Aus schwerer Zeit. Es war im Frühherbst des denl- Ivürdigen Jahns 1870, als ich ihn tennen lernte. Er stand vor einem Trupp französischer Kriegsgefangener, Hie vor dem Steindammer Thor an den Arbeiten für die nun vollendete Königsberg beschäftigt wa hren. Die Landwehrleute oerstan den offenbar die Rothhosen nicht, und so hörte ich, wie der alte Herr in Hut« m, wenn auch ostpreußisch breitem Französisch mit den Leuten sprach. Auch ich mischte mich in die Unterhal tung, und bald gelang es unseren Be miihung«n, d«n Streit, bei d«m es sich «ur um ein Mißverständniß handelte, zu schlichten. So wurden wir bekannt, der Alte «nd ich. Wir kamen in ein Gespräch, sch begleitete den alten Herrn nach der Stadt zurück, und wir endeten vamit. den Ansang unserer Bekanntschaft bei dem landesüblichen ostpreußischen Maitrank, dem Grog, in einer Con .ditorei zu machen. „Ich habe die Urgroßväter von !diesen Rothhosen gesehen," sagte der lalt« Herr, „aber, weiß Gott, sie sahen iiesser aus als diese verkommene Rasse." Ich muß ein sehr erstauntes Ge- ! ficht gemacht haben. „Sie hab«n die Besiegten von Jena noch selbst gese- hen?" fragt« ich verwundert. „Das sind doch schon 64 Jahr her." „Richtig," sagte der Alte, „Sie ha lben Ihre preußisch« Geschichte gut ge kernt. Ich war damals 19 Jahre alt. Sie zogen alle, soweit sich die Ee-! schlagenen nach Ostpreußen gerettet hatten, an mir vorbei. Damals war > ich ein fideler Student Juris an der! Albeitina. Und wissen Sie," fuhr idev klein« lederg«lbe Napoleon j hier unsere Preußen jagte, der ganzen Geschichte hätte ein Ende ma- > chen können? Ich, ja, ich allein! Di« Weltgeschichte hätte dann einen ganz anderen Verlauf genommen." Mir ward etwas unheimlich zu inuthe. Der Alte war gewiß nicht nor mal im Kopf. Ich stand auf und wollte mich von ihm verabschieden. „Ich geh- mit Ihnen, junger Mann," sagte er, und ein überlegenes Lächeln flog üb«r sein Helles, offenes Gesicht. „Sie halten mich für verrückt. Seien Sie ruhig, ich bin ganz ver nünftig. Nur das Schicksal ist «s nicht immer. Es spielt oft seltsam mit den -armen Menschenkindern. Nicht jeder, dem eine Waffe in die Hand gegeben «vird, weiß sie zu gebrauchen. Und wer den Augenblick nicht nützt «un, Sie kennen ja Ihren Schiller." So gingen wir denn zusammen, «nd ich habe es nicht bereut. Der alte war ein pensionirter Kreisge richtsrath aus einer kleinen ostpreußi schen Stadt, der seinen Lebensabend in der Stadt haben wollte, di« mit sseinen schönen Jugenderinnerungen verknüpft war. Als er wenige Jahre nach unserem Zusammentreffen da hinging, wurde mir aus seinem Nach laß ein Schriftstück übermittelt, das 'den Schlüssel zu den räthselhasten Worten enthält, die er in der Condi torei zu mir sprach. Ich lasse oen Alten hier selbst erzählen, nur weni Der Winter des Jahres 1806 auf wie das Geschick, welches das unglück liche Preußen betroffen hatte. Das Königreich des großen Friedrich lag thige Korse eilte ihm nach wie der Wolf dem Pferde in der Winternacht. Der russische Kaiser kam unserm Kö nig zu Hilfe, und so marschirte denn olles, was die Flinte hallen konnte, aus den schlechten Winterwegen der ostpreußischen Landstraßen. Ich stu dirte damals in Königsberg das Jus. Rede. Da kam mir ein