ra» stemvt Lte»- Ter Gatter-L«i». Tirol» Humoreske von Rudolf Breinz. In einem kleinen Oberinnthaler Dörfl, wo auch stets etliche Sommer frischler weilen, ist der Gatter-Lois der einzige Gemeindeamt Außer dieser Stellung, die er mit einer ge wissen Würde zu tragen weiß, hat er flch auch noch ein Nebenamt! zu ver schaffen gewußt. Er hat sich in diese» Amt aus eige ner Machtvollkommenheit eingesetzt. Seit Jahren schon steht er außerhalb des DörflS bei dem großen Gatter, das den Feldweg von dem Bauern straßl abschließt. Ein schweres und hohes Gatter ist «s. Es ist auch wichtig, die Felder «nd Wiesen gehörig einzuplanlen, da- Ilnheil stiftet. Bei dem Gatter hält nun der Lois namentlich im Sommer getreulich Wache und lauert, bis sich ein Fuß gänger nähert. Dann öffnet der Lois freundlich grinsend die Gatterthür und lüftet mit einem höflichen Gruß Ihen Morgen bis zum späten Abend «ruf der Wache beim Gatter, das er immer sorgfältig geschlossen hält. Wenn droben von dem rothen spitzen Kirchthurm die Elfuhrglocke tönt, dann- rennt der Gatter-Lois mit weit ausholenden Schritten in aller <Zile die Anhöhe hinan ins Dorf, daß ihm in der Sonnengluth der Schweiß lapp, der Niemandem etwas zuleide thut. Aber faul ist er wie die Mög lichkeit. er bei der Kramerin im Dorf er- Seit bald zwei Wochen befand sich »nter den Sommerfrischlern auch ein Tag!" Er machte keine Miene, den Der Gatter-Lois hatte den Beiden das erste Mal ganz verdutzt nachgese daß man seine Höflichkeit nicht rich tig aufgefaßt hatte. Als Herr Rentier Bindewald und feine Gattin Käthe wieder zu dem «ehe?. Aber Herr Bindewald wußte auch dieses zweite Mal die Freundlichkeit des Lois nicht zu deuten und sagte Der Lois überlegte, ob er wohl noch nicht höflich genug gewesen sei. Und als das Ehepaar Bindewald das nächste Mak zum Gatter kam, da die Feder darauf nur so hin und her flatterte, grinste und verbeugte sich, so tief er es zuwege brachte. Und das war nicht leicht für den Lois. Er war ein langer dürrer Mensch und schon ganz steif in den Knochen. Sein gutmüthiges faltiges Gesicht war mit grauen Bartstoppeln bedeckt. .Der Mann is aber freundlich, Männe!" bemerkte Frau Käthe und nickte dem Lois zu. „Ick glaube, er will was!" „Ach, Quatsch! Unsinn!" rief Bin dewald ungeduldig. .WaS wird der wollen! Der is doch jedenfalls von der Behörde hierher jestellt worden!" fügte er belehrend hinzu. , „Datglaub' ick nu mal nich!' wagte seine Frau schüchtern einzuwennden. .Na denn man nich!" polterte Herr Biudettald. .Warum sollte der Mann denn sonst dort stehen?" .Weil er ein Trinkgeld haben will, glaube ick!" sagte Frau Käthe schüch „Glaubst Du! Da glaubst Du wieder mal waS Rechtes! Jescheit wie Du nu mal bist! Glaubst Du, ein anständiger Mensch stellt sich da tagelang mitten in der Sonnengluth auf, nur um ab und zu mal 'nen Jroschen zu erschnappen! Nee, dat thut er nich! Der Mann is von der Behörde dafür bezahlt. Dat is nu mal sein Amt. Dat sag' ick Dir! Und ick verstehe mir auf derlei Sa chen!" Damit schritt er selbstbewußt pustexd und schnaubend die Anhöhe zu dem Dörfl hinan. fem Tage an den beiden Sommer frischlern spinnefeind. Er grüßte zwar noch immer höflich, aber da» Gatter hielt er nicht mehr offen. DaS . mußte sich Herr Bindewald nun schon ! selber aufmachen .... Es war ein glühend heißer Som- mernachmittag. Die Sonne brannte sengend, fast stechend vom Himmel hernieder. Am Firmament zogen sich di-ie schwarze Wölken drohend zu sammen. Aus der Ferne hörte man das dumpfe Grollen des Donners. Der Lois lehnte behaglich am Gat ter und karte Tajak. Dann hielt er wieder Ausschau nach dem Weg, der vom Thal herauf führte. Bor unge fähr einer Stunde waren Rentier Bindewald und feine Frau da hinun ter gegangen. Der Lois hatte ein scharfes Auge für das Wetter. Er ren würden, da ein heftiges Gewitter im Anzüge war. So schnell es seine steifen langen Haxen erlaubten, eilte der Lois ins Dorf hinauf und holte sich von dort die Arbeit. Aus Leibeskräften nagelte und hämmerte er daraufloS, bis er schließ lich das Gatter fest zugenagelt hatte. Dann rüttelte und zerrte er daran, so stark er konnte. Und als er seine Festigkeit erprobt hatte, lehnte er sich behaglich kauend an das Gatter und mer näher gekommen. Grell leuch tende Blitze zuckten auf. Dumpfes Donnerrollen folgte. Es dauerte nicht lange, bis der Gatter Lois zwei dicke Gestalten den Berg heraufkommen sah, die nur „So'n Blödsinn! Bei so'n Wetter jeht man doch nich spazieren! Da bleibt man zu Haufe! Der Schlag kann mich noch treffen! Mich so ab zuhetzen! Mit meinem Asthma!" „Aber Männe, Du wolltest ja durchaus!" „Unsinn! Nichts wollte ich! ES ' ist alles Deine Schuld! Nur Deine Schuld allein! Du solltest mir war unternehmen will! Wozu bist Du denn mit mir ins Jebirge jegangen, wenn Du mir nich warnst?" „Jott sei Dank! Da wären wir!" seufzte Frau Käthe erleichtert auf, „Na, wird's bald?" „Was? Warum denn?" frug Bindewald gereizt. „I woaß nit!" grinste der Lois, ! ,-chne sich zu rühren. grinsl d^Lois""'" titelte aus Leibeskräften an dem Gatter. Der Lois rührte sich nicht. „Mann, jeh'n Sie mal weg dal" „Naa!" „Nich?" „Naa!" Ein heftiger Donnerschlag, ein Zei chen, daß eS irgendwo in der Nähe eingeschlagen hatte. „Jatz hat's eing'schlagn'!" grinste der Lois. „Manne, ick fürchte mir sol" jam merte Frau Käthe. .Quatsch' nich! Ick werde mir in dem Regen 'ne Entzündung holen!" rief Herr Bindewald. „Ick glaube, der Mann hat uns mit Absicht hinausjesperrt!" jammerte Frau Käthe. „Glaubst Du? Na, wollen mal se hen! Sie, Mann, wie kommt man da 'rüber?" wandte sich nun Binde wald an den Lois. „I woaß nit! Ummikraxeln halt!" erwiderte der Lois, der jetzt im nie derprasselnden Regen die Krempe sei nes verwitterten Hiiatls ganz herab gebogen hatte und einen völlig un steckte der Loi» beide Hände in seine Hosentaschen. „So haben Sie doch 'n Einsehen und Helsen Sie uns!" bat Frau Bin dewald. können doch unmög lich über den hohen Zaun klettern!" „Naa. Oes seid's boade z'foast dazu. Seil woaß I schon!" grinste der Gatter-Lois. Die Situation wurde immer kriti scher. Der Regen hatte zwar nachge lassen. Aber es blitzte und krachte immer stärker. Das ganze Firma