M Mster»-Meiille. <l2. Fortsetzung). „Freut mich ausnehmend," sagte Hopser. Dann wendete er sich wie zum Gehen, blieb aber doch wieder unschlüs sig stehen und sagte endlich zu Stichow: Mr. Stichow, hätten Sie was dagegen, mit mir Eins zu trinken? Ich hätte g'rade so Lust auf ein Glas. Mr. Lipps wird ja wohl inzwischen nicht davonlaufen?" "Xo, srr, das wird er bestimmt nicht," versicherte dieser aus seinem Bette heraus. „Ihr könnt übrigens Euch auch gleich Eins für mich geneh migen. Hab« ich schon selber nichts, waS man anständigerweis« durch die Kehle könnte rinnen lassen, so würde es mir doch sicher zur Beruhigung die nen, wenn «in Anderer ein Tröpfchen „Soll geschehen, Max!" lachte Sti hatte, dem Painter zu folgen. „Ich will sogar ein Glas Rheinwein für Dich opfern." Damit verließ Stichow mit dem Painter das Zimmer, und Beide wan derten hinüber in Neichmanns Sa loon, wo sie zur Zeit die einzigen Gäste waren. „Haben Sie mir etwas Besonderes zu sagen," fragte Stichow, nachdem er Reichmann, dem ewig Verschlafenen, den Auftrag ertheilt hatte, zwei Glä ser Rheinwein und „etwas Lunch" her beizuschaffen. „Besonderes ist es nun eigentlich „Selbstverständlich!" „Gott sei's geklagt!" Räch Allem, was ich höre, ist mein Nachbar Wurm bis an die Achseln im Sumpf aufgefahren." gang mit Hülsenfrüchten, Gemüsen und Fettstoffen verdirbt den Charak ter." Stichow lachte. „Es ist gar nichts Lächerliches da bei/' fuhr der Painter fort, „ich ver heil. Na, sei dem wie ihm wolle, mich geht es ja schließlich nichts an. Also: Die Familie hat sich in den ist nicht vorhanden: der Betrag der Versicherung reicht gerade hin, um die Mortgage, die aus dem Hause lastete, zu decken, und die Lot selber gehört dem guten Mann gar nicht. Nun habe ich mir sagen lassen, daß gerade jetzt diese Lot zu einem vernünftigen Preis ick daS Ding kaufen und darauf ein ordentlickes Brickhaus hinbauen. In Gottesnamen könnte sich dann der „I, Gott Bewahre," rief aber der thun?" „Sie? Sehen Sie, die Sache ist auf mich herabflehen, oder er vermu thet, wie Sie, eine Wohlthat dahinter, dann gibt es eine scheußliche Rührszene. gern, und wenn ich mich ärgere, dann schmeckt mir das Essen nicht. Also nichts davon. Sie aber könnten sich zichlen: beispielsweise, Sie hätten ge hört, irgend Jemand der Betref fende müßte aber recht weit von Chi- Ding verpachten, oder auf Theilzah lungen verkaufen. Das Kapital wäre mit vier Prozent zu verzinsen. Kurz, so etwas Aehnliches müßten Sie vor dringen und zu erfahren trachten, ob er denn auf deralxichen eingehen würde. „Wie wird er nicht!" „Na, na," machte zweifelnd der Painter, „so unprattische Leute, wie dieser Wurm, sind in solchen Dingen nicht zu berechnen. Das lebt immer in überschwenglichen Ideen, und da ist es gar nicht ausgeschlossen, daß der Schwachtopf plötzlich den «dlen Un glücklichen oder so etwas dergleichen spielen will. Hören Sie mir auf es ist ein lästerliches p^nplo." „Endlich und schließlich," gab Sti chow zu bedenken, „wird der Grocer aber doch erfahren müssen, daß Sie und Niemand Anderer der Mann sind." „Ne, das wird er nicht," rief Hopser, und mit einem überaus schlauen Lä cheln sMe er hinzu: „Ich habe näm lich m» der Sache gar nichts weiter zu