Brief «ines Oheims in der Provinz sehr gelegen. Er war Mar len südlich von Königsberg, und da er mehr Gelehrter als Theologe war, so lag ihm eine Geschichte der Stadt und des Kirchspiels Eylau sehr am Her zen. Er hatte die Gicht in den Um wandte Feder, der er diktiren konnte. Diese Fed«r sollte ich sein. Kurz ent schlossen nahm ich an. Ich wand mich durch Russen und Preußen glücklich hindurch, und zu Weihnachten sah ich wie er sagte, und während er, im Wandeln diktireno, dicke Wolken aus seinem Ulmer hervorblies, flog zende Nymphe. Ich hatte vergessen, zu erwähnen, daß der Onkel Junggeselle war, und daß ihm die Tochter des Schulmeister? und Küsters die Wirth schaft besorgte, cas heißt neben einer alten tauben Magd zum Rechten sich. mich umgedreht und die Feder hinter« Ohr gesteckt, als auf das „Herein" des Onkels die reizende Rose ins Zimmer trat. Der Onlel schien das Interesse zu bemerken, daS ich an der Kleinen nahm, und er b«- gann für seine „Eylauische Historie" zu fürchten. „Es ist aut, Rose, du kannst gehen. Den Kaffee mach« ich mir selbst," sagte er. Die blonde Schöne machte einen graziösen Knix, und dann ward es wieder dunkel im Ich sah sie sobald nicht wieder. D«n Tag üb«r schrieb ich für den! Onkel, und w«nn ich des Mittags oder d«s Abends freie Zeit hatte, war sie beschäftigt. Da halfen mir end lich die guten Helfer der Liebenden, der kecke Muth und die schnellfüßige Gelegenheit. Des Oheims Knecht war eines Abends schwer «rkrankt. Ein Arzt tuar damals in Eylau ebensowenig zu finden wie eine Apotheke. Aber in Bartenstein, etwa drei Meilen von uns, gab's beides. „Da hilft nichts, Reinhcld," sagte der Onkel, „du muht mit dem Schlitten nach Bartenstein, den Doktor holen und die Medizin mitbringen. Aber noch heute Nacht mußt du zurück sein. Der Christisn liegt in hohem Fieber." Der Gedanke an eine nächtliche Schlittenfahrt war mir nicht sehr angenehm. Die franzö sischen Marodeurs sollten schon bei Bartenstein gesehen sein, die Wölfe machten diesen Winter Nachts die Ge gend unsicher, kurz, ich mußte als bra ver Mensch und Ostpreuße mein gan zes Kantisches Pflichtgefühl stark auf rütteln. Und da ging's denn. Flugs spannt« ich den Braunen vor den Schlitten, warf die Decke über, fleckte mir für die Kälte ein Fläschchen von d«s Onk«ls Aquavit ein, und fort klingelte es durch das durch einige Oellaternen spärlich erleuchtete Städt chen. Am Schulhaus« mußte ich vor ! über. Es brannte kein Licht in dem Giebelstübchen, das Rose eingeräumt war. War si« noch nicht schlafen ge gangen? Neun Uhr war vorüber, und der Wächter hatte schon sein« erst« Rund« gemacht. Ich hielt den Schlit ten an und lauschte. Alles war still. Eine unbezwingbare Lust, der Muth len Streich zu begehen, kam über mich. Ich war zwanzig Jahre alt und Student. Und ich dachte an das lieb lich« Kind, das nicht mehr aus mei nem Gedächtniß law. Ich knallte laut mit der Peitsch«. Ein Hund schlug an; es war der des Nachbars. In der Straße war sonst alles still. Da ging eine Thür. Eine weibliche Gestalt trat auf die Steinfließen. Sie hatte kein Licht, aber der Mond stand voll am Himmel, und ich erkannt« sie wohl, hüllt HOtte. Es war Rose. Offenbar hatte sie der Peitschenknall erschreckt. Sie wollte