianzug nicht mehr tragen". Frau Dorneinann schüttelte un gläubig den Kopf. „Das sagen Sie jetzt. Aber wenn ih" "'d"" ö'ehen Sie Pia schüttelte den Kopf und sah nachdenklich vor sich hin. nein ganz sicher nicht Bald darauf tam der Arzt. Er konnte nur konstatieren, daß alles ge schehen sei, was geschehen konnte. Er verordnete, mit den Kompressen vor laufig fortzufahren, und die Komtesse solle sich ruhig verhalten. Später müsse massiert werden. Er werde zu diesem Zwecke wiederkommen. In kurzer Zeit werde alles wieder in Ordnung sein. Pia atmete auf, als er wieder fort gefahren war. Papa sollte auf fein späteren Besuche erst vorbereitet wer den. Hans v. Ried hatte inzwischen Graf Buchenau im Park aufgesucht. Die ser freute sich sichtlich, den jungen Mann wiederzusehen. Die beiden Herren plauderten zusammen und im Laufe des Gesprächs erzählte Hans v. Ried wie beiläufig, daß sich Kom teß Pia den Fuß ein wenig verstaucht habe. Er habe sie deshalb gleich in seinem Wagen mit nach Buchenau ge nommen und Frau Dornemann habe gleich kühle Kompressen aufgelegt. Er fand die rechten Worte, um den Grafen nicht zu erschrecken. Der jun ge Mann hielt ihn noch eine lange Zeit im Gespräch fest, ehe er sich ver abschiedete. Als dann Graf Buchenau seine Tochter aufsuchte, sah sie ihm gen den Fuß verknaxt. Papa. habe ich bei dem schönen Wetter Stu benarrest. Ist das nicht Pech?" sagte sie leichthin. Welch einer schweren Gefahr seine Tochter glücklich entronnen war, ahnte er nicht. » » » Hans v. Ried war bald ein täg licher Gast in Buchenau. Zwischen ihm und dem Grafen herrschte ein ganz eigenartiges Berhältnis, das größter gegenseitiger Sympathie ent sprang. Es war für die Umgebung neu guten Einfluß der junge Mann auf den Grafen ausübte. Dieser Einfluß war ganz ungewollt, er ent sprang nur der beruhigenden Persön lichkeit Hans v. Rieds. Gemeinsame geistige Interessen schufen ein wei teres Band um die beiden verschiede- Pia war glücklich darüber, daß ihr Vater wieder an etwas Interesse nahm, was von außen kam. Wenn Hans v Ried wider Erwarten ein mal ausblieb, sah der Vater nicht minder sehnsüchtig nach ihm aus als wenn die beiden Herren über aller lei wissenschaftliche Fragen disputier ten. Und Hans v. Ried war dann Dame sehr treffende und verstän dige Bemerkungen dazwischen warf, die davon zeugten, daß sie das Thema beherrschte. Er erkannte, daß Pia wirklich über einen erstaunlich reichen Wissensschatz verfügte. Wenn aber der junge Mann von seinen Reiseerlebnissen erzählte, dann saßen Vater und Tochter ganz still, und er hätte sich keine aufmerksameren Zuhörer wünschen tonnen. Pias Au gen leuchteten dann im strahlenden Glänze und ihre flinken Fußchen hiel- Hans v. Ried hatte den Grafen Buchenau schon oft aufgefordert, er möge mit feiner Tochter nach Ried berg kommen und sich feine Samm lungen ansehen. Aber bisher hatte sich der alte Herr nicht dazu entschlie- Ben können, dieser Einladung Folge zu leisten. Er versprach jedoch, es eines Tages zu tun. Buchenauer Grenze aufhört, mein lieber junger Freund. Bergessen Sie nicht, daß ich zehn Jahre lang keine andere Schwelle betrat als die meine. Ich muß erst langsam wieder Fühlung ge sagte er unsicher. So quälte ihn Hans v. Ried nicht weiter und wartete ab. Immer mehr fühlte er sich zu dem alten Herrn hingezogen und die Stunden, die er in Buchenau verlebte, erschienen ihm wertvoll. Die beiden Männer brachten sich, trotz des Altersunterschiedes, ein« warme Freundschaft entgegen. Aber nicht nur auf den Grafen Buchenau übte Hans v. Ried einen großen Einfluß aus. Auch dessen Tochter war diesem Einfluß unter worseu. Pia kam das wenig zum Bewußtsein, es kam so ganz allmäh lich. Seit ihrem Unfall in der Ruine hatte sie ihren