Der Blutrichter. Wne phantostische Geschichte oon Maurtc« ! In einer alten Stadt der skandi navischen Staaten wohnte aus dem großen Platze vor vielen, vielen Jah nen ein Richter, der Heridal hieß und nur einen einzigen Freund hatte, den Arzt Wettern. Sie kannten sich seit ihrer Kind heit und hatten sich in der langen Zeit 'schätzen gelernt; beide zeigten sich in der Ausübung ihrer Thätigkeit mit leidslos, und Heridal freute sich an den Abenden der schönen Tage, an denen er irgend einen armen Teufel ?um Galgen geschickt hatte. Solche Abende erschienen ihnen doppelt köst lich, wenn Wettern, ein unfehlbarer Diagnostiker, einem seiner Kranken erklärt hatte, sein Zustand wäre ver zweifelt. Dann lachten sie zusammen an ihrem Kamin, und das Bier schmeckte ihnen frischer, und die Pfeifen rauch ten sich noch einmal so gut. Das war das Vergnügen dieser einsamen Greise, die das Leben haßten, weil sie es zu genau betrachtet hatten. Weder Wettern noch Heridal hatten eine Jugend gehabt. Der eine be trachtete die Liebe als eine Krank heit, der andere als eine Quelle von Missethaten, und beide sahen sie als ein Teufelsgeschenk an. Kahlköpfig, yelb und mager, mit ironischen Ge- Hchtern, sahen sie sich schließlich in folge des langen Zusammenlebens ähnlich. Wenn sie durch die Straßen Hingen, entflohen die Kinder vo» fhnen wie ein Schwärm Sperlinge vor einem Steinwurf, und die armen Leute, deren Elend Verbrechen ver muthen ließ, kehrten mit gebeugtem Rücken in das Dunkel ihrer Hütten sprach Wettern unterwegs einen dieser traurigen Leute an; er betrachtete ihn von oben bis unten, wog ihn förmlich mit den Blicken ab, inachte ihn auf seine Blässe, seine Ge brechlichkeit. sein schlechtes Aussehen aufmerksam, und sagte zu ihm, dem Hungerleider, diesem zerlumpten Kerl, im ernsten Tone mit seiner scharsen „Mein Junge. Du bist auf falschem Wege; ich bin der Arzt des Voltes, ich bin gut und mitleidig, und zum Beweis dafür gebe ich Dir unentgelt lich einen guten Rath, ohne aus Dank barkeit Anspruch zu erheben, denn ich weiß, Du möchtest augenblicklich weit sort sein und schicktest mich gern zum Teufel. Thut nichts, ich betrachte das als mein- Mission. Also, mein Jung-, ich schwör« Dir, Du wirst in sechs Monaten todt sein, höchstens in zehn Monaten, wenn Du nicht meinen Rath befolgst. M«in Rath ist solgender: Du mußt 12 Stunden am Tag« schla fen und täglich fünf Mahlzeiten hal ten alten Bordeaux, rohes Fleisch ich erlaubte Dir sogar Trüffeln, ober nur zweimal in der Wocht; Au stern ab«r bewillige ich Dir bei jeder Mehlzeit, wenn Du sie gern ißt, trei bt keinen Mißbrauch mit d«m Alkohol, indessen ein Glas alter Gen«v«r od«r elter Kognak nach d«m Essen erleich tert die Verdauung, Ich vergaß, Du mußt Dir Zerstreuung verschaffen. Musik, Theater, Reisen, ich würde Dich ohne weiteres nach Italien schicken. Also Du siehst, die Sache ist ganz einfach, pfleg« Dich in dieser Weise, und Du wirst schnell gesund wer den, sonst liegst Du im Dezember in der Erde, und wir haben jetzt März. Aus Wiedersehen, mein Junge!" Mit diesen Worten ließen sie den verdutzten Hungerleider st«hen. und Achsel zuckte, mit sich fort. „Spaßvogel", sagt« der Richter zu dem