ment war mit schweren schwarzen Wolken bedeckt. Der Lois schaute behaglich zum Himmel. „Jatz hebt's aft'n an z' ha geln!" meinte er mit der größten Ge müthsruhe. „Das ist ja schrecklich!" Fraußin ! dzwald war dem Weinen nahe. I „Ist der Umweg über die Straße groß?" erkundigte sich Herr Binde wald. „A guate halbe Stund!" grinste der Lois sehr zufrieden. .Da können wir uns ja den Tod holen in dem Wetter!" rief Herr Bin „Kraxelt's halt do g'fcheuter um mi!" rief der LoiS. Herr Bindewald maß mit kritischen Blicken das hohe Gatter. '.Na, denn los!" nahm er einen Anlauf. Sind Sie uns behilflich. Mann! Aber rasch!" „Naa!" meinte der Lois. „I geah iatz hoam! Mir is's Witter oamal z' schlecht!" Damit schob er sich ein frisches Stück Kautabak in den Mund und machte sich auf den Weg nach dem Dorf. Aus der Ferne beobachtete er aber noch, was die Stadtlinger wohl beginnen würden. Unter lautem Schimpfen und wuth schnaubend half Herr Bindewald zu erst seiner Gattin über das Gatter und kletterte dann selber nach. Es war ein hartes Stück Arbeit. den Sommerfrischler auch über den Umweg des steinigen Bauernstraßels in das Dorf gekommen. Aber Herr Bindewald hatte sich's einmal in den Kopf gesetzt. Er wollte justament hinüber. Endlich kam er mit seiner Käthe pudelnaß im Dorf an. Am nächsten Tag, als er sich von seiner Kletterpartie erholt hatte, ging er gleich zum Gemeindevorsteher, um sich über Hen Gatter-Lois zu beschwe ren. steher. „Mit dem Lois is's hakt a Kreuz. Mit dem hab'n wir selber unser liabes Elend. Wissen S', der nig drein. Den bringt koa Mensch nit z'recht. Sie hätt'n ihm halt sollen a Trinkgeld geben. ! Sonst is er so viel glei beleidigt, der Lois. Was willst denn mach'n mit so an Lapp'n!" Seitdem entrichtete Frau Käthe Bindewald dem Gatter-Lois gewissen- Herr Bindewald konnte sich nicht entschließen, diesen Tribut persönlich zu leisten. Er maß jedesmal den Loii dann meint er wohl gelegentlich: schönes Land. Tirol. Nur mit der Beaufsichtigung und Pflege der Irren sind sie dort noch sehr rückständig. habe meine Erfahrungen jemacht!" — Liebeslogik. A.: „Ge statten Sie, daß ich Ihnen zu Ihrer schnell? Ich dachte, Sie beabsichtig ten, ledig zu bleiben?" B.: „Ja, gewiß. Aber neulich Abends auf ei nem Ball traf ich ein hübsches jun aes Mädchen. Ich kam mit ihr in» Gespräch, und denken Sie, sie be linnte mir, daß auch sie entschlossen sei. ledig zu bleiben! Eine größere v:tereinstimmung der Gedanken kann Werde energisch. .Siehste", sagte der Kanzleirath Zimperlich beim Morgenkaffee zu sei ner Ehehälfte, „da steht doch egal wieder die Annonce im „Anzeiger": Werde energisch! Sollte man da nicht wirklich man anklopfen? Denn Du weißt doch, mit meiner Energie ist'S halt auch nicht grad' weit her." „Gewiß, Ottokar, Du solltest Dich wirklich mal bei dem Manne in Be handlung geben. Zum Beispiel neu lich die Geschichte mit unserem Schwiegersohn; da hättest Du doch entschieden ein kräftiges Wörtchen sprechen müssen. Höre mal, hättest Du sagen müssen, in Sachen meiner wohl auch noch 'nen Ton mitzureden? HUmm Du so viel Luft- und Schnee