di« Thür schließen. Da rief ich: „Bitte, Mamsell Rose, er schrecken Sie nicht. Ich bin's, der Reinhold aus dem Pfarrhause. Ich will Ihnen nur Guten Abend sagen, und dann geht's auf die Reife." Si« war ganz ohne Ziererei, als sie mich erkannte. „Ach. der junge Herr," sagte sie. „Wollen der Herr schon wieder nach Königsberg zu rück?" Sie wußte also von mir, man hatte im Schulhause von mir gespro chen. Wir kamen in ein Gespräch. Ich stieg vom Schlitten, wickelte die Leine um einen Pfahl vor der Thür und trat auf die Steinstufen zu ihr. Ich war sehr höflich und sehr artig, aber in mir steckte der Fuchs. Als ich ihr von ineiner Fahrt erzählte, ward sie erst sehr traurig. „Ach, der arme Christian," sagte si« mitleidig. „Und wie gut Sie sind, daß Sie so in der kalten Nacht nach dem Doktor fahren. Aber ich thät's wahrhaftig auch. Und es muß doch recht schaurig schön s«in, so durch den Wald zu sausen, wenn der Mond auf die Eiszapfen der Tannen blitzt, die wie lauter Dia beneiden." „Wirklich?" sagte ich, und mein Herz war voll Tücke, „nun, dann uns genug da, auch wenn der Doktor mitkommt." Sie lachte lustig. „Das wäre ein Abenteuer. Ich schwatze aber hier so dumm, und derweil kann der , entgehen und kommen Sie mit. Sie können um Mitternacht wieder In Ih rem Bett liegen." „Gute Nacht," sagte sie, und ihre Zähnch«n blitzten bei ihrem herzlichen Lacken, „Sie sind ja ein böser Geist!" tief si«, während sie sich mir zu ent ziehen suchte, „wenn das der Herr Pfarrer wüßte." „Seien Sie ver nünftig, liebe Rose, es geschieht Ihnen nichts, ab«r Sie sollen mir und sich sie wollte vom Schlitten springen, aber es war zu spät. Ich hatte sanft aber fest den Arm um sie gelegt, und Pfeilschnell schoß der Schlitten da- Jhr erfüllt wird, das ist Haben, und die weiß, was sie «iner sittsamen Jvngfer schuldig ist." Keine Antwort. Nur ein leises Schluchzen. Woher wissen Sie das?" fragte sie Ihrer kleinen Schwester, die mir viel von Ihnen erzählt hat. Den Klopstock scheinen Sie halb auswendig zu ken- Richter all« oi« Oden lernen und flei ßig im „Messias" lesen. Der ist mir aber viel zu hoch, wenn mir auch di« keine Reime haben. Nm: den „Eis lauf", d«n hatte ich gleich im Kopf. Wie oft standen wir Schulmädchen am Schloßteich und sahen den Schlittschuhläufern zu!" „Da war ich gewiß auch darunter," sagte ich, nun redselig wurde. „Ja, wenn ich ge wußt hätte, daß die Jungfer mir oa zusah! Den Klopstock kann ich auch auswendig: O Jüngling, der den Wasserkothurn Zu beseelen weiß und flüchtiger tanzt. Laß der Stadt ihren Kamin! Komm Wo des Cristalls Eb'n« dir winkt! Möchten Si« nicht auch d«n Eis lauf versuchen? Ich gieße in unseren Garten eine Bahn, wenn das Teichels nicht hält, und wir laufen zusam men." „Das schickt sich nicht," er widerte Rose. „Mädchen dürfen ja in Deutschland nicht laufen." „In Holland und Schweden thun sie's, wie die Männer," sagte ich, „und die Zeit wird schon kommen, wo sie ohne Schaden d«r Ehrbarkit auch b«i uns die edle Kunst versuchen können. Aber Si« schauern zusammen. Ist Ihnen kalt? Ich will die Decke fe ster machen." „Nicht doch," sagte sie abwehrend, „aber mir war's, als hörte ich einen Schrei dort aus dem Wäldchen." „Sie fürchten doch nicht die Wölfe?" lachte