Gleißenckes Golck. Roman von Marie LcZcit. Die Kiichenthiir wurde heftig auf gestoßen, und ein junges Mädchen er schien auf der Schwelle und rief mit angstvoller Stimme: „Frciu Justine, Frau Justine!" Frau Justine, die Köchin, die am Herd hantirte, fragte, ohne sich weiter in ihrer Arbeit stören zu lassen: „Was gibt's, Hanna?" „Ach Gott, Frau Justine, ich habe gedacht, ich würde ihn bei Ihnen fin den." „Bei mir? Wen denn?" „Tintin, unfern Tintin! Den klei nen Konstantin!" Hanna ließ ihre Blicke verzweifelt hierhin und dorthin schweifen, obschon drürkte sich so unverlennbare Angst aus, daß die Köchin Mitleid mit ihr empfand. der Schulter, gemächlich und sorglos, ein Mann, dem seine Herrschaft nicht auf die Finger sieht, der arbeiten und feiern kann, wie und wann es ihm be liebt. Die junge Hanna lief auf ihn zu. „Haben Sie ihn nicht gesehen, Herr Lukas?! Ist er im Gemüsegarten?" Die Hoffnung auf eine günstige Aus kunft hielt nicht länge vor, und das Mädchen brach in lautes Jammern aus. „Helsen Sie mir! Ich habe Tintin Die Angst Hanna's steckte die ande ren an; sie gingen mit zur Garten schwiegen bellommen ... in einer un bestimmten Furcht sahen sie sich jetzt gegenseitig an. herrschen und schU^chzte' fassungslos auf; sie athmete schwer, stoßweise hob und senkte sich ihre Brust, ein wilder, abgerissener Schrei entrang sich ihren Lippen: tin, Tintin!" Zornig unterbrach sie Frau Vorhin trat ich in ihr Zimmer, da saß sie am Schreibtisch, schrieb und weinte dabei. Du lieber Himmel, wie viel Thränen hat sie seit dem Tode des Herrn vergossen! Ich sage Ihnen, ohne den, irrsinnig vor Schmer/ und l jetzt wenn.sie jetzt eine Ahnung hätte, ihn suchen und nicht !ren gegangen, das ist ja lächerlich: es !ist ein Ding der Unmöglichleit, daß er <aus dem Garten heraus ist. Ver- schlössen! Es kann ihm nichts pas sirt sein. Nur ruhig Blut! Die Brun durchsuchte. in denen der Kleine herum zu klettern Pflegte, forschte Justine in der Waschküche und den übrigen Räumlichkeiten des Hauses, und Han na durchspähte die Bosketts und Ge büsche. Sie trennten sich nach ver- Mit keuchendem Athem durchstöberte Als sie aber schließlich in den Küchen- Nach einer Weile gesellten sich Lu sie die Köpfe hängen ließen, weissagte nichts Gutes. Der Alle trug seinen Spaten nicht kennt!" „Vor allen Dingen belügt mich nicht! Ich sag' Euch, hier ist Jemand hereingekommen." Hanna, daß sie sich mit ihrem Besuch drückte sie zu sehr sie würde fortge jagt werden, ja, aber ihre Schuld muß- und ging mit geballten Fäusten auf sie Aber das war weder der Augenblick für erleichternde Geständnisse noch für cken, eine Angst schnürte allen die Kehle zu. Alle drei stürzten durch das Thor und starrten in die Weite. Der Men schenverlassene Weg zweigte linls in das Dorf ab, dessen erste Häuser man sehen konnte. Rechts wand sich die Chaussee wie eine weiße Schlange da hin, staubig und sonnenüberglüht. „Wenn er nach dem Dorf gegangen wäre," meinte Justine endlich, „so hät „Wär' er auf der Chaussee," sagte Lulas, während er mit seinen Luchs augen hinausspähte, „so könnte er mir nicht entgehen. Man übersieht von Plötzlich richteten sich ihre Blicke auf einen schmalen Fußweg, der ein Klee feld durchquerte und sich dann imWal de verlor. „Der Weiher!" rief Justine mit vor Entsetzen beinahe erlöschender Stim me. „Der Binsenweiher. Mein ar mer Tintin!" Die Gefahr stand plötzlich greifbar vor ihren Augen: es war der tiefe, bo denlose Weiher, der, einige hundert Schritte entfernt, auf einer Lichtung mitten im Walde sein dunkles Wasser im Sonnenlicht erglänzen ließ. Hanna und Lukas wiederholten wie ein Echo die Worte der alten Justine: „Der Weiher! Armer Tintin!" Binsenweiher hatte ihn der Volks mund genannt, weil an seinem Rand die Binsen so üppig wucherten, daß man das gefährliche Wasser erst sah, wenn man dicht davorstand. Wie von Furien gepeitscht, liefen sie nuti in der Richtung a>H den Weiher davon: Lulas, den Blick in die Ferne gerichtet, ihm voran die junge Bonne, der die Angst Flügel verlieh. Keuchend folgte Justine, die sie zu immer größe rer Eile antrieb, indem sie unausgesetzt 11. Frau von Erneuil schrieb, undThrä nen fielen auf den Briefbogen, der vor ihr lag. Sie hatte nicht gehört, wie Justine die Zimmerthure öffne!«; sie hatte Augenblicke, wo ihr großer Schmerz fö ganz ihr Inneres «füllte, sie so sehr von der Außenwelt abschloß, daß sie nicht Hörle und nicht sah, was um sie her vorging. Der Brief, den sie soeben begonnen hatte, war übrigens nicht leicht zu schreiben, abgesehen davon, daß ihre erschülterten Nerven ihr auch d.e ein fachste Arbeit zur Qual werdm ließen. Dreimal hatte sie den Brief schon be gonnen und jedesmal aufhören müs sen; jetzt legte sich plötzlich ein Thrä nenflor über ihre Augen und zwang sie, inne zu halten. Gedankenverloren sah sie in die Ferne, erhob sich nach ei ner Weile und trat schleppendenSchrit tes an einen mit schwarzem Sammet überzogenen Betschemel heran, über dem Porträts, Miniaturen und Pho tographien, hingen. Diese betrachte'- Frau von Erneuil lange, lange, Alle diese Miniaturen und Photographien zeigten dieselbe Person den Gemahl der" jungen Frau in verschiedenen Lebensstadien. Zunächst als Kind im Alter von zwei bis drei Jahren. „Wie er seinem Sohne ähnelt," flü sterte sie bewegt, „man lönnle meinen, es sei Tintin." Ueber dem Kinderbildniß hing das große Porträt eines acht- bis zehnjäh rigen Knaben, der an seinem Arbeits tische saß. Dann das eines Marine- Aspiranten; zuletzt war da eine Aus nahme, die ihn in der kleidsamen Uni form eines Leutnants zur See zeigte; aber überall, trotz des Wechsels der Kleidung, erschienen dieselben seinen und beredten Züge, die sie so heiß ge liebt. vergangenen Glückes. Hans von Erneuil trug diese Offi ziersuniform, als er ihr auf einen, Balle vorgestellt wurde, und schon nach wenigen Stunden hatte ihm ihr Herz miteinander gehabt, zuerst so gleich gültige, so nichtssagende; bald danach klang die Zuneigung durch ihre Worte, und zuletzt, zuletzt war es die Liebe, Voll Wehmuth gedachte sie der strah lenden Tage ihrer Brautzeit, fühlte sich wie aiigeweht vom Rausche ihrer Lie slößte. Doch er widerstand zum ersten Male, zum ersten Male, vielleicht aus übertriebenem Ehrgefühl, vielleicht aus geheftet, flüsterte sie: ein kaltes, blutloses Bild, etwas Schö- nen Jungen, geschenkt hatte! Eine Woge von Zärtlichkeit fluthete über ihr armes Herz hastig richtete „Mein kltiner Konstantin! Es ist „Liebe Amalie! rin gewandt. Das ist mir ein lietes Ich bin so froh, daß ich Dir helfen kann...." „Was Deinen Wunsch betrifft, die Verstehst Du mich, Amalie? Du, die Stille, absolute Stille mir ein gebie terisches Bedürfniß ist. Niemand würde diese Ruhe, diese vollkommene Bedenke, Liebste, daß ich erst seit sechs Monaten Wittwe bin, daß ich nahe daran war, vor Schmerz wahn- Angst! Ich bebe, daß sein Vater ihn sinnlos ist? schaff . sagte sie sich: > „Ich werde den Brief selbst zur Ihr Kindchen jede Minute des Ta ges um sich zu fühlen, es so wenig als den Knieen zu haben oder es zu ihren Füßen spielen zu sehen, das war der einzige Trost, die einzige Zerstreuung der Wittwe. Nur der schwierige Brief hatte sie von ihrem Liebling so lange fern gehalten. Es war das erste Mal, daß die jun ge Wärterin den Befehl ihrer Herrin nicht befolgt hatte, und dieser bemäch- N' d t t Sache war, ließ unwilllürlich auf et was Besonderes schließen. „Gewiß sind sie im Gemiisegsrten Vergebens spähte sie durch die Al leen: weder Lukas, noch Justine, weder troffen still. Da sah sie plötzlich, daß glück! Barhaupt stand sie in der heißenAu- Bangen, in hilfloser Angst. Ein Wa- / Th „Mein Tintin ist mit Lulas, Justi- Der Pächter schüttelte den Koxf: plötzlich über sie, sie gedachte des Wei hers und seiner schrecklichen Tiefe. Der Pächter bot ihr seine Dienste Ertundigungen einzuziehen —" „Ja!" rief sie lebhaft. „Thun Sie das! Ich gehe inzwischen —" sie hielt Bend. ß 'ck h' l lniete. Die alten Leute betrachteten stand, der aus der stillen Wasserfläche 111. der an die Oberfläche des Wassers. fche Höhlen Die alten Bauern jedoch schüttelten unentwegt die Köpfe Man erzählte sich im Dorfe eine grau sige Episode aus dem Jahre 181 S: Eine Abtheilung Kosalen wurde von fteialiches Bollwerk, das den Weiher daß die Reden der Dorfbewohner nicht des Irrsinns gehüllt vielleicht für stehcn^mußten. Die Aermste lebte in dem Wahne, daß sie ihr Kind um sich habe, sprach, dazu und jauchzte, daß es einem ins Herz schnitt. Lulas und Justine hatten trotz der Aufregung Geistesgegenwart genug von Erneuil. Die Antwort des altenObersten war ein Schrei der Verzweiflung; doch fes- ihn Rheumatismus Kranlen forschungen in die Hand, und während der Baron hinter barschenßefehlen und Fragen sein aufrichtiges Miileid ver größeren, Eifer an. ' Baronin von Rochedurc sprach auf fallend sanft und leise, mied geflissent lich jeden stärleren Ausdruck und bil dete so einen schroffen Gegensatz zum Wesen ihres Gatten; Niemand hatte die Baronin ihre Stimme je sie von vielen für eine Fischblulnatur, von anderen für den Inbegriff der Vornehmheit, von einigen Salonspöt tern für das sleischgewordene „Buch des guten Tons" ausgegeben wurde. Sie war eine lleine, schmächtige Frau mit fahlem Blondhaar, sehr hellen und klugen Augen und einer feinen, an manchen Tagen sehr spitz aussehenden Nafe. Frühzeitig hatte Baronin Ama lie begriffen, wie die Welt behandelt sein will. Biel ?u um über die Leute abfällig zu urtheilen, ver theidigte sie vielmehr alle, die man in irgend einer Weise angriff. So brachte sie sich in den Geruch großer Herzens gute, und Niemand dachte daran, daß sie noch nie eine einzige, wirklich gute Handlung vollbracht hatte. Man sagte von ihr: „O, sie ist eine vortreffliche Frau, voll Güte und Nachsicht." hinzu: Mutter! Ewig schade, daß ihre Toch- Aussicht hat." „Mitgiftlosigleil" die großeSiin de, die einzige, die die Gesellschaft nie Eitelkeit gekränkt.^ behren zu sehen: Für sie gab es keine Pferde, keine Bootfahrten, ja selbst vor dem wenig kostspieligen Vergnügen des muthsmasle gerade noch zu verdecken Die Nachricht vom Unfall ihres klei nen Neffen hatte sie ergriffen, sie em scheuchtes Frohlocken über da? Gescheh niß. (Fortsetzung folgt.) 3 Für die Küche. Roulade von Rindfleische Ein schönes Stück wird geklopft, mit Salz und Pfeffer eingerieben und mit macht man die Roulade in Butter braun, thut etwas lochendes Wasser oder Bouillon dazu und läßt sie hübsch abgeschnitten. Lammfleisch mitKartof» seln. Dieses einfache Gericht ist sehr schmackhaft. Man nimmt dazu ein Rippenstück, locht dasselbe in Wasser Fleisch dann aus der Brühe und hält es heiß. Nachdem alles Fett von der Suppe abgeschöpft ist, giebt man in lleine Stücke geschnittene Kartoffel» dazu. die man weich lochen läßt, Di« Brühe verdickt man etwas mit in Was ser angerührtem Mehl und giebt eben falls Schnittlauch und Petersilie dazu. Das Fleisch wird in Stücke geschnit ten, in die Schüssel gelegt und dai Kartosfelgemiise damit vermischt. Auch von Bohnen, Rüben oder Kohl lann man in Verbindung mit Lammfleisch ein kräftiges, wohlschmeckendes Ge richt bereiten. Geslügel - Klöschen. Mai» verwendet zu diesem am besten das Brustfleisch, das von Haut und Seh nen befreit mit 1 und ein Achtel Pfund Rindsnierenfett sehr sein gewiegt, mit zwei in Bouillon aus Fleisch - Ex trakt geweichten, ausgedrückten Weiß brödchen verrührt wird. Mit zwei Eiern, Salz, ein wenig geriebener Muskatnuß, seingehackter Petersilie zn einer glatten Masse verbunden, formt man von dieser kleine Klöschen und kocht sie in Brühe aus Fleuch -Ex» Meerrettigsleisch. Wäh rend man V 2 Stange Meerrettig recht fein reibt, kocht man I>/5< bis 2 Pfund in Scheiben geschnittenes Rindfleisch in wenig Wasser mit etwas Salz weich. Dann bräunt man in etwas zerlassener Butter 4 Würfel Zucker und 1 bis IV2 Löffel Mehl, giebt den geriebenen Meerrettig dazu, läßt ihn mit durchrösten, füllt von der Brühe, in der die Fleischscheiben gelocht wur den, und gießt ein Glas Weihwein hinzu, läßt das Fleisch einmal darin auflochen, schmeckt ab und richtet an. Sollte das Ragout nicht sauer genug sein, kann ein wenig feiner Essig oder noch ein Löffel Wein hineingethan Wohlschmeckendes Fleisch gericht. Zwei Eßlöffel Butter läßt man in einer Pfanne heiß werden, rührt 2 Eßlöffel Mehl damit durch und fügt 1 Tasse lalte Milch nebst dem nöthigen Salz und Pfeffer hinzu. In diese Sauce rührt man 1 Tasse ge hacktes Fleisch (wozu man Fleischreste den kann), nebst 2 Eigelb. Nachdem die Masse eine Minute gekocht hat, wird der steife Eiweißfchaum hinein geriihrt, dann die Masse in eine aus gefettete Pfanne gethan und 20 Mi nuten gebacken. Wenn Hühnerfleisch gebraucht wird, so ist ein wenig Mus katnuß angenehme Würze. Reismit trockenenPslau men. Vü Pfund Reis wird mit hei ßem Wasser abgebrüht, 1 Theelöffel Salz, 1 Eßlöffel Zucker, sowie 3 Pint lochendes Wasser hinzugegeben, dies läßt man eine StunLe lochen. Wäh rend dessen kochl man l/n Pfund Pflaumen ebenfalls weich, steint sie aus und verrührt sie sammt der Bruye mit dem Reis. Nun läßt man Pflau men und Reis unter öfterem Umrüb ren kochen, bis die Mischung wie di cker Rahm erscheint. Dann giebt man das Gericht in eine Schüssel, bedeckt es mit dem sehr steifen Schaum von 2 Eiweiß, dem man 2 Eßlöffel Pu derzucker zusetzt, und läßt es im Back ofen bei mäßiger Hitze bräunen. Gedünstetes Schweine fleisch. 2 bis 3 Pfund nicht zu fettes Schweinefleisch wird gewaschen, in längliche Stücke geschnitten und nebst einer oder zwei Zwiebeln, einem lnappen halben Theelöffel Kümmel, zwei Nellen und zwei Pfefferkörnern in einer Kasserole ein Weilchen unter oder Blumenkohl sind passende Gemüs» Offenes Geständnitz. Herr von Müller, den eine Geldhei rath aus widrigen Verhältnissen ve freit hat, hat mit feiner Gemahlin ei nen Austritt, in dessen Lerlauf sie er bittert ausruft: „Was wärest Du denn jetzt, wenn ich nicht das viel« Geld gehabt hätte?" „Junggeselle", erwiderte er kaltblütig.
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