m? Mlll WM ZlwnU. I (11. Fortsetzung.) Dann setzte sie sich wieder und an ihrer Seite alles wi« einst tin blondes Haupt, verwirrt, helle Au gen, verweint, verstört, zitternde Hände, die ein wenig von d«m Brot brachen, und neben ihm selber - auch zwei feine Frauenhände, ruhig, geräuschlos seinen Teller ihm rich tend, die zerschnittenen Bissen ihm fürsorglich hinschiebend, wie sie den durchnäßten, verbrannten Anzug ihm abgestreift und in den trockenen hin eingeholfen hatte sie fein Weib >— Madeleine. Und doch war er daheim und ihm gegenüber saß Angelika. Hartmut hatte den Teller zurückge schoben. Die Bissen, die er hinun-' terzwingen wollte, würgten ihm in der Kehle. Die Ellenbogen aus den Tisch gestemmt, das Haupt in die Hände gestützt, saß er da und keiner sprach zu dem Erschöpften. Doch der Raum selbst sprach zu ihm und da oben am Tisch der leere Stuhl. Aber sein Weib hörte gleich die stumme Sprache, hörte die Worte, die in seinem Herzen laut wurden, und Madeleine stand leise auf, trat in die tiefe Fensternische und lehnte das Haupt gegen die Scheiben, Die Heimath sein Boden sie hatte den verzehrenden Blick gesehen, mit dem er um sich geschaut hatte, als er in die Stube getreten war, wie seine Augen jedes der alten Mo tel gegrüßt hatte, gleich einem Freund, nach dem er in fremder Ferne gehei me Sehnsucht empfunden hatte. Und der Stuhl, der leer geblieben war, si« wußte, wer auf ihm zu sitzen Pflegte, sie wußte auch nie wurde ihr Gat te wahrhaft der ihre, solange er ein Fremder, ein Ausgewiesener blieb auf seiner Heimathsscholle. Und wi« ein stilles Gebet stieg es in ihr empor, das ihm schaffen, das ihm zuriickge- Die dort mit am Tische saß, noch zitternd in schwächlicher Furcht, sie dachte kaum an sie in diesen Minuten. Gedanken, unfertige Pläne gingen ihr durch den Kopf, stärkten die hoffende Zuversicht und verjagten das zweifeln de Bangen. Hartmut und Angelika saßen sich allein gegenüber. Frau Reichmann Gesicht lassen, er hob den Blick Ganz leise sagte sie: „Wie war das furchtbar, der Feu erruf und die Flammen, die überall angelegt hat. Ich fürchte mich." Und furchtbar zufammengeduckt, mit scheuen Augen faß sie da. „Ich glaube, Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Man wird den Knecht, der jedenfalls der Brand stifter ist, selbstverständlich festnehmen. Aber" seine Stimme war kaum hörbar „Sie können ja doch sort . Si> hob den Blick. „Sie „Muth" voll Scham, doch in unsäglicher Holdseligkeit senkte sie das Haupt „ach, ich habe gar keinen Muth und keine Kraft. Ich bin Madeleine wie ein Donner klang ihm der leise gesprochene Name. Hat te er sie vergessen gehabt? Wo war sie? Sein Blick irrte suchend umher und gewahrte nicht die Gestalt in dem tiefen Fenstererker. Auch Angelika schien ihre Anwe senheit im Zimmer gleichfalls ver gessen zu haben, als sie erregt fort- wird sich i vo' tw i s Ich beneide sie, Glückliche!" Wie eine Nachtwandlerin trat sie dann an den Tisch heran. Ein blasses, leeres Lächeln spielte um ihre Lip pe», in ihrem Blick lag keine Frage, nur bange Erwartung. Hartmut stand auf. „Ich glaube, wir können an den Heimweg denken," sagte er. Seine Stimme klang ruhig. Ruhig ruhig! Hatte sie denn