ich. Di« wa g«n sich nicht bis hierher. Der Weg ist ganz sicher, wenn nicht —" Ich konnte nicht ausreden. Ein Geheul erhob sich, dort wo ein Eichenwäldchen seine brei ten Zweige der Landstraße entgegen streckte. Ueber unsere Köpfe pfiff eine Kugel. „Das ist schlimmer als die Wölfe," flüsterte ich ihr ins Ohr. „Halten Sie sich ruhig, der Braune läuft vorzüglich." Und dank meiner Peitsche flog er durch den Schnee, als wären die Wölfe dicht hinter ihm. „Ducken Sie sich hinunter," rief ich. „Schnell!" Ehe sie den Rath befolgen konnte, sauste es wieder über uns. Ab«r die Schüsse waren schlecht ge zielt. Als ich mich umdrehte, sah ich dunkle Gestalten es schienen mir Reiter aus dem Walde sich eilig hervorbewegen. Aber wir waren der gefährlichen Gesellschaft bald aus dem Gesichtskreis. „Gott sei Dank," sagte ich und ließ de» Braunen wieder in Trab fallen, „das ging gut vorüber. Sie haben sich wohl sehr erschreckt. Marodeure waren es oder Kosaken. Beid« sind gleich schlimm." „Ich dachte nicht, daß die Straße nach Bartenstein schon von Soldaten besetzt sei," meinte sie die Franzosen sagen, liebe Mamsell. Sie sind aber ganz elend geworden. Hier n«hm«n Sie einen Schluck Aqua brenntl" Sie schüttelte sich. „Thut nichts, jetzt wird Ihnen besser werden. Fürchten Sie nichts, wir sind hi«r zu nahe an d«» Stadt, als daß v«rsprengtes Gesindel sich hier aufhalten könnt«. Ich vermuthe, daß Bartenstein von unserer Armee besetzt ist. Die kennt km« Marodeurs, und TÄ Z««» nen ruhig s«in. Aber durch müssen wir, das sind wir dem alten Christian sche Nachthauch und alles so still, so geisterhaft selbst das Pferd läuft, gleich zu Ende. Denn schon schim merte das Licht des Thorwächters durch die stille Nacht. Da faßte ich „Rose, sind Sie mir noch böse?" Ich küßte es und suchte ihre Hand zu fas sen. Si« zog sie hastig fort. „Das war unartig, Herr Reinhold," sagte theke holen. Der Doktor schlief fast bekam Rose nicht mehr zu sehen. Ihr« wirthschaftlichen Geschäfte im Hause des Oheims richtete si« so ein, daß stand die stattliche Armee Alexanders, führt. Ich sie durch die Stadt schen Generale, den Itox i'n-tion, den Gott o«s Heeres, wie der Soldaten witz seinen Namen sprach. Di« Regi die Kanonen rasselten durch die Stra ßen und rissen das schlechte Pflaster auf. Die Bürger hielten sich in ihren Häusern, zuweilen klirrt« ein« Sch«i di« Geschütze, da knatterte das G«- das Pfarrhaus, in dem «in russischer Divisionsstab lag. Endlich siegten die Franzosen und setzten sich um die sen die Grenadiere der alten Garde. Die Schüss« krachten, das Geschrei der Kämpfer, das Wimmern d«r Ver- Bald hörten wir in der Richtung don S«rpallen her Geschützdonner. Es sollten, wie mir ein französischer Chirurg erzählte, 70,000 Franzosen im Feuer sein. Unheimlich dröhnte es über der armen Stadt. Versprengte Cavallerie klirrt« durch die Straßen, Wagen mit Verwundeten, di« wie die Heringe zusammengepackt waren, rumpelten schwerfällig einher, der Schnee rieselte unaufhörlich hernieder und färbte die bunten Uniformen weiß, es war für Augen und Ohren ein aufregend fesselndes Schauspiel. Da ich den Oheim sicher beim Schach spiel mit dem die Aufsicht führend«» Chirurgen unseres Lazareths wußte, so drängte ich mich mit der