bäder, wie Du willst, aber meinem Kinde, meiner Elise, bleibe mit so verrückten Gewaltkuren gefälligst vom Leibe!" „Ja, ja, meine gute Amalie, Du hast ja ganz recht", sagte kleinlaut der Kanzleirath, „aber siehste, wenn der Mensch, unser lieber Schwiegersohn, redet und redet ja, da krieg' ich partout kein Wörtchen über die Lip pen und bin nur froh, wenn ich mit heiler Haut zur Thür 'naus bin. Und wenn ich mir auch hundert Mal in nerlich vornehme: Sei energisch! Über eben gerade deshalb: Diese An zeige scheint mir fast wie ein Finger zeig von oben. Heute noch gehe ich, wenn ich aus dem Bureau komme, zu diesem Doktor Hilarius. Wer sann's wissen? Der Mann vollzieht viel leicht ein Wunder an mir und macht mich energisch." Am Nachmittag desselben Tages klingelte Kanzleirath Zimperlich an der Wohnung des Dr. Hilarius in der Schneidergasse 6, drei Treppen, wie es in der Annonce angegeben war, nachdem er seiner Brieftasche eine seiner Visitenkarten entnommen hatte. . Schwere Schritte näherten sich; die Thüre wurde weit aufgerissen und vor dem erschrockenen Kanzleirath stand ein hoher, breitschultriger Mann, der seine durchbohrenden Blicke auf den Draußenstehenden richtete. „Dr. Hilarius bin ich", dröhnte eine mächtige Baßstimme, „treten Sie ein!" lief ein Fieberschauer über den Leib, als im Zimmer der Riesenmann ihn in einen Polsterstuhl niederdrückte, ihn nochmals von Kopf bis Fuß sorgfältig musterte und sprach: „Ich sehe schon, Sie wollen energisch wer den! Sie Haben's nöthig! Es. ist sogar die höchste Zeit, daß Sie sich endlich aufraffen und ermannen!" ~Ja, allerdings", flötete leise der Patient. „Ich stehe bereits im zweiundsiinszigsten Lebensjahr." „Und da sind Sie nicht schon längst zu mir gekommen? Was Kanzleirath sind Sie? Weiter nichts? Pah! Mindestens bis zum Gebei hätten!" Zimperlich spitzte die Ohren. „Aber noch ist nicht aller verloren," fuhr der Mächtige fort. „Wir Wer los folgie der Schüler der Aufforde rung des Meisters, ging zum Schreibtisch und setzt« seinen Namen Schriftstück ohne zu Ksen, was darin stand. „Hier dieses Buch wird Sie mit den Grundzügen meiner Methode bekannt machen. Sie haben dafür fünf Mark zu erlegen." Wieder ge horchte der Kanzleirath auf's Wort, und hielt das Buch fest, das dieser zu retten ist." „Ja, aber Herr Dok ...", stotterte Zimperlich. dete. „Befolgen Sie strikte meine Befehle, wenn Sie Ihrem verpfusch ten Leben noch einen letzten Glanz Zimperlich verneigte sich und suchte die Thür zu gewinnen. .Noch eins!" donnerte der Ener ! Ren Sie tiefstes Stillschweigen. Keine Wege! Kein Bedenken! keine Zweifel! Folgen Sie mir und in vier Wochen sind Sie ein neuer ten, aber dennoch fühlte er schon eine gewisse Umwälzung in seinem In dern, so etwas wie ein Fluidum, das sich von dem Karftmenfchen auf ihn übertragen hatte. Mit einem merkwürdig kräftigen „Güten Tag, Amalie," trat er seiner Frau zu Hause entgegen. ' Bald bestürmte die gute Frau ihn "mit Fragen. Er winkte ab. Sie bot alle Liebenswürdigkeit auf, aus dem sonst so leicht zu Leitenden etwas über seinen Besuch herauSzubekom „Aber