Die Ich«chm>ijchiiit. (10. Fortsetzung.) Daß di« Aussagen in Bezug auf die Persönlichkeit eines Todten so ne gativ ausfielen, das hatte Rath Hel lermann schon häufig genug in seiner Praxis erlebt. Dasür lebte man eben in einer Riesenstadt, wo sich in einem Hause oft di- Flurnachbarn nicht ein mal kennen. AuS den Papieren des Ermordeten, aus die der Rath m der Wohnung Beschlag gelegt hatte, ging für ihn das fragwürdige Gewerbe dieses Mannes übrigens zur Genug« hervor. Kein Wunder, daß er «s mög lichst im Verborgenen betrieben hatte. Nur daß der Landgerichtsrath im In teresse der Untersuchung, weil er auch nach dieser Richtung vielleicht auf -in- Spur zu stoßen vorläufig nichts davon für die Oesfentlichkeit verlauten lassen wollte. Wi- schon früher erwähnt, waren die meisten Bewohner dieses Häusercomplexes Geschäftsleute, die am Tage wenig zu Haus« waren, so daß sie schon des halb wenig Gelegenheit zu Beobach tungen hatten, aber auch die Frauen, Kinder und Dienstboten hatten nichts wahrgenommen, was der Untersu chung einen Fingerzeig geben konnte Einen verdächtigen Fremden, der das Haus betreten, hatte man nicht gese hen. Selbst von einem Lärm in der Wohnung hatte niemand etwas ge — trotz d«S nach der Straße zu geöffneten Fensters. Allerdings be fand sich das Fenster nicht in dem Zimmer, wo das Verbrechen stattge funden hatte, sondern in einem Ne benraume, der von dem Zimmer durch «ine von d«m Wehrmann geschlossen vorgefunden« Thür getrennt war. So war, nachdem die Abendstunde schon hereingebrochen, die vorläufige Reihe der Zeugen fast erschöpft Nur ein einziger war noch zu vernehmen, ein Privatier, der als der letzte bestellt war. Eben wollt« der Rath dem Die ner den Besehl geben, den Zeugen aufzurufen, als ein Bote ein Tele gramm für ihn brachte. Es kam von dem Gerichtsarzt und meldete den Er folg der Maaen-Untersuchung. Dem nach hatte die Verdauung der von dem Todten genossenen letzten Mahlzeit ungefähr zwei Stunden gedauert. Da er die Mahlzeit in der Zeit kurz vor drei Uhr zu sich genommen hatte, so mußte der Tod ungefähr um fünf Uhr stattgefunden haben. „N«hm«n Sie das zu den Akten," sagte der Rath, dem Schreiber das Telegramm hinüberreichend, „und Sie. Albus, rufen Sie jetzt." er warf noch einmal einen Blick auf den letz ten Namen in der Zeugenliste, „Herrn „Herr Knauer!" erscholl Albus' so nore Stimm« auf dem Eorridor. D«r Gerufene trat ein. Er war «in kräftiger, behäbiger, ungenirt dreinschauender Herr in den besten Jahren, dem di« feierliche Stätte, an der er stand, im Gegensatz zu so vie kn anderen Leuten, die hier etwas auszusagen hatten, keinerlei Bangen zu bereiten schien. „Nun, Herr Knauer," begann der Rath, nachdem er in der üblichen Weise die Personalien des Zeugen festgestellt hatte, „Si« wissen wohl warum man Sie hierher gebeten hat?" „Jawohl, Herr Rath," antwortete in bestimmtem klarem Tone der Er schienene. „Schön. Haben Sie den Rittmeister Vlaska gekannt?" „Nein, Herr Rath." „Können Sie über seine Persön lichkeit irgend einen Aufschluß ge ben?" „Nein, Herr Rath." „Haben Sie gestern irgend jemand in das Haus, wo das Verbrechen Pas sirt ist, hineingehen sehen?" „Jawohl." „Um welche Zeit?" „Fünf Uhr! Wissen Sie WS eine Stunde verspätet." „So! Also gegen fünf Uhr. Kön nen Sie den Betreffenden beschrei ben?" " s .be S' ' Es war doch ein