Tie alte Geschichte. Die Schul« war aus. Fräulein Ag nesLorentsen, die Schulvorsteherin der höheren Töchterschule zu Hadershusen, hatte heute wie täglich darauf geachtet, daß die Mädel- in leidlich«: Ordnung Schulhaus verließen. Jetzt, wäh rend noch die letzten die alte, ausgetre tene Steintreppe heruntersprang««, trat Agn«s Lorentsen in die Hausthür und sah ihr«r Schaar nach. Ab«r es regt« sie heute nicht sonderlich auf, daß die Lina Becker die Ilse Martens mit dem Lineal auf d«n Tornister haut«, und Mariech«n Maik«ns «rst jetzt auf offener Straße ihr Frühstücksbrot ver zehrte. Still und wie verträumt schau te Agnes Lorents«n ein Weilchen hin aus auf die mittagh«iß« Straß«, wo das Sonnenlicht grell auf den stattli chtn, alt«n Häusern gegenüber und dem schl«cht«n Straßenpflaster lag. Aber AgnesLorentsen stand im Schat ten, denn nie, auch jetzt im Hochsom m«r nicht, kam der Sonnenschein ganz heran an das alte Schulhaus und sei ne breite Hausthür, die mit ihren steis linigen Schnitzereien aus der Empire zeit und einer alten Laterne hinter dem Oberlicht d«n «inzigen Schmuck des sonst recht nüchternen Gebäudes bil dete. Die Züge der Schulvorsteherin schie nen weicher und jünger zu werden, als sie so in Muße auf di« alte, gemüth lich« Hauptstraße des Landstädtchens hinaussah. Aller Schulstaub und ein gut Theil von den strengen Falten um Nase und Mund waren jetzt aus dem r«g«lmäßigin, f«inen Gesicht ver die Welt h«r«in blickt«. Langsam trat Agnes Lorentsen zurück ins Haus aus die große Diele, Strickleitern hübsch ordentlich unter d«r D«ck« b«festigt, und die unzähligen Garderobehaken und Gummischuhbe- Licht empfing die Diel« durch ein paar hohe Fenster auf der Rückseite, die hin aus auf nnen Hofraum mit grünen ans Feuer. Also noch eine halb« Stun d« Z«it bis zum Mittagessen! Mütter schüttelten auf ihren Kaffeeae sellschasten häufiger den Kopf üb«r die „wie Fräulein neben dem strengen Alltag der Arbeit und Pflichterfüllung fein lustig We sen tri«b. Die guten Leute hätten doch Versinken in Pedanterie und allzuviel Theorie schützte ,nd ihr ihre schöne und so seltene Macht über die Jugend gab. Agnes Lorentsen setzte'sich in'den alten Schreibtischsessel und holte einen Brief aus der Tasche. Den hatte sie vorhin in der Paust bekommen und war «r so h«imgilehrt, damals vor zwölf Jahren, als Agnes Lorentsen noch jung war und sich mit einem jun- Heimweg nach Hadershusen, aber zu Agnes Loremsen und der alten Kin derlieb« führte ihn sein Weg nicht zu rück. Da war eine andere, ein« Jung«, Helle. Siebzehnjährige, die sein Herz !ni Sturm nahm. Und diese ander« war Agnes' kleine Schwester Käte, die «in dummes Kind gew«s«n, als Detlev und Agnes Lorentsen mit «indnder zu: Tanzstunde ging«n und iib«r den Zaun hinüber von seinen großen Zukunftsplänen sprachen. Bei dem alten Rektor Lorentsen wurden nicht viel Worte um ein paar untergegangene Wünsche und Hoff nungen gemacht. Da hieß es sein« Pflicht thun und d«n Mund halten. Soviel hatte Agnes damals schon in des Vaters Schule und in ihrer An stellung als jüngste Lehr«rin dort, nachdem sie das Examen bestanden, ge lernt. Und sie lernte langsam noch mehr: das schwesterliche Freuen an dep beiden Liebesleuten, das Mithoffen auf ihre sonnige Zukunft da drüben im Lande der ausgehenden Sonne. Aber Detlev Dirkens konnte s«in Li«bst«s nicht gleich mitnehmen, es hieß erst noch ein