Arzt. „Wieso?" versetzte Wettern, „habe seine Sache: in dem Fall« hast Du Lbrigens Aussicht, dzß er Dir eines Tages in die Hände fällt. Ich besorg« Dir Kundschaft und Du bist so dankbar..." Heuren Faust hielt er einen schweren Knotenstock, vielleicht als Stütze, aber ebenso sicher auch als Waffe. Als d«r Mann 100 Schritte «m und sagte zu ihm: »Jetzt werden wir uns amüstren dieser Mann kennt mich und weicht' mir aus; da er mir ausweicht, ist eS ein Verbrecher, jagen wir dgs Wild!" Der Mann blieb stehen, zögerte, kein Ausweg möglich. Er drehte ihnen den Rücken und machte eine Bewegung, als wenn er sagen wollte: „Ich habe mich im Wege geirrt"; dann wandt« er sich mit äffet, tirter Langsamkeit um. Die beiden Freund« richteten ihr« Gangart nach der seinen ein und folg- Von Straße zu Straße, von Plah zu Platz, durch Gassen, Durchgänge, über Brücken und Böschungen lief der Mann wie ein gehetztes Wild und suchte die Verfolger abzulenken und Jetzt bemerkte er hinter sich zwei hohe schwarze Gestalten, die ihm hart näckig, unermüdlich folgt«». Bald murm«lte er: „Ja, es ist sicher, sie solgen mir; der Richter hat mich erkannt, ich bin ver- Dann faßte er feinen Knüppel fester und knurrte mit wüthender Verzweif lung und blutunterlaufenen Augen. Einige Augenblicke später faßte er wieder von neuem Vertraue» und sag te sich: „Aber nicht doch, daS ist ein Zu fall. Er hätte mich längst verhaf- Furcht, wenn man etwas auf dem Gewissen hat." Und dieses Ja und Nein, diese dal fügte sich. Uebrigens hatte sich der Mann IVO Schritte vor ihnen auf einen Prellstein niedergelassen; er Aergste vor. Der Richter rief drei Polizisten, deutete auf den Galgenvogel und weil sie sich verspätet hotten. Das that nichts, si« hatten sich köstlich amü- D- M w de h" t klagt«! freigesprochen würd«. In seinem 70. Jahre wurde ihm eine groß« Freude zu Theil. In dersel tcn Woche wurden 4 Verbrechen be sich zog. Zur noch größeren Freude des Richters befanden sich unter den vier Mördern zwei Frauen, und einer der stimmt, nie hatte er größere Begeiste rung für seine Rolle gezeigt, nie war er der Strafe sicherer gewesen. Trotzvem würd« dieses Glück durch einen Schatten verdüstert. Sechs Tagt vor der Sitzung theilte ihm Wet tern mit, er wäre in eine ferne Stadt berufen zu einer hohen Persönlichkit, die schwer erkrankt war. „Ein Sack mtt Thalern fällt mir da in den Schooß", sagte der Arzt, „und ich kann nicht Nein sagen—ich werde -in bis zwei Wochen fern bleiben, je nachd«in der Fall sich in die Länge zieht, aber jedenfalls nur eine, denn ich wert« mein Möglichstes thun, um die Geschichte kurz zu mchen ich fühl« mich ja nur bei mir oder Dir wohl." Der Richter war recht ärgerlich, Worte. Der Richter seuszte, „Du wirst nicht wie sonst an Deinem gewöhnlichen „Doch, doch", versetzte der Arzt, „ich kann die Größe der Unnannehmlichlcii nicht entziehen; um so die Erben mich reichlich bezahlen wer den. Aber, theurer Kamerad, mild«« so erweise mir dieses einzig? Malaie Ehre und zeipe Dein Genie für mich ganz allein, hier im häuslichen Kreise, mir Deine Rolle vor! Leider w»de ich ja nicht die entsetzte Mimik d«r Schuldigen vor Augen haben, aber ich kenn« sie so genau, daß ich sie mir vor stellen