Revanche! (8. Forls«l'>uug). Unlv«it davon hält Viltor; regungs los, in völliger Bestürzung starrl er p d ch und les«nd zu verbringen. Die „gute Hausfrau", die sie aus Deutschland heimgebracht und die sie vordem mit was alles einerlei, seit Viktorchen ge gangen als wenn sie selbst auch nicht mehr lange zu bleiben hätte! Mit der Lektüre suchte sie sich Uder das Dahinschleichen der Tageslee- hin wegzutäuschen. Wie viele von diesen französischen Romane» hatte sie nun schon verschlungen! Nichts als die zum Elel verbrauchte Schablone des Ehe bruchs als wenn Treue und Glau be und Liebe zu den lächerlichen Ma rotten gehörten. Zuerst die kurzen, mehr oder weniger Mrschlvenglichen Honigmond«! dann breitet sich ver Frostthau der Gleichgiltigkeit über das Heitisch.' zarte Glück; nun erscheint der oder die „Andere" oft ist es ein still schweigender Kontrakt, daß man nichts sthen und alles dulden will jedes geht seine Wege zuletzt ein Eklat und damit die Sensation nicht leer ausgeht, ein Schuß, ein Giftbecher oder ein temperamentvoller Dolch, der mit einem Theatercfftlt die Ehekomödie schließt. Ist das nicht das Bild ihrer eigenen Ehe? O, sie hat sich akklimatisirt! Sie braucht nicht tugendhaft heuchlerisch das deutsche Näschen zu rümpfen über die französische Lerderbtheit! Seit dem Tode des Kleinen lag der gegeinustrecken. zu ibm hinzustürzen, an seine Brust zu sinken und ihn ihrer grausamen Harte w.'gen um Äerzei- Fieber des Spielteusels verzerrten Ge, sichtern gewahren. Auf diese Weise versuchte er den Schinerz über den Nie- dergang seines häuslichen Glückes zu betäuben. Es war der Zeitpunkt, wo nach der Schablone der „Andre" in die Hand lung einzutreten hätte. War der „Andre" nicht schon da? Beim heiligen Gott! Sie war sich keines Gedankens einer Untreue be wußt! Damals auf dem Balkon der Nue Soufflot hatte sie das Gelüste an geflogen, sich nach Pariser Art zu rä chen. Nichts anderes, als ein Ansall jenes unerklärlichen Schwindels, der einen vor einem Abgrund dazu zwin gen möchte, hinabzuspringen. Vor ei nem wirtlichen Hinabspringen bewahr te sie wohl jetzt der kleine Schatten; er erschien ihr als eine Art Schutzgeist. Sie hatte die Zeuners seit des Kin des Tode oft besucht. Heimlich geschah das. Jetzt noch heimlicher als in der ersten Zeit. Viktor hatte immer noch nichts von der Begegnung im Tuile ner zu zweiten Mutter geworden? Welch schmerzlich süße Freude gewähr te es ihr, mit Margret über verto nen Nichtigkeiten zu erinnern, die das Mutterglück ausfüllen wie er lächel te, wie cr sich das geballte Fäustchen schmecken ließ, wie er so wohlig mit d«n chnen das wunderschöne, alle Besucht,? des Psre-Lachaise anlockende Blumen beet seines Grabes zu besuchen. O, er freundlicher Stimme» in seinem burrk keln Kämmerlein zu hören bekommen... Er würde ihr zum zweitenmal ge raubt, wenn sie diese Besuche in der Rue Soufflot einstellen müßte. Denn Viktors Eifersucht würde sofort erMa chen und ihr den Umgang uütersagen. sei. Aber die Majestät des Mutter tagsstunden ihres Besuches, wo dieGe schästshast sich steigert«, freizumachen, um sie noch zu sehen. Und «r machte kein Hehl daraus, daß er ihretwegen kam. „Meine liecke Frau Jaminet...." Derselbe wanne, aus innigem Mit gefühl stammende Ton seiner Mutter. Er streckte ihr schon von Weitem die der Begrüßung fest, ihr Antlitz in Dok das letzte Mal. männlich schöne, von dem Prachtstück des seidenweichen Vollbartes gezierte Gesicht glühte vor Eile und Erregung. „Ich bin so geeilt, ich fürchtete, Sie nicht mehr zu treffen..." Sie entzog ihm mit einem leisen, dankenden Druck ihre Hand. Sie meinte den weitoffenen Blick seiner stahlblauen Augen ausweichen zu müs se^ — doch ein len selbstischen Schlacken befreite Gold Schatten ihr? „Guten Tag, Mutter wir haben uns lange nicht gesehen?" Friedrichs hohe Gestalt mußte sich l>crabbeug«n, um das Dreieckchen zu lüssen, das die gebauschten Silberwel len auf der Stirn seiner Mutter frei ließen. Sre gab ihm einen schelmischen, halbverwunderten Schlag auf die Wange. Erst vor kurzer Zeit, nach dem Dejeuner, hatte er das .Haus verlassen, und nun war er schon wieder da? „Ich habe Frau Jaminet das letzte Mal ganz versäumt," sagte er zur Er klärung, wenn eine solche überhaupt auf der Stelle!" Die Seiden Damen protestirten. So wußte er sofort mit feinem Kommen fühik sie sich hier. Und wenn dann die im Abendroth erglühende Kuppel des Pantheons sie zum Abschied mahnte, so stärkt. Sic hatte einige Stunden in si cherem Port verbracht nun hatte sie wieder Muth gewonnen, in das von den kleinen Schmetterlingskummer des Tages; sie hatte sich dort wie zur Fa milie gehörig gefühlt: Frau Zeuner ih re Mutter, Friedrich Zeuner ihr Bru der. lind sie gedachte dagegen der Di war ihr bei Tische eine Frage aus deutsch entschlüpft. Verdutzt schaute Vütor von seinem Teller auf, was der ist der Typus des Franzosuithums, Zeuner ist der Typus des Deutsch thums. Dort viel Blendung, viel Char- F.aa Wahl hatte ihren Besuch gleich ihre Tochter hatte ihr von der Reise cßgerathen, so sehr ihr Herz nach sol chem Trost lechzte. Gertrud schämte sich, ihr braves Mütterlein als Zeugin ihres verblassenden Glückes zuzulassen; nur den bitteren Stoßseufzer: „Man Haus!" Sie wollte lieber selbst nach Anfang Juni entschloß sie sich auch, zu reisen. Als sie ihrem Manne die Absicht kund gab und das Datum der Abreise vorschlug, sah sre einen Strahl freudiger Ueberrafchung über sein Ant litz gleiten. Und er nickte schnell zu stimmend, als wenn die Nachricht ihiy, wirklich hoch willkommen wäre. Sie stutzte nur ganz kurz gleich deutete sie richtig: er hofft, er wünscht, er weiß, daß die Entfernung das alte Warum sie dieses altbewährte, fast ver brauchte Mittel nicht schon längst an gewandt? Sie hätte langst reisen sol len die Ding« durften nicht so weit kommen! Und auch über ihr Antlitz fuhr ein Heller Schein, ja sie brachte es sogar zu einem Scherz: „Du freust Dich wohl, daß Du mich loswirst?" linken Wange sichtbar wurde, zum er stenmal wieder seit Monaten. „Komm, wir sind thöricht —wir sind und mit sanftem Zwang zog er die Widerstrebende an sich. Seine Stimme bebte wie durch Thränen. „Ach Viktor Viktor —" Schluchzend schmiegte sie ibr Köpf chen an seine Brust. Doch erst die Wie derkehr von der Reise würde die radi kale Heilung bringen mit einer flüchtigen, wenn noch so thränenreichen Riihrszene ist es jetzt nicht gethan! Si: setzten beide alle Hosfnung aui diese Wiederkehr. Es war fast widersinnig anzusche», wie sehr sie nach der Abreise drängten, wie sie diese nicht erwarte» früh erschienen, erregt von gewaltiarr Ungeduld stürmte cr auf dem Pflaster vor der Ankunftshalle auf und nieder, und diese halbe Stunde deucht- ihm noch länger als die Ewigkeit der sechs Wochen. Endlich gellte das Pseisen der von dem ersten Begecincn ihrer Blicke das Heil ihrer Zukunft ab? Endlich sah er aus der Menge ihr sioxfchen nicken und winken. Wie süß sie aussieht! Wie reizend si: ist! Ah und si: lacht wied-r! Gottlob, nun ist alles gut! Seine Ungeduld hätte am liebsten das Gitter durchbrochen, um sie aus der ben und vor allen Leuten über den Platz hiniveg in den Wagen zu tra gen. les gut fei; nun durfte man doch wie der frei aufblicken! Der Alp schien von dem Hause ge wieder lächeln sah. Bis in das Labora torium hinein, wo der personifizirte Preußenhaß sein Wundertränklein