Bon Elly Elisabeth Esser». Tante Sidselills Geheimnis!. Um die Weihnachtszeit muß ich im mer an eine Gestalt <ms meiner Ju g«nd denken, eine Gestalt, die ich lieb gehabt und der ich doch einen großen Schmerz bereitet habe: an Tante Sid selill. Ja, Sidselill Watthiefen hieß das alte Mädchen. Ihr Vater war Orga nist, und an dem Tage, wo ihm feiii Töchterlein geboren würd«, erhi«lt er «inen Preis für die Composition der nordischen Ballade „Die wahrsagen den Nachtigallen". In seiner Freude ließ er das kleine Menschenkind auf den Namen der Heldin in diesem Volkslied taufen. Er dachte dabei nicht an das traurige Schicksal jenes heidnischen Fräuleins, sondern nur an di« Kunst. Sidsklill Matthiefen hat sich auch nie in unheilvoller Minne verloren. Si« war «in anmuthiges, «twas sch«u«s Geschöpf, zu d«m der fein« Name paßte. Si« hätte eines Mannes Gefährtin werden können, denn die jungen Herren in Flensburg kommen ist, weiß ich nicht: Sidselill blieb allein. Die Jahre gingen, ihre jEltern starben, und sie mußte sich Zu den paar ererbten Bankthalern so konnt«. Da richtete si« einen Kinder garten ein und strahlte viel Mütter lichkeit auf die Wesen aus, die ihr anvertraut wurden. Sie altert« rasch, «nd dazu singen: „Schön Sidselill so stark das Gewebe schlingt; die Liebe wollen wir nun bewahren." Straße schritt. Obschon Gesicht Tante Sidselill auf gutem Fuße stand. ters. Ab und zu las ich ihr ein selbst dann nannte sie mich einen dich ter. So war es besonders die Kunst, die uns zusammenhielt. Fast täglich, Thür hielt Tant« Sidselill sorgfältig per zu dem geheimnißvollen Raum war verhängt. Ich scherzte: „Du bist ge'viß ein weiblicher Ritter Blaubart, Tanle Sidselill?" „Ach. mein Junge. so schlimm ist es nicht," antwortete sie mit ihrem Mädchenlächeln, das so gar nichts Blaubarthaftes an sich hatte. Ich drohte: „Ich komme nicht wieder zum Vierhändigspielen und Vorlesen," „So häßlich kannst du gar nicht gegen mich sein, mein Junge." O, sie sollte es erleben. Drei Tag blieb ich weg, aber am vierten saßen wir wieder zusammen. Nun ärgerl ich mich über meine Nachgiebigkeit. Ich bat. schalt, schmeichelte, wandte alle meine Schlauheit an: die Thür öffnete sich nicht, und Tante Sidselill verrieth mir nicht einmal mit einer kleinen Andeutung, was dahinter ver borgen war. Nur das sagte sie, wenn ich besonders heftig gegen ihr Ge heimniß anstürmt«: „Jeder Mensch hat seine klein« Wunderlichkeit, nicht wahr? Und erst recht jede alte Jung fer. Sieh, mein Junge, ich habe kei nen Hund, keine Katze, nicht einmal einen Kanarienvogel. Also laß mir die Freude, die ich mir im Geheimen mache. Böses ist es nicht." Nein Böses traute ich Tante Sidselill nicht zu, aber meinen Forfchertrieb dämpfte sie auch nicht mit ihren Worten. Ich lag auf der Lauer und beobachtete meine Freundin genau. Da fiel mir allerhand auf. Tante Sidselill war merkwürdig oft bei Vereinsumzügen oder sonstigen Festlichkeiten im Freien zugegen. Sie nahm auch häufig an Begräbnissen theil. Ferner besaß sie eine seltsame Vorliebe für die Läden, in denen alte Kleider feilgeboten wur den. Sie blickte andächtig in solche Schaufenster hinein, wo doch nichts Schönes zu sehen war. Schließlich er weckte es mir Bedenken, daß ab und zu in der Dunkelheit Kofserträger Christensen mit einer Schachtel zu ihr kam und mit dieser Schachtel das HauS wieder v«rließ. Was brachte Christensen? Einmal als ich sah, wie er zu Tante Sidselill hinaufgehen wollte, eilte ich herbei, um die beiden zu überraschen. Aber Tante Sidselill wies ihn nur an: „Stellen Sie die Schachtel hin und holen Sie sie mor gen ab. Ich muß den Hut erst probi ren." „Ist recht, Fräulein," erwiderte Christensen, und lachte mir verschmitzt zu. „Einen Hut, Tante?" „Ja, meinst du, ein altes Mädchen soll sich nicht mehr putzen?" Ihre Mun terkeit