thun. Will der Wurm die Hütte haben, so ist mir's recht. Ich lasse das Ding dann bauen, aber nicht auf meinen Namen, sondern auf den Namen mei ner Tochter. Ihr schenke ich nämlich v»n vornherein den ganzen Trödel. Bei ihr mag sich dann meinetwegen der Wurm bedanken, so viel er will, mich aber geht die Geschichte natürlich gar nichts weiter an, und kommt er etwa mir auf die Bude gerückt, so weise ich ihm einfach die Thüre." Mr. Hopser." „Nicht im Mindesten ich sorge nur für die Zukunft meiner einzigen Tochter, das ist alles." „Nun, wie Sie wollen. Sicher ist, daß ich Ihren Auftrag ausführen »ver schieben." „So ist eS recht: die ganze Sache soll recht fischhäutig aussehen. UndPamPs nutiusville wird dem Wurm auch paf fen; es klingt wenigstens dumm ge nug." Die Beiden trennten sich bald dar auf, denn Stichow behauptete, er müs se trachten, ehestens nach Hause zu kom men, weil, wenn man Lipps in seinem jetzigen Zustande halber Rekonvales zenz länger als nöthig allein lasse, im mer dieGesahr obwalte, daß er Dumm- Hopser blieb vor der Wirthschaft ei nen Augenblick lang unschlüssig stehen. Er wußte nicht recht, wie er seine Zeit bis zum Mittagessen hinbringen sollte. Nach Hause trieb ihn nichts, denn es war noch nicht zehn Uhr, und das Es sen wurde erst um zwölf Uhr gerichtet; war auch Helene in letzterer Zeit gegen den Fluß zu unternehmen. Er wandte sich in einem Anfluge guter Laune an feine Hunde: Isis wie Osiris gaben ibre Zustim mung durch Wedeln und tolles Umher springen zu erkennen. Endlich gelangte er aber doch an die Brücke. Anstatt sie zu überschreiten, ging er rechts den Fluß hinunter und suchte sich eins Stelle, wo das Wasser ..Halloh Isis —da such'!" und men nach den Holzstücke!,, daß es seine Art hatte. Hopser hatte seine Freude „Ob denn die Köter genug kriegen könnten," lachte der Painter seelenver gnügt. „Na wartet, ich will euch jetzt euer Meisterstück machen lassen dann aber wird unnachsichtlich nach gende Ufer und erklärte seinen vierfü ßigen Gesellschaftern: „Ich will euch nun das Ding da in'S Verstanden?" Mitte deS FlusseS. Mit mächtigen Sä- Westschwiinmer nicht aus den über sie zusammenschlagenden Dogen aufge taucht, da fühlte Hopser, daß der Bo den unter ihm wich, und ehe er noch daran denken konnte, einen Schritt zu rückzutreten, stürzte er sammt der Scholle, aus der er gestanden, und die unter der Wucht seiner Bewegungen zusammengebrochen war, in den gerade an dieser Stelle ziemlich tiefen Fluß. Der Painter war kein Schwimmer. Als er dm Boden sich verloren Stück Blei auf den Grund. Instinktiv schloß er den Mund und ließ sich von der Lust, die noch in seinem Körper war, wieder aufwärts tragen. Er hoff te zuversichtlich, daß es ihm, war er nur erst wieder an der Oberfläche des werde, sich am User festzuhalten. Allein als er den Kopf über Wasser hatte, und während er, mit den Händen um sich sein werde, wenn ihm nicht von fremder „Hilfe!" gellte sein Ruf über daZ Wasser hin; aber wer hätte ihn verneh- Wieder schlössen sich die Wasser über ihm und Hopser gab sich verloren. Da, in dieser höchsten Roth, fühlte er sich plötzlich beim Kragen erfaßt und len Athemzug.... Und da faßten seine Hände irgend etwas Festes, den Ast ei nes