braute, erstreckte sich die frohe Stim mung. Denn selbst Armand zeigte bei der Begrüßun., der Schwägerin eine Herzlichkeit, über die alle staunten. „Nun, was macht Dein Elixir?" fragte Gertrud mit schelmischem Ue derinuth. „Ist «s wahr, daß Du es beim Kriegsministerium eingereicht? Wir lasen sogar die Notiz in der Zei tung." Armands Augen blitzten und er machte sich daran und pries ihr die wundervollen Vorzüge seines Spreng mittels, das fortan jeden Festungsbau überflüssig machen würde, mit solchen! Enthusiasmus, und sie wußte so hübsch zuzuhören und sich über den Erfolg der Erfindung zu freuen, als wäre diese irgend ein deliziöses neues Zuckerwerk, das alle Leckermäuler «ntzücken mußte. es Dir abkaufen, Armand?" scherzte sie. Lachend verwahrte sich der Adept. Doch der Schatten des kleinen Tod ten hatte noch nicht endgiltig seine Ein willigung zu dem neuen Frieden gege ben. Gertrud machte sich am Morgen zu einem Ausgang bereit. „Wo willst Du hin, süßes Herz?" fragte Viktor. Zuerst wollte sie einen gleichgiltigen Gang vorschützen. Gleich stutzte sie. Erst recht muß er mit! Viktorchen soll des neuen Friedens Zeuge sein! Soll ten sie ihm nun ausweichen mit ihrer Versöhnung? „Komm, mache Dich fertig Du begleitest mich, Viktor!" Als er mit ihr an den Wagen trat, fand er den Rücksitz mit kostbaren Blumen überdeckt; es bedurfte nicht erst der Weisung, die sie dem Diener gab, um ihm zu sagen, daß es nach dem Kirchhof ginge. Sie saßen im Wagen, der Blumenfülle gegenüber, und er hielt stumm ihre Hand um schlossen. ihm während der ganzen Dauer ihrer Abwesenheit nicht besucht worden. Es wäre ihm schwer geworden, die Ver- Hand: „Wie danke ich Dir, Viktor!" sagte der Blick -- „nein, nein!" wieg!« das Köpfchen. „Ich wiuß wirklich nicht —" stain hervor und hielt dem Mann ei» Geld stück hin. Nichts weiter, als daß er ihn belobte, weiter s-ineSache gut gemacht. alte Dame und der aroße Herr..." gann, er die Mütze in der Hand dre hend und die vom Tabatsrauch ge- — die Zeuners!" «ntfuhr es Also nicht Viktor hat den Schmuck besorgt? Sie fühlte im Herzen einen Kunst?" Keine Lüze fetzt! Keine Aus flucht! Nicht in Viktorchens Gegen wart! Es ist heraus —wohlan! Sie ist sich k-iner Schuld bewußt! Sie strahlte ihm mit offenen Augen tapfer in's Antlitz; das war fablblaß. „Ich hatte der alten Dame geschrie ben." Ein paar fliegende Herzschläge lang „Und Du hast Du hast sie geb leute." „Hinter meinem Rücken? Ohne mir ein Wort davon zu sagen?" „Du brauchst Dich nicht aufzuregen es gibt nichts Harmloseres —" „Hinter meinem Rücken heim lich —" knirschte er, und seine Fäuste ballten sich unwillkürlich. „Scht!" machte sie, auf das Grab deutend, das die Entweihung solcher Worte nicht verdiente. „Ich erzähle Dir Alkes nachher." Schweigend, mit ungestümen, me chanischen, wie bewußtlosen Griffen pflanzten sie die mitgebrachtenßlumen ftöcke in das Prachtbeet, dessen Harmo nie zerstörend. Schweigend harrten sie dann eine Weile, mit verlorenen Au gen hinabstarrend. Ihre Lippen bebten, aber es war kein Gebet. Das Viktorchen hatte seine Einwilli gung zu der Versöhnung also nicht ge geben. Schweigend, einem eisigen Schweigen, das sie wie eine Lähmung Mang, schritten sie nebeneinander den Hauptweg hinab. In der Sonnengluth schimmerten und leuchteten die Grab- Stille nur der Klang ihrer Schritte in dem leicht rasselnden Kies. Und diese Schritte beeilten sich, dem entsetzlichen Schwergen zu entfliehen. mung an; wie durch einen Schleier sa hen sie die Läden, die Menschen und die Fuhrwerke an ihren stummen, rath losen Blicken vorübergleiten, als wären es Marionetten. Plötzlich fuhr von seinen Lippen ein Wort zischelnd, drohend, höhnend, brutal: „Preußenbande!" hallte es deutlich durch das Straßengetöse. Wie mit einem jähen Arthieb zer trennte das Wort ihre Liebe und ihr Leben. Siebzehntes Kapitel. und Umstände ihrer Besuche bei den Zeuners zu erläutern. Es geschah in einer so würdigen, fast hoheitvollen Art, ste wußte so sehr dabei das Vi briren ihrer Erregung zu bemeistern, sk hielt dabei so tapfer den brennenden Blick seiner Augen aus, daß er sich sa gen mußte: entweder ist sie eine vollen dete Heuchlerin, oder meine Anklage ist eine Uebertreibung. Aber er wollte sich nicht geirrt haben! Er wollte nicht von der Grundlosigkeit seiner Anklage überführt werden! Er wollte unge recht und grausam sein! Er lechzte nach einer Gewaltthat weil jener ein Preuße ist! Plötzlich lebte die längstvergessene Schmach seiner Gefangenschaft wieder auf, und er gedachte des Tages, da er sich winselnd wie ein Thier aus dem Boden seines Zeltes gewälzt, ob des Falles von Metz. War seine Liebe nicht damals in der heißen Eifersucht auf geblüht? Nun sollte dieselbe Eifer sucht auch seinen Haß zum Sieden bringen! Nichts von Vernunft und Er wägung! Er hatte lange genug die Au gen zugedrückt über die Preußenwirth schast im Haus«! Wohlan, nun sollen sie den Franzosen kennen lernen! Gibt sie nicht selbst z». daß sie den Preußen monatelang hinter Viktors Rücken getroffen? O, der nationale Instinkt" des Ehebruchs steckt ihm zu sehr im Blut, als daß er eine Harmlo sigkeit gelten ließe. „Wenn ich ihn nur auf dem gering sten Beweis ertappe beim heiligen Gott, so schieß' ich ihn nieder wie ei nen Hund!" Mit einer unheimlichen Ruh: ließ cr die Worte in die Pause hineintonen, mit der ihre Auseinandersetzungen spät am Abend geendet hatten; es klang wie die Urtheilsverkündigung eines Nichters. Doch durch den erregten Qualm seiner Zigarette, den der Sck>ein der Lampe röthlich färbte wie den Dampf einer Feuersbrunst, schös sen die scharfen Stichflammen seiner Augen nach ihr hinüber, die fanatischen Stichflammen seines BrudersArmanb, die man zischeln zu hören wähnte. Und er erhub sich, iveidete sich einige Seiunden lang, niit einem zuckend?» Grinsen um die Mundwinkel, an dkn starren Schreck, der sie mit seinen Wor ten überfallen, und an dem hilslosen Versuch ihrer Lippen, etwas dagegen „Du da:sst itm nicht verdächtigen er ist unschuldig!" wollte sie verzweifelt rufen, das, was sie ihm schon zehnmal betheuert hatte. Sie wußte nicht ein mal, ob der Ruf wirklich geschehm wie gelähmt von, Entsetzen stierte sie ihm nach als er langsam, absichtlich festen Trittes, mit einem gewissen dan dyhaften Wiegen des Oberkörpers, das ihm eigen war, umwallt von dem auspuffenden Qualm der Zigarette, merig beleuchteten Räume schritt und dann hinter einer Thür verschwand. Da stürzte sie auf, schlug die Hände gegen daS Antlitz und ein schriller Hil feschrei gel'te von ihren Lippen durch hie Still«. Sie hatte kürzlich der Aufführung eines Dumas'schen Smsationsstückes schoßt- td^B^l len in die Augen gepreßt hielt, sah sie die Szene deutlich dort stehen, vom grellen Bühnenlicht Übergossen. In der Mittelthür ist plötzlich der Rächer er schienen, den Zylinder aus dem Kops; in seiner wagerecht ausgestreckten Rech kleine schwarze Oessnung dieses fun kelnden Dinges ist auf den Schuldigen hingewandt,' der aufgerichtet mit dem ganzen frechen Trotz, mit dem Jenem gegenüber steht. Das ehrverges sene Weib hat die nackten weißen Ar me mit dem glitzernden Geschmeide schildartig abwehrend gegen die dro hende Waffe ausgereckt. Der ganze Zuschauerraum zittert vor Erregung, die Damen blinzeln viele Waffe das letzte Wort nicht sagen will. Endlich! Roth zuckt ein Schein durch das iveiße Bühnenlicht, und der