Besiegt. Roman von A. v. Gersd-rsf. (3. Fortsetzung.) me dicht hinter Agnes Wetterholt und eine Männergestalt wurde hinter ihr sichtbar. „Gott im. . . Linard!". . . Konradine war hinaus gestürzt, die Wetterholt mit sich ziehend. Die Gräfinmutter stand allein dem Ein dringling, der zum Hochzeitstage ihrer Tochter kam, »gegenüber. » » » Paul Breitenfeld war noch immer sehr elend und konnte nicht ausge hen, empfing keine Besuche und hielt sich von den Geschäften fern. Er überließ alles seinem ersten Buch halter, der Prokura für die Firma hatte. Breitenfeld sah niemand bei sich als seinen Rechtsbeistand, den Notar Kemps und den Fürsten Ebersburg, der ihn täglich einmal besuchte. Auch die Einladung zu dessen Hochzeitsfest hatte er ableh nen müssen, seiner leidenden Ge sundheit halber. Sie war leidend, wenn nicht gebrochen seit dem Tage oder vielmehr der Nacht, in der EberSburg ihm gesagt, daß er Kon radine Krayn Heirathen wolle, und er sich überzeugt hielt, daß den Fürsten ein anderer Grund trieb zu dieser Eheschließung als . Liebe zu dem schönen, stolzen Mädchen. Der Fürst kam täglich gegen Abend, nachdem er seine Braut be sucht hatte. Er unterhielt den Kranken durch Plaudern über Ta gesereignisse, durch Vorlesen aktuel ler Schriften, durch Schachspiel, das beide Herren meisterhaft verstanden. Paul war viel zu klug, um sich nicht zuweilen zu fragen, was diesen hochmüthigen Magnaten eigentlich wohl an ihn fessele, zu ihm ziehe? Dcn einfachen, wahren Grund hätte er schwerlich errathen. Ein schwüler Abend ging zur Rüste, Mitte Juni. Die Rosen und Lilien auf den Rabatten im Garten der Breitenfeldschen Villa leuchteten im tiefen Glühen, und ihr heißer, starker Athem durchbebte die Luft mit schweren Düften. Aber auch jetzt blieben sämmtliche Fenster der „mau-' rischen Villa", wie Breitenselds herr liches Heim genannt wurde, geschlos sen. Paul hatte eine krankhafte Ab neigung gegen frische Luft. ' Er Fries verhangen, seine Fenster hat ten luftdichten Abschluß jeglicher Art. In seinem Arbeitszimmer herrschte eine stark parfümirte Luft, blauer Rauch schwerer Aegypter durchzog den prachtvollen Raum. mit stark duftenden Blumen besetzt Die dumpfe Mattigkeit einer Mo» schein Marmor, mit seinen ehrerbie tigsten Glückwünschen. Alles, was er schenkte, war von vornehmstem det hätte. können, oder vielleicht weil er sie entziffert hatte, aber nicht fassen zerknitterte Depesche gekrampft, leise ächzend. Der alte Diener betrachtete ihn angstvoll, unschlüssig, als er sich Claudius!" ' i Das war ein Befehl, der heischte auf. Aber Gottlob! Er durste we- Mcnschen, wie Paul Breitenfeld. „Zum Hotel Bristol!" „Fürst Ebersburg noch zu spre- > chen?" „Bedaure, Herr Breitenfeld. Seine , ins Hotel zurückkehren." ! Breitenf-ld begriff, daß er absieben ! > heiße Wünsche und Gedanken neu aufblitzten —vielleicht für sich selbst noch ein Möglichkeit unsagbaren 'j „Meine Warnung kommt zu spät, mein Fürst. Es ist geschehen, wäh l rend ich dies schreibe, was zu ver ! hindern in letzter Minute ich noch - hoffte: Ihre Verbindung mit dem un glücklichen Mädchen, das jetzt wohl schon Ihre Gattin Sie selbst Depesche. Lediglich die Mutter trägt vor aller Welt! Unedel ist Konra dinenS Charakter keinesfalls; vielleicht verbargen nur Schlacken das edle mich Fürsprecher sein bei Ihnen für Ihr Weib, Ebersburg, denn ich darf es, weil ich sie wahrhaft geliebt habe und Sie, mein Fürst und verehrter Freund, sehr hochschätze. Leben