kann, und Deine Worte werden führen." „Gern", versetzt« H«ridal geschmei chelt. flammte und der Dampf der reichen Sierichte, der entkorkten Flaschen, einen feinen Duft von Wohlbehagen und Heiterkeit ausströmte. Der Anfang des Rausches machte sich bei d«m Arzt und d«m Richter bemerkbar, und die Roth« der guten B«rdauung lag auf ihren Wangen. Sie hatten von dem französischen W«in getrunken, der bösartiger aufgelegt als sonst. Der Richter leerte sein Glas, erhob sich und nahm die feierlich«, unerschüt terlich«, tragisch dülsiere Physiognomie d«r großen Gerichtstag« an. Zuerst erklärte «r die «inz«ln«n Verbrechen: Der Angeklagte hieß Oskar Köping. 20 Jahre alt, ohne bestimmten Beruf, vielleicht wie man später sehen würd«, Gaukler oder Seiltänzer. Sein Ver straßen mit einem Hund«, einem schmutzigen Thier, das er in Kunst stücken unterrichtet hatte, bei deren Vorführung die Passanten stehen blie ben und Almosen spendeten. Auf ein Wort, eine Bewegung feines Herrn machte der Hund schön, stellte sich todt, sprang über einen Stock, ging auf den beiden Hinterfüßen und bellte takt mäßig mit diabolischer Stimme. Er konnte noch andere Kunststücke, konnte Korten unterscheiden, sah aber alt, schmutzig und häßlich aus. Eine selt same Zuneigung verband Mnsch und Thier; man mochte selbst behaupten, dieser 2vjährige Gaukler hätte diesen ISjährigen Pudel von Kindheit an er zogen und sie hätten sich sozu sagen stets g«kannt, ständen allein auf der Welt und wären beständig zusam men das alles mochte man Ins Feld führen, die Beziehungen zwischen diesem jungen Mann und diesem alten Hunde blieben trotzdem unentschuld bar und bildeten eine Demüthigung für unser« unsterbliche Seele. Köping und sein Hund zogen neu- eines Sonntags, über die Land straße, einem unbekannten Ziele zu. Plötzlich schoß der Graf Dago v. Sö derhaun mit seinem Jagdgesolge vor über. Der Hund des Bagabunden sprang wüthend Dagos Pferd zwischen die Beine, das Thier machte erschrocken einen Seitensprung und warf seinen Reiter ab; kaum hatte sich der Graf wieder in den Sattel geschwungen, so zog er sein Pistol und tödtete den Kund. Da hob Köping heulend vor Wuth einen Stein auf und tödtete den Grasen. Er wurde sofort verhaftet, „Vorzüglich", rief Wettern fröhlich Der ander« Mann, der zweite An geklagte. hieß Jakob Geffle; er war Taglöhner, 40 Jahre alt und vermie th te sein: Arm«, fnnen Rücken für kärglichen Lohn; er war eine Bestie, ein Arbeitsthier von verblüffender Kraft. dieser Lump hatte eine Frau und fünf Kinder. Das alles wimmelte in ein.m Loch der Vorstadt und lebte, man wußte nicht, wie, warum und Es fehlte an Arbeit, sie hatten Hun richligen, schrecklichen Hung«r. Anstatt die Seinen, diese Banditenbrut und seine Frau ruhig sterben zu sehen und nachher ergebungsvoll selbst zu sterben, empörte sich Jakob Gesfle ge gen das Elend und die bestehend« Ge sellschaft. Er stahl Brot bei einem Bäcker, kletterte über die Mauer und erbrach zwei Thür«n. Von der Meng« verfolgt und gehetzt, war er in Wust, gerathen und hatt« blindlings zuge schlagen, dr«i Bürger verletzt, «inen Soldaten verwundet, Resultat der zückt. s ' Gl s t k 112 die Gerechtigkeit und fuhr fort: „End lich zwei