Nm ein Wort! Originalroman von Joseph!»« Schade- Hädi-ke. 17. Fortsetzung.) 8. Kapiiel. Eva sollte schneller, als sie geahnt hatte, in die Obersörsterei kommen, ober aus andere, ganz andere Art, als sie wohl je gedacht. Der froft klare, sonnenhelle Sonntag, der da? junge Mädchen aus die Höhe jubeln der Daseinsfreude gehoben hatte, sollte für lange, lange der letzte Gliickstag für sie gewesen sein. Ganz plötzlich schlug das Wetter um. Es taute. Naßkalter, unge sunder Nebel lag in den Tälern und hüllte die Berge ein, daß man fast nichts mehr von ihnen erkennen konnte. Mit. diesem häßlichen Wetter Gas? in das kleine, sriedliche T^urin tachepidemie war ausgebrochen und in so bösartiger Form, daß sie in kur zer Zeit eine ganze ?lnzahl rasste. In der Fabrik hörte man zuerst davon und Onkel Franz »am schrel kensbleich und besorgt um die Ge sundheit des einzigen Enkelkindes in die Villa hinüber. l?s wurden alle möglichen Vor sichtsmaßregeln getroffen. Niemand aus der Villa durste in das Dor« die Leistungsfähigkeit der Fabrik wur den alle Arbeiter entlassen, in deren Hause die Krantheit wütete. Diese letzte Maßnahme behagte in des dem Schwiegersohn des alten Herrn wenig, der mehr, als er zu geben mochte, an Geld und Gewinn hing. Er kam auf einen andere» Ausweg, und überlegte mit seinem Schwiegervater, daß sie Inge ganz ous der gefährdeten Gegend fort !>.nd einfach mit ihrer Wärterin nach Ber lin zu Alice senden wollten. Das schien allen der beste Ausweg, und während man die Sachen der Kleinen bereits packte, wurde Alice telegra phisch von der Ankunft des Kindes verständigt. Ehe man aber die Reisevorberei tungen, die besonders Eva, welche ebenfalls mit sort sollte, im In teresse Inges nach Kräften beschleu nigte, beendet hatte, kam die Draht antwort von Alice. Sie war sehr empört über die ihr gestellte Zumu iung. Was sie wohl in Berlin mit tem Kinde sollte! Jedenfalls sollte las, sah, wie sich daS Gesicht des alten Herrn in nie gesehener Erre gung rötete, wie er wütend den „Wisch", wie er sagte, zusammen ballte und in eine Ecke warf. „Und so was nennt sich Mutter! Das ist mein Kind, mein eigen Fleisch »uid Blut!" tobte er in Hellem Zorne. Du gestattest ihr, daß sie in Berlin Vorlesungen hört, anstatt sich hier um ihr Kind und ihre Wirtschaft zu bekümmern. Da sie aber einmal deine Frau ist, hatte ich nicht mehr das Recht, nnt Gewalt einzuschreiten, indem ich freiwillig meine Frau mi! Alice ziehen ließ. Wir beide alten Leute, die in früheren Jahren nie mals voneinander getrennt gewesen xu wissen. So hat sie immerhin eine Art Aufsicht, und das ist not wendig bei ihrem Charakter. Das alles überlege dir einmal, mein Junge. Das Unglück ist nun tinmal geschehen, Alice ist deine Frau, vielleicht besinnst du dich nun doch einmal, daß du ihr Gatte bist und dadurch gewisse Anrechte auf sie Host." Tiefernst hatte der alte Herr ge sprochen und der junge Fabrikbesitzer inachte ein unbehagliches Gesicht. Er haßte alles, was störend in sein ge wohntes Leben griff. Darum auch nur hatte er den ständigen Bitten und Vorstellungen seiner Frau Gehör xeschenkt. Gewöhnt, alles Unangenehme schnell abzustreifen, um sich wieder in den begrenzten Kreis seiner eigenen Ge danken und Interessen vertiefen zu tonnen, brach er jetzt das Gespräch Ken? Jetzt handelt es sich um Inge. Was sangen wir an? Das Kind darf selbstverständlich keiner Gesahi den. So geht das nicht weiter/ Bekümmert sah der alte Herr sei nen Schwiegersohn an. du, ich habe all« diese will —" Als er von Alices Brief erfuhr. Beste ist dann freilich, ihr selbst stellt Gefahr besteht." sie sich doch ganz entschieden und in sehr kühlen Worten, sich das Kind iit Merlin, wo sie es nicht brauchen ... Ihr seht gewiß