2 Meberraschlmgcn. ES gibt Leute, die für Überraschun gen schwärmen, und andere, die gar nichts von ihnen halten, ja sie ganz aus der Welt schaffen möchten, und doch liegt auch hier, wie bei so vielen Din gen, die Wahrheit in der Mitte. Woll das Leben "würde eines großen Reizes das liebe 'WeihnachtsfkA ohne die da mit verbundenen Ueberraschungen zu schönsten Festes, und wollten wir sie Reizes entkleiden. Aehnlich ist es mit Geburtstags-, das Richtige zu treffen. Mitglieder des stärkeren Geschlechts, es selbst ihren Nächsten durchaus nicht ge ben Werth des Besitzes erhöhe, sondeni Selbstüberhebung nennen. Warum sollte nicht eine liebende Gattin, Mutter, Schwester oder Toch ter die Wünsche des gestrengen Haus herrn errathen oder ihm ohne seinWis sen ablauschen können, und warum sollte sie nicht Geschmack und Geschick genug haben, einen Gegenstand in ei ner ihm wohlgefälligen Form herzu stellen oder auszuwählen? Ist es nicht unrecht, einem liebenden Wesen diese gerade so in unserem Besitz sehen mö gen? Durchaus nicht. Gar oft ver stehen unsere Lieben, wo es unser Wohlbehagen gilt, besser zu wählen,als wir selbst. Auch würden wir leicht aus den Haushaltungen des Mittelstandes ein gut Theil Comsort und bescheidenen Luxus verbannen, wollten wir es tin- Geschenken zu überraschen, und auch selbst diese schöne Sitte nicht mehr üben; denn die meisten von uns sind zwar leicht genug geneigt, für andere zum Gescheut einen Luxusgegenstand oder einen die Behaglichkeit erhöhenden Zimmerschmuck zu laufen, würden sich aber niemals entschließen, für sich selbst etwas derartiges anzuschaffen. Also lassen wir es bei Geschenken ruhig bei der Ueberraschung, es wird in den weitaus meisten Fällen immer das richtige sein. Eine Art der Ueber raschung gibt es jedoch, die bei vielen, d. h. nur bei solchen, welche sie bereiten, sehr beliebt, und doch selten von dem gewünschten Erfolge begleitet ist. Dies ist die Ueberraschung mit einem Be such. Selbst bei den allernächsten An gehörigen sollte man sie unterlassen und sich vorher anmelden, dadurch be reitet man, wenn man wirklich will kommen ist, seinen Lieben die Borfreu de, einen lieben Gast zu erwarten, und läßt ihnen Zeit, alles zu seinem Em pfange zu rüsten. - -h j sächlich bei der übermüthigen Jugend beliebte und geübte Art der Ueberra schung, die schon viel Unheil angerich tet hat: da? Erschrecken. Wie oft hat nicht solch dummer Scherz, daß Je mand plötzlich im Dunkeln hinter einer Thür hervorgeschlichen oder mit lau tem Geschrei hervorgestürzt kam, sich in dem Kleiderschrank oder unter Ti schen und Betten versteckt, um wenn die Bewohner des betreffenden Zimmers ahnungslos heimkehrten, unerwartet aufzutauchen, besonders bei nervös veranlagten Personen die schädlichsten Folgen gehabt, eine plötzliche Krank heit oder gar eine dauernde Gesund heitsstörung, Krämpfe etc. herbeige führt! Auch das Leben ist reich an Ueber raschungen, die uns oder andern zu bereiten oder zu ersparen nicht in un serer Macht liegt, und das Beste und Klügste ist, die unangenehmen guten Muthes zu ertragen, und sich um so mehr zu freuen, wenn einem dasSchick sal auch zuweilen eine angenehme Ue berraschung bereitet. Dasgenügt. Sie: „Halten Sie lange Verlobungen für gut?" Er: „Nun. meiner Ansicht nach sollte eine Verlobung lang genug sein, um die Beständigkeit des Mannes zu prü fen und dem Mädchen Zeit zu geben, lochen zu lernen!" Kasernenhofbliithe. „Der Vegetarier Schulze kann den Bauch nicht zurücknehmen; hat wobl beute wieder zu viele Kräuter gefres