Frauen!" Er fuhr sich mit d«r Zunze über vor. H«ridal fuhr fort: Josepha Misoen, 25 Jahre alt, stich in die Brust. Die Sache ist klar." „Macht drei", kreischte der Arzt ent zückt. „Letzter Fall", fuhr der Richter fort: „Martha Falhun, 18 Jahre alt, Arbeiterin, eine Liebesgeschich te die ewige Liebesgeschichte, die unschuldiges Mädchen, das verführt und betrogen wird. D«r G«li«bt« ver» läßt sie, und will sich anderweitig verheirathen. Martha Falhun ist eine lnergische Person, obwohl sie eine Blondine mit blauen Augen ist; an dtm Tage, da ihr Geliebter mit einer anderen Hochzeit feierte, brannte sein Haus von Grund aus ab, und die Brandstifterin war Martha. Das sind die vier Verbrechen überall Blut, das um Rache schreit. Du kennst jetzt Köping, Geffle, Jo sepha Misoen, Martha Falhun, Schurken, Spitzbiibinnen, Lumpenge sindel und Wölfinnen. Und nun hör« H«ridal drapirt« sich in seinen Schlafrock, stützte sich mit b«id«n Hän d«n auf den Tisch und begann mit schneidender Stimme: „Seit den prähistorischen Zeiten, s«it den schwarzen Tag«n, da di« Urthiere zusammen mit unseren Vor fahren in schmutzen Höhlen hausten, seit jenen Zeiten wurden zu allen Epochen in diesem Lan« zwei Verbre chen als solche erkannt: der Mord und der Diebstahl. Aus diesem uralten Instinkt ging nach und nach die Justiz hervor, die Schätzerin der Gesell schaft." „Bravo!" rief Wettern. Der Richter verneigt« sich und fuhr fort: „Was den Barbaren verbrecherisch erschien, erscheint auch dem Menschen von heute ungeheuerlich, noch heute heißt es: Auge um Auge, Zahn um Zahn; wer tödtet, soll wieder g«tödtet werden! Ja, sie haben alle getödtet, die Elenden, die da vor Euch stehen. Köping, Gesfle. Josepha. Martha. Ja, Wolf ist, wenn er in der Falle sitzt, bigt. Doch laßt diesen Wolf los, und Ihr w«rdet sehen! Nein, kein Mit leid mit dem, der kein Mitleid ge habt. Köping wißt Ihr, wer die ser Köping ist, dieser Bettler, der ei nen Mann tödtet, einen vornehmen Welt, der Empörer d«s Lebens, die ruag gegen die Höhen der Menschheit, Ein and«r«s wild«s Thier ist dieser Jakob Gesfle; aufs Geradewohl hat er der zu ernähren, die er in die Welt gesetzt. Es fehlt ihm an Brot; aber das Eigenthum des Nachbars ist ja sein Verbrechen. Oh, was würde aus der Welt ohne die Gesetze, die Richter und die Henk« werden! Die Beamten, die Mitschuld der Gericht den verbrccherischen Händen dieser Martha Falhun, dieses grauenhasten Geschöpfes." Und Heridal häufte auf Martha Falhun, auf Josepha Miso«n, auf Geffle und auf Köping alle nur mög er unterstrich die Schattenseiten ihres Wes«ns, ließ kein« Entschuldigung gelten und verlangte als düsteren Endreim den Tod. Als er die letzten Worte gesprochen hatte, erhob sich Wettern tief bewegt. „Wie schön, wie schön," murmelte er, „Du Host Dich selbst llbertrofsen." ter. ließ. Seit dem frühen Morgen drängte sich eine dichte Masse vor dem Ge richtspalaste, und als die Angeklag- Also kein Mitleid, kein Erbarmen; feige und skts der Ansicht des Stär keren. Unter Pfeifen, Zischen, auch Josepha und Martha wandelten verächtlich, furchtlos, wie stolze Opfer, nicht wie zerschmetterte Verbrecher, ten beschimpften und belasteten, in dü sterer Eintönigkeit folgten