Sie wohl. Paul Breitenfeld, Hotel Bristol, 2>/H Uhr Nachmit / tags." Dies Blatt schloß er der Depesche bei, siegelte es ein, und Claudius trug es hinauf in Ebersburgs Zim mer. Am später. Nachmittag kehrte Ebersburg noch einmal ins Hotel zu dicht: Wie bluk'ger . I senheit, zu der doch gar keine Ber kel, den Brief Breitenfelds mit der beigeschlossenen Depesche im Gehen ner sehr entfernten Gegend der Stadt, doppeltes Fahrgeld verspre chend, wenn er rasch ans Ziel ge- Ägnes Wetterholt." „Zwei Stunden Zeit, es muß ge hen!" sagte e» sür sich. seine Uhr zu Rathe ziehend. ihn sehen könn'n, wie er die recht dunkle Treppe einer gewöhnlichen Miethkaserne in jener lauten, lär- Menden, gewöhnlichen Straße hin aufstieg. dies ernste, entschlossene Ge sicht. dies« eingepreßten Lippen! Ejn anderer schien er geworden in dieser ! Umgehung: wer ihm begegnet:, wich > dem großen, breitschultrigen Manne mit den finsteren Augen aus, aber ! gewiß nicht wie einem Fürsten, ' sondern eher wie einem irgendwie «e- > - H fahrlichen, zu etwas fest entschlosse >, I nen Menschen. Er stieg zwei Trep- I, ' Pen hinauf und klingelte an einer « l Rudolf Reinhart, t Leutnant im 5. Badischen Jnsante i rieregiment No. 113, - Ein Soldat öffnete ihm. „Nun?" fragte der Fürst, ohne wei , teres eintretend. „Es geht besser. Herr Leutnant - wollten durchaus das Bett verlassen 1 und befinden sich sehr schwach. Die - Depesche kam erst vor einer Stunde." l > „Erwartet mich also! Gut!" t » » » ! l Mit nur gedämpftem, vornehmem c Rollen und Zittern glitt der Luxus t Orientzug aus der Bahnhofshalle in > den goldhellen Sommerabend. An , einem der Fenster stand die Fürstin - und sah noch immer starr hinaus, t als schon längst kein Mensch mehr ! zu sehen war und sie allein geblieben > war mit dem Gatten. Der Fürst ! war mit einigen Briefschaften be t gebracht worden waren als ver > spätet eingetroffen uitd deren Jn t halt ihn sehr in Anspruch zu neh men schien. Er grub die großen, l weißen Zähne in die Unterlippe und - sah starr nach der stillen, schlanken Frauengestalt im hellseidenen Reise - mantel hinüber, die ihm den Rücken drehte und so regungslos hinaus blickte, als sei sie ganz allein und nichts hinter ihr im Eoup6, das ihr Interesse mehr zu erregen vermoch te, als es diese schnell und schneller vorbeigleitende Sommerlandschaft that. Als es aber immer still hinter ihr blieb und niemand, wie sie erwartet und gefürchtet hatte, sich ihr nahte und sie berührte, wandte sie sich end dem heißen Auge des Mannes ent gegenblickte? Zorn Haß Em pörung Verachtung Leiden schaft? Ja, Leidenschaft! Aber nicht Liebe! Die kannte sie! Die blickte Sie stand einen Moment in ge wisser Weise fassungslos vor Ileber raschung mitten im Coups, als stün- Seite überwiegender Vortheil, da ihre äußere Lebensstellung, ihre Vermö gensverhältnisse sich durchaus ähnlich . waren? Konradine hatte in keiner Weise irgendeine Bequemlichkeit gesucht. Steif faß sie da, den Mantel geschlos i in der Abendbeleuchtung so rosig hold !zesärbt? die rauschende, silbergraue , Seide ihres langen Mantels umschloß ihre hohe Gestalt wie ein Domino in weiten, rieselnden Falten. Selbst die hatte sie anbehalten und. die Hände im Schooß gefaltet, faß sie unbeweglich wie ein steinern Bild und sah auf die helle Wand des Cou pes ihr gegenüber, als überlegte sie den schnellen Gebrauch der Noth bremse. der dort erklärt war. Ebersburg zog sein Cigarettenetui hervor, und ohne die