nur geträumt, war es nur eine Ein bildung ihrer Furcht gewesen, was si« gesehen zu sehen gewähnt hatte? Madeleine trat an Hartmuts Sei te. Kein Abschied, ein einfaches Lebe wohl, und dann gingen sie hinaus auf den Hof. Fahles Zwielicht lag darüber, die Dämmerung rang mit dem Schatten der Nacht. Hartmut schritt noch ein mal zu der Brandstätte, wo ein paar Knechte die qualmenden Trümmer be wachten. Sie grüßten respektvoll, als er herantrat. Seiner zähen Kraft, seiner kühnen Unerfchrockenheit war es zu danken, daß ein weiteres Umsich greifen des Feuers verhindert worden war. Der Herr stand wieder vor ihnen, dem sie gehorchten. Er gab noch einige Anweisungen, warf ei nen letzten Blick nach dem Wohnhause und stieg mit Madeleine in den Wa gen. In die Eck- sich zurücklehnend, Ueber der taufrischen Erde stieg langsam der junge Morgen empor. Lichter und lichter ward der Horizont, bläulich-violette Streifen überspann ten die graue Dunstschicht im Osten, färbten sich rosig und wurden zu Hel lem Golde, und aus diesem tauchte es gluthleuchtend auf, hob sich inajestä. tijch zur Höhe, d«s neuen Tages Leuchte, die Sonne. Mit großem, heißen Blick schaute Madeleine ihr entgegen. Hartmuts Lider blieben geschlossen. Aber durch sie hindurch suhlte er den flammenden Tag. Und in seinem Golde glänzten zwei helle Augen und blickten scheu in die seinen hinein. Was sprachen sie zu ihm, was ver rieth ihr Glanz? Traumhafte Fragen, die klarer Antwort auswichen, nur tief innen ein stilles Frohlocken, als sei ganz heimlich über seinen W«g das Glück gegangen. 19. Kapitel. Im losen Morgenkleide trat Ma deleine mit langsamen Schritten aus ihrem Zimmer. Sie hatte keinen Schlaf finden können. Mit müden Augen hatte sie hinübergestarrt zu dem dicht verhangenen Fenster, hinter dem die Morgensonne strahlte. Lo dernde Flammen schienen durch die dunklen Borhäng- zu dringen, und in der feurigen Lohe sah sie immer und wieder zwei Augenpaare, die sich ineinander senkten, aus denen gleiches Leuchten brach, die di« gleiche Sprache redeten die beide von Liebe wußten alle beide! Wenn es wahr sein könnte, was wi« ein Blitzstrahl furchtbarer Er kenntniß sie getroffen hatte! Wenn Angelika Hartmuts Liebe erwiderte, wenn nur ein Verhängniß sie dem Sterbenden in die Arme getrieben hätte! Wenn sie eine andere war, als sie ihr allzeit erschienen war. Dann Dann hatte sie selbst in frevelnder Verwegenheit das Unheil herbeigeru fen, hatte zwei Menschen einander nahe gebracht, zwischen die sie das Weltmeer hätte legen müssen. Dann würde di« Stunde nicht fern sein, wo Hartmut erkannte, was er viel leicht vielleicht noch nicht wußte. In unruhvoller Hast trat sie in das Wohnzimmer, es war leer. Sie ging weiter, um ihn in seinem eigenen Zimmer zu suchen. Im Reitanzug, den Hut schon auf dem Kopfe, stand er da, die Handschu he sich überstreifend. Madeleine war an der Thür stehen geblieben und sah ihn mit großen Augen an. ' d t t s hh b Ueber sein Gesicht zuckte anstrengen." Sie erbleichte: .Du bist sehr be sorgt." - s its d b t terer Ton, der ihm das Blut zu Kopse trieb. »Madeleine wie soll ich Dich verstehen?" Da hielt sie seine Hände gefaßt, zreßle sie gegen ihr heftig schlagc,- )«s