Taö TueZ. Von Kurt Mauer - Leiden. Er war so seelenruhig, der kleine Leutnant Scharff, als ginge es hin aus zur Pirsch auf den braven Bock oder zur Morgenarbcit aus den tau frischen grünen Rasen. Die Sekundanten wunderten sich! selbst der lang« Salt«rn. der doch s«in v«rirautcster Freund war, tat das. Er war ja ein schneidiger, schnitti ger Kerl sein ganzes Wes«n hatt« etwas Sehnig-Drahtiges wie bei ei n«m Vollblüter war ein vorzüg licher R«it«r, Schwimmer, Turner -- und worauf es ankam: er schoß bril lant. Des zum Zeichen paradierte bereits der Ehrenpallasch im „Arse nal", wie er den Erker seines Ar beitszimmer nannte, in dem ein Sammelsurium von Waffen aus den verschiedensten Epoch«» bis in di« neueste Zeit durcheinanderstarrte, in stumpfem Vergessensein, in störriger Gegenwartsverachtung, in blitzblanker Gefechtsbereitschaft. Sie hatten keineswegs erwart«!, den Freund und Kameraden apathisch zu finden oder gar im mit d«r Kognak pulle, immerhin aber war es doch nichts elxn G«wöhnlich«s. nxnn man aufstand und sich fragt«: „Kommst noch mal warm in dein Bett?" oder „Heut' richtest du das Visier aus de» Brudermenschen." Das letzt«« al l«rdings n«in, das hätte ihm ganz können. Denn schließlich, wer «in«m das Weib von der Seite stahl und und die Ehre. . .! Nun also, gleichviel. Ein bißchen bleich, über nächtig vielleicht, mit dem kleinen ver zerrten Lächeln im G«sicht, das zu gleich h«ls«n und verdecken soll, Bewe gungen, die ein nxnig g«bunden, abge zirkelt erscheinen —: so eigentlich hat ten si« sich den Kleinen an di«s«m Morgen vorgestellt. Nein! Er lehnte behaglich im Ses sel, die Zigarette, lässig zwischen den Lippen, durch die er leise vor sich hinpsiss es war der „liebe Augu stin', dem „alles hin" ist und seine Rechte spielte in harmlos vertrauter Bewegung mit dem schwarz-weißen Ohr des Foxterriers, der unter der Schoßklapp« des Attilas die gestört« Nachtruhe nachschmurkste. Dann sah er die Eintretenden und nickt, „Guter Kerl", meinte der langt Saltern, „ich denke, das ist schon ge schehen recht iiberslüssig«rweise. wünsche ich herzlich. Dazu wäre auch wirklich k«in« Zeit mehr." „Nein, bon, denn nicht". Er schüt telte den Hund ab und stand auf. „Wünschen die Herren eine Erfri schung? Ich habe bereits fürstlich ge frühstückt." Er wies aus den Tisch, auf dem die Reste eines üppigen Früh versuchte Saltern zu lachen tief beruhigt: wer solchen Hunger ent wickelte, des Hand würde nicht zit keit. , beugte sich nieder, hob den Hund am Genickfell zu sich herauf und sukr ihm mit «in«r zärtlich«» Bewegung wußte Saltern im Blitzlicht der Se meisten für leichtsinnig, oberflächlich, vielleicht frivol galt, dem er selbst nie so ins innerste Herz zu schauen ver mocht hatte, eine tiesverborg«n«, sest verschanzte Innigkeit lag, und daß dies«r Innigkeit eine klassende Wu^e sich tat. Scharff drehte sich kurz ab. „Gehen Ritt in Karlshorst durchkreuzt. Und dann freut« «r sich in tiefem Atmen und niit weiten Augen an der Schön in den Sonnenaufgang hineinzugon deln, was! Kinde:, das wär ein Pirschmorgen! Da seht mal da hin den roten Punlt den muh ich beäugen. Halt!" ri«f er den Manteltasche den Feldstecher. „Ohne richtete er das Glas auf den Wald rand. „Wahrhaftigen Gotts, ein ganz braver Sechser handbreit über die Lauser auf. weißgesegt, brillant, ge perlt Donner ja!" Die Passion die Hände d i e waren unruhig. Als sie dann weiterfuhren, meinte er mit einem frohwarmen Blick, wie am Ende einer Gedank«nk«tte: „Nee, Kinder, laßt man, das Leben ist doch noch schön. Aber gepackt will es sein nicht losgelassen, nicht reu befleckt das wird der kleine Scharff schon besorgen, verlaht euch Dom des Hochwaldes. Weithin hall ten die Huf« der Pferde auf dem harten Damm der Straß«, ratterten Lack, seinem livrierten Kutscher im schwarzen Zylinder auf dem Bock in dieser grünen frischerwachten Wald wie Kiichenpseiler, allerhand Unierge strllpp, der Wald verdichtete sich. Der Fahrer bekam eine Weisung, die moosigen Boden strass an. Wenige hundert Meter, und das Stelldichein war erreicht. Fast zur selben Zeit traf von der entgegengesetzten Seit« der andere Wagen «in. Auch hier stiegen vier Herren aus, der Gegner zuletzt. Es ficht, in dem die vielen roten, wie fri schen Schmisse etwas Unzugehöriges, gleichsam gewaltsam Aufgedrängtes hatten. In den blauen, großen Au gen flackerte die Nervosität, die Arm« mit förmlichen Bärentatzen hingen den Gegner, die Sekundanten, die Aerzte standen auf ihr«n Post«n. Der klein« Husar hielt die Pistole in d«r Hand, als wöge «r si« spielend ab aus «in« Schlägerei mit Knütteln an. Jeden Augenblick tonnte das Kom mando des Leiters erfolgen. Da heiter fast, als sei ihm ein der Husar den Kops: „Halt! Ich hab« Was war das? Scharff, der forsche Scharff, der Beleidigt«, der Forde hätte, di« mir von vornherein wenig stens nicht gelegen gewesen wäre. Ich erkläre hiermit, daß meine persönliche ich in Wirklichkeit nichts besaß, über den Haufen zu schießen. Das wollte ich sagen." „Herr Leutnant Scharff!" versuch!« der Leiter, ein pustiger Assessor, die Situation zu beherrschen. „Das geht nicht, das kann ich nicht zulassen!" keuchte ver Assessor, krebs dort am Strauche zu unterst in Mannshöhe das kleine herzförmig? rote Blatt. Es hängt ganz vereinzelt Äut —Ächtung!" ' zitiert« das Blait am Stengel. ~Si« sehen, ich bin meiner Sache sicher." Das war zuviel. Der Assessor riß all« Energie zusammen: „Ich sor gescheitert" Ich bitte die Herren Se protokollieren." Die Rückfahrt verljes stumm wie ein Leichenbegängnis. Di« Kamera du hast dich verrannt, du bist krank, nicht du selbst es hat dir doch mehr zugesetzt, als du zugeben willst." „Was?" Es klang abweisend, ich." „Das glaubst du?" Der Klein« zuckte die Achseln und wandt« sich ab. draußen?" „K«in M«nsch hat dich verstan- Farc«?" schenkt," „Warum tatest du das?" sitzt? Der Mann, der auf d«r Stra „Auf der Straße, sagst du?" Beistehst du nun?" lichc G«fllhlssache ist. Ihr habt mir Li«bstes halten. Na, und den hat „Ja aber du selbst, lieber Kerl mert den Kopf hängen. Der Kleine pfiff durch die Zähn: „So! Bin drauf gefaßt schad't nischt „contre coeur" machte ich so Freund „die eine Frage auf dein Wort: Glaubst du, daß der Blatt schuß beim lebenden Objekt ganz eben sogut gesessen hätte?" D«r Lang« hatte ein trübes Lä- Wort." Scharff: „Night", mehr verlang ich Auch in der Ballonfahrt des Le- MiezeS Erdbeeren. Der Regen, der die Leute feit Wochen txrdrießlich und