vl ««« «. , Von Martha Baumann. Neb er listet. «we juristische Geschichte. von De. Srnst Die Laternen brannten schon, als der Rechtsanwalt Dr. Hahnenkamp das Gerichtsgebäude verließ. Der Prozeß gegen seinen Klienten Ehr mann war wieder nicht zu Ende ge kommen; er selbst hatte die Verta gung beantragt,um neueZeugen laden zu lassen, von denen Jedermann im voraus wußte, daß sie gar nichts zur Sache sagen könnten. Wäre aber der kommen, so hätte er nothwendig mit «iner schmählichen Verurtheilung des Ehrmann geendet. Dabei war dies sein bester Klient, der einzige über haupt, der sich lohnte. Leute da?" „Welche Meier?" „Ist das nicht Armensacht?" Ein hoher Beamter? Ein Diplo mat? Ein Hochstapler? Der Mann kam Hahnenkamp so bekannt vor. dieser Blick nicht, wir sind uns wohl nicht fremd?" „Wohl möglich", meinte der andere lächelnd. „Ich habe viel Beziehungen in Juristenkreisen, v. Baland, Gene ralagent". Und mit einer leichten Verbeugung überreichte er seine Be deiieralgiroktc»'. Hahnenkamp hielt hilflos und ver blüfft die Karte i» der Hand. Dann schielte er über das schiefsitzende Pin cenez herauf, „v. Valand Valand, hatten Sie nicht, hm, früher «inen anderen Namen ...?" „Aber ja, ja", sagte der Besucher, ein wenig gereizt. „Mein Name thut wirklich nicht viel zur Sache. Außer dem sind Sie ja auf der richtigen Spur. Aber ich komme heute rein geschäftlich zu Ihnen —" Der Anwalt wurde blaß und be gann zu zittern. „Womit kann ich dienen?" stammelte er. „Aber gar nicht," lachte der andere. „Ganz im Gegentheil, ich will ja Ihnen meine Dienste anbieten. Ich will Ihnen unser Institut empfehlen, ha, ha, ha! Discrete Behandlung schwieriger Fälle! Sie ahnen gar nicht, was wir unseren Kunden alles bieten können " Und er lachte herzlich und amii sirt. Hahnenkamp schoß das Blut wieder in's Gesicht. „Spielen wir nicht Theater!" zischte er sehr böse. „Sie wissen, ich habe nur menschliche Nerven, Sind wollen. Wie kommen Sie in dies« Maskerade? Was treiben Sie am lken?" Die Aufregung überwältigte ihn, Saß die Stimme umschlug. „Das ist ja alles unmöglich, das ist ja Wahn ß»v!" schli« er im hellen Fistti un> sprang vom Stuhl auf, nach der Thüre zu. Mit einer Handbewegung brachte ihn Valand zur Ruhe. „Ich bitt' Sie, mein Verehrtester Doktor", beschwich tigte er mit einem leichten Wiener Accent, „was regen's Ihnen denn so auf? Also wirklich, ich komm' nur rein geschäftlich wegen dem Ehrmann er ist ein lieber Geschäftsfreund Hahnenkamp athmete tief. „Wegen dem Ehrmann?" sagte er ruhiger. „Also wirklich nur wegen ihm? Neh men Sie mir's nur, nicht übel, ich bin in der letzten Zeit so nervös. Und dann, sagen Sie selbst! Sollte das ein Mensch glauben, so - und wie schauen Sie denn „Ach, die amerikanische Mode stört Sie? Ja, ich weiß, die bartlose Tracht steht mir nicht. Ich schau' aus wie ein pensionirter Jockey. Aber das muß nun mal so sein. Wir haben ein amerikanisches Auskunfts- und Detektivbureau, vorzügliche Re ferenzen und Verbindungen in allen Städten der Welt. Herr Ehrmann hat uns nun in seiner Sache consul „Bitte, bitte, durchaus nicht!" „Nun also, wie gesagt, das wäre auch rein lächerlich. Wir wollen ja doch einander keine Eoncurrenz ma chen, nicht wahr? Aber der Ehr mann, sehen Sie, der hat uns halt gebeten, Ihnen einige Instruktionen und Winke für seinen Prozeß zu geben. Ich glaube, zusammen wer den wir die Sache wohl über'n Berg bringen. Nächste Woche werden die neuen Zeugen vernommen, die Sie Aussage wird alles