2 Von Franz Scttler bittrc^Nvt^ Glühende Kohlen. Slijze von Aimil s»n Felkterq. Seit Wochen schwärmte Günther «uil schon von seinem Freund Erich. Cein drittes Wort war jetzt immer: «Mein Freund —" Die ältere Schwester neckte ihn schon lange damit, aber das hiek ihn nicht Schulkameraden und Intimus. „Weißt Du, Mutti, 10 'nen Freund zu haben, das ist das allerschönste in der Schule. Mutti, weißt Du, Mutti, bitten." „Was denn, mein Junge?" „Ich sollte doch ein Rad bekommen zum Geburtstag. Also, Mutti, das Rad schenk' ich Euch." Die Mutter rind Schwester lachten. .Wir wollen gar kein Rad." schenkte. „Aha" Erich. Wo geht denn der Erich hin? Wir sollen wohl auch Dei nem Erich nachreisen. Unsere Villa Mutti°'siehst Du, der^ Erich noch nie war er in den Ferien ver reist. Er hat kein« See, keine Berge gesehen, nichts kennt er als das olle Berlin. Siehst Du, Mutti, da dachte könnte Erich mitkommen mit uns." „Wie heißt denn Dein Freund Erich vnd wo wohnt er, was ist denn sein alt, da starb er, Mutti." .Das ist traurig." „Weißt Du, sein Vater war Haupt mann." heißt, Günther." „Tornow?!" „Ja, Mutti, warum erschrickst Du „Ja, Mutti, das war sein Vater, «nd zehn Jahre ist er todt, und die der Maschine für Geschäfte, aber sie Mutti." den; aber sie hatte nur Augen für ihn. Sie zeichnete ihn stets aus. Ueberall. blieb immer der gleiche, wie es heiße Gluth ihre Augen, sie an den Abend dachte, der ihr Gewißheit gab. Im Haufe ihres Vaters, des reichen Kommerzienraths, war Ball. Ihr herrliches, strahlendes Bild hatte der Spiegel ihr gezeigt. Sit war schön, lbezaubernd schön, das sah sie selbst. Hie mußte ihn heute zu einer Aussprache bringen. Sie brachte Aussprache. Palinlngärte» »it ihrer schwülen Temperatur, ihrem heißen Blüthen duft eignen sich jmmcr zu Li^eKgs? im Zweifel ist, wird durch die Sinne hingerissen, das bindende Wöitchen zu sprechen, nach dem es für einen Ehren- In einer längeren Tanzpause vor dem Souper hatte sie den heiß Gelieb ten in diese blumendurchduftete, schwüle Atmosphäre gezogen. Sie wußte noch jedes Wort, das gesprochen wurde zwischen ihr, und es im Traum erschien ihr die Scene oft im Lebensdrange, in den Anforderun gen, die an sie gestellt wurden als Gat geliebt, wie selig sie war, daß der Reichthum ihres Vaters ihr gestattete, ihn zu beglücken, ihn aus der Misere zu erklären. Sie glaubte, er wolle nicht als Mitgiftjäger gelten. Darum kam sie ihm entgegen, darum verrieth cheln dem Paare mit den Blicken folgte, das als zukünftiges Brautpaar S' L t t T Platzvhr S"d-nllssen nahmen sie Sie sehr echauffirt?" „Ich wollte, ich brauchte nicht mehr zu tanzen ich wollte, ich könnte hier mehr noch gesagt als ihre Worte. Die Liebe ist nicht geistreich, sie macht Kluge thöricht und die Ge ncin Rechts steht der Verstand hen^—?" „Was thut das?" .„Weil Sie Heirathen wollen?" »O dann dann besitzt sie tau- Erich, wiegt alles alles auf. Ich will dem Mädchen alles geben, will es Er küßte ihre Hände. Mit einer tiefen Verbeugung zog er j sich zurück und ließ sie in Thränen allein. Kurz nach dem Ball reisten Vater und Tochter nach Nizza und Erich Tornow nach Berlin zur Kriegsschule. Die Liebe war nicht erloschen in dem Herzen von Günther's Mutter, dazu war sie zu überwältigend groß gewesen, um hoffnungslos zu sterben. Sij begehrte zu heiH, um entsaaungs. voll sich gleich zu'fügen. Ihre Liede wollte de» Kampf. Sie erfubr' den Namen der stillen- Braut des Mannes, der sie verschmäht hatte. Sie mußte das Mädchen sehen, mußte wissen, welche großen Reize es besaß, die sie in den Schatten stellten. Uebergroße, leidenschaftliche Liebe Dieselbe Macht, die Menschen in den Tod jagt, sie zu Mord und Eifersucht genllber. Eine sanfte, blonde, zarte Erschei nung. Sie war kaum schon zu nen- Glück. sie verzichten, wenn sie sah, welch wun dervolles Glück dem Geliebten sich bot. „Ich bin die Tochter des Kommer zienraths Köpper, ich nehme an, daß Sie meinen Namen kennen, von Herrn Leutnant Tornow, Ihrem Verlobten." Wie sie erglühte, die heimliche Braut. „O, das hat er Ihnen gesagt?" sprach sie strahlend. Haus Ihres Vaters." „Sie sind viel, heiß beneidet." mir des Glücks, das ich besitze, voll bewußt, doch ist unser Glück so entfa ich hasse Sie, weil Sie^— Sie zwi- Sie sind!" sah Günthers Mutter das blasse, selbst, daß sie sich, daß sie das Weib „Und wenn wenn ich verzichten wollte, um seines Glückes willen wissen Sie daß daß er es will?" „Für Ihr Anerbieten danke ich. Ich will —" „O Du Große o Du hast recht. Du liebst ihn Du liebst ihn ebenso wie ich!" Jahren, und jetzt jetzt erwartete sie „Es giebt ein Geschick, das lxnkt," dachte Günthers Mutter. Sicher lenkte dies Geschick die Wege der bei den Frauen wieder zueinander. Ungeduldig erwartete sie Günther mit dem Freund. Wunderbar, daß sie weiter. Aber ihr Blut floß in Ein schlanker, keiner, zwölfjähriger Knabe mit dem edlen Gesichtsschnitt Mutter Günthers, sie dachte es noch so oft, so oft! „Wird Deine Mutter Dir erlauben, mit uns nach Heringsdorf zu reisen in den Ferien?" Heiße Nöthe stieg in die Wannen deZ Knaben. Mit freudig, dankba rem, raschem Blick streifte er den Freund, der strahlend neben ihm stand. ten?" „Möchtest Du, Erich?" fragte fie Günther zusammen sein." „Denk Dir, Erich, an die See, die Du noch gar nicht kennst. Hei, das Was, Mutti, Du gehst zu Frau Haup tverschmäht um jener willen? Sie legte unwillkürlich den Arm um den Knaben, wie schützend, behii vom Herzen in die Wangen. Sie liebte das Kind, sein Kind. Kinder eines geliebten Menschen stehen uns Aber die Mutter? Erichs Mutter? wohnte Frau Hauptmann Tornow in einem Gartenhaus des Westens. In einem hellen, verwaschenen Gesellschaftskleid für eine fürstliche hatte. Nur, daß sie verheirathet, hatte ihr Gatte ihr mitgetheilt, als sie verlobt Die Maschine stand still, sie ging, „Bitte. Was führt Sie zu, mir? Günthers Mutter erschrak. So bitter hatte das Unglück, der Schmerz um den Verlust des Gatten dies sanfte, schüchterne, bescheidene ilrem Herzen. Sie streckte beide Hände der Grol lenden hin. 'dß willen. habe gelernt, Ihnen Ihr Glück zu gönnen. Ich habe Ruhe und Glück gesunden in der Ehe mit mei nem Gatten. Ich hade einen Sohn wie Sie. mein Sohn liebt Ihren Sohn, Freund. Des« zu feiner Mutter zu bringen?" „Jawohl. Erst seit heute weiß ich, daß Günthers Herzensfreund Erich lieben sich so sehr." „Ich weiß es. Der Name Gün thers ist beständig in Erichs Mund. lch freute mich darüber, als als Knaben. Mutti, Du bliebst so lange. Erich meint, wir könnten auch dabei sein, wir könnten auch seine Mutter bitten, daß er mit kann Heringsdorf i» den Ferien." So, nuy war es gesprochen. „Ja, Mama, bitte, ich möchte so gern, so gern mit Günther in den Fe rien zusammen sein." Also, das war es, das wollte sie von ihr erbitten. Die Wittwe sah in das Gesicht ih res Sohnes, das so fein, so blaß war. Sein Schlankheit beängstigte sie. Wie oft hatte sie gedacht, daß ein Aufent- sich s d shte möchte so gern die See mal sehen." Dieses eine Wort ihres geliebten Kindes riß die Wittwe aus allen . Günchers Mutter/ „Ich danke Ihnen." mit Thränen in den Augen. Der Mann mit dem früh gealterten Kops schraubte die Lampe etwas höher und wandte sich zu dem Dienstmäd chen: „Und sorgen Sie mir für Ruhe. Ich möchte für heut nicht mehr gestört wer den. Meine Arbeit muß fertig wer den," fügte er wie im Selbstgespräch hinzu. Dann griff er wieder zur Feder. Das Mädchen las einige Papier stückchen vom Boden auf und warf sie in den Papierkorb. „Es wird ja wohl Niemand kommen," meinte es und Schriftsteller Wilke hörte schon nicht mehr; emsig flog feine Feder über das weiße Blatt. So ging die Tretmühlenarbeit nun schon zwölf lange Jahre! Seitdem er verheirathet war! Zu hungern hatte er freilich nicht brauchen; er hatte es sogar zu einem leidlichen Einkommen gebracht. Aber von den Träumen, die in jungen Jahren in ihm gelebt, war einer nach dem anderen einge schlafen, eingetrocknet und eingestaubt. Wie himmelhoch flogen seine Pläne früher! Nach den Sternen streckte sich seine Hand; Meisterwerke wollte er schaffen, und er fühlte, daß seine Kraft sich mit den Besten aus seinen Reihen messen konnte. Und das alles war anders geworden seit seiner Verheira thung! Da hieß es schaffen um das tägliche Brot und was dazu gehört! Anspruchsvoll war seine junge Frau durchaus nicht; aber da mußten tau fend Dinge fein, oh«e die sich eine Frau, wenn sie aus einer sogenannten guten Familie stammt, das Leben eben nicht vorstellen kann, und er dachte nicht daran, seine Frau irgend etwas entbehren zu lassen. Früher hatte er leichten Herzens auch einmal ohne Geld dagesessen, wenn sein künstleri sches Schassen dieses Opfer ihm Jeder Arbeiter sorgt doch für seine Familie, und seine Frau sollte sich eines Mannes schämen, der mit all sei nem Talent nicht im Stande sein sollte, ihr ein leidliches Leben zu be reiten? Das durfte er ihr nicht an thun, und so galt es die schönenKünst lerträume über Bord werfen und für das liebe Brot schaffen. Am Anfang war das schmerzlich genug für ihn, und in stillen Stunden der Einkehr kam er sich vor wie ein Mörder, der fein Bestes gemordet, ja, der die Welt um das Herrlichste betrogen, das Gott ihr zugedacht. Aber schließlich ge wöhnte er sich an diese Tretmiihlenar beit, und die Freude seiner Frau, wenn sie es mit dem Sparkassenbuch einen Schritt vorwärts gebracht hat ten, ging im Laufe der Zeit auch auf ihn über. Draußen wurde an der Klingel geris sen. Wilke hörte, wie das Dienst mädchen öfsnete und eine tiefe Män nerstimme laut aus sie einsprach. Dann trat Anna in das Arbeitszim lasse sich nicht abweisen. Er komme direkt aus Amerika, und Herr Wilke würde sich ganz gewiß riesig sreuen, ihn zu sehen. Sie hatte ihre Rede noch nicht beendet, als auch schon die „Goddam, ist das eine Art, jeinen alten Freund und Duzbruder so lange antichambriren zu lassen? Bist du wallender Künstlermähne und pech fuhr der hoch und streckte dem anderen beide Hände entgegen. „Well, Mensch, der bin ich. Direk tcmang aus Amerika gelandet." ... „O, wie mich das freut, Bernhard, dich heut zu sehen! Und gar nicht verändert hast du dich in diesen ... wieviel sind's denn? ... laß sehen ... zehn ... zwöls ... dreizehn Jahren!" „Dreizehn Jahre! rixllt! Und Aber du ... laß dich doch einmal an schauen. alter Junge ... Hör' mal, mit dir bin ich nicht so zufrieden. Dich haben die Jahre zu sehr mitge nommen. Aber was hast du mit die sen dreizehn Jahren gemacht?" Das Dienstmädchen war hinausge gangen. „Gott." sagte der Schriftsteller, „man lebt eben 50... wenn man ver heirathet ist" ... „So, so, verheirathet bist du? Etwa gar mit dem hübschen Weibchen, von dem du mir schon damals die Ohren vvllschwärmtest, als ich über das große Wasser ging?" „Ganz recht! Seit zwölf Jahren! Ach, ich sage dir, es ist eine oanz rei zende Frau!" „Aber das Glück soll doch den Men schen srisch machen, soll seine Kräfte entfalten, soll ihn zu dem Höchsten heben, dessen er fähig ist." ... ~Ja, ja. du bist immer noch der alte den" ... „Nun, bester Freund, das Leben bauen wir unS doch selber. Also die oeste Frau hast du. Gut, ich werde sie ja kennen lernen." aus Besuch bei ihren Altern." „Holla, das trifft sich eigentlich gut! So sehr ich mich freue, deine Frau kennen zu lernen, so sehr freue ich mich doch, dich für den ersten Abend ganz allein zu haben. Also flugs, zieh dich an und mach mit mir einen kleinen Bummel durch die Stadt, wie wir's früher so oft gethan haben ... O, die schönen Zeiten!" „Ich gehe eigentlich gar nicht mehr aus", wandte der Schriftsteller ein. Stammler sah ihn erstaunt an. „Gar nicht mehr? Ja, Menschens kind, du hockst doch nicht etwa den gan „Meine Natur verträgt das Trinken und Herumziehen auch nicht mehr." ... doch nicht selbst an! Ein Künstler, der den ganzen Tag zu Hause sitzt und ! versauern." „Lieber Freund, du thust mir weh! Red nur nicht immer von dem Künst- ler. Ich bin kein Künstler. Ein Handwerker, weiter nichts. Genau Ah, das ist hiei doch keine Lust für versuchte Wilke zu scherzen. „Gott sei Dank! Ich wünschte, nicht!" ihrer Ehe. Wie hatte sie eifersüchtig ging, dann in ihrer Gesellschaft. Zwar hatte er sich manchmal über dem ketze- rischen Gedanken ertappt, daß immer und immer nur ihre Gesellschaft auf die Dauer doch ein wenig einschläfernd hört. Wtlke's Geschichte und Selbst» belenntniß gab ihm völlig recht? aber er hütete sich, die stille Weihe der Selbstbetrachtung irgendwie zu stören. Beide schauten in das Programm. „Ein Studentenliede: - Potpourri" da. Wilke schaute stillvergnügt „Es ist in solchen Fällen leicht," Frau in stillen Stunden lebhaft genug empfindet: Mein Mann ist nicht das, was ich mir von ihm versprochen. Wo seine vier Wände einmauern; er braucht Leben, er braucht Licht, Farbe und Klang. Das hast du versäumt, du einmal ein großes Bühnenwerk schaffen würdest", siel Bernhard schnell «n. „Und Kuckuck, wenn di^ Pnzu. Die Kapelle war bei dem Bierwalzer angekommen. Hausschlüssel flogen aus der Tasche, um den Takt dieses Walzertheils an den Biergläsern zu markiren. Wilke klqppte, erinnerungs selig vor sich hinsummend, dey Takt „Aus deine Zukunft!" sagte Stammler. „Laß das alte Feuer wieder emporglimmen!" Wilke streckte dem Freunde die Hand „Ich danke dir, Bernhard," sagte Wilke, als die Musik schwieg; „ich danke dir! Ich fühle, daß ich ein an- Menfch. Geehrter Herr Lehrer, Ich bitte Jh nicht anders ich mußte Sonabend früh nach die Cassee(Chaussee)straße und habe ihm müssen lassen 2 Zähne ziehn im Glünicke (Klinik) da tostet es nichts und der Junge wollte dahin bei die jungen Aerzte weil Sie zu die Kinder so bescheiden Sind Frau Z. Geehrter Herr Lehrer. Ne werden Gütichst verzeihen da ich Sohnes Gustav geblieben ist, ich habe die Tage aufgeräumt und fiehle alte Babiere verbrannt ob es da mit Zwi schen gekommen ist? ich werde Die rorhergehenden mitsenden, fiehleicht und sollte Sie sich noch schuldigung Bitte Grüst Sie Hochach tungsvoll . Frau Z.
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