Mütter ' - zu un- Hofre, M gwesen »als ihm. A I hausgwirkter .m zu min- der gwest und der Kramer weiß schun, warum «r vor ihr alleweil sölli a Bu ckerle gmacht hat beim Grüßen. Daß i nit lach, a Buckerle vor an Bauern diendl! Pfui Teufl, Gott verzeih mir die Sllnd. Wer weiß, ob nit die stolze Diern den Alten so einigehetzt hat ins Bauen und Verschwenden —" „Grüß Gott, Mutterl«," tönte es von der Thüre h«r, in deren Rah- Mn«n ein junger, kräftiger Bursche stand, macht« er einige Schritte in das und schaute finsteren Auges die alte Weberin, die mit wackeln- Kinn dasaß. nit bemerkt, Weberin, daß Thür offen- 'lassen hab?" schaute das böse Weib, - liebste Beschäftigung es war, den Uebles nachzureden, zu dem auf. Thür hab i offen 'lassen und tmmerling a Zeichen, daß Je- IWWWViner soll oder außi. Draußen "ist Niemand und daherinnen sein drei /Leut. Zwei, die einer gehören und für's dritte wär die Thür offen." Brummend und' murrend schlürfte die Alte zur Thür und tupfte dort mit dem Zeigefinger in das Weihbrunn krüglein. „A schier e!ntrockn«t. der heilige Weihbrunn." höhnte sie. um sich für die AlusweisuiH zi» rächen, „Genug ist Irinnen, um so einen nichtsnutzigen Drachen zu vertreiben," sagte zornig der Bursche und schmet terte die Stubenthür zu hinter der Alten. „Aber mei, Hans, wie kannst lei so arg bös sein mit der Weberin, 's ist wahr, sie ist voller Gift und voller Gall, aber 's ist ein altes Leut, mußt bedenken." Fast liebkosend strich Hans mit sei ner rauhen, abgearbeiteten Hand über den Scheitel seines alten Mütterleins und setzte sich neben sie an den runden Tisch. Es war ein kleines, ganz ausgetä feltes Stübchen mit einem gemauerten Ofen. Ringsum an der Wand lief eine Bank und in entsprechender Höhe eine Stellage, auf welcher allerlei Sa chen standen: alte Zinntannen und Teller, Flaschen mit allerlei angesetzten Heilkräutern, einige alte Legenden und Bücher. An den Wänden herum hin- kleine, bunte Heiligenbilder und in dem runden Tisch ein von der Wand, in . mit allerlei Flitter alte . der dös sag ' stei- und wer von auf einmal gschasft nit auf'n Schutzengel, die Mutter. „Unser lie verlaßt tein Menschen auf und geht's ihm noch so schaute der Bursche vor sich > , „Dös ist hart, Mutter, wenn man sein Herzblut hingeben möcht für an Menschen, wenn man a Diendl gern hat und zuschauen muß, wi« sie an > traurigen und schweren Leben entge gengeht. W«nn man still sein muß zu all die Reden von die Leut, still, mäu serlstill, weil man's nit ändern kann, so Ivas zu tragen ist recht hart." Da stand das Mutterl auf und nahm den Stock, welcher hinter ihr an der Wand lehnte und humpelte zur Kammerthür. Dort war in einer Ecke eine Art Hausaltar errichtet. Das Bild der schmerzhaften Mutter Gottes mit Blumen g«ziert, wie sie bei Hochzeiten getragen werden. Da kniete das Mütterl nieder, so sauer es ihr wurde und faltete die Händ«. „Schau, Du liebe, schmerzhafte Mutter Gottes, da wäre halt wieder a Menschenkind, das sich nimmer ausken nen will vor Schmerz und Kummer. Da wirst halt Du wieder helfen müs sen, denn wir arme Menschen sein alle weil noch viel zu ungsügig, und wenn uns a bißl was in Quer kommt, mei nen wir. es sei schon alles gar aus