2 Prost« »eutahr. Entschwunden ein altes verblichenes Jahr Dahin in die ewige Weite, Ein lachender Knabe, mit sonnigem Haar .Das Neujahr" gibt ihm das Geleite! Bring' Glück uns und Segen, du lieb liches Kind, Das alt« seh gerne ich scheiden; sinnt, Uns bracht' uns so viele der Leiden. Aus Freude, daß endlich vorüber die Noth. Zum Abschied trank leer ich d«n Becher, Ich hebe ihn htute, mit dampfendem Roth, Als alter, begeisterter Zecher. fürwahr Bom Abschied, und dampfender Bowle, „Es lebe das neue, verheißende Jahr, Das alte, der Teufel es hole!" Z)ie Sylvester Polonaise. Im Geschwindschritt machte sich das alte Jahr auf die Strümpfe, nachdem es dem Erdenvolke noch einmal, zum letzten Male, die Lichter angezündet und zur Zubereitung des Abschieds truntes ihm die Herdfeuer geschürt hatte. Es hatte damit seine Schuldig keit gethan und tonnte gehen. ter der Mutter Erde thäte» ihm Be scheid. Lachend und scherzend gruppir tin sie sich um die dampfenden Punsch bowlen, ließen ihre Gläser erklingen und sangen dem Scheidenden frohe Lieder nach. Aber sie hatten die lachen den und leuchtenden Blicke mit weit größerem Interesse dem herantänzeln den neuen Jahr zugewandt als dem davoneilenden, und ihr Singen und Klingen war mehr ein hoffnungsfrohes .Willkommen" an dieses als ein dan iensfreudigcs Lebewohl an jenes. Einer jedoch nahm nicht Theil an diesem Sylvester - Sang und -Klang, Herr Johann Jacob Pistel nämlich, der Inhaber der Firma Gebrüder Pistel, Großhandlung in Bodenerzeugnissen und Düngesalzen. Mutterseelenallein und in sich versunken stampfte er auf dem weichen Smyrnateppich seines dunklen Wohnzimmers hin und her. Ihm hatte das scheidende Jahr keine Lampe mehr angezündet, selbst das Feuer auf seinem Herde hatte es zu schüren vergessen! und doch galt sein Denken nicht dem neuen Jahr, sondern ihm, dem alten, und den 38 Vor gängern, welche «s während seiner Le benszeit gehabt. Mit dem Kalenderjahre zugleich schloß nämlich Johann Jacobs Lebens jahr. Für andere Menschenkinder würde solches Zusammentreffen des Geburtstages mit dem Neujahrstage ein Anlaß zu doppelter Ausgelassenheit gewesen sein. Aber Johann Jacob war eben kein anderer Mensch. Schon die Thatsache seiner Ankunft hatte et was Sonderliches im Gefolge gehabt. „Durch die Geburt eines kräftigen Jungen wurden hocherfreut Gebrüder Pistel," so wörtlich hatte sie Oheim Ja cob, der Bruder und Gefchäftstheilha ber seines Vaters, in Vertretung des Letzteren der sta»nenden Welt mitge theilt, zum Gaudium der halben Stadt, welche diese Art der Anzeige natürlich mehr dem Sylvesterpunsch als der Freude über seine glückliche Ankunft auf's Conto geschrieben hatte. Das Zeitungsblatt mit dieser Ankündigung lag noch in Johann Jacobs Schrtib tischschublade wohlverwahrt, und der junge Großhändler in Bodenerzeugnis sen und Düngesalzen fühlte sich ver sucht, dies kostbare Andenken an den ersten Sylvester seines Erdendaseins einmal wieder aus seinem Versteck her vorzuholen. Aber er hatte ja kein Licht, und seinen Dienstboten hatte er erlaubt, ihren Sylvestervergnügungen nachzugehen, da mußte es unterblei ben. „Hahahaha, Du lieber, guter, alte» Ohm!" Herr Johann Jacob nahm sein« Teppichstampserei wieder auf. Bei Commercienraths über ihm wurde cS laut. Tische und Stühle wurden ge rückt, Füße trappelten. Gläser klangen. Lachen, Lieder, Hochrufe drangen in seine Einsamkeit. Es war eine zahl reiche Familie da oben. Kausleute, Ge