junge Frau erst !zu fragen, zündete er sich eine Ciga > rette an. j Sie wußte plötzlich gar nicht, wie ihr wurde. War es der süßliche Ge ruch des Dampfes, der sie mit selt samem, rosendustigein Parfüm um gab, war es die nervöse Aufregung und Abspannung dieses ganzen Tages oder das Rückwärtsfahren, das sie nicht' vertrug? Denn sie hatte sich auf die selbe Seite mit ihrem Gatten gesetzt, der rückwärts saß, weil sie ihm gegen über nicht sitzen mochte, seinen Augen preisgegeben. Genug, ihr wurde so l sonderbar schwer und müde, daß ihre ! Augenlider anfingen, sich in Pausen immer tiefer zu senken und ab und zu der hastig erhob, aber doch öfter wie der zur Seite senkte... der dumpfen, schweren Müdigkeit, die sie förmlich in Bann zwang, nachgeben müssend. Ihre Lippen öffneten sich, die lan gen, dunklen Wimpern lagen fest auk den sich höher färbenden Wangen? sie große Hut hinderte sie, und ihre Hand < suchte in der schweren Müdigkeit l unbewußt nach einer Stüje. ! Ebersburg sah daS ganz gut und blickte sich um. Dann stand er auf und trat zu ihr. Mit ruhiger, leichter Hand, ohne sie sonst zu berühren, sie nicht etwa zu erschrecken, löste er die Nadel aus ihrem Hut und legte ihn ins Netz, ohne daß sie es merkte. Einen Mo ment stand er unschlüssig, dann fetzte er sich neben sie, und ihr blondes Haupt sank gegen seine Schulter, die er ihr als Stütze bot. Er hatte die Cigarette jetzt weggelegt, saß nun still da und sah durchs Fenster, genau mit demselben finsteren, kalten Ausdruck seiner dunklen Züge wie vorher. Ein mal rührte sie die Hand, und sie sank leicht auf die seine. Er nahm sie da weg u. legte sie wieder in ihren Schoß. So sank die Nacht, und die Sterne schimmerten herein zu ihnen, und sie waren bald an ihrem heutigen Ziel, einer großen Stadt, angelangt, wo sie Rast machen wollten. Es waren fast zwei Stundeis vor über, tsts sich Konradine aufrichtete mit einem hellen Ausruf des unzwei felhaften Schreckens, der offensichtli chen Furcht, ihre natürliche Stellung zu ihrem Mann bemerkend, der sich gelassen erhob. „So!" sagte er, „Du hattest Schlaf sehr nöthig und schliefst ein, ohne eS zu wissen. Ich konnte Dich nicht in eine bequeme Lage bringen oder an ders stützen, ohne daß Du erwachtest. Jetzt kannst Du Dich hinlegen." „Hinlegen? Ja, wo sind wir denn? Es es ist ja Nacht. Wir wollen doch bald aussteigen!" stammelte sie, leise zitternd. In wohl unbewußtem Gefühl rückte sie hastig von ihm fort, um gleich danach scheu nach ihm hin zublicken. Hatte er es überhaupt be merkt? Sie fühlte, daß er sie ansah. zu sehen, verhinderte Dann steckte er die Hände in die Taschen seines Jacketts und blieb so regungslos sitzen, daß es ihr ganz un heimlich wurde in der Dunkelheit, in dem dahinbrausenden Zuge so allein mit dieser großen, stillen, dunklen Gestalt eines fremden Mannes. Er schlief nicht. Ab und zu fühlte sie gauz intensiv den funkelnden Blick. Ihre Gedanken zuckten hin und her wie scheue, verslajterte Vögel. .Nicht einer wurde recht klar, nicht einen dachte sie über den Anfang hin aus, und ohne jedes bestimmte Ge fühl ließen sie diese abgerissenen Ge anten denn das eine bangen Und sie hatte die Vorstellung, als führe sie noch Stunden und Stunden so dahin in wilder, geräuschloser Eile, und als sei es möglich, daß sie längst über ihr Ziel hinaus seien. Mit einer Art Verzweiflung füllte es ihr wahres Denken, jedesmal, - wenn rothe, blaue, weiße Lichter an! den dunklen Fenstern