cherin! Was soll das Bild? wohl im Stande, seine Drohung aus zuführen! Die Eifersucht, aufs Aeu ßerste gereizt durch den Rassenhaß, wird sich nicht besinnen, den Schuß ab- Heiß überrieselte es sie vielleicht ist er schon auf den. Weg, um das Ur theil zu vollstrecken? Ah, er muß und er will doch erst seinen Beweis ertap pen er ist doch kein Wahnsinniger! Es bedarf doch erst einer Szene, wie jene dort auf dem Theater oder würde seine Wuth sich schon mit einem weniger deutlichen Beweis zufrieden geben? Welch widersinnige Furcht! Man muß Zeuner warnen - sie will ihm schreiben gleich! daß er auf der Hut fein soll, daß die Eifersucht ihn be lauert daß sie sich nicht wiedersehen dürfen, und alle Versuche irgend einer Verbindung zu vermeiden seien.... Sie ließ sich an dem reizenden, mit allerlei Nippes überladenen Spielzeug eines Schreibtisches nieder; vor ihr lag die Mappe mit den Briefpapieren auf gewühlt, und sie stützte die Arme da rauf, vergrub die Augen abermals in beide Hände. Ein Abschied ... sie soll die liebe prächtige alte Dame, ihre zweite Mut ter, nicht mehr sehen? Sie soll des Trostes entbehren, sich mit ihrer bra ven Margret über Viktorchen zu unter halten? Sie soll den Sonnenschein dort oben in den Vogelkäfigen missen? Sie soll damit völlrg oon dem Gebrauch der Muttersprache ausgeschlossen sein? Sie soll Zeuners synipathischeStim me nicht mehr hören.... nein, nein seinetwegen fürchtet sie den Abschied doch nicht? Sie fühlte, wie ihr unter den Händen eine Gluth bis in die Stirne schoß. Nicht seinetwegen... Als wenn plötzlich ein grelles Licht auf eine gewiss- verborgen«, vergessene Stelle ihres Herzens gefallen wäre und diese taghell beleuchtete. Sie schauerte vor dieser plötzlichen Helle. „Nicht sei netwegen!" stammelte es geheim in ihr; es klang matt und schwach und wehrlos. Sie stöhnte laut auf. Jetzt rückte sie einen Bogen zurecht, um zu schreiben. Wem? Der alten Da me? Das hreße sie in Furcht sitzen. Nein, ihr nicht also ihm! Sie stutzte. Das wäre gefährlich. Das hieße ein Dokument anfertigen, das ein Einverständniß zwischen ihm und ihr bewiese, und der Zufall übt solch treffliche Polizei! Also nichts Schriftliches aus Vorsicht. Also ist es besser, ihn noch einmal zu treffen.... Sie beschloß also, ihn aufzusuchen in aller Vorsicht um ihn zu war nen. Sie schlug die Mappe wieder zu und wollte sich erheben. Doch sank si« auf den Stuhl zurück. Ihr Herz pochte so gewaltig und sie trampfte beide Hände gegen die Brust, um das Häm mern aufzuhalten. Was ist das? Als,wenn sich in all die Angst dieser Stunde ein Jubel drängt«! Sie soll ihn wiedersehen, nach so langer Zeit.... war cs das, was das Hämmern bedeutet«? Ein so unselig süßes Gefühl durch rieselte sie: sich mit ihm vereint zu wis sen gegen die Gefahr! Wie ein Mantel, der sie beide geineinsam umhüllte, und mit einer Art wollüstigen Behagens schmiegte sie sich in die Falten dieses Mantels. Vergebens, sich gegen die Versuchung zu wehren mein Gott, o mein Gott, was ist das.... In völliger Wirrniß suchte sie ihr Lager auf, doch das Wogen und Wüh len' ihrer Gedanken ließ sie nicht zu einem festen Schlafe kommen. Immer wieder schreckte sie aus dem nervösen Halbschlummer empor. Fiel nicht ein Schuß? Sie meinte ihn deutlich durch das nächtliche Schweigen hallen zu hö ren. Angstvoll bebend horchte sie. Al les still. Nur das Ticken der Uhren aus einzelnen Taktschläge sich kreuzten, so gab es ein wildes, hastendes Durchein ander von Tönen es war, als hört« Das Bett neben ihr war noch unbe rührt; in der fahlen Monddämmerung. die durch die Vorhänge drang, schim- Nacht außer Hause zu wissen. Aber heute..» (Fortsetzung folgt.) Al'ir die