Das alte Med. Voman von Mari« Tier». (3. Fortsetzung.) Wenn Wolf den Wunsch hatte, mit freundlich sein solle. So kam Wolf ohne Schwierigkeit bis an den Weihnachtsbaum, und Ul rich, nothgedrungen neben dem ältesten Gymnasiasten, ging hinterher. Heute war «in Kutscher mit, und er hatte keinen Vorwand, für die Pferde zu sorgen. Außerdem fühlte er sich wie verantwortlich für Wolfs leichtsinni ges Thun. Aber um den Weihnachtsbaum war jetzt die ganze Familie. Elf Menschen drehten sich in der einen Stube, die pe in der Ecke sehr beengt war. Da konnte Wolf allerdings nicht viel Un heil anrichten. Ach, Unheil richtet sich schnelleren, schen und Menschenstimmen und ein weißer Tisch mit beschenken sich zwi schen den Jäger und sein edles Wild Wolf wußte, daß Else, obwohl sie drüben stand und mit ihrem unver meidlichen Bruder Walter plauderte, dennoch seiner Stimme mit klopfen dem Herzen lauschte und sie hören würde durch die grünen Zweige und ihn sah, obwohl sie gar nicht in der Richtung blickte. Er sprach zu dem geduldigen Pa stor über sein Leben und Treiben und richtete auch ein paar schöne Worte an die Frau Pastor, die aber kalt und verbissen dastand und Elsens Haltung iiberwachte. Das stachelte seinen Uebermuth. Plötzlich ließ er den Pastor stehen, ging um den Tisch herum und aus Else zu, „Fräulein Bärenwender, wir haben uns noch nicht einmal richtig begrüßt. Was hat Ihnen denn der Weihnachtsmann gebracht? Gewiß mehr als mir, denn mir wird jetzt die Der Bruder Theologe trat verdutzt einen kleinen Schritt zurück und mu sterte Wolf nicht eben freundlich. Der wmf ein amiisirtes Auge auf ihn. Wahrscheinlich beehrte ihn dieser Die ner des Herrn mit seiner hochehrwür digen Verachtung als einen Beitrete, profaner Welllichleit, einen Arzt der untergeordneten Leiblichkeit. Elfe war durch den Ueberfall so verwirrt, wie Wolf es gewollt hatte. Alle ihre Steifheit und affektirte Kühle gingen unter. Aber es blieb «in süßes, ein süßes Sichbehaupten, ein Mädchentrotz, wie er ohne jeden aus ihrem Herzen kam. „Dies sind meine Geschenke, Herr Doktor. Sehen Sie sie an, wenn Sie Der Theologe trat heran und machte eine ganz vernünftige Verbeu gung. Er war ein schöner Mensch paar formelle Worte und erwies sich darin zugänglicher, als Wolf ihn taxirt hatte. Mit Elfe war dagegen nicht viel anzufangen. Fast zweifelte ihr Freund „Komm, Wolf", sagte Ulrich. „Der Wagen steht draußen." Dieser ewige Ulrich! Wolf sah ihn wüthend an. Frau Pastor schien auch gleich sehr be gen. ob er jetzt ging oder nicht. Na, wartet ihr aLe! dachte er. Ich hole mir schon mein Recht, euch allen zum Trotz! v. Am Abend dieses Frau ning". ten schlachten. Wie du dich jetzt Plötz, lich mit dem Geld anstellst. Mann." Er sali schuldbeladen aus. Ja, er Wolf wußte, daß die Unterhaltung auch ihn mittelbar anging. Daß Zei ten für ihn kommen würden, in denen er an der Knickrigkeit seines Alten schwer zu schleppen haben würde. In denen er all den süßen Gewohnheiten eines gutgeölten Daseins entsagen, manche lustige Stunde würde sich ent gehen lassen müssen. Aber heute war noch sein Empfinden dafür stumpf, von einem ganz andern Wind bewegt. Der Zukunft schenkte er überhaupt jetzt keinen Gedanken. Was ging ihn tischen Tag zu machen. Endlich war es so weit. Es hatte von früh an heftig geweht, ein Thau gang. Von allen Bäumen tropfte ei, und als die alte, schwerfällige Pastor kutsche aus Klähnen in den Hos ras öffneten Schlag entstiegen der Pastor, die Frau