Herz und zum dritten Male bat Ilt: „Nimm mich mit Dir! Hartmut, ich bitte, bitte Dich geh nicht al lein nicht allein nach dem Ulmen , , Sekundenlang starrte sein Blick m den ihren, dann machte er seine Hän de frei und trat von ihr zurück. Kalt klangen seine Worte: .Ich gehe zu meinem Bater, ihm meine Hilfe anzubieten, wie das nach dieser Nacht wohl selbstverständlich ist. Du solltest Dich über den gutenGrund für eine Annäherung freuen, wenn es Dir vordem Ernst war mit dem Wunsche, eine Versöhnung zwischen mir und dem Ulmenhofe Herbeizufüh ren. Oder wärst Du anderer Meinung geworden, feitdemDu weißt, daß der alte Mann für feine Einsam keit zuweilen einen freundlichen Trost hat?- „Hartmut" ein weher Klang „was sprichst Du, wissen beschuldigst Du mich? Ich glaube doch an Dich wie konnte ich Dir mißtrauen?" Hochausgerichtet stand er da, und schroff sagte er: . „Du hast es doch gethan, Madeleine, und thust es weiter. Du bist es gewesen, di« die Dinge wollte, wie sie heute sind." „Nein, so nicht so wollte ich es nicht!" brach es leidenschaftlich aus „Keine Unklarheit, nichts Unhalt bares wollte ich zwischen uns. Zwei Menschen, die einander doch begegnen würden, sollten sich nicht ängstlich meidin müssen aber doch nicht so „Nicht das denn ? Sprich klar aus, was Du zu sagen hast!" als fordere er sie zum Kampfe heraus, sah er sie an. Tiefer Schrecken brachte sie zur Besinnung. Nicht so durfte si« zu ihm sprechen. Nicht an sich selbst denken in dieser Stunde. „Was ich gewollt, ich hätte es nicht thun sollen, Hartmut. Ich hätte Dich nicht überreden dürfen, hier in Faltenhagen unsere Heimath zu grün den jetzt noch nicht. Ich' dachte zu viel an mich, war allzu selbstsüch tig in meiner Liebe. Und ich wollte Dich bitten, schon vor diesem Tage: laß uns wieder fort von Falkenhagen, nicht für immer, aber doch für eine Zeit, laß uns reisen oder auch anderswo uns ankaufen —" Mit einem Ausdruck finsterer Un „Der Augenblick ist schlecht gewählt, Deine Reiseplänf zu erörtern. Es drängt mich, fortzukommen, halte mich nicht länger auf." „Ich gehorche!" Ganz leise sagt« sie es und ging gesenkten Hauptes in das geöffnete nacheilen? Ihr ein gutes Wort sagen? Blitzartig durchfuhr es ihn. Dann dreht« er sich kurz um und verließ das Zimmer. Doch seine Blicke irrten scheu hinauf nach Ma deleines Fenstern, als er durch das Parkthor hinaussprengte, nach Ulmen- Hof hinüber. Ein anderer noch hatte am gleichen Vormittag denselben Weg genommen. Auch nach Hölfenstein war die Kunde von dem Brande auf Ulmenhof ge langt, und Graf Egon hatte dortbin seinen üblichen Morgenritt gerichtet, um durch den Augenschein sich zu überzeugen, wieviel wieder einmal die Gerüchte übertrieben hätten, vielleicht auch durch irgendeine zufällige Begeg nung sich darüber Aufklärung zu ver schaffen, wie man sich auf Falkenhagen zu dem Elligniß stellte durch ei ne zufällige Begegnung mit ihr viel leicht ... der Herrin von Fcklkenha gen... Graf Egon hatt« den Ulmenhof er blickt, der hell und unversehrt wie sonst aus seinem Kranze mäßiger Ulmen hervorgrüßte. Er stand also noch, der alte Kasten . . . nirgends Trümmerhaufen, kein« rührenden Fa milienfzenen ... Ein paar^abge darum