Mann? Oder ein« Frau?" „Nein, ein Mann. Es war ein klei ner Herr, jung, vielleicht fünfund zwanzig Jahre, mit blondem schwa chen Schnurrbart, anständig angezo gen, schwarzen runden Hut und dunk lem langen Winterüberzieher." „Hab«n noch eine Wahr- „Würden Sie den Herrn wiederer kennen?" „Nein, Herr Rath." „Ich dank« Ihnen." Protokoll, der Rath d«m Schrn- Ob die Aussage des Zeugen einen Werth hatte, mußte sich erst z«ig«n. Das Unzugängliche an d«n geschäft lichen Aufzeichnungen, die sich bet dem Todten vorgefunden hatten d«r Rath hatt« natürlich alle Schränke und Behälter öffnen lassen be stand darin, daß sie keine Namen, sondern nur Anfangsbuchstaben ent hielten. Andere Korrespondenzen hat ten sich überhaupt nicht finden lassen. Zunächst kam es wieder auf zw-n Punkte an. Dieser Wirthschaften:?, die in den Diensten des Todten ge standen hatte und von der ihm dir „H«rr Landgerichtsrath?" „Ich werde Ihnen jetzt etwas für die Zeitungen diktiren. Daß das noch heute Abend hektographirt und an alle Blätter ver>chickt wird." „Jawohl, Herr Landgerichtsrath." Aber in demselben Augenblick ließ sich von draußen, dem Korridor h«r, vernehmen. Eben wollte der Rath an Albus Befehl «rtheilen, hinauszu gehen und Ruhe zu gebieten, cls die Thür hastig aufgerissen wurde und die merkwürdige Gestalt einer Dam« auf d«r Schwelle erschein. Aus ei nem braunen, knochigen, geierhasten Gesicht funkelten 'n großer Aufregung zwei glühende, kohlschwarze Augen. Um die hagere Gestalt schlotterte ein etwas fremdartiger, malerischer, kost barer Pelzmantel. Auf dem grauen Haar saß ein Hut, der mit ven bun alten Ohren glänzten aufkallend große Brillanten. Die werthvolle Ausstat nein bisher entbehrungsreichen Leben plötzlich zu einer Masse Geld ge tete. „Wenn Sie der Richter sind", so fchrockener Gebärde, indem sie sich gerade vor den Tisch des Raths hin pflanzte „dann will ich in ineine dann will ich, daß dem Mörser der Kopf abgehackt wird. W«r ihn ermor det hat, daß weiß ich." „Wer sind Sie?" redet der Rath warf, ob er die Dame vielleicht fest nehmen und den im Justizpalast ge rade anwesenden Leiter der psychiatri schen Abtheilung schleunigst herbeiru fen sollte. „Ich bin die Tante", entgegnete habe ihm di« Wirthschaft geführt. Ich zu." „Sie sind also Frau Zenobia Vlaska?" „Jawohl." „Wo kommen Si« her?" „Von der Reise." „Seit dem Montag vor acht Ta gen." „Wohin waren Sie verreist?" „Nach Belgard." „Das ist Ihre Heimath?" „Jawohl." „Wann sind Sie zurückgekehrt?" „Heute Nachmittag. Jetzt eben. Ich will nach Hause. Da klebt ein ich laufe auf die Polizei und die Po lizei sagt, daß ich zu Ihnen g«hen flll/ h Mö Mannes?" „Jawoh>, er steht auf der Visiten karte." „Auf welcher Visitenkarte?" Pier brauchte, damit ich mir die Ei senbahnzüge daraus notirte und >ch dachte, mein Neffe braucht die Kar!« nicht mehr, da hab' ich sie genommen und ins Portemonnaie gesteckt." „Besitzen Sie die Karte noch?" „Hier in meinem Portemonnaie." „Dann bitte ich darum." Frau Zenobia zog nicht ohne Um ständlichkeit ihr Portemonnaie aus der Tasche und holte daraus das zu sammengebogene und bereits recht zerknittert aussehend« Kärtchen her- Der Rath nahm es und las: „Max von Suckow, König!. Regie rungsassessor." Rechts unten in der Ecke stand die Adresse: „Dersslinger straße 86." „Können Sie mir das Aeußere dieses Herrn beschreiben?" befrag!