vorüberhuschten, j j sie in ungeminderter Hast irgendeine - Station passirten, ohne daß der Zug hielt. Weshalb nur diese Angst? Was wollte sie denn? Was sollte ihr dies denn helfen, wenn sie angekommen waren in der fremden Stadt, in dem fremden Hotel allein mit ihm? Das war doch noch viel entsetzlicher! Allein, allein immer allein bruch. Und wie er es wohl erfuhr, er fahren sollte? Genau wußte sie es gar nicht, wie ihre Mutter das geplant hatte. Es war ihr sehr gleichgültig gewesen. Mochte das doch gehen, wie es wollte. Wenn sie seine Frau war, dann war ja doch der Zweck erreicht! nein, aus dem Zuge springen und zu Fuß zurücklaufen nach Berlin, zu Rudolf, dem lieben, schönen, heiteren und schwer und unaufhaltsam un ter ihren geschlossenen Lidern hervor zusickern... Sie wagte nicht, nach ih»m Taschentuch zu fassen, sie zu machen ... Was sie nie gekannt hatte in ihrem ganzen Leben nie das empfand sie jetzt vor einem Menschen: Furcht! Auch das, was so ganz gleich- um das sie sich aufgehalten worden war im Hin blick und Hinweis auf seine Millio nen, die das lecke, festsitzende Schifs Jetzt! Ein kurzer Pfiff, ein wenig i langsamere Fahrt, ihr Mann stand i auf, der Zug brauste an einem Mcer flimmernder, zuckender, tanzender < Irrlichter, roth, blau und weiß vor- > bei in die Halle eines großen Bahn- , Hofs. Am Ziel. I » » « Drei elegante Gemächer im ersten > Stock eines Hotels ersten Ranges.iah- > men den Fürsten und die Fürstin > Ebersburg auf. Der Fürst hatte ein < Souper befohlen und war ausgeaan- i gen mit der in sehr weichem, Koma- l dine sehr peinlichem Ton gemahlen t Bemerkung: s z „Ich hole uns ein paar Blumen für unsere erste Mahlzeit zu zweien, >ie . bes Herz. Mache es Dir inzwischen j des sonst so ernst kalten Auges: z „Mein schönes Weib!" , Glitzerndes, elektrisches Licht flim - über die kaltglänzende Pracht des e Hotellalons, der sich, wie alle solche e Räume, durch eine schablonenhafte l Unpersönlichst unterschied von dem t Salon eines privaten Heims, in dem l nicht jeden Tag ein anderer der Herr l i Konradine hatte Mantel und Hut > abgelegt. Aber ihr graues „Tailor ! kragen, ihre hohen, fest anschließenden ! Knöpfelstieselchen behielt siean. Theil , nahmslos sah sie so den Vorbereitun ! gen zu diesem ersten Mahle zu zweien zu. Sie hätte nicht essen mögen, nur sich still ins Dunkel hinlegen und ru ! hen ruhen von den letzten Tagen - schwerer Anforderungen. Ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Schaudernd dachte sie an den Ton und Blick ihres ! ' Gatten, mit dem er sie soeben verlas sen, um Blumen zu Holen, Blumen - für dies schreckliche Tete-a-Tete mit Ihm. Aber was in aller Welt hatte sie sich denn gedacht? Sie war seine Frau, sie hatte ihm Liebe gelogen und gezeigt, keinen anderen Grund ihm offenbart, der sie bewogen hatte, feine Werbung anzunehmen. Und sie war auf der Hochzeitsreise. Ihr steifes, zurückhaltendes Wesen im CoupS hatte er wahrscheinlich für etwas ganz Begreifliche«. Erklärliches gehalien und sich seinerseits zurückhaltend be nommen, aber mit der selbstverständ lichen Boraussetzung, daß das dem nächst anders norden müsse, in die natürliche Zärtlichkeit von Leuten, die sich aus Liebe geheirathet hatten, all mählich übergehend. Sie ging ruhelos hin und her, fetzte sich sekundenlang hierhin, dort hin, trat ans Fenster und starrte mit Augen, die nichts erfaßten ganz andere Bilder sahen in die dunkle Nacht, auf die im gelben Laternen licht