dürfte sich Frau Madeleine Bravand kaum so früh zu ihrem Schwiegerpapa begeben. Schade, man sah sich so selten, „man" lebte sehr zurückgezogen aus Falkenhagen und auf Hölfenstein. „Hollah. Gnom" herumgerissen trabte Graf Egons Brauner vergnüg lich wieder in die duftende Kühle des leif/Vogellaute jauchzten und Son nenstrahlen Ringelreihen tanzten. Und noch etwas anderes kam daher getanzt geflogen,^gespningkn hattet", und mit rundwangigem Milch- und Blutgesicht... genau dem gleichen, wie das des Elefantenkü „u'llä, Mädel alsdann keuchend, die Hand auf di« Brust gedrückt. D» w i D uermarsch^— „Selbstverständlich!" Und wild trotziger Uebermuth blitzte ihr aus den Augen. Und: „Ja, durchgebrannt!" trumpf te si« noch einmal. „Oder glaubst Du etwa, Tante Clementine dürfte ahnen, daß oh jeh! Gottlob hat sie nach Bornstadt gemußt heut früh aber nun sag' doch erst" der Reiz des Schreckensvollen, das sie zu hö ren erwartete, dämpfte ihre Silber stimme. „Auf Ulmenhof, lebt da alles ist jemand zu Schaden ge kommen steht vom Haus noch was... „Es lebt, steht, kreucht und fleucht noch alles heut wie gestern." Ach nein. Du" Enttäuschung fast spielte um Ullas Kirschenmäul chen „es hat doch aber gebrannt, der Ulmenhof huh," sie schitttelte sich ordentlich vor nachträglicher Won ne „war 'das gruslich schön, wie der Himmel roth wurde und sie so Feuer! Feuer! schrien. Hatte ich mitschreien dürfen ah und mitlöschen, mitretten aber Du, Egon, daß Du in aller Ruhe fein säuberlich zu Hause bliebst, wo wir doch sozusagen Verwandte vom Ulmenhof- sind prügeln hätte ich „Bitte, w-nn Du so schon Deine verwandtschaftlichen Beziehungen zum Ulmenhof bethätigen mußt" Und schmunzelnd neigte er den Ra ken vor ihr. Sie übersah das. Alles an ihr war Leben, Bewegung, sprühender Eifer. „Also ist nicht» passirt? BloßScheu- Gras Egon nickte und klopfte be ruhigend feinem Ps-rde, dem das Stehen langwtilig würd«, d«n Hals. Dann setzten sie sich alle drei mit einander in Bewegung er, sie und das Pserd. „Aber wunderro mantisch muh es doch gewesen sein," seufzte sie dann im Vorwärtsschreiten. Unter Egons schweren Lidern her vor zuckte ein rascher Blick über Ullas weiches Profil mit dem festen, vorge schbbenen runden Kinn. Das Ele fantenkücken war hübsch ja Teu fel, warum war ihm das noch nie aufgefallen? „Ach, wer doch auch mal etwas erlebte! Glückliche Madeleine, glück liche Angelika! Brand Mord Spuk alles meinetwegen nur leben, leben!" Ihre beide Arme hatte sie so jählings kraftvoll emporge worsen, daß Gnom entsetzt in weitem Bogen beiseite sprang. So in höch ster Erregung stöhnte sie noch einmal: „810 ß jetzt etwas -rieben können!" Graf Egon fchi-lte zur Seite, lä chelte ganz eigen und zwirbelte den Bart. „Schade" meinte er dann lako nisch. „Was schade?" forschte si«. „Daß wir b«ide sozusagen nahe Verwandte und so furchtbar gut erzogen sind" „Na, und wären wir's nicht, was thäten wir dann?" Seinen Arm hatte sie gepackt, „Dann ...? Nmi, dann gingen wir miteinander vielleicht zuerst einmal in die Waldschänke zum Frühschop „Frühschoppen!" Jubelnd schlug sie schaff— Erziehung Blech! Du bist ein Er, ich eine Sie, sonst nichts, und Du führst mich zum Frühschop