Carmela. Bon Bob Roberts, ' Wir gingen langsam, mein Freund kddmer und ich, die Strohe zurück, die von Giardini nach Taormina hin auf führt. Ich war zum ersten Male in Sizilien, mein Freund Boviner ober lannte Land und Leute, hatte «Süditalien und Sizilien jahrelang durchstreift, war mit Sprache und Gebräuchen vertraut und erzählte mir manches von den Landessitten, die sich in Sizilien durch Jahrhunderte erhalten haben, und vom Charakter seiner Einwohner. Gutmüthig und liebenswürdig seien die Leute, sagte «r, trotz der monarchischen Regierung das demokratischste Völlcken der Welt. Selbstbewußt, fröhlich, arbeitsam, »indlich neugierig, unglaublich unge bildet und doch die Spuren alter Kultur nirgends verleugnend! dabei auch heftig und rachsüchtig, wie es Hei diesem sudlichen Temperament, das schnell in Hab und Liebe, na türlich ist. Als wir auf der halben Höhe des Werges angelangt waren, sah ich auf 'dem Borsprung, der die Straße be herrscht, eine Frau stehen, die unbe weglich die Straß., entlang blickte. «Sie schien weder jung noch schön; ihr Anzug war ungewöhnlich, wenn auch nicht in den grellen Farben ge halten, die sonst dem Volle hier ei gentlich. Sie wäre mir auch nicht aufgefallen, wenn ich sie nicht schon beim Herabgehen auf der Anhöhe bemerkt hätte, in der gleichen Hal tung, venselten sehnsüchtigen Blick aus die Straße gerichtet, wie ich sie jetzt nach einer Stunde wieder fand, als hätte sie sich nicht von de. Stelle ge rührt. „Nach wem schaut denn diese Nau isikaa aus? Kennst du sie?" fragte ich Wodmer, als ich ihn grüßend an den Hut greifen sah. „Ja gewiß," sagt« er, „die hat eine richtige Geschichte, und schon seit ein paar Jahren kannst du sie hier um die Abendstunde stehen sehen .mit der „Lebt sie da allein?" „Ja, sie wohnt allein, besorgt ein Ileines Stückchen Garte.!, hält ein paar Ziegen und lebt in der Er wartung ihres Bräutigams; doch das ist eine ganze Geschichte, ich sagte es dir schon. Wenn sie dich interessirt, wollen wir ins Cas« Nuovo gehen; ich erzähle sie dir bei einem Glase Wein." Im Cafe war es noch ganz leer, die späten Abendgäste, die sich zu den musikalischen Vorführungen des «en. Der Wirth, Miccos Vater, stell te. nachdem er meinen Freuin lebhaft begrüßt hatte, eine Flasche Marsala vor uns hin und verschwand. Wir wi ren allein. Bodmer erzählte: »Vor drei Jahren lebte ich in einer kleinen Pension, die du unten am Die erste nähere Bekanntschaft ver mittelte ein Zufall. Ich trat aus gelegentlich zu einer meiner freund lichen Wirthinnen: „Ich habe heute Carmelas Bräutigam gesehen, und nach dem Gesichtsausdruck der beiden zu urtheilen, scheint es ein« Liebes heirath zu sein?" „Ja," lachte die Dame, „Braut ist sie, und Feuer scheint di« kleine Car hat ihn nur einmal im Beisein ihrer Verwandten gesprochen!" „Einmal gesprochen? Das ist kaum glaublich, und das bei diesem südli chen Temperament?" „Ja", sagte Fräulein Johannsen, .um das zu verstehen, müßten Sie di« hiesigen Sitten kennen, die das junge Mädcheit wie mit einem Wall umge ben, ihr jegliche Freiheit nehmen, so daß sie keinen Schritt ohne Einwilli gung ihrer Familie und ohne deren Begleitung thun kann. Carmela sah ihren Verlobten das erstemal auf der Straße. Wir standen auf dem Bal kon, er ging mit drei andern jun gen Leuten vorüber mit einer rothen Nelke im Knopfloch, um sich als 5» in Frage Kommende auszuweisen. Sie sollt« nach diesem einen Blicke sagen, ob er ihr als Zukünftiger kon rathen. Sie haben selbst gesehen, er ist ein hübscher und feuriger Mensch. Carmela war sofort «ntschi-den. Sie sagte ja, als der Bruder ihr im Na men der Familie wohl mehr pro kormu mitheilte, daß dieser d«r ihr bestimmte Bräutigam sei. Am näch sten Sonntag fand die f«i«rliche Ver lobung in unserem Garten statt. Von ihrer Seite erschienen der alte, neunzigjährig« Urgroßvater, der Bru der, die Schwägerin, eine