sen! (Brüllend.) Einjähriger Schulze, so ziehen Sie doch endlich Ihre Botani sirtrommel ein!" Die Kurt des Aio Grande. / i. Aldrdings hat Onkel Sam. läng? der t«xanisch-mexicanisch«n Gresze wände strahlten Hitze aus, die wie seu rothen Gluth der Sonne. Selbst das Plötzlich sprang der Eine von ihnen, .Big" Kelley, auf und horchte. „Was ist das? Ich höre etwas", sagte «, dieser Hitze." schüttete das kalte Wasser auf den Kopf des Schwerverwundeten, wäh- Lill? Was ist geschehen bei Euch?" Bewußtlosigkeit. Kübel Wasser aus der Thür seines 's' einen Augenblick, während ihm ein Tropfen Nässe im Auge blinkte, das er aber sofort mit der Faust abwischte. Man wußte genug. Bill Uokum, mit dem sie manchen Trunk Whiskey derte Rache. Die sollte ihm werden. Das war so selbstverständlich, daß es Niemand aussprach, sondern sich nur Jeder fertig machte für einen langen Ritt. 11. San Elisarlo war es zehn Mellen blt j zur Ranch. Als sich die Schaar der Rächer dieselbe erreicht, erblickte man die ver kohlten Trümmer des Ranch-Gebäude. Dicht dabei lagen vier Leichen, scalpirt und völlig ausgeplündert. Joyce, Hans und Kelly saßen ab And untersuchten diese Spuren eines brechens. „Mescadro Apaches augen scheinlich und Greasecs, können ungefähr fein, und hoben das Paso Paso del Nork dürfende sich auch nicht. Bleibt ihnen elso nur der Paso del Muerte, und t»r ist über 55 Meilen entfernt. Wir holen sie gut ein, wenn wir uns gehörig erfrischen Sie können mit ihrer Viehheerde, denn sie müssen mindestens B<X) Stück mit- Mtxicanischem Gebiet." Und so wurde es beschlossen. Man ruhte sich aus, bis die Kühle der Nacht lich sind und doch 6-—8 Meilen die östlicher Richtung, vielleicht 3 Meilen entfernt, das dumpfe Trappeln der Heerde, und dazwischen ab und zu einen gellenden Laut, wohl der Zuruf der Vaqueros. Die Verfolger hielten >an. Wußten sie doch jetzt, daß ihre Be- Hochsommer. Der Rio Grande war jetzt seicht. „Dutch" Hans schlug vor, die ermüdeten Pferde etwas rasten zu die Verfolgung wieder aufzunehmen und die Räuber in der Furt selbst zu ZLeno man die Vor ihren Ohren dringen. Man schwang sich vom Pferde, ließ die letzteren gra sen und streckte sich dann zu kurzem, bin. 2 Indianern aus braunbärtigen Grea fers bestand, alles kernige, sehnige Vaqueros, und es entstand eine Pa- Die Scene, die sich während der nächsten S Minuten abspielte, spottet jeder Beschreibung. Die wüthenden Ein Tkeil der Heerde wandte sich zu rück und kletterte wieder das felsige Ufer der Texas-Seite hinaus. Mitten in das Gewühl und in die schnau bende, brüllende Masse sandten die ihre nimmer fehlenden Ku fchrei oder das Todesröcheln der ge troffenen Räuber. Die Indianer an der Spitze des ganzen Zuges hatten sofort, wie sie sahen, daß die Verfol ger ihnen aus den Fersen waren, die Flucht ergriffen und der Theil der Heerde, der das mexikanische Ufer des ! Die Texaner hatten sofort das Gleich« gethan, nur waren ihre Verstecke auf iexanischem Ufer. Zwischen 25 und 30 der Räuber waren schon in dem Einzelkampf. der nun mehrere Stun den noch stattfand, erwiesen sich die Texaner als treffliche Scharfschützen, während die Mexicaner mit Ausnahm« eines Streifschusses, den „Big" Kell? an der Wange erhielt, als er sich spä hend einen Moment zu weit hinter seinem Felsstück vorbeugte, keinen Schaden angerichtet hatten, denn die mexicanischen Vaqueros sind notorisch als geschickt- Fechter mit dem langen Messer, der Machete, aber ganz er bärmliche Schützen. Als die Sonne schon ziemlich hoch gestiegen war und die Zahl der kampf fähigen Mezicaner sich durch die ihnen von Zeit zu Zeit zugesandten Schüsse auf 11 vermindert lMe, da theilten sich die Texaner, und während 10 im Anschlag hinter ihren Felsblöcken blie ben machten die andern elf einen offe nen Ausfall auf die Berstecke ihrer Feinde. Jeder Kopf, der sich zeigte über dem Gestein, «rhielt eine sichere Kugel. Die letzten der Schaar, die lebendig in die Hände der Rächer fie len, traf ein ärgeres Loos als ihre Brüder. Mit ihren eigenen Lassos wurden ihnen Hände und Füße gefes selt, und dann wurden sie von den Cowboys in die texanische Prairie hin ein geschleift, bis nur noch eine blu tende, staubige, formlose Masse Hinte? den Hufen der dahinrasenden Pferde blieb. So wurde der Raubzug nach der Hubbard'schen Ranch gerächt. Aie letzte Marli. Eine hutcre Geschichte von Hligo Klein. An einem hellen Morgen stand ein junger Mann von etwa fünfundzwan zig Jahren am Fenster seiner hübschen tleinen Stube und betrachtete nach denklich ein Geldstück. Es war eine Mark die letzte Mark aus einem ganz ansehnlichen väterlichen Erbtheil, welches der junge Mann, mit Namen Dr. Cajus Rabe, in zwei Jahrm ver jubelt hatte. Ein letztes Geldstück, welches keinen Nachfolger hat, ruft immer allerlei tiefsinnige Betrachtun gen hervor. Der junge Taugenichts gedachte der vielen lustigen Vorgänger dieser Mark und überlegte, ob er die sem letzten Mohikaner nicht eine ernste Verwendung geben sollte. Nun, was läßt sichÄ-scheidtes anfangen mit einer Mark? Wie läßt sich ein solches Geld stück am klügsten und nützlichsten ver- Für eine Mark hätte er in einer Zeitung -in kleines Inserat erscheinen lassen können, das für einen vielver sprechenden jungen Mann von Fähig keiten und tüchtiger Bildung eine pas sende Beschäftigung suchte. Ferner konnte man für ein« Mark zehn Brief marken laufen und zehn freundlichen Gönnern seine Dienste anbieten. Man erhielt dafür auch so viel weißes Pa pier, daß man eine Sensationscomödie niederschreiben könnte, sür die manche neuen Dramatiker, wie man erzählte, 100,000 Mark erhallen sollten. Kurz, es war erstaunlich, zu was alles eine Mark verhelfen konnte, wenn man nur auf schnöden Erwerb ausging. Da aber Dr. Rabe seine Pension auf vier zehn Tage noch vorausbezahlt hatte, so meinte er, es sei nvch Zeit zum Erwer ben. Die letzte Mark vom väterlichen Gute, das ihm so viel Vergnügen be reitet,mußte würdiger verausgabt wer den. Eine Weile schwankte der junge Mann, ob er die Mark vertrinken oder eine gute Cigarre für sie kaufen sollte. Da er noch einige Cigarren hatte, die leidlich waren, entschied er sich amEnde sllr's Vertrinken. Er kannte eine Weinstube, wo für eine Mark eine ganz gute Flasche zu haben war. Dorthin begab er sich. Er sreute sich auf den Genuß, den ihm bei jedem Schlucke der Gedanke bereiten mußte, daß dies ein Wein war für die letzte Marke des baar-n Geldes, das er besaß. Leider hotte «r. laum daß er die Weinstube betrat, ein nnangeneh mcs Rencontre. Als er den Ueberrock auszog, stieß er, natürlich xusSeig, an einen schlanken Herrn an, der eine mächtige rothe Narbe auf der Stirn hatte. Er entschuldigte sich, doch er mußte dem Herrn wehe gethan haben, denn dieser brummte einige Worte är gerlich in den Bart. „Sagten Sie etwas?" fragte Rabe. „Ich' meine." erwiderte der Fremde, „daß neuestens Leute in diese Wein stube kommen, die wenig Lebensart be kunden." „Und ich meine," erwiderte Rabe, „daß man hier manchmal Leute findet, „Sie wünschen?" „Sie werden mir für dieses Wort Rechenschaft geben!" „Ich stehe zu Diensten." erwiderte Rabe kühl. Der Fremde zog eine Brieftasche hervor, entnahm ihr eine Visitenkarte und überreichte sie dem jungen Mann. „Zwei meiner Freunde." fügte er hinzu, „werden sich erlauben, bei Ih nen vorzusprechen." „Ich erwarte die Herren morgen zwischen 10 und 12 Uhr. Meine Adresse steht auf der Karte." Damit gab er die eigene Visitenkarte dem Fremden, der sie sorgfältig in die Brieftasche legte. Darauf grüßten sich Beide kalt. Der Herausforderer ging von dannen. und Dr. Cajus bestellte eine Flasche Wein. Die kleine Episode verdarb ihm bei nahe die Freude der Stunde. Nicht, daß ihn die Aussicht auf einen Zwei kampf ernst gestimmt hätte: er hatte schon einige Affairen gehabt und dabei nicht übel seinen Mann gestellt. Er war aber etwas abergläubisch. Ein Duell in dem Augenblicke, da das Geld zu Ende ging daS kam in einem un glücklichen Momente zu Stande. Uebrigens war das nicht ein stilge rechter Abschluß einer tollen Zeit? Vielleicht enthob ihn dieser Zweikampf aller weiteren Sorgen das war ja auch etwas! Er trank wieder wohlgemuth seinen Wein und sah die Karte an, die ihm der Andere gegeben hatte. „I. Meier, Reserve - Lieutenant." Soast nichts. Nun, Meier gab es viele. Von einem Meier aufgespießt zu werden, schien ihm auch ein wenig rühmliches Ende. Was war gegen die Tücke des Schick sals zu thun? Er wollte sich seiner Haut wehren, so gut er konnte. Nützte es nichts, so konnte es ihm egal sein, wer ihm den Gnadenstoß gab. ob ein Herr mit siebzehn gräflichen Ahnen, ob ein bürgerlicher Meier. Als Rabe seine Flasche Wein ge trunken, zahlte er sie mit seiner letzten Mark. Der Kellner sah sie kaum an. als er sie einstrich und in seine Geld tasche fallen ließ. Und es war doch «ine schöne, bedeutungsvolle Mark ge wesen. ... So war auch die letzte dahinge gangen. ... Als Dr. Cajus die Wein stube verließ, schlug es 4 Uhr. Er be gab sich in seinen Club, um die Zeit zu ihn in seine Theaterloge. Es war eine heitere Posse, und der Mann ohne Geld unterhielt sich vorzüglich. Auch das Souper ließ er sich trefflich mun ben. wenig heißen wollte. Aber es wurde 10 Uhr, 11 Uhr, und Niemand kam. Dr. Rabe hatte die Zeit benutzt, um müssen, nicht zu machen. Gegen Mit tag war er mit der Arbeit zu Ende, und da der angesagte Besuch bis Pir sich die Herren verspätet. Endlich, um halb Eins, ertönte die Klingel. Es war aber nur der Briefbote, welcher zum Glück", stand an der Spitze des Briefbogens zu lesen. > „Wozu der seltsame Umweg?" murmelte der junge Mann. Was aber wollte überhaupt das Heirathsvermittlungs - Bureau „Hymen" von ihm? Er las: Sehr geehrter Herr! Bezugnehmend auf unsere gestrige Rücksprache —" Dr. Rabe unterbrach sich und sah wieder nach der Adesse des Briefes. Aber da stand sein Name ganz deut lich: Dr. Cajus Rabe. Auch die doch niemals mit demHcirathsvermitt lungs - Bureau „Hymen" etwas zu thun gehabt! Sollte sich einer seiner Bezugnehmend aus unsere gestrige Rücksprache theilen wir Ihnen mit, daß es uns heute schon gelungen ist, ein weibliches Wesen luisfindig zu ma chen, welches allen Ihren Wünschm entsprechen dürste. Es ist eine junge Wittwe. 22 Jahre alt. Vermögen 100,- 000 Mark. Die äußeren Reize der Dame werden alle Ihre Erwartungen übertreffen. Bitte, stellen Sie sich noch heute ihrem Vater, Herrn Cigarrenfa brikanten Karl Bernauer vor (Adresse weiter unten), am besten gegen 2 Uhr. Die Dame weiß nichts von der Sache, Herr Bernauer wird Ihnen alles Wei tere mittheilen. Indem wir Ihnen den besten Erfolg wünschen, zeichnen wir u. .s. .w. u. .s. w." Die Adresse des Herrn Bernauer war ai.i Ende des Briefes angegeben. Offenbar hatte sich einer seiner Freunde einen Spaß erlaubt und ihn bei dem Heirathsvermittlungs-Bureau „Hymen" angemeldet! Aber die Sache traf sich nicht übel. Eine junge, hüb sche Wittwe mit 100,000 Mark das durfte man sich schon ansehen! Ein reicher Cigarrenfabrikant als Schwie gerpapa auch tt>.e schlechte Erfin dung. Immerhin sah bei der Sache ein kleines Abenteuer heraus. Der junge Mann aber langweilte sich ohne Geld gab es keine Zerstreuung. So machte er sich gegen 2 Uhr auf den Weg zum Cigarrenfabrikanten. Ein freundlicher alter Herr empfing „Dr. Cajus Rabe Ich danke Ihre werthe Adresse dem Heirathsbureau „Hymen" „Ah, vortrefflich! So einen hüb schen. eleganten Herrn wie Sie suchen wir gerade! Sie sind Jurist?" „lawol —" „Haben Sie eine eigene Kanzlei?" „Nein. Ich arbeite bei einem Freun de." Er nannte a»f gut Glück einen seiner Freunde, von dem er wußte, daß er ihn nicht im Stiche lassen wür de, falls man sich mit einer Anfrage an ihn wenden sollte. Er gab dann auch Auskünfte über seine Familie. „Ich habe einen reichen Obeim," sagte er, „von dem ich jede Unterstütz ung erhoffen kann, wenn ich ein ernstes Leben der Arbeit biginnen will. Um ausrichtig zu sein, ich habe bisher et was flott gelebt. Nun zwingen mich aber die Verhältnisse, ernst zu werden. Eine Heirath ist eil wichtiger Schritt ein besonderes Fach?" „Hm ... Ich bin Spezialist in Erb schasts - Angelegenheiten." „Nun, dazu würde sich in meinem gebreitet. Sie müßten sich selbststän- bin dazu bereit .... Indessen darf ich nun auch um einige Aus- kiinfte über Ihre Frau Tochter bit ten?" „Ja, sehen Sie, das ist ein eigener Fall sonst hätten wir uns ja auch nicht an ein HeirathSbureau gewendet! sie betrauert ihn noch immer, schließt sich von der Gesellschaft, von allen Ver gnügungen ab, ergibt sich dein Trüb sinn, Alle unsere Bemühungen, sie da herauszureißen, sind vergeblich. Da des Heirathsbureaus auf einem Spa ziergange ini Auge. Ich trat ein und sprach mit den Herren. Ich sagte ih nen, ich könnte irgend einen sehr hüb schen, sehr flotten Mann brauchen, der es versteht, eine' Frau aufzuheitern. Wenn ihnen ein solcher vorkomme, so möchten sie ihn zu mir senden. Der Preis ist nicht übel: eine schöne Frau, ein schönes Vermögen, eine schöne An stellung. Aber Sie müssen sich Ihr Weib selbst erobern. Die Frage ist, ob sie Ihnen gefällt." Der alte Herr reichte Dr. Rabe eine Photographie. In der That, es war ein Weib von seltener Schönheit! Ein rundes Kindergesicht mit träumerischen Augen. „Ich lese in Ihren Blicken," sagte Bernauer, „daß Ihnen meine Tochter gefällt —" „Sie entzückt mich geradezu —" ,',So brauche ich Sie! Sie bleiben gleich zu Tische bei mir. Meine Toch ter speist nämlich heute hier. Ich stelle Sie als meinen neuen Rechtsanwalt v0r.... Wir sind sehr besorgt und wenn es Ihnen gelingt, meine Sophie ihrer Melancholie zu entreißen, werden Sie an mir für immer einen sehr, sehr Eine halbe Stunde später stellte Bernauer den Gast seiner Familie vor. Die trostlose Wittwe war in ihrer stil len Trauer noch schöner als auf dem Bilde. Dr. Rabe sah bei Tische na türlich neben ihr. Anfangs war die junge Frau sehr einsilbig, und seine Bemühungen, ein Gespräch in Fluß zu bringen, verliefen sehr kühl. Dann aber stellte sich heraus, daß ihr Gatte ein Studiencollege von ihm gewesen, mit dem er zusammen in Heid'lberg ge wohnt. Nun war sie lebhaft interes sirt. Unerschöpflich floß der Born seiner Rede in der Schilderung des fröhlichen Studentenlebens, wiederholt entwickelte sich stürmische