der Weis'. Und halt recht weh, Himmelsmutter, thut's den jungen Leutnen, ivenn's Herz mit im Gspiel ist, schon recht weh. Und wenn a Mutter für's lieb eigne Kind bettelt, da schenkst uns schon Dein Hilf. I bitt Di recht schön." Der junge Bursch war an eines der kleinen Fenster getreten, stützte die Stirne auf seine Fäuste und die Thrä nen tropften über seine Wanzen. Da kam das alte Mutterl heran und strich mit ihrer zitternden Hand leise über die Schulter ihres Sohnes. „Ja, Hans, die zwei Quellen, die den Augen entspringen, wenn die offen sein, sell ist heilsam. Dös Wasserl löscht in Weh und Gram und wenn er noch so brennt." Der alte Hofrecht, im Herbste hatten sie ihn begraben, war ein stolzerßauer. Auf dem Goldegghofe saßen schon sein Vater, Groß- und Urgroßvater und noch viel mehr. Ober dem Thore des alten Hauses war ein Schild gemalt, ein weißes Feld mü einem rothen Querbalken. Mitten in diesem Schilde war eine Gemse, wie sie auf der Wacke steht. 'Hur Z«it Fri«d«ls mit der leeren Tasche war dieses Wappen d«n Hos rechtern auf dem Goldegghofe verliehen worden, weil der damalige Bauer be sonders wachsam war zum Schutze des Landesherrn, der mit dem Papste Jo hann zum Konzil nach Konstanz ge zogen war, und welcher durch die Um triebe des Adelsbundes vom König Heinrich seiner Herrschaft enisetzt und in Acht gethan wurde. Die treuen Tiroler Bauern aber hielten fest zu ihrem geliebten Herzog Friedl, und ihnen verdankte er es, daß er wieder der Herrscher des Landes wurde. Hofes iWM^ain und mir Erd wir nit zu wir aus der ausgezahlt, kein WDn draus schuldig!" So sagte d«r Bauer in sciner Rede stockte, und halt i hätten uns stand der Bauer auf und ging zu einem Fenster der Stuöe D zu und schaute die Straße hinunter. > „Ja, richtig, die Karrner (herumzie hende Leute mit einem zweirädrig,n Karren, in d«m ste schlafen) fein noch drunt unterm Nußbaum. Schau,schau, die Karrn«r Tochter h«ißt a Chriltl, wie mei Diendl? Und die willst ais Bäurin ausführn auf'n Hof? Recht schön von Dir, Mutschlechner Hans. So a armes Wesen, das sei Lrbznt alleweil aus der Straße herumg«l«gen ist, w«rd recht dankbar sein. Ja, ja, gleich und gleich gsellt sich." Da war der Bursche bleich geworden bis in die Lippen und ohne ein Wort der Entgegnung auf die Schmach, die man ihm angethan, hinausgegingc.i. In der Kammer daneben aber !ag Christl, die reich« Bauerntochter, auf den Knieen, hüllte ihr Gesicht in die Schürze und weinte bitterlich. „O mei lieber, mei armer Hans, auf den Knieen möcht i Dir die Schmach und die Schand abbitten, welche Dir mei Vater angethan hat." Weihnachten war in's Land gekom men. Die Berge waren tief herab mit Schnee bedeckt und blau schimmerte das Eis von den Firnen. In der Ebene aber hatte die südliche Sonne den Schnee fortgeküßt und die vielen, im mergrünen Gesträuche und der an allen Felsen und Mauern wuchernde Epheu gab der Landschaft fast das Änlehen, als nahe der Frühling. Nicht selten findet man in der Um gebung von Meran noch im Dezember Rosen, die im Freien blühen, Osterblu men und Veilchen an den Mauern der nach Süden gelegenen Weingelände. Auf dem Friedhofe von St. Peter, weit schaut man von demselben hin unter in das gesegnete