Pastorin, Walter, der Theo^ Wolf stand wie im Traum. Keiner sonst —? Nein, der Schlag fiel zu, „Wo ist denn Ihr Töchterchen?" fragte seine Mutter die Pastorin in liebenswürdigem Gesellschaftston. „O, Elfe hat zu thun. Wir können doch nicht das ganze Haus allein las sen. Sie wollte auch gern bei den Kindern bleiben." Dies sagte si« in der Richtung gegen Wolf hin. Ulrich stand dabei und grinste wie ein schadenfroher Affe. Ordentlich eine Wonne hatte der sonst so gutge artete Kerl an Wolfs Gesicht oder viel mehr an dem, was sich hinter diesem Gesicht verbarg. Denn das Gesicht selbst blickte nur kühl und halb spöt tisch, an dem war leider gar nichts zu sehen. . Wolf unterhielt sich denn auch wie ein wohlerzogener Sterblicher. Aber gegen Abend wurde sein Gesicht im mer gelangweilter, er gähnte sogar ein paarmal recht ungezogen, und schließ lich stand er auf und sagte, er habe Kopfweh und wolle sich ein wenig oben auf fein Sofa legen, um zur morgigen Abreise wieder wohlauf zu sein. Mehr als ein vielsagendes, heim lich triumphirendes Lächeln folgte ihm, als er hinausging. Die übrigen, harmloser, wurden besorgt. Was fiel ihn eigentlich ein? Wolf ging auch nach oben, schlafen konnte er jedoch lange nicht, da es ihn ärgerte, daS Elfe zu Hause geblieben. Schon früh erhob er sich wieder. Der Sattel auf Vaters hellbrau ner Reitstute war schnell aufgelegt? der Knecht, ein dummer Junge von siebzehn Jahren, sperrte Maul und Augen auf. half ihm aber beim An schnallen, öffnete ihm das Stallthor, und hinein in Wind und Dunkelheit, Nässe unten, Nässe um sich her. ging der tolle Ritt. Warte nur. mein Trotzkopf! Du wirst dich noch wundern unter deinem grünen Weihnachtsbaum! Aber Else war heute gar kein Trotzkopf. Es war nicht ihr Wunsch und Wille, daß sie hier geblieben war. Sie wußte ja, daß er morgen abreiste und ihr dann wieder verloren ging auf lange Jahre, vielleicht auf immer. Sie hatte so sicher gehofft, er würde doch noch einmal im Fest lommen, aber statt seiner war die Einladdng erschienen. Wie sie sich gefreut hatte, halb un gewollt, halb unbewußt! Selig sah plötzlich das ganze Leben sie wieder an. Was würde sie anziehen? Ihr dun kelblaues mit den Spitzen? Oder gar nicht so heraus zu einer Wintersahrt über Land. Doch freilich, Wolf Eggers würde das weiße am schön sten finden so kannte sie ihn auch schcn. Ach Unsinn, Unsinn. Mutter würde ihr ja lommen! Schade. Aber das dunkelblaue war auch sehr hübsch, und man fühlte sich sicherer darin, auf lei nen Fall auffallend. Aber Mutter kam ihr noch ganz ten Augen, die sie wieder wie auf Ar meslänge abhielten, und sagte, ohne nur eine Sekunde mit Stricken inne dcnte ich, wir nehmen Hans mit, und da ist die Kutsche voll. Die Kinder sind dann auch ganz allein zu Hause." Else wurde ganz kreideweiß. Als stürze ihr die Decke über dem Kopf zusammen, 'o war es ihr. Aber sie fand weder zum Weinen, noch zum Bitten den Muth diesen Augen gegen über. lenangst. Um Gottes willen, so tief saß es dem Mädchen schon? Das war ja eine nette Entdeckung! Und darüber auszuschütten! „Natürlich bleibst du zu Hause!" rie sie aufgeregt. „Und das merke dir: dieser dumme einfältige Bursche, dieser Wolf Eggers, dieser eingebilde te Lasse kommt mir nicht wieder in's Haus! Und wenn du dich jetzt etwa ich Vater und Walter bei Tisch deine Else hob die Masche ohne Schwie mehr. Die Verzweiflung machte sie starr. Sie hielt sich den ganzen Vor mittag über ohne verheulte Augen und muffiges Gethue. Nur