Heiterkeit, und auch die traurige Wittwe lächelte. „Ah, ich wundere mich nicht, daß er Sie geheirathet hat!" rief er gelegent lich aus, als er merlte, daß feineDame sich in freundlicher Stimmung be fand. „Er hatte, was die Frauen an belangt, immer einen vorzüglichen Ge- Die trostlose Wittwe fuhr förmlich empor. „Wie meinen Sie das?" „Nun, es fällt mir da eine Geschichte ein Damals kannte er sie ja noch nicht!" Und er begann sofort eine übrigens wahre Geschichte zu erzählen und von einem wunderhübschen Schätzchen, das der Selige in Heidelberg gehabt und auf das er so eifersüchtig war, daß er Niemandem etwas verrieth, außer ihm, seinem besten Freunde und Stubenge nossen. Er habe sie sogar Heirathen wollen, sie zog ihm aber einen Schau spieler vor und ging mit diesem zur Bühne. „Später spielte sie in Berlin, im Lessing - Theater." „War es nicht die ?" „Selma hieß sie mit dem Taufna men. Meinen Sie diese?" „Dieselbe! Ich mußte jedes Mal gehen, wenn sie spielte! Mein Gatte behauptete, ihr Spiel gesalle ihm so sehr!" Das Auge der trostlosen Wittwe funkelte im Zorn. „Und er sprach sicherlich die Wahr heit," siel Rabe ein. „Wenn man eine Selma kaum ein anderes, als histori sches Interesse finden." Die schöne Wittwe lächelte, und von da ab war das Eis gebrochen. Als Rabe von der schnurrigen Posse er zählte, die er Tags vorher gesehen, und die ganze Familie animirte, gemein sam das Theater zu besuchen, sträubte sich die junge Dame kaum mehr und stimmte zu/ Der alt- Bernauer ließ sofort eine Loge besorgen. „Sie müssen aber mit uns kommen, Herr Doctor." sagte die trostlose Witt we. „Sie haben einen solchen Fond von Heiterkeit, daß Sie allen Anderen die Grillen verjagen." „Gern gehe ich mit. Wie gern, wage ich Ihnen heute noch gar nicht zu sa gen." Die trostlose Wittwe wandte sich er stelle der alte Bernauer seinem Gaste in einem unbelauschten Augenblicke zu. „Sie haben ja gewonnenes Spiel! Ich kann Ihnen nicht sagen, wie glücklich ich bin!" Wahrlich, er hatte gewonnenes Spiel- Und drei Wochen später fand seine Verlobung mit dem schönen Frauchen statt, das nicht mehr trostlos war und auch nicht mehr Wittwe blei ben wollte. Einen Tag nach Versendung der Verlobungskarten erschien ein fremder Herr bei Dr. Rabe. „Sie wünschen mich zu sprechen? Ich bin Dr. Rabe." „Verzeihung doch es muß ein Irrthum Ein Anderer hat sich uns als Dr. Rabe vorgestellt, ich habe ihn selbst empfangen —" „Mit wem habe ich die Ehre?" „Ich bin Beamter des Ehevermilie aus?" ch chs Fl t Eine rothe Narbe zog sich ihm über die Stirn —" „Nun wird mir alles klar," rief Rabe, und lachte herzlich auf. „Der Herr hat Ihnen irrthümlich meine Karte gegeben, die er kurz vor her in seine Brieftasche geleqt. statt seiner eigenen. Darum wartete ich vergebens auf die Secundanten! Der M-inn mit der Narbe fand meineKarte nicht mehr und wußte keine Adresse! Und mir fiel die Braut zu, die ihm be stimmt war, sammt den 100,000Mart und dem Schwiegerpapa —" „Ihnen Glück zu wünschen, wurde ich entsandt —" „Machen Sie keine so besorgte Miene! Ich werde nnch dankbar er weisen, ob ich Ihnen zwar keinen Auf trag gegeben habe. Ich bin?u glück lich, um das zu verweigern. Herr, ich bin bis über die Ohren verliebt!" „Wir bedienen stets unsere Kunden so. Unsere Devise ist: „Durch die Ehe zur Provision! Weiß schon und auch Ihre Rech- Als sich der Agent entfernt hatte, stand der jungeMann einen Augenblick wieder nachdenklich am Fenster. Ja, er hatte wahr gesprochen, er war glück lich und wem dankte er dieses Glück? Nur seiner letzten