flimmernden Straßen. Dumpf brauste der Straßenlärm herauf, und auch er schien etwas Drohendes zu haben, wie eine sich langsam näher wälzende Riesenmenge, die bald nuhe genug hier sein würde, um sich über sie zu stürzen. Dann hörte sie Schrit te. Er lam! Unbedacht, hastig öffnete sie die Glasthür und trat auf den großen, mit Blattpflanzen geschmück ten Balkon hinaus, am fernsten Ende stehenbleibend, die gefalteten Hände um einen der kalten Eifenftäbe ge schlungen, als wolle Jemand sie da wegreißen, und sie wollte sich anklain l mern. Oh, hoffnungsloses Bemühen! Da war er schon neben ihr, eine Fülle süß duftender Rosen und Oran ! genblüthen vor sie auf die Brüstung Mechanisch ließ sie sich umfassen und ins Zimmer zurückführen, aber preßt. Mit einem raschen, scheuen, ge radezu feindseligen Funkeln streifte ihn ihr Auge, als er, sie freilassend, ließ. Da lagen noch mehr köstliche rothe Rosen. E. schob ihr eine Glas schale hin, und sie folgte mechanisch „Willst Du sie schmachten lassen?" fragte er leise, sich über den Tisch neigend und ihr tief in die Augen sehend... Dunkle Gluth schoß über ihr blas ist nicht hübsch", was sie veranlaßte, hastig ihre Serviette zum Auftrocknen zu benutzen, wobei sie sein Weinglas gebracht würde. „Entschuldige." sagte sie gleichgül tig, beinahe spöttisch, „was könnte Die Frage war so sonderbar, daß sie ganz erschrocken aufsah. Er schien diesen erschrecken Blick für Schuldge fühl zu halten und neigte sich über Sie erwiderte einsilbig, knapp, mit leiser Stimme, der er den beklomme nen Zwang eigentlich anmerken mußte, aber vielleicht wollte er das nicht. Er hatte keine Bemerkung dar über gemacht, daß fe seinen Wunsch nicht erfüllt gehabt und ein bequemes Kleid angelegt hatte, sondern so im Reisekleide, so gleichsam gerüstet da- als wollte sie sofort nach dem .Ich kenne Dich gar nicht wieder", meinte er einmal lächelnd, „Ich glaubte gar nicht, daß Du stolze Königin im Stande wärst, so lieb lich schüchtern, so laubenhast scheu auszuschauen, wie,Du jetzt dasitzest und kaum wagst, mir den vollen Blick Deiner schönen Augen zuzuwenden, deren siegleuchtende Strahlen es mir doch zuerst angethan hatten, als ich selbst noch viel zu bescheiden war, um I auf das hohe Siegesglück zu rechnen sie in Liebe, in schnell entflamm ter, für mich aufleuchten zu sehen,' Was meinte er? Was waren das für geschraubte Redensarten?! Was woll te er eigentlich sagen?! War das na- , türlicher Ausdruck glücklicher Liebt, war es Hohn, was aus seiner Stim me klang ihr einen Schauder über die Nerven jagte? Fremd und fremder kam er ihr vor.! „Mir geht es ähnlich", sagte sie, sich stolz aufrichtend und ihn mit ihrem hochmütigsten Lächeln kalt ansehend, „Auch Du kommst mir ganz fremd vor. Das schmachtende Genre ist ent schieden nicht Dein Genre! Der „stolze Sieger" stand Dir besser." „Der bleibe ich deswegen doch!" sagte er mit einem rauhen Auflachen ' und erhob sich, die mächtige Gestalt streckend. Er klingelte, befahl abzu- ! räumen und öffnete die Koffer, die! noch neben der Thür standen. Gegen Mittag des anderen Tage» wollte dal fürstliche Paar Weiterreisen. In dem Schlafzimmer, das von Spiegeln, Vergoldungen starrte, faß Konradine über einer kleinen Kassette, die sie soeben ihrem Handgepäck ent nommen hatte. Hastig, als habe ste Feuer berührt, schob ste das kleine Kunstwerk beiseite, um weiter aus- ! zupacken. Langsam, mit zusammen gepreßten Lippen und Augen, die wesenden Blick