paar Jahre drüben allein we!t«rarb«iten und Gtld für d«n jungen Hausstand schaff««. Und als «r ging, l«gte er mit einem letzten Wunsch und Blick seine jung« Braut der treuen Aeltesten ans Herz. Agnes konnte sie ihm nur treu zu Tode pflegen. War Kät« eine von den Zarten, Änmuthvollen, die nicht zu langem Leb«n geboren sind, oder zehrt« di« große Lieb« und Sehnsucht an ihr, es war, als ob ihre Lebenskraft seit s«in«r Abreise versagte. Es kamen Monate voll Sorge und Krankheit und eine allerletzte, allerschiverste Zeit, bis Agnes ihm schreiben konnte, daß Käthe in ihren Armen still gestorben st'- Mit d«m h«ll«n Kind« schien die Sonn« aus d«m Rektorhaus« ver schwunden. Wie wild«s Wetter brach es herein über Agnes Lorentsen und die Ihrigen. Der Rektor starb plötzlich. Seine immer kränklich«, unselbständi ge Frau machte ein Schlaganfall vol lends hülflos und kindisch. Vermögen hatte sich bei d«r Privatschule nicht zu rücklegen, kaum «in einfaches und sparsames Leben für di« Famili« möglich mach«n lass«n. So kam die Haus. Da fand die Aelteste Muth und Kraft, die Schule selbständig weiter zu führen. Sie schien den Hadershus«- nern rechlich jung für ein so gewichti ges Amt, und es fehlt« nicht an War nung«» und «inem Konkurrenzunter nehmen. Aber in Jahren voll eiserner Ausdauer und Arbeit gelang es Agnes Lorentsen, sich Vertrauen und Liebe zu gewinnen und die Schule bedeutend zu vergrößern. Es gelang auch, die Mit tel zum Studium der beiden Brüder Nestkllken, die kleine zu erziehen und die Mutter zu Tode zu Pflegen. Die schwersten Sorgen lagen jetzt suchtsvoll. Und sie hatte ebenso geant wortet. Ob er's verstanden? Da kam's ins Zimmer herein, geht's nicht, Olli? solideres in der Lust lag, Kommt Det lev Diekens? fragte sie schnell. Er ist in Hamburg und kommt so bald wie möglich zu uns, vielleicht eine Abwechslung in unserem sündhaft langweiligen Das«!n. Na, wird der sich über mich wundern! Ich hoffe nur, er mit dem Fünsuhrzug hier sein. Paß auf, Olli, er kommt dann, denn er hat giebst selbstverständlich deine Handar beitsstunde. Uebrigens könntest du dich selbst etwas ordentlicher anziehen und meine Toilette nur keine Sorgen, ich werde Detlev Dirkens schon festlich «empfangen. Denke lieber an dich aussiehst, Olli! schwüler Nachmittag gefolgt. Es war ein schwer Stück Arbeit gewesen, die unlustigep, trägen Backfische zu unter- Lilli hatte seine Ankunft wohl ge merkt und sich gleich oben in ihrer Kammer aufgeputzt. Sie trug das weiße Kleid, das Agnes sonst nur Sonntags erlaubte, und blaue Sei- Sie war roth und verlegen und doch sehr zutraulich und zärtlich, als sie nun Detlev die Hand entgegenstreckte Sie hatte es nicht gewollt, die kleine Lilli! Nur hübsch wollte sie sein und ihm gefallen, aber nicht die Schwester im grauen Schulkleid so ganz über trumpfen und in den Schatten stellen. konnte auch nicht daß mern, daß Agnes immer stiller, müder und grauer wurde. Und als er Abends fortgegangen und unter der alten Hausthür eine kleine, weiche Hand sehr lange festgehalten und morgen früh etwas ganz Wunderschönes mitzu bringen versprochen hatte, da lag Lilli die halbe Nacht in Hellem Jubel wach. Er war so männlich und so interessant alt. noch keine vierzig. Und in Japan brauchte man sicher keine Handar beitsstunden zu geben, und die Sonne schien dort immer. Lilli mußt« irgend wo leben, wo die Sonn« schien. Agnes, ja. die