lehrte, Militairs, Söhne und Töchter, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter und Kindestinder. Aber sie störten den Einsamen nicht. Er schaute dem Flackerscheine zu, den die Straßenla ternen auf feine reichbemalte Zimmer decke Hinspielen ließen, und obwohl er Wußte, daß über ihm Maienschöne und Lenzesfrische in herrlichster weiblicher Verkörperung lachten und scherzten, sandte er seine Gedanken in die 39 Jahre seines Lebens spazieren, einsam, traumverloren. Wie seine Geburt der Welt einst durch die Firma angezeigt worden war, so war er auch später als .Sohn der Firma" vom Onkel Jacob erzogen worden, und zwar als einziger Sohn, denn seine Eltern waren bald gen Jahren die dunkle Psorte in's Jenseits überschritten. „Hoch! Hoch!! Hoch!!!" jubelte ei lers einsam ernste Todtenfeier hinein. Helles Silberlachen mischte sich darein, und Stiihlerücken nebst Fußgetrappel gab den Baß dazu. .Sylvesterpunsch!" Auf Johann Ja :obs Stirn erschienen ein paavßunze'n der Verdrossenheit. Er kannte die meisten der Herrschaften, welche über ihm Heisammen waren! mit einigen bei den zufälligen Begegnungen auf der Treppe das lieblichste Lächeln sehen und einen melodischen Gruh hören l^s rathen: „Junge, laß die Gebrüder Pi stel nicht aussterben!", hatte er nichts gethan, diesen Wunsch zu erfüllen. der Lärm. „Prosit Neujahr!" Prosit Doch nein! In duftigem, weißem Kleide huschte es plötzlich aus der Reihe her an ihn heran, ein zarter Mädchen lich gar sonderbar zu Muthe und won nig um'S Herz. Dasselbe rosige Lip penpaar, das ihm schon so manches schaftsziinmer über Johann Jacobs Wohnung landete. Es war eine »eine ! Sylvesterpolonaise ex tempore. Der Philister Johann Jacob war ! plötzlich seiner Einsamkeit entrissen und in den Jubel einer „zahlreichen Familie" versetzt, in der er gerade ge fehlt halte, um die Paare voll zu ma ! chen. . . _ Hanna Moritz und Johann Jacob Pi stel, in Firma Gebrüder Pistel, ein glückliches Brautpaar. Onkel Jacobs Wunsch war erfüllt: Die Gebrüder Pi stel starben nicht aus! Großartig, viel großartiger als im Abendlande wird Neujahr in Japan gefeiert. Am frühen Morgen dcs 1. Januar wird die Neujahrssuppe, Soni genannt, eine Fischsuppe mit Reis klößchen, aufgetragen und dazu Sake (Reiswein) getrunken. Auch mit an deren Speisen und Getränken ist man an diesem Tage wie an den nächsten reichlich versehen, um all' die glückwün schenden Gaste möglichst gut aufzuneh men. Um seine Glückwünsche darzu bringen, fährt man an den ersten drei Tagen des neuen Jahres zu allen Ver wandten und Bekannten herum und findet überall bei reichbedeckter Tasel freundliche Aufnahme. Man begrüßt sich mit einem „Schinnen Omedoto !" (Prosit Neujahr!) und spricht dazu: „Ich danke Ihnen, daß Sie mir im letzten Jahre so viel Gutes erwiesen haben und bitte Sie, auch dieses Jahr mir ebenso Gutes zu erweisen." Am 2. Januar machen die Kaufleute wieder ihre Geschäfte aus. Die aller ersten Kunden erhalten, auch wenn sie der Größe des Eintaufs. Deshalb die Priester (Bosu) zu den Leuten. Der jahrsbesucht am 4. Januar erscheint, bekommt wohl selbst den Titel „Bosu" In der Gesellschaft wird in diesem z. B. den Verlierern das Gesicht mit Rolle wie bei uns die Ballsäle" Ein anderes sehr beliebtes Spiel ist das Hane-Spiel, wobei die Spieler in schen gespannt. Daran werden zwei gekreuzte Flaggen befestigt und Hum mern, Citronen (Daidai), Seekohl denen die Janagi inotschi (Küzclchcn Benutzte