Baumes, den Zweig eines Strau mals so wenig, als jemals später genug es war etwas Festes, etwas, das ihn davor beschützte, neuerdings und müssen. Die Kraft, sich hinaufzuschwingen i-ils das ziemlich steile Ufer, besaß er zwischen Leben und Tod schwebte, eine Ewigkeit zu sein. In Wirklichkeit war es aber kaum mehr als eine Minute, denn sein Hilsegeschrei war von einem Mann, der nicht weit von dem Platze Heu zusammenrechte. gehört worden. rücksinkm zu müssen in eben diesem Augenblicke griffen die Zähne des Re chens unter seinen Rock, ein ordentli- Gras.' ren, daß ihn trotz der Sonne, die mit d.m besten Willen von der Welt nieder brannte, fror. „Mir ist kalt!" sagte er, mit den Zähnen klappernd. „Glaub's wohl!" lachte gutmüthig! der Mann mit dem neben „Nun natürlich. Wer sonst? Ich Aushilfe", wie er sagte vorgelegt hatte, anzuziehen. Als das geschehen war, ersuchte er. ob man ihm nicht ein der Mann, der dem Painter in dessen höchster Noth beigestanden war. „Habe ohnedies an Milwaukee - Avenue zu Wagen, den eS zog, saßen Mr. Siebert und Mr. Hopser. Daneben her spran gen lustig und guter Dinge Isis und hätte. Aber Hopser suhlte eine schreckli che Mattigkeit in allen Gliedern, der Kopf schmerzte ihn heftig, und bestän z/den Zehen. welche Leute feines Schlages kennzeich net, zu beruhigen. „Hat nichts zu sagen, Miß," rief e: breit lachend, „fixen Sie ihm einen stei- m.. ist „Mir scheint, der Schrecken liegt Jh ne:> noch in den V'inm, alter Herr," fuhr er fort, als er sah, daß Hopjer nicht im Stande war, die Porch hin aufzusteigen; „das wollen wir gleich halben. Hier stützen Sie sich auf meinen Arm, und Ihr sa, schwarzes Men schenkind. Halter nicht Maulaffen feil, sondern helft auf der andern Seite den Mann up »Uni'» bringen." Die letzten Worte galten natürlich ncn über den seltsamen Anblick, d«n sein in viel zu kurzen Hosen und einem Viel zu engen Nocke steckender Herr bot, mit offenem Munde dagestanden hatte, der sich aber jetzt beeilte, den Fremden in der gewünschten Weise zu unterstü tzen. Helene lief voraus und machte das Bett fertig, das den Vater aufnehmen sollte. Siebert lachte, als sich Helme bei ihm an Stelle ihres Vaters bedankte. „'s ist all recht," meinte er, indem er sich wieder aus seinen Wagen schwang das mit dem Grog vergessen Sie nicht und recht steif muß er sein; das treibt die Kälte heraus. Na, xoo<i dv! ein Grog nur irgend sein konnte, that es nicht. Hopser lag dm ganzen Nach mitag in sehr unruhigem Halbschlum mer, und als es Abend wurde, sagte er plötzlich, hörbar mit den Zähnen klap pernd: „Helene, mir gefriert das Mark in den Knochen." Ein Schüttelfrost war eingetreten. Das Mädch.Ti, über alle Beschrei bung geängstigt, beauftragte Pompo nius, den Dr. Wurm Helene kannte lius nicht zu Hause, und es vereng fast eine Stunde, ehe der Schwarze, der ihm von einem Kranken zum An dern folgte, seiner habhaft wurde. In zwischen hatte sich der Zustand des Painters allem Anscheine nach erheblich verschlimmert. Er warf beständig den Kopf hin und her und phantasirte von den Dingen, die ihm im Laufe des Ta ges begegnet waren. Bakd feue,te er die Hunde an, dann sprach «r wieder von Lipps und von Stichow und von dem abgebrannten Hause. Ein paar durcki