« Rath Hellermann die Zeugin wei ter. „Ein kleiner, junger Mensch mit blondem Schnurrbart!" „Was für einen Hut hatte Iwas für einen Ueberzieher? Hell „Dunkel." „Lang oder kurz?" „Lang." Rath Hellermann setzte die Verneh mung der Zeugin noch «ine Weile fort und wenn er am Schluß ihrem Verlangen, das sie zu ihm geführt hatte, auch nicht sogleich und noch heute entsprechen konnte, so beruhigt« und tröstete er sie doch auf morgen. Die Wohnung sollte morgen für sie fr«igegeben werden und dasselbe soll te, nachdem erst der Herr Staatsan walt die Erlaubniß dazu gegeben hat te, auch mit der Leiche der Fall sein. Frau Zenobia sollte den von ihr „so tief betrauerten geliebten Todten" mit allen kirchlichen und sonstigen Ehren, die sie ihm vielleicht noch zugedacht hatte, unbehindert der Erd« überge ben dürfen. Allerdings war die Unzufriedenheit der Zeugin dadurch noch n'cht geho ben, am meisten ärgerte es sie, daß sie di« Nacht nun im Hotel verbringen mußte. Zum Schluß kam sie noch einmal cmf den Thäter zurück. „Der Kopf muß ihm abgehackt werden!" schrie sie in den höchsten Tönen. > „Wird gemacht", sagte Albus trö stend zu ihr, indem «r sie auf einen Wink seines Herrn sanft hinausgele:- tet«. ! „Herr Schmökel", sagte der Rath, chend „schicken Sie an den Herrn hi«r «ine Zeugenvorladung. Zu mor gen früh um neun Uhr." erst in großes Erstaunen, aber dann j erschrak er davor. D«r Untersu chungsrichter, so sagte «r sich, würde würden alle Leute die mit dem Todten geschäftlich in Verkehr gestanden hat ten, wahrscheinlich ins Verhör genom men werden. Wenn seine Beziehun gen zu Vlaska nun auch in die öf fentlich« Verhandlung mit hineinge zogen würden, wenn er in di« Zei tungen kam, wenn seine Vorgesetzten, w«nn Sabinens Vater davon erfuhren! Zwar, er hatte seine Schulden ja be zahlt aber trotzdem! Was für eine neue Widerwärtigkeit und Unannehm lichkeit schon wieder! Es konnte Fräulein Schwalb«, die tung den Kaffee für ihren Mielher in das Zimmer bracht«, nicht entge hervorgebracht hatte. Ei' Schreiben vom Gericht! Wi« kommt ein anstän diger Mensch zu sowas? fragt« sich jetzt Fräulein Schwalbe, als sie sich wieder in die Küche verfügte. Ein einziges Mal war sie vor Gericht ge laden worden, in ihrer Testaments angelegenheit, und schon bei diese'.n gewesen, als drohten ihr alle Schreck nisse des Vehmgerichts. Polizei und Gericht es gab nichts auf der Welt, was Fräulein SchwalbeZ schwache Nerven mehr in Aufregung versetzte. Max sah natürlich ein, daß er sich der Vernehmung nicht entziehen konnt«. Er sandte noch rasch ein Entschuldigungsschreiben an seinen Ausbleiben. Dann schrieb er einen zweiten Brief an den Präsidenten, daß er sich heute Nachmittag um vier Uhr die Ehre geben würde, bn ihm zu der erwarteten Unterredung vorzusprechen und hierauf begab er sich auf den so verhaßten Weg. Punkt neun Uhr stand er vor dem Landgerichtsrath. Beide Herren begrüßten sich in höflicher Form. „Wollen Sie bitte Platz nehmen, Herr Assessor. Albus, bringen Sie dem Herrn Assessor «inen Stuhl", sagte der Rat/,. Er befragte Max zunächst in der gewohnten Weife um seine Persona lien, dann kam es zum Verhör. „Sie haben mit Herrn Alaska in >den?" i L Ast „Jawohl." „Welcher Natur waren diese?" „Ich hab« von Herrn Vlasta Gels aufgenommen und ihm vcfur W«chjel gegeben." „Wie hoch war die