pen. Gelt, lieber, guter Egon?" Der Liebe, Gute hielt plötzlich die Hände fest, die bittend vor ihm auf und niederklappten, wie Hundepsöt chen. „Mädel, der Fluch unserer Missethat komme auf Dein Haupt!" Ein Triumphschrei und hinterdrein Dir, Egon?" „Donnerwetter ja —" mit mehr Eile als Zuversicht begann er seine Taschen zu durchsuchen „heureka, da waren fünfzig Pfennig und. o Wunder, da kam noch eine ganze Mark zum Vorschein „Mensch," stammelte Ulla bloß, „Du bist ja reich! Also los." In der Waldschänke am Wege fan den sie unter einer Linde einen schatti gen Platz, indessen Gnom zufrieden zur Seite graste. „Bier, Käse und Brot für mich und sagte, als Ulla ihn darauf fas sungslos anstarrt«: „Wollten wir nicht etwas mileinan- damenhafter als bisher.!. Er blinzelte vergnüglich zwischen halbge schlossenen Lidern hervor. Ulla legte still das Messer nieder. „Ja, wenn man nur eine Mark fünfzig hat," flüsterten wehmüthig ,wei rosige Lippen. auf Sekt und Austern zu verzich ten"... „Oder" ... unternehmend stemmte sie die Ellenbogen aus oder Du ... man muß sich was dazu heirathen" ...Ein energischer Schlag aus die Tischplatte... „Und ich thu's! Und. wenn ich Frau Schulze darum werden müßte!" „Ulla Schulze"... Schaudernd schüttelte sich Graf Egon. Seine Kneipgenossin stieß plötzlich «inen klei nen Schreckensschrei aus und machte Miene, unter dem Tische zu ver schwinden. „Du ... dort steh doch nur" ... Seine Augen folgten'der von ih rer Hand gewiesenen Richtung, und sein noch eben lachendes Gesicht er starrte. Der Ulmenhofener kam des Weges von Falkenhagen dahergaloppirt allein ohne das schöne, stolze thörichte Weib zur Seite, das einen Unwürdigen mit allen Gaben des Himmels und der Erde überschüttet hatte. Die Lippen zusammengepreßt, die Stirn gefurcht, starrte der Graf dem Näherkommenden entgegen, bis Ul las Ruf ihn aufrüttelte: Hh> vorbei...und was er nur von uns denken wird...Und weniger nun auch absteigt hier"... „Dann ist unser Bier- und Käse- Idyll eben zerstört, meine liebe Ulla." Seine Stimme hatte hart geklun gen. Betroffen sah ihn Ulla an. Was hatte er ... er war doch vor her so sehr, sehr nett gewesen.. Ge nierte es ihn, hier so mit ihr es war ja eigentlich auch furchtbar unschicklich... Puterroth vor plötzlicher Verlegen heit duckte sie sich wie ein Häufchen Unglück zusammen, als Hartmut Bra vand mit kurzem, steundlichem Gruße ohne Aufenthalt an dem Wirthshaus garten vorüberritt. Doch wie ein Stehauf schnellt- sie alsbald wieder empor. Ihr- Mi-ne leuchtete. „Du, Egon... denke Dir. er hat gelacht mit seinen wunderschönen dunklen Augen und sich so furchtbar lieb gewundert über uns zwei aber petzen ' — nein, das thut er nicht" „Zahlen!" Graf Egon winkte der Kellnerin,um ihr schamhaft sein Ver „^Schor/.wallte Ulla enttäuscht einwenden, doch «in Blick in des Bet ters verändertes, verstummtes Gesicht sagte ihr: Der Traum von Freiheit undFruh schoppen war ausgeträumt, die Wirk lichkeit war daran vorübergeritten, hatte auf schnaubendem Rosse geses sen und einen an alles gemahnt, was er verloren. Noch einmal suchten ihre Augen den Reiter zu erforschen, der jetzt wie auf Sturmesflügeln dahinstob. Und heimlich bewundernd flüsterte sie