abhängen für für Sie " Und er lachte wieder, breit und ge tes Gebiß bloslegte. Hahnenkamp hatte sich jetzt ganz gefaßt. Er sagte sehr kühl: „Die Sache Ehrmann ist so gut wie Verlo das ist Ihr Geschäftsfreund ..." gessen. Herein! Wenn Sie mir gestatten und vielleicht ein Glas Roth wein mittrinken wollen? Stellen Eine sehr wichtige Eonserenz " „Die Meier —" „Ach was, die Meier kann ich heute hören Sie, für Niemand ..." Und er schob selbst die Kleine zur Thür hinaus, wobei er sie gemüthlich Bissen zum Mund. Kauend sagte er: „Darf ich jetzt bitten?" v. Valand trank, rückte näher und Ironie, mit der Hahnenkamp den Staatsanwalt abthat. Als das Ge richt sich zur Berathung zurückzog, Iva? die Freisprechung schon nicht mehr zweifelhaft. Allgemein aber erst die Genugthuung, als der Leirogenen mit Rücksicht auf seine frivole Strafanzeige die gesaminten und konnte das Gebäude nicht verlas sen, ehe er einem Dutzend Rechts suchender Unterredungen für die näch- Dann fuhr er mit Ehrmann zum Diner. Der Kellner, der im Separatzim mer bediente, steckte die vierte Flasche Jrroy in's Eis und reichte die großen Dr. Hahnenkamp Feuer gab, flüsterte er ihm etwas zu. Der erhob sich eilig und entschuldigte sich kurz bei der Gesellschaft. Draußen war Valand. „Ein ein ziges Wort!" sagte er. „Sind Sie mit der Probe zufrieden?" „Vollkommen!" erwiderte der An walt. „Ich wünsche dauernde Ge schäftsverbindung mit Ihnen." „Und Sie nehmen unsere Bedin gungen an?" „Jawohl! Ich bin sofort bereit, fllgung! Ja? Ist das klar? Ich Alles ist klar! Nach dem zehntaufend habe nicht die Absicht, meine Praxis Sie es für nützlich halten! Ich „Wie beliebt?" einzurichten, daß die Frist nicht gar zu schnell abläuft. Doch das ist meine Sache. Geben Sie nur das Füllfederhalter —" altmodisch. Sehen Sie es thut nicht weher als Impfen. Ja, diese abnehmbaren Manschetten am Hemd Und jeder dachte dabei in seinem Jn „Welch ein Dummkopf!" wurde selbst fett und stattlich: in fei .hatte""' A^ts'^b' Recht vertreten habe. Das sagt man freilich bei jedem Anwaltsjubiläum. Kamp hatte nie einen Prozeß verloren Am Abend ließ sich v. Valand bei fchäften rede." Der Besucher that sehr erschrocken und entschuldigte sich mit der Dring „Richtig!" sagte Hahnenkamp tro cken. „Die Erben der Wittwe Meier gegen Stadtgemeinde; Armensache." „Die Zeugen haben sehr günstig für uns ausgesagt. Der Prozeß wird zweifellos morgen zu Ende gehen ..." „Nicht zu unseren Gunsten " „Wie, nicht zu unseren Gunsten?" Valand sprach erregt. „Ein Dutzend Zeugen hat gesehen, wie der selige Meier von der städtischen Trambahn die Pension zahlen!" „Lesen Sie!" sagte Hahnenkamp kurz und reichte ein Schriftstück über den Tisch. Der gegnerischeAnwalt bat das Gericht um Vernehmung einer Valand lächelte spöttisch. Er griff rers überfahren und getödtet worden sei. Der Brief trug das Datum des Unfalls. rück. „Der Brief ist gefälscht," sagte er; „er beweist nichts." soll das heißen, gefälscht? Jeder ge richtliche Sachverständige wird fest- Handfchrift der Abendroth ist. Ihr d h cht / !" legen." sen!" Lächeln glitt über sein Gesicht. Aber „Und Ihre Klientin?" schrie Va- Gegentheil!" brüllte Valand, In verzweifelter Hast blätterte Va- Schreibtisch lag. Plötzlich leuchtete auf die glücklich gefundene Stelle des Gesetzes wies. „Ah, Paragraph 162," sagte ver- ist, daß Sie auch den zehntausendsten Prozeß gewinnen. Schön. Aber Sie verlieren ihn absichtlich, Sie vereiteln selbst die Bedingung! Da gilt der Prozeß