hatten, als wäre ihr Geist in weiter, weiter Ferne, mit Be wegungen, die auch etwas Steifes, Gezwungenes zeigten, wie bei Je mand, der auf unsicherem Boden ban» tirk und sich fürchtet auszugleiten hatte sie daS lose, pastellblaue Haus kleid von weicher, fpitzenggrnirter Libertyseide aus dem Köfferchen ge- ! nommen, das sie schon vorher hatte anlegen sollen, nach dem Wunsche ihres Gatten. Sie behielt es in der j Hand und sah darauf nieder, und ihre Augen irrten wieder zu der ro then Sammtkassette hinüber, die eini ge Dinge barg, die sie sich vorgenom men hatte, noch vor der Abreise zu verbrennen, und es doch nicht gethan hatt«. Darüber vergaß sie ihre jetzige, nothwendige Beschäftigung, und schließlich kam der heiße Drang so ge waltsam jäh über sie. daß sie über stürzt fast als wolle sie endlich un erträglichem Zwang gehorchend, ein Ende machen, das blauseidene Ge wand über den Arm behaltend, sich kurz umwandte und die Kassette vom Spregelschrank nahm. Ein Druck auf das Geheimfchloß, und sie sprang aus mit leisem Klingen, das Konradine wie ein ersticktes Gelächter klang.... In der Hast verschüttete sie den Inhalt Briefe, Blumen, einen dünnen Goldreif, ein Bild. Schnell raffte sie das Bild auf und blies das Seidenpapier in die Höhe, das dar über lag: eine junge, schöne Männer gestalt in Uniform. Darunter in fe ster, klarer Schrift: „Es gibt im Heiligthum der Ehre ein AllerheiligsteS. des anderen Ehre. In Liebe Dein Rudolf" " Einen Moment stand sie noch steif und starrte stumm darauf nieder. Dann war es zu Ende mit aller Selbst- " beherrfchung, aller Ueberlegung mit " einem gebrochenen Schluchzen sank das ! stolze, trotzige Mädchen auf das spitzen- " umwallte Lager, neben dem es stand — j drückte das Bild in leidenschaftlicher ' Verzweiflung an Mund und Brust und ' barg das erglühende Gesicht in fas sungslosem Weinen in die Kissen. j Daß sie darüber den Schritt ihres Z Mannes nicht war kein Wunder. ! Und sie hatte in diesem Moment auch s seine Existenz vergessen, ihr war ge- c wissermaßen alles gleichgültig nur r weinen weinen, ihr? gepeinigte, zer- l rissen« Seele, ihre zuckenden Nerven in I dies Weinen ausströmen, beruhigen « die gräßliche, zwiespältige Qual der e nach dein einen des ' e der. in Da fuhr sie auf. das wirre, gelöste n Haar aus d:m thränengebadeten Ge- d ficht streichend, während all der Ab- g scheu, den sie empfand, sie die Hand in ? »orniger Abwehr gegen ihn ausstrecken t, ließ und das Bild zu Erde «litt, mit ej leisem Zischen gerade vor seine Füße ß ms den Teppich, wo die anderen Dinge 5 iuch lagen. (Fortsetzung folgt.) a l Für dir Küche. > Heringssalat (größere Ouan > tität). Dazu nimmt man etwa fünf Heringe, 15 gekochte Mittel-Kartoffel» ! und von folgenden Zuthaten rechnet ! man den Heringen gleichkommende ! Portionen an abgeschälten, saure« Gurken, Pfeffergurken, geschälte» i Aepfeln, Kalbsbraten. Die gut ge ! wässerten von der Haut befreiten, i» Würfel geschnittenen Heringe, sowie alle anderen Zuthaten, ebenso geschnit ten, werden mit einem guten Theil Kapern, etwas Mostrich, gestoßenem» weißen Pfeffer, wenig Lel und Essig . gut untereinander gemischt. Rührt man zwei Eidotter mit dem Oel z» einer seimigen Sauce und dann die Zuthaten dazu, so wird der Herings salat noch feiner. ! Halternudeln. Ein Fünftel ?)uart Gries röstet man mit einem nußgroßen Stück Butter, gießt es mit zwei Fünftel Quart siedender MÜH auf und läßt es ausdünsten. Hierauf rührt man 5 