Küche. Suppe n In roioo Uarxak. Won zwei guten Suppenhühnern kocht man nur mit einigen Petersilienwur zeln gewürzte GeflUgelbouillon, die man gut entfettet und dann durch seiht. Zur selben Zeit hat man zwei junge Hähnchen saftig gebraten, er kalten gelassen und dann das Brust fleifch abgelöst und feingestoßen und alles übrige Fleisch nebst dem Gerippe zerhackt. Ueber die zerhackten Fleisch theile gießt man etwa der Gefliigelbouillon und kocht sie da mit langsam eine Stunde. Dann gießt man die Brühe durch, röstet zwei Unzen Mehl in zwei Unzen Butter blaßgelb, verkocht dies langsam mit der durchseihten Hähnchenbrühe, thut das gestoßene Geflügelfleisch dazu und gießt endlich alles in die Hühnerbouil lon, in der man es unter beständigem Rühren bis vor's Kochen bringt. Acht Kartoffeln röstet man in der Asche, schält sie, drückt sie fein und thut sie nun ebenfalls an die Suppe, welche man jetzt mit einem Pint süßer Sahne verbindet und mit vier Eigelb abquirlt. Man würzt die Suppe zu letzt noch nach Belieben mit etwas Eayenne oder Muskatnuß. Sie darf nicht stehen, weil sie sonst sowohl an Wohlgeschmack wie an Ansehen ein büßt. Gemüfetimbale in Schne cke nfo r m. Aus einem Pint Mehl, drei Eidottern, zehn Unzen Butter, etwas Salz arbeitet man rasch einen elastischen Teig von der Beschaffenheit eines Mürbeteigs, dm man einige Zeit an einen kühlen Ort stellt. Wäh menkohl gießt. Man stellt den Blu- Ofen ein/Stunde/ stürzt sie belegt hat, daneben. Im Winter füllt man solche Timbale mit Sauerkraut und giebt gebackene Gänseleber dazu, im Frllhsominer nimmt man zur Fül lung Spargel oder ein ganz junges Erbsengemüse. Gefüllte Hammelfchuk te r. Ein abgeschlachtetes Hammel blatt (Schulter) marinirt man drei Stunden in Weinessig, Citronensaft, feinen Kräutern und Gewürz, bereitet von den Abfällen des Fleisches. Harn- Kräutern, Gewürz und feingewiegten Pilzen ein Hachee, bestreicht hiermit das Blatt, dessen Knochen man aus löste, rollt es zusammen, wickelt es in ein Kalbsnetz und brät es in Butter, nach und nach ein wenig Wasser unter gießend. Mit dem Fond angerichtet, fügt man diesem ein Glas Rothwem, einen halben Theelöffel voll Fleifch extract und einen bis zwei Eßlöffel voll feinen Estragonessig bei. Di« Bei „S? i eßli" (fchweizeris ch.) häutete Kalbsleber wird in fingerdicke, ca. zwei Zoll lange Stücke geschnitten, jedes Stück mit Pfeffer und Salz be bis fünf Stück an klein« hölzerne Spießchen steckt und in heißer Butter hellbraun hackt. Paßt besonders gut zu Bohnen. Aalroulade. Die Haut des Aales wird heruntergestreift, herausgenommen und glatt hingelegt wie «in Band. Nun wird er zuerst mit gehacktem Weiß von hartgekochten Eiern, dann mit dem gehackten Gelben kocht ihn in Essig, weißem Wein unv etwas Gewürz einige Minuten lang und preßt ihn zwischen zwei Brettchen, welche man etwas beschwert. Ist er erkaltet, so wird er in feine Scheiben geschnitten und mit Essig oder Citro nensaft, Oel, Senf und Zucker zusam men abgerührt, fervirt. Sollte der Aal sebr groß fein, so daß die Rolle zu nach einmal durchschneiden. Tomaten. Auf ein noch wenigbe kanntes Recept dürften Tomaten auf folgende Art bereitet sein. Man schneide die Frucht quer durch, ent ferne den weichen Inhalt (welcher zur Suppe oder Sauce verwendet werden kann), fülle eine dicke Mayonnaise in die Oeffnung, schiebe einige Hummer stückchen hinein und lege die Tomaten auf eine mit Kopfsalat und Hummer fcheeren garnirte Schüssel. Einzeln kann man dieselben auch recht hübsch mit Salatblättch-n verziert auf kleine Teller zur Tafel geben. Oder man füllt sie mit grünen Erbsen unk» schmüÄ mit Petersilie 3
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