seinen Namen dabei: Hartmut Bra vand ..." Wie gut seine ernsten Au gen sie angesehen hatten... Ob er nach Ulmenbos den Weg nahm... hatte das Feuer gestern auch in sei nes Vaters Herzen gezündet... hatten si« miteinander Frieden geschlossen, Vater und Sohn? . . . Es war genug, was Ulla aus dem Heimwege nach Hölfenstein zu denken hatte, und sie beklagte sich nicht über die Schweigsamkeit Vetter Egons. Er, dem ihre Gedanken nachgingen, war aus dem Ulmenhofe angelangt und trat in das Zimmer seines Va ters. Es schien, als habe dieser des Soh deS Kommen erwartet, denn er ver rieth keine Ueberraschung bei dessen Eintritt. Aus seinem Sessel sich er hebend, erwiderte er Hartmuts Gruß kurz, doch nicht unfreundlich, und kam dessen Worten zuvor, indem er ruhig, doch mit fester Bestimmtheit sagte: „Ich weiß, was Dich herführt. Laß uns nicht lang« Worte darüber ver lieren. Ich habe gestern bei dem Brande Dein« Hilfe angenommen, wie ich di« eines jeden Nachbarn angenom men hätte, und danke Dir dafür. Eine weitere Hilfe Deinerseits, die über den Augenblick der unmittelbaren Ge ich nicht" Hartmut hatte ihn unterbrochen. Auch seine Stimme klang ruhig und fest. „Ich bitte Dich trotzdem darum. Dir die Mühe dafür abnehmen zu dürfen, daß auf dem Hof« hier alles, was durch den Brand beschädigt wor wird." „Meine Kraft reicht noch aus. den Neubau zu beaufsichtigen, und die Ve rsicherungssumme wird ausreichen, daß er in dem den Ulmenhofener Verhält nissen angepaßten Rahmen gehalten wie Du mich auch In diesem einen nimmst, aber es ist Dein Sohn, Vater, den Du so niedrig einschätzest." Des Rittmeisters Augen streiften Über ihn hin. Das eine mannhafte Wort traf ihn tiefer als alle Bitten, die an sein Vatergesühl hatten rühren wollen. Ein paar Sekunden war es, als wolle in ihm verstummen, wa» gegen diesen Sohn sich zu allen Zei ten in ihm aufgelehnt hatte. Doch schon hielt ihn wieder di« Erinnerung gepackt an jenen furchtbaren Augen blick, der diesen da aus ewig von ihm ihm geschieden hatte, und schneiden den Tones sagte er: „So erspare es Dir und mir, da» zu hören, was Dir nicht gut klingt." Es blieb ein paar Sekunden still, dann sagte Hartmut wieder ruhig: „So laß mich wenigstens dafür Sorge tragen, daß der von Dir fort gejagte Knecht festgenommen wird Denn er hat ohne Zweifel aus Rache das Feuer angelegt." „Er that es doch anzeigen werde ich ihn nicht." Hart war es gespro chen. „Du wirst es nicht thun? Einen Brandstifter der gerechten Strafe ent ziehen? Einen überführten Dieb" Hartmut brach plötzlich ab. In sei nem empörten Tone schwankte es; der Rittmeister achtete nicht darauf. Werde ei inir nicht noch einmal vor dem Gericht wiederholen lassen, da» Geheimniß vom Ulmenhofe, das mir mit frechem Lachen der überführte Dieb entgegenrief, als ich ihm mit dem Gefängniß droht« wie man cher am Zuchthaus vorbeifährt, der vielleicht hineingehörte." Hartmuts Gesicht ward fahl. „Va ter was willst Du damit sagen?' „Was ich schon einmal zu Dir ge sprochen habe und wozu Du schweigen mußtest. Und darum eben ziemt e» mir nicht, einen andern der Gerechtig keit auszuliefern." Bis zur Thür war Hartmut zu „Wie Du die Peitsche schwangst über einen Dieb, so hob ich die