Tanie, zwei Onkel und die Hausgenossen, von der seinigen nur sein Bater und seine Schwester. Wir wurden förmlich einander vorgestellt. Dann setzte die Gesellschaft sich im Kreise. Sie sprach über das Wetter, die Blüthe der Orangen, über die letzt., Prozession und den Karneval. Endlich nahm der Urgroßvater das Wort und verkündigte der Familie die Verlobung der Betreffenden. Aniello und Carmela gaben sich die Hand. Ein Kuß wär« «in grober Verstoß gegen die Sitte gewesen. gesbewußt, die ihrigen lodernd, flam mend, fast drohend. Es folgte die Gratulation der beiderseitigen Ver wandten, und die Verlobung war vollzogen. Diese wird hier von dem bürgerlichen Gesetze fast so ernst ge nommen wie eine Eheschließung. „Wie ist das möglich!" rief ich. „Diese feierliche Förmlichkeit bei ei nem Volk, das so voller Leidenschaft und urwüchsiger Natürlichkeit ist?" „Vielleicht", sagt« Fräulein Jo hannsen, „sind diese s«it Jahrhun derten unveränderten Sitten ein Damm, der gegen die Leidenschaft er richtet wird. Das jung: Mädch«n geht fast wie eine Waare aus den Händen der Familie in die des Man- Begegnung. wieder ins Gedächtniß ge rufen. Eines Abends im Cafe Nuo vo, das ziemlich stark besucht wa, sah mir die Sache verdächtig vorkam, hät te ich gern gewußt, wer das Mädchen sei. das mit Aniello saß. doch fürchte!« ich. durch Fragen die Aufmerksamkeit auf das Paar zu lenken. So unier sen Abend. Mädchen, Es hatte keinen guten Ruf. sich und tanzten schließlich miteinan der Tarantella. All« anderen Tan zenden traten zurück, sie waren das einzige Paar. Ein bacchantischer Taumel hatt« Earmela erfaßt, Flucht und Angriff, Abwehr und Hingebung, alles drückt« sie durch ihr Tanzen aus. Ihre Füße standen nicht mehr auf dem Boden. Sie wurde gefeiert und bewundert, man applaudirte ihr so stürmisch, daß Aniello auf sie ganz stolz zu sein schien. Das Glück des Paares und sein« Zukunft schien mir gesichert. Aber schon nach wenigen Tagen mußte ich dieses in Frag« stellen. Während Carm«la noch immer in glücklicher Erinnerung der herrlichen Kanevalstage lebte, ging Aniello wieder mit seiner rothhaarigen Ge fährtin, und häufiger als früher konnt« man ihnen hie und da begeg nen, als hätten sie es nicht mehr nö thig, sich einen Zwang aufzuerlegen, als wollten sie das Schicksal heraus fordern. Hatte es jemand Carmela mitge theilt? Sie kam ja nicht aus ihren vier Wänden heraus, aber mir schien, als sei ihr Blick trüber, ihre Leben digkeit matter, ihr« Freudigkeit erlo schen. Sie ging jetzt öfters wie träu- Am Sonntag, an dem die große Prozession in Taormina stattfindet, hatten die Damen Carmela beurlaubt, und sie zog mit ihren Verwandten zur Stadt. Auch ich ging hinauf, um mir dieses Schauspiel anzusehen. Der Zufall wollte es, baß ich im Gedränge hinter Carmela zu stehen kam. Die Priester in ihrem Ornate mit den Heiligenbildern, und die Festjung srauen zogen aus dem Dom heraus, gen etwas isolirt. Aniello und das rothhaarige Mädchen. Unwillkürlich blickte ich nach Carmela hin. Ihre ihren Höhlen, eine maßlose Erregung zitterte durch ihren ganzen Körper. Sie ergriff die Hand der neben ihr stehenden Verwandten und ging mit ihr dem die Treppe h«rabschreitenden Paar« entgegen, und dann standen mem Gruß, blaß geworden: sie mit einem Blick, haßerfüllt, vernichtend, anklagend und doch noch zagend und Aniello und ihrc verhaßte Rivalin. Eines Abends stand sie wieder auf jenem Balkon, von dem auk sie Aniello Am nächsten Sonntag bat sie um Urlaub. Ihre Schwestec war ge kommen, sie abzuholen; sie wollte zur Messe und zu der darauf folgenden Musik aus dem Domplatze, Ich weiß nicht, ob Neugierde oder Theilnahme mich veranlaßte etwas später densel ben Weg zu nehmen. Als ich in lag hingegossen vor einem Marienbil de, in tiefste Andacht versunken. „Ar me Kleine", dacht« ich, „wie schwer zu fassen!" Ich blieb stehen, bis Carmela sich dem Gesicht des Mädchens, fast schie- und in den Augen loderte ein unheim liches Feuer, Ich schloß mich der Kleinen an und ging aus den Platz hinaus, wo die Musik eben die Arie aus „Rigoleito" anstimmte: „La liebte. lii demselben Augenblick glitte auch Carmela das Paar erblickt. Ich sah die Klinge bis ans Heft in den Lecb gestoßen. Bleich, bewußtlos lag Aniello am lunken. die Männer hatten ihr« Köpft rntblößt. Es sah aus wie eine Opern» WirttichkeU.