Summe?" „Die Summe, die ich von Herrn Vlaska erhalten hab«, b«li«f sich auf achthundert Mark. Da ich die Wechsel aber mehrsaui prolongiren mußte und Herr Vlasia Wucher mit mir trieb, so war die Wech selsumm« fast auf das Vierfache an geschwollen, auf netto dreitausend Mark." „Wann waren die Wechsel fäl lig?" „Vorgestern am Montag." „Also am Tage, an dem das Ver „Jawohl." „Waren alle Wechsel an diesem Tage fällig?" „Jawohl. Herr Vlaska hatte di«s bei den Prolongationen so einzurich lich zu machen." „Was ist mit d«n Wechseln nun ge schehen?" „Ich habe sie eingelöst." „Am Montag?" „Nein." „Aber Sie sagen doch, daß die Wechsel am Montag fällig waren?" „Das wohl. Aber ich habe sie schon gang«nen Woche." „Das ist ja merkwürdig. Es wird mir nämlich bekundet, daß die Rück zahlung Ihnen Schwierigleiten bereu tet hat. Ist das richtig?" Richters in Befremden. Was hatten „Jawohl." „Es wird noch im besonderen be kundet, daß Sic gegen Herrn Vlaska Drohungen ausgestoßen haben. So daß Sie ihn todten wurden? Geben Sie das zu?" Max wurde blaß, dann läch«lte «r: „Herr Landgerichtsrath, so werde ich vielleicht der That beschuldigt?" „Sie werden nur als Zeug« ver meine Frage beantworten." „Ich räume allerdings «in", erwi derte Max, indem er jetzt ein« starke Verlegenheit und Beschämung em pfand, „daß ich mich zu einer solchen „In welchem Sinne haben Sie nun diese Aeußerung gemeint?" „Es war mir damals noch nicht gelungen, das Geld zur Bezahlung der Wechsel aufzutreiben, Herr Vlaska drohte mir, wenn sie am Verfalltage nicht eingelöst würden, sich an mein«» Vorgesetzten zu wenden und deshalb bat ich ihn um eine nochmalige Pro longation." „Was er ablehnte?" „Jawohl." „Und deshalb bedrohten Sie ihn mit dem Todei" „Es geschah in einem besonder:» Zusammenhang. Ich hatt« Herrn Vlaska kurz vorher gesagt, daß ich ihn zum Duell herausfordern würde." „Wegen der Wechselangelegenheit?" „Jawohl." „Aber die Persönlichke'.' d«s Herrn war Ihnen doch bekannt. Mit ei nem solchen Herrn duellirt man sich „Herr VlaSka war früherer Offi zier. Uebrigen» war ich in sehr aufgeregtem Zustand« und ich sagt« bereits, daß ich mich nur deshalb zu der Aeußerung habe hinreißen las- T d Sch ''k 't d' f"r Sie damit verbunden waren, haben Sie die Wechsel also dennoch einge löst. Das Geld, dessen Sie dazu be durften, mußten Sie sich also erst be schaffen?" „Jawohl." „Woher und von w«m hab«n Sie das Geld erhalten?" Max antwortet« nicht. „Nun haben Sie meine Frage nicht verstanden?" sagte der Rath. „Das wohl, Herr Landgerichts rath", entgegnete er endlich zögernd „aber ich bitte, hierauf meine Ant wort verweigern zu dürfen." „Sie verweigern die Antwort?" „Jawohl." „An welchem Tage in der vergan genen Woche haben Sie die Wechsel eingelöst?" „Am Freitag." „Trotzdem wird bekundet, daß am Montag, dem Tage des Verbrechens, und zwar um ungefähr die fünfte Nachmittagsstunde ein« Person daZ Haus, in dem Herr Vlaska wohnte, betreten hat, deren Schilderung in Statur, Gesicht und Kleidung ganz mit der Ihrigen übereinstimmt. Ge ben Sie zu, daß Sie oiese Person „Jawohl." Zeit in dem Hause zu thu« gehabt?" gen. „Nun, ich frage Sie, was Sie in endlich. Es kam jetzt eine kalte Ruhe über ihn. khm hing die Untersuchungs haft. Ein Wort, durch daZ er sein Ge heimniß lüftet«, und konnte gerei- Aber drei Menschen befanden sich hier