schwarz ..Ihr müßt bedenken, daß te Arbeit sehr gelitten haben. Sie darf jetzt durch nichts gestört wer- Frauenverein einen Vortrag zu halten, mit dessen Ausarbeitung sie jetzt emsig beschäftigt ist. Man erkennt Alices Klugheit hier voll Als die Tante das schrieb, wa ren ihre Schriftzüge fest und stolz als sie soitsuhr: wiß nicht. „Nun?" sragte Onkel Franz, die Achseln. Ihre Augen hatten Fassung gebracht. An Alices Mut. allen Willen gelassen hat. Ihr habt Aengstlich blickte Eva den Onkel Mische Farbe seines Gesichts hatte willst du damit sagen? Willst du Ugandern, zweck- und aussichtslosen Interessen weiht statt denen, die ihr durch die Natur vorgeschriebe» sind, wir zwei: freut dich das, Inge? Da werden wir jetzt bleiben, bei den Einen Moment hob das Kind in ieressiert den Kops, rann nickte es crnsthast, „Zu Onkel Eberhard? ck t si stts kl d s durchs Zimmer ging, mißmutig, aus ihrer gewohnten Ruhe ausgestdrt zu !e:n: „Was hat Inge nur?" Mürrisch zog Therese die Achseln hoch, „Was wird sie haben! Unge zogen ist sie, schon den ganzen Tag. Sie haben sie eben zu sehr verwöhnt. Das klang scharf und schroff. Ehe Aber das Kind streckte nicht das gen' ja. zuletzt zuckte es um ihren Sehr enttäuscht blickte Ernst Eva Ben Eindruck auf ein Kind machen miiffe. Nun ist es nichts damit." > Auch Eva hatte die Kleine beobach tet Nun griff sie nach Inges Händ chen und hielt es eine Weile fest. .Ich glaubt, Inge ist krank: sie fiebert", sagte sie angstvoll. Hilflos starrte Ernst sie an. „Meinst du wirklich? Es wird doch nicht am Ende . . Er sprach das Entsetzliche nicht aus, was beide dachten. Auch Onkel Franz und Eberhard schicken. In Hast wurden die letzten Vor bereitungen getroffen und das Kind, auf Evas Schoß, warm eingewickelt, blasse Gesichtchen Inges, die sich mü fchneeweißen Kissen lag. Apathisch lieh die Kleine alles mit sich geschehen. Sie hielt nur Evas rieselte. dos Fieber mit erhöhter Gewalt bei Inge aus. Die Flucht aus der Nä he des von der furchtbaren Krank- Die wenigen Stunden bis zum Eintreffen des Briefes hatten wahr scheinlich genügt, den Keim der hob Therese besonders hervor. Im Pflege des Kindes. Als Eva aber Aber selbst jetzt behielt sie ihre wil des Kindes gab dem Anprall ter so dafi Eva sich oft voller Angst es zu En!?«/ Ganz plötzlich versagten die schwa chen Kräfte, als Eva gerade allein bei dem Kinde wachte, während Therese in ihrem Zimmer wie tot schlief. Eva sah, wie die beängstigende Fieberröte einer tiefen Blässe wich, wie die kleine Brust erlöst und tief aufatmete, ein-, zweimal, und wie die Seite neigte. Wie schon so oft beugte sie sich nie der. Sicht sah so seltsam und starr aus. Sie schrie auf: „Inge! Inge!" Sie warf sich auf die Knie nieder und kalt.' ' „Was ist, Eva? Mein Gott, was f slbs b ch i,Tot! Inge ist tot!" Eberhard sagte kein Wort, In tiefernsten Gesicht zu erkennen. Ein Gedanke ließ ihm keine Ruhe: Würde Eva nicht hinfort das Forslhaus und lauten V»rzweiflungsausbrüchen Einsts geduldig stand. Zu Lebzeiten Inges war eS ihr nie so recht zum Bewußtsein gekommen, daß Ernst sein Kind so sehr liebte, wie es doch wohl der Fall sein muhte. Et« war tief erjchültert. Die immer Heute war alles trübe, grau unb trostlos. Unwillkürlich schauerte Eva zu kurzen Weile tan, Mamsell Marit herringeschlüpft. Ihr freundliches, rundes Gesicht war völlig verweint, zeite Mamsell Marie respettlos mit Auch in dieser Nacht schlief Eva Tür getrennt, lag das tote Kind, das sie nie wieder jauchzend beim Namen nie wieder mit wehenden blo»- Jn der Stille der Nacht wuchs Evas Schmerz doppelt. Aber sie dachte nicht an Inge allein. Ihr lentt hatte. Mochte es zum Guten (Fortsetzung folgt.)
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