Pi stole gegen einen andern." Er athmete tief auf. „Lebewohl," sagte er langsam. „Ich kam gegen Deinen Wunsch hierher und werd« wiederkommen, wenn es mich so zwingt wie heute." Hartmut hatte das Zimmer verlas sen. Draußen stieß er auf Frau Reichmann, die eilends herbeikam und bei seinem Anblick heimlich verlegen stutzte. „Ich wußte nicht, daß Sie hier ich wollte den Herrn Rittmeister be nachrichtigen Konsul Gredighausen ist eben mit feinerHrau angekommen. Sie haben von dem Brande gehört und werden Angelika, die der Schre cken sehr angegriffen hat, mit sich nach Bornstadt nehmen. Ich habe viel zu rüsten Sie verzeihen die Herr schaften sind unten im Wohnzimmer, fügt- sie noch zögernd hinzu. Er antwortete nicht darauf, nickte einen Gruß und ging an ihr vor- Er hatte den Ulmenhof wieder ver lassen. Und er hatte Angelika nicht wiedergesehen. . Starr gradeaus ging sein Villi, als er nach Falkenhagen zurückritt; fest umspannte sein« Hand den Zu gel. Fest den Zügel halten fest. 20. Kapitel. Fort von Falkenhagen! Hartmut selbst war es gewesen, der das Wort gesprochen hatte. Als er vom Ulmenhof zurückgekehrt, war Madeleine ihm voll Freundlichkeit ent gegengetreten, hatte keine Frage ge than, ihm nichts von dem gezeigt, was sie in den Stunden seiner Ab wesenheit allein mit sich zur Ruhe gezwungen hatte. Da gab er ihr ungefragt Auskunft. „Mein Vater braucht meine Hilf« Sie antwortete nicht, aber ihr Blick schien sanft zu fragen. „Angelika sah ich nicht wieder. Sie verläßt noch heute den Ulmenhof; ihre Eltern holen sie ab!" „Hartmut" nun bebte es doch in ihrer Stimme, sie wollte an seine Seite «ilen. Er winkte ihr zu, trat an da» Fenster, blickte eine Weile hinaus und drehte sich dann mit einem Ruck wie der ihr zu. ... „Ja, Du hast recht, laß uns fort von hier, irgendwo was anderes su chen was Du magst wie Du es willst." „Unser Glück suchen und uns selber so ganz zusammenfinden, wie wir zueinander gehören! Ich danke Dir!" Fort von Falkenhagen si« hätten ohne einen Tag des Aufschubs abrei sen können, die Abreise wurde ver schoben durch ein geheimes Zögern von Hartmuts Seite, das er unter Scheingründen verbarg. Allerlei Wirthschaftsfragen. die noch erledigt werden mußten, .ein Ueberlegen über das Wohin -- ein Ausbauen und Wiederverwerfen von Plänen, und noch etwas Befremdliche«, als werde ihm daS Scheiden von Falkenhagen schwer, als habe ein Theil seines Wesen», ihm selber unbewußt, dort schon Wur zel geschlagen. , (Fortsetzung folgt.) Für die KitHt. SoN ll C Die statt sie direkt hineinzulegen. Ein anders Verfahren ist: Die Krabben in Backteig zu wälzen und dann wie darf. Ein Löffel Butter und ei» Löffel Mehl werden geblich geschwitzt und mit etwas Lammbrühe zu einer fe!n geriebenen Parmefansäse, füllt ihn in einen mit Butter ausgestriche nen Reisrand, läßt ihn 16 Minute» im Ofen backen, stürzt ihn auf eine Schüssel und richtet das Ragout in der Mitte an. Nocken für die Suppe. Man rührt ein Stückchen Butter z» Sahne, giebt nach und nach und im mer rührend 2 Eier, etwas Salz und Mehl dazu, so daß ein ziemlich steife» Teig entsteht, den man auf einen fla chen Teller streicht und eine Stunde kalt stellt. Davon sticht man mit ei nem