im Zimmer. Drei Menschen war sein Geheimniß überantwortet, wenn er es vor dem Richter preisgab Wer verbürgte ihm, daß es nicht sch«n morgen bis zu seinen Vorgesetz ten gedrungen war? „Schwindel" hatte der Präsident seine Handlung genannt. Wer verbürgte ihm, dag sein Vorgesetzter milder darüber ur theilen würde? Wenn dann das Dis ziplinarverfahren gegen ihn eröffn« wurde? Wenn er unmöglich wurde? Dann war ihm auch Saline verloren. Die Geliebte, sein« Ehre, seine Stil lung stand auf dem Spiel er muß- Landgerichtsrath Hellermann nahm !vi«der das Wort. „Ich gebe Ihnen noch einige Augenblicke Bedenkzeit," sagte er „ob Sie mir meine Frage beantworten wollen. Oder ich sehe mich zu Maßre geln gegen Sie veranlaßt, die sie sich „Es thut mir leid, Herr Landge richtsrath." erwiderte Max in festem Ton „aber ich muh bei meinem Schweigen bleiben." Albus hielt schon die von dichten, grauen Biisch«ln Überdeckten Augen auf seinen Herrn Rath gerichtet. „Für d«n H«rrn Staatsanwalt," sagte dieser jetzt und reichte ihm ein Blatt Papier. Albus ging, Schmökel fertigte eilig ein Schriftstück aus, das er nun sei nem Vorgesetzten überreichte, dieser unterzeichnete es, und gleich darauf kehrte Albus mit dem ihm Übergebe nen Blatt Papier wieder zurück. Der Rath stand auf. „Ich sehe mich genöthigt, Herr As sessor von Suckow," redete er Max an, ihm das eine der beiden Schrift stücke übergebend „Sie in Untersu chungshast zu nehmen. Ich überreiche Ihnen h<er di« darauf bezügliche Ur kunde, gegen die Ihnen bei der Staatsanwaltschaft die Beschwerde zusteht." Max war Untersuchungsgefangener. In Erhards Behausung herrscht« tiefe Betiilnmerniß. Hatte Herthas Zustand, ihr bleiches sung zu Besorgnissen gegeben, so war es damit nun zu einer sehr ernstlichen Wendung gekommen. Schuld daran tisch ereignet, und der sofort herbeige holte Hausarzt, den sie bisher immer so hartnäckig zurückgewiesen hatte, ließ sie auf der Stelle ins Bett schaffen. eine ganz ordinäre Erkältung verur sacht sein mußte, vielleicht ein zu langes Stehen in d«m kalten, mit Wind vermengten Regen, der seit ein paar Tagen die Witterung beherrschte. Möglich natürlich auch, daß auch Nock lassen. Die Mordnachricht selbst hatte Bekanntschaft mit dem Todten nicht einflößen. D 1 gleiche galt von Sa bine. Was ging sie bei ihrem Glück in Herzen das Ende eines ihr gleich gültigen, ja sogar unsympathischen M«nschtn an? Und heute sollte ja ihr Glück in Erfüllung gehen. Heute am Mittwoch Nachmittag, so hatte der Freund an Papa geschrieben, wollte er kommen. Das Mittagessen verlief unter su chen Umständen ziemlich trübselig und Wangen und geschlossenen Augen in ihren Kissen lag, während Sabine in ihrer heimlichen Freude nur mit d«m inen? Um vier? Um fünf? Um sechs? vcn dem Lazer der Kranken lokreißen und wieder ins Amt, wo gerade heut« eine Masse Arbeit für ihn vorlag, und Papa, der nun mit den Di«nstgeschäs ten ja längst fertig war. legte sich, nachdem auch er noch einmal an das Krankenbett getreten war und weil er heute nicht zum Spaßen aufgelegt war, mit unwirscher Miene in seinein Zimmer zum Schlafen nieder. Sa bine nahm sich, um ihre Ungeduld zu Red«. Bald sah sie aus die Uhr, bald lief sie ans Fenster. Von Max war dort immer noch nichts zu sehen. Es wurde ftchs. Papa war längst von seinem Schläfchen aufgestanden, hatte wieder nach seinem leidenden Kinde gesehen Hertha lag immer noch in Phan tasien und sprach dabei Dinge, di» ganz unverständlich waren und ging nun ungeduldig in allen Zim mern auf und ab. „Na, wo bleibt denn der Moi-.