Bubianzug wirklich kein einziges Mal mehr getragen. liebgewordenen Anzug umherzutollen, so oft besiegte sie das Verlangen. Sie bestellte sich sogar noch ein Reitkleid fleißig, in diesem zu reiten. Herr v. Ried hatte eines Tages ganz beiläu fig davon gesprochen, daß es ihm ein ästhetischer Genuß sei, eine gute Rei- Das hatte Pia gehört und deshalb mühte sie sich nun eifrig, auch im Damensattel eine gute Reiterin zu Das geschah indes keineswegs aus einem Gefühl erwachter Eitelkeit, son dern einzig und allein im Bestreben, Hans Ried eine Freude zu machen, ihm ihre Freundschaft und Zunei gung zu beweisen. Ried sich darüber klar, welch großen Einfluß er auf Pia gewann. Es machte ihm Freude, das zu bemerken, und er benutzte feine Mach! über diese junge Seele, um mancherlei aus ihrem Wesen auszurotten. waS ihm nicht als zu ihr passend erschien. Dabei ging er jedoch mit großer Zartheit und Delitatesse zu Werke, ils fürchte er. durch ein ungeschicktes Won den Bliitenhauch zu zerstören, d,»r auf ihrem frischen, ursprünglichen Wesen lag. Oft mußte er über sich selbst lä cheln, wenn er onrüber nachdachte, wie groß sein Interesse für die kleine Komtesse war. Draußen in der gro ßen Welt war :r oft an den schönsten und elegantesten Frauen v er frischte, Ihre Wahrhaftigkeit in al len Dingen erfüllte ihn oft mit gro ßer Rührung, oft auch amüsierte sie Ganz gewiß mischte sich diesem Ge fühl teinerlei Verliebtheit bei. Ei, lichteit eines großen Auders sllr fein kleines Schwesterchen, was er für sie empfand. Er konnte mit ihr verkeh ren, ohne daß irgendwelche Wünsche nicht begehrenswert, er sagte oft, daß sie sehr schlecht uud geschmacklos gekleidet sei, und schlecht gekleidete Frauen hatten früher i'berhaupt nich! war etwas in ihm. das ihn immer wieder in Pias Nähe zog. das ihn fesselte und dem er keinen Namen geben konnte. Nur «ins fühlt« er stark und deut lich in seinem Herzen den Wunsch, wie ein treuer Bruder seine Hände schützend über Komteßchens goldig schimmerndes Köpfchen zu breiten, damit unschuldige Kind nicht Jedenfalls half ihm Pia, ohne daß l/atte. Die Wunden, die ihm ihr Un wert, ihre Falschheit geschlagen ha'- ten, «rnarblen. Er wurde wieder ru schon zu Ende ging. Heiße Tage hatte er gebracht, dazwischen schwer« Ge witttr, die keine Abkühlung brachten. Hans v. Ried ritk* eines Morgens durch den Wald, am Fluß entlang, der gewissermaßen die natürliche Grenze bildete zwischen Riedberg und Buchenau. Die Nähe des Flusses und der Schatten des Waldes spendeten l-ngenehme Kühle. Er ließ sein Pferd im Schritt ge hen. Sein Ziel war Schloß Buche nau. Aber es eilte ihm nicht, dies Ziel zu erreichen, da es noch früh am Tage war. Trotzdem er nach und nach auf allen Nachbarglltern Besuch gemacht hatte und oft zu allerlei Festen gela den worden war, gefiel es ihm immer wieder in Buchenau am besten. In der Nachbarschaft forschte man ihn eifrig aus über den Einsiedler von Buchenau und seine junge Tochter. Und zugleich hörte er mancherlei Ein zelheiten aus jener Zeit, da eine zweite Gräfin, in Buchenau gelebt hatte. Die widersprechendsten Ansich ten bekam er zu hören. Nur in einem zweite Frau des «Grasen ein wunder bar schönes junges Weib gewesen sei. Man bedauerte den Grafen All mächte man ihm den Vorwurf, daß cr seine junge Tochter an seiner Welt abgeschiedenheit teilnehmen ließ. Für sich selbst hätte er dies Einsiedlerleben aufrechterhalten dürfen, solange er wollte, aber die Komtesse durfte er > sten verfocht dies« Ansicht die Baro- Welt. Hans v. Ried hatte darauf er- „Sie müssen nicht glauben, Frau Baronin, daß sich Komtesse Pia un glücklich fühlt in dieser Weltabgeschie- Rach dieser langen Rede hatte die Baronin erschöpft stillgeschwiegen. v. Ried