Ter arme schluckt?. Es paßte Inge Hagedorn ganz und gar nicht, daß sie in diesem Jchre Pfingsten auf einem pommer schen Dorfe verleben sollte. Die verwöhnte Geheimratstochter war ein echtes Großstadtk'nd, Wenn man sie poi die Wahl gestellt hätte, so wäre sie schon licber in Berlin geblieben, die Pfingstfeiertage hindurch. Sie fand im stillen ihre Eltern „herzlos", weil sie, ohne auf das Schmollen ih rer einzigen Tochter Rücksicht zu neh n>en.» seelenruhig Anstalten trafen, das Fest in der Sächsischen Schweiz U»d Jnaebora sollte unwiderruflich pir Pastorin nach Mellnow. Eigentlich hatte sie die sanfte Tante Ingeborg, deren Patenkind sie war. recht lieb. Die alte Dame war in ibren, Ansichteti allerdings ebenso altmodisch, wie ihre Wohnungsein richtung. sie lebte und webte auch ausschließlich in der Vergangenheit. Ja es war hart, daß Inge auf eine Fußtour im Gebirge mit ihrem Vater, aus die sie sich das ganze ssrilhjahr hindurch schon so grfreu» hatte. verzichten mußte, nur dieser Tante zu Gefallen. Aber im Grunde genommen war die kleine Inge herzensgut, und als sii in Mellnow angelangt war, das Meer ihr seinen Willkommensgruß zugerauscht hatte, und sie Tante Jn geborgs Garten voll blühender Pfinaströschen fand, da fühlte sie sich vlötzlich ganz behaglich —i» der „Verbannung". Die letzten Worte der Mama auf dem Stettiner Bahnhos in Berlin klangen ihr noch in den Ohren: „In ge, sei doch vernünftig! Habe dich »licht so, du w'ißt doch. Tante Inge bcrgs Freundin, das alte Stiftsfräu lein. welches sonst stets zu Pfingsten in Mellnow weilte, ist im vorigen Winter gestorben, und Tante fällt es allein in ihrem einsamen Häuschen zu sein. Wenn sie auch selten über Schmerz redet, es ist ihr eine Wohltat, dann, gerade dann ein lie b's Gesicht in ihrer Nähe zu haben. Diesmal hat sie dich eigens zu Pfing sten ausgebeten: «s ging nicht, ihr diese Bitte abzuschlagen." Jnae dachte noch flüchtig an den dorn nun ich als Pfmgstbefuch weil siiii. Glaube es mir nur, Taine Ingeborg, und sei mir nicht b'öle, d.iß- ich anfangs so egoistisch denken ist «in schönes Vorrecht -der Jugend," erwiderte die alte Da mals das Pfingstsest?" „Wir machten «ine Fußtour ins Gebirge, und es war wunderschön; Papa und ich sind tagelang mar schiert, und ich wurde kaum müde." Und Inge begann von ihrer Reise zu erzählen, bis sie plötzlich ausrief: „Beinahe hätte ichs vergessen: ich Doktir Wendelien schreiben?! Also »icht wahr? Aber der Doktor sollte Adresse? Also einfach Doktorat bei fe hast." Die junge blonde Frau Doktor lud Jng« sofort zu sich ein: „Morgen Mellnow, nicht wahr, Frau Pastor, dann leihen Sie uns Ihr Pflegetöch so, daß das Großstadtlind sich hier haft, „zu Pfingsten ist es auf dem Lande doch immer am allerfchönsten! Ich bin doch ein Landkind und kann 'en. kommen. Fräulein Inge, da gibt tigall zu schlagen. Inge Hagedorn ter dem Volk. Psingstritte usw. Heut zutage denken die meisten Leute zu Pfjpgsten gewöhnlich bloß daran, sich in Saus und Braus zu amüsieren. Ab«r nein viel schöner ist es doch, sich in einen stillen Winkel einzu spinnen und dem zu lauschen, was der Mai uns erzählt... Nicht wahr, Fritz/' wandle sie sich lächelnd an ih ren Gatt«», der sich lächelnd über Ii « helle Begeisterung freute, „unser seinen lauschigen Gängen und Lau ben, der ist solch ein stiller Winkel. Der wird Fräulein Inge gefallen." Am nächsten Ab«nd saß Inge denn auch wirklich in dem Doktorsgarten, in einer Laube, an deren Gitternxrk weiße und rote Rosen emporkletter ten. Uebermorgen war Pfingsten. Eine rege freudige Geschäftigkeit berrschl« im Doktorhause. „In Pfing sten muß alles blitzen und blinken. stin keinen Schmuck im Hause haben." antwortete Inge leise und berichtete dann kurz von dem großen Unglück, liafter aber war seine blonde Schwe ster. Sie liebte es vor allem, den einzigen, älteren Bruder, an dem sie tcn, die sie, als das Symbol des licher Adresse sich aus Reisen begibt. neiiiem Arbeitskorb Wolf?" Doktor Wolf Hertling schob, bevor er antwortete, gelassen ein Blatt Pa pslichtet fühlte, ihrer Tante Gesell schaft zu leisten. Sie sagte sich frei lich, daß alles, womit sie die alte .locken, verhallen müßte. Die Ertn uirung an da« erlittene Leid war di'rch nichts zu verwischen. Inge hal- lebhaft dachte sie daran... „Weißt sirer Psingsttcur im vorigen Jahre batte ich ein drolliges, kleines Erleb nis. Am ersten Pfinsttage war's, da ners aber lagen auf einem Tisch ei nige Bücher und Hefte. Neugierig guckte ich in eins der Hefte hinein, lauter lateinisches Zeug stand darin, >md überall Randbemerkungen und Korrekturen, als hätte sich je mand hier über schwierigen mathe matischen Formeln gehörig den Kopf zerbrochen. Ein Bleistift lag zwi schen den Seiten des Diarimus. Da konnt« ich der Versuchung nicht wi derstehen, ergriff das Blei und schrieb in recht großer Schrist: „Ach. Sie armer Schlucker! Es ist Pfingsten, und alle Welt feiert d«n Mai und freut sich der herrlichen Natur, und Si« sitzen über Ihren Heften und Büchern!" Darunter setzte ich dann ebenso breitspurig meine Unter schrift: „Eim mitleidige Seele." Da stand es nun zwischen den lateinischen Anblick diese'. Zeilen machen würde." „Kindskopf, du," sagte di« Pasto rin mit leisem Lächeln. Aber sie war, das merkte Inge wohl, mit ihren Ge danken weit weg in der Vergangen heit. Da erhob sich das jung? Mäd chen und schritt hinaus in das abend» iiche, pfingstgrün« Land. Inge schlug den Weg ein, der nach Schloß Lau fen führte. Allerhand neue Stim men. die sie früher nie gekannt, wach ten in ihrer Seele auf. Ihr schien es, als habe sie in den wenigen Ta gen hier in Mellnow, fern vom Groß stadtgetriebe, innerlich unendlich viel gewonnen. In ihre junge oft so selbstsüchtige Seele war ein neuer, ein besserer Geist eingekehrt. Das. was sie früher so ausschließlich beschäftigt hatte: Tennispartien, Tanzgesellschaf tcn alles das war nun für sie in den Hintergrund getreten; sie konnte stundenlang der Sprache des Meeres lauschen und meinte, noch nie ein so schönes Pfingstsest erlebt zu haben, wi« dieses im einsamen Stranddorf. Roter Abendschein stand über den Feldern, auf denen die junge Saat grünte. In den Gärten der Fischer bauern blühten die Obstbäume. Und nun begann im nahen Gebüsch, das die Landstraße einsäumte, eine Nach tigall zu schlagen. Inge Hagedorn blieb stehen und preßte die Hände gegen ihre Brust: Wie schön " war doch das Leben! Das Psinastsest predigte es in seinem maifrischen Schimmer... Jawohl lauter ar me Schlucker waren solche, die kein „Guten Abend, gnädiges Fräu lein!". erklang plötzlich neben Inge eine Stimme. Si« wandte sich in leichtem Er schrecken um: unter einer Baumgrup pe, wo ein« aus weißen Birkenstäm -nen gezimmerte Bank stand, war Doktor Wolf Hertling hervorgetreten. „Darf ich mich Ihnen anschließen?", kragte er. und als Inge ein wenig befangen nickte, fuhr er fort: „Ich danke dem Zufall. daß er mich aus Ihren Weg geführt hat, Fräulein Hagedorn, so kann ich doch endlich chen." „Sie mir Ihren Dank?", ver s«tzt« Inge erstaunt. sein, wenn man auf warmes Mit leid stößt im Leben? Die meisten Menschen gehen doch teilnahmslos an 'uhr Wolf Hertling, das !etzte Wort ab ... „Aber Ihre Fabrik, Herr Direk ins Gebirge, wie gewöhnlich in Be meiner Arbeit. Ich legte die letzte mit der mitleidi.'-n Anrede '„Ach. Sie armer Schlucker", begann. Aus 'ein Studium der Chemie bis dahin der Leitstern des Daseins war. Daher liihmen Sie heute meinen aufrichti gen Dank für Ihr schönes Mitleid, Fräulein Inge!" Inge war in tätlicher Verwir dlnn daß ich —" stammelte sie. „Der Brief, den Sie im Austrage Jhr«r Frau Tante vor ein paar 2a :>>ill:gung zu ihrer Verlobung mit Direktor Dr. Wolf Hertling. „Hätte dieses Pfingstsest dich mir nicht geschenkt, meine Inge," sagte der glückliche Bräutigam, als man i"ube im Doktorsgarten bei einer Maibowle saß, „so wäre ich trotz meiner großen, einträglichen Fabrik Schlichtheit und entschloß sich stets Jahre der literarischen Mittwochsge sellschast an, die eine große Anzahl geistig hochbedeutender Männer zu- Minister des Innern Friedrich Frei- und stets als letzte: die Tafelrunde verließ. Während jedoch die anderen Wohnungen aufsuchten, ließ sich der Herr Minister stets im verdeckten Wagen abholen, der ihn dann nach als letzter Gast das Lokal verließ, suchte nach seinem alsen Hut, den er bei ftinen weinsrohen stubc. Sehr überrascht war er. als am nächsten Morgen der Bediente Schadows erschien, dem Minister den vermißten alten Hut überbrachte und neuen einforderte. Das Rätsel fand bald seine Lösung. Der findige Aka demiedirektor hatte absichtlich seinen neuangeschafsenen Hut, um ihn zu schonen, mit dem alten des Ministers vertauscht. Während so dessen ver witterte. alter Filz, dem kein Regen die nicht mehr vorhandene Schönheit digt nach Hause. Einschätzung. „Ihre Tochter heiratet einen Maler, Frau Künstler^.'..." „I, Ivo denken Sie hin! Mein zukünftiger Schwiegersohn ist Por- Ein Licbr.o^ser. riger Stimme: Ich war damals 20 Jahre alt, liebte und wurde wieder geliebt; un sere Verlobung hatte eben staltgefun den, als der Krieg von 1870 au!i brach. Als Offizier der Mobilgarde mußte mein B-rlobter mitziehen. Ich wohnte mit meiner Mutter, die be ten gilt nur einem meine Erzählung. Es war ein junger Mensch, fast noch ein Knabe. Ihm war durch den Splitter einer Granate eine Seite für uns ein Grund war, ihn in unser Herz zu schließen, war die Tatsache, daß er in der Heimat eine Braut zurückgelassen hatte. Er zeigte uns ihr Bild und einige Briefe, die er wie ein Kleinod hütete und sprach ben. Meine Mutter schrieb an das jun ge Mädchen. Zwei Tage vergingen, ein zweiter, dringlicherer Brief mei ner Mutter gefolgt war. Obwohl wir selbst unruhig waren, bemühten Der Arzt redete mir mein Borha !U spät mir für den armen K/anken in die ser letzten strahlenden Illusion die geeigneten Worte ein. Er sollte we halten und ihm zulächeln und mit ihm sprechen. Er schlang mit größ ter Anstrengung ein.n Arm um mich, Seelen. der Gedanke, diesen Kuß zu verwei gern. Er konnte mir gar nicht kom men angesichts des tiefen Mitgefühls, der Barmherzigkeit und des Mitleids, das mich erfüllte. Unsere Lippen hat ten sich grade gefunden, als ich plötz lich die Türe hinter mir öffnen hörte. Ich war der Meinung, daß meine Mutter ins Zimmer trat, ich rührte mich nicht und machte ihr ein Zeichen mit der Hand, nicht zu sprechen. Tann lösten sich unsere Lippen von einander. und sanft hauchte der Sier bende seinen letzten Seufzer aus, während fein noch blasseres Antlitz das Lächeln eines schlafenden Kindes umspielte. Und mit einem Schlage wieder in die Wirklichkeit versetzt, fühlte ich mit einem Male die Gegen wart eiises anderen als meiner Mut ter, und eine erbitterte Stimme, deren Klang ich niemals vergessen werde, höhnte spöttisch lächelnd: „Ach das ist gelungen! Das ist wirklich gelungen!" Ich wandle mich erschreckt um und vor mir stand, mich traurig und feindselig ansehend, mein Verlobter. Er hatte gesehen, daß ich den Ster benden küßte, und vielleicht auch seine letzten Worte aufgefangen. Ich stieß einen Schrei aut, und plötzlich drehte sich alles um mich herum. Nach der langen Nervenanspannung, in der ich mich mühsam aufrech! erhalten, und nach den Anstrengungen der vorher scheuliche Verdacht, den ich gegen mich aufsteigen sah, zu Boden. Ich ward ohnmächtig. Als ich wieder zum Bewußtsein kam, war mein Verlobter bereits ab gereist. Vergeblich hatte meine Mutler versucht, ihm alles zu erklären. Uebri gens wußte sie selbst nicht. Vis zu welchem Grade die Sinnestäuschung sich des Verstorbenen bemächtigt hatte. Als sie die Einzelheiten erfuhr, bil ligte sie alles. Alsdann schrieb sie hatte. später erfuhr ich, daß er bei Patey Diese schreckliche Katastrophe Mlle. Prasle nachdenklich. Ich ehrte ner Weile: den?" sen," antwortete Mlle. Prasle. che» Schnee stecken. Als sich die Zu „Nee, Meier gibt!" " „Man sieht's Ihnen an!" Trnmpf. 1. Reisender: „Wir haben Erholungsstationen sür die Käufer einrichten müssen so groß ist unser Geschäft:" 2. Reisender: „Unser Ge schäft ist hoch, daß wir Fahrstuhl mit Schlafabteilung haben!" Literaturglosse. Eine ernsthafte Spielerei. Wer jetzt in Dichtkunst seine Nase tunkt. Der stößt auf manchen dunklen, wun den . Wer da Ideen sucht, leicht täuscht er sich: Das Beste, was er weiß, es ist Das setzt der Autor absichtlich in() Die magere Pointe jedoch prunkt Pathetisch hinter einem : Ob so den Zweck der Kunst man wird .Ach, Liebster, wi.' schön das ist, so «in Herz und une^^ee'e!" „Ja. Schatz, mir ist auch sehr übel!" Geistreiche Bemerkung. (Ein Dealer, Vanille-Eis essend): „Eigentlich gleicht die Rache dem Vanille-Eis: es ist süß und soll kalt ! Arzt. Alter Arzt (zu einem jungen Kollegen): > ..Wenn Sie auch die Natur der Krankheit nicht sogleich mit Be stimmtheit erkannt haben ver ! durch gewinnt der Kranle Vertrauen. ! der Arzt Zeit, und der Apotheler hat schließlich auch etwas davon!" Bescheide«. Trinkgelder. Fremder (der beim Verlassen des Hotels Trinkgeld gibt): „Sie wollen auch ein Trinkgeld? Ich habe Sie ja nie gesehen. Was sind Sie denn?" Hoteldiener: „Ich bin der, der Schauspieler (in ,Richard Drit te'): „Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich sür'n Pferd!"
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