unzufrieden macht«, beeinflußte nicht das Idyll der Waldschule. Er wischte vielm«hr den Staub aus der Luft und befruch tet« di« Pflänzchen und Samenspröß linge auf den vielen kleinen Beeten d«s umzäunten Gart«nlandes, dem sich der freigelegene Spielplatz der Schüler und Schülerinnen anschloß. Die Quintaner Max und Paul, die sich gern als Gymnasiasten aufspiel ten, saßen auf einer Zaunlatte beim Spielplatz und ergingen sich in Aeu daS von der Herrscherhand des „Direx" unter sie gemischte „Weib liche" — unewig, wie es in seinem wie ein Paar aufgeblähte Hummeln. „Sone Biester!" sagte Max und spuckte aus, wie er es d«n Arbeitern beim Bcm der Untergrundbahn abge sehen hatte: durch die Zähne zischend, mit mächtigem Schwung. „Ich kann die Mächens »ich lei den!" stellte Paul fest. Er wurde dabei rot an den Ohren; denn gestern hatte er mit d«r wilden Röse gerauft und war von ihren derben, flinken Fäusten tüchtig bearb«it«t worden. „'ne gräßlich« Sorte!" sagt« Max, wieder mit seinem kunstvollen Aus spucken glänzend; aber er sah sich um, ob auch nicht «in« Respektperson wie der junge Lehrer und die sanfte „Schwester" in der Nähe waren. „Wenn se nich frech sind wie die Amanda un rüpelig wie di« Röse, sind's olle Zierpuppen undH eulmeiers wie die inückerige Mieze." „Ja, inückerige is se man", sagte Max und vergaß das Ausspucken. „Ich helf ihr nich mehr Wasser tra ge," beteuerte Paul. „Ich kann di« Mäch«ns nich lei den !" „Ich auch nich" stimmte Max dem Gesinnungsgenossen bei, wenn auch zögernd und mit wandernden Gefühlen. Ihm schwebten die seinen Händchen und das blasse Gesichtchen der Mieze vor, als sie die Gießkann« voll Wasser heranschkppte, um ihr Beet zu begießen. Da hatten die Wängl«in sich unter der Anstrengung gerötet, und zweimal mußte sie unter ! Wegs die hinsetzen, um sich zu verpusten. rig hatte er es getan, daß di« Mieze kaum so schnell das Wasser, das er ihr in seiner eigenen, viel größeren ausspritzen konnte. „Danke!" sagte sie nachher mit ihrem silbernen Stimmchen und einem schönen, blauen Blick. „Danke, lieber Wa^!" kam, um der mückerigen kleinen Mieze das erforderliche Wass«r für ihr Be«t zu holen. Freund Paul breitbeinig bei d«r Miez« und begoß ihr Beet, »aß es schwamm. sten Mann." Mieze, weil der Paul ihr das Was- Jn Miezes blau« Blicke fuhr ein sagt«, zappelnd vor Vergnügen über die Einfalt der kleinen Mieze: „Die weiß nich mal, was 'ne taube Blüte is!^ und Mannigfaltigkeit auf den Beeten freute, hatte es gehört. Er legte Mieze d>e Hand auf das Blondköpf chen und sagte tröstlich: „Sie sind der Erde lagen und ihre Aufgaben verglichen. Ihre Bäckchen schimmer ten rötlich, und ihr« Klugen leuchteten. „Bitte, schnell!" drängt« Miez«, der. zwei kleine. Das hat di« Sonne ge tan. Die wußte, daß sie nicht taub waren." sagte Paul grob. „Memme!" rief Röse ihm ins Ge während sein« Öhren feuerrot wur den. „Die werden nun bald reif," sagte Max zu Mieze. Der Hohn d«r fre chen Amanda war glatt an ihm abge ren hatte Pflanzen lassen, um etwas Junq«s und Freundliches in den alten, etwas grämlichen Waldbestand mit ihren krausen Köpfen lauter Miezen und Rosen und Amanden! Höchstens, daß die roten und blauen dem „lateinischen Tempel", in dem ihm den Morgen d«r klassische Unter richt erteilt worden war, seine Fahne gehißt, während Max das Banner der Waldschule am Eingang der Gar geblüht war. Da kam Mieze durch di« weißen, jungen Birken getrippelt. Sie trug Wald. Ihre kleine Enkelin hielt sich l und trank still ihren Becher Milch. „Je, Mieze hat sich sein gemachN" „Nun sind sie reif. Wollt ihr sie Wieder schüttelte Miez« den Kopf. Regung von Mildh«rzigkeit vor. Mieze senkte das Köpfchen; ihre Blicke gingen zu Boden. D«nnoch i i - sie Mieze zirpen. „Ach n«e!" sagt« die freche Amanda ungewöhnlich zutraulich, während ihr zärtlich: „Wem?" Mi«z« straffte das Häls'ch«ni ihr« Blickt wurden wie tropfende Him gernsten mag." „Liebsten heißt es!" verbesserte Mar sie und hopste von der Zaunlatte. „Selbstverständlich: liebsten!" schrie Etwns verängstigt sah Mieze sich um. Plötzlich strahlte sie über und getriebene Libelle, in seinen Armen auf. „Aber Mieze, was ist los? Du haft dich ja ganz auß«r Atem gelau und g«rner als di« Welt hat" „Lieber, Miezchen!" verbesserte d«r Lehrer sr«undlich. scheu in den initg«bracht«n Kuchen. Max und Paul hatten sich bei der B«grüßung der nicht lange gestillt hatten, strichen sie abseits beeten stießen si« aus«inander. „Sie is nich da!" sagte Max ent täuscht. jedes ein freundliches Wort, und auf dem ernsten Gesicht des Direktors lag das Lächeln innerer Freude an seinem Bilder besah. zierlichen Knicks. Ihr Gesichtchen strahlte. „Komm nur, Mieze!" rief die Frau Direktor. „Du sollst heut unser Gast sein. Ich habe Schokolade für dich bestellt." Aufbruch gerüstet. An der Pforte der Umzäunung stand der junge Lehre, und ließ die Kinder vorbeiziehen zu zweien und zu dreien, erst die Mäd chen, dann die Knaben. Di« Klein sten kgmen zuerst. Als allerletzter kam der junge Leh rer geangen. Er lächelte über die sich verlassende Schar der Kleinen hin, als ob er sie liebkoste. Durch die d?s Abendhimmels müde Bläue. Ein Flimmern ging vom Stamm zu Stamm, und das wurde immer stär- roten Erdbeeren, die Kl«in-Mieze ihm zum Strauß gebunden hatte. Ein Gemütsmensch. „Herr Doktor, ich will Ihnen für Ihre wert volle Medizin danken." „„Hat Sie Ihnen g«nützt?"" fragt« d«r Arzt sehr befriedig. Erfolg." . Wi« viele Flaschen mußten Sie denn nehmen?"" Zch schrieb eS gern in jedes „Album Ich trat es gern i» jede» Pflaster- In jedem „Blättchen" möcht ich s inse- Und möcht aus eS sä n auf jedes Feld als Same'.i- Wer's Dichten nicht der laß c» Treiber: „Morjen, Herr Ba ron!" sen?" Treiber: .Jn't Genick, Herr Ba —lm Eifer. Rechtsanwalt: „Dreißig Mark betragen die Kosten für die Verteidigung!" Klient: „Biel G«ld, Herr Doktor! Besonders, p» ich an dem Diebstahl des Fünfzig markscheins, der mir zur Last g«legt wird, vollständig unschuldig bin ... zwanzig Mark übrig!" Frau: Können Sie wirklich gut kochen? Köchin: Bon mir können S' 'was G«ist«sgegenwart. Der Kinematograph versagt Plötzlich, und die Leinwand erscheint völlig dunkel. D«r Darsteller weiß sich aber zu hel fen und erklärt: „Kampf zwischen Negern in einem Tunnel!" Gegensatz. Ich muß gleich nach Haus«, das Stubenmädchen ist ausgegangen und allein. Pech. Treiber: „So a Pech! Für's erste Schmerzensgeld, welches
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