hatte versprochen. ' Die Baronin hatte auch zu ihm ge sagt: „Die Komtesse kommt doch nun in das heiratsfähige Alier. Wie soll liert sich mit der Zeit. Ist sie nicht süschen Mädchengestalt. Welch eine chen, ungeschickten Kleider, die Pia stets trug. Er dachte wieder an den wunderfeinen, rosigen Mädchenfuß, den er damals bei ihrem Unfall in der Hand gehalten hatte. Und seine Augen leuchteten intensiv. schmale Brett erschien nur wie ein schwarzer Strich. Dann streckte sie die nxißen Arme empor und legte °>ixißen Arme schlugen übermütig in das Wasser, das es hoch aufspritzte, und nun schwamm sie in langen, iräftigen Zügen flußaufwärts. Das ging so eine ganz- Weile. Dann kehrte si" um, ließ sich, auf dem Rücken lie gend, bon der Strömung treiben und schlug sie heftig ins Wasser, daß es bis zu Lina emporspritzte, die lachend und kreischend flüchtete. Gewandt schwang sie sich dann auf den Rand des schaukelnden Boote» und bewegte es heftig auf und nie der. bis sie ins Wasser stürzte. La chend und prustend tauchte sie wie der auf. Hans v. Ried lächelte vor sich hin. Das war wieder ganz der tolle, über mütige Bubi. Die Lust an der eige nen körperlichen Kraft und Gewandt deit sprach aus ihrem ungebundenen 2 reiben. Nach einer Weile kletterte sie aus dem Wasser und eilte wieder die schmale Treppe zu dein Sprungbrett empor. Lina, die sich in ihre Niibc gewagt hatte, wurde mit einem feuch ten Spritzregen bedacht und flüchtete abermals. Wieder lief P?a bis zur Spitze des Sprungbrettes und wieder stürzte sie sich jauchzend in die Flut. Das wie derholte sie noch einige Male. Als sie das letztemal wieder auf tauchte. sah Hans v. Ried, daß sie im Wasser die Badekappe verloren hatte. Diese schwamm ein Stück ab seits und Pia fing sie ein. „O weh, Lina! Nun ist mein Haar wieder puddelnaß!" rief sie ihrer bäuerischen Zofe zu. Die schlug die Hände zusammen. „Da hawwe m'r als Widder unsre Not, Komteßle," jammerte sie. «Ist nicht zu. ändern. Lina, die dumme Kappe sitzt auch niemals fest!" rief das Komteßchen leichtherzig. Nach einer Weile hatte sie sich an- Bademantel um die Schultern, wo rauf die junge Dame in der Kabine «rfchwand. Lina setzte sich auf die Bank vor dem Häuschen und schien weiterer Befehle zu harren. Langsam ritt Hans v. Ried nun weiter, sorglich vermeidend, daß er von drüben gesehen werden tonnte. In Gedanken weilte er noch bei der eben belauschten Szene. Und er lä chelte. „Sie ist noch das reine Kind ein liebes, herziges Kind, lauter und rein im Herzen. Ich glaube, der Mann, der sie sich erringt, wird es er dacht« auch an Pias rosi gen Fuß. Und der Gedanke an ihr« ungeschickten Kleider, die all dies« Reize so neidisch verhüllten und ent stellten, erfüllte ihn mit Aerger. «Ich möchte sie einmal nach mei nen Wünschen gekleidet sehen," dachte er. Langsam ritt er bis zur Brücke, die über den Fluß führte. Es war dieselbe. auf deren Geländer Pia da oer weißen Leinenkleider, die Frau Tornemann damals für sie bestellt hatte. Es fiel m etwas steifen Fal lrar .es reich gewellt, erschien aber viel dunkler als sonst. Nur hier und da spielten im Sonnenschein die gol ihn zu. «Guten Morgen, Herr v. Ried! Wollen Sie nach iöuchenau?" rief sie «Oh, sein reiten Sie bitte lang sam, damit ich mit Ihnen Schritt halten kann", bat sie, ihm die Hand lächelnd in die Augen. »Darf ich nicht absteigen und zu Fuß mit Ihnen gehen? fragte er scherzend. Sie nickte lebhaft. »Natürlich, das ist ja noch netter.* Er sprang ab. Und es war eine frohe, heilere Stimmung in ihm. Seine Jugend kam ihm wieder zum Bewußtsein, er suhlte sich so leicht imd frei wie lange nicht. Den Zügel seines Pferdes um set sie. ' " (Fortsetzung solgt.j
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