^ Ich trat näher. „Ist denn kein Arzt da?" rief ich. „Vielleicht lebt er noch!" schrieen ei nige, „Ein Aerzt, ein Arzt!" Und in wenigen Augenblicken war ein sol cher zur Stelle. Es war noch Le ben in Aniello. Der Arzt hieß ihn aufheben und in das nächste Haus tragen. Die Menge fing an sich zu ver laufen. Niemand beachtete Carme la, die immer noch an derselben Stelle, in ihrem Schmerz versunken, dastand. „Armes Kind! Was haben Sie ge aus ihren Arm. „Da hob sie den Blick zu mir auf und sagte: „Ich habe ihn gerich tet!", und von den Umstehenden hört« ich ein beifälliges Murmeln: gethan!" „Wohin werden Sie iun gehen? Werden Sie fliehen?" fragt« ich, „Fliehen! Wovor? Ich hab« mir Begebenheit mit Wie kommt es, daß sie frei ist?" ch ch M ssi heit. Auch reiste ich bald darauf ab, und erst im Herbst d«s folgend«» Jah res kehrte ich in meine ständige Pen verurtheilt worden?" „Verurtheilt? Da kennen Sie die italienische Gerichtsbarkeit schlecht. Bis jetzt ist die Sache noch gar nicht ter und neben Verbrechern verschie denster Qualität, wie es in Sizilien üblich zu sein scheint. tigkeit.und donnernder Applaus lohnte seine Rede. Aniello war seinen Wun den nicht erlegen, aber für Le- Sympathie erwerben. Dennoch, als das Berdikt der G«fchworenen, trotz der Beweise, trotz der nicht^bzuleug- Aniello, hatten noch in Messina zu thun und blieben bis zum Abend dort . Als ich die Landstraße von Giardini nach .Höre, was ich dir sage, Carmela! Auch ich liebe dich noch, aber nie kann ich dir vergeben, daß du mich zum Krüppel gemacht hast, und nie werde ich deine Schwelle überschreiten! Ich schwöre es!" .Nie!' sagte «». „Ich nehme deine Antwort nicht an, ich werde jeden Tag um „Ave Maria" auf dich warten, ich weiß es, du mußt, du wirst kom men!" Und noch einmal sein tiefes, entschiedenes „Niemals." Zwei Jahre sind seitdem verflossen. schließen, aus Taormina wegzuziehen. Und sie steht, wie heute, so all« Tage ums Abendläuten an derselben Stelle und erwartet ihn noch. Bis " s ?wo"n Kraft zusammen, sein Stolz verbie weiß?". . . Nach einig«» Tagen verließ ich Dir Ordonnanz. Der Abend hatte sich auf das blut getränkte Schlachtfeld von Eylau her niedergesenkt. Das Stöhnen und Aech zen der Verwundeten, die letzten Ver ängstliche Wiehern herumirrender Pferde erfüllten die Luft; zwischen den Leichenhügeln flackerte hin und zerfetzten Körper eines Waffengefähr ten. Die Ströme des Blutes tränkten die Uniforn> eines S«rgeanten der den Gefilden des Todes. Eine Viertelstunde später traten der das Zimmer ihres Wirthes. „Herr Gras," sprach mit schmerzer- Namen . . . General Constant Cor- Der Russe trat mit entblößtem Haupte an das Sterbelager. „Ich Er war persönlicher Adjutant Ih res Kaisers?" „Jawohl. Herr Graf. Vor kaum ei „Herr Graf, Se. Majestät der Weiß Ihr Kaiser von der Verwun dung des Generals?" „Nein, Herr Graf!" Ich halte es für Pflicht der Gast- lch gebe Ihnen «cht, Herr Graf! und offen verkehren! Aber gibi es nicht ein Mittel, ihm den Tod eines seiner Besten bis nach seiner Abreise „Gewiß, Herr Graf! Masso nier!" „Mein Kapitän!" „Der Kaiser wird sogleich erschei nt»! Du kennst seine Art und Weise. Er wird dich erkennen?" dieser Frage wirst du antworten, klar und offen: „Majestät! der General hat beid« Sporen auf dem Schlacht felde verloren!" Verstehst du. Mas« sonnier? Beide Sporen auf dem Schlachtfelde! Du lügst dann nicht, mein Alter, d«nn