die einzel nen g»richtlichen Formalitäten. Als man die Angeklagten fragte, zuckte Köping die Achsel, Gesfle stammelt« unverständliche Worte, Martha be schimpfte die Richter, Josepha erklär te. sie woll« g«rn gehängt werden, wenn das nöthig sei, aber bis dahin möchte man sie in Ruhe lassen. Heridal erhob sich. Plötzlich huschte ein Sonnenstrahl durch ein buntes Fenster in den gro ßen dunklen Saal, und von den Füßen bis zu dem Kopfe erschien der Oberrichter in Gold und Purpur ge taucht, eine Riesengestalt. Nun bemächtigte sich ein« eigen thümliche Empfindung der dicht zu sammengedrängten Zuhörerschaft; eine unerklärlich« Empfindung der Furcht, der Achtung d«s Respekts und des Geheimnisses, das jetzt entschleiert In diesem Augenblick trat der Arzt Wettern in den Saal; er kam von seiner R«if« noch früh«r zurück, als er geglaubt, denn er hatte seinen Kranken geheilt gesunden und war lief traurig darüber. Er machte dem Oberrichter ein Z«ich«n und sitzte 5 an seinen gewöhnlichen Platz, auf den sich nie jemand zu setzen gewagt. Heri dal sprach, und schon bei d«n ersten Worten wunderte sich die Menge über seine sanfte Stimme. Wettern wurde unruhig. Heridal sprach langsam, während die Menge bestürzt seinen Worten folgt«. „Ihr Richter, der Unglücklich« (er deutete aus Köping) hat den Grafen v. Söderhaun getödtet; die That steht fest, si« ist sogar eingestanden worden, Ein«n M«nschen tödten ist entsetzlich, der Tod ist etwas Furchtbares, aber warum hat Köping getödtet? Ihr oll«, die Ihr mich hört, kennt die Freuden der Häuslichkeit. Ihr be sitzt hochv«reht« Eltern, lachend« Kin der und Zukunft und Vergangenheit liegen in Eur«r G«genwart. Ihr all« liebt »nd man liebt Euch, und Abends drückt Ihr Eure Lippen auf weiße od«r blond« Haare, Euer Leben wird von anderen Existenzen begleit«!, und Eu«r Herz schlägt gemeinsam mit an deren H«rz«n. Ihr wißt nicht, was die Einsamkeit im Leb«n h«ißt, wenn man wed«r s«in«n Vater, noch seine Mutter gekannt hat und ziellos auf Erden wandelt. Das ist der Fall Oskar Köping's, der schon im srllhe s!kn Alter Waise wurde. Ihr Herren, das menschliche H«rz ist «inmal so ge schasstn, und das ist s«in größter Ruhm, daß es auf Zuneigung nicht verzichten kann, und wen der Mensch zurückstößt, der wend«t sich an die > Thier«, die keine Verachtung kennen. Als Kind erzog Köping seinen Hund, ernährte ihn nch seinem spärlichen Brot«, und der Hund liebte Köping. Köping stand nicht mehr allein aus der Welt. Tagsüber wanderten sü gemeinsam, bei jedem Wetter, bald bald schwitzend, aber immer zusam n,«nbleib«nd. Nachts schliefen Mensch und Hund zusammen unt«r freiem Himm«l. Sie tranken aus denselben strüpp. 15 Jshre lang. Wehe dem sen Lebensgefährten, dieses viersüßig» Goldh«rz, diesen Hund nicht geliebt hätte, der stets nur Augen für ihn besaß. In der unendlichen Natur ist nichts verächtlich, und wer zu lieben Wissens offen standen, tödtete Kö ping's Hund. Da verlor Köping die Besinnvng; ein Stein liegt auf seinem Weg«, ein rascher Griff, und das Ver brechen ist begangen. Doch dieses Verbrechen ist entschuldbar, und Ihr werdet Köping freispr«ch«n, Uebri gens ist es mein Wille so." «Er ist schon wieder betrunken", dachte