Am Doiheitstag. (4. Zersetzung.) „Du verbürgst dich? Ausgezeich net! Ja, zum Donnerwetter, für was habt ihr mich denn eigentlich ge halten du und der Gauner, an den du dich wegwerfen wolltest? Ob er in Zukunft rechtschaffen ist, oder ob er ein Spitzbube bleibt, mir ist es verteufelt! gleichgültig. Meine Schande vor der Welt will ich tragen? aber ich will nicht zum Diebeshelfer und zum Hansnar ren werden vor meinem eigener Gewis- klage gegen den Bursch-n anstrengen „Nein!" fiel sie ihm in die Rede.l „So wahr ich hier vor dir stehe, Papa, so wahr ist es auch, daß ich eher ster ben würde, als daß ich von ihm ließe." „Verzeihung, meine Herrschaften!" mischt« sich Rotter in seinem vorigen, weltmännisch höflichen Tone ein. „Bei diesen familiären Auseinandersetzun gen ist die Anwesenheit eines Dritten wohl in der That überflüssig. Und ich bitte um die Erlaubniß, gnädige Frau, mich nunmehr zu empfehlen." „Und wenn Sie jetzt gehen." fragte thun?" „Was meine Pflicht und Schuldig keit ist. Frau Frank. Sie wollen mir freundlichst zugute halten, daß ich in dieser Angelegenheit nicht nach meinem Belieben handeln darf, sondern daß ich nur der Beamte einer Gesellschaft bin, der ich über mein Thun und Lassen Rechenschaft abzulegen habe." j „Das heißt. Sie werden Ihre Ent deckung zur Anzeige bringen?" „Ich wüßte nicht, was mir anderes Übrig bliebt. Schon mit dem men schenfreundlichen Schritt, der mir so übel bekommen ist, bin ich um ein Be trächtliches über meine Befugnisse hin ausgegangen. Noch mehr zu thun, steht leider nicht in meiner Macht." Zum zweiten Mal schon wurde be scheiden an die Thür des Zimmers ge klopft. und jetzt ging Rieckhoff hin. um zu öffnen. Die ältliche Dame, die feit Frau Rieckhoffs Tode den wirthschaft lichen Theil seines Hauswesens leitete, stand mit höchst verlegener Miene vor ihm. „Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich störe. Aber es ist längst angerich tet. und ich möchte fragen —" Wilhelm Rieckhoff schob die Finger hinter seinen steifen Halstragen und schüttelte ihn, wie wenn er der beengten Brust damit Luft verschaffen könnte. Dann, nachdem er noch einen Blick in das Zimmer zurückgeworfen, sagte er kurz und schroff: „Lassen Sie die Suppe auftragen! Ich werde mich sogleich bei meinen ist der Bube? Ich laufe hof — du schickst sie doch wohl fort?" sch-n." H . ..^ „Laß es meine Sorge sein, was ich ihnen sagen werde! Du aber gehst so fort auf dein Z'mmer und rührst dich da nicht rom Fleck, bis ich dir's erlaubt habe. Den .Herrn Direktor Rotter werde ich. wie ich hoffe, nicht noch ein- Er wartete nicht auf eine Erwide rung, sondern verließ das Zimmer, die Thür hinter sich weit offen lassend, wie um seinen letzten Worten damit einen noch größeren Nachdruck zu geben. Wieder machte Direktor Rotter der jungen Frau seine höfliche Abschieds- und wieder hinderte sie ihn, zu gehen. „Sie wußten, welche Aufnahme Sie hier finden würden," sagte sie halblaut. nnr's ehrlich cin! gerade deshalb .Wenn es auch Ihnen gefällt, gnä dige Frau. meineßeweggründe zu miß deuten, so muß ich es wohl oder übel geschehen lassen. Als Ueberbringer schlimmer Botschaften soll man ja von vornherein darauf gefaßt sein, den Prügeljungen abgeben zu müssen. Aber Sie begreifen, daß ich mich nicht in aller Form an mich ergangen." „Ich kann Ihnen wohl nicht zumu ten, länger zu bleiben. Aber ich muß «'lhwei dig mit Ihnen sprechen, und zwar sogleich, noch ehe Sie irqend sichtlich seiner Tugendhaftigkeit über j«den Zweifel erhaben zu sein. Ihr H«rr Vater im Besonderen —" nen, was ich damit thue. Und ich bitte Sie von Herzen, mir diese Möglichkeit einer ungestörten Aussprache nicht ab zuschneiden." „Sie bitten mich darum das ist freilich entscheidend. Denn der Bitte «in«r Dame um eine Zusammenkunft habe ich noch nie widerstehen können. Ich werde mich also in meine Wohnung begeben und dort eine Stunde lang auf Si« warten. Irgend eine Verant wortlichkeit für die Folgen, die daraus möglicherweise für Sie entstehen, kann ich allerdings nicht übernehmen." Margot hielt es für überflüssig, auf diese zarte Bedenklichkeit noch einmal einzugehen. „Ich danke Ihnen," sagte sie nur. „Und Sie könn«n sich«r sein, daß ich kommen werde." Dann hinderte sie ihn nicht länger, der unzweideutigen Aufforderung ihres Vaters Folge zu leisten. k. Kapitel. Wie auch immer Margot über Al«xander Rotters Zartgefühl denken mochte, daß er alles gethan hatt«, was in seiner Macht stand, um sie bei ih rem gewagten Schritt gegen die ge fährliche Indiskretion unberufener Späher zu schützen, hätte si« doch dankbar anerkennen müssen. Er hat te sowohl seine Haushälterin wie s«i n«nDien«r mit Aufträgen fortgeschickt, di« sie für mehrere Stunden fernhal ten mußten, und als die junge Frau jetzt draußen vor der Wohnungsthür auf den Knopf der «lektrifch«n Klin gel drückte, kam er selbst, um sie ein zulassen. Margot trug noch dasselbe Kostüm, in d«m sie auf dem Standesamt ge wesen war, aber sie hatte einen schwarzen Trauerschleier von fast un durchsichtigem Gewebe an ihrem Hute befestigt, so daß ein Vorübergehend«! sie schon sehr genau hätte fixiren müs sen, um sie zu erkennen. „Wollen Si«, bitt«, näher treten, gnädige Frau! Wir werden ganz ungestört sein; denn ich hab« meine Dienstboten weggeschafft. Und wenn jemand klingeln sollt«, so w«rden wir einfach nicht öffnen." Es war nichts Doppelsinniges und Verletzendes in der Art, wie er ihr diese Versicherung gab. Und er be mühte sich ganz unoerkennbar, keinen wohlwollenden Mannes auf sie zu ma chen. Trotzdem zauderte sie, eh« sie die Schwelle des mehr reich und ver fchw«nd«risch als geschmackvoll aus gestatteten Herrenzimmers überschritt, dessen Thür er dienstbeflissen vor ihr nein wi« furchtbaren Zwang« ich mich entschlossen habe, hierher zu kommen," sagte sie leise. „Die Schwere meines i wenn ich Ihnen das erst noch aus- Schutze Ihres Vaters könnten Sie nicht besser ausgehoben sein als un te. t«n?" Pflicht/'^"^ ter?" „ Mann, der heute Wilhelm Rieckhoffs tragt." „Sie wurden also bei Ihrem heu tigen Besuche von keiner anderen Ab than. Wie ließe sich sonst die Hef tigkeit erklären, mit der er Jhn«n be gegnete?" „Erlassen Sie es mir, mich darii ten vielleicht sehr tragisch geendet hat „Tragisch? Ah, glauben Sie das wirtlich? Sollte nicht vielmehr Ihre damals noch kindliche Einbildungs schaffen?" „Wenn es in Wahrheit alte, verges sene Geschichten wären nichts! den darin bestand, daß er von Ihnen Rechenschaft oerlangte für die schwer ste aller Beschimpfungen." Mit überschlagen«!! Beinen und verschränkten Armen lehnte sich Rotter in seinen Sessel zurück. „Darf ich fragen, gnädige Frau, ob Sie nur in der Absicht hieherge komm«n sind, mir solche Vorhaltung«» „Nein, nicht bloß deshalb. Aber Sie sollen wissen, daß ich all«s. alles durchschaue. Ihre bisherige stillschwei gende Duldung einer unter Ihren haben." Sie wußten, daß der kranke Mann in der Villa Rieckhoff nur ein« einzige Stelle hat, wo man ihn bis auf den Tod verwunden kann. Und Si« nahmen die Gelegenheit wahr, die Ihnen nicht nur erlaubte, ihn an dieser Stelle zu treffen, sondern sich auch mit eigenen Augen an dem Anblick seiner Qual zu weiden." „Wohl! Ich bin also nach Ih rer Auffassung der schwärzeste Böse-, wicht unter der Sonne. Und was so vollkommen fähig ist, Ihre Hand lungsweise zu verstehen wie ich. Weiß ich doch, daß Sie noch einen anderen