- sieur?" rief er jetzt ärgerlich. „Da steht man wie auf der Donnerwach« und wartete Er hat doch g«schrieben „Nachmittags". Was er sich bloß un ter Nachmittags vorstellen mag!" „Wer weiß, Papa, was «r auf dem Amt noch zu thun bekommen hat," eigene Unruhe. Es wurde sieben. Papa fing an zu räsonniren. schen nicht mehr. Hiinmelkrcuzsalro ment! Jetzt will ich meinen Spazier gang machen. Den ganzen Tag hat gesteckt."^ „Noch «ine halbe, noch eine Viertel stunde, Papa!" rief Sabine bittend aus, während sie von einer dunklen Angst ersaßt wurde. Aber die Viertelstunde war noch nicht abgelaufen, als Emma das Abendblatt hereinbrachte. „Geben Si« mal her!" knurrt« Papa. Sabine lief wieder ans Fenster. Aus der einsamen dunklen Straße brannten die Laternen. Eine Droschke kam auf dem qlatten Asphalt jetzt auf das Haus zugerollt aber sie fuhr Was heißt denn das?" tönte plötzlich di« Stimme des Präsidenten. Er hatte das Blatt an sich genom in«n, sein Pincenez aufgefetzt, nur ein paar flüchtige Blicke in die Zei tung geworfen, war mit einem Male davon zurückgefahren, als spränge ihm ein Reptil daraus entgegen und schlug nun mit dem Rücken seiner Hand auf die Stelle, die ihn so mit müßte er sich dadurch überzeugen, daß es nicht bloß eine höllische Halluzina tion war, was da vor seinen Augen herumtanzte. „Was ist dir denn, Papa?" fragt« Sastne, fast froh darüber, daß durch die Zeitung seine Ungeduld nun für (Fortsetzung folgt.) Nach Vorschrift. Pfar rer: Ihr wißt doch, daß «i In der Schrift heißt: Ihr sollt nicht Schätze Rost fressen. Protzenbauer: I friß a alles selber, Hochwürixn! Ein guteSZeichen. „Nun, wie hat di« Frau Gemahlin die Nacht verbracht?" „Gott s«i Dank, so zeitig in der Früh'.' Air die Külyr. Blindhuhn. Ein Htück fri sches Schweinefleisch von dc?>Zchul ter, auch ein Stück geräucherte« Schweinefleisch läßt man eine Zeit lang kochen, dann giebt man 5 i» kleine Würfel geschnittene gelbe Wur zeln oder Karotten hinzu, auch eine kleine feingeschnittene Zwi«b«l. So« bald das Fleisch gar ist (es darf nicht zu weich kochen), nimmt man es her «us. Es schmeckt nämlich kalt mich sehr gut. Inzwischen hat man 1. Pint iixiße Bohnen gar gelocht, jedoch nicht zu Brei, schüttet diese auf ei» Sieb und, wenn abgelaufen, mischt man sie mit den Wurzeln, läßt Bei des noch einmal zusammen auskochen, verdickt mit etwas Mehl, das man mit Essig anrührt, und läßt noch 5 Mi nuten kochen. Braunes Mehl darf unter keinen Umständen genommen werden. An Stelle der weißen Böh men. Fleischsalat mit Eiern. 2 bis 3 hartgekochte Eidotter werde» mit etwas Essig glattgerührt; unter beständigem Rühren fügt man tro psenw«is« Oel, feinen Essig, etwa» Senf, eine geriebene Schalotte oder «twas fein geriebene Zwiebel, das feingehackte Eiweiß von den gekochten Eiern hinzu, mischt beliebi ges gebratenes oder gekochtes, in fein? Streifen geschnittenes Fleisch und Z. bis 2 ebenso feingeschnittene Pfeffer gurken dazu, sowie etwas feingehack ten Schnittlauch und einige Kapern» Der Salat muß 1 bis 2 Stunden, vor dem Anrichten angemacht damit er gut durchzieht. Zum Bele gen nimmt man entgrätete Sardellen, Gurkenscheiben