beide Beine sind ihm abgeschossen!" Da wird die Thür aufgerissen: „Se. Majestät der Kaiser!" Der Kaiser iib«rschritt die Schwel „Sire"," begrüßte ihn der Graf Zogoroff, „ich übergebe Ihnen hier mit die Schlüssel des Hauses!" Napoleon antwortete nur mit leich scharft Sergeant Massonier?" „Jawohl, Sire!" „Warte, Massonier . . . Jetzt kenne blicklich?"" „Majestät, er hat auf dem Schlacht felde beide Sporen verloren!" sich um und ri«f: »Massonier . . . warte . . .! Du wirst deinem General sagen, daß zu „Jawohl, Majestät!" „Siehst du, Alter, du hast nicht ge „Kapitän! der Befehl des Kaisers wirst deinem General« sagen...."" „Nun wohl, du Starrkopf! Du wirst es ihm dereinst sagen, dort oben Aber der Alte schüttelte nur sei» weißes Haar. „Kapitän! Ein Befehl des Kaisers Ein Pistolenschuß dröhnt durch dai Haus. Der Kapitän stürzt in das Zimmer. Zu Häupten des Todten „Ich werde den Befehl Sr. Maje stät sofort befolgen! Ich > . . werde dem General Corbineau melden, daß . . . der . . . Kaiser . . bei sein«« . . . Erstgeborenen . . . Pathe . . nur die Kinder mit Papierdrachen, sondern das Spi«l damit ist z. B. in Tientsin bei den erwachsenen Män rier bis fünf Mann gehalten werden müssen. Im Mittelpunkt jedes Drachens sind mehrere Metallsaiten nach d«m Prinzip der Aeolsharfe an hcrfliegens leise Musiktöne hörbar werden. Ueber den Ursprung dieser Sitte erzählen die Chinesen folgendes: Rebellen arg bedrängt wurde und die Truppen d«s letzten treuen Generals umzingelt waren, kam dieser in letz pierdrachen mit Aeolssaiten zu ver sehen und, als alles im Lager sinster und still war, steigen zu lassen. Der Wind war günstig, so daß die feind lichen Truppen in der Lust Töne zu hören glaubten, die wie „Fuhon, fuhon" (d. h. „Hütet euch vor Hon") klangen. In der Meinung, ihre Schutzengel ließen ihnen «ine War nung zukommen, ergriffen die Re bellen die Flucht, auf der sie von der glücklich befreiten Armee des treuen Generals verfolgt wurden... Auf abergläubische Gemüther übt in der That die Massensuggestion ein« ganz ungeheure Wirkung aus, wie erst neuerdings die Fabeln von nächtlichen Invasionen durch Luft schiffe bewiesen haben. Bräutigam?" CommercienrathS - Toch ter: „Kolossales die Höhe meiner Mitgift hat er ihn selbst bestimmen lassen." Der Strumpf als Heiralhsvermittler. In einer Stadt Australiens starb ein Wäschehändler, und da er große Schulden hinterließ, wurden seine Waaren öffentlich versteigert. Ein alter Advokat, ein Junggeselle, kaufte für einige Pence ein Paar Strümpfe. Zu seinem größten Erstaunen findet er in einem von ihnen «inen kleinen Brief: „Ich bin ein hübsches Mäd ledigen Herrn kennen lernen, mit dem ich mich verheirathen kann." Dann folgte Name und Adresse. Der Advokat war seiner Einsamkeit längst müde geworden, sah in dem Brief einen Wink de» Schicksalsund antwortete sofort. Nach wenigen Ta gen traf folgender Brief ein: „Mein« Mutt«r hat sich bereits vor zwanzig Jahren glücklich verheirathet. Die Strümpfe, von denen Sie sprechen, stammen noch aus jener Zeit. Meine Mutter hat mir j«doch Ihren Brief übergeben mit der Bemerkung, Sie könnten sich vielleicht für mich in teressiren. Ich bin achtzehn Jahre alt und habe den sehnlichen Wunsch, mich zu ixrheirathen." Ob die Hei rathslusiige mit dem alten Jungge sellen einig wurde, wird zartfühlend verschwiegen. Neue Spezialität. Köchin (ihr Dienstbuch überge kurze Zeit, wie ich sehe, Sie sind wohl „Flitterwochen-Köchin"?" Unüberlegte Kritik. ten gesehen hast. Löwen, Tiger, Affen nicht wahr?" Der kleine Willi: ich gibt's ja gar nicht!" Im Seebad. Herr: »Seitdem die Frau des Gesandten hier ist, hat sich das ge- Profefsor: „Wie alt schätzen sfahrenheit?" Ueberführt. Amtsrichter: „Das soll der so lange gesuchte Ein brecher sein?! Unmöglich! Der Mann hat ja keine rothe Nase!" Gen-
Significant historical Pennsylvania newspapers