2 SteujahrSlie». Dir alte Uhr. „Willst Du schon die Lampe an zünden, Kharlotte? Es ist noch nicht „Doch, Papa. Ich will diese Arbeit Heute noch fertig machen und forttra gen." Der Schein der aufflammenden liche Einrichtung eines kleinen Zim mers im vierten Stock. En Weilchen ist nichts zu vernehmen als das Ra sn. „Während Tm des Morgens fort warst, kam der Aknsch aus dem brit müssen, Papa/ sagt das Mädchen leise. „Wir brauchen das Geld so Der Alte schüttelte den Kopf. „Ich Wenn man ihm sagte —" .Papa, Du dentst doch nicht da ran!" rief Charlotte heftig. „Wenn er felbst noch davon anfinge, aber so!" „Nun, nun, ich sage weiter nichts", murmelte der alte Herr. Die Tochter jtand jetzt auf und faltete die Arbeit' zusammen, dann rückte sie ven Leyn stuhl vom Ofen vor den Tisch. „So, liebster Papa, nun setze Dich her, hier ist die Zeitung von gestern und Deine Brille. Ich gehe jetzt zum Magazin? ehe Du ausgelesen hast, bin ich zurück. Sie nickte ihm durch die halboffene Thür noch einmal lustig zu, als sie ser Schalten über ihr Gesicht. Wie mülhige Nachbarin den ersten besten Arzt von ser Straße heraufrief. Wie umsichtig und vertrauenerweckend war über, vorüber. Als sie wieder in's Zimmer trat, wehte ihr eine eigenthümliche Luft ent lotte. könnte acht Uhr werden bis dahin, meinte er. „Thut nichts", sagte ich, „wir haben ohnehin vor, bis Mitter reit, um acht Uhr kommt er". „Ja, Papa", sagte Charlotte wie be täubt vor Freude. Das Abendessen war vorüber. Es schlug acht, halb neun, neun Uhr vom Elf Uhr. Aus dem Stockwerk un- Lachen herauf. Auch dort erwartete man das neue Jahr, aber wie ander? als hier! Halb zwölf. Jetzt ging die Haus thür, ein Schritt kam die Treppe her aus, den sie wohl kannte. War es denn noch möglich?! Jetzt klingelte es an ihrer Thür, sie ging und öff nete. „Verzeihen Sie," sprach er eintre tend, während der alte Herr aufstand und sich die Augen rieb. „Es ist eine ganz ungehörige Stunde. Ich wurde aus dab Land hinausgeholt, und als kommen", rief der alte Mann fröhlich. „Geh, Charlotte, und besorge heißes Wasser. Sie werden doch ein Glas Punsch mit uns trinken. Herr Dok tor." „Bleiben Sie noch einen Augenblick hier, Fräulein Charlotte", sagte er. „Ich habe auch mit Ihnen zu spre chen." Er sah sie mit strahlenden Augen an und fuhr fort: „Ich sagte vorhin zu Ihrem Herrn Vatcr, ich hätte was von ihm zu erbitten, etwas, Sie, was es ist?" mit den Augen und der Hand auf die alk Uhr hin. „Jene Uhr?" fragte er, ougenschein „Sie haben öfters Ihr Gefallen an ihr geäußert", sprach Charlotte, ohne zu ihm aufzusehen, „und wenn Sie trachtend. „Die Uhr hätte ich gern. Aber Ihr Herr Vater hat mir erzählt, die Uhr wäre ein Erbstück, und ein solches muß in der Familie bleiben, nicht wahr?" Er hatte ihre Hand gefaßt, und ohne daß sie zu ihm auf sah, fühlte sie doch, wie seine Augen an den chren hafteten. „Wenn ich die Charlotte, mich als Mitglied Ihrer Brüstt lottes Vater war's, der die Zeiger ge stellt und das alte Werk wieder in Gang gebracht hatte. „Ein glückliches, neues Jahr, meine Kinder", sagte er mit zitternder Stim me, als die Beiden an seinem Halse hingen, rind auf die alte Uhr deutend, die ruhig weiter tickte, setzte er hinzu: „Mag sie fortan heitere oder trübe Stunden schlagen, sie wird Euch im mer lieb und werth sein, da sie die erste Stunde Eures Glückes schlug." Nenjahr iu «chottlan». Wie alle Bergbewohner sind die »schotten ein abergläubisches Volk. Was im anbrechend«» Jahre die Zukunft Guttes oder Schlechtes bringen soll, das wird, nach der allgemeinen Ueberzeugung in Schottland, schon am Neujahrstage entschieden oder doch angedeutet. Das neue Jahr nutß das Haus völlig ge säubert finden, trotzdem muß irgend eine Kleinigkeit unbeendigt bleiben, sonst ist das wieder eine mißliche Sa che. Ist der Müllkasten ganz leer, so bringt das ein schlechtes Geschäftsjahr. Schmutziges Wasser im Haus schafft sten Füßen", das heißt der ersten Per tritt. Als ersehntest», idealster Erst gebräuntem Gesicht, der irgend etwas bringt. Der unglückseligste Gast ist ein rothhaariges Weib? als nicht viel will bestellt sich manch verschmitzter Schotte seinen „ersten Gast" ganz wie er sich ihn wünscht. Ist nun der „Erste" mit sich fort. Was sie gebracht hat, Geld, oder das Unglück ist besiegelt. chen. Abschluß einer Jagd bilden, versteht man es, die Tafel in origineller Weife nehmer am Diner beeilten sich, der Hausfrau die Anerkennung auszusprechen. Zwei Kosen. „Sie ist todt," sagte der alte Lehrer, «sie starb bald nach ihrem Verlobten. Dahingang und Vertrauen darauf, daß der Geist noch stärker ist als der Körper, und daß ich nicht alles von ihr unter die Erde bringen mußte." „Wo ich jetzt allein bin, hausten wir früher zu dritt. Die Wittwe meines Sohnes führte m-s- die Wirthschaft und unterwies die kleine Irene in den Meine Schwiegertochter war ein jun ges, lebensvolles Weib, und ich wußte, daß si« meinem Sohn auch in seiner war; so verübelte ich es ihr nicht, daß ihre Augen bald wieder auflachten und sich auch »ach anderen umsahen als nach mir altem Mann. Damals fing der junge Gutsherr an. öfter in unser bescheidenes Haus zu Wittfrau eine heitere Gesellschaft für beiden saßen denn auch stundenlang in der Laube unseres Kärtchens, den ar beitsheißen Tag in den koketten Plän keleien vergessend, die selbst dem ehr barsten Verkehr zwischen jungen Leu ten verschiedenen Geschlechts einen er höhten Reiz geben. Die kleine Irene saß immer dabei, und wenn ich hier und da mit meiner langen Pfeife ihrem Schlupfwinkel zu gewandelt kam, sah ich schon von wei tem, wie die Augen, die ihr seltsam groß in dem überzarten blassen Ge sichtchen standen, immer ganz glücklich an dem jungen Manne hingen. Wie ein kleines Kätzchen rieb sie sich an ihm und schnurrte auch wie ein Kätzchen vor Behaglichkeit, wenn er ihr gutge launt den Kopf kraute oder sonst sei nen Scherz mit ihr trieb. Zu den dreien in der Laube gesellte sich bald noch ein vierter, ein junger Advokat aus Retsag, der den kurzen Weg stets zu Fuß herüberkam. Ich bin nie in meinem Leben einem Men schen begegnet, der mir vom ersten Au genblick an eine so tiefe Antipathie ein geflößt hätte als dieser. Sein grob sinnliches Gesicht wurde durch keinen einzigen feineren Zug geadelt und seine dicke Nase schien mir in meiner Vor eingenommenheit immer nach Schmutz als ihrem heimischen Element herum zuschnüffeln. Ich mußte ihn aber um der Höflichkeit willen dulden und misch te mich aus instinktivem Mißtrauen nur häufiger unter die Plaudernden, als ich früher gethan hatte. Auf diese Weise kam ich nach ereig nißlosen Monaten dazu, dem unschein baren Geschehniß beizuwohnen, das meine allmählich heranwachsende Irene aus der harmlosen Kindheit führte. Als Rudolf Semberg, den wir alle lieb gewonnen hatten, ihr nämlich ei nes Tages wieder, wie er es oft that, den Mund zum Kuß hinhielt, griff sie wohl in alter Keckheit mit den feinen Fingern nach feinen Schnurrbartspi tzen und näherte ihr Gesicht auch dem feinen, im letzten Moment aber fuhr si« plötzlich, dunkelroth werdend, zurück, die Aermchen sanken ihr schlaff herun ter, und unfähig, ihre tiefe Verwir rung zu verbergen, machte sie kehrt und lief mit ganz 'verängsteten Augen in das Haus, wo sie sich in ihrem Käm merchen einschloß. Der junge Mann sah ihr verdutzt nach. „Sie sollen Irene nicht mehr küs sen," sagte meine Schwiegertochter lä chelnd. „Sie ist ein großes Mädchen, beinahe fünfzehn Jahre." „Sieh einer mal an," meinte er dann nachdenklich, „also das Nesthäkchen wird auch schon flügge!" Ich ließ den beiden ihre Unterhal tung und ging meinem Zärtling nach. Ich hörte sie leise schluchzen, und da überfiel mich selber eine Art Schüch ternheit vor dem erwachten Mädchen thum, so daß ich sie still ihrer Erschüt terung überließ. Niemand weiß ge wiß, was damals in ihrem zarten Seelchen vorging. Ich denke mir aber, daß sie von dem ersten weiblichen Ge fühl überrascht und dadurch erschreckt worden war. Die Natur zwingt «lle schiebt es jäh und unvermittelt. Seitdem war Irene schüchtern und unbeholfen. Auch Semberg benahm sich sehr zurückhaltend und bisweilen geradezu linkisch. Es war für beide fchwer, neue Formen für ihren Um gang zu finden, und ich beobachtete oft. wie er sie mit ganz erstaunten, prüfenden Augen betrachtete. Die Zeit verging. Es wurde Win ter, und der junge Schulpatron blieb unser täglicher Gast. Statt in der Laube saß er hier im Gemach, und die grüneStehlampe beschien friedlich mei nen alten Kopf mitsammt den drei jungen. Er neckte sich mit den Frau ensleuten und spielte Gtsellschaftsspi^e i?imer verlor, da er bei jedemGeräulch nach der Thüre guckte. ES fiel mir schon damals aus, daß er immer ent then dem Mädchen oder dem schlechten Zuge galt. Renchen entwickelte sich auch ganz Als im März die ersten Veilchen Es war in der Dämmerung. Ein freundliches, sanftes Roth hing am Himmel. Die beiden schritten lang ihm küssen. Einige Minuten verharrten sie so in wortloser Umarmung. Dann kamen sie Hand in Hand dem Hause zuge schritten. Dicht au dem Fenster, wo der Rosenbusch steht, hielt er nochmals mer noch schmückte. Er steckte sie Ren „Es ist die letzte im Jahr," hörte ich strahlend in jungem Glück. Und ich war auch voll seliger Hoffnungen. Ich sah mich im Geiste schon, umringt von küßt«. In meiner Hast, ihr zu Hilfe zu kommen, brachte mich ein Stachelbeer schon Rudolf Semberg über denSlurz acker jenseits des Gartens springen. Sein gelber Vollbart flog stoßweise bei Mit übermenschlicher Sprungkrast nä herte er sich schneller, als meine Gedan ken es zu fassen vermochten. Den tro ckenen Astzaun durchbrach er. als wäre ' R ch d' N ch cht davon er Da wurde ihr Gesicht starr und weiß wie Kalk. Ich sah sie überhaupt nicht weinen, aber ich sah, wie «ine Friedhof, dessen letztes Grab Rudolf bei jedem Athemzuge hob. Da flog plötzlich ein sonniges Leuchten über ihr wächsernes Gesicht. Ihr Körper hob sich aus den Rückenkissen, der rechte gen Gewand dem Rosenstrauch zu, und dieser Bewegung folgend, sah ich eine eben erblühte dunkelrothe Rosenknospe vor ihr schaukeln. Ich vermuthete, daß sie sie pflücken wollte, und da sie von scheinung, die mich erschaudernd zu rücktaumeln ließ und gleichzeitig hörte ich meine Schwiegertochter aufschreien: O Vater! Der Zweig, der die Knospe trug, sichtlich von Dann brach Fingern'gehalten, in Renchens ausge- Der Wind war still. Das Geläut der Sonntagsglocken schwebte über un seren Häuptern, und gedämpfter Or gelklang quoll aus der Kirche. Beide sanken wir in die Knie, und aus der Stille unserer Herzen hob sich das hei ßeste Gebet zu Gott, das wir je gebe tet, durchbebt von der feierlichen Ab ging. Als wir uns wieder aufrichteten, war Renchen schon in die Kissen zurllck geglitten. Die Hand mit der Rose lag da das Trostlose wählen, wenn das Trostreiche ebenso glaubwürdig ?st? Daß wirStaub werden, wissen wir; daß wir Geist bleiben ich kann «S glauben! Modisches Briefpapier. Aus London wird berichtet: Wie Al» les, so ist auch das Briefpapier unt> men von Umschlägen modern sind. Wer Trauer hat, bestellt malvensarb«- nes und graues L«in«npapier mit lange ihre eigenen Clubhäuser gegrün det, und heute gibt es nahezu drei Dutzend Damenclubs, darunter meh rere, deren Mitglieder zu Tausenden zählen. Dieser große Erfolg, der in verhältnißmäßig kurzer Zeit errungen dung eines internationalen Frauen clubs. Dieser soll nicht nur gesell schaftlichen Zwecken dienen, sondern er soll ein« große, in der ganzen Welt vertretene Zunft vereinigen: die Zunft d«r Schriftstellerinnen und Journali stinnen und die studirten Frauen. Der Club ist im großen Stil ge- Cwb Ersrischungs- und Gesellschafts räume, Arbeitszimmer, Lesezimmer, Bibliothek u. s. w. enthalten, sondern die Mitglieder sollen auf Wunsch auch nen aller Art zu sammeln. Diesem Zweig will der Club besonder« Aus« merksamleit zuiixnden. Ueber die Ver herrschende Methoden und Usancen für Schriftsteller und Ueb«rsetzir sollen sichert ist. Eine Kenn'e r i n. Dame (im Musikladen): „Bitte geben Sie mir für meine Tochter «in gefälliges Salonstück für Piano; es kann aber schon etwas Schwieriges sein." Com mis: „Sehr wohl, meine Dame! Ich glaube hier dies Nocturno würde pas sen. Der Preis ist zwei Mark." Da me: „Ach, das ist aber nicht schwer ge nug. Meine Tochter hat bereits eins, das kostet 2 Mark öv!"
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