verzichten, sich Ihrer Macht bis zum hen. Es gibt nur eine einzige Mög lichkeit, mir dies Aeußerste zu erspa ren, Und diese Möglichkeit ist Ihnen Und Sie wissen, daß ich es nicht bin." Bedauernd zuckte Rotter di« Ach seln. „Dann, so leid es mir thut, muß ich dem Gebot der Pflicht gehorchen. Ich zweifle ja nicht, daß Herr Frank in Voraussicht dessen, was ihm be vorstand, bereits den Versuch gemacht hat, sich seiner Bestrafung ourch die Flucht zu entziehen. Und eben des halb darf ich meine Zeit nicht verlie ren." „Und es gibt kein« ander« Möglich keit, Ihren Sinn zu ändern kei ne?" „Ich zerbreche mir vergebens den Kopf, sie zu entdecken, gnädig« Frau!" Margot hatte sich erhoben. ter vorhin von mir verlangte, ich sollte morgen die Scheidungsklage gegen meinen Mann einreichen. den Sie auch dann keine andere Mög lichkeit gesehen haben?" Mit ihr zugleich war Alexander nen?" „Nicht viel allerdings. D«nn al les, was Sie möglicherweise dabei ge- Kops ' Si« sich die Fähigkeiten zutrauten, re, Liebe zu zwingen. Ist Ihr schwächer geworden?" „Wohl kaum! Aber ich sprach von einer Frau, di« mir angehöre, nicht als daß ich ihn meinetw«gen in das Gefängniß gehen lass«." „Lassen Sie uns etwas verständi- Si« Sie doch felsenfest «ntfchlossen sind. chenS Mit welchen Schwüren soll ich sie bekräftigen?" und trat von ihr hinweg an das Fenster. Nachdem er wohl zwei Mi nuten lang auf die Straße hinabge mich niemals von irgend welchem Werthe gewesen. Und ich könnte den Ihrigen keine höhere Bedeutung bei anders beurtheilt werden müssen als alle Frauen, die ich bisher auf mei nem Lebenswege gefunden. Mit men wir also niemals zum Ziel«. Aber ich will Ihnen einen Vorschlag machen: Reichen Sie morgen die Scheidungsklage gegen Ihren Gatten ein und zwar bei einem Rechtsan walt, den Sie ausdrücklich von der Pflicht der Berufsverfchwiegenheit gegen mich entbinden, so daß ich Ge wärtigen „Nein! Ich weiß nur. daß er sich nach München hat. Und ich täuscht werden sollte, würde mich selbstverständlich von allen Verpflich tungen entbinden." I ' d' Ch^f' ausge werd-n? „Auch gegen den Willen Ihres Va ters?" „Auch g«gen den Willen meines Va ters, und aus die Gefahr hin, daß er sich für immer von mir lossagt?" ! „So bin ich bereit, für den Augen ! blick auf eine Verfolgung Ihres Man nes zu verzichten und das fehlende Geld aus meinem eigenen Vermögen zu ersetzen. Was Sie über ihn.her aufbeschwören, wenn Sie mich zu täuschen versuchen, brauch« ich Ihnen nicht «rst zu sagen." ! , „Nein. Ich kenne Sie hinlänglich, um es zu wissen. ! „Sie denken also nicht daran, mich durch eine erdichtete Chiffre zu hintergehen?" „Ich werde Ihnen morgen seine Antwort übersenden." „Wollen Sie also die Güte haben, das Telegramm aufzufetzen, so wie Sie es für zweckdienlich halten. Ist Frank mit Geldmitteln für eine i Flucht hinlänglich versehen?" „Ja. Ich gab ihm alles, was ich an Ersparnissen besaß." chend?" . „Ich erwarte von Ihrer Ritterliche von mir verlangen." „Nein! Ich vergesst die Zusicherung nicht, die ich Ihnen bei Ihrem Ein von Unterpfand überlassen?" Margot zögerte keinen Augenblick, den glatten goldenen Reif abzustreifen zu leg«n. > »Ich wußte nicht. Herr.Rotter. daß j Sie auch romantischer Anwandlun gen fähig seien." .Ich hoffe, Ihnen nach dieser Rich „Erfüllen Sie Ihre Verpflich ! „In käuflichen Angelegenheiten nicht wahr?" gab sie zurück. Und er sah sehr wohl di« Flamme de 4 te Margot zur Villa Rieckhoss zurück. halten habe. 7. Kapitel. Es war nichts Ausfallendes in Neides beim Anblick dieses jungen Geschöpfes. So hell lachte die Le bensfreude aus ihren großen brau nen Augen, und ein so unwidersteh licher Reiz lag in der ungekünstelten Anmuth ihrer raschen Bewegungen. !