Ein puritanischer Hctde. (18 Fortsetzung.) Wenn es sich gelegentlich traf, daß Montreuil bei diesen harmlosen, wenn auch etwas abenteuerlichen Streiszü gen ihr Begleiter war, was schadete das? Er war ja ein wahrer Aus bund von Ritterlichkeit, gewandt, ka meradschaftlich, achtungsvoll, und der Ausdruck seiner Verehrung An mut und Takt. Wenn sie in raschem Schritt nebeneinander über den grau en von Regenschauern schwarz schim weiß gebrannten Asphalt gingen, so fühlte sie sich so sicher, wie in der Nähe eines alten Freundes, der einen Augenblick vernachlässigt wurde und verschwunden war. und den wiederge funden zu haben, eine besondere Freu de und Genugtuung ist. Sobald sie in seiner Gesellschaft war, schien sich in Paula ein Uebermut zu rühren, der sonst ihrem Wesen ganz ferne lag; sie liebte es, ihn zu necken und zu quälen, bis ein um Gnade bittender, Schimmer von Fröhlichleit in seinen schwermütigen Augen austauchte; war sie aber nach dem Zusammensein mit ihm wieder allein, so entfaltete die al te Trübsal ihre Schwingen und such te sie wie ein Auferstandener aus «iner in Nebel gehüllten, undeutlichen Vergangenheit heim. Ihre vereinsamte und ankerlose Seele wurde durch einen mächtigen fremden Willen iin Innersten erregt, eine Erscheinung, die bei Menschen von reichem Ge mütsleben nicht ungewöhnlich ist. Jede starke Natur ist voll von Widersprü chen; tiefes Wasserbedarfs zur Aus- Norwoods letzte Briefe waren wie all« früheren uneröfsnet zurückgeschickt worden, und jetzt kamen überhaupt keine mehr. Seltsamerweise begriff Paula nicht ohne eine Aufwallung von Bitterkeit, daß er sich in ihre eigensinnige Ablehnung ergeben hatte. Aber Norwood hatte es nicht getan, obwohl sie es natürlich aus seinem Schweigen vermuten mußte, er schrieb auch jetzt noch fast täglich an sie, nur daß er die Briefe nicht mehr ab schickt«, sondern sie gleich in ihr Pult legte. „Die Zeit wird kommen, wo sie gelesen und verstanden werden," sagte er sich. Mitunter dachte er auch daran, ihr nachzureisen und sich mit Gewalt in ihre Nähe zu drängen, aber auch dazu war die Zeit noch nicht da, und er zauderte, einen Schritt zu wagen, dessen Mißlingen ihn noch weiter von ihr entfernen würde, als es bisher dcr Fall war. Er konnte ja warten Eines Morgens schickte Fürst Mon treuil ihr einen Strauß herrlicher rot«r Rosen, und zwischen den Blu men fand sie ein kleines Gedicht, das ihr sehr hübsch vorkam, wenn sie ihm auch keine allzu große Bedeutung bei legte: .Di« Anmut sie! Und wenn des Morgens Strahl So die Rose ihrer Farben Pracht Von ihrer Wange reizendem Oval Sie ist der Reiz! Und wenn die fernen Wellen Mit ihrer Stintme tiefem, weichem Klang Des Morgens Rückkehr feiern im Gesang, So hör' ich sie die sanften Töne schwellen. O strahlend Kleinod, das mir Bit tres schafft! Sie ist das Morgenrot, sie ist die See! Sie ist die Anmut, und sie ist das Weh! Sie ist der Reiz! Durch ihres Lä chelns Krast Ist mir der Tag erfüllt von Sonnen schein, Und ihre Träne wird zum Meer der Pein." Sie trug diesen Abend bei einem Hauskonzert und Ball, wozu die^Her ter den Türen zu stehen. Während der Ausführung herrschte tiefes Schweigen, und jedes leise geflüsterte dort ziemlich vernehmlich flüstern hö ren. das Liedchen sei unpassend. Mi! diiim; offenbar wollte sie zeigen, daß es ihr Spaß mache, den Lästerzungen Nahrungsstoff gegeben zu haben. Ein sehr gefühlvoller Liedervortrag eines kleinen dunkelhaarigen Herrn bildete nüsse. und gleich darauf wurden die Stühle durch schnellfüßige gepuderte Bediente in roten Röck«n weggetra gen und waren wie mit einem Zau berschlag verschwunden. Die Gäste zerstreuien sich in den verschiedenen Räumen, das Orchester stimmte einen Walzer an und der Ball begann. Es war schon spät, als die Her Wagen warten, und Paula vertrieb sich di« Zeit mit Beobachtung ihrer Leidensgenossin, deren Namen Mon treuil ihr nannte. Eine stolze eng lische Schönheit. Lady Herbert, deren Haupt und Schultern hoch über d«i rern emporragten, war auch unter den Wartenden. Sie hatte ein Paar sternengleicher boshafter Augen und schien sehr verdrießlich zu sein, aber ihre kalte Gleichgültigkeit vermehrte nur die Dienftbeflissenheit ihrer Be wunderer, die sich mit des Galliers unerschütterlichem Glauben an die ei gene Unwiderstehlichkeit in Aufmerk samkeiten und Huldigungen überbo- Neugierde. „Wer ist die schöne verblühte Frau?" fragte sie den Fürsten. „Frqu von Passy." „Und der Herr?" „Geoffroy von Chartres, ihr Ge liebter." Tie beiden sprachen leise zusam men Die Frau besaß jenen ausge lebtes Gesicht. Er entfernte sich ei nen Augenblick von ihr, um einer in der Nähe stehenden Dame die Hand zu drücken und ein paar Worte zu blaß und starr ihre Lippen waren. „Der Wagen Ihrer Durchlaucht der Herzogin von Portes ist vorge sahren," verkündete der Bediente mit ~Sie ist seine Sklavin. Er miß braucht sie aufs rohefte und sie er „Lebt ihr Mann?" „Ja, und er ist ein feiner, gebil deter Mensch, ein guter Kerl, aber dumm, wie sie alle sind, die so etwas Ehre, und an dem Tag, wo ihm die Augen aufgingen, würde er jenen fordern, und einer von beiden müßte bleiben." „Das Gesicht dieses Herrn von Chartres war mir in der Seele zu i L'b aber ihr Ansehen und ihr ' fen. Ihm hst sie den Kops ver dreht, und jetzt, wo seine Zwecke er der „Glauben Sie. daß er sie je ernst lich geliebt hat miteinander verschwunden, und du Frau von Z., eine der bösesten Zun gen, auch da war, entstund ein furchtbares Gerede. Ich könnte sie nie wieder einladen." „Wie wir die Frau leid tut!" rie» Paula. „Ach! Glauben Sie mir, liebe Klei ne. jedwede Sünde trägt ihre Züch tigung in sich." „Ist denn Liebe überhaupt etwas?" „Ich weiß es nicht; ich habe mei nen Mann geliebt; wir sind glücklich gewesen, und doch mußte ich ihn ver lieren. Das Schrecklichste daran ist aber, das ich leben, lachen, plaudern, ja sogar mich jetzt, nachdem die Jah re mir Ruhe gebracht haben, sreuen kann. Es ist empörend, zu denken, daß unser Herz nicht beständiger ist ich hätte nie geglaubt, je wieder lächeln zu können, damals als ich ihn für immer weggeben mußte," schloß die Herzogin mit einem tie fen Seufzer. „Es ist furchtbar, fühlen zu müs sen, daß die Heftigkeit unseres Schmerzes nachläßt," versetzte Paula. „Ach! Ich verstehe Sie wohl! Aber wir verlieren unser Herzweh nur für Augenblicke es kommt wie der!" Nach einigen Sekunden stiller Ue berlegung drehte die Herzogin den Kopf und sah Paula an; eine Gas flamme von dcr Straße warf eben ein Helles Licht auf ihr hübsches Köpfchen, das sich von dem gelbli chen Pelzkragen ihres Abendmantels besonders vorteilhaft abhob. „Da nichts im Leben unheilbar ist. da der liebe Gott es so einge richtet hat, daß unsere Wunden sich schließen, liebe Frau Norwood, soll ten wir da nicht auch . . . einander vergeben?" „Soll der Vergebung finden, der uns für alle Zeiten den Glauben und die Hoffnung geraubt hat?" sagte Paula so leise vor sich hin, daß die Herzogin Mühe hatte, die Worte zu verstehen. „In gesunden Gemütern grünt die Hoffnung aufs neue, und auch der Glaube schlägt wieder Wurzeln," ver setzte die Herzogin mit Bestimmtheit „Kein menschliches Wesen hat di« Macht, uns ihrer zu berauben; was wir unwiderruflich erstorben glaub ten, keimt neu." „Könnten Sie einen Menschen, Sie betrogen hätte, wieder vertrau en?" Paula heftete die dunklen Augen mit durchdringendem Blick auf die Herzogin und streckte unwillkürlich die eine Hand wie ein Versinkender ge gen sie aus; die ältere Frau ergriff die kühlen, schlanken Finger, umschloß sie warm mit ihrer kleinen, rundli chen Hand, und drückte sie herzlich. „Ja, vielleicht," erwiderte sie. Sie fuhren schweigend vollends nach Hause. « « » „Wirst du deinen Mann sehen. Sophie?"sragte Frau Norwood ihre Zofe, als diese ihr in der feuchten Morgendämmerung beim Auskleiden behilflich war. Sophies Gatte war Kammerdiener bei einem Spanier, einem gewissen Herrn del Valle, der in New Jork wohnte, aber eben jetzt Europa be reiste. „Nein, gnädig« Frau, vor dem Frühjahr nicht. Sie wollten in die Schweiz gehen, bleiben aber jetzt in England. Adolf hat Angst, man könnte ihn zum Militär einziehen, unnd ist froh, daß er nicht nach Frankreich muß." „Liebst du deinen Mann. Sophie?" „Wir sind recht gute Freunde, und damit bin ich zufrieden." „Aber hast du je geliebt. Sophie?" „Ja, gnädige Frau, einmal, als ich noch sehr jung war. Ich habe einen Mann sehr lieb gehabt, aber er war arm, und seine Eltern woll ten nichts von mir wissen deshalb hat er mich „Ja," sagte Sophie und nach ei ner Weile setzte sie hinzu: „Er ist ein guter Mensch, und langweilig ?lt bist du, Sophie?" „Du siehst jünger aus." „Weil mein Herz jung ist, gnädige Frau. Ich liebe das Vergnügen." „Gute Nacht," sagte Paula. Trcüi»dzwa»zi.qstes Kapitel. Achtzehn Monate später saß der ehrbare Hagestolz Ackley eines Mar kee. Er ließ sich die erste Mahlzeit des Diener auf einem silbernen Brett die Frühpost. Mit raschem Blick über flog er Briefe und Kreuzbänder und Brief allein wuide neben seinen Tel ler gelegt, aber nicbl eher geöffnet. >ls nachdem dcr Kasse zetrunken „Ach! Mit welcher zitternder Un mit einer gewissen Wehmut. „Wie min Herz zum Zerspringen gellopft haben würde! Wie unsagbar elend und glücklich ich damals gewesen bin! Und jetzt . . . mein Gott . . . Frau Heathcote schrieb neben man chem andern: „Ich bin nicht ganz ru hig wegen Paulas, unserer lieblichen Tragödin. Mein Gesühl und Sie behaupten ja, es täusche mich nie sagte mir von Anfang an, daß sie den Mann, ihren Gatten, trotz allem innig und fortdauernd liebe. Gerade darum habe ich ihre Strenge be wundert. den Mut, sich von ihm zu trennen, falls ihr das geschehene Un recht ein schweres war, woran ich nicht ziveiseln kann. Hätte sie ihn minder geliebt, so wäre es ihr na türlich leichter geworden, ihm zu ver geben. Wäre Paula nicht gänzlich frei von jeder Anlag« zur Koketterie, so würde ich mich nicht ängstigen Koketterie ist der sicherste Schutz —. aber sie fühlt tief und leidenschaft lich, wo andere nur ein Spiel trei ben, und ich darf Ihnen wohl otsen sagen, daß der Fürst Montreml ihr seine ausschließlichen Huldigungen widmet, die ich unglücklicherweise sur aufrichtig halten muß der Mann liebt sie tatsächlich rasend. Nun wissen Sie und ich ganz gut, daß in dieser Welt der Lüge jedes echte Gefühl achtenswert und achtungge bietend ist, selbst wenn der Mann unrecht tut. es darzubieten, und die Frau unrecht tut, es anzunehmen mögen sich auch Millionen Heuchler bei dieser Behauptung bekreuzigen und entsetzte Gesichter machen. Mon treuils Empfindungen haben einen großen Wert, jedenfalls für ihn selbst, aber was wird das Ende vom Lied sein, wenn auch Paula sie würdigen lernt? Es hieße Uebermenschliches von ihr verlangen, wenn ste sich nicht dar über freute ich meine über die Huldigung. Das hat seit der Er schaffung der Welt noch jedes Weib getan, und es zu leugnen wäre ebenso töricht, wie die Drehung der Erde in Abrede zu ziehen oder ver bieten zu wollen. .Und sie bewegt sich doch.' Dabei ist die ehrfurchtsvolle, zarte, geistige Vergötterung, die An betung, worin er sie hüllt, weit ge fährlicher als ein roheres Liebeswer „Wenn er selbst ihr gefiele, und nicht nur das Gefühl, das sie ihm eingeflößt hat, so ließe sich für beide Teile nichts Grausameres erdenken. Selbst wenn ihre eigenen religiösen Anschauungen ihr eine gesetzliche Scheidung und eine zweite Heirat für erlaubt gelten ließen was, soviel ich weiß, nicht d« Fall ist so ist seine ganze Familie katho . lischer als katholisch. Man würde ein Scherbengericht über sie halten und sie verächtlich mit Füßen treten, ihn at>»r enterben und verstoßen. Jedes gute Haus in Paris würde ihnen die Türe vor der Nase zuschlagen, und stellen Sie sich einmal Montreml in Amerika vor! Die Vorstellung ist so abgeschmackt, daß man gar nicht da nicht in ihr« heimische Erde ver pflanzen. Natürlich ist er augen blicklich in der Verfassung, wo ein Mann zu allem bereit ist. ein Ra sender. der in jedem Hindernis nur einen bösen Feind sieht, der ihm vorenthalten und rauben will, wo nach er begehrt. In dieser Stimmung sind Ehre, Familie, Religion und namentlich gesellschaftliche Stellung , Dingt, die kühle, engherzige Welt weise wie wir beide für sehr wichtig, ja maßgebend halten nichts als niedrige, keines Gedankens würdige verächtliche Kleinigkeiten selbst verständlich nichts als Blödsinn! Wir kennen die Herrlichkeit dieser Gesühle, nicht wahr, lieber Freund? Denn herrlich und unvergleichlich sind si^ beinahe wieder toll und jung! „Ernsthaft gesprochen! Sie schrei' den mir, daß Sie Herrn Norwood jetzt häufig 'ehen und gut kennen, daß Sie überzeugt seien, er wünsche vor einer gewaltsamen Ueber stürzung. Jetzt ist aber keine Zeit mehr zu verlieren keine. Man mag sagen, was man will, aber der Weih köstlich und berauschend; er muß einem Weib zu Kopf steigen und ihr den Sinn verwirren, und ich halte ihn für sehr gefährlich gerade für Paula. Sie müssen wirtlich ein greifen und Norwood zu augenblick lichem Handeln anspornen. Ich muß sagen, der Mann ist einfältig und ;w« Tagen nach Liverpool zu reisen, und hatte sich schon einen Platz auf zer „Eephalonia" belegt, aber er hat zen. Er steckte Frau Heathcotes Brief Fluß hinausfuhr. um seinen Freund I» besuchen, hatte er nicht vergessen, ihn mitzunehmen. Man sührte ihn in den langen, gelben Salon, und er vertiefte sich in die Betrachtung ei ner wertvollen Majolika, die aus dem Kaminsims stand, bis der Hausherr eintrat. Norwood rauchte und bot dem Gast auch eine Zigarre. „Ich hoffe, Sie bleiben bei mir zu Tisch," sagte er. „Wir können einen Spaziergang aus die Hügel ina chen und entweder im Luginsland einkehren" so hieß das alte Wirts haus am Ufer „oder zur Essens zeit wieder hier sein, falls Ihnen das lieber wäre. Sie müssen vor lieb nehmen mit dem, was meine Küche zufällig bietet, aber es wird nicht allzu schlimm ausfallen, denn ich habe heut« früh -inen schönen Salm herausgeschickt. Ich hatte Heu te nacht lang zu arbeiten und werde nicht mehr in die Stadt gehen." „Nein, zu Tisch kann ich nicht bleiben, danke. Aber ein Paar Mi nuten will ich girn mit Ihnen rau chen," versetzte Herr Ackley. „Ich habe mancherlei zu besorgen." Nach kurzer Zeit nannte er so beiläufig Frau Heathcotes Namen. „Eine reizende Frau, unsere jetzige Vertreterin in Paris," bemerkte er zwischen zwei Zügen aus der Zigarre deren Rauch er mit zerstreuten Blicken bis an die Decke verfolgte. Er hatte seine Leibesfülle in einem weichen Lehnstuhl geborgen und erschien wie das Bild harmlosen Behagens. „Eine reizende Frau! Soweit ich Frauen kenne, die einzige, die über das Geschlecht gesiegt hat." „Sie meinen damit . . begann Norwood, der um die vertrauten Be ziehungen seiner dieser Da „Daß sie dem Geschlecht nie er laubt hat. ihr Hindernisse in den Weg zu legen. Das Geschlecht, mein lieber Norwood. hat der Welt eine voll- Hälfte ihrer Kraft, ihres Wil lens und ihres Geistes entzogen und lahm gelegt, aber Frau Heathcote hat begriffen, worin die wahre Emanzi pation des Weibes bestehen sollte." „Und doch habe ich immer gehört, daß sie bei ihrem großen Verstand > durchaus weiblich sei." erwiderte Nor >wood, die Asche aus seinem Meer fchaumröhrchen klopfend. „Gewiß ist sie weiblich, das heißt fein, klug und sehr erfinderisch. In erster Linie hat sie ihren Korper so ausgebildet, daß sie an allen Ver gnügungen dcr Männer teilnehmen kann, und ihre geistigen Anlagen, die > wahrlich nicht gering sind, hat sie dazu benutzt, eine bezaubernde Frau zu werden. Eine amerikanische Post- Meisterin mit schriller Stimme kann grundgescheit und sehr gebildet sein, aber wer verlangt geistige Seiltän zer«? Gescheitheit ist eine nette Sache, aber was gebe ich darum, wenn sie leinen Zweck erfüllt? Frau Heathcote ist die geistige Urheberin ihres Gat ten und wird die Söhne lenken; sie hat aus vielen Menschen Männer ge macht und auch einige wenige um ihre Männlichkeit gebracht zu den teren gehöre ich selbst. Sie hat mich zerstückt und wohl hundertmal neu zusammengesetzt. Wahre Gesittung gibt Vornehmheit des Betragens, nicht wahr, Norwood? Die Franzosen nen nen es die Kultur, was Nebenmenschen auf die Zehen zu tre ten. Nun. diese Kunst hat sie sich und unzähligen andern gründlich bei gebracht. nur so im Handumdrehen. Es ist nichts Kleinweibliches an ihr. keine unwahre, nörgelnde Zimperlich keit; sie haßt alles Breiige und vermag einen Mann durch das starke Reiz mittel ihres Spottes, wie durch das Belebungsmittels ihres Zuspruchs ein porzuheben ach, wenn alle Frauen solche Gefährtinnen des Mannes wer den wollten, wer würde ihnen das Wahlrecht streitig machen? Bei Gott ich wollte, wir hätten heute eine sol che Frau als Präsidentin der Ver einigten Staaten! Aber von winseln den Kranken. hysterischen Fraucnzim sern aus Boston können wir uns nicht regieren lassen die letztere Sorte ist besonders unangenehm und soll in rascher Vermehrung begriffen sein nicht von Weibern, die, so oft sie einen herzlich schwachen Ge danken hervorbringen, gackern wie die Henne über ein frisch gelegtes Ei Solche gehen in Masse unter uns um sag' ich Ihnen. Norwood, und sie sind trotz all ihrer vielgerühmten Gelehrsamkeit ein« Landplage. Der Mann kann nichts aeaen sie unter nehmen, als ihnen aus den Weg ge hen und die Augen zudrück«n. So oft ich solch ein Geschöpf zu sehen be komme. juckt'S mich in allen Finger spitzen. ihm den Kragen umzudrehen, ich schlage aber erbärmlicherweise im- Fersenzeld das kommt davon, wenn man in seiner Jugend zur Ritterlichkeit gegen Frauen erzogen Wahlversammlung eine Rede halten Ackley; der Erfolg wäre gesichert," bemerkte Norwood und das Blitzen Verheerungen batten Zeit und L-H'G sal nicht in diesem gebräunten Gesichi angerichtet! „O, icli mische mich nicht in die Politik, sällt mir gar nicht ein! Da malS. als sie einen Menschen wie Jared D. Bill zun, zweitenmal zum Gouverneur unseres Staates machten, habe ich meine unbefleckten Hände gefaltet und bin tatsächlich gestorben O nein, meinetwegen können sie ein ander noch länger die Nasen abschnei den und den armen Mann in schlech tem Schnaps ersäufen. In der Poli tik lautet mein Wahlspruch: .O niiM Begeisterung ein" „Das ist eine Schwachheit; ein Mann wie Sie gehört in di« Oessent 'ichkeit." „Ich würde mich hübsch ausnehmen auf einer Rednerbühne!" Norwood mußte im stillen zugeben, daß dem wackeren Ackley übel mitge spielt werden dürste, wenn er in sei ner jetzigen Ausstassierung plötzlich vor einer Wahlversammlung erschiene, und die Möglikeit. daß eine Austern schale nach dem Augenglas des Red ners fliegen würde selbverständlich als niedliche Neckerei nicht ausge schlossen wäre. „Nein, nein, jeder bleibe, wo er hingehört, und glauben Sie mir, mein junger Freund, Kuriositäten zusam mentragen, ist mein eigentlicher Be ruf. Wir müssen ein jeder unsere Grenzen erkennen und achten lernen —ob sie wohl finden werden, daß ich die meinigen überschreite, wenn ich Ihnen den eigentlichen Zweck mei nes heutigen Besuchs mitteile?" „Niemals, dessen bin ich gewiß." „Nun denn, darf ich ein paar Mi nuten ernsthaft mit Ihnen sprechen?" „Ein paar Stunden, wenn Sie Lust haben." Herr Ackley stand auf, befreit« sich von seinem Augenglas durch eine bei ihm übliche Zusammenziehung der Gesichtsmuskeln, die es wagrecht ins Weite schleuderte, woraus es sich hilflos an der haltenden Schnur drehte und in der Luft herumwirbelt«, tat ein paar bedächtige Schritte vor wärts, sah sich um und ließ sich Norwood stehenden Sitz nieder. Ei nen Augenblick lang griss er suchend in seiner Brusttasche umher und zog !ann mit einem tiefen Ausatmen ei n?n Brief heraus. „Ich will Ihnen ohne weitere Um schreibung gerade heraussagen, daß ich hierher gekommen bin, um mit Ihnen über Ihre Frau zu sprechen " Norwood erblaßte. „Haben Sie einen Auftrag von ihr?" fragte er. aufspringend und Ackley fest ins Auge fassend. „Nein, nicht von ihr. Ich wollte es wäre so. Hab' ich recht, wenn ich vermute, daß auch Sie das wün schenswert fänden?" Norwood, dem die Kehle plötzlich ganz trocken wurde, räusperte sich und nickte mit dem Kopf, der jetzt auf die Brust gesenkt blieb. „Ich will keine Zeit mit weitläu figen Entschuldigungen über meinen unberechtigten Eingriff in Ihre per sönlichen Angelegenheiten und derlei Redensarten vergeuden. Frau Heath cote hat mir befohlen. Sie aufzusu chen. und sie wäre die erste, solch unnützes Geschwätz zu tadeln, denn sie haßt alles, was Phrase heißt, und wir, Sie Norwood und ich, hassen es auch. Ich erhielt heute einen Brief von ihr und habe ihn mitgebracht Brief von heute früh ein. Es war ein gewagter Streich, aber Frau Heathcote hatte ihn ja einst einen Cavcur genannt, und so darf man voraussetzen, daß er nach reislicher Erwägung handelte. Norwood nahm das Blatt und fing an der ihm von Herrn Ackley bezeichneten Stelle zu lesen an. Zwei mal las er auf Paula Bezügli. Urteil, so rasch er im Handeln war und so schlagfertig er im Gerichts saal Hieb und Stich parierte, jetzt sah er hilflos wie ein Kind zu dein „Soll ich sofort Hinreisen, Ackley?" Triumpf sein." „Nein, Sie bleiben," versetzte Ack ley. „Ich reise." „Sie?" „Ja, ich fahre übermorgen in aller Frühe ab und werde spätestens in zehn Tagen drüben sein. Die ,Ce phalonia' ist schnell wie ein Pfeil, dos Wetter herrlich, die Jahreszeit günstig. Ich werde sie sofort auf suchen und werde Ihr Anwalt bei ihr sein. Was soll ich ihr sagen?" an Paula. „Geben Sie ihr das," sagte er, „und schworen Sie mir, dafür zu Ernst und nahm die Brie fe an sich. (Fortsetzung folgt.) Für die Küche. Kartoffel-Röschen. 12 große geschält« Kartoffeln läßt man mit 1 Quart Wasser und 1 Eßlösfel Pfeffer hinzu, rührt alles durch einander. gibt die Masse in einen Dressicrbeutel, formt damit klein? Rosen auf «ine gebutterte Pfanne, stellt sie einige Minuten in den hei ßen Ofen und läßt sie hellbraun Wie das Fleisch. Echter Rindsgulasch. D>°ei Unz«n Butter und 1 Unze ausgelas senen Rindstalg läßt man zergehen und gibt 2 große, klar geschnittene Zwiebeln hinzu, die man nur we'ch schmoren läßt; die Masse darf nichf braun werden. Anderthalb Pfund Rindswadschenkel in Stucke geschn-t -leS zusammen gemischt wird. Man tue einen knappen Eßlöffel voll Paprika daran und rühre so lange herum, bis alle Fleischteile rote angenommen haben, dann Tassen kaltes Wasser und dann Eßlöffel Mehl in etwas kaltem Was ser, rühre dies an da- Gulasch und lasse es noch einige Minuten kochen. Nach dieser Art dehätt das Gulasch und Schweinefleischsgemischt. verwen det werden. Drei Pfund Fleisch wer den in Scheiben geschnitten, geklopft. In größere Teile zerlegt und ant Salz und Pfeffer bestreut. Hierauf werden geschält« Kartoffeln in Schei ben geschnitten, eine gut schließende Kasserole oder Gratinschüssel wir!» ausgebuttert, elne Schicht Kartoffeln eingelegt, kleine Butterstückchen dar über gegeben und in Butter gedünstete Zwiebeln, sodann ein« Lage Fleisch, dann Kartoffel«. Einige Löffel saure Sahne werden darüber gegossen un!» das Geschirr in siedendes Wasser ge stellt. Das Ganze wird bis 2 und eine halbe Stunde ununterbrochen gen. ' - Apfelsinen -Pie. Zu den» einer großen Apfelsine gibt man eine Tasse Zucker, knapp gemessen, 1 Tasse kochendes Wasser, worin man 1 Eß aufgelöst wurde, 2 Eßlöffel Butter Zuckerbezüg oben auf dem Pie zurücke Die Masse wird tüchtig geschlagen und dann auf einer Unterkruste bei guter Hitze 20 bis 3V Minuten im Mandelflammeri. In 1' bis Is/s> Pint siedende, nach Bedarf gesüßte Milch rührt man Pfund in kalter Milch verquirltes Kartof ben einige gehackte süße und zwei Stück gehackte bitter« Mandeln Hin- Form gefüllt und zum Erkalten ge Erfrischender Erbsensa« lat. Man zerschneidet 6 winzige feingehackter Zwiebel, 2 Eßlöffel gr» gekochter grüner Erbsen. Man feuchtet diese Mischung mit Mayonnaise an und serviert den Salat auf frischen, krausen Salatblättern. Hippen (Ungarisches Rezept). Staubzucker im Gewicht von zwei Eiern und soviel Mehl, wie ein Er mit Wachs bestrichenes Blech gesetzt und in mäßiger Hitze hellgelb ge backen. Noch heiß müssen die Plätz chen zu Hippen gebogen werden, sie eignen sich als Beigabe zu Schlagrahm, Cremes, Eis u. s. w. Gebackener Hecht. Der Hecht wird gut gereinigt, gespalten und in Stücke geschnitten. Dann macht man Schnitt an Schnitt der Breite nach, doch nur durch die obere Haut, salzt sie ein. Nach Stunde trock net man sie ab, wendet sie in Ei und Weißbrodkru mmen, für einen ge» wohnlichen Tisch in Mehl um »nv> läßt sie in einer offenen Pfanne, wo rin reichlich Butter oder Backfett kocht und still geworden, kroß und hellbraun werden. Damit der Fisch nicht wieder weich werde, darf man ihn nicht früher backen, bis ei Zeit ist, ihn zur Tafel zu geben.
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