paßte so gut nach Hadershusen. Die hatte ihre Schule und ihre Pflicht und brauchte die Sonn« nicht! Und «s kam, wi« «z kommen mußte. Agnes Lorentsen erlebte die alte Ge schichte noch einckal wieder, die alte Geschichte, daß Liebe und Treue. Mü he und Arbeit nichts wiegt gegen ein daß es diesmal so viel, viel weher that als einst, daß es ans Mark des Le bens und um ihr allerletztes Glücks- und Liebeshoffen ging. Aber auch ihre Kraft war in den zwölf Jahren gewachsen. Der alt« Rektor wär« mit seiner Aeltesten zu frieden gewesen. Mehr freilich als seine Lehren vom Entbehren und Entsagen Lilli war von der Stunde an, als er sie Abends auf der dunkeln Diel« plötzlich geküßt und sein junges Glück genannt hatte, zu nichts Vernünfti gem mehr zu brauchen. Es that ihr so nehmen und immer die Hauptperson zu sein. Den Mann erschütt«rt« diese neu«, -st - H b d Abschied kam. s«nblätt«rn zur Trauung. Dann saß Agnes Lorentsen in schwerer, schwar zer Seide oben an der Hochzeitstafel sie Abends endlich, aufstehen. Ordnung im Haus« schas sen und all«s für das Wintersemester vorbereiten. In Fräulein Agnes Lorentftns Zimmer wurden die japanischen De stellt und aufgehängt. Sie lagen wohl verpackt und gut verschlossen mit einem Hausen alter Brief« oben auf dem Bo den in einer großen Kist«. rrm Leben geworden. Zuerst blieben noch ein paar stärker getönte Fleck«n auf der bunten Tap«t«, di« dort, wo die Seidenstickereien und Wandbort« gehangen, nicht verblichen war. Aber mit der Zeit wurden auch diese Stel len ebenso grau und gedämpft wi« all di« and«r«n bunt«n Blum«n. Und die Had«rshusen«r konnten b«im b«st«n Willen jetzt nichts mehr am Leben ih rer Schulvorsteherin auszusetzen fin den. Abgestürzt. Sie ihn entdeckt?" „Zu Hilfe! Zu Hilf«! Si« stür M K' b« bh t sich d grundes abgestürzt, den zweiten Mann mit sich reißend. Der dritte hatte irgendwo einen letzten Halt.gesunden und stemmte sich mit übermenschlicher Kraft gegen den offenbar unv«rm«id- zurück. „Min Gott!" murmelt« Maria, Gott rette Erwin! ' ! Dann sank sie bewußtlos zu Boden. ! Ihr Onkel, mit dem sie reiste, nahm jetzt den Platz am Fernrohr ein und sagt«: > „Der Dritte hält sich noch. Aber es alle Dr«i!" In der nächsten Sekunde stieß er ei- I „Das Seil ist gerissen!" schrie er. i Der eine Mann war gerettet! Wer aber war es? Lange, bange Stunden vergingen l Aber das göttliche Wunder, um das sie gebetet, war geschehen: gerade Er win war gerettet. Am nächsten Morgen in aller Frühe kehrt« die Rettungsexpedition mit den lagen Züge in seinem Antlitz, die vor her nicht dort gewesen. Und er, der vorher heiter und gesprächig, der Lie'b der. . . deres, Unaufschiebbares vor habe. Alles das hätte er l«icht verschmerzt, aber auch Herr und Fräulein Kirnberg res Gespräch mit ihm ein, so daß er d«s Räthsels Lösung nicht «halten konnte. Maria bekam er nie mehr allein zu sprechen, so daß seine Gespräche mit ihr nichts Anderes mehr waren als ein ' oberflächliches gesellschaftliches Plau- auf wie ein graben und blickte erst auf, als das her. Mit schnellem Entschluß sprang es ist die reine Gefühlssache!" „Gefühlssache?" rief er erstaunt, indem er einen Schritt zurücktrat. .Also doch etwas!" Lippen. „Das ist zuviel!" stieß er hervor. „Jeden Verbrecher hört man an, man „Guten Tag, meine Herren," sagte er. „Es freut mich, daß ich Sie alle einmal beisammen treffe. Ich habe eine Frage an Sie zu stellen." Er bemerkte die unbehaglich aus chen schließlich sei alles Gefühls sache." „Gefühlssache!" rief Erwin. „Al stark!" tete: „Es ist richtig, das Seil ist nicht ge rissen wenigstens nicht bis aus die Todes mich an das Eis fcslllammerte. Er konnte es nicht. Der leblose Kör per des Führers'riß ihn immer wie«: seien ja doch verloren es gab abso lut keine Möglichkeit mehr, sie zu ret ten. Und da schnitt ich mit meinem Messer den Rest des Seiles durch!" beigehen: „Scheußliche Geschichte, mein Lie ber Sie haben recht, vermuthlich hätten wir alle nicht anders gehandelt, aber na was will man da machen — ist eben Gefühlssache, das Ganze!" Als später sein Zimmer aus. suchte, sah er Maria die Treppe her unterkommen. Doch bei seinem An blick lehrte sie um, sie wollte offenbar einer Begegnung mit ihm ausweichen. Und auch Erwin kehrte um. Er verließ das Hotel. Am nächsten Tage wurde er vermißt, und zwei Tage spä ter fand man ihn todt in einem Ab gründe abgestürzt! Alle« desetzt. Winkelburg ist ein im Ausblüh.n begriffener kleiner Badeort, und wah rend der „Saison'' ist jedes brauch bare Plätzchen zu sehr guten Preisen vermiethet. Ein Besucher jenss reizenden Ortes bemerkte einmal, wie ein Schutz mann einem Jüngling mehrere kräfti ge Ohrfeigen versetzte, und da er be gierig war, den Grund dieser unge wöhnlichen Rache kennen zu lernen, ging er an den würdigen Hüter des Gesetzes heran. „Was hat denn der begangen. Herr Wachtmeister?" erkundigte er sich. „Ich ertappte ihn gerade, als er beim besten Taschendiebstahl wer. Wenn ich ihn noch einmal dabei kriege, zur Wache gebracht?" „Wache!" erwiderte der Schutz mann. „Nein, das geht nicht. Die DurchTränme entdeckteLerbreche«. Es ist schon wiederholt vorgekom men, daß Verbrechen durch Träume entdeckt wurden. Eines der merkwür digsten Beispiele ist das folgend«: „Einmal wurde ein Traum sogar als Zeugenaussage verwerthe.. Dies war der Traum des Gastwirths Rogers, der in Portlaw b«i Watersord lebte. katholischen Pfarrer des Ortes, er» zählte. An demselben Tage ging er aus die Jagd und bezeichnete demPsar rer den Platz, den er in seinem Traum« gesehen, ganz genau. S«hr groß war Tage Bormittags zwei Männer sein Gasthaus besuchten und sich eine Er möge besonders auf die beiden aufpas sen. Rogers erfuhr aus ihren Reden, daß der Name des kleinen Mannes len mitnehmen. Schließlich brachen sie auf. Als sie eine Stunde später den Fleck in den grünen Bergen er «u« «tnemDichterleden. Aus der Jugend von Hermann Kurz,' dem Dichter von „Schillers lungen, theilt uns dessen Tochter, die « bekannte Schriftstellerin Isolde Kurz, «inig« int«r«ssante Züg« mit. Im Herbst trat Hennann ach so viele sind es, welch«" woge gen Kurz, der g«w«tt«t hatt«, s«in« Pr«digt mit „sondern" zu beginnen, mit den Worten anhob: „Sondern wir. meine geliebten Zuhörer, di« christliche Religion von allen anderen Religion«» ab." Zutr«ff«nd. „Kinder, ver> tragt Euch doch! Fri«d« ernährt Unfriede verzehrt." Schwiegersohn (Rechtsanwalt): „Mama, ich bin ganz der gegenth«iligen Meinung." Großartig. „Nun, Herr lhr Geburtstag gar ä Meier - Eiche gepflanzt.^ Veränderter Maßstab. .Sie sollen mit größerer als zulässiger Geschwindigkeit durch das D.'rs Stöckheim gefahren sein?" But ler: „Nein . . . wissen S'. Herr Rick als die Städter, da fällt die Aeschwin-
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