Etschthal. lagen zwei Gräber dicht neben einander. Je des Grab zierte ein schmiedeeisernes Kreuz. Auf dem einfachen, schlichten Kreuze stand: „Hier ruht der ehrsame Bauer Georg Mutschlechner, gestorben am.. und auf dem zweiten, dessen Laubwerk reich vergoldet war und wo an einem Halter ein kunstvoll gearbeiteter,kupfer ner Weihbrunn kessel hi»g, staitd: „Hier ruht in Gott die vielgeachtete, ehr- und tugendreiche Anna Hofrcchtin, Groß bäuerin auf dem Goldtgghofe. gestor ben " Ihr folgte „Josef Hofrecht. Goldegg bauer, gestorben am...." Der Zufall hatte den stolzen Gold egger neben den schlichten Mutschlech ner Bauer gebettet. Nun waren sie alle zwei Kleinhäusler. Am Grabe des Goldegger kniet« Christl und war emsig beschäftigt, das selbe mit einigen frischen Blumen und mit Epheulaub zu schmücken; auch auf dem Grabe daneben, auf dem Grabe des arm«n Kleinbauern lag ein frisches Sträußchen. Da kam Hans, den- Hut in der Hand, geschritten, bückte sich am Grabe seines Vaters, um mit einem Rosmori:,z>veig lein, welches in dem Weihbrunn kessel lag, das Grab zu besprengen. W!« zö g«rnd stand er einige Sekunden, dann besprengt« er auch das Grab des Gold egg«r. Mit thränengefüllten Augen sah das Mädchen auf und sagte: „Schön vn gelt's Gott, sag i Hans, tausendmal." „Ist nicht zu danken," entgegnet« der Bursche, „ist ja christlicher Brauch." „Brauch. s«ll hast schon recht, Hans, aber mein Vater ist nit gut gegen Di gwest, und so mein i halt —" „Geh, Christl," entgegnete der Bur sche, „laß die altvergangenen Sachen, 'S Grab ebnet alles aus. Jst'Z denn richtig wah-r, daß Du fortgehn willst von da?" „Hast recht, Hans, i will und muß fort. Schau, die drei Wochen, seitdem sie gerichtlicherweis' das Haus versperrt haben und i außi hab müssen und lci um Gottes willen a Unterkunft gjun den hab b«i Bekannte, ist mir a jede Minuten a Ewigkeit der Demüthigung gwest. Geschenktes Brot, i Hab's nie ver . kostet in meinem Leben, bis jetzt, aber Mas ist bitt«r und i bin jung und kräf- Mll. i werd das Arbeiten schon lernen aushalten und gfreu mi schon Brot." D. an mi. Christl, an mi und an Lieb hast nie denkt?" Hans. Aber nach Vater Dir damals >an ... Du die Anfrag um'mi " iedes Fünkcleßech! M Lieb verloren." Bursche seinen AriU d«S Mädch«nS Wnr einfachen, M-, Christ!, frv. sagte Mädchen - Wr munter Hans. Grund mehr umlieget, daß wir können, 's arme Kleinhäusler, wie i nehmen." Christel ihren Kopf auf des braven Burschen, die flössen aus ihren Augen, aus Mmhrung über so diele Liebe und „Mei, was wär denn das?" sagte Hans. „Die Aeugerln dürfn jetzern nit trüb werden, die müssen abi schauen in's Thal. Schau, dort, wo die gro ßen Nußbäume stehn, da ist a Häuserl mit an Feigenbaum vor der Thür. Auf dem Häuserl raucht der Kamin, und wenn man da abi gucket, so sehet man a altes Mutterl beim Herd stehn und dös bacht Krapfen. Und im Stiiberl drein, da hat's den Tisch deckt, a neues Tischtuch ist aus breitet und gar 's Bsteck mit die hirsch hornenen Griff ist aufdeckt. Und weiht, warum dös alles? Weil i gfagt hab, Mutterl hab i gsagt, heut bring i an Gast mit, thu lei, was Du kannst,leicht bleibt der Gast bei uns. Und jetzt kumm, daß i Wort halt." Ohne