den Kops schössen. Kam er zum Bewußtsein, so klagte er über Kopf schmerz, Athemnoth und ein unange- Helene an die StirN des Leidenden griff, fühlte sie, wie schrecklich die Haut brannte. Endlich kam JukiuS. Hilm- erzählte ihm in fliegenden Worten Alles, was sie wußte: Den Zimmer. Der Kranke sah ihn mit großen Au gen an, ihn aber nicht. Nu- Achselhöhle des Patienten. Mehrere einen Wink, ihm in's Nebenzimmer zu folgen. Dort faßte er das Mädchen dei der Hand und sagte: „Muth, mein Herz, Muth! Ich „Es'ist niemals leicht zu nehmen, wenn die Körpertemperatur auf 106 steigt," antwortete der Arzt. „Ich fürch te, daß eine heftige Lungenentzündung kann indessen nur eingehende Auskul tation und Perkussion geben. Beides will ich jetzt nicht vornehmen, weil es Rub: ist jetzt das Wichtigste für ihn. Vor Allem müssen wir das Fieber zu verringern trachten. Wir geben ibm jetzt kalte Kompressen auf den Kopf, außerdem soll er das Medikament neh men, das ich aufschreiben werde. Ich Als die Nacht nieder gesunken war, da saf: er wieder an des Painters Bett. „Sie bleiben natürlich siegen, Mr. Hopser. Das Fenster muß geöffnet werden, denn Sie brauchen reine, gleich- mäßig warme und riäßig feuchte Luft, wi« sie um diese Jahreszeit zur Nacht zeit weht. Vor dem Luftzug wird Sie ein Schirm schützen, den wir vor Ihr Bett rücken. Des Weiteren dürfen Sie nur das Allernöthigste und das nur leise sprechen. Wünschen Sie etwas, s» klopfen Sie an die Bettstelle Helene oder ich stehen Ihnen immer zu Dien sten. Die Kompressen wenden fortge setzt; endlich bekommm Sie Senfteig auf die Brust, das wird Ihnen die Athembeschwerden r» d das Stechen in der Brust nehmen, oder doch mildern. Weiter ist vorläufig nichts zu thun. Suchen Sie zu schlafen." Der Arzt hatte dies in einem ruhigen und so bestimmten Tone gesprochen, daß Hopser gar nicht anders konnte, «ls sich drein fügen. Als Julius mit Helene wieder in's Nebenzimmer trat und er sich ihren großen, bittmd auf sie gerichteten Au gen gegenübersah, sagte er so leise, daß der Kranke es unmöglich hören konnte: „Beunruhige Dich nicht, mein Herz. Dein Vater ist überaus kräftig, er witd das, wie ich hoffe, ohne Schwierigkei ten überstehen. Es ist. wie ich gleich fürchtete, eine Lungenentzündung, als die Folge des kalten Bades, das er bei erhitztem Körper nehmen mußte. XIV. Nautenst r a u ch s Un g l ü ck s t a g. Stichow hatte sich bei Wurm in höchst diplomatischer Weise der Mis sion entledigt, die ihm vonHopser über tragen worden war. Da ihm der Name seines angeblichen Freundes Fishstin und der des Ortes Pampfnutiusville in Texas inzwischen wieder entfallen war, nannte er irgend einen anderen Freund und irgend einen anderen Ort und das machte auch gar nichts aus, denn Wurm war begreiflicherweise gar nicht auf James G. Fishskin erpicht, sondern empfing sein Gluck ebenso gerne aus anderer Hand. Nach seiner Art erbaute er auf dem schwanken Grunde der von Stichow erhaltenen Mittheilung sofort ein prächtiges Luft schloß niit Thürmen und Zinnen und sah sich daher, ehe noch zwei Stunden um warm, schon für den bedeutendsten Grocer der Zukunft in Chicago an. Dabei hatte er sich aber doch aus dem Schutte der Vergangenheit soviel Ur theilsfähigkeit