^on^ klassischer war daZ sundheit, die nichts von Nervosität > und ähnlichen Großstadtkrankheitea wußte. j . i d Blumenverkäuferinnen, die am Mar- Josephs-Platz die ersten Schneeglöck chen feilhielten, handelte sie ein schultrigen Herrn aufmerksam wurde, der raschen Schrittes über den Fahr damm kam und schon von weitem allerliebstesßoth färbte ihreWoi>> München begegnet." Das Roth auf ihren Lippen hatte sich noch vertieft, und sie befreite des Abschieds auf und davonzugehen? Wer weiß vielleicht hätte man ohne diese zufällige Begegnung gar nickt erfahren, daß Sie wieder in München sind." (Fortsetzung folgt.) Air die Küche. Rhabarber-Kompott. Man schält die Rhabarberstiele fein, schnei det sie in gleichmäßige Stückchen und wiegt sie. Auf 1 Pfund Rhabarber fchlagenen Hutzucker, auf dem man et was Apfelsinen- oder Citronenschale abgerieben hat, klärt ihn mit einer Obertasse Wasser zu dickem Syrup, schüttet die Rhabarberstücke hinein und dämpft sie langsam darin weich, ohne daß sie zerfallen. Sie werden mit dem Schaumlöffel herausgenommen und in Mehl, daß sich mit dem Löffel Klöße Reis, auch wohl Kartoffeln. In Weißkraut mit Schweine fleisch. Von einem festen Kohlkopfe werden die äußeren harten Blätter zerschnittenen gelben Rüben und we nig Wasser in einen Topf gelegt. Nach dem Gemüse nebst Fleisch mit dem nö thigen Salz, Pfeffer und etwas Küm mel recht langsam und gut zugedeckt zusammen darauf gar. Bei dem An» richten soll Fleisch, Gemüse und Kar toffeln geordnet werden. Das Ganze muß recht saftig gekocht sein. Gebackene Kartoffel» schnitten. Zwölf große Kartof feln werden roh geschält, in Stücke ge schnitten und in Salzwasser weich ge kocht. Nachdem man das Wasser ab gegossen hat, werden sie in den Ofen Von dieser Masse wird nun auf dein mit Mehl bestäubten Tisch eine dicke Rolle geformt, die man in fingerdicke Schnitten schneidet. Diese werden in der Pfanne in Fett oder Butter schön gelb gebacken. alte Gans wird geputzt, ausgenommen, gesalzen, in der Mitte aufgeschnitten und sorgsam alle Knochen von dem Fleisch abgelöst. Während dessen macht man aus zwei Pfund farcirtem und vassirtem Kalbfleisch, einer passirten Gänseleber, zu welcher man noch zwei Eier und zwei geweichte, abgeriebene Semmeln gethan, etwas Salz, ge schnittenen Pistazien und ein wenig Gewürze eine Farce, bestreicht hiermit das ausgelöste Fleisch der Gans, rollt sie der Länge nach zusammen, näht sie zu und wickelt sie in reines, weißes Pa pier. umschnürt sie in gleichmäßigen Zwischenräumen mit Bindfaden und läßt sie nun i« der vorher gekochten, abgekühlten Brühe von den Gänsekno chen. zwei Kalbsfüßen. Rindsknocken. etwas Essig. Wein. Zwiebeln, Schalot ten, Estragon durch 2 —3 Stunden weich kochen. Man läßt sie auskühlen, leat sie zwischen zwei Brettchen. welche man mit Steinen beschwert, wickelt sie sieln Scheiben. Der Saft wird durch ein Leinentuch geseiht, das Fett sorg fältig entfernt und mit Eiweiß geklärt und nachdem derselbe erstarr«, zum Garniren der Gans verwendet. Kräftige Leber für Rindsleber wird von Haut und Adern befreit und recht fein geschabt oder zerhackt, dazwischen backt man etwas geräucherten Speck und rohes Nie rensett, giebt gewiegte, in Fett gedün stete Zwiebel, gewiegte Petersilie. Pfef fer, Salz und Majoran dazu (wer eS liebt auch Muskatnuß), auf je 1 Pfund Leber zwei ganze Eier und ein Eigelb und einen tiefen Teller voll geriebenes Sckwarzdrod; immer >mr!> müssen, damit die Knödel nicht zer fahren und empfiehlt es sich, eine Probe zu machen. Beim Einlegen muß das Wasser (gesalzenes) spru deln und der Tops darf nicht gescklof-
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