mittelgroßen Löffel längliche Nocken ab, legt sie in siedendes, leicht gesalzenes Wasser, läßt sie kochen, bi» sie obenauf schwimmen, nimmt sie mit dem Schaumlöffel heraus und giebt sie in di« klare Suppe, die man von Fleisch oder auch aus Fleischab fällen und Knochen lochen kann. Reis mit Weißkohl. Zwei mittelgroße Weißkohlköpfe werden von Strunk befreit, in Viertel geschnitten, in siedendem Wasser zehn Minuten abgewellt, in kaltem Wasser gekühlt» ausgedrückt und in feine Streifen ge schnitten. Dann gibt man sie mit etwas Fett oder Butter in die Kasse rolle und dünstet sie, mit Mehl über» stäubt und mit Salz bestreut, lang sam gar. Inzwischen wäscht man 7 Unzen Reis, blanchirt ihn mit sieden dem Wasser, läßt ihn ablausen und quellt ihn in Wasser mit Salz un!» ein wenig Butter weich, aber so, dah er noch förmig ist. Der Boden einer feuerfesten, mit Butter ausgestriche nen Form oder Schüssel wird rüit feinen Speckscheiben belegt, darauf gibt man eine Schicht Kohl, dann eine Schicht Reis, dann eine Lage roher Schinkenscheiben oder kleiner, gebra tener, in Stücke geschnittener Saucis chen, wieder Kohl, und so fort. Die oberste Lage muß von Reis gebildet werden, den man mit flüssiger Butter oder zerlassenem Speckfett begießt. Die Speise muß in mäßig heißen, Ofen 45 bis SO Minuten backen und wird in der Form fervirt. Ausgebackene Aepselschei» be n. Große Aepfel werden ge schält, das Kernhaus ausgestochen, sodann in dicke Scheiben geschnitten, die man dick mit Zucker bestreut, mit ei nigen Lösseln Rum übergießt und so eine Stunde stehen läßt. Von ei nigen Löffeln Mehl, einem Glase Weißwein, etwas zerlassener Butter und einem Ei hat man den Teig her gestellt, in welchen die Apfelscheiben Hineingetaucht werden, um sie nach und nach in heißem Schmalz auszu backen. Die Kasserolle wird öfter gerüttelt, damit die Aepfelscheiben von allen Seiten gleichmäßig braun ge backen werden. Mit Zucker bestreut werden sie zu Tisch gegeben. Risotto. In 1 Eßlöffel But ter dünstet man einen großen Eßlöf fel feingeschnittener Zwiebeln, ohne sie zu bräunen, gebe drei Tassen kochen des Waffer und dreiviertel Theelöffel Fleischextrakt dazu, sowie eine Tasse Reis, Salz und Paprika. Man deckt das Gesäß fest zu und läßt den ReiZ gar dünsten. Er darf nicht start kochen, sondern nur simmern. Wem» man das Gericht austragen will, giebt man einen Eßlöffel geriebenen Par mesankäse und einen Theelöffel But ter hinzu. Die Reiskörner sollten hübsch heil bleib«», aber doch weich sein! man hüte sich also vor dem Um rühren, da die Körner hierdurch zi» Brei gedrückt werden. Hammelrippen und Zwi ebel saure. Einig« Zwiebeln hackt man sehr s«in und schwitzt si« in But ter gelb. Ein« gut «ingekochte Becha melsauce zieht man mit einigen Eigelb ab, mischt die Zwiebeln darunter unt» rührt die Sauce bis an s Kochen» worauf man si« vom Feuer nimmt und mit ein paar Tropfen Würze verfeinert. Di« Hammelrippen brät man recht im Saft, überzieht si« mit der Sauce, streut frisch«, in Butter geröstete Semmelkrumen darüber» schieb! das Gericht einige Augenblicke in den Ofen, ordnet dann die Ripp chen im Kranz« an und trägt rasch
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