Der Znngbrnnne». Skizze von Olg» Wohlbrück. E» gibt Leute, die nie alt w«rd«n. Zu d«nen gehört« auch Arnim Lichtenb«rg. Wenn man ihn traf, rief man unwillkürlich: „Nein, wie gut Sie aussehen! Sie werden ja immer jünger!" Und man sagte das völlig ehrlich. Wenn man ab«r von ihm sprach, rechnete man nach: „Wie alt mag der Lichtenberg sein? Sech zig oder siebzig? Mein Großva ter hat ihn noch gesehen, als er der „schön« Arnim" hieß. Vielleicht ist «r gar fünfundsiebzig!" Arnim Lichtenberg war T«nor ge wesen, und das zu einer Zeit, wo der Künstler noch persönliche Geltung hatte, zu einer Zeit, wo Publikum und Künstler in nah«r Beziehung zueinander standen. Zu einer Z«it, wo txr Künstler nicht der Kritiken wegen sein Bestes gab, sondern dem Publikum gefallen wollte, es sich zu erobern suchte und eine Lust daran empfand, sich von ihm verhätscheln und malträtiren zu lassen wie von «iner launisch«n Geliebten. Arnim Lichtenberg war ein Lieb li>V des Publikums gewesen. Fast von dem ersten Tag an, da er die Brett«r betrat. Kein Wunder d«nn di« schönen Tenöre waren auch zu jener Zeit selten und durfte wohl als einer der schönsten Männer seiner Zeit gelten. Er war kaum vierundzwanzig Jahre alt, als er «iner Prinzessin, di« sich für ihn in teressirte, Gesangsunterricht ertheilen durfte. So diskret und abweisend er sich auch llenahm, wenn auf diese Stund«» die Rede kam, «r konnte es nicht verhindern, daß man über sein Verhältniß zur Prinzessin allerhand munkelte, noch w«nig«r tonnte er ver hindern, daß dieses Gemunkel ihn in Mode brachte. Jede schöne und ele gante Frau stellte es sich zur Aufgab«, ihn der Prinzessin abspenstig zu ma chen. Keine ahnt« wohl damals, daß der schöne Arnim Lichtenberg, dem di« kleinbürgerliche Herkunft noch an d«n Fingernägeln und an d«m Schnitt seines Rockes anzusehen war, vor Re spekt im Beisein der Prinzessin kaum zu athmen wagte, daß diese Stunden ihm eine wahr« Marterqual dünkten, und daß er in seinem tiefsten Innern die unmusikalische und nichts weniger als schöne oder junge Dame oft zu allen Teufeln wünscht«. Die Ge schenke jedoch, die sie ihm überreichen li«ß, nahm er mit kindlicher Freude an, schmückte sich mit ihren Ringen und Busennadeln und gab so unbe wußt dem bösen Klatsch neue Nah rung und sich selbst die herrlichste Folie. and«r« Länder... die Prinzessin hatte nie in seinem Leben gezählt, jetzt war sie nur eine ganz ferne Erinne rung, die er selbst künstlich auf bauschte, wenn er sie für seine Zwecke ausspielt«. D«nn mit den Jahren wurde er «in kluger, berechnender Geschäfts mann, der mit seinen Erlebnissen spe kulirte wie mit seiner Stimme. In seinem Notizbuch aus rothem Saf fianleder verzeichnete er die «inge nommenen Honorar« und die erledig ten oder neuangesponnen«n Liebes abenteuer. Und er war so vorsorg lich, daß er niemals zu paüsir«» brauchte. Er galt mit dreißig Jahren als tiner der hervorragendsten Sänger und als der unwiderstehlichste Don Juan. Und dal blieb er zwanzig ein Wöllchen seinen ewig blauen Ruhmeshimmel getrübt hatte. Nie Gastspiels heiser geworden, nie hatte ein Impresario ihn „reingelegt", wie es in dem Kunstjargon heißt, nie hatte eine plötzliche Landestrauer die Pforten des Musent«mpels geschlos sen, der in Erwartung seines Auftre tens ausverlauft war, nie war ein von ihm angestrebtes Engagement nicht zum Abschluß gelommen. Und nie hatte eine schöne Frau seiner Lie beswerbung widerstanden. Seine Hände verri-then schon längst nicht mehr seine tleinbürgerliche Her kunft, sondern wiesen aristokratisch geformte mandelförmige Nägel auf, und sein« äußere Eleganz war sprich wörtlich. Von seinem intimen Leben wußte man sast gar nichts. Einige behaup teten, er hätte eine