Gelegenheit. Onkel (den Nissen auf seinem Zimmer besuchend): „Freue mich, mein Junge. Dich so fleißig zu finden ... was ar beitest Du denn da?" —Neffe: „Che . . . apropos, haft Du vielleicht etwas Metall bei Dir?" Die Quelle des Reich thums. Besucher: .Acht Kinder ha daß die Erhattungskosten doppelt und dreifach gedeckt werden!" Human. „Warum stehen Sie seit einer Stunde schon hier erwar ten Sie Jemanden?" „Ach nein, ich will blos aus die andere Seite hin über. Da aber bei dem großen Wa renverkehr ein Kutscher mich leicht überfahren könnte und der arme Mensch dann bestraft würde, so warte ich lieber!" Die wir froh beisammen sind! Den gefüllten Kelch erhebe Jeder in der heitern Schaar: Alles, was wir lieben, lebe. Lieb' auch uns im neuen Jahr! Z)er KeirathsvermiMer. bauchigen Terrine den dampfenden Punsch in die großen Gläser. Wie er in das letzte Glas einschänkte, begann die Uhr die zwölfte Stunde zu schla gen. „Prosit Neujahr, Weib, Kinder und lieben Freunde," rief der Justiz- Als sich Ella Mildenberg zu ihrem Nachbar zur Linken wandte und mit ihm anstieß, lag in ihrem leisen „Prosit Neujahr, Herr Doktor", ein herzlicher Ton, der den schüchternen jungen Mann erröthen ließ und dem Nachbar zur Rechten, dem jähzornigen Assessor Beseler, ein zorniges „hum" entlockte. Nun ging es an das Bleigießen. Mit gespannter Miene schaute Ella zu, wie der Doktor Kärger die Schippe umstülpte und das Bleistück in das Wasser fallen ließ. „Ein Herz, ein Herz haben Sie, Herr Doktor," jubelte sie und zeigte auf das allerdings «ne spitzes Stück des Bleis, das aus der Mitte des Klumpens aufragte. „Ach was," sprach Assessor Beseler Assessor Beseler das BleistUckchen sei „Welcher der Götter hetzte die Bei tracht zeichnete sich durch lange blonde Zöpfe und ein rundes Kindergesicht aus und hieß Ella Mildenberg. Der jähzornige Assessor sah es als eine ebenfalls erlaubt hatte, sich in Ella zu verlieben. Er hatte Kärger gegen über, der, trotzdem ihn die schöne Ella Aber in ihm lochte es. Wie hatte das Mädchen heute wieder diesen unschein baren Doktor ihm, dem eleganten Assessor gegenüber, bevorzugt! Und wie hochmüthig gnädig hatte der un verschämte Kerl alles das hingenom men, während er, Beseler, sich doch durch das kleinste Zeichen der Gunst beglückt gefühlt hätte! Darin verurtheilte der Assessor sei nen Freund Kärger nun freilich ganz falsch. Was er für Hochmuth hielt, war bei Kärger nichts als die holde „Tumbheit", wie man im Mittelalter sagte, oder Naivetät, wie der weniger schöne moderne Ausdruck für dieselbe Sache verlautet. Kärger war viel zu bescheiden, um in Ella's Benehmen eine Ermuthigung seiner Wünsche zu sehen. Manchmal glaubte er wohl ei nen Augenblick lang aus dem oder je nem Anzeichen schließen zu dürfen, daß er ihr nicht gleichgültig sei, dann ken als unerhört anmaßlich. Warum sollte das vielumschwärmte, schöne und reiche junge Mädchen gerade ihn, den jungen, unbemittelten Arzt, Anderen vorziehen? Auch jetzt, wie die beiden Freunde, nachdem die große Punschterrine glück lich geliert war denn früher hätte der Justizrath seine Gäste nie sortge lassen und sie sich verabschiedet hat ten. auf der Straße waren, fragte sich der ehrliche Junge immer wieder: . Liebt sie mich? Liebt sie mich nicht?" Er tonnte sich keinen Vers daraus ma chen, und er hätte alt und grau dar über werden können, ehe er sich zu einer Erklärung entschlossen hätte, wenn ihm nicht sein Freund Beseler dazu verhol- Das