gerettet, daß er sich sag te: auf dem alten Wege kann es unmög lich fortgehen. Und einige Anzeichen waren denn euch bereits dafür vorhanden, daß der neue Abschnitt in seinem Leben, vor welchem er sich stchen sah, freundlichere und sonnigere Tage bringen würde, als die hinter ihm liegende Zeit. Unter die sen Anzeichen war das unbestreitbar wichtigste, daß Frau Heinzelmann, un mittelbar nachdem sie gehört, daß ihr Schwiegersohn von fremder Hand Hil fe und Unterstützung finden werde, die Aeußerung hatt« fallm lassen, sie wolle binnen Kurzen, zu ihrer zweiten Toch ter, die irgendwo im Westen sich als Gattin eines Farmers und Mutter von sieben Kindern bethätigte, übersiedeln; Ehiczge. wo man die gesährlichsten Schwindler nach Belieben schalten und waUen lasse, sei ihr für ewige Zeiten verleidet. Als W'urm diese Nachricht vernommen, ließ er das Kinn tief in seine Halsbinde sinken, zog die Brauen hoch hinauf und steckte die rechte Hand zwischen den zweiten und dritten Knopf vorne in den Nock und dann that er etwas, was er schon lange nicht mehr gethan: er pfiff wirklich und wahrhaf tig den alten Dessauer! Von dem un beschreiblich schönen Momente an, da er wußte, daß Frau Heinzelmanns Ta ge in seinem Hause gezählt seien, wurde der Grocer ein Anderer; er begann sei ne so lange unbenutzt und verstaubt in der Ecke gelegenen Herrenrechte wieder hervorzusuchen und von ihnen allmälig wieder Gebrauch zu machen. Gusting mußte dies zuerst erfahren. Denn als der Junge eines Morgens mit der Störriakeit eines Maulesels auf feinem Willen beharrte, welch letzterer natür lich das strikte Gegentheil zu den Wün schen und Absichten der ganzen übrigen Familie bildete, da holte ibn der Vater „mit keckem Finger" zwischen Groß mutter, Mutter und Geschwistern her vor, und sofort begann aus des Bürsch chens Kehrseite ein wahrer Gewitter regen von gutgezielten Streichen nie derzuplätschern. Frau Johanne suchte freilich dem, was sie eine „barbarifche Behandlung" nannte, unter vielen ..MeinHimmel!" und „GerechterGott!" Einhalt zu thun, allein Wurm ließ sich diesmal nicht stören, sondern erklärte r.nter einem wahrhaft fürchterlichen Blick, er, als Vater, wisse am besten, was den Rangen noththue. Auch Toby. das Grünhorn, mußte in diesen Tagen, wo das Morgenrorh einer neuen Zeit über die Western- Avenue aufzuflammen begann, üble Erfahrungen machen und erkennen, daß schließlich und endlich Alles'ein mal sich erschöpft, so auch die Geduld der Geduldigen. Denn als er einem Auftrage Wurms aus angeborener Faulheit und anerzogener Wi!»ers-tz lichkeit nachzukommen versäumte, über dies «inen deshalb ihm ertheilten Ver weis mit offener Mißachtung hinnahm, da war es um seine Zukunft im Hause Wurm geschehen. Der Herr dieses Hauses hielt ihm nämlich eine Stand rede ernstester Art, und wenn sich dabei die Stimme des Redners auch wieder holt in jene allzu hohen Regionen ver irrte, welche man ohne Dissonanz nicht mehr verlassen kann, so kam Wurm doch endlich zu dem energischenSchlusse, daß er nicht Lust habe, von einem Grünhorn von Tobys Art fernerhin irgend etwas Ungehöriges hinzuneh men, und daß er es ihm daher freistelle, sich um irgend eine andere Stelle zu bewerben. In Toby erwachte sofort