Frau, sogar Fa milie. Aber weder Frau noch Fami lie hatte man gesehen. Wenigstens in der „Gesellschaft" nicht. Arnim Lichtenberg sagte gern: .Mein Haus ist meine Burg". Und oder Einblick. Seiner stillen, einfa- Künstler sofort alles Interessante für Sie liebte ihn mit so abgöttischer Ehrfurcht, daß ihr jedes seiner Worte wie das Evangelium wär. Wie ein Schatten lebte sie neben ihm her, nur für fein Wohl besorgt, jede seiner Launen im Voraus errathend und befriedigend. Den Ehrgeiz, an seiner Seite zu glänzen, hatte sie nicht. Der Traum ihres Lebens ging nur dahin, Arm an sich vorbeigehen sah, und stellte sich dann am Arm thr«s großen berühmten hatten vor, wenn er erst etwas Zeit für sie haben würde und die Welt ihn ihr nicht mehr fort nahm. Sie war stolz auf f«inen Ruhm, stolz auf s«in« Erfolge selbst bei den Frauen, w«nn sie auch manchmal ein paar heimliche Thränen zerdrückte. Und so weit ging die Naivität dieses berühmten Mannes, daß er ihr von seinen Siegen erzählt« und üb«r kl«ine ihr vorjammerte wie ein kleiner Junge. Si« war es dann, di« ihn tröstete od«r ihn mit feiner Frauen list auf den richtigen Weg brachte. Sie ordnete seine Korrespondenzen, versah die unzähligen Photographien seiner schönen Freundinnen mit Na men und Jahreszahl und wußte in seinem kleinen Serail besser Bescheid als er selbst. Sie vergaß es nie, duftend« Sa chets zwischen sein Briefpapier zu legen, und manches erste Billetchen ohne Unterschrift, das eine galante Liebeserklärung des Tenors enthielt, rührte von ihrer Hand her. Das Leben war für Arnim Lich tenberg ein einzig«! wundervoller Traum. Selbst sein Abschied von der Bühne vollzog sich ohn« großen Kampf, ganz schmerzlos. Noch ju b«lte ihm das Publikum zu, noch rissen sich die Intendanten und Di rektoren um ihn, als seine Frau die erskn Schwankungen seiner Stimm« wahrnahm. Von da ab suggerirte sie ihm ganz unmerklich den Gedan ken, sich von der Öffentlichkeit zu rückzuziehen. Es wäre seiner nicht zugaukeln. Ein Künstler wie er stellte sich nicht jeden Abend vor das „dumme" Publikum und buhlte um seine Gunst. Erst beobachtete er sie mißtrauisch von der Seite. War das wirklich ihr Ernst, oder war er nicht mehr auf der Höhe? Aber sie blickte ihn so treuherzig, so voll ehrlicher Bewunderung an, daß sein leiser Verdacht schwand und er anfing, mit dem Gedanken einer grandiosen Abschiedsvorstellung wie mit einem neuen Spielzeug zu spielen. Noch einmal sprach die Kunstwelt ganz Europas mit den überschweng lichsten Ausdrücken von ihm, noch ein mal konnte er zwei Wagenladungen voll Blumen nach Hause schleppen, noch einmal regnete es Gedichte und Depeschen, Bücher- und Komposi tionswidmungen in Hülle und Fülle. Gar nicht zu sprechen von den Or d«n, den kostbaren Brillantbusenna deln und Stöcken mit goldenen, edel steinverzierten Krücken. Und Bron zen gab's wie in einem Trödelladen man mußte sie in di« Schränke einschließen, weil sie gar z>? unmoti virt überall herumstanden. Allmählich aber fanden all die Orden und Werthgegenstände ihren Platz, die „Preßstimmen" aus sechs Zeituiigsausschnittbureaus waren ein geklebt, die Schleifen von d«n Krän en abgetrennt und zum ersten mal setzte sich die brave Frau, in einen molligen Schlafrock gehüllt, an den offenen, prasselnden Kamin und sagte, indem sie ihrem Mann den Lehnstuhl gegenüber zeigte: „So, Al terchen, jetzt wollen wir uns einen recht b«haglichen Lebensabend ma chen!" Wenn der Tod hereingetreten wäre, der Tod, wie er als Skelett mit der Sense und der Sanduhr in d«r Hand dargestellt wird, so hätte die Wirkung auf den „schönen Arnim" leine fürch terliche sein können. Er wurde lei chenblaß und schwankte, daß seine Frau entsetzt aufsprang, um ihn zu Er