aber kam so: „Wie wär's, wenn wir noch in ein Cass gingen?" fragte Kärger, als sie eine Zeit lang schweigend nebeneinander hergegangen der Assessor. Sie traten in ein Caf6 unter den Linden ein. daS Dank der Sylvester nacht vollständig überfüllt war. Nur mit Mühe vermochten sie sich ein Plätz chen in einer Ecke des CafSS zu er obern. Der Assessor bestellte sich einen extra starken Schlummerpunsch, um. wie er ingrimmig zu Kärger sagte, in der Nacht wenigstens sicher seinen Aer „Aber, was hast Du denn, Beseler, verbrummt bist?" fragte Kärger herz- Der Assessor that einen starke» Zug »us dem Glase, dann schrie er, durch die Wirkung des heißen, schweren Ge tränkes noch mehr erhitzt, wüthend: .Stell' Dich doch nur nicht so dumm an, Du Scheinheiliger. Du weißt Du weißt, daß Ella meine stille Lieb« '"'D kt chts D hoffte. Aber Beseler ließ ihn nicht „Mach' nur leine Witze. Du bist rückt. Und das Mädel hat nur Au gen für Dich!" Körger horchte auf. Sein Gesicht erhellte sich. „Ich glaube. Du irrst Dich." sagte er scheinbar harmlos. „Ach was, hab' Dich nur nicht dumm," rief der Assessor, den der Zorn Abends unvorsichtig machten. „Thu' doch bloß nicht, als wenn das Deine erste Liebe wäre, und Du nicht wüßtest, Herzen, und wie sie dann von Dir Ab schied nahm. Denlst Du, ich Hab's nicht gemerkt, wie sie mir blos so leicht können schien?" Je mehr sich der Assessor in seine Wuth hieinschrie, desto vergnügter wurde der Freund. „Aber da« ist ja ganz reizend", sagte „Reizend findest Du eS?" schrie Be sammensaß. Ein Streit war dem Assessor in der Stimmung, in der er sich befand, ge rade recht. „Ich rede so laut wie ich will", rief er, llemmte fein Monokel Freunde sprangen auf"und umdräng ten den Tisch, an dem Beseler und Kärger saßen. Vergebens zupfte der Arzt seinen Freund am Rock um ihn kommen konnte. „Wenn Du Dich vor den Leuten da fürchtest, so mach' doch, daß Du fort kommst," rief Beseler dem Freund? zu. Das that nun Kärger zwar nicht, aber er mischte sich auch nicht in den Streit hinein, der schließlich damit endete, daß der Assessor und sein Gegner in «inen kühnen Bogen aus dem Lokal hinausflogen. Dort nahm sie ein wohlwollender Schutzmann unter seine Fittiche und brachte sie zur Wache. Kärger ging mit. um dem Freunde wenigstens die Nacht auf der Polizei wache zu ersparen, aber unglücklicher Weis« wurden die Briefschaften, die er bei sich führte, nicht als eine genügende Legitimation angesehen, und es blieb ihm daher nichts Anderes übrig, als den nun ziemlich niedergeschlagenen Freund auf der Polizeiwache zu lassen. So leid ihm Besel«» auch that, konnte er doch ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken, als er nun nach Hause ging. „Sie liebt mich, si« liibt mich", flü sterte er vor sich hin. Er faßte einen kühnen Entschluß, der schon am näch sten Tage zur Ausführung gelangen sollte. Um die Mittagsstunde des Neu jahrStages war Ella damit beschäftigt, in der guten Stube die Ordnung wie der herzustellen. Sie stellte die Wein gläser, die gestern so fleißig benutzt worden waren, in einen kleinen Schrank. Aus welchem hatte Wohl der Doktor gestern getrunken, als er ihr sein „Prosit Neujahr" zurief? Der liebe Kerl! Wie herzlich das geklun gen hatte! Unwillkürlich öffnete sie den Mund und sprach halblaut vor sich hin: „Prosit Neujahr!" Sie schüt telte den Kopf: „Nein, so klang es nicht, viel herzlicher: „Prosit Neu- War das ein Echo? Da «lang es ja dicht hinter ihr. ebenso wie gestern: „Prosit Neujahr!" Sie fuhr erschreckt herum. Kärger stand vor ihr. „Nein, wie Sie mich erschrecken, Herr Doktor!" flüsterte sie. Wie verändert der Doktor heute aus sah! Sein Gesicht hatte einen unter nehmenden Ausdruck, der Schnurr bart war keck4n die Höhe gebürstet. „Ich werde Sie gleich noch mehr er schrecken, Fräulein Ella," rief der ver wandelte Doktor übermüthig. Dabei sank er in die Kniee und bat sie in den zärtlichsten Ausdrücken um ihre Hand. Nach dem ersten Kuß und den erste» zärtlichen Worten sagte Ella erstaunt: „Du siehst heut so ganz anders aus. Fritz, so unternehmend. Ich hätte Dir überhaupt so vtel Courage gar ""?OH°?" ries Fritz und spielte den Gekränkten. „Ich habe eine mords mäßige Courage." Und zum Beweise wollte er sie um die Taille fassen. Sie entschlüpfte ihm, er lies ihr nach. Athemlos und lachend rannten sie ein paar Mal wie die Kinder im Zimmer herum. Eben hatte sie Fritz eingeholt und wollte sie wieder umfassen, aber sie entschlüpfte ihm abermals, und er um armte statt ihrer den eintretenden Assessor. Beseler machte sich ziemlich unsanft aus den umklammernden Armen des Freundes los. Er übersah die Situa tion sofort. „Wenn hier Gesellschafts spiele gespielt werden sollen", sagte er sagte der Assessor mit Galgenhumor. .„Prost Neujahr, alter Junge!" der Assessor. „Erst Polizeiwache, jähr ist." Kostbare Geschenk«. Fabelhafte Pracht und Verschwen dung wurde bei den Ncujahrsgeschcn unzählige Menge kleiner Meißner Sta tuetten anführen, die der Regent (Phi lipp von Orleans) seiner Tochter, der daß der Herzog von Orleans ihr am Neujahrstage des Jahres, da sie zum dreißigsten Male den Frühling wieder kehren Ben parsiimirte Papiere mit Siegeln, die galante Devisen trugen, aufgehäuft waren. Man Hai unter der Restauration häufig jenen Lord angeführt, der einer Tänzerin der Oper eine Schachtel Cho koladenpapillotten, die in Banknoten eingewickelt waren, zuschickte. Um diese Zeit machten noch die reichen Aristokra ten einander sehr prächtige Geschenke. Den jungen Frauen wurden Sträuße worden und man spendete gewöhnlich Chokoladesachen in großen flachen Schachteln mit bemalten Kartons, wie gekommen sind. Im Jahre 1830 nach der Eroberung von Algerien nahm Alles einen arabi schen Charakter an: Beduinenhäupter fand man selbst auf dem Fruchtzucker, der damals noch zu den eleganten, für Geschenke geeigneten Konfiserien ge hörte. Blumen aus Zucker füllten aus Blättern geflochtene Körbe. Ferner waren Handschuhschachteln, Parsüms köfferchen und auch Kunstbroncen be reits sehr beliebt. Damals waren aber auch noch Broderie- und Stickereiarbei ien aller Art, oft wahre Kunstwerke, als Neujahrsgeschenke durchaus zu lässig. Blumen waren selbstverständlich be reits sehr in der Mode und Nachah breiteter.' als in unseren Tagen. Jeder Gegenstand wandelte sich für die Neu jahrsgeschenke in Blumen um. Aus Bronzeblumen wurden Tintenfässer dargestellt. Porzellanblumen dienten zu Einfassungen von Kaminen, Ebenholz jardinieren wurden mit natürlichen und künstlichen Blumen angefüllt. Ferner waren schöne Pelzwaaren als Neujahrspräsente sehr beliebt. ersten Platz unbestritten die Arche Noahs ein. Sie hatte einen solchen Erfolg, daß sich die jungen Mütter selbst damit belustigten, die Arche in einem im Salon aufgestellten Schaffe herumschwimmen zu lassen. Mit den heutigen Puppen konnten die damali gen natürlich in keinen Vergleich ge stellt werden: die