der ritterliche Trotz, den er so oft an dm Helden seiner Lieblinasromane be wundert hatte, und er beschloß, den hingeworfenen Fehdehandschuh aufzu nehmen. Er that dies aus der Stelle, indem er erklärte, er schüttle den Staub blicklich sein Bündel schnüren. Dieses „sein Bündel schnüren" war ein euphe mistischer Ausdruck dafür, daß Toby seine Mütze von der Wand nahm, denn Alles, was sich von des Jungen Eigen thum allenfalls hätte schnüren und binden lassen, war zugleich mit dem Hause Wurms in Rauch und Flammen aufgegangen. Toby nahm also seine Mütze, schwenkte sie in der rechten Hand, als wollte er zu d?m mit hocherhobener Nase im Zimmer auf- und abschreiten den Wurm sagen: „Umgürte Dich mit dem ganzen Stolze Deines England, ich verachte Dich, ein deutscher Jüng ling" und zog dahin. Sein Weg führte ihn indessen nicht weiter als bis zu Rautenstrauch, welchem er seine Knappendienste anbot. Rautenstrauch nahm den Abtrünnigen auch wirklich auf. Aber als Toby, nach vielen Ese leien. die er schon am ersten Tage glück lich zu Stande gebracht hatte, am Mor gen des zweiten zwei Dutzend Eier fal len ließ, daß die gelben Dotter an die Wand spritzten, da konnte der grobe Flegel, sein neuer Herr, dem Drange nicht widerstehen, ihn empfindlich bei den Ohren zu fassen. Und als nun gar Toby gegen eine solche Behandlung zu Protestiren sich herausnahm, da schrie Rautenstrauch mit dem Brustton tiefer Ueberzeugung: „Sie sind doch richtig der dümmste Schafkopf, den ich noch gefehe' hab'. Schaue' Sie, daß Sie 'naus komme'!" Toby wollte nicht gleich gehen; da hatte es aber „geschellt", wie Rauten strauch in allen ähnlichen Fällen sich auszudrücken liebte. Im Nu sah man dm Jungen, wie aus einer Kanone ge schossen, aus der Thüre fliegen, und hinter ihm her flog sein „Gepäck", d. i. die Mütze. Diesmal hatte Toby begreiflicher weise gar nicht nöthig, den Staub von seinen Schuhen zu schütteln, sondern konnte ohne weiteren Aufenthalt hin ausziehen „mit wogender Brust in's weite, herrliche Leben." Das that er denn auch. Rautenstrauch war nicht allein der zertrümmerten Eier wegen in so schlech ter Laune. Es wirkten hiezu vielmehr noch mehrere andere, nicht unbedeuten de Gründe mit: Vor Allem hatte er den ihm von Hopser gegebenen Wink beherzigt und den Versuch geinacht, seine Werbung bei Helene anzubringen. Es war das am Morgen nach der Erkrankung des Painters geschehen. Diesen anscheinend recht Übelgewählten Zeitpunkt hatte Rautenstrauch indessen nicht ohne Vor bedacht zu seinem Unternehmen auser sehm. Er hatte sich nämlich, als er ge hört, daß der Zustand Hopsers ein be denklicher sei, sofort die Frage vorge legt: „Wenn nu' der Alte abkratze' that'?" Es wäre, seiner Meinung nach, entschieden ein Schlag für ihn gewe sen, deyn er glaubte, trotz der so klar und zweifelsohne zum Ausdrucke ge kommenen Grobheit des Painters noch immer steif und fest an dessen Fürspra che bei der Werbung um HelenensHand. Es galt also, sich möglichst zu beeilen, um diese Fürsprache zu gewinnen, so lange Hopser noch athmete im rosigen Licht. Und so zog denn Rautenstrauch seine besten Beinkleider an und warf sich in den Bratenrock, um zu demPain ter hinüberzuwandern und die Hand von dessen Töchterlein