Mark, der er ein frohes Ende hatte bereiten wol len, welche ihn in die Weinstube ge führt. das Rencontre mit einem unbe kannten Meier und die Verwechslung der Persönlichkeiten angezettelt hatte. Er wollte noch oft denken an diese letzte Mark, welche die erste gewesen, die er mit Bedauern scheiden sah. Von Ge ringem hängt oft das Glück der Men- Doch nicht Jedem geht es so, der ' seine letzte Mark vertrinkt. Dai will zum Schlüsse besonders vermerkt sein! Ter Miniatur- Anzug. „Also, Meister, ich verlasse mich fest darauf, daß Sie mir meinen Anzug längstens Samstag Abend zustellen werden", sagte ich mahnend zu dem Bekleidungskllnstler, der mir soeben je nen angemessen und der die üble Ge wohnheit hatte, auf seinen Empseh lungskarten die prompteste Bedienung zuzusichern, während er in Wirklichkeit in Bezug auf rasche Ablieferung der saumseligste Schneider von der Welt war. „Gewiß", meinte er, „Sie können sicher darauf zählen, daß Sie Ihren Anzug längstens bis Donnerstag ha ben werden!" „Ich machte eine etwas ungläubige Miene zu seiner Versicherung und wollte eben seine Werkstätte verlassen, als mein Blick auf ein winziges rothes Röckchen und ein ebenso winziges gel bes Höschen siel, die auf einem kleinen Tisch ausgebreitet lagen. „Alle Wetter!" rief ich erstaunt aus, „für wen ist denn dieser Miniatur- Anzug eigentlich bestimmt?" „De» kommt ins Damenpensionat von Madame Labonville. . . „Ins Damenpensionat von Mada me Labonville?" unterbrach ich ihn. „Aber was in aller Welt, soll denn mit diesem rothen Röckchen und mit diesen gelben Höschen geschehen?" „Ja." meinte der Schneidermeister, „mit diesem winzigen Anzüge hat es sein eigenes Bewandtniß. Madame Labonville hält streng darauf, daß m ihrem Pensionat alles vermieden wird, was nur im geringsten anstößig erschei nen könnte. Vorgestern haben nun die Pensionärinnen im Jnstitutsgar» ten ein Lebewesen eingesangen, das sie in den Speisesaal verbrachten, um sich dort mit dem Beschauen desselben zu vergnügen. Als sie eben daran waren durch das nähere Betrachten des Ein gefangenen auch ihr« zoologischen Kenntnisse zu erweitern, und somit das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, ging die Thüre aus und Madame Labonville trat in den Spei sesaal. Mit langsam abgemessenen, feier lichen Schritten trat sie auf den Knäuel der Pensionärinnen zu, der sich um das eingefangene Ding gebildet hatte. Kaum hatte sie jedoch gesehen, was die Neugierde der Fräulein so sehr er regt hatte, als sie dasselbe ihren Schü lerinnen rasch vor der Nase wegnahm und es mir brachte, damit ich ihm ei nen Anzug mache. Dieser hier ist es" er zeigte dabei aus den Miniatu» anzug „und heute Abend noch wird das Wesen, dessen Nacktheit so sehr das Mißfallen von Madame Labonville er regte, mit ihm bekleidet sein, somit die Pensionärinnen auch fernerhin sich an den lustigen Sprüngen ihres Laub frosches im Glase, wenn er im Gigerl costllm nach den Fliegen hüpft, ersreuen können." Tic Schwärmer. von Emil Beyer. Drei junge Maler saßen Und zechten froh und frei. Der Erste rief: „Hoch lebe Die Freilicht Malerei!" „Es ist die einzig wahre, Die richtige Manier, Zu ihren Ehren schmeiß ich Hier eine Runde Bier!" Der Zweite drauf: „Natürlich Stimm' ich Dir völlig bei, Und ganz speciell die Freiluft Ist meine Schwärmerei. Als dieser Kunst Vertreter Betrachte ich mich hier Und schmeiß zu ihren Ehren Auch eine Runde Bier!" Der Dritte trank gemächlich Nur eines weiß ich sicher: j Ich schwäime für F r e i b i e r l" ,
Significant historical Pennsylvania newspapers