von Euf, » »»ler»seld.«°»rl»rem. (S. Fortsetzung.) „Nun, davor sind wir ja allesammt sicher," lacht« Tas, „wenn man nicht gerad« Chidher, d«r ewig junge ist.' „Oder AhaSver, der ewige Jude, warf Greifens« ein, aber zu Tas ge wendet. Od«r Ahasver," wiederholte Gi roflet düster. „Es giebt vielleicht mehr Ahasvers auf d«r Well, als die kurzsichtig« Morschheit sich träumen läßt. Wiedergekommen« oder dage bliebene. Sie hab«n g«wiß schon von Menschen gehört oder gelesen, die eine ganz deutlichi Erinnerung an «inen früheren Wandel aus Erden hatten?" „Stuß!" sagt« Tiefenthal imßrust ton der Ueberzeugung. „Wallenstein zum Beispiel." fuhr Giroflet fort, ohn« den Einwurf zu beachten, „Wallenstein hat mehr als «inmal gesagt, «r hätt« deutlich« Be weise Beweis«! an -ine früher« Existenz seiner selbst gehabt." „Wo steht denn das?" fragte Tai mit großen Augen. „Das steht nirgends als in meiner eigenen Erinnerung," erwiderte Gi roflet mit einem Seufzer und in die Ferne verlorenem Blick. „Wallenstein hat es mir selbst gesagt. Es war in Eger, zwei Tage vor seinem schreck lichen Tode." Tas' Augen wurden noch größer, erstaunt und entsetzt sah sie erst den Sprecher und dann Greisensee an, und dann mußte sie lachen. daß Sie Wallenst«in persönlich ge kannt haben?" fragte sie. „Das will ich allerdings sagen auf di« Gefahr hin, daß die gnädigste Komtesse mir nicht glauben sollten," erwiderte Herr Giroflet mit uner schüttertem Ernst. „Denn ich gebe zu, daß ein solches Phänomen nicht ohne weiteres begreiflich erscheint und bin es gewöhnt. Lachen und Achsel zucken zu b-gegnen. Dennoch hab« "zuthtil. Ihre Gräfin Mutter dazu zu zählen." .Ja?" fragte Tas mit dem freund lich versucht. Leute mit „fixen Jd«n" zu beschwichtigen, damit sie keinen „Ausbruch" bekommen. „Gehörst Du auch zu der Gemeinde des Herrn v. Giroflet?" wandte sie sich an Greifen see, mit der ganzcn Naivetät des Pen sionsmädchens d«n jungen Mann in «ine ungemein heikle Lage bringend. „Aber, Tas wer fühlt denn den Leuten so auf den Zahn?" sagte er mit komischem Vorwurf. „Herr von Giroflet pflegt jeden vor die Pistole zu fordern, der sein hohes Alter in Zweifel zieht." „Nein!" rief Tas erschrocken. „Ganz begreiflich!" schrie .Tiefen thal" dazwischen. .Wenn man sich schon mit Abraham über die Bich» preise unterhalten hat, da will man das doch nicht vom ersten bestenGrün schnabel in Zweifel gezogen sehen alles, was rechts und links ist, ruee,' das will man nicht!" „Wie ist das zu verstehen?" fragt« Herr Giroflet scharf. .Zu verstehen?" wiederholte „Tiesen thal" mit einem solch meisterhaften Biedermannsausdruck, daß der Fra gn das Mißtrauen nolens Dolens an den Nagel hängen mußte. „Mir hat neulich auch mal einer gesagt, ich könnte den alten Lehmann wissen Sie, den, der's immer so machte, wie wollte nicht gewnnt ha «in Lächeln unterdrückte. „Nur Herr von Giroflet sieht doch so alt nicht aus » einen verbindlichen Lächeln und küßte der Gräfin mit einer Ergebenheit die Hand ,als wär« sie eine regierende Fürstin. Das war so seine Art: jede und jeder fühlte sich im Berl«hr mit ihm als die von ihm am meisten ge ehrt« und bevorzugte Person, und das zeugt« sicher für eine sehr vorge schrittene Lebenskunst. Es gab zwar die höhere Verstellung. In's Gesicht