Ottokar, waS ist Dir? Du bist ja so verändert." „Pscht," machte er geheimnißvoll. „Dringe nicht weiter in mich, der Doktor hat mir tiefstes Stillschweigen befohlen. Morgen beginnt die Be handlung." Und mit finsterem Pathos fetzte er hinzu: „Geheimer Regierungrath müßte ich heute fein, wenn ich den' Doktor früher aufge sucht hätte!" „Geheimer Regierungsrath," wie derholte Frau Amalie und starrte ihren Mann erstaunt an, als ob sie an seinem Verstände zweifelte. „Beruhige Dich, liebes Kind, wa» noch zu retten ist, wird gerettet! ... Jetzt aber störe mich nicht. Ich muß mich zunächst mit dem Inhalt Dieses ging der Kanzleirath gerade ausge richtet, wie ihn seine Frau noch nie gesehen, in's Nebenzimmer, riegelte sich ein und studirte: Werde ener- Bon diesem Tage an war in da» friedliche Heim des kleinen gemüth lichen Kanzleiraths ein ganz neuer Geist eingezogen. Von Tag zu Tag wurde sein Beiragen merkwürdiger, seine Umgebung räthselhafter. Ein herrischer Zug trat bei ihm hervor, unter dem besonders Frau Amalie schwer zu leiden hatte. Bald konnte sie ihm nichts mehr recht machen. Schweigend saß sie ihm bei Tisch mit stiller Sorge gegenüber und wartete aus seine Befehle. WaS sie auch zur Unterhaltung beitragen wollte, fand bei ihm nur Widerspruch. Die Ver wandten und Bekannten mieden mehr und mehr den Verkehr mit Kanzlei raths. Ja, was das Schlimmste war, selbst im Dienst war aus dem sonst so liebenswürdigen Zimperlich ein rechthaberischer, großsprecherischer Herr geworden, vor dem seine Unter gebenen zitterten und den die Borge, setzten nach Möglichkeit zu meiden ?DaS sind die Früchte des Unter richts bei diesem abscheulichen Doktor Hilarius", jammerte die unglückliche Kanzleiräthin. wenn sie Tochter und Schwiegersohn ihr Herz ausschüttete. Alle Mittel, bei dem völlig Veränder ten das alte freundliche Wesen wieder herzustellen, waren vergebens. Da trat eines Morgens -in Ereig niß ein. das, wenn auch im Augen blick schmerzlich genug, eine unerwar tete Wendung der Dinge zum Guten hatte eben wieder, wie stets in letzter Zeit, gegen Frau Ama lie schwere Vorwürfe erhoben, daß sein Rock nicht sorgfältig genüg aus gebürstet sei. der Kaffee nicht daS nöthige Aroma habe und Frau Ama lienS Strickstrumpf ihm überall im Wege liege, als es kräftig klmgelte und der Postbote einen schmalen blau gesiegelten Brief brachte. Mit festem Griff riß ihn der Herr deS Hauses auf, setzte die Brille auf die Nase und las. Aufmerksam beobachtete ihn seine ihm gegenübersitzende Gattin. Mit hastigen Blicken überflog er das Schreiben. Aber je länger er auf das Papier sah, desto gespannter wurden sein« Züge, der Mund öff nete sich langsam, di« noch eben so energischen Gesichtsmuskeln erschlaff ten und schließlich sank die Hand, die das Schriftstück hielt, schlaff am Körper herunter. „A—ma—lie". rang es sich fast tonlos aus der Kehle des Kanzlei raths. „Um Gottes Willen, Ottokar, waS ist Dir?" „Meine P—P—P—ensionirung, Amalie!" „Was sagst Du. Ottokar?!" Die Räthin war aufgesprungen. Bleich und zitternd reichte er ihr das Schreiben. Dann las Frau Amalie