Wettern. Doch einzelne Leute aus d«m Zu schauerraum inacht«n ihre Nachbarn darauf aufmerksam, daß die Sonne auf H:ridal's Kops noch immer ein« Strahlenkronen bildete. »Ich komme jetzt zu Gesfle", fuhr der Oberlichter mit Stim- Feuer und die Frau und die Kinde: besaßen kein Brot. Wenn Ihr, nach dem Ihr drei Tage gehungert, mich an jeden und an all« sprecht, wüs würdet Ihr thun?" Saale, die stets bewegliche, stets schwankende Menge rief: „Geffle ist unschuldig!" gründe des Saales saß: „DaS rothe Gewand des Richters ist weiß geworden," Heridal in seinem Sonnenglanze ftar „Josepha, Martha", fuhr Heridal fort, was hab<n diese armen Frauen ist von allen getreten und beschimpf! verlorenes Geschöpf ruft Ihr: also Und Maria Magdalena? Sie soll sich nicht mehr selbst gehören, und der erste beste soll Recht an sie haben, wie jene elenden jungen Vür — Sie soll nicht mehr das Recht ha straucheln will, schleppt Ihr sie in's ! rad, ich lauscht Deinen Worten, da? ! isi ja leine Anklage, das ist nicht die j Anklage von neulich. Du weiht ja, von neulich von dem letzten Abend, wo wir soviel getrunken haben. Ebenso wurde auch Martha Fal hun von dem Oberlichter, von dem Gerichtshof und dem Volle entsühnt und gleichsam weiß gewaschen. Di- Freisprechung der vier Schuldigen wurde einstimmig von sämmtlichen Richtern ausgesprochen. Wie stets, waren die Beisitzer ihrem, Vorsitzenden gefolgt und hatten ihre Entschließun gen den seinigen untergeordnet. Gesfle, Köping, Martha Falhun und Josepha Misoen wurden auf der Stelle in Freiheit gesetzt. .Nehmt", sagte Heridal und reichte jedem eine Börse mit Gold, „geht in ein anderes Land, schifft Euch ein; nichts Böses soll Euch auf Euren Wegen begegnen, denn ich will es so; zieht hin in Frieden!" Heridal war nicht nur grausam, er war auch geizig, und diese beiden Eigenschaften machten sich in feinem Herzen den Rang streitig. Die An wesenden wunderten sich von neuem, ihm ab, doch als er sah, wie er mit ruhigen Schritten über den Platz wandelte und in sein Haus zurück kehrte. ohn« den Kopf zu wenden, da konnte er sich nicht länger beherrschen, zu sagen. Die Thür' blieb offen, Wettern trat ein und ging geradeswegs in das Zimmer seines alten Freundes. Auf einem Bett bemerlte er Heridal starr und unbeweglich, und ein häß licher Geruch schwebt« in d«r Luft. Dem Wahnsinn nah«, schüttelte der Ar?t den Richter, doch nur einen "llart. Wer aber hatt« das Urihell g-, fällt» l. H. 111. IV. Sekt?!" — Der andere (seufzend): „Ja sie selbst erlebt." nicht selbst erlebt hätten, thät ich'S viel eher glauben." Erledigtes Pensum. Dorfpolizist (der an einem Tag« zwei „Balthasar, Balthasar, ich sind« je älter Du wirst, je mehr trinkst Du!" Er: „Das ist ein ganz natürlicher Vor- Schorsch (nach einer Weile zu rückkehrend): „Es ist schon Wein!" Seufzer. Junger Arzt: „In meiner Praxis ist mir nun schon alles Mögliche vorgekommen nur kein Patient!" Wie er's meint. Millio när: „Junger Mann, ich bin auch nicht immer in einem Automobil gefahren. Als ich in's Leben trat, bin ich gelau fen!" Junger Mann: „Da waren Sie glücklich! Als ich in's Leben trat, konnte ich noch nicht laufen!"
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