das dem Vicomte zu sagen, hätte De witz Niemand fertig gebracht, denn dazu war seine Art für den Moment zu überzeugend, und seine Fr«und«, deren er viele hatte, mehr vielleicht als er selbst wußte, schworen darauf, daß er g/nau fühlte, was er sagte, und daß sein« harmlose Menschen freundlichkeit «hn auch an unbedingte ükgenseitigkeit glauben lieh. Ihm zu mißtrauen, wäre einfach unmöglich gewesen, und vermöge dieses Privi telnd, mit dem liebenswürdigsten Lä santen Artikel von Ihnen im „Spi ritist" gelesen wie, Sie haben ihn fort, „der Artikel handelt von No täi des Stoffes geschrieben —" „Mit der Leute, die ein paar Stein« gefunden haben, über Babel schreiben," fiel Giroflet melancholisch ein. „Was die Leute über Nostra damus zu wissen vorgeben, steht in Wissenschaft zuckt die Achseln. Wozu hört!" senthal" sich abwenden mußte, denn >r kannte die „Pose" des Herrn Giroflet, mit der er sich seine Stellung in d«r Gesellschaft gemacht, kannte die un schuldsvolle Art des Japaners, mit der er, ohne zu zucken, d«n Eiffel willkürliche Abwenden bemerkte, konn te mit Sicherheit nicht verneint wer den, denn er bemerkte alles wie sen forschenden Blick in den freund lichen schwarzbraunen Augen, mit de nen der asiatische Diplomat zu ihsi aufsah. Aber „Tiefenthals" dröh nende Versicherung, daß es ihm riesig interessant wäre, zum erstenmal mit einem lebendigen Japaner zu sprechen, da er dieses Volk bisher nur aus d«r Operette „Der Mikado" kenne, amü sirte den Vicomte so sehr, daß er laut Tas hatte sich beim Eintritt des Vicomte etwas zurückgezogen, wurde aber jetzt von ihrer Mutter in den ten: „Mein lieber Vicomte, gestatten Sie mir, Sie meiner Tochter vorzu stellen!" Ununee drehte sich beflissen um und machte beim Anblick der jungen Dame eine Bewegung der Ueberraschung, die verrieth, daß auch er ein Mensch war, gewissen Gefühlen zugänglich. „Meine gnädigste Komtesse," sagte er strahlend, „ich glaube, nein, ich bin sicher, Sie gestern Nachmittag schon gesehen zu haben. Ich ging hier vor bei, und Sie standen in einem Zwie gespräch mit dem Droschkenkutscher." „Das heißt," fiel TaS lachend ein, „ich zankte mich regelricht mit ihm um die Fahrtax«! Er verlangte mir eine Mark zu viel ab, und da ich bloß noch fünfzig Pfennig in der Tasche, beziehungsweise in meinem ganzen irdischen Besitz hatte, so mußt« ich den Kampf schon aufnehmen, trotz- Gräfin mehr aus Pflichtgefühl für die Aesthetik des Vorganges, als aus Interesse zur Sache, während die än liche sogenannte Noblesse. Aber „ernst ist der Anblick d«r Nothwen digkot", sagt Schiller. Und mit diin schung und gab nach. Ergo müßtest Du der Indiskretion des Vicomtes «ine Dankadresse für Dein« r«stir«nde fünfzig Pfennig stiften." „Es ist wahr," jubelte Tas amu siri. „Was soll's sein, Herr Bicomte Nougat oder saure Drops?" „Hahaha! Nun weiß man ja gleich, was Eure Lieblingsschleckerei ist," lachte.Tiesenthal" mit Behagen. .Verrathen, Komtessel!" „Ach, woher nur!" vertheidigte sich Tas, wie «in« Rose erglühend, aber ihre Wahrheitsliebe siegte ohne Kampf. .Mm," macht« sie, mit der Hand auf den Magen. .Giebt's denn überhaupt was Besseres als Nougat? So wie ihn die Türken auf den Jahr märkten verkaufen. Wird in Japan auch Nougat gemacht?" „Der beste Nougat, den's über haupt giebt," versicherte Ynunee mit einer Eindringlichkeit, als bestätigte er die höchsten Güter seines Belkes. „Unser Zucker und unser« Man deln —" „Was wird durch dieses brach ihn die Gräfin mit einerScherz haftigkeit, hinter der eine so schnei dende Schärfe steckte, daß der Harm loseste darüber nicht gelächelt hätte. „Durch Jahre suche ich den intellek tuellen Ton zu heben und zu veredeln, und nun wird ganz laut von Drosch kentaxen, Nougat und anderen solchen Dingen v«rhand«lt, di« ja ganz in teressant sein mögen für Leute mit einem bestimmte» beschränkten Ge sichtskreise —" Sie brach ab, wi« ange«kelt von der Sache, und warf TaS einen wenig freundlichen Blick zu. den Greisensee ihr mit einem dicken Strich aus's jberbholz schrieb. .Ah, natürlich, wenn man, wie gnädige Gräfin, auf gewissen Höhen WM —" sagte der Vicomte mit sei nem liebenswürdigst - harmlosesten Ausdruck. „Ach, leider ist für all« dort oben nicht Platz! Ich beneide Ihre Höhe, aber sie erreichen Ver niessenheit für mich!" „Für mich ist das Bergsteigen über haupt nichts," erklärte „Tiesenthal" gemüthlich. „Da bleibe ich schon lie ber unten und rede von Dingen, die mich angehen. Und dann sehr Ihr, Frau Gräfin, w«nn ich bei mir im Treibhaus bin und eS läßt einer mal die Thür auf. daß so «ine Lunge^voll das außerordentlich wohl. Paßt einmal auf, die frische Luft, di« Euch Tas in Euern stilvollen Salon schafft, wird Euch riesig gut bekom men und Euch wieder jung machen na, sagen wir dreist so um ein fünf zehn Jährchen Minimum. Nicht aus wendig, wißt Ihr, denn das habt Ihr nicht nothwendig, aber inwen dig!" Der Dienez, der mit dem Thee ein trat, unterbrach diese kunstlos« R«d«, welche die Gräfin mit einer wahren Märtyrerinien« angehört. Eine Ant wort darauf unter ihr«r U«berwürde haltend, beschäftigte sie sich mit der Zubereitung des Thees, wobei Giro flet, nachdem sie TaS nicht eben sehr freundlich abgewinkt, zu ihr trat und ihr mit leiser Stimme etwas sagte, was „Tiefenthal", trotzdem er mit ei ner Gewandtheit, die ihm keiner zuge traut hätte, auch an den Theetifch trat, nicht verstand. Aber seine Nähe gab den Gedanken der Gräfin jeden falls «in« unvorhergesehene Richtung, denn ihm eine Tasse reichend, spendete sie ihm ganz unerwartet ihr müdestes Lächeln und sagt« mit ihr«r losesten Stimme: „Da Sie, lieber Baron, für die Jugend mit ihrer mir soll ich sa gen leid«r unverständlich geworde nen Brutalität d«s Ausdrucks so vi«l Sympathie haben ich will ja gern zugestehen, daß das Aufwärtsschreiten erst mit der Erkenntniß dessen, was das Leben ist und fordert, kommt so könnten Sie für meine Tochter, die meinem innern Leben natürlich noch himmelfern stehen muß, «twas thun, was man so im mißv«rstandenen Be grisfe .Amüsement" nennt. Wollen Sie?" „I nu ja 'i kommt drauf an, was es fein soll," erwiderte .Tiefen thal" treuherzig. „Nur, wenn ich etwa Kopfstehen oder auf den Händen laufen soll, dazu bin ich jetzt ein Bissel ungelenkig geworden—" Die Gräfin erwiderte die meister haft gespielte Begriffsstutzigkeit mit einer abwehrenden Handbewegung. „Ich bitte Sie meine Tochter wird doch über diese barbarischen Amüsements hinaus sein," meinte sie mit einem wirklich ehrlich entsetzten Blick auf die ahnungslose Tas. „Ei leicht di« Güt« haben würden, Si« in ein Theater zu führen. Man giebt da im Kronprinzentheater ein neues Stück, ein« Operette, glaube ich, die sehr amüsant sein soll nicht wahr, Herr Giroflet?" junge Damen," erwiderte der Ange redete mit ein«m raschen Blick auf seine Wirthin. „Tiefenthal" zögerte einen Mo ment, denn der zarte Auftrag stand eigentlich nicht in seinem Programm, aber d« raschen Ueberlegens ge wohnt, das ein Hauptfaktor in seinem Berufe war und ihn zum blitzlicht ähnlichen Ueberblick für alles Für und Wider geschult, dauerte die? Zö gern nicht länger, als in den Charak ter seiner Rolle paßte. .Eigentlich hab' ich heut' Abend abreif«n wollen," sagte er mit der charakteristisch«!! Ehrlichkeit des von ihm repräsentirten braven Muster gutSbesitzerS, „aber das passirt einem doch nicht alle Tage, daß man «in hübsches junges Mädel ausführen darf. Geht dnr höllisch glatt 'runter, das! Sagt emal, Komtessel," schrie er über die Schulter weg, „wollt Ihr h«ut' Abend mit mir in s Kronprin- ! zentheater?" „In die neu« Operette?" rief Tas vergnügt. „Das ist ja reiz«nd! Darf ich denn aber?" setzte si« zu ihrer Mutt«r gewendet hinzu. dert« die Gräfin. „Ja, kommst Du d«nn nicht mit, Mama?" „Rein ich Operetten sind nicht mein Genre. Und da di« Ge leg«nh«it für Dich so günstig ist —" „O, ich kann ja aber gut auf eine ander« wart«n, mit Dir, Mama!" „Nein, nein nimm nur die Güte des Barons heute an," rief die Gräfin mit ungewohnt«! Hast. „Ich habe füi heut' etwas anderes vor eine Verabredung, wobei ich Dich doch nicht mitnehmen könnte, und damit es Dir nicht zu einsam zu Hause ist. wärst Du im Theater ja vorzüglich untergebracht slli d«n Abend." „Tiesenthal" hatte inzwischen sei nen Plan gemacht, sieilich wohl auf Kosten der persönlichen Freiheit des noch ahnungslosen Greisensee, der mit beiden Ohren sozusagen dieser merk würdigen Entwicklung dieses so wie so merkwürdigen Besuches zuhörte und d«n Mund schon zu einem „aber" aufmachte, das er nur mit Mühe un terdrückt-, weil ihm di- Person von Tas in dieser Gesellschaft gegen d-n Strich gehen wollte. Daß Windmül ler „Vertrauensperson" war, hielt das „aber" noch nicht zurück, denn gestoh lene Dokument- und Werthsach«n wa rm am Ende doch noch ander« Ob jekte als junge Mädchen, aber man durfte dem großen Mann« wohl nicht eher hindernd cntgegentreten, bic man wußte, was er beabsichtigt-. „Schön," sagt« dieser, „das wäre also abgemacht, und prächtig wollen wir uns mitsammen amüsiren, gelt, Komtessel? Na. meine Alt« wird nicht schlicht eifersüchtig sein, wenn ich ihr das erzähle! Ei verflixt! Ja. aber 'n Brief muß ich ihr schon schrei ben hm, ja, das muß ich. Könnt Ihr mir 'nen Bogen und ein Eouvert stiften, Frau Gräfin?" .Gewiß, gern, lieber Baron. Wol len Sie an meinem Schreibtisch schroben?" war die bereitwillige Ant ort, und „Tiesenthal" folgte ihr in's Nebenzimmer, das, im unbequemsten und verrücktesten „Ueberstil" eingerich tet, d«r Gräfin als .Studio" diente, wie sie d«n Raum zu nennen beliebte; „Boudoir" war so .überlebt". An dem breiten, bohnenförinig ge stalteten Schreibtisch mit seinen Bronzeutensilien in v«rzerrten For men nahm .Tiefenthal" Platz, und die Gräfin gab ihm einen Briefbogen und Umschlag mit stilisirtem Blumen schmuck, aus d«m, in der so beliebten Symbolik der l-tzten Kunstrichtung, Schlangen züngelten. „Nee, habt Ihr denn nicht einen gewöhnlichen glatten Bogen?" fragte er ungenirt. „Meine Alte hat näm lich ein«ii gräßlichen Grugel vor Schlangen, und für mich alten Kerl sieht so 'n Giggerlpapier so unpassend aus!" Achselzuckend gab die Gräfin ihm ein dickes, rauhes, weißes Papier mit Umschlag, und während sie in den Salon zurückkehrte, fing «r an zu schreiben; nicht gerade mit der Ueber schrift: Lieb« Throne, aber immerhin Mei oder drei Zeil«n, di« er dann in das vorher einer genauen Inspektion unterzogene Couvert steckte. Danach schien er eine Weile ganz in die Be trachtung der Objekte auf dem Schreibtisch versenkt, ja, es darf nicht diskretion beging, di« Löschblattunter lage, auf der er geschrieben, zu durch blättern und einen Notizblock auf seinen Inhalt zu prüfen. Auch für die Durchsicht eines Adreßbuches im grünen Maroquineinband zum Pri er sich gemächlich und trat wieder in den Salon. „So," sagte er, »das wäre besorgt. .Harte Arbeit, das Schreiben Schriftsteller würde ich nie werden, das steht bombenfest! Na, und nun iverd« ich mich drucken, damit ich pünktlich hi«r s«in kann, um nirin Komtessel abzuholen. Ich hab' di« Ehre, Frau Gräfin, und wenn Sie etwa einen Auftrag für mich haben Fritz, Du kommst doch mit, oder haste noch nicht genug Thee g«fchlap pert?" .Sie haben Ihren ja noch nicht wie sagten Sie? Geschlappert!" rief der Vicomte, auf die von „Tiesen thal" sortgestellte Tasse deutend. „Die deutsche Sprache hat immer neue Ueberraschungen sijr mich. Ich habe das Zeitwort „schlappern" noch nie gehört!" „Ich würde es an Jhrer^Sklle schungen erlebeni wenn Sie irgend eine hohe Würdenträger!» zum Bei spiel dienstbeflissen fragen wollten, ob si« etwas zu schlappern befiehlt!" .Jede Sprache hat ihre Fallen, vor denen man sich zu hüt«n hat," ließ sich Herr Giroflet melancholisch verneh men. „Ah, ich verstehe: der Herr^Baron „Dialekt sprach er," erklärte Grei- und einem ganzen Blick auf Tas setzte «r hinzu: „Ja, ich komme natürlich mit." In Gedanken verloren stieg er stumm mit seinem Begleiter die Trep pen hinab, und auch bis zur nächsten Straßenecke kam lein Wort über sein« Lipp«n. Da aber, ehe sie di« Straße kreuzten, blieb er stehen: »Sehen Sie," sagte er fast feierlich, .das ist doch das größte Räthsel, was es in der Welt giebt: wie kommt eine so gräßliche Mutter zu einer so rei zenden Tochter?" Und da Windmüller - Tiefenthal auf diese tiefsinige Frage im ersten Moment nicht gleich eine befriedigende Antwort wußte, setzte Greifensee in ehrlichster Entrüstung hinzu: „Auf die Dauer muß si« ja b«i der Mutter einfach verkommen, und statt daß man sich des armen Mädels et was annehmen kann, sitzt nun der g«lbe Japaner ob«n und schneidet ihr nach Noten die Cour!" Windmüller sah seinen Gefährten mit einem Auge an und schüttelte den Kopf, aber nicht unfreundlich; ja, in der Mißbilligung des Gedankengan ges des jungen Mannes lag sogar ein entschiedenes Wohlwollen. „Na," meinte er trocken, „Sie kön nen ihn ja heut' Abend im Theater ablösen, denn ich rechne sehr auf Ihre Anwesenheit. Unter meiner Patro nage ist das durchaus erlaubt. Uebri gens als ich mich zur Erreichung eines bestimmten Zweckes heute zu der Gräfin begab es wird Sie viel leicht interessiren, zu hören, daß ich von diesem Zweck« wirklich etwas er reicht habe da ahnt« ich freilich nicht, daß ich damit zum Läni merhirten avanciren würd«. Das kam mir überraschend." Greisensee mußt« unwillkürlich lä cheln. „Ganz sind Sie in Onkel Tiefen thals Geist doch noch nicht eingedrun gen, sonst würden Sie „Gänsejunge" gesagt haben," meinte er und setzte dann ernst hinzu: „Entschuldigen Sie meine scheinbare Teilnahmlosigkeit an unsern Angelegenheiten, aber auch mir ist etwas überraschend ge kommen. Zunächst: Unter welchem Vorwande wollen Si« sich des Amtes als Lämmerhirte entziehen?" „Gar nicht will ich mich ihm ent ziehen, die Sache paßt mir ganz gut," war die überraschende Antwort. Greifens« blieb stehen. „Aber doch nicht in dieser Maske?" fragte er entsetzt. „Das Spiel war schon oben bei meiner Tante gewagt genug, denn wenn On kel Tiefenthal davon erfährt, was soll ich dann sagen? Doch öfsentlich in's Theater können Si« so nicht ge hen!" „Wer A gesagt hat, muß auch B sagen," «ntgegnete Windmüller achsel zuckend. „Gewiß könnte ich mich ganz leicht drücken, aber wie es ist, paßt es mir so besser. Mit meinem Ori ginal werden wir die Sache schon in Ordnung bringen, und sollte ich selbst zu diesem würdigen Manne reisen. Der Onkel Tiefenthal bleibe ich nun mal für heute, daran läßt sich nichts mehr ändern. Beabsichtigt hatte ich es nicht, aber das Bild hat sich ver schoben. Ich komme nun, bis «s Zeit phongespräche der öffentlichen Fernsprechstelle ablassen." „Konnten Sie nicht einfach als Windmüller zu meiner Tante ge hen?" fragt« Greisensee vorwurfsvoll. „Giroflet - Ahasverus und d«r Vi dec «rstere sogar sehr persönlich," ent gegnet« Windmüller. „Ich hätte ja wohl eine andere Maske wählen kön hat auch jetzt noch sehr viel« Vortheil«. Für Sie, Herr von Greisensee! Bil den Sie sich mal jetzt ein, Sie sind Sindbad, der Seefahrer, und ich bin Ihr Meergreis die Stunde, wo Sie mich wieder loswerden, wird Der Trost auf künftige Zeiten ist immer «in recht mangelhafter, beson ders, wenn einem die Gegenwart un der junge Mann keine greifbaren Re sultate von dem räthselhasten und, wie er in seinen innersten Gedanken sich zu bemerken erlaubte, thörichten Beginnen des berühmten Detektivs sah. Er selbst kam sich dabei vor wie ein Kind beim Blindekuhspielen. Aber was Half'S der „Meergreis' war so gut wie s«in Wort, und nach- „lch fünf Schlafstubenthiir und hatte mir au» der Bibliothek des Herrn Barons ein Buch entlehnt. Ohne dem Herrn Ba ron zu nahe treten zu wollen: das darüber eingenickt, machte aber gleich auf, als die Thür zum Wohnzimmer aufgeklinkt wurde. Ich wie ein ge ölter Blitz in di« Höhe fahren, war «ins, aber ich hatte das verflixte Buch vergessen, und bums! fällt das dabei zu Boden. Danach die Thür wieder sachte zugemacht wurde." .Es«l!" sagte „Tiesenthal", indem er hinzufügt«: „Ich meine die Per son, die die Thür gleich wieder zuge „Ach nein, der Esel war ich," «nt gegnete Pfifferling mit schönerSelbst «rkenntniß. „Ich war aber gleich mit einem Satz an der Thür und sah in den Korridor hinaus, aber der war so leer wie meine Tasche." „Sonst noch was zu melden?" fragte Greisensee auf einen ermahnen den Blick Windmüllers. „Frau von Seewirth haben heut' Kaffeevisit«, und so an zwölf Damen sind dazu angetreten," berichtet« Pfif ferling. „Ferner ist der Konditor junge gekommen und hat dazu ein« Eisbomb« gebracht, und Fräulein Lina hat alle Händ« voll zu th'un mit der Bedienung d«r Damen. Die aus dem dritten Stock sind auch da bei. Die Studentin kam gegen drei Uhr heim, als di« Herren eben fort waren, und ist vor zehn Minuten wieder ausgegangen, mit einem gro ßen, verschnürten Packen beladen. Botschaften für den Herrn Baron sind „Na, es ist gut, Pfifferling Sie können jetzt gehen, müssen aber um ein halb sieben Uhr wieder hier sein," sagte Greisensee, und als der Auf wärter mit einem .Schön, Herr Ba ron," verschwunden war, sah er sei nen Gast erwartungsvoll an. Windmüller zuckte mit den Achseln. .Es ist vielleicht noch gar nicht so schlecht, daß das heruntergefallene Buch die Person verscheucht hat, die das Zimmer betreten wollt«," meinte er nachdenklich. „Pfifferling kann sich auch nur eingebildet haben, daß man di« Thür aufg«macht hat." .Darf man frag«n, was die für Ihre Zwecke praktisch erreichten Re sultate Ihres Besuches bei meine. Tont« sind?" fragte Greisensee nach einer Pause. Windmüller holte aus der Brust tasche seines Rockes ein zusammenge faltetes Stück rosa Löschpapier hervor und trat damit vor den Spiegel auf de: Konsole zwischen d«n beiden Fen stern. „Die Frau Gräfin," erklärte er, „ließ mich meinen Brief der ne benbei, wi« Si« wohl errathen haben, eine Finte war auf ihrer höchst stilvollen Löschmappe ihres Schreib tisches schreiben. Ich habe für die Löschmappen mich in meinem Beruf intereffirender Leute eine ganz beson ders zärtliche Neigung, speziell, wenn sie Damen gehören. Und die Frau Gräfin hat dazu noch die Gefälligkeit, einen herrlichen geschliffenen Steh fpiegel auf ihrem Schreibtisch stehen zu haben, natürlich nur, um sich selbst ungehindert beim Schreiben bewun dern zu können. Aber der Grund ist ja gleich. Nun, diese Löschmappr, nach der mein Sinnen und Tracht«« ging, hat mich, wi« so ost schon, nicht im Stiche gelassen; ich habe ihr sogar ein Blatt entführt gestohlen, wenn Sie wollen und wenn Si« dqs/ darauf abg«löfcht« Negativ «in«s Au tozraphs Ihrer Frau Tante als Po sitiv sehen wollen, so treten Sie n»» eb«n mal vor den Spiegel hier!" Greifens«« zögerte einen Moment vor der ihm zugemutheten Indiskre tion, so sehr war er noch „Neulings, aber dann siegte doch Etwas in dem Blick« seines Er traten vorgehaltenen Löschblatt« die ziemlich deutlich abgedruckte Zeil« ab: «i -fensee mit dem .Emir" morgen nach Nordland abreist. Maja. „Was sagen Sie dazu?" sr«ß<» Windmüller, das Blatt wieder «in steckend. „Maja hat also «inen Tag früher als Sie selbst daß land bringen sollten. Und wem auch diese Mittheilung gemacht worden ist leider hat di« Löschmappe mir da rüber die Auskunft versagt s» dürfte sich die Frau Gräfin vertrau lich mit ihm oder ihr denn st« zeichnet mit ihrem Vorna men. Maja man denkt unwill kürlich an den unheilbringenden Schleier d«r Maja, des Urwesens weiblichen Theil nach buddhistischer Lehre." „Arme Tas," sagte Greifensee halblaut. „Ja, arm« Tas," wiederholte Windmüller ohne Ueberraschung über die Wirkung feiner Enthüllung. „Das kleine Komtessel hat zwar wohl nicht