Wort für Wort mit bebender '„Wiederholte Klagen über Ihr in letzter Zeit gänzlich verändertes Be nehmen, 'Auflehnungen und Unbot mäßigteit gegen die Vorschriften Ihrer vorgesetzten Behörde machen es nöthig, Ihnen den Antrag auf Pen sionirung vorzuschlagen. Zunächst aber sind Sie von heute ab vom Dienst suspendirt. Ein vierwöchiger Urlaub, der Ihnen zunächst ertheilt wird, führt hoffentlich eine Beruhi gung Ihrer überreizten Nerven her bei. Es wäre für das Ministerium immerhin bedauerlich, einen bisher so tüchtigen Beamten wie Sie oerlieren zu müssen." Zimperlich war mit einem Schlage wie umgewandelt. Unter Thränen bat er seiner Amalie all' di« Schmer zen und Sorgen ab, die er ihr bereitet hatte. Zitternd und zagend, in tief ster Demuth stand er vor seinem direkten Vorgesetzten und stammelte tausend Entschuldigungen. Der klopfte ihm ermuthigend . auf die Schulter: „Mien lieber Kanzleirath, der ertheilte Urlaub wird Ihnen gut thun und alle Unstimmigkeiten ver gessen machen. Dann versehen Sie Pflichttreue Ihr Amt."' Am nächsten Tage schon begab sich ,der so hart Geprüfte, begleitet von seiner treuen Amalie, in ein in land- Schreck zu erholen, den ihm der blau versiegelte Brief verursacht hatte. Im Uebrigen war er völlig in seine alte Natur zurückverwandelt, in das liebe, gute und freundliche Kanzleiräthchen. Einmal nur noch raffte er die ihm künstlich fuggerirte Energie zusam men. Das war, als er von Dr. Hilarius eine Rechnung bekam, die kurz und bündig lautete: „Für gelieferte Energie (siehe Ver trag) 3lX> Mark." Mit energischem Ruck schob er die blauen Scheine in ein Couvert. Und einen Brief legte er dazu, auf dem in kräftigen Zügen sind: Geehrter Herr! Bleiben Sie mir mit Ihrer Energie in Zukunft gefäl lig vom Leibe! Sie hätte beinahe mein ganzes Lebensglück untergraben! Ich bleibe ergebend Zimperlich. Warum er nicht tute» kann. i. Anno d nal ... Feierliche Ge meinderaths, mg im Rathhaus zu Tümpelhausen. Der halblahme Ge meindediener überreicht unter devot« Verbeugung die eingelaufenen Schrift stücke dem hochwohllöblichen Herrn Bürgermeister. Der rückt seine große Hornbrille zurecht, räuspert sich und beginnt zu sprechen: .Ich komme nun zur Beschwerde schrift der hiesigen Bürgerschaft gegen unseren langjährigen Nachtwächter Jeremias Jobs. Die Gemeinde be schwert sich darüber, daß Jeremias Jobs, zu dessen, hauptsächlichen Amts, pflichten es gehört, in der Nacht laut vernehmlich zu tuten, seit geraumer Zeit mit dem Horn überhaupt nicht mehr tutet. Nachtwächter Jeremias Jobs, was hat Er zu seiner Rechtfer tigung vorzubringen?" Schüchtern tritt Jeremias Jobs, ein kleines, altes verhunzeltes Männ- „Hochwohllöblicher Herr Bürger meister, ich muß tuten und will tuten, aber .der Geist ist willig »nd das Fleisch ist schwach" Bürger. nicht mehr tuten kann, die vorderen Zähne sind mir ausgefallen, ich kann das Blashorn nicht halten und wenn ich auch tuten will das Horn tutet nicht." „Es ist gut", sagte mit herablassen der Handbewegung der Bürgermeister. „Für heute kann er gehen. Wir wer den den Fall besprechen!" Jeremias Jobs trottet nach Hause. Nach langem Debattiren kommt der Gemeinderath zu dem Schlüsse: Es sei dem Nachtwächter Jeremias Jobs auf Kosten der Gemeinde ein künstliches Gebiß anfertigen zu lassen. 