ganzen Sorglosigkeit der Jugend durch die im Grunde gutmüthigen, auch wenn sie blessirt waren, heiteren Franzosen, mir mit einem französisch«» Scherz wort die Wege bahnend, bis ich zum Schulhause kam. Denn dahin zog mich das Herz. Ich sah durch die zerschlagenen Fenster des Unterstocks in die Schulstube. Die Bänke waren zerschlagen, auf der Erde lagen Fetzen blutgetränkten Verbandszeugs, di« Tinte war ausge schwemmt, die große Wandtafel war über zwei Bänke gelegt, und darauf lag ein todter Voltigeur, mit starren Steintreppe hinauf. Oben traf ich die halbwüchsige Magd. Der Herr Lehrer sei krank und läge zu Bett, die Kinder — „Ja, wo ist die Mamsell?" war sie? Ich kam an d«r Kirche vorbei. Da, was war das? Hörte ich recht? Orgelklänge in^ dieser Gotteshauses. Ich eilte zur Or leucht«tc. Ich sprach kein Wort. Aber der Frieden Gottes, der höher ist als Welt." Ich hatte sie noch nie so spre der Ordonnanzoffizier half, und ging schnellen Schritts in die Kirche. Jetzt sah er mich und ich ihn ganz in der ten sich wie ein Messer in d» meinen. Ich stand starr. Jetzt wußte ich, wen ich vor mir hatte. Wie oft hatte ich das Bild des Berhaßten, Gefiirchteten gesehen! ich die Fassung. Ich stellte mich selbst zeigen." verstehen. Der Kaiser wollte vom Thurm aus das Schlachtfeld beob acht«». „Wenn Majestät belieben wollen," begann ich mit unterwürfiger Hand- Stufen schadhaft. Befehlen Majestät, daß ich führe?" „Nicht nöthig," sagt« der Gewalti ge, indes er eine mir ausfallende Be wegung mit dem Ileinen Finger der linken Hand macht«, den er in der Richwoz nach der offenen Kirchthür inachte. Der Offizier schien ihn zu verstehen. Er verbeugte sich und reichte dem Kaiser ein Etui. Napoleon nahm eine Landkarte und ein Fernrohr au! dem Etui. Dann schritt er die enge Trepp« hinauf, schnell und sicher. Der Offi zier trat auf mich zu. „Sie werden sorgen, daß niemano hier eintritt, während Seine Majestät sich oben be findet. Ich bleibe in der Nähe." Ich nickte und verabschiedete mich sehr kühl von dem Franzosen. Einen Augenblick dachte ich nach. Es war der wichtigste Augenblick meines Le bens. Ich und er der mächtige Be herrscher der Welt und der arme Student. Und doch er war mein Gefangener. In der nächsten Minute mußte er es sein. Nur eins war noch zu thun. Den Offizier mußte ich nie derschlagen. Draußen hielt noch ein Guide bei den Pferden Wache. Aber wenn ich die Kirchthür geschlossen und den Ordonnanzoffizier unschäd lich gemacht hatte, dann sollte mir nur der Guide an der Thür rütteln. Erst mußte freilich die Kirchthür ge schlossen werden. Steckte der Schlüssel darin? Ja, ich sah es von weitem. Meine Fiiße zitterten, als ich auf die Thür zuging. Was war das? Jag ten da nicht schwarze Prittwitz-Husa tenköpse, auf den Markt? Es war kein Blendwerk. General L'Estocq, auf dessen Unterstützung die Russen gehofft hatten, mußte eingetroffen sein, denn die Schwarzen gehörten zu dem preußischen Corps, das er führt«, Ich sah nur noch, wie der Guide schreckensbleich die Pferde fortriß und Reißaus nahm, von den Husaren ver folgt. Ich wollte ihnen zurufen, aber sie waren nur wenige hatten sich in die Stadt gewagt schon davon gejagt. Aber die Preußen waren nahe, und das stärkte mich im Ent