mehr allzu viel Illusionen über ihre Mutter, ab«r auch der letzte R«st wird nicht mehr lange vorhalten, wenn ein gütiges Geschick sie nicht bald an einen andern Ort verpflanzt. Wir müssen jetzt herausbekommen, an w«n ditf« Mitteilung gerichtet war. „Eine unmöglich« Sache," meinte Greifens««. «DaS Wort .unmöglich" existirt (Fortsetzung folgt.) Für die Köche. Allerlei Einmach-Recepte. Tomaten süß einzuma, chen. Man nehme hierzu sehr reift und möglichst kleine Früchte, halte sie einen Augenblick in heißes Wasser und ziehe ihnen alsdann mit einem Messerchen die Schale ab. Auf 1 Pfund Tomaten rechnet man den 4. Theil Zucker, also Pfund, wel- Feuer nimmt und die Früchte darin während einiger Minuten dreht. Dann nimmt man sie mit dem Schaumlöffel behutsam heraus und kocht den Saft noch etwas ein, gießt ihn über die Früchte und läßt sie 2 bis 3 Tage stehen. AlSdann gießt man den Saft ab, kocht ihn eine Weil« und dreht, vom Feuer genom men, abermals die Tomaten darin, noch zweimal, legt zuletzt die Toma ten in Gläser, gießt den kurz einge kochten Saft darüber und verwahrt sie mit Rumpapier bedeckt und gut zugebunden an kühlem uno trockenem Orte auf. Gelbe Rüben oder Karot te n sollen zum Einmachen möglichst sung darüber gegossen und etwa —2 Stunden lang sterilisirt. Bei der Verwendung läßt man sie im Wasser bad heiß werden und dann auf einem Seiher gut ablaufen. Unterdessen be reitet man von Butter, Mehl, Peter silie upd Fleischb»ühe ein« gelblich« Sauce, würzt mit Salz uno Muskat und läßt die Kartoffeln darin durch ziehen. Zuckergurken. Man nehme große grüne Gurken, schält sie, schnei de sie in vier Theile, einmal der Läng« und einmal der Breit« nach durch, leg« sie ungefähr fünf Minuten in kochend heißes Wasser, dann zum Abtrocknen auf einen reinen Durch schlag. Indessen koche man 1 Quart Weinessig, 24 Unzen Zucker, 2 Stück Zimm«t, schäume selbiges. Nehme dann die Stücke Gurken, stecke an je des Enoe «in« Nelke (woraus di« Köpfe entfernt sind) und lasse sie in dem Essig glasig kochen; dann gieße man das Ganz« in ein irdenes Gefäß zum Kaltwerden. Den nächsten Tag lasse man alles gerade kochind heiß werden, schütte es wieder in das Ge fäß, den dritten Tag lass« man nur den Essig aufkochen, fülle die Gurken in die Gläser, vertheile den Saft kalt darüber, verschließe sie fest und stell? sie zum Aufbewahren an einen kalten Ort. Bohnen. Man schneidet die Boh nen fein in lange Streifen, kocht sie in Salzwasser weich, packt sie in Ein machgläser, läßt etwas Essig kochend heiß werden und gießt davon aus jedes Glas einen Eßlöffel voll. Dan» frisch. Zwetschgen in Essig. Auf Pfund Zucker und 1 Pint leichten Essig (Weinessig). Die Zwetschgen müssen alle einzeln mit einer Nadel 10 —20 Mal gestochen werden, damit sie nicht aufspringen. Essig, Zucker, etwas ganzen Zimmet und «in paar nem halben Löffel Pfefferkörner, Nel pier in kühlem Kell«r aufbewahrt. K a l t e R o t h w e i n - Sauce. Man verrührt eine Obertass« guten Rothwein mit zwei gehäuften Eßlöf feln fein gestoßenen und durchgesieb ten Zucker und zwei Eßlöffeln Johan nisbeer- und Himbeergelee oder frisch ausgepreßtem Fruchtsaft in einer Por» zellanschiissel so lange kalt, bis sich die
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