ein bißchen blaß sah sie aus. Aber als nun Mutter im Schwarz seidenen aus der Schlafstube kam und Vater und die Jungens in ihren gu ten Röcken erschienen und sie Walter noch den Schlips binden und seine be dauernden Worte Über ihr Zurück bleiben mit unterschlucken mußte, als di« rumplige Kutsche vorfuhr, in der sc gut, so gut noch Platz gewesen wäre (Hans hätte sowieso schon lieber auf dem Bock gesessen), da wollte ihr doch ihr junges Herz beinah zerbre chen. Und als sie am Wagen stand und der Mutler eine Decke über^die sie die Mutter. Nun konnte si« weinen! Aber nein, da waren ja die Kinder. Glocke und Hammer sollte si: mit ihnen spie len. „Das ist sein, Elsi, daß du hier geblieben bist," sagte der siebenjährige Fritzel. Es wurde Abend. Der Kopf war ihr wüst von dem Lärmen und Spie len, die Augen heiß von den ungewein ten Thränen. Ging denn der Tag Sie saß auf dem Bettrand bei Fritz, der ihr immer noch am meisten zu erzählen hatte. Sein» Gedanken lie fen immer seinen Worten voraus, dann mühte sich der kleine Mund, und er sah aus wie ein schnappendes Fisch chen. Kutschen auf der g nze . g Z rascher Schritt vom Flur her Else horchte auf. Etwas wie ein Blitz, wie eine unmögliche Ahnung durchzuckte ihren Körper. Wer war das? So ging doch kein Bauer Sie riß Fritzchens Hände von ihrem Hals ab, stürzt nach vorn. Im Flur brannte eine kleine, qualmende Kü chenlampe. Im Havelock ncin, sie „Guten Abend," sagte Wolf Eggers ganz ruhig. „Sie erlauben, daß ich den nassen Mantel abnehme? Es war drüben in Holzhagen nämlich etwas langweilig. Da dachte ich aber Sie sind ja sehr freundlich —" Er hatte den Mantel schon abge streift, und Else, halb bewußtlos, kaum wissend, was sie that, und was geschah, nahm ihn aus seinen Händen und hing ihn an den Ständer. Sie zitterte. „Was wollen Sie hier nur?" fragte sie, noch immer wie im halben „Sie sehen, Fräulein Else", sagte Wolf geradezu. „Ihnen nebenbei adieu sagen." „Ach so mir adieu sagen." Plötz lich schien ihr alles ganz richtig und in der Ordnung und über alles Be- „lch Ihnen Thee machen, es ist so schlechtes Wetter draußen. Sie sind doch nicht zu Fuß gekom men?" „Nein, ich bin geritten. Das Pferd habe ich gleich in Ihren leeren Pferdestall gestellt, wir haben ja heute ein bißchen Bäumchen verwechseln ge fpiett." Mund! Welche "Frische, welche spie lende Kraft sein Wesen ausströmte! Sie sah ihn an und wußte nicht, wie Da rührte es ihn wie ein Schreck. Es war hier ja so süß, so gefähr- 'h? " d mer. Twrt^standen die Ueberreste vom Abendessen der Kinder. „Es sieht hier noch so wild aus", sagte sie ent schuldigend. „Ich hatte leine Zeit zum Aufräumen, Fritzchen —" Da tönte schon von fern und dumpf, Elfe —"glse»— „Ach, er weckt ja die andern auf!" rief sie ganz erschreckt. „Ich muß hin —" Umgedreht und fort war sie. Das Gebrüll verstummte. Wolf stand am Tisch mit den Re sten, das stille, gelbe Licht einer Pe treumhängelampe erfüllte den Raum. Vor den Fenstern stand die schwarze Nacht. Wie sich Plötzlich vorlam! Wie ein Einbrecher! Hatte er^dknn^wäh- Else um ihren Ruf bringen könnte? Und jetzt? Was weiter? Traute er sich zu, in diesem wundersamen Tete-a-tete den Kopf kühl zu behal ten? Er wußte es jetzt: er hatte so ein verschwommenes Bild davon gehabt, daß er Else inmitten der Kinder schaar antreffen würde, ein paar ent alles anders, als er gewollt hatte. Und Elfe so fassungslos, viel zu fassungslos für solche gefährliche Wäre es jetzt nicht das Hin sie sich freuen durfte! Und als sie jetzt wieder vor ihm stand und von neuem ihr armes, jun schen und Schicksalen spielt. Herr Doktor. Ich danke Ihnen recht schön, es thut mir leid, daß Sie solch Wind und Wetter dazu hatten. Leben Sie also wohl, viel Glück!" Er sah sie verdutzt an, all sein hel- Ihm ward plötzlich still und selig ums Herz. Er fühlte etwas von dem jetzt.' ganzen Leben bis zu dieser Stunde, sank all ihr kühler Stolz hilflos zu sammen. Thränen füllten ihre Au nasse Mantel um seine Schultern. Er holte sein Pferd aus dem stock dunklen Stall und ritt langsam aus noch ungethaute Schnee. Er hatte sich diesen Einbruch an ders Lustiger, prickelnder, mit fahrt. Nun war sie Siegerin geblieben, die kleine, stolze, feine Seele.. Nun stand er vor der großen Frage: alles oder nichts! S. Else blieb zurück, mit übervollem Herzen. Aber es war nicht Glück al lein. das darinnen strömte. Eine dunk le. tastende Unruhe war über ihr. Ist alles so, wie ich's fühle oder ist es anders? War der Himmel hier im mich narrte? Bis zur Seelenangst stieg dies Fra gen. Ein trauriges, banges Tasten nach der Seele, nach dem Wesen des Mannes, den sie liebte und nicht kannte In der dunklen Weihnachtsstubt stand sie am Fenster, den ganzen, gan zen Abend. Sie wußte nicht einmal, wie die Zeit verstrich, und wie die Thränen ihr unablässig über das Ge sicht rannen. Glück und Angst, miteinander ver brauchte sie nicht zu lügen, es war doch noch einmal in seinen Stall ge gangen und hatte sofort das Fehlen seines Reitpferdes bemerkt. Zu glei- Eggtts sen leine Antwort gab. Nun paßte unglücklicherweise der Schlüssel ei ner andern Thür zu der seinen, und Licht. Ulrich war oben mit der Mutter. Als er den leeren Raum sah, entfuhr es ihm ungewollt auf eine blitzähnliche Eingebung: „Er ist in Klähnen, da rauf will ich schwören!" „Was sagst du?" rief Frau Eg gers, Da hielt Ulrich nicht mehr an sich. In dem Schein des flackernden Lichts, „Er stellt der Else von Pastors ter, mit allem, was du über ihn ver magst, halte ihn hier vom Leichtsinn zurück!" Sohn, «S scheint mir beinah als ob deine sittliche Entrüstung nicht so ganz sachlich wäre —" Mutter. Sein Gesicht färbte sich blut roth, feine Adern schwollen an. War er denn dazu verdammt, ewig und «wig diese alberne, sinnlose, beleidi gende Antwort ins Gesicht geschleu dert zu bekommen? Diesen stets be thatenlos, der ihn zu einer Null mach te? Der ihm das Recht jedes unbefan genen Beobachtens nahm, sogar vor schreckt. „Sieh nur nicht gleich so böse aus, Ulrich, du verstehst, weiß Gott, und redete davon, daß Wolf sich wohl sein Kopfweh verreite. Aber an dem Gesicht der Pastorin merkte sie, daß weit in der Gewalt, ihr« Gedanken „Ich glaube, Adolf, wir fahren jetzt gleich", sagte sie. „Ich habe schlecht „Aber Frau Pastor! Unsere En ten! Der Tisch ist schon gedeckt ---" aber mir ist zum Unifallen schlecht." Da öffnete sich die Thür, und Wolf stand da. Er merkte sofort an dem Busen. Aber als die Wochen ins Land gin gen, wollte ihr doch wieder ein biß- Noth mit den jungen Mädels war! Sie hatte zu ihrer Zeit sich nicht so angestellt. Ganz vergnügt hatte sie sich von Adolf Bärenwendir die Eour machen und von ihren Freundinneen necken lassen, ihn tüchtig ausgelacht und ein bißchen gequält und, als es gesagt. 'An schlaflose Nächte konnte sie sich aus der Zeit nicht mehr recht zurückerinnern. den Weihnachtsferien etwas aufgefal len. Er hielt sehr viel von seiner und seinen Einfluß auf^die länger je weniger leiden, und vor feiner Abreise, so wenig er sich sonst aussprach, hatte er zu seiner Mutter gesagt: „Mutter, beschütze mir unser Sie konnte überhaupt nicht iegre!« fen, wie man sich um nutzlose Gefühle so haben konnte. Gab sich der Bengel etwa Mühe um sie? Schrieb er ihr ein einziges Mal? So etwas wäre unfehlbar hier auf dem Land heraus- Sie war schließlich eine praktische Frau und sah alle Lebensverhältnisse Wesen. Sie hätte dann eben gesagt: Elsing, ein Windhund ist er und bleibt er. Du wirst ihm die Zügel hübsch anziehen müssen und ein Auge darauf haben, daß er solide bleibt. Aber immerhin, er ist ein gescheiter Kerl und wird's zu etwas bringen. Er kann dir eine gute Existenz bieten, und unsicheren Zeiten. Aber so standen die Dinge ja gar nicht. Und wenn sie es nicht gewußt hätte als lebenskluge Frau, hätte sie es ihrer Else schon an der Nasen spitze angesehen, daß sie nicht so stan» In dieser Zeit mußte Wolf EggerZ als armer Kerl und junger Doktor sich um sein Stückchen Brot schinden. Er wurde aber besser mit dem Ver nicht mehr brauchte, weil seine Seele und sein Leben voll waren. Ueberdies empfand «r schon den stärkenden und beglückenden Einfluß der Selbständig keit. Trotzdem, wenn er in die Zukunft schaute, wollte er sich Else noch nicht als sein Weib vorstellen. Es war, als müsse er sie um ihretwillen davor be hüten. Ihn wandelte das Mitleid für die Frauen nur leiden machen, und jede Glücksstunde, die er ihnen gab, mußten sie ihm bitter bezahlen. Er wußte das und konnte es nicht än dern. Noch stand er, wie ein Knabe vor einem wilden Pferd steht, vor der scheinbaren Regellosigkeit und Härte menschlicher Beziehungen, ohne den reifen Blick für die große Ergänzung und Gerechtigkeit in ihnen, die ihn allein zur Beherrschung des Lebens führen konnte. Noch wußte er nicht, daß, wenn Gott die eine Tasche voll Glück und Gnaden steckt, sie auszuschütten im Dahinfchreiten, dann die andere mit Leid und Unheil füllt, des edlen Gleichgewichts halber. Und daß, Nun er leerer läßt, auch unbeschwer ter und unbeschwerender durchs Leben zieht. Wolf war ein ungeduldiger Kopf, gewißlich. Vielleicht hätte er ein Ende gemacht, so oder so, wenn das tägliche Leben ihm wi« bisher auf Rollen gelaufen wäre. Aber die Sorgen und die Arbeit brachten ihm schon ganz von selbst das Warten bei. Sein Beruf interessirte ihn, und wenn er auch noch immer nicht viel gewissenhafter war als zuvor, so war er doch scharf- und fchnelldenkend. Er arbeitete viel und ausdauernd, er hatte jetzt ftine erste ernstere Lebens ihm, ohne theilnehmen zu können an dem Gang seiner Entwicklung und se^- in seinem leichten Herzen. Maiglöckchen blühten im Pastors wie eitel Sonne- und Wonnerausch in Elsens Dasein. Und nun an einem Alltag, einem Gartenarbeitstag sogar, da der drei viertel Mensch ron der Brust bis zu den Füßen in :in-r schauerlichen Sack schürze steckte und die Hände voll schwarzer Erve klebten, da kein Herz schlag ihr vorausgesagt hatte, was sich nahte da stand er er an den sie dachte bei Tag und bei Nacht, ob sie wollte oder nicht, er, der Liebe, schen' —er «änd vor ihr. Im Garten, zwischen den jungen Erbsen beeten und er kam noch näher, ge rade auf ihre srischgelegten Rabatten zu. „Herrgott!" Sie hatte aufschreien müssen, sie kniete auf der feuchten Erde, und die Haare waren ihr zer zaust. „Aber treten Sie doch nicht auf mei ne Blumen!" „Wo werd ich denn!" Er that's aber doch. Sie sah's schon gar nicht mehr. Sie war aufge standen. Blauer Himmel droben, siehst du, was unter dir geschieht? „Wo lommen Sie nur her?" „Staatsstreich!" Seine Augen sprangen vor Lust. Wie schön er war! Ach schön gar lein Wort! Wie ein Gott war er, ihr Gott! (Fortsetzung folgt.) Entgegenkommend. Mutter (nach dem Hausball) „Also Für die Küche. Nother Rübensalat mit Hering. Zehn dunkle, rothe Rüben von der kleinen zarten Art werden in Wasser weich gekocht, ebenso zwei kleine Sellerieknollen. Beides schält man, schneidet es in feine Scheiben, ver «ntgräteten und in Würfel geschnitte nen Hering und macht den Salat mög lichst warm mit Oel, Pfeffer, Salz und Essig nach Geschmack an. Vor dem Auftragen muß er gut auskühlen. Gedämpfte Lammbrust. Die Brust wird sorgfältig gehäutet, in siedendem Wasser blanchirt, abgekühlt und zum Ablaufen gestellt. Dann be legt man sie mit dünnen, von der wei ßen Haut und den Kernen befreiten Citronenfcheiben, bedeckt sie recht dicht mit feinen Epeckfchnitten. legt das Fleisch in die Kasserolle, deren Boden gleichfalls mit Speckscheiben belegt ist, gießt etwas leichte Brühe oder Wasser darüber und läßt das Fleisch langsam weich dämpfen, wobei es hin und wie der mit der Brühe begossen wird. Die Sauce wird abgeschmeckt, im Nothfall mit etwas Kraftmehl seimig gekocht und über der in Scheiben geschnittenen Kaiserrollen. 3 Pfund schie res, zartes Ochsenfleisch wird in große dünne Scheiben geschnitten, aus jedes ses fest zusammengerollt und nnt Fa den zugebunden. Man würzt dat Fleisch mit etwas Pfeffer, läßt etwas Butter braun werden, bräunt die Rol fauren Rahm dazu und schmort die Rollen fest zugedeckt im Schmortopf eine Stunde. Sodann wird da« Fleisch herausgenommen und die Fä chen, fein. (Für 6 Personen: dr«i Stunden.) Ein schönes S?ück Rin derschmorbraten wird gut geklopft, mit dem Quirlstil oder Messer hin und wieder Löcher hineingestochen und ii« Wiener Würstchen gestopft. Nun legt che» und den Abfällen desselben ge kochte, leichte Brüh«, fügt geschnittenes Wurzelwerk und eine dicke, in Mehl gehüllte Schwarzbrotrind« dazu und vollständigem Weichwerden wird ein bis zwei Glas Rothwein dazu gegos sen. Die Sauc« wird durch ein Sieb gerührt, gut abgeschmeckt, mit-zehn bis und zum Braten gereicht; passend« Beigab« Makkaroni. Schweinefleisch mitMohr rüben und Klößen. 2 Pfund Schweinefleisch brät man langsam auf in eine tiefe Pfanne, gibt eine Lage fort, bis die Pfanne gefüllt ist; die Broiled Steak. Man wählt ein Steak A bis zu 1 Zoll dick, ent fernt meist alles Fett, bestreicht das es auf einen heißen Rost und läß es I<Z bis 12 Minuten rösten und wendet es während der Zeit drei Mal um. in das Fleisch stechen und nicht eher schneiden, als bis es auf der Tafel ist, sonst läuft der Saft aus und das genschaft. Ob das Steak gar ist, läßt Finger auf das Fleisch drückt, fühlt es sich ziemlich fest an. so ist es recht und das Steak kann sofort vom Feuer ge nommen werden, ist es sehr sest, so ist das Fleisch zu gar, fühlt es sich weich an, so ist es noch nicht gar genug; dies gereinigtes Gänfellein Kopf, Hals, Flügel, Magen, Herz, Füße und Därme (die um die Füße gewickelt wei ser und etwas Zucker, sowie einem Stückchen getrockneter Apfelsinenschale und ein wenig Zimmt gar gelocht. men, diese durchgeseiht und mit dem Backobst, sowie dem in Essig aufge fangenen Blut der Gans vermischt, läßt und mil ganz wenig Weizenmehl, das mit kaltem Wasser verquirlt ist. legirt.
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