klang gezwungen. „Laß mal sehen." Damit griff ich hin. Aber sie beschützte die Schachtel und meinte schließen mußte, es mir zu enthüllen Kofserträger Christensen entsagte die sem Dasein. Tante Sidselill erwies ihm die letzte Ehre, und mir schien, sie trauerte um ihn wi« um einen Freund. „Hast du ihn näher ge kannt?" fragte ich. „Ach, mein Junge, er hat mir oft geholfen. Ich konnte mich auf ihn verlassen." „Da stehen noch mehr Kofserträger beim Bahn hof." Tante Sidselill schüttelte bloß den Kopf. Nach und nach kam «in« Unruhe über sie. Sie fehtte b« Fest keile, ich las, der Theeke ssel s sang. Da Christensen bin ich am Entx noch werth." „Meinst du? Du bist nur noch so jung an Jahren." „An Charakter bin ich eben älter." Das Geheimniß der Schritt vor Schritt das Eil test." „Aber gern!" „Bleibe nur sitzen. Straße." „Ach so, der Althändler an der Ecke?" Tante nickt« und flüsterte: beim Trödler, Tante? So sie nicht aus." „Das ist kein Hut für mich, was ich meine, das ist . . . ach, das alles so gut." „Was denn für ei» Hut, Tante? Ich will versuchen, ob ich Christensen nicht an Verständniß nem Buch zurück. Ich wußte, meine Gelassenheit war das beste Mittel, um sie zur Preisgabe ihrer Heimlichkeit zu bringen. Tont« Sidselills Antlitz kam allmählich wieder zum Vorschein Lange währte es, bis sie sprach, und es kam ganz leise, ganz verschämt heraus: „Es ist ein Kylinderhut. mein lieber Junge." „Tante! Willst du jetzt im Cylinder herumlaufen? So eman cipirt warst du doch früher nicht." „Nein, das nicht." Sie athmete be- Ilomm«n, dann aber nahm sie alle Kraft zusammen, d«nn sie sah, es gab kein Zurück mehr. nicht, ab» beinahe, „ich sammle sie." „Wen?" „Alte Cylinderhüte." „Was?!" schrie ich auf und sprang entsetzt empor. Es war damals mein Ideal, Arzt zu werden, und ich fühlt« mich schon halb Doktor. So lief ich um den Tisch herum und faßte nach Tante Sidse lills Puls. Hm, ja, soweit ich das be urtheilen konnte, ging der nicht über trieben hastig oder unregelmäßig. Aber irgend waZ mußt- bei ihr in Unordnung sein. „Tante! Alte Cylin derhüte? Die sammelst du, Tante?" Sie bewegte eben den Kopf. Ich hatte mich wieder gesetzt. Tante Sidselill begann zu weinen. „Ach, m«in Junge, nun lachst du mich g«wiß aus." „Nein, dazu ist der Fall zu ernst. Was machst du denn mit den Schar teken?" „Nichts. Ich freue mich bloß dran." Ja, das war die Antwort, di« jeder Sammler geben muß. ob er nun alte chinesische Henkerschwerter oder gebrauchte Korkstöpsel t«i sich aufspeichert. Es schien also, als ob Tante ihren kla»n Verstand hatte, natürlich bis auf dies« absonderlich« Leidenschaft für antike Angströhren. Ich konnte mich noch nicht vom Er staunen erholen. „Wie bist du auf die Idee gekommen?" Das Geständ niß hatte ihr Herz erleichtert. Sie Aber die alten. Und Christensen hat sorgt." Soweit hatte sie gebeichtet. Jetzt die Sache." Rührend war es zu sehen, wie hilflos Tante Sidfedill in der Blaubartkammer?" mein Junge. Nun weißt du, warum ich dich nicht hineinlaessn konnte." „Bis jetzt. Aber nun muß ich si« se hen." Ich ließ nicht ab. Tante Sidsedill nmßte die Thür öffnen. Ein falls. Tante Sidselill setzte die Lampe dacht. Sogar ein brauner, ein silbe» grauer und zwei weiße Cylinder thronten da die Aristokrat!