Im MWWkzWz (14. Fortsetzung.) ' Es war keine Übertreibung, was er da lagte. Die reizende Gräfin zeig te sich in jenem Momente in ei- Atin Lichte, das ihm zu denken gab. Eber/ noch war sie kalt, spöttisch ge wesqr und ihr Zynismus hatte ihn in Bestürzung versetzt. Plötzlich verlor sie die Herrschaft über sich selbst, und jetzt hielt er sie der größten Schandthaten für fähig. Er wollte sie so weit als möglich treiben, wollte ihre Fassungs daher erst recht auf dem wunden Punkt: „Sie sind gegen Ploerne ge wiß sehr ungerecht, denn er ist ein so anständiger Charakter, daß nichts an ihm Ihren Zorn rechtfertigen kann." Er fiel aber mit seiner List herein. Lydia hatte sich wieder beruhigt und lächelte nur bitter auf seine Bemer kung. „Sagen Sie mal, liebes Kind," be mir denn nicht ein wenig das Recht zu, Ihnen Moral zu p-edigen?" „Sind Sie vielleicht zu diesem Zweck hierhergekommen?" „Nur deshalb." „Ich dachte, Sie hätten weniger selbstlose Absichten dabei im Auge. „Spion! Welch häßliches Wort. an, daß ich es gut mit Ihnen meine? Ich wollte Ihnen eine weise Lehre zu theil werden lassen. Bedenken Sie ein- Zähnen halblaut hervorstieß: „Nun, dann hätte er sich eben mit Roquiere auseinandergesetzt." umbringen zu lassen. Bernheimer hat te sich unter dