2 von Thusnelda Wolff. Am Waldrand saßen wir im Abend dunkel; Leis sang der Wind im grünenWipfel- Des kleinen Städtchens Helles Lichtge funkel uns her. Ein mildes Dämmern lag ring» auf den Matten; Glanz. Ruh Ein Sieg. i. „Was meinst du, welches wird sie wählen?" zuckte die Achseln. „Bei Gott! Ich kann diesen Zustand ""Zuwenden? nicht wahr? Wenn sie dein Bild „Und viel Glück für dich, Jack '' A ' ausgestatteten Zimmer in West Ken „Nun, Ethel, wie stehen die Dinge?" tete: Eine zarte Rothe stieg in Ethel"s Ernst: „Ich hasse eine Kokette, Ethel. Bitte, gib deiner Heldin einen anderen Charakter!" „Wer sagt, daß sie eine Kokette „Niemand, aber die Umstände spre chen dafür." Ethel warf die Lippen auf, und eine Falte zeigte sich auf ihrer weißen Stirn. .Es ist nicht nett von dir, mich zu unterbrechen," schmollte sie. „Ich habe kaum sünf Minuten Zeit, um dir die Geschichte zu erzählen. Aber wenn du nicht ruhig zuhören kannst, werde ich gehen und du wirst sie überhaupt nicht hören." „Ich werde dich nicht wieder unier» brechen, mein Herzchen!" . , Etwas beruhigt fuhr Ethel fort: „Das Verhältniß dieses Trios wurde mit der Zeit immer unhalt drr Künstler, dessen Bild sie den Nor mung...." Ethel schwieg und sah die Freundin men?" Aber die Freundin schüttelte den Kopf. „Ich finde es zu gewagt. Und mir len." Ethel erhob sich. Schulter der Freundin. „Ich werde so gut wie verlobt sein, wenn ich zurückkomme," sagte sie mit Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich ner auf der Welt! Und doch ... es bung. nicht wahr?" Die Freundin neigte sich zu ihr und drückte als einzige Antwort einen inni gen Kuß auf Ethels Gesichtchen. IN. gen!" seufzte Jack Steadman. „Es ist Er erhob sich und schritt mehrere Male im Atelier auf und ab. Dann blieb er vor den beiden Gemälden ste hen und ließ seinen Blick prüfend auf ihnen ruhen. Technisch schienen beide anderen fehlte dieser lebensvolle Aus- „Wie in aller Welt Dick es fer die Bilder stand. Aber bald, als ob Du weißt selbst, es ist das Bessere. den Gedanken zu verscheuchen. Aber die Stimme in seinem Innern fuhr fort: Dick würde sofort in's Ausland gehen. Du weißt, er hat geschworen, es zu thun. Dann könnte ein unglücklicher Zufall —z. B. Feuer die Bilder vernichten, und es würde nie an den Tag kommen. Verrath? Unsinn! würden auch gar wilden Entschlüsse auf und stürzte sich „Ich muß dich besitzen. Ethel!" rief IV. wortete er mit etwa! gezwungenem La chen EthelS fragenden Blick, der suchend im Zimmer umherflog. Dame. „Dazu war doch Wohl keine Veranlassung!" fuhr sie dann kühl fort. „Sie mißverstehen mich," beeilte Jack zu erklären. „Dick ist nur nach Richmond hinuntergefahren, um dort I Ihre Entscheidung abzuwarten." I „Armer Dick!" murmelte Ethel für sich. Laut aber sagte sie: „So, sol" bald zurück und sie pwuderte ganz un „Bitte," wandte sich Jack Steadman sonders das eine! Schau es dir nur an. Ethel. Es ist wirklich dein spre chendes Ebenbild!" Form annahmen. „Welches ... wählen Sie?" fragte er mit seltsamer, fast harter Stimme. Mttnd: z Malerei gesehen? Man glaubt fast Wangen, während ihre Augen Heller „Ja, es ist dieselbe," bemerkte Steadman gelassen. „Ich bat Dick, Bild?" sterhaste Blässe in Jack's Antlitz, sowie Und du. Ethel, darfst dich glücklich Das Alter hatte ihre Augen ge ..Lebe wohl. Ethel! Auf Wieder- V. „Ein Telegramm, gnädiger Herr!" „Danke." » Dick Halston drehte das geschlossene Fe'.l' 'ch b' !" eine Wort zu fassen: „Deins." Erst einige Sekunden später laß er „Nun, Jack, alter Junge, wo bist du? ... Jack, wo steckst rief Dick Brief. Verwundert öffnete er ihn und „Mein lieber Dick! „Kch bitte Dich, vergib mir! Die Versuchung war zu groß und ich wenn kannst. Deinem Dick Halston verstand den Freund und vergab ihm. ein recht naher Anverwandter des Ver blichenen, weil Sie so jammern?!" „Im Gegentheil", lautete die Ant wort, „ich weine ja eben, weil ich kein Verwandter von ihm bin!-" Treue. Jeden Mittag um 12 Uhr Punkt Zwölf —macht sich der pensionirte Major Langhagen zum Ausgehen be glicht, daß die Luft wie -in Feuerofeu ist oder ob der Regen strömt oder der Schnee fällt ob es so kalt ist, daß die Spatzen aufgeplustert sitzen und kläglich pipsen jeden Mittag Punkt Zwölf legt der Major das Manuskript des militärischen Werkes, an dem er arbeitet, sorgfältig beiseite, giebt sei nem Cylinder einen leisen Strich mit dem Aermel, setzt ihn vorsichtig auf sein kurzgeschorenes, eisengraues Haar, streicht seinen Schnurrbart sorgfältig in die Höhe, nimmt den Stock mit der Elfenbcinkrücke und geht aus. Er geht durch die enge stille Straße des kleinen Nestes, über den Markt platz, wo der Brunnen rauscht und die Linden stehen und vor dem Postbureau ein Paar Honoratioren auf ihre Zei tung warten, in eine andere stille Straße hinein und durch sie hindurch und immer weiter, wo die letzten Häu ser stehen. Das allerletzt« Häuschen kann er schon von weitem sehe», ganz von weitem. In der Mitte die Hausthür, auf je der Seite ein F«nster, im ersten Stock drei Fenster. Vor dem Haus ein kleines Gärtchen mit buchsbaumumfaßten Ra batten, darin blühen im Sommer Centifolien und Reseda, Heliotrop und Nelken. Und hinter dem Fenster links, wo die weiße Gvrdine etwas zurückgescho ben ist. und wo immer «in Topf mit einem Myrthenbaum steht, da sieht man einen Frauenkopf über eine Arbeit kommt, dann giebt er sich einen Ruck und zieht den Cylinder tief ab, ganz tief und macht einen steifen Diener und wirft sich dann in di« Brust und geht weiter. Manchmal im Frühjahr, wenn die Luft lau ist und in dem klei nen Garten die ersten Veilchen blühen, dann ist das Fenster ein wenig offen, leisem Mie geht's dem Herrn Bater. verehrtes Fräulein?" Dann aniwortet eine ganz gedampf ganz gut." schemt etwas Schwees und war sein Oberst. Kein angenehmer Vorgesetzter, nein. Kein guter Vater seines einzigen Kindes, wie er auch kein guter Gatt« gewesen war. Ein harter, egoistischer, eigenwilliger Mann, dem die anderen um ihn nur Staffeln wa ren, auf die er trat, oder unnützes Füllsel des Daseins, das gleichgültig Seine Tochter war nöthig zu leiner Bequemlichkeit, zu seinem häuslichen Leben. Sie sollte auch um ihn blei bn, für ihn sorgen sein Leben lang. fest. Sie selber hatte darin nichts zu reden. Er, der Vater, wollte es so, das war genug. Sie war noch zu jung, um sich da gegen aufzubäumen. Und sie hatte noch keinen gefunden, um den sich solch ein Aufbäumen gelohnt hätte. So saß sie daheim, kochte ihres Baters Lieblings gerichte, hielt ihres Vaters Wäsch« in Ordnung und stopfte ihres Vaters Strümpfe. Das war kein sehr heiteres Leben. Aber auch ihr schien doch die Sonne, Und Jasmin und Rosen dufteten auch m der Nacht nach jenem ersten Junitage, an dem ihr Herz aufgewacht war, wie eine jener Blumen, die heute noch in der grünen harten Knospe ver borgen stecken und morgen aufblühen in Pracht und Herrlichkeit. Sie waren den ganzen Nachmittag zusammen gewesen, der junge Haupt mann und die junge Tochter des Ober sten. auf der Sommerlandpartie des kühlen Waldweg geschlendert, wo die Zweige der Buchen sich oben zufam den hohe Farrenkräuter schwanken und smaragdgrünes Moos große Polster bildet und blaue Glockenblumen aus Und sie küßte ihn wieder. Und als sie nachher in ihrem Bette lag im Dunkeln, während der Strauß von Rosen und Jasmin, den er im Dorfgarten für sie gepflückt hatte, so betäubend duftete, da war ihr gewesen. In einer ganz finsteren Höhle und nun habe sich ihr eine Pfort« aufgethan und sie stehe vor der Sonne, vor der grü kei? gezogen. ch beim Morgenritt mit dem Pferd« ge stürzt war und sich verletzt hatte. Von dem Lager, auf das sie ihn da- Das Rückenmark war v«rl«tzt, eine Lähmung hatte ihn ergriffen, die erst leicht war, dann langsam fortschritt. Wenn das Fräulein an die zwanzig Jahre zurück dachte, die seitdem ver strichen waren, so war es ihr, als sehe sie ein graues Nebelmeer, das niemals ein Sonnenstrahl durchdrang. —Wohl hatte der Gelähmte in den ersten Jah ren noch Hoffnung auf Heilung ge habt. Aber das hatt« ihn nicht sanf ter, nicht liebevoller gemacht. Alle Autoritäten, die erreichbar waren, ka men an sein Lager, alle sagten ihm dasselbe, daß es bald besser werden würde. Heute nicht, morgen nicht, auch nicht in einem ,in drei Monaten. Aber dann, dann sicherlich. Ja, ganz sicher! Dann waren sie gegangen und die Tochter hatte wieder ihren Platz am Krankenbett eingenommen. Zehn Jahre lang hatte der Oberst noch gehofft. Erst heftig und ungedul dig von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, dann angstvoll von Monat zu Monat. Zuletzt in dumpfer Ver zweiflung von Jahr zu Jahr. Zehn Jahre lang! Dann hatte er die Hoffnung aufge geben. Sie waren nach der kleinen Stadt gezogen und in das kleine Haus mit dem Garten vor den Fenstern, und in d«r Stube, an deren F«nst«r der Myrthenbaum stand, lag er nun zehn Jahre als eine schwere, unbewegliche Masse und wartete wartete. Auf was? Auf den Tod? Nein! Er wollte nicht sterben. Er wollte nicht! Er wollte schon deshalb nicht, weil er nicht d«n Weg frei ma chen wollte für den anderen, der doch de, sie beide glücklich zu machen und D«r Oberst von Mannstedt hatte gelacht, laut und hart. Das könne st d ' d „Ich warte," hatte er gesagt.. . Sie schüttelte trostlos den Kopf. „Er wird niemals gesund werden. Ein „Ich warte." „Nein!" Sie schaudert zusammen, ten." „Da sei Gott vor," sagte Haupt mann Langhagen feierlich. „Nicht auf seinen Tod, auf dich und nur auf dich." Sie hatte damals traurig gelächelt, traurig und ungläubig. Sie wußte ja, was kam. Der alte Arzt hatte es ihr gesagt. „Gesund wird er nicht wieder es wird ein langsames Sterben. Lange Jahre kann's dau ern. Vesser, Sie nehmen gleich einen Pfleger, damit er sich daran gewöhnt. Sie können doch Ihr junges Leben Pfleger macht das alles physisch viel besser. Der schwere Mann wird ganz tzen." Ein Pfleger! wußte selber gut Zwanzig Jahre lang. gen wieder ins Haus. Es hatte ja kei ncnZweck, keinen Sinn. Was sollte das Hinziehen, was das Warten. Er war frei er sollte wenigstens noch ein Glück finden . So wollte sie es. Aber jeden Tag um die Mittags stunde kam ein fester Schritt am Hause vorbei, eine Hand legte sich an den ro then Mützinstreiftn und ein Paar Augen schauten zu ihr herauf, die da oben am Fenster stand. Kein Brief, kein Zettelchen. Wozu auch! Dann zogen sie fort. Ein letztes Mal stand sie oben am FeiMr, «in l«tzt«s Mal ging «r-unten Ein halbes Jahr später saß sie um die Mittagsstunde hinter dem Fenster in dem kleinen Hause. Der März wind stöberte die letzten Schneeflocken, die Spatzen hüpften schilpernd in den Linden. Da kam ein Schritt die Straße hinunter, eine große Gestalt, die sie zu kennen meinte. Ihr Herz stand still, eine Weile lang. Dann zog der Mann da draußen den Cylinder von dem kurz geschore nen Haar, das damals noch dunkel blond war und ein Nacken beugte sich. Und so nun schon wieder zehn Jah re. Der Frühling zog ins Land, Herbst löste den Sommer ab, der Winter kam und ging. Das Haar des Majors wurde lang sam grau, sein Schritt ein wenig schwerer. Das Haar der Frau am Fenster war längst grau, ihr Gesicht blaß, die Augen wie verwaschen von vielen Thränen. Die schlanke Gestalt wurde hager, leise Falten zogen sich in die Stirne und um die Augen, und di« Stimme, mit der sie dem Mann manchmal antwortete, wurde müder und umflorter. Aber an jedem ersten Junitag stand auf ihrem Tisch der Centifolienstrauß, duftete der Jasmin, lag in ihrer Hand das Sträußchen von blauen Glocken blumen auf schlanken zitternden Sten geln. Und wieder ist solch ein erster Juni. Der Himmel so blau, so blau, wie nur solch ein Junihimmel sein kann. Die Linden blühen und die Rosen in dem kleinen Garten. Aber das Fen ster ist fest geschlossen, niemand sitzt dahinter. Und dem Major, der da seinen Weg kommt, wird bange ums Herz. Jenes unbestimmte Bangen, das den Men schen ergreift, wenn eine Ahnung ihn beschleicht die Ahnung schiverer trauriger Dinge, die gleichsam in der Luft schwebt, unsichtbar, unfaßbar und doch da . . . lange. Er geht die Stufen hinauf er klinkt leise an der Thür steht im engen Flur. Wie ein Schatten gleitet eine Ge stalt hinaus eine leise Stimme sagt: „Nein, nein! Ich bitte Sie." Er sieht sie an, zum ersten Mal seit zehn Jahren. „Was ist geschehen?" fragt er. „Es ist zu Ende! Vor einer Stun de!" Da umfaßt er sie mit starken Ar men. Sie liegt einen Augenblick still in diesen Armen . Aber er hält sie fest. „Anna", sagte er, „zwanzig Jahre konnte ich dir nichts sein, durfte es nicht. Jetzt darf ich! Und wenn er, der dich nicht ließ, dem du dich ge- Sie stehen zusammen vor dem La ger. Lange schweigend. Dann legt der Major seine Hand aus die Hände hen in der Stube, wo vor dem Fen sterplatz ein Strauß von Zentifolien und Jasmin duftet und vor einem alt- Elend, über Leben und Tod. Wie sie lann erst rech« nicht. Ein hübsches Wort vom Geigerköniz Joachim erzählt M. Remy im Temps: Zu der von Eommerzienrath Leichner in Scene gesetzten Einweihung des Wagner - Denkmals in Berlin sollte auch Joachim eingeladen werden. Der greise Meister antwortete dem zu ihm Abgesandten: „Ich kann doch diesem Feste nicht gut beiwohnen. Erinnern Sie sich, daß ich mit Brahms und Schumann eng befreundet war und daß wir Wagner's Kunst immer be kämpft haben. Ich kann unmöglich neben der Familie dessen erscheinen, den" .... „Aber die Familie Wagner wird ja an dem Feste gar nicht teil nehmen," unterbrach ihn der Gesandte. „Nun," sagte Joachim lächelnd, „wenn nicht einmal die Familie Wagner dabei ist, so gehöre ich erst recht nicht dahin." Um Waldessaume. „Küß' Bitte r. Maler: Haben Sie deutschen Landwirthschaft anerkannt? die Kartoffel „Pommei de Thaer" benannt«. Die „schönen Damen" twu Messina. Eine höchst merkwürdige, geheime Vereinigung, von der man bisher noch wenig gehört hat, existirt trotzdem seit undenklich langer Zeit in Messina auf der Insel Sizilien. Diese Vereinigung, die sich „Gesellschaft der 33 schönen über die unwissende Bevölkerung. Es wird behauptet, daß die 33 Frauen in jeder Dienstag-, Donnerstag- .und wäbrend der ganzen Zeit rührt sich der Gatte kaum von der Stelle. Er ist fest davon überzeugt, krank zu sein und krank zu bleiben, bis sein Weib zurück kehrt. Ein Mann, der eine Bella. Signora als Frau besitzt, alle seien. Wenn ein Mitglied der „33" chen Ben Akiba in der Mode. Eine Berliner Hausfrau ist damit beschäftigt, zusammen mit der neuen Köchin aus der Provinz den Plan für die nächste Mittagstafel zu machen: „Erst Fleischbrühe, dann ja, Ma rie, was nehmen wir nur morgen?" Küchenfee, „wollen wir nicht mal dies neue Gericht versuchen? Das steht jetzt an allen Delikateß - Läden; ich meine „englische Spoken", dgs ist doch gewiß sehr was Schönes." Man kann sich vorstellen, daß „Frau Rath" Mühe hatte, ihre würdige Ruhe zu behaup ten. Begrenzte Galanterie. Herr Bierhuber: „Mein Fräulein, darf ich mir erlauben, Ihnen bis zur bieten?!"
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