« unter den Plebejern. Tante Sidselill warf mir flehend« Blicke zu. Es war nicht nöthig. Ich lachte nicht. Die Sache benahm mich. stammte, und wann er in Tantes Be- Achtung vor dieser Wissenschaftlich keit. Ergriffen drückte ich der Samm unvergeßlich sein!" „Und du sagst „Aber!" „Und willst du mir wohl dann und wann —" „Tante, ich von «in«m endloser:, hochgehenden Meer. Dessen Wogen b«standen aus Cylind«rhüten. Die wälzten sich über- und durcheinander, wirbelten in die Luft, fielen krach«nd wieder zurück, ließen ihre Krempen und Deckel slie- und auch am and«ren Tage sah ich überall Cylinixrhül«. Ich habe Tante Sidselills Samm lung redlich be:eich«rt. An Hutläden mit ihren frischen, gebügelten Exem- Trödler, dessen Lager ich nicht durch stöberte. Die alten Cylind«r stiegen im Preis«, so eifrig fragte ich nach ihnen. Es ist mit solchen alten Kopf bedeckungen wie mit Ruinen. Je ehr zeitlicher Cylinderfabrikation erklär lich zu mach«n. Ich erzählt«, daß wir Theater spielen oder einen Lehrer ment zur Elektrizitätserzeugung ge brauchte. Bald ab«r that ich die fal sche Scham ad, feilschte ohne jeden thesten Exemplare und trug sie in Christinsens Schachtel zu Tante Sid selill. Dann war es uns ein Genuß, ?Vermuchlich"um °lB33!"' 1846." „Nach 18S0." Mit Mtiner kräftigen Hilfe wuchs das Cylinderhutmuseum zu einer un geahnten Blüthe empor. Tant« Sid selill wurde im Wohl- und Vollgefühl ihres köstlichen Besitzes beinahe wieder dies Weib damals erst Jahre „O Eros, Allsieger im Kamps! Du, gar Jngeborg. Ihr« Huld neigte sich geringen Möschen aus der Unter den und tiefsinnigen Eindruck nun ja, das blieb alles nicht ohne Wir kung, aber einen Oberprimaner war der letzte Schlittschuhtag. Wenn ich Jngeborg heute nicht nach Hause begleiten und dabei die für all« Und ja, Tante Sidselill, da ha-' Ich beschwor Jngeborg, sie solle Ver dar. Die Aermste strahlte vor Glück, serer Bescheerung zu ihr kam, um »n. Da saß Tante Sidselill und wein- Um sie herum aber lagen Pakete üb«r Pakete, die alle die Gestalt von abgestumpften Kegeln hatten. Einige waren geöffnet, und was ragte aus ren. Mir würd« schwindlig. Tante schluchzte. Ich wußte nichts zu sa gen, und in meiner Verlegenheit er- las unwillkürlich: „Diesen dern beklebt. Auf der Innenseite nerhäuptling Die schill«rnde Blind schleiche den Weltreisenden Columbus bei seiner Ankunft in Amerika." Mi? würd« immer weher zu Muthe. Ich vatus und Hausbesitzers Gottlieb Meier, Ehrenmitglieds des Teuto burger Kampfgenossen - Vereins von Anno 9." Ich hätte mit Tante Sidselill in Thränen ausbrechen mögen, aber die Scham war größer als der Schmerz. Im schrecklichsten Gefühl meiner Ver nichtung stand ich vor ihr in jeder schwach, ich sollte schweigen. Das war mir auch einstweilen das liebste. Ich überlegte, ob ich mich ihr zu Füßen stürzen und sie um Verzeihung anfle hen sollte, oder ob es möglich war. die Sach« ins Scherzhafte zu ziehen. Vielleicht war es auch das beste, wenn ich mich still zurückzog. Da sing sie mit zitteriger Stimme an: „Ich habe doch verrathen." Ich preßte die Cylinderhüte an mich, daß ihre Pappe krachte, und versucht«, einen etwas nes Gemüthes deutenden Ton anzu schlagen: „Ach, Tante, verrathen? Das kann man eigentlich nicht sagen. Sieh mal, ich habe b10ß..." Es stensen liebte auch kein« Schlange! Ich wollte Tante Sidselill alles erklären, aber sie lehnte jedes Wort ab. So mußte ich gehen und dah«im melden, nicht fröhlich geschimmert. Nach ein paar Tagen stellte ich das Weib Jng«borg auf offener Straße zur Rede. Und was kam heraus? Mit grausam kühlem Lä cheln theilte sie mir mit, daß doch einzig und allein ein Oberprimaner auf chre Gunst Anspruch erheben kön ne. Sie hab« ganz zufällig und ohne sich weiter etwas dabei zu denken, neulich Herrn Buschmann so hieß mein Nebenbuhler die Geschichte von den Cylinderhüten erzählt, und sie hätten beide noch sehr darüber ge lacht. Ob er zu andern davon gespro chen hätte, wußte sie nicht, aber sie wollte ihn gern fragen, wenn mir daran läge; sie träfen sich heute noch in der Marienhölzung. Danke. Ich brauchte nichts mehr. Ich wußte, m«in Nebenbuhler hatte die Sache mit Wonn« herumgebracht, und so wett eiferte man denn in Flensburg, Tante Sidselill einen allen Cylinder nach dem andern als Julklapp für ihre Sammlung zu spenden. Ich aber war für meine Schwachheit schwer be straft und noch dazu mit