zu erringen. Statt von Helenen, wie er gehofft hatte, wurde er von Dr. Julius Wurm empfangen, und es schien ihm sogar, als spielte um die Lippen des jungen Arztes ein geringschätziges Lächeln. daZ ihn mii Mißvergnügen erfüllte. Selbst verständlich verlangte er, in's Kranken zimmer eingelassen zu werden, um „Mr. Hopser" seine Theilnahme aus zusprechen. Doch Dr. Wurm schüttelte ablehnend den Kopf und sagte sehr be stimmt: „Das ist unmöglich. Mr. Hopser muß absolute Ruhe haben." Rautenstrauch sah ein, daß er mit Gewalt nichts auszurichten vermochte; so beschied er sich denn in diesem Punk te. Dagegen verlangte er ernsthaft, „Miß Helene" zu sprechen. Dr. Wurm zuckte die Achseln, verließ aber, ohne ein Wort weiter zu sprechen, das Zim mer, offenbar um Helene herbeizuho len. Thatsächlich erschien alsbald Helene. Sie richtete ihre schönen, heute aber, in Folge des Nachtwachens mit dunk len Rändern umgebenen Augen auf den Besucher und fragte kurz: „Was wünschen Sie, «ir?" Rautenstrauch wurde in diesem wich tigen Momente merkwürdigerweise von der ihm sonst sehr eigenen Sicherheit schnöde im Stiche gelassen. Er stam melte etwas hervor, was eine Erkun digung nach dem Befinden Hopsers be deuten sollte. „Dr. Wurni hätte Ihnen darüber viel besser Auskunft geben können," sagte Helene, „übrigens wissen Sie wohl auch von anderer Seite, daß der arme Papa schwer leidet." Rautenstrauch hatte inzwischen Zeit gesunden, sich ein Herz zu fassen. ".NI lixlrt!" sagte er in seiner na menlosen Dummheit, und fügte ohne längere Pause hinzu: „Eigentlich möcht' ich mit Ihne' noch was Andres auch bespreche'", Miß He lene " „Mit mir?" unterbrach Helene, deren Antlitz sich mit geringer Nöthe Über zossen hatte. „Ich wüßte nicht, was Sie mir weiteres noch zu sage-n hätten. In jedem Falle habe ich weder Zeit noch Lust, Sie anzuhören." (Fortsetzung solgt.> Kür die Küche. Zwiebel 112 u p p e. Ein halbe» Dutzend Zwiebeln werden geschält, in Scheiben geschnitten und an schwachem Feuer mit einein Eßlöffel voll Butter und einer kleinen Priese Zucker gediin» stet. Wenn sie sich färben, gießt man Bouillon oder eine Auflösung von Fleischextract daran und läßt die Suppe ordentlich durchkochen. Beim Anrichten bindet man die Suppe mit drei Eigelb und gießt sie in die Sup penschüssel auf geröstete Brotschnitte die man vorher mit geriebenem Schwe ize- oder Parmesankäse bestreuen Feines Ragout von Tau benundKalbszungen. Sechs junge Tauben werden sauber vorberei tet und gebraten; die Herzen, Lebern und Magen werden fein gehackt, mit feingestoßenemZwieback und Eiern ver mischt und in bekannter Weise «ine Farce gemacht, daraus man kleine Klößchen und längliche Röllchen formt. Zwei Kalbszungen hat man inzwischen mit Suppenkraut, einer Zwiebel und zwei Lorbeerblättern weich gekocht, läßt dieselben fast erkalten, schält die Haut davon ab und schneidet sie in Scheiben, etwa einen halben Zoll dick. Die Tauben werden mit scharfen Mes ser halb durchschnitten, in eine runde tiefe Schüssel oder Porzellanforrn sternförmig gelegt, die Farceklößchen. die zerschnittenen Zungen und frischge lochte oder eingemachte, in fingerlange Stücke geschnittene Spargel in Grup pen von H bis 8 Stück dazwischen ar rangirt. Die