Widerstreben ließ sich das Mädchen den gewundenen Weg hinun terführen zum Mutschlechner Häuschen und unter der Hausthüre wartete schon das Mütterchen. „Griiaß Gott, tritt ein, Bring Glück herein!" So grüßte sie das Mädchen an der Thüre. Dann führte sie ihren Gast in das Stübchen und nahm ihm das Bündel ab, welches das Mädchen trug. „A schau, schau," scherzte sie, „aus wandern, das wär eine schöne Sach. Na, na, sell lassen wir nit zu, daß d' Leut auswandern, die braven Leut. Wir haben nit so viel überflüssig da. Und daß die Flüchtling lieber bleiben, hat mein Hans a Nestl baut, grad wi« die Bögerln im Wald, wenn ste sich paaren wollen. Grad so a Nesterl." Sie führte das Mädchen in die Ne benkammer und Hans folgte ihnen. Sprachlos stand Christ! da. Dann sank sie laut ausweinend in die Knie und lehnte ihr Haupt an einen Stuhl. Da stand ihr Schrein aus dem Vater hause und ihr Kleiderkasten. In der Ecke ihr Bett, das Nähtischchen am Fenster, die Bilder und das Crucifix aus der Stube des Goldegghofes. Ober dem Bette die Bilder von Vater und Mutter, das Erinnerungsbild des er sten Empfanges- der heiligen Commu nion, die Decke über Tisch und Bett, die sie selbst gehäkelt. Das Mütterchen zog ihren Sohn am Joppenärmel leise aus der Kammer und im Stübchen saßen sie neben ein ander lange, lange Zeit. Das junge, verlassene Menschenherz da drinnen mußte sich ja erst auswei nen. Endlich öffnete sich die Thür der Kammer. Langsam, fast feierlich schritt Christ! auf das Mütterchen zu und sank vor ihr in die Knie. Da stand auch Hans auf und kniete neben das Mädchen, feinen Arm um ihre Schulter schlingend, ste fest an sich drückend. Die Mutter legte ihre Hände leise auf die Scheitel ihrer Kinder und seg nete: „Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes." Da hatten die Leute auch ihren Christbaum. Da leuchteten wunder bar sechs Kerzen, die Augen der drei glücklichen Menschen. Da flammten gar herrlich drei Lichter: die Mutter liebe, die Liebe der Braut und die herr liche Flamme eines treuen Männer herzens. Ich sah dich schaukeln im Morgenhauch Im freien Walde droben; Die Nebel hatten um Baum und Strauch Flatternde Schleier gewoben. Ich sah dich schaukeln im Lichtermeer Am grünen Weihnachtsbaume... „Gott in der Höhe sei die Ehr'!" Ich sang es wie im Traume. Nun seh' ich dich liegen welk im Buch Und denke vergangener Zeiten... Da flattert im Walde das Nebeltuch. Die Weihnachtsglocken sie läuten! Knecht Ruprecht. Knecht Ruprecht stieg nieder vom Him melszelt, Der erste von allen Weihnachtsgästen, Von den Lieblingsonkeln der ganzen Welt Einer der liebsten und allerbesten. Ein bescheidener, uralter Mann, Trotz seiner Jahr« ein Knecht noch im mer; Und doch haftet ihm etwas an Vom hoheitstrahlenden Jensertsschim mer. An die Kinder im Lande allesammt Muß er des Christkinds Grütze bestel len. Es ist schwer und mühsam das holde Amt Des kinderfreundlichen Junggesellen. 'S wär' nicht nach eines Jeden Ge schmack —: Die Pfade all« im Schnee verloren, Der volle Schlitten, der schwere Sack Und das Warten vor den verschlossenen Thoren! Dafür hat er es gut. Den süßesten Thau Von den röthesten Rosen darf er nip pen. So viel Meilen hernieder vom Him melsblau, So viel warme Küsse von Kinderlip pen! Drum steigt er schmunzelnd vom Him melszelt Herunter im frühen Abendrothe. Er tauschte mit Keinennaus der Welt, Der alte, rührende Weihnachtsbote. Des Oberförsters Weihnachts stolle. Eine Wcihnachtsgeschichte aus dem Walde Das war ein Weihnachtswetter! Klarer Frost, nicht zu hart, und ein Fuß tief Schnee im Walde. Majestä tisch reckten die Eichen ihr« grauen blätterlosen Aeste mit dem schmalen Schneesaume in die klare Winierluft hinein und die Tannen sahen schöner aus in ihrem natürlichen Winter schmucke wie in dem unnatürlichen Schmucke in den Stuben, den die Eon ditoren und Zuckerbäcker liefern. Drei Tage nur noch stand dasChrist fest aus, aber der Wald war schon in seiner Weihnachtsstimmung. Und Weihnachtsstimmung gab's auch in dem schmucken Oberförsterhanse am Eingange des Königlichen Forstes, das mit seinen zurückgeschlagenen grünen Fensterläden, den blitzsauberen Sardi nen hinter den blanken Fenstern und seinem leuchtenden, rothen Ziegeldach einen fröhlichen Eindruck macht«. Das Haus lag mit seinem Hinter grunde von mächtig aufstrebenden al ten Buchin und Eichen wie ein Sinn bild des Friedens da. Und Frieden gab's auch innerhalb der Wände des Obevförsterhauses. Der alte Be.'tram war noch ein Oberförster von altem Schrot und Korn, der von der Pike an in der Forstcarriere gedient hatte und von „sorstacademischer Bildung" im mer mit einem bedenklichen Zucken um die Mundwinkel sprach. Und des halb hatte der junge Unterförster, der frijchweg von der Academie zu ihm gekommen war in den praktischen Dienst, gar nicht so leichte Arbeit. Freilich, in Allem, was den echten Waidmann und den praktischen För ster anlangte, gabOberförster Bertram auch seinen „studirten" Eollegen zu rathen auf! Der wackere Mann hatte eine wacke re Frau gefunden, eine Frau, gesund an Körper, an Herz und Verstand, de ren arbeitsfreudige Hände Alles un friedsame aus dem Haufe mit hinaus kehrten, wie den Schmutz und den Un rach. Und die Natur hätte sich selbst belügen müssen, hätte nicht Aennchen, die achtzehnjährige einzige Tochter der Beiden, vom Vater den geraden Sinn, von der Mutter die Arbeitslust, von Beiden aber die Gesundheit und Le bensfreude geerbt. Als Martin Fließ, der dem Ober förster zugewiesene Unterförster in all' ,einer writacademischen Weisheit in das Oberförsterhaus einrückte und der alte Bertram den 23jährigen hübschen jungen Mann, der ob der prüfenden Blicke des Alten verlegen das blonde Schnurrbärtchen drehte, von oben' bis unten musterte, da mochte ihm Wohl seine Aenne einfallen, denn als er in seiner rauhen, geraden Art den jungen Mann willkommen geheißen hatte undZ ihn hinaufführte in sein saubere» Stübchen, da legte er ihm die gewicht» gen, hartgearbeiteten Hände auf Schultern und sagte: „Kann zwar nicht denken, daß Ihr . Milch und Blut meiner de!» gefällt, aber ich will'S s verstanden, Herr Unterförster! Liebe leien gibt's im Hause des alten Ober försters Bertram nicht! Gemerkt? Gut! Dann kein Wort mehr dar über!" Ja, wenn Amor sich von einem al ten Oberförster so leicht in die Fluch! schlagen ließe, er verdiente gar nicht, <tuch Schußwaffen in Gestalt seines Bogens und seiner Pfeile zu führen. Im Juli war der junge Förster gekom men und als der erste Schnee siel, da hatten zwei junge Herzen sich schon so fest aneinandergeschlossen, daß all« Oberförster d«r Welt nicht im Stand« gewesen wären, sie von einander zu reißen. So kam also die Weihnachtsmoch« heran. Im Oberförsterhaust duftete alles schon nach Weihnachten. Meister Bertram hatte eine herrliche Tanne fällen und im guten Zimmer aufstellen lassen. Die truH ihren würzigen Wal desduft durch das ganze Haus. Und von der Küche her ja, da wurde auch heute mit allen Kräften und aller sorgenden Liebe an den Weihnachts stollen gearbeitet. Aenne stand am Backtrog hart an der Küchenthiir und ihre runden ttei ßen Arme waren tief in die Teigmasse vergraben, die sie knetete, daß es eine Art hatte. Mama Bertram war für einen Augenblick in die Speisekammer verschwunden und Dörte, die Magd, war in den Holzstall gegangen, um frische Feuerung herein zu holen. Da schob sich ein Kopf scheu und sacht in die Küchenthiir herein, bei des sen Anblick Aenne's von der Knetarbeü stark erhitztes Gesicht noch tiefer er glühte. Und dem Kopfe folgte eine Hand. Und diese Hand trug ein schmal zusammengefaltetes Blättchen. Der Blick der Augen aber, die sich zärtlich auf das junge Mädchen richte ten, sagte so deutlich: „Bitte, nimm!" daß Aenne gar nicht hätte widerstehen können, und im Nu hielt sie in ihren teigbedeckten Fingern das Brieschon. Der Kopf de? Unterförsters war verschwunden. Ein kurzer Blick nach der offenen Thür der Speisekammer, ein langer auf den Brief, der die fol genden Worte enthielt: „Süßes Lieb! Ich fahre nicht zum Feste fort. Ich habe meiner alten Mutter Alles ge schrieben. Sie selbst will kommen und unser Fürsprecher sein. Ich küsse Dich mit tausend Küssen. Dein Martin." Nun aber ging die Thür der Speise kammer und jetzt erst besann sich Aenne: Wohin mit dem Zettel? Und über dem Besinnen verflog die kostbare Secunde. Die Mutter kam gerade auf sie zu kein Entrinnen mehr möglich, unwillkürlich glitten die Hände in den Teig zurück, den Papierstreifen mit sich nehmend mit wogender Brust und glühendem Gesicht stand Aenne da, als ihre Mutter an den Backtrog trat. „Du glühst ja, Aenne! Laß mich den Teig zu Ende kneten!" „O, ich kann noch!" rief das Töch terchen, heftig erschrocken. „Nein mach', daß Du fort kommst! Das fehlte noch, daß Du krank wurdest Du fieberst ja förm lich?" schalt in gutmüthiger Besorg niß Mutter Bertram und drängte Aenire vom Backtrog zurück, um mit eigenen arbeitsgewohnten Händen die schon steife Teigmasse noch einmal gründlich zu bearbeiten. Mit gewaltigem Herzklopfen trat Aennchen zurück. Aber Mimrte auf Minute verrann, ohne daß diese er folgte. Die Muiter theilte den Teig ab, formte die Stollen und bearbeitete sie für dm Backofen vor. Der Him mel hatte ein Wunder bewirkt, die Entdeckung war nichk erfolgt. Ach, diese schönen, bezuckerten Weih nachtsstollen wie appetitlich ruhten sie anderen Tages auf dem Kuchen brette, voran die große die aKem Gebrauch gemäß am Nach-" mittage des Christtages angeschnitten wurde. Und dann in schöner Folge alle die anderen. Sonst hatte Aenn chen sich immer königlich ilber diese Stollen gefreut und heute stand sie kummervollem Blick davor: Welche von ihnen barg Martins Brief? Her Ehristtag kam. Am Kaffee-- tisch.l da trug Mutter Bertram die Staatsstolle herein und über desOber sörstirs Antlitz zog ein vergnügtes Schmunzeln, als er sie sah. Und nun staNo er auf, am mit gewichtigem Schnitt die Stolle in der Mitte zu theilen, um ihre Güte prüfenden Blik kses zu mustern. Ja was war das? Aus einer raate ein chen Papier hervor, Mutter einen des drücken „ach. am deckuMMW Küsse Dich tausend Küsse Mar tin" —„-Himmelkreuzschockschwerenoth, was soll den das heißen?" Martin Fließ war aufgesprungen. Mit vor innerlicher Bewegung zittern» der Stimme begann er: „Die Wahrheit, Herr Oberförster! Nicht so sollten Sie ste erfahren! Mei ne alte Mutter weiß st« bereits und durch ihren Mund sollte sie Ihnen kund werden. Ich liebe Aenne so heiß uno so innig, wie sie geliebt zu werden verdient. Ich weiß, ich verdiene Ta del, daß ich ihr meine Liebe gestand, ohne Ihre Genehmigung dazu zu ha ben. Aber Ihr rauhes Wort, das Sie mir zuriefen, als ich hier eintraf, , wirkte in mir nach. Deshalb ver schrieb ich mir meine alte Mutter als Bundesgenossin. Heut' Abend wollte sie hier eintreffen und Sie überraschen, doppelt verzeihen Sie mir, Herr Oberförsterz aber was Sie auch be schließen mögen, ich kann Aenne nicht lassen!" Der Oberförster saß grollend da. Die Frau Oberförster sah sehr über rascht aus und hatte die Hände tet, aber böse schien sie eben sein. „Gehen Sie hinaus, Herr ich bitte darum!" Der junWWnn ging. / , , Der Oberförster ging mit schweren Tritten im Zimmer herum. „Aenne, komm' her!" Gehorsam, aber mit überfließenden Augen trat Aenne zum Vater an's Fenster. Dieser sah ste an, lange und aufmerksam. „Du liebst den Fließ?" „Ja, Vater!" Das klang offen und frei heraus. „Du kannst nicht von ihm lassen?" »Nein, Vater!" „Und wenn ich Euch trenne?" „So muß ich Euch folgen, Vater, aber das Herz bricht mir dabei!" „Geh' 'naus!" Ob der alte Oberförster Bertram in diesem Augenblicke daran dachte, daß die Beiden draußen sich in den Armen lagen und sich auf's Neue chrer Liebe zu einander versicherten, die nichts trennen sollte! Der Abend kam. Und mit ihm der Lichterglanz. Aenne trat, als sie an den Baum gerufen wurde, verschüchtert näher. Fließ fehlte. Ihn hatte Nie mand gerufen, er saß allein auf seinem Zimmer und Hm war's so weh um'S Herz. WaS? Hörte er da nicht unten fen, rufen mit so Heller Stimme: „Martin, mein Martin!" Er riß die Thür auf. WahrhaMg. Aenne rief's unten und nun flog er die Stufen herab und in Aennchens ausgebreitete Arme. „Der gute, der gute Vater," lachte sie unter ThrZfleu, „Dich hat er mir bescheert komm', komm' zu den Eltern." War das ein glückliches nachtsfest! Ein Spatz, der auf Fensterladen saß und neugierig in Helle hineinsah konnte seinen sen nicht genug davon erzählen, lich stob die schwatzende auseinander. Ein Posthorn und ein Wagen rollte vor das Haus. Und nun hatten die noch eine Ertrasrende: Eine Dame stieg heraus, der Martin Arme fiel und der er feine lende Aenne zuführte. Dann Thür hinter ihnen m's Schloß Spatzen sahen nichts mehr. Aber wir wissen, daß abend war ein cher Herzen!"
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