aber stieß sie von sich, so rauh und hart, wie er einen aussätzigen Hund von sich gestoßen hätte. „Ach, das wolltest du du mich zugrund« richten wolltest du mich ausstreichen aus d«r Zahl der Lebendig«»! An deinen Rockzipfel wolltest du mich binden... Darum sollte ich m«iner Kunst entsagen... darum meinem Leben... Du niedri ges, du boshaftes, du selbstsüchtiges, kleinliches Weib!" förmlich, die Töne blieben ihm schließlich in der K«hl« stecken, und pfeifende, gurgelnde Laute kamen aus aber du soll ja wieder zur Bühne gehen... alles, was du willst, Ar nimchen. .." Er hörte nicht mehr. Mit vergla sten Augen siel er in den Lehnstuhl und lallte unverständliche Worte vor sich hin. Eine Stunde später standen zwei Aerzte an seinem Bett. Er lag da, wild phantasirend, mit weitausgeris- Hilfe eims handfesten Krankenwär ters auf seinem Lager zurückgehalten werden. In diesem bisher von Ge- Macht!"° seine Mörderin und wich Tag und Nacht nicht von seinem Bett. Die Aerzte hatten gut reden, es wäre nur die Realtion nach den letzten, unge wöhnlich anstrengenden und aufregen den Tagen sie wußte es besser. Und sie gelobte es sich in heißen Ge- trat, fiel sein Blick auf duftende Blu trug mehr zu seiner völligen Genesung bei als alle Stärkungsmittel, die ihm die Aerzte verschrieben. „All diese kleinen Erlebnisse sind Gefühle, Zartheit und Demuth Liebe, nicht bloß Verliebtheit!" sein Gesicht, der es b«inah« entstellte, dem Alter, Angst vor der Unerbitt welt... schütteln und schließlich betteln: „Na. fast jedes Wort entreißen. „Na ja ... Thu doch nicht... Du hast doch gewiß die perlgrauen Cou- Jahren Zu ihrer Eh« ist grm>en Briefen mit dem rosa Siegel als Antwort sandte... ~. Nicht mal sich selbst wollt« er Herr!" Unglück... Ihre Frau Gemahlin... ein Herzschlag hat... Wollen Si« si« s«h«n, H«rr Lichtenberg?" Wittwe... „Wollen Sie die Todte sehen...?" fragt der Arzt. Kleine Ursachen, große Wir kungen. Reinweg aus der Haut zu fahren war's! Dies« vermal«diit«f. Wasch frauen! Und wär so ein Hemden lnopf mit Eisen festgeschmiedet, sie brächten's doch zuwege, ihn derart zu lockern, daß er beim geringsten Dran rühren abriß. So da flog glücklich auch der letztc zu Boden! Und das Oberhemd war sein letztes reines, das Teufels- Wäsche sitzen lassen. Sitzen lassen! Wenn sie ihn sitzen ließen, die fidelen Keg«lbrüd«r, wenn sie ohne ihn zur fröhlichen Himmel fahrtsfeier in die grüne Weite fuhren! Wie ein Berserker zerrt der Kanzlei rath Wilhelm Stigler an dem Hemd bündchen, daran der unumgänglich mit beiden Armen in den Rock hinein. Nicht Minna, die robuste Maid für alles, bringt ihm wie üblich den Frü hring hat sich selbst bemüht und sagt, während sie das Tablett auf den Tisch stöhnt in feiner Nolh laut auf. „Fehlt Ihnen etwas, Herr Kanzlei rath-" fragt teilnehmend die Frau und einem kleinen ,v«ißen Knopf, deutet auf einen Stuhl und sagt „Bitte zur Operation gefälligst Platz zu nehmen." wäre ja —" „Gegen die Schick'ichkeit?" lacht Stuhle Platz, beugt ihr den Nacken Hand über die Nack«nstelle, w» ihm di«s«L kribbelnd warme Gcfübl sitzt. Daß er kein Wort des Dankes gesagt, fällt ihm erst «in, als di« hilfsbereite schnell, nur schnell!" Der Ross«l«nker thut, was «r kann. Die Uhr in d«r Hand, sitzt d«r Kanz leirath da, jede verrinnende Sekund« ist ihm ein Stich in's H«rz. Ganz unmöglich, daß er noch zurecht kommt, wenn der Zug nicht Verspätung hat. Aber er wird, er muß ja Verspätung haben, heut am Himmelfahrtstage muß er! Am Bahnhof hetzt er zum Perron hinauf. Sein Zug wo ist sein Zug? wird ihm der Bescheid. Er steht vernichtet, will's nicht glauben. Sein Zug, seine Kegelbrü d«r, der Ausflug, die Wandertour, auf die er sich gefreut! Er fühlt ein Verlangen, irgend