11. Es ist wieder Gemeinderathssitzung. Wieder steht der Fall Jeremias Job» Fall des Nachtwächters Jobses allge meines Schütteln des Kopfes", denn trotz des neuen Gebisses tutet Job» noch immer nicht. „Jeremias Jobs, warum tutet Er denn noch immer nicht, wir haben Ihm doch das theuere neue Gebiß anfertigen lassen, damit Er tuten kann! Nun, Jeremias Jobs?" Nacht kann ich damit doch nicht tuten, denn der fürstliche Herr Hofleibzahn arzt hat mir gesagt: „Jobs", hat er gesagt, „bei Nacht müssen Sie da» Gebiß in eine Schüssel mit kaltem Wasser legen! " tor Schadow eiferte als Lehrer in der Berliner Künstalademie oft halb scherz haft. halb ernsthaft gegen das ewige,' Ivmals sehr stark betriebene „Jtalien malen". „Ich bin nicht so sehr vor Italien," hieß es dann wohl, „un die Böme dort gefallen mir nu schon jar nich. Immer diese Pinien un diese Pappeln. U» was is es denn am Ende damit? De eenen seh n aus wie usfge klappte Regenschirme und die andern wie zugeklappte." Schadow tonnte überhaupt im Beruf aus Eifer sehr Körnchen Berliner Witzes. So sagte er einmal in der Berliner Kunstakade mie zu einem Schüler: „Haste de! al leene gemacht?" Schüler: „Jawohl, Herr Direktor." Schadow: „Janz alleene?" Schüler (sast beleidigt): ..Jawohl, Herr Direktor." Scha dow: „Na, denn kannste Töpper wer den !" . Falsch aufgefaßt. Bett ler: „Haben Sie nicht eine kleine Gabe für mich, liebe Dame? Mein ! Loos ist das denkbar unglücklichste, ' r? eigene Schuld: wie kann man so leichtsinnig sein letztes Geld für ein Loos hingeben!" j —Zer st re u t.—Patient: .Herr i Doktor, was ist daS nur? Seit eini ! Ger Zeit j,ehen mir alle Haare aus." Arzt: «Ach, das hat nichts zu sa lzen, darüber brauchen Sie sich keine „Was?" rief wuthfchnaubend Mül- Ein kleiner Schlaumeier. Der dreijährige ist ein aller liebster Bursche, nur besitzt er bis weilen einen unerlaubten Eigensinn, mehrmals mit dem Stocke gedroht hat. Bei erneuter Gelegenheit stellt sich der Bater auch wirklich mit dem Stocke in der Hand vor ihm hin. .Kurt, was soll ich nun mit dem Stocke thun?" „Spazierengehen, Papa!" ist die schmeichelnde Antwort. Bader: „Also Girgl, jetzt beiß Maul recht weit auf, und wennst schrei'n willst, so haltst die Papp'n (Mund) z'samm!" Pech. Armer Teufel (der sein leeres Portemonnaie verlor): „Das ist doch Pech! Wenn man nichts hat und verliert auch das noch?' Die Unglückliche. Meine Cousine Rosa hat es mit ihrer zwei ten Heirath sehr schlecht getroffen. Neulich klagte sie mir ihre Noth. „Ach, mein erster Mann war so gut, so gut!... Wenn der hätte ahnen Ehe so schlecht gehen würde, kväre er Ter Burnermister von Tepphausen „Jetzt tupf' i schon zwa Stunden 'rum und hat' erst das ane Wort .Esl" per Zufall z'samm bracht aber wenigstens weiß I jetzt, wie'! Au» Süffels Tagebuch Das' Herz ist ein Pumpwerk. Dar pumpt, herzlo»!
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