Dotter mit 2 Löffel vo« Staubzucker recht flaumig, gibt de» ausgekühlten Gries und 1/2 Unze gut aufgegangene Hefe nach und nach da, zu, treibt es noch etwas ab, vermengt ! es mit den, festen Schnee von 2 Et j weiß und staubt etwas Mehl daran, damit man auf dem bemehlten Brett dicke Nudeln ausmachen kann. Dies« läßt man eine Stunde gehen, hebt si« > mit einem flachen Messer in heiße» Schmalz, wälzt sie gebacken in Zucke» und Zimmt und servirt sie heiß. Zwiebelfleisch. Uebrig ge« bliebenes Suppenfleisch wird i» Scheiben geschnitten, mit viel fein ge schnittenen Zwiebeln und etwa» SalA ln Fett oder Butter auf beiden Seite» ! rasch gebraten. Dies muß kurz vor dem Austragen geschehen, da länge res Braten daS Fleisch trocken uni» zähe machen würde. Jedes frische oder eingemachte Gemüse paßt gut hierzu. Russisches Hühner - R a gout. Ein oder zwei gebraten« Hühner werden in Stücke zerlegt und ,in eine Kasserolle gethan. Dazu fügt > man die Bratensauce, I—IV 2 Ober tassen süße Sahne, etwas Brühe, etwas geriebene Semmel, Pint heißes Wasser, etwas Pfeffer, Ge würz, Muskatblüthe und Ingwer (alles feingestoßen), läßt alles IS Minuten kochen und giebt schließlich I—2 Eßlöffel feingehackten Schnitt lauch hinein. Man richtet das Ra gout auf erwärmter Schüssel an und garnirt es mit Citronenscheiben und , kleinen Pfeffergurken. Kartoffelsalat mit Sar« -bellen. 1-3 Pfund Sardellen werden gewässert, entgrätet und fein, ' gehackt. 11/2 Pfund Salat - Kartof feln, die in der Schale gekocht wur» den, werden geschält und in feine Scheiben geschnitten. Dann mischt man Kartofselscheiven und Sardelle,, untereinander und macht den Salat mit viel feinem Speiseöl, einer gerie benen kleinen Zwiebel, etwas seinem weißen Pfeffer, einer Messerspitze Zucker, sehr wenig mildem Essig und nach Abschmecken (da die Sardellen oft genügend Salz geben) mit Salz an. Der Salat wird mit Scheiben von sauren Gurken, nach Belieben, auch rothen Rüben und Brunnenkresse garnirt und mit Kapern und feinge hackten Salatkräutern bestreut. Schlupfnudeln aus Kar ts ffelt e i g. 1. Man koche Kar toffeln in der Schale und reibe sie oder presse sie durch ein Sieb, gebe sie auf ein Backbrett, mache eine Grube in die Mitte und thut dahin ein: 1 Ei, etwas Milch (nur wenig), Salz und soviel Mehl, daß sich der Teig gut rollen läßt. Man formt sie in der Größe eines kleinen FingerS und läßt sie rasch in Salzwasser aus kochen (2 Minuten). Mit dem Schaumlöffel herausgenommen, läßt man etwas kaltes Wasser darüber laufen. Sind sie alle fertig, so legt man sie in eine Pfanne mit Butter und läßt sie von allen Seiten schön Butter, halb Fett und macht die Nu deln etwas größer. Brühe mit Farce - Klö ßen, I'/. —2 Stunden. In 2>H Quart kaltes Wasser thut man I Pfund sauber gewaschene, grob zer schlagene Rinds- und Kalbsknochen, oder anstatt dieser etwas Rindermark und kleingeschnittenes Wurzelwerk, läßt dies langsam Stunden eine Löffelspitze Fleisch - Extrakt und etwas Salz hinzu, läßt Alles noch einmal auskochen und thut «n diese Suppe, die wie die beste aus Fleisch gekochte Bouillon schmeckt, nachfol gende Farce - Klößchen. Pfund rohes Hühner- oder Kalbfleisch wer- - mischt? 1-c.Psund geschältes Weißbrot drückt es aus, rührt es auf den» Feuer ab, fügt das Fleisch und den Brei zu Pfund schaumig gerühr etwas Muskatnuß, und formt mit Hilfe von Mehl aus der Masse sein» Klöße, die man einige Minuten
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