eben als gewonnen! Das steht in Ihrem Paragraph 162 Der Anwalt lächelte gelangweilt. .Laienjuristerei!" sagt er mitleidig. handle." „Das thun Sie auch," schrie Baland hitzig. „Nein!" .Ja!" .Nein!" „Da sind wir wieder am Anfang," sagte der Anwalt nach einer kleinen Pause und blinzelte. „Ist es nicht komisch, daß gerade wir zwei uns immer wieder über „Treu und Glau ben" streiten? Sind wir wirklich für diese Dinge maßgebend?" Valand horchte auf. Sein Blick tekam etwas tückisch Lauerndes und funkelte wie Opal. Auch er lachte, aber seine Stimme klang heiser vor Erregung, als er fragte: „Wollen Sie eine andere Instanz anerkennen?" „Warum nicht?" Der Anwalt sah „Und welche?" „Zum Beispiel unser hiesiges Ge richt." Baland drehte sich nach dem Fen ster und blickte auf die Straße, wo ein Schutzmann sich mit einem Frauenzimmer herumstritt. Lang sam tönte es über seine Schulter. „Ich klage also zum Schein —" „Jawohl, und ich vertheidige mich —" , ' d 112 b Prozeß handelt?" „Ganz gewiß nicht, das ist ausge macht! Sie klagen ein Detektiv- Honorar ein, das Ihnen versprochen sei, für den Fall, daß ein Prozeß ge wonnen wird. Sie berufen sich auf Paragraph 162, weil ich den Brief nicht vorlege, auf den es ankommt, und weil dies wider die berühmten Treu und der Glaube die Vorlage des Briefes nicht verlangen. Ja? Und " „Und das Gericht wird entschei den!" „Wenn ich Recht bekomme?" „Dann werde ich den Brief im gilt?" "" " „Es Die Moral unt» Rechtlichkeit stehen ich es thue das Recht wird dann nicht leiden. Er wolle das Interesse seiner Partei loyal vertreten; dann in Moralanwälte skeptisch zu denken. Alles blickte gespannt auf den Vor- dessen Memung den Aus- Urkunde in einem Prozeß nicht vor, weil Sie sie für gefälscht halten?" „Jawohl, Herr Präsident!" „Sie haben dabei nicht die Absicht, gen?" .Nein, Herr Präsident!" die böse Absicht des Herrn Dr. Hah- ilber dessen Erklärung die ganze Ge richtsweg sich bis heute den Kopf vergeblich zerbrochen hat. Damals an, den Kläger um fein Honorar zu bringen. Das soll ich auch beschwö ren? Aber ich kann es ja noch besser nämlich indem ich nicht schwöre. Denn ich weiß, daß ich dann das Honorar laut Urtheil werde zahlen Eid!""' verweigere also den Sprachs, setzte sich und hörte gleichmüthig mit an, wie ihn das Ge richt zur Zahlung von tausend Mark nebst den Prozeßlosten verurtheilte. Roch in der nämlichen Woch wurde der Prozeß der Erben Meie gegen die Stadtgemeinde zu Gunslei Am Abend trat Valand in das „Sie sehen mich stark beschäftigt. Ich Sie wissen ..." „Was soll das heißen?" braust« walt schrieb während des Sprechens „Den Ersten?" Valand sperrt« Ersten?" Sind Sie toll?" zeß verloren?" „Aber freilich! Das können Sie doch nicht vergessen haben Sie bürdete sich wie rasend, schlug sich Plötzlich versagte die elektrische Be leuchtung. Man hörte ein Dröhnen, leuchtende Wolke, die sich durch das Drahtgitter der Dampsheizung ver zog. Dann wurde es wieder hell. Fenster und ließ die frische Nachtluft Fenster stehen. Pech. Der Dichter: „Mir träumt« >.stern, ich befände mich im Elyseum > — o Schreck und Aerger! Da sehe ich, daß ich gar kein Papier darin lehabt habe." aus essen muß, was könnte man sich Stoßseufzer. „Ach, mit Vokat i v u s. Ehemann tzum Nachbar): „Die gestrige Nacht war urfidel; aber sie hat ein Heiden geld gekostet!" „Ja, ich Hab's zu lange unter Wasser blieben.' Anzüglich. „Drei Wochen waren Sie im Bad?" U h d
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