Hohnlächeln betrogen worden. Wohl rang ich danach, mir Tante Sidselills Vertrauen wieder zu er werben, Sie war gut gegen mich, doch die alte Freundschaft kam nicht wieder. Sie hatte auf der Straße nicht mehr ihr früheres Lächeln. Wenn J«mand sich spöttelnd theil nahinvoll nach ihren cylinderförmigen Schätzen erkundigte, warf sie ihm nur einen halb wehmüthigen, halb strengen Blick -zu. Man ließ sie bald in Ruhe. Ich selbst habe nie gewagt, ihr noch wieder einen alten Hut zu überreichen, so lebhaft mich die Klei- Cylinderhüten, die ihrer irdischen Hülle das letzte Geleit geben. lesen. Ich erbte ihr« Cylindcrhut mächtniß in ihrem Sinne schätzen würd«? Ich weiß es nicht, nur so viel weiß ich: es ist keine Kleinigkeit, 97 anti quirte Stülpröhren und eine von al- Die Statistik des Tabakverbrauche? mehr an Boden verliert, ohn« daß der Verbrauch an Tabak zurückgegangen wäre. Die Cigarett« erobert schnell und sicher das rauch«nde Publikum. Man nimmt an, daß 80 Prozent der Männer in England Raucher sinv. dem letzten Jahre rund 25 Millionen Millionen g Millio- Tcr Pelz der Armen. Der beste Schutz gegen die angriffs lustige Kälte ist P«lzlleidung; wollene Unterkleidung die b«i windstillem, kaltem Wetter ausgezeichnet« Dienst« leistet, schließt w«gen ihrer Porosität, die sonst einen Hauptvortheil dar stellt, den Wind nicht genügend aus. Wer deshalb einen P«lz besitzt, holt ten Schutz gegen den Wind. W«r will da noch die Nützlichkeit der Zeitungen bestreiten. vi» Volt von Diebe». Einen interessanten Aufsatz über die Maghaja Doms, den „Stamm der indischen Dieb«", veröffentlicht ein britischer Beamter in Indien, Herr Kennedy: „Von frühester Kind heit auf wird der Maghaja systema- Diebstahl, das ist sein höchster Stolz, der erste, der dem Treiben dieser Gesellen Einhalt zu thun suchte. Die meisten „Doms" wurden verhaftet, Niederlassungen für sie; aber alle er zieherischen Versuch« gleiten ab an der standhaften Zähigkeit dieses seltsamen Volksstammes, der seiner „Moral" Devot, Schreiber (als eine Fliege, die «r von seiner Nase Weg- Kindliche! Miß»er standniß. Hänsch«n: Sag' mal, Mama, bist du denn wirklich so fromm? Mutter; W!« kommst du denn darauf, Junge? Hänschen: Weil der Papa immer sagt, du hast so vi«l fromme Wünsch«! Aufrichtig. Gast (zum Kell ner): Sie, in dieser Majonaise muß «ntschieden ein schlechtes Ei drin sein! Kellner: Unmöglich. Die hat überhaupt kein Ei gesehen! Nobel. A.: Seit wann be wohnt Ihr denn eigentlich zw«i Stock werke Eures Hauses? B.: S«it mein Papa den persönlichen Adel erhalten hat, mag er mit Bürgerlichen nicht mehr zusammenwohnen und hat die erste Etag« für sich allein bezogen! Vergebliche Mühe. Bewerber (enttäuscht): »Kei nen Pfennig G«ld hat Zlhre Tochter? Guter Rath. Sie: Wohin gehst du denn noch? Er: In den „Bären", ich muß mich heute zum Jahresschluß ein wenig stärken! Sie: Na, dann stärke dich nur nicht wieder so sehr, daß du schwach wirst! Aus der Schule. Lehrer: Wenn d«ine Mutter dir und deinem Bruder zwölf Nüsse zu theilen gibt, wie viele bekommst du? Schüler: Drei! Lehrer: Du kennst ja die Auf gabe nicht! Schüler: Wohl! Aber Si« m«in«n Bruder nicht. flüssig!" Der Feinschmecker. Sie: Sind Me wirklich ein solch«r Fein schmecker im Fisch, Herr Doktor? Er: Bis in die Fingerspitzen, mein Fräu lein. Sie: Und welche Art von Fi schen bevorzugen Sie da am meisten? Er: Immer die Goldfisch«, mein« Gnädigste! Erleichterte Sache. „Was. Du gehst nimmer wildern, wo's bei Euch soviel Has'n gibt?!" „Grad deswegen! Da wart' i, bis a her brennt er mit der Zech« durch!" Der arme Mann. „Das ist doch ganz gut, daß Ihr« Frau digten halten!" „Ja, was meinen Sie ich hab' längst Französisch ler nen müssen!" Noblesse oblige. Baro ich hatten oft schlaflose Nächte, bi»
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