Selbstmord. i. denken, daß Selbstmord vorlag. Man glaubte allgemein, daß Zenija Alrxe zewna in Gedanken vertieft, die Sira- He entlang gegangen war, als sie plötzlich von einem um di« Strahn ecke ohne Signale heransausenden Wagen der Elektrischen erfaßt und überfahren worden war, bevor sie sich noch umsehen konnte. Zeitungen brachten, spaltenlange Artikel, in denen di- Mißwirtschaft auf der Elektrischen scharf angegrif fen wurde. Man betrauerte die Ver unglückt« tief und aufrichtig. ES iwurde behauptet, daß die Gesellschaft ihr einen hervorragenden Kultur- Arbeiter, einen Menschen von außer ordentlicher Güte, von seltener Unei gennützigkeit und Freigebigkeit ver loren habe. Sehr lebhaft wurde auch darüber disputiert, daß im Testa ment von ZenijaAlexejewna der Name ihres Adoptivsohnes, Mitja Koles nikow, gar nicht erwähnt war. Das ganze Vermögen vermachte, die Verstorbene der Volksschule, die' si« vor vielen Jahren gegründet hatte. Ihrem Adoptivsöhne hinterließ sie keinen Pfennig, und der arme, unbe holfen« und einsame Jüngling, Stu dent einer technischen der ans der ganzen Welt keine verwandt« Seele besaß, geriet mit einem Male in die schwerste und bitterste Not. Sonderbar war es, unbegreiflich und rätselhaft. Dabei war eS in der Stadt allen bekannt, daß Zenija Alexejewna ihren Adoptivsohn so liebte, wie nicht jede Mutter ihren eigenen Sohn liebt. Und doch umging sie ihn in ihrem Testament und lieh den Jüngling bettelarm und ohne Obdach. Vor etwa 20 Jahren verl.'bt- in dieser Stadt «in alter Held des miral Kaschnjesf, sein« alten T.ige. Er hatte vier Töchter. Drei waren verheiratet, alle mit Marineosfizie war bereits festgesetzt. Acht Tage welchen er gelebt, gewirkt und sein Leben beschlossen hatte, dieser Ge danke erfüllte sie mit em«r besni.de- Freude... Zkenija Alexejewna hatte reichliche matsorte, sie für» eine der in teressantesten jungen Damen und ge noß allgemeine Sympathien. Aber das Bild ihres Geliebten lebte unge trübt in ihrem Herzen fort, und aus ten, die ihr von Männern erwiesen wurden, vollständig gleichgültig. Nach und nach entfremdete sie sich außer den Sorgen um die Kinder hatte sie jetzt keine anderen Jktenssen m«hr. Unterdessen vergingen Jahre. Zenija Alexejewna fing an zu wel^ kränklicher, dem Aussehen nach stets hungriger Junge, Mitja Kolesnikow Äin Vat«r war Dachdecker, ein wü- Dummheit grenzende Wahrheitsliebe gefielen Zenija Alexejewna ganz be sonders. Kurz bevor Mitja die Schule beendigt hatte, starb seine Mutter, zu gleicher Zeit erkrankte sein Vater an Säuferwahnsinn und» wurde in einem Irrenhause unterge bracht. Der Junge blieb so gut wie auf der Straße, und Zenija Alexe- Jn das einsame und eintönige Le ben der Frau brachte der Junge neues Licht Mii ihrem ganzen de blauäuqiarn, flinken und gesprächigen Knaben. Diese Auhänglichkeit wuchs von Tag„ zu Tag und sogar di« Schule trat jetzt bei ihr in den Hin tergrund. Die Einzelheiten des Schullebens erregten bei Zkenija quem und behaglich zu gestalten Xenija Alexejewna, ließ Mitja die Realschule besuchen. Der Junge lern te sehr leicht, und es blieb ihm viel sreie Zeit. Wenn er mit Kameraden im Hofe umhertollte, oder irgendwo im Garten unter einem Buume, in ein Buch vertieft, saß, oder ani Abend, des Laufens müde, auf dem Sofa im Speisezimmer einschlief, konnte Xenija Alexejewna vor Freu de und Rührung sich nicht an ihm satt sehen; ihr Herz stand still vor reiner Mutterliebe und Zärtlichkeit. Manchmal bemächtigte sich ihrer der G«danke, daß man ihr den Jungen nehmen könnte ..., daß er sterben könnte ... Tann überlief es die arme Als Mitja die Realschule absolviert liebt« Schwester Maria Alexejewna Politzyn, die Witwe eines Korvetten kapitäns, und bat sie flehentlich, nach cht M't' ch^'h' Während des Aufenthalts in Pe bllliikn Augen wurden dunkler, der Ausdruck der Kindlichkeit war ver schwunden und machte einem gewissen Ernste Play. schlang er seine Arme um ihren Hals, überschüttete si« mit Küssen, streichelte ihre Hände, ihr Haar, biß 'li'lte. ... „Ach, Mitja, laß das bleiben", hielt ihn Tenija Alexejewna mitunter zurück. Ihr Antlitz verfinsterte sich, und sie wandte sich oft von ihm ab. Dann fühlte er sich gekränkt und macht« ein launisches Gesicht. ... In Petersburg hatte Mitja daS Rauchen gelernt, «r roch nach Tabak, l.ber es bereitete ihm, wie er selbst gestand, kein Vergnügen; er rauchte nur, um sich „groß zu tun" und um „auf Mädchen Eindruck zu ma chen." ... Diese lächerlichen Geständ nisse hörte Zkenija Alexejewna mit ei nem sonderbaren, wehmütigen Lä cheln an. Ueberhaupt bekam jetzt ihr Gesicht oft ein«n eigenartigen Aus druck. Tiefsinnigkeit und Trauer, de/um Kummer und Unruhe, manch mal sogar Erschrockenheit wechselten in schneller Aufeinanderfolge mitein ander ab. ... .Bist Du krank, Mutter?" Unruhig schaute Mitja in ihr blasses Gesicht, in ihre kummervollen Augen. »Hast Du Sorgen?" „Nein, ich bin gesund. ... Wie kommst Du darauf?" „Laß mich in Ruhe Mitja ..." „Es scheint Dir nicht recht zu sein, erscholl im Zimmer „mein lieöes Mütterchen, mein bestes Mütterchen!" Er hielt sie fest umarmt, küßte sie. bald in das andere Ohr, dann ging er freudig, jung, stattlich, hübsch, mit lautem und frohem Singen fort, spa schwerer Seufzer. ... Einmal nachts begann Mitjas Bein infolge eines heftigen Stoßes, den er beim Fußballspiel erhallen „Mütterchen", Mitja lauter. Ihr Atem war nicht zu hören. Mitja stieg aus dem Bett und trat leicht hinkend an die Tür. Zenija Alexe ten. ... Mitja auf dem Fensterbrett stehen Nacht trat sanft etwas Weißes her „Mutter", schrie Mitja erregt. „Mutter, was ist mit Dir?"^ „Geh fort!" entriß sich ihr ein dumpfes Stöhnen. Ein schweres, unmenschliches Leid klang in diesem Stöhnen. „Mutter, was ist denn das? ... tig- ... h ' h Mutiert .Geh Fort!... Auf der Stille! .. Gleich! ... Geh forti ... Geh fort! ..." Zkenija Alexejewna riß sich heftig von Mitja los, stürzte sich zur Seite und verschwand iin Dunkel der Nacht. Ria Alexejewna Politzyn, die in Kron stadt lebende Witwe des Korvettenka pitäns, in dem soeben erhaltenen len: Qual ist der Gedanke für mich, daß der Junge in Not gerät ... Aber Mitja ist gesund, begabt, fleißig, und gen. Vielleicht wirst Du, liebe Schwe ster, ihm Helsen wollen. Hilf. Bitten darf uh nicht für ihn; auch dieses kommen, daß ich nicht mehr kben kann. Warum? Ich» begreife es nicht, worin hier die Wahrheii steckt. ... Gottes Gebot gehandelt habe. Ich ent sagte der Liebe, der Ehe. Und Gott schuf d«n Menschen, damit der Mensch lieben und geliebt werden soll und an- UebrigenS ist das alles Unsinn. Leere, feig« Ausflüchte eines Men schen, der sich dem Tode nähert und liebgewonnen. Ich wollte ihm ein« zweite Mutter sein. Ich hätte aber Schiller über «Slle. lcrs Liebe stammt, "aus einer Nacht, in der der Dichter das geliebte Mäd chen (noch nicht seine Braut) auf ei fcinen Gefühle und die edleren Ge nüsse des Geistes gerne auf eine Zeit lang hinweg schwemmt. Ihr Fall ist Sehen werde ich mich wohl hüten..." Rührend ist der Schluß des Brie fes: „Heute früh war es einer meiner Ballndcht noch dadurch gerückt, daß der Dichter selbst sie dazu benützte, um Plutarch zu lesen,/ der ihn Tie drei Monarchen. In einer elenden Kneipe an der Biegung einer Landstraße in Dith marschen saßen drei Monarchen (in Schleswig-Holstein der Ausdruck für Landstreicher). Drei von der Som merernt« übriggebliebene Arbeiter, Landstreicher und Tagediebe, wie sie in solcher Vollendung nur in Schles in der Tasche, und da sie einen bitter kalten- Wintertag hinter sich hatten, so waren sie übereingekommen, das wirft. fuhr manchmal auf, wenn der Wind an der Haustür rüttelte, legte aber gleich wieder den Kopf auf die einander auf einer Bank faßen, berei teten sich selber den Grog. Das dampfende Wasser zischte über dem Grogglas gelegt. Die beiden andern, jüngere K«rle, hatten die Beine auf die Bank gezogen, eine Wendung ge fen aufrütteln konnte, denn mit ei nem Male spuckte der Alte seinen Ta bak weg und fing an zu heulen. . w s s s gen s ll Da schrie der alte Mann: „Verflucht noch mal! ES ist ein Hundeleben!" Aber der Alte heulte weiter. Die d d °W' df h dsH s wurde naß. Der Dritte wollte lachen. Aber verflucht . es ging nicht! Das Da legte er feinen Kopf auf den Arm des Alten und seine Schul tern bebten. einander. Dann klappte die Tür wieder ins Schloß. Ein Mädchen, jung, derb, wie eine die Stube gekommen und hatte sich an den ZUfch gesetzt. Sie lächelte. dutzt auf. „Na, ihr drei alten Sünder? Was habt ihr denn?" „Ihr weint über euer himmel schreiendes Säuferleben, nicht wahr?" neg. schen Weise, jedes Wort. „Ein verlumptes und versoss«neS Leben ist nicht das schlimmste. Aber die Stunde, in der man über sein verlumptes Leben heult . . . das ist das schrecklichste. So weit seid ihr .. . Kommt!" Monarchen. Was sollten sie tun? . . . Sie wa quer über die Marschwiese, überstieg den Deich und schritt über das Vor land. Und mit einem Male standen Die drei Monarchen schlotterten in den Knien. Die See schnappte nach ihnen. Wie eine Rotte hungrige Wöl fe, Schaum vor den geöffneten Ra- Stolz und schön war sie anzufehen. Der leuchtende Schaum warf ein wei ßes Licht über ihre ausrechte Gestalt. „Pfui! Ihr heult über euer ver trunkenes Leben und habt Angst vor der Nordsee? . . . Kommt!!" ' Da schritten die drei Monarchen, die armen, verlotterten Bursch«n, mit dem Mädchen über das Meer. Das seufzte, die Wogen kamen heran wie mächtige Berge . . . aber sie teilten sich, wenn sie dicht, vor dem Mäd chen waren. Dann sahen sie wie durch ein breites und hohes Tor die unend liche, graue, schön wogende Fläche des Meeres, schimmernd wie dunkles Glas, über und über bedeckt mit wei ßen Schaumflocken, die wie Möwen neuer Wogenberg kam und ein neues Tor. Hoch am schwarzen Himmel waren tausend Sterne. Sie schwan- Das Mädchen begann zu singen. Irgendein frisches,, frohes Lied. Das kämpfte gegen den Wind, brach ihn nieder, klang weit über di« See und stieg zum Himmel hinauf wie zur Kuppel eines ungeheuren Domes und füllte den Raum, wie eine Orgel di« weite Kirchenhalle füllt. Schüchtern stimmten die drei Mu tiger. Und dann rollten ihr« ver trunkenen Bässe durch die Luft wie die hallenden, brummenden Töne aui Und unermüdlich schritten si« Arm in Arm über das Wasser und wun derten sich nicht. Ihre schweren Stie felsohlen klopften auf das Meer, wie auf den harten Klinkerboden der dith marsischen Landstraßen. So zogen si« dahin. Und am Himmel lachten die Ster ne so fröhlich, wie sie es nur in kal ten und klaren Winternächten tun. Wo sie geblieben sind, 'weiß man nicht recht. Aber es gibt noch heute in Dithmarschen Leute, die eine Ge schichte von drei Landstreichern erzäh len, die in einer klirrend kalten Win ternacht, nachdem sie sich gehörig mit Grog vallgetrunken hatten, aus der Marsch verschwunden sind, und von denen man später hörte, daß sie auf einer fernen Hallig tüchtige Schaf hirten und ordentliche Menschen ge worden feien. Es ist aber auch sehr gut mög lich, daß diese Schafhirten mit den drei Monarchen, die in der sternkla ren Winternachj über di« Nordsee geschnitten sind, nicht das geringste zu Sehr richtig! „Männchen, möchte mir gern einen Korsettschoner „Was lostet der denn?" „5 Dollars." „Und ei>> neues Korsett?" „3 Dollars." Das breite Lachen. (Im Konzertsaal): „Man sieht den Onkel ja gar nicht ... wo sitzt der?" „„Hinter dem Pfeiler. Passen Sie mal auf: wenn er lacht, da Zitate. »Wer kommt? WaS seh' ich? O. ihr guten Geister!" (Don Carlos 1, 2) jammerte der Fechtbruder, »a lief er bei der Ausübung seines Handwerks einem Gendarm direkt in „Des Menschen Engel ist die Zeit" (Wallensteins Tod 6, 11) meinte der Droschkenkulschcr, da schaute er wohlgefällig auf seinen Taxameter (Minna von Barnhelm 11) Äu» der guten alte» Zeit. „Du, Wachtposten, schnarch nek so org, woast, mei Alte loa sonst net schlafen." Geistreich. Herr: „Hatten gnädiges Fräu lein schon mal eine schwache Stunde?" Eigenartige Aufor derung. „Herr Professor, es ist ein Herr am Telephon, der Sie spre chen möchte!" s . S'. nehmen." Lebensweishrit. »Wie kommt daS wohl, Herr Dok tor, daß Sie sich immer ein so rich« einfach, gnädig« Frau: ich gebe viel auf das wenige Gute, das die Freunde sagen, lind wenig auf daS viel« Schlechte, das die Feinde sagen." —Zwei Ehrenmänner. A.: »Daraufhin, daß sich das Geschäft zwischen uns zerschlagen hat. könn test Du eigentlich eine Flasche Wein zum besten gebin, lieber Freimd. gekriegt und bist also vor einem gro ßen Verlust bewahrt geblkben!" B.: „Du ebenfalls, denn, im Ver trauen gesagt... keinen Pfennig bätt' ich für die Ware 'zahlt!"
Significant historical Pennsylvania newspapers