schluß. Ich durfte keine Zeit mehr ver lieren, denn der Kaiser konnte vom Thurm aus die Husaren bemerkt ha ben und schnell herabsteigen. Aber erst der Offizier! Wo war er? Er lag auf der Kirchenbank und schlief. Jetzt mußte ich's vollenden. Unseres Schillers großes Befreiungs- und Geßler! Der Pfeil mußte schwir ren. Mit dieses Geßlers Tod oder Gefangenschaft war das Vaterland gerettet und sein R«tter ich, der Tell Deutschlands! Schnell stieg ich die ausgetretene Treppe hinauf. In die ser Minute drängte sich ein Entschluß zusammen, der für Jahrhunderte fol genreich sein konnte. Tell! Hier war auch ein Hinterhalt, hier war ein Tyrann wie Geßler. Aber es hatte galt ja die Befreiung des Baterlan des. Noch ein paar Stufen und ich war oben, wo der Kaiser stand. Biel die Ferne spähte, von hinten beschlei chen. Ich athmet« tief. Das Herz wollte mir zerspringen. Ich blieb ste hen. Plötzlich schoß es mir durchs Hirn: Du bist im Begriff, etwas Fei ges zu thun. Aug' in Auge, Mann an Mann, im heißen Ringen um das wcht/ aber ich war ein Deutscher. Ich hatte als Kind den Mann noch gesehen, der von Königsberg aus der Welt die Idee der sittlichen Pflicht gepredigt hatte. Die That, die ich vor hatte, wäre der Kantschen Lehre nicht würdig gewesen. Und dennoch di« Pflicht muß schweigen, wenn sie der Rettung des Vaterlandes widerstrebt. Noch eine Stufe und eine Sekund«! Ich hörte seine Schritte. Im nächsten Augenblicke kann's zu spät sein. Da ertönten leise Klänge. Das ist Rasens Choral! Ich bin ein Christ und dies ist Gottes Haus, di« Stätte des Frie der. lichen Klänge des Chorals. Französi sche Reiter blasen zur Retraite. Die Treppe knarrte unter den Schritten „Sie haben hier Wache gehalten?" Ich schwieg. Nur eine stille Verbeu gung. „Das ist brav. Ich danke Ihnen.' Eine Partikulanstin. ein Norddeutscher folgende drollig» Geschichte: In Patenkirchen weilend, wollten wir Schloß Linderhof besu chen. Man rieth uns, mit dem Stall wagen dorthin zu fahren. derbe Frau, pries uns mit großer Zungenfertigkeit ihre Herrlichkeiten an. Als wir dankten, wies sie mit dem Bemerken auf die ausgestellten Ansichtskarten: „Niemand geht aus dem Laden, ohne schöne Karten mit zunehmen". Wir kauften einige und baten um Postmarken dazu. „Sieh mal", meinte dabei mein Begleiter, „die bayerische Marke ist auch noch ein Zopf aus alter Zeit, mit dem man brechen könnte." „Was", fuhr nun die Frau auf, „ein alter Zovp! Na. der Zopp ist ja fast das Einzige, was uns de Preißen gelassen haben. Was Haben's uns alles genommen? Ja, ja, wenn die könnten, de Zug spitz' hiitten's fortgetragen und vor'? Berliner Schloß gestellt. Ueberhöflich. Resi: Mit was könnt' i den Her ne» Rollmops zusammenfassen. Gut ausgeredet. Di« Hausfrau hatte Besuch b«kommen. Die notorisch böswilligste Klatsche der Stadt beehrte sie mit ihrer G«- „Jetzt ist doch hoffentlich di« alte Katze weg!"— Fürchterliches Schwei gen war die Antwort; denn gerade, als er das letzte Wort sprach, blickte schickt!" lernt. der: Ich habe ein paar wirklich faule Kunden. Diese Beinkleider zum Beispiel habe ich schon zum vi«rlen mit ihnen einen Tritt, daß ich hin- Die Unschuld vom Lande. Neues Dienstmädchen (mel-
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