Emailaugen, die ge regten überall Helles Entzücken und un beschreibliche Bewunderung. Im Jahre 184« bei der Rückkehr der Reste Napo leons kam eine Unmasse Nippessachen und Spielzeuge auf, die an den Wclt säulen Napoleons, die heute von den Sammlern so sehr begehrt werden. AusdemGerichtssaale. Richter: „Wie ist JhrName?" Hau sirer: „Kasimir Grrrzzoppdslsky!" Richter: „Oh was fehlt Ihnen? Ist Ihnen nicht wohl?" Hausirer: .Mir fehlt nichts- das ist mein Name!" Ein unglücklicher Dich ter. „Der Dichter Seufzerl hat, trotzdem er bereits 60 Jahre alt. bis heute noch keinen Verleger gefunden! Ich glaube, der ist im Papierkorb auf die Welt gekommen!" Zuängstlich. „Wohin gehst Du denn, Amalie?" »Der Letzte ist heute und da will ich die Miethe zah len!" „Aber was fällt Dir denn ein, Amalie?! Wenn wir so pünktlich zahlen, steigert uns sicher der Haus herr!" OdieseKinder! Frau A. (eine Freundin besuchend): „Sie wol- Zähne untersuchen lassen." Der kleine Hon» (Sohn des Hauses): „Aber, Mama, Du brauchst doch nicht Act der Höflichkeit, der darin besteht, Griechenland mußte die Braut nicht weniger als 150 Küsse austheilen. Drei Küsse bekam der König, ebenso sin - Braut! Als sie die Kirche verließ, herzlich küßte, sagte dieser kalt: „Ma nie eine solche Freiheit mir gegenüber Auch in der Politik spielte schon der Kuß eine allerdings unschuldige Rolle. Die Herzogin von Devonshire soll ein mal erklärt haben, sie gebe Jedermann einen Kuß, der für den Herzog stimme. Als nun ein Wähler. Metzger seines Zeichens, ihr sagen ließ, daß er nur unter dieser Bedingung für ihren Gat ten stimmen werde, war sie damit ein verstanden und gab ihm einen Kuß. Zu einer Zeit, als die Engländer nicht so gern in die Armee eintraten wie heutzutage, reiste die Herzogin Soldaten anzuwerben und ließ den jungen Leuten die Wahl zwischen ei nem Schilling und einem Kusse. Da sagte ihr ein Veteran die Schmeichelei: „Ein Schilling ist ein gar vergänglich Ding, dagegen ein Kuß von den Lip pen der gnädigen Frau Herzogin, läßt Jahre lang balsamischen Dust aus dem Munde des Soldaten zurück." »i« titedetprob«. Zwei Mädchen sind über die Ohren in einen jungen Mann verliebt. Die Eine schwört, er liebe sie mehr als ihre Rivalin. Die Andere behauptet mit gleicher Energie, das Umgekehrte sei der Fall. Sie beschließen, ihn aus die Probe zu stellen. Jede soll ihn» ein Briefchen schreiben, in dem sie ihn bittet, sie zu einer bestimmten Stunde zu besuchen, und da er doch beiden Ein ladungen nicht gleichzeitig Folge leisten kann, so soll es als ein endgiltiger Be weis gelten, daß derjenigen sein Herz gehört, zu der er kommt. Nach diesen« Entschluß fühlten sie sich beide wesent lich erleichtert. Und gerade, als sie diese Unterhaltung auf ihrem Spazier gange beendet haben, begegnet ihnen der Gegenstand ihres Zwistes und ihrer Neigung. Er hatte es sehr eilig und alles, was er ihnen in dem kurzen Au genblick zu sagen wußte, war, oaß er irgendwo seinen Regenschirm habe ste hen lassen. Als die Schöne No. 1 sich in ihrem Boudoir sicher geborgen fühl te, faßte sie den festen Entschluß, den Sieg davon tragen zu wollen, wenn sic zu diesem Zwicke auch der Waqrheit etwas Zwang anthun sollte. S!e schrieb: „Liebster Karl! Ich bin sehr krank. Vielleicht muß ich sterben. Kommen Sie doch sicher heute Abend." Erklärung ist in dem Billet No. 2 ent- Sie haben Ihren Schirm bei unt ste hen l-ffen."
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