Schüssel muß heiß ge stellt sein und die braune Champig nonsauce, mit der man das ganze reichlich überfüllt, muß kochend heih sein. Man bräunt Mehl und Butter zu derselben, füllt von der Brühe der Kalbszungen und dem Champignon wasser daran, giebt etwas Citronen faft, ein wenig Zucker, die Champig nons, einen Theelöffel Kapern, ohne deren Essig und das nöthige Salz dazu, schmeckt sorgsam ab und thut zuletzt in die kochende Sauce ein Stück Butter hinzu und füllt über. Man kann dies Ragout in dieser Weise zrr Tisch geben, nach Belieben aber auch noch obenauf mit schrägen Vierecken und kleinen Halbmonden von Blätter teig belegen. In diesem Fall beson ders zu beachten, daß die Sauce nicht zu dünn sein darf. Italienisches Geflügel gert cht. Mehrere junge Masthüh ner werden saftig gebraten, erkalten gelassen und dann in hübsche Stücke zerlegt. Dann bereitet man eine kräf hielt, und vermengt dies Püree mit einigen Eigelb. Aus einer rohen Kalbfleischfarce werden längliche Würstchen geformt, in leichter Bouil- WUrstchen erstarren muß. Ist dies geschehen, so werden sie in Semmel, dann in Ei und zuletzt nochmals in förmig in der Mitte der Sauce ange richtet und mit den ausgebackenm Fleischwürstchtn garirt. Lyonneserßeignets. Acht zehn Eigelb werden mit einem halben Pfund feinem Zucker, ebensoviel frischer Butter und dem Sanft einer Citrone auf gelindem Feuer zu einem dicken glatten Teig verrührt, den man nach dem Erkalten mit abgeriebener Citro nenschale vermengt und so lange schlägt, bis er weiß und locker aus sieht, worauf er mit dem Eiweißschnee vermischt und in eine mit Butter aus gestrichene breite Form etwa einen Zoll hoch gefüllt wird. Man stellt die Form in ein Wasserbad in einen hei ßen Ofen, bäckt den Teig eine Stunde, läßt ihn erkalten, stürzt ihn und sticht nun runde Scheiben von etwa einen Zoll Durchmesser von dem Backwerk aus. Oben macht man einen runden Einschnitt mit scharfem Messer, nimmt das Deckelchen ab,, höhlt jedes dieser Beignets etwas aus, füllt sie abwech selnd mit Aprikofenmarmelade und abgetropften, eingemachten Kirschen, bestreicht die Deckel mit Eigelb und fügt sie wieder ein. Man wendet die Beignets in gestoßenen Makronen, taucht sie in Ei und Semmel, bäckt sie einige Augenblicke in nicht zu heißem Backsett goldfarben, bepudert sie mit Vanillezucker, glasitt sie mit glühender Schaufel und richtet sie pyramidenför mig auf zierlich gebrochener Serviette an, worauf man sie mit einer Wein sauce zur Tafel reicht. Milrbteig zu Theegebäck. 10 Unzen feines Mehl und 7 Unzen harte, kleingeschnittene Butter werden durch einander gemengt. In der Mitts der Masse macht man eine Vertiefung, gibt in dieselbe ein ganzes Ei und ei nen Eidotter, etwas Salz, einen Eß löffel Zucker. Nun wird diese Masse schnell glattgewirkt und umgerollt. Läßt sich zu allen Sorten Theegebäck verwenden und ist rasch zubereitet. Ein guter Gast. Wirth: „Von morgen ab darfst a Faßl mehr bringen; dem Bürgermeister sein Stu dent is kemma." Verfehlter Erfolg. Le bemann (seinem Freunde seinen Salon zeigend): „Nun, was meinst Du zr» meinem Salon?" „Man muß stau nen, was man heutzutage AlleS ge pumpt bekommt!" _ 3
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