etwas Ung«heuer liches zu thun, was das Weltall aus den Fug«n reißt, fügt sich schließlich zähneknirschend in das Unabänderliche sich's aus, wi« nun die anderen in die Frühlingsfrühe hinausfahren, wie sie dann zu Berge steigen und droben in fideler Tafelrunde der Maibowl« zu sprechen, zu der sie sich d«n Waldmei ster selber gepflückt. Seine Laune v«rb«ssert sich nicht unter diesen Bil dern, die seine Phantasie heraufbe schwört, und je mehr er sich seiner Wohnung nähert, um so wüthender stampfen feine Füße den Boden. d«t b«i den stampfenden Schritten den Kopf herum. Im nächsten Augenblick ist sie stehen geblieben. „Sie, Herr Kanzleirath? Sie ha ben doch nicht etwa Ihren Zug ver säumt?" fragte sie. „Ich bin so frei," giebt er beißend zurück und blickt die vor ihm Ste hende mit kaum verhehlter Gehässig keit an. Frau Selma Dühring hatt« ja gerad« noch gefehlt, um seinem Mißvergnügen die Krone aufzufetzen. so an seinem Halse rumgebastelt? Was mußte sie sich nach Weiberart in Angelegenheiten mischen, die sie nichts angingen? „Das thut mir aber schrecklich leid," sagt teilnahmsvoll Frau Sel freut hatte! Mir ist's eben kaum besser ergangen. Ich hatte mich mit einer Freundin einen Ausflug „Getheiltes Leid ist halbes Leid," lacht sie. Ihr Lachen dünkt ihm geradezu frivol. Giftig sieht er sie an. „Wer im Leid noch so vergnügt sein kann," Beste zu machen suchen. Drum bin ich jetzt auch auf d«m Weg zur Wann seebahn und will allein in's Freie hinaus. Besser wenig als gar nichts." .Hm —" macht der Kanzleirath „hm" —, und weil sie die gleiche theiltesLeid halbes Leid ist," höhnt er. fragt er noch immer brummig. „Ich dachte, bis nach Schlcchtenfee. Von da eine tüchtig« Wandertour. Das ist mein Fall." „Meiner auch," ruft er, und alle „Ja, oas ist wahr," ruft er, und es ist, als ob die Thatsach« ihn selber überrasche. Seit Jahr und Tag ben. Dabei mußte er immer auf gesagt. Na, mit dem Alter ließ sich's Kl' th Pl"tzl'ch v „Ja, es wird wohl Zeit, daß wir weiter gehn," sagt« Frau S«lma, sich „Ist das schön hier!" sagte sie leise paßt, und weil w«il „Holdrio! Fr«ut euch des Lebens, Er gefiel ihr also! Und sie sie gefiel ihm auch, gefiel ihm immer besser, je weiter der Tag vorschritt, und als si« gegen Abend am Ufer des Wannsees beim duftenden Maitrank saßen, da geschah's! Da hatte er plötzlich die weiße, mollige Grüblben- leirath nach, als er wieder daheim in seiner behaglichen Stube steht. Sein Blick hängt starr am Boden. To dritten Flasch« Wein bin!... Und da sag«n die Leut«, txr H«ring sci ein billiges Volksnahrungsmittel!" Auch ein Philosoph. Lude: Komm mit, Ede, woll'n nach'm Hasenplatz j«hn, sehn wir mal wieder 'N bisken die Arbeiter b«i de Arbeit zu. Ed«: N«e, nich in de Hand! Det letzte Mal hat mir de jariz« Nacht von »en ja die dr«i Schw«st«rn, Herr Re dakteur, wi« ist denn die Wanda?" Witzblatt - Redakteur: Alt! „Und Fräulein Paula?" »Nicht neu!" oft verlobt war?" „Abgebraucht!" »Ja, Herr Doktor! Mein Gedächt macht: S Mark!" Drastischer Vergleich. „Sie, Herr Förster, haben Si« unfe g«s«hen?" Jawohl! Der sitzt auf dem Gaul wie ein Stück Butter auf «iner h«ißen Kartoffel!" „Du, Nike, warum tragen denn die Soldaten den Säb«l links?" „Na, weil doch immer wir Dam«ns rechts gehen!" Ein Ausweg. A. (Sekun dant): Also morgen früh sechs Uhr am Eingang« des Akazienwälvchens (ängstlich): Sollte ich aber MM Dichter: „Glauben Sie, daß d«r Direktor mein Lustspiel bald bringen wird?" Schauspieler: „O. das ist rasch «inswdirt! Di« Witze kennen wir ja schon all«!" -Dienstboten-Noth. A.: B: „Was? Zwei Leutchen und dr«i Köchinnen?" A.: „Jawshl! Ein«, die jeratx g«ht, eine, die kommt, und
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