und Kapern. Gebratene Leb«r. Mair schneidet fingerdicke Scheiben aus d-» von Häuten und Röhren befreiten» möglichst srischen Leb«r, bestreut sie. mit Salz, läßt sie ein Weilchen stehen, trocknet sie ab, wendet sie in geschla genem Ei, dann in Mehl und feinge siebter Semmel, legt sie in siedense Butter und läßt di« Schnitten auf beiden Seiten gar und braun braten. Wenn beim vorsichtigen Hineinsteche» mit einer feinen Gabel kein Blut mehr heraustritt, sind sie genügend braten, da sie dadurch leicht zäh wir». Wenn man kein Gemüse zur Leber: giebt, kann die Bratbutkr mit saure? oder süßer Sahne zu seimiger Sauce verkocht werden. Gericht von Fischrestei« (auch Kuschel-Muschel genannt). Übriggebliebener Stockfisch oder Schellfisch oder Kabeljau wird vo» Haut und Gräten befreit und in nette Stücke zerpflückt. Inzwischen hav man 4 —S mittelgroße Zwiebeln i» Scheiben geschnitten und mit ebenso» viel abgezogenen, in Scheiben geschnit-- tenen (vorher in der Schale nicht ganz weich gekochten) Kartoffeln, wie ma» Fisch hat, üb«r gelindem Feuer mit: etwas Butter geröstet. Die Fisch stücke schüttet man nun auf die Kar toffeln, verrührt etwas Senf mit zu rückbehaltenem Fischwasser, Salz uni» Pfeffer, läßt dies in «iner Kasserolle unter vorsichtigem Rühren recht Heid werden, mischt mit der flachen Schau fel alles gut untereinander und richtet das Gericht auf erwärmter Schüssel recht heiß an. Gedämpfte Birnen. Die' Birnen müssen aromatisch, reif, aber noch fest sein; si« werden geschält, i, Hälften geschnitten, das Kernhau» entfernt, in einer Emailkasserolle mit so viel Wasser, daß es mit den Bir nen gleichsteht, und d«m man nach Belieben etwas Weißwein hinzufüge, kann, Zucker nach Belieben, etwa» Zimmt und einem Stückchen Eitra» nenschale über gelindem Feuer weich gedämpft und mit d«m Schaumlöffel in eine Schale gelegt. Der Saft wir» noch etwas dicklich eingekocht un!» darüber gefüllt. Rindfleisch mit Aepsel» und Zwiebeln. Von übrigge bliebenem gedämpftem, gekochtem oder geschmortem Rindfleisch werden nicht: sehr starke gleichmäßige Scheiben ge schnitten und aus der Pfanne in stei gender Butkr so angebraten, daß nue die Ränder braun werden, dann auf erwärmter slacher Schüssel warmge-- s.ellt. In das Bratfett giebt ma», noch >4 Pfund Butter, sowie 4 bis S in fein- Scheiben geschnittene Zwie beln und 5 bis « säuerliche, vom Kernhaus befreite und in Schei ben geschnittene Aepsel, läßt dies un ter öfterem Schütteln der Pfanne gar werden (aber die Aepfel dürfe» nicht zerfallen) und giebt Alles über die Fleifchscheiben. Jäger! ohl. Der Kohl (1 bi» 2 Köpfe je nach Größe) wird recht gehobelt und mit kochendem Wasser schnell überbrüht, dann zum Abtro pfen aus ein Sieb gebracht. Auf j? einen mittelgroßen Kopf werden Z Unzen reines weißes Schmalz zerlas sen und eine feingehackte Zwiebet, darin weich gedünstet. Dann wir» der Kohl nebst etwas Pfeffer un!». Salz hineingegeben und mit etwa?-, leichtem W«in (Weißwein) unter Zu gabe von etwas Zucker getränkt. Jx> gleicher Art ist er auch statt mit Weil» mit feinem Weinessig, dem aber et was mehr Zucker zutommt, h-üzustel-- len. Ebenso giebt er mit einig«,- feinsäuerlichen Aepseln statt de»- Weins ein sehr gutes Gemüs«, zu dem als Zugabe gebratene oder gebackene Kalsletxr am besten paßt.
Significant historical Pennsylvania newspapers