Glück und Segen. Roman von A. von Wersdorfs. 18. Fortsetzung). Der dämmerige Absatz in dem kahlen, schmucklosen Treppenhaus» war von einer Gasflamme in einem Milchqlasbassin schwach erleuchtet; durch die höh?» Flursenster strich der Zugwind lind ließ sie unruhig flat tern wie eine scheidende Seele, die ihr irdisches Gehäuse verlassen möchte und nicht kann. Hermine saß da in ihrem weißen Kleide, den wei ten, schwarzen Mantel über Kopf und Brust gezogen. Es fror sie, denn es zog hier so eisig sie zitterte und schauerte. ... Wo hatte sie doch ihre Aethertropfen? Sie faßte in das den Falten des Kleides an schwerer Silberlette niederhing. Das harm lose Fläschchen war nicht da, dafür war scharf geladen, seit ihr einmal jemand gesagt hatte, daß sie Knall erbsen drin habe. Oft schon hatte sie sich damit amüsiert, die Leute in Schrecken zu versetzen und sich als Wie sie so saß in dem dämmrigen Zwielicht des Abends, im fremden, öden Treppenhaus, spielte sie damit le, daß sie sich schüttelte. Sie legte zu, um dann von selbst wieder auf zugehen. Hatte sie Minuten hatte sie Stunden gesessen? Sie Abgrund, so daß sie erschrocken auf fuhr. Aus Manfreds Wohnung hörte sie deutlich den tiefen Schlag einer Standuhr. Acht Schläge. Wllr einmal ganz unerwartet klang die Wohnstubentür des Offiziers hin ter ihr; sie hatte kein Geräusch, tein hört! Welch eine Selbsterniedri gung! ... Ihr ganzes Geschlecht müß te sich empören!" Straße eleganten Gesell schaststleide, eine Perlenschnur von wunderbarer Schönheit um den Hals. Das halb gelöste Haar sie! in schweren Locken und Strähnen lang über die Schulter und Brust, an der «ine am Stiel gebrochene rote Rose Durch diese Erscheinung tonnte er unmöglich an den großen Glückstag vor fünf Jahren erinnert werden, an das junge, Mädchenbild im schlichten, weißen Einsegnungstleid chen ohne jeden Schmuck als den ihrer Schönheit! Nein, er sah nur den Putz und Tand, mit dem sie sich geschmückt. Er trat von ihr zurück mit einem höhnischen Achselzucken und einem eisigen Lächeln. „Ihre kostbare Toilette hat etwas gelitten, Frau Scheinbauer", sag te er, auf den nassen, schmutzigen Saum ihres Kleides deutend, „und Ihr Haar ist in einer Verfassung, die man Pardon! kaum eine Fri sur nennen könnte. Treten Sie bei mir ein und haben Sie die Rücksicht, jich ei» wenig in Ordnung zu bringen. ehe Sie dieses HanS verlassen, in dem ich wohne. Bitte" Es klang wie ein Befehl, wie eine Drohung, und zurücktretend öffnete er ihr die Tür. Sie rührte sich nicht. Sie sah ihn mechanisch an und sagte „Ich wollte dir ich wollte Jh- Sandersee gewesen" „Obwohl er es mir sagte? Oder wollen Sie meinen Freund der größ- Jn der" —' „Das will ich!" Mit eisernem Griff hatte er ihr Waffe fiel zu Boden. Männer moralisch und Physisch abzu tun! Sie gestatten, daß ich dies gefährliche Spielzeug mich^nehme. stelle gehorsamst zu Ihrer Verfü gung!" Er schob den Revolver in seine Brusttasche, grüßte höflich und bis ins graue Alter hinein nicht ver gißt. Es sind oft nur Kleinigkeiten, während im Lauf der Zeit gewichti feine Geltung. So hatte die Witwe hast oder vergessen wolltest. Und ob es noch Zeit ist, die Bitte zu erfüllen und dem anderen eine Freude zu ma chen!" Leicht verlor Klara den zweiten Teil des Mutterwortes aus dem Ge dächtnis. Aber nie den ersten: „Wenn vor!" Auch als längst die alte Mode von der weit billigeren Strumpswe Claire Dearling an das tiese Erker fenster und strickte ... klipp ... klapp ... klipp... klapp... mit dem Fleiß der einstigen Kindertage. Und tes vor ihr auf; wie sie überlegen sollte, ob sie nicht eine Bitte, einen Wunsch jemand noch erfüllen konnte. Ja heute gerade! Das un glückliche Geschöpf wollte gern frisiert und bekleidet sein wie damals, als sie und hat und weinte und beschwor den Unerbittlichen! Hm, der würde sie kalt und grausam wieder sortge- Klipp ... klapp ... ... Pferde auf dem Asphalt. an wie vielen Fenstern hatte sie, seit sie Miß geworden war, schon Strickzeug, mein Kind!" Fünf Jahre war sie schon tot. ... Ob sie wirtlich bei ihm war? Die Hermine? Sie war schon lange fort! Die Dämmerung war zur Nacht ge worden. Klipp klapp klipp —klapp! Oh! schrecklich war der Zu stand, in dem die wilde Person fort gelaufen war. Wie kann man nur! Dem Menschen nachlaufen, der nichts von ihr wissen wollte, sich ihm gera dezu an den Hals werfen! Sie hätte sie doch eigentlich warnen müssen vor ihm. Der kannte kein Mitleid.... Und vom Sterben, vom Totschießen oder Ins - Wasser - Gehen hatte sie gefaselt, von der Schleuse am Strom, wo so viele untergingen sie war wirtlich trank! Di» Nadeln ruhten sie wurden in das graue Strickzeug gestoßen und zusammengewickelt. Klärchen steckte hastig Licht an. Wirklich, was sollte man tun?! Schrecklich bleich hatte sie ausgesehen, ganz krank und elend! Und die Mutter hatte sie immer so gern gehabt; die hielt damals etwas von dem schönen, fröhlichen Ding! de! Ob sie wohl auch sagen würde: Laß sie laufen in Unglück und Schmach, und sich das Leben nehmen, wenn sie durchaus will!?" Nein, so würde das gute Muttelchen nicht spre chen. „Es ist furchtbar", würde sie sagen, „leid kann sie einem tun. Hilf ihr, Klärchen!" Ein paar Minuten vergingen, da kämpfte sich durch Wjnd und Wetter nach der Wohnung des Leutnants Manfred Rennbrandt. Immer schnel ler ging sie. Wenn er Hermine» nicht geglaubt hatte? Die war zu allem fähig! Schrecklich! Aber ei gentlich mußte er ihr doch glauben, das konnte er ihr eigentlich doch an sehen, daß sie nicht iog. ... So. Nun stand sie vor seiner Tür. Sie klingelte. Einmal ein zwei tes Mal. > Endlich kam jemand. Er „Wo ist Hermine?" fragte sie kurz. Er stutzte. Sie sah ihn einen Mo ment ganz stumm an, so blaß und „Ist sie drin bei Ihne»?" „Wer soll bei mir sein? Was wollen Sie denn? Wer sind Sie denn?" „Die Klara Liebling Sie ken ne» mich wohl nicht mehr. Wir wohnten vor fünf Jahren in dem selben Hause. Die Mutter lebte da mals noch Sie erinnern sich schon! Ist ja auch ganz egal, wer ich bin. Wo ist sie, die Hermine Trauburg?" wollte zu Ihnen, um Ihnen zu er zählen, daß sie nie etwas Schlechtes getan hat, daß sie gut und brav ge fen!? Wahrscheinlich hat sie sich das .Bitte was ist geschehen? Wen „Also nun fassen Sie sich, bitte. viel Umstände nm Arm. Der ein stige hübsche, blonde Junge von Rennbrandts, der das hübsche Min- man mußte eben! „Ach, was soll ich denn da drin? Nehmen Sie doch Verstand en und Held! Da haben Sie Ihre Mütze was suchen Sie denn noch? So tominen Sie doch schon! Nein, so ein Mann! Wir müssen machen, daß wir fortkommen. Mir wird sie- "" „Im Wasser?" stotterte er. Und lorene ihres Geschlechtes. langer, schlaflos durchwachter Nächte: „Nimm sie, das süße, schöne, geliebte Weib, und sei tausendfach glücklich ihrer Lieblichkeit und ihrem leicht lebigen Herzchen ließen! Reiße sie in deine Arme und töte sie und dich zugänglich werden; so wollte sie mir Leib und Seele vergiften! Ja, der Mordschrei einer dekadenten Zeit: „Töte sie!" der hallte auch durch ach" .... Er brach ab in einem un verständlichen Murmeln, raffte den Säbel an sich, und, erschüttert von folgte ihm Klara Liebling wortlos hinaus auf den Flur. „Mein Gott wohin wohin griff, als sie in sein Gesicht sah: das Wort von der „tragischen Schuld". Und das verbitterte, grol lende. von Neid auf Jugend und ' „LH, glauben Sie ihr! .... Ich war? Sagt Ihnen das nicht Ihre lent hätten; alle Männer lagen ihr ja zu Füßen überall! Da wuchs die Eitelkeit und die Prachtliebe, aber einen schlimmeren Schaden sie wenn ich an ihrer Lauterkeit gezwei felt haben würde? Nein, Herr Renn brandt! Nicht eine Stunde wäre ich geblieben! Eitel, lustig und über mlltig ja. da» ist sie gewesen! Aber der alte Vater und die Mutter wissen auch, daß das Kind ihr Kind blieb: jung und schön und ss be wundert, aber trotzdem ehrbar wie ich selbst." Stolz sagte es Klara Liebling. Je- in sein wundes Herz, und nun glaubte er jedes Wort. Zu spät! Er mußte ja wahnsinnig werden, seS. „Ich bitte Sie, lassen es ge getötet hatte? Ja er! Sein Lieb stes, Süßestes hatte er in den furcht baren Tod getrieben: Er war ein Verlorener, nicht sie, die Geliebte, Reine.... an dem verderben eines armen Mäd chens tragen. Und sie behauptet? mit großer Ueberzeugung, daß diese len. lich in sein Ohr raunte, als sei sie die Stimme des Gewissens selbst, das da nicht zum Schweigen zu brin gen war. Und bei dem letzten Wort schrak er zusammen: Gespielt!? Nein, gespielt hatte er selbst nicht viel. Aber mit dem Gelde seines Vaters hatte der selbst nichts besaß, ein lustig ver spieltes Vermögen ersetzt. Er hatte nichts genützt, Sandersees Streich war bekannt geworden, er mußte das Regiment verlassen, war nicht wert, den geachteten Waffenrock zu tragen! Ja, den Freund wollte er der ge rechten Strafe entziehen, aber das schuldlose Geliebte fem» Sie dem hochmütigen Herrn ein solch lieber Kamerad, so ein hochgeehrter Herzensfreund gewesen wären, wenn Sie nicht eine stets offene Hand ge habt hätten? DaS haben Sie schon nicht geglaubt, denn aus purer Liebe Eitelkeit und Ehrfurcht! Und solch nicht, woher ihr all die Anklagen, der heiße Zorn kamen, wie sie den Mut dazu sand. Und er gebot ihr nicht Schweigen er senkte die Stirn, und seine fiebernden Gedan- Wehr, gegen das der Strom vielleicht ein stilles, bleiches Weib trieb in einem weißen Kleide,. , hätte vorausgehen sehen. Scheue Blicke glitten zur Mauer briistung hinaus und in das dunkle, rauschende Wasser, über dem der weiße Gischt in der Dämmerung flimmerte. Da war die Stelle, Man fred kannte sie da sprangen sie immer hinein und wurden betäubt und sortgewirbelt. .... Es sollte ein schnelles und leichtes Sterben 'ein. Heraus holte fie so leicht kei ner, der sie nicht gerad? versinken sah sie gesehen, gehindert haben konnte? Vage Schlüsse, flatternde Gedanken da, den weißhaarigen Kopf aus die Brust gesenkt, als schliefe er oder sei gestorben. Ein so schrecklich hoff nungslose! Bild war es, daß den beiden in gemeinsamen Gedanken al ler Mut sank und ein schneller Blick von Auge zu Auge slog, den die Dunkelheit verbarg. Manfred klinkte Ue lose Holztiir auf und trat in den Raum. Sofort hob sich der Kops des Greises, und er richtete einen Oh, der alte Schleusenwärter schlief Dienste sterben. Auch die Behörde, die ihn vor 40 Jabren angestellt, schien das für unmöglich zu halten; sonst hätte er einen Gehilfen für die Nacht bekommen, wenn fremde Flößer mit Holz kamen, die noch spät abends auf die. andere Seite des Flusses wollten.'— „Wir suchen jemand, eine junge Dame" .... sagte Klara vortretend, denn Manfred konnte kein Wort her auswürgen, und sie sah, wie er am ganzen Leibe bebte. Der alte Mann fragte gar nichts. Die Fähigkeit, sich über etwas zu wundern, war ihm Wohl abhanden „Sie kann hier vorbeigekommen sein, um nach dem Strom zu gelan gen und nach der Stelle zu suchen, wo wo so oft die Unglücklichen, die Ertrunkenen gefunden werden. Wir fürchten, sie ist ins Wasser ge gangen, das junge Mädchen, das wir suchen in einem weißen Kleide, mit langen, schwarzen Haaren." Sie verstummte und sah sich scheu in dem Raume um, den die auf und nieder zuckende Glut mit einem unseimllchen Licht erfüllte als könnte das arme Geschöpf irgendwo sein. Der Alte schüttelte den Kopf und sah starr ins Feuer. „Ich hab' keine im weißen Kleid mit schwarzen Haaren gesehen die letzte war meine Tochter und seit aus dem Schrägen da hinten 30 Jahre ist'S her. Morgen wird sie da sein oder vor dem Wehr liegen. Regennacht, in die dunkle gräßlich« Ungewißheit hinein Morgen wird sie am Wehr liegen .... mor gen! Morgen sind es gerade fünf Jahre seit dem Tage, an dem das geschüttet hatte. Was hatten sie alle mit seinen Gaben gemacht?! Hatten das Glück und das Gold schuld, wenn es ihnen zum Fluch wurde? Auch Schwankend, ihrer Sinne nicht mächtig und leise vor sich hin spre chend wie im Fieber, trat Hermine Trauburg auf die Straße, nachdem das letzte harte Wort des wiederge fundenen, nun über alles geliebten Mannes an ihr Ohr getönt war, des Mannes, der sie spöttisch lachend ver lassen hatte.... unbeschütztes Haupt, über dem sie nur ein schwarzes Spitzentuch trug. Manisch raffte sie ihr Kleid mit sehr still. wenig/ Passanten wegi an einem Garten vorbei; ein schmaler, ungepflasterter Pfad führte zum Strom hinunter. Ja zum Strom wollte sie zum kalten, dunklen Wasslr, daß so lind heiße Stirnen und Herzen kühlt. Auf- die Qual. Weiter, wei zu gehen. die jetzt auf diesem einsamen, düste ren Wege dahinschritt. Hatte noch jemand dieselbe Absicht, wie sie? Sonst Schleusenwärters war die letzte !ll!ohnstätte. Sie fühlte es deut- Was liefst du denn so? Dachtest (Fortsetzung folgt.) Liir M Nücke. Fett Zweiseitig in Süßer Kartoffelauflauf. Die Kartoffeln tags vorher in leine Stückchen bleiben. Auf 1 Pfd. Kartoffeln rechnet man 3 Eidotter, die man vorsichtig damit mischt, 3 IsZ Unzen aufgelöste Butter, 4—5 Eßlöf biS Z gehackte bittere Mandeln, füllt die nach Zucker abgeschmeckte Masse in die feuerfeste, mit Butter ausgestrichene, mit geriebenem Br^t Wasserbade. ablaufen. Dann entfernt man die Kerne mit spitzem Messer und hal biert dabei die Pflaumen. Eine Blech- Pflaumen und darüber wieder einge weichte Semmel. Mit Zucker be streuen, mit in Milch zerquirltem Ei toffeln. Man schält 2 Pfd. Kar stellt sie mit laltem Wasser auf, läßt sie 10 bis 12 Minuten lochen und Salz darüber, läßt wieder Kartoffel scheiben usw. folgen, stellt die Form in den Ofen oder auch auf kleines Feuer, läßt das Gericht .bis 1 Form auf. Fetttuchen ohne Eier, mit Kartoffeln. Man nimmt I. Tasse ganz fein gestampfte Kartoffeln, 2 schlichte Eßlöffel weiches Fett, 1 Tasse Zucker und schlägt dies tüchtig. Sind die Kartoffeln noch warm, um so besser. Ferner fügt man 1 Prise Salz. MuSlatnuß. 1 Tasse saure oder Buttermilch, 3 Tassen Mehl und knapp 1 schlichten Teelöffel Back soda in 1 Eßlöffel Essig ausgelöst, man leine saure ode: Buttermilch und muß süße Milch nehmen, dann siebt man mit den 3 Tassen Mehl 3 schlich te Teelöffel Backpulver und nimmt teine Soda. Fleischgericht. Man taufe 2 bis 3 Pfund Fleisch vom B.n'ch stllck des Rindes (Flant) reibe es ab und entferne die zähe Haut, die auf der Innenseite ist. Man ver mischt 1 Tasse trockene Brotkrumen mit 1 Teelöffel gehackte Zwiebel, ebenso viel Petersilie, Salz, Pfeffer und 1 Teelöffel Butter mehr, wenn man nicht an Butter sparen muß. Mit diesem Füllsel bestreicht man das Stück Fleisch auf der I»» nenseite und rollt es auf; es wirs mit Bindfaden umwickelt und m ko chendem Wasser, in das folgende Zu taten getan wurden, wngsam gesd»- inert, bis es gar ist 7 ein Lorbeer blatt, 2 Körner Nelkcnpfeffcr, l gro ße Gelbwurzel, 1 Stange Selleci«, 1 Zitronenscheibe, ein bischen Majoran und 1 Zwiebel. Man kann auch in das Fleisch eine tiefe Tasche schneiden und das Füllsel darin unterbringen, sollte man es dem Auffülle» vorzie hen. Man sollte nur soviel Wasser zum Fleisch geben, daß knapp be dickt wird, oder man läßl das Fleisch entweder beiß und gibt dafür die Brühe durch ein Sieb, woraus sie ver dickt wird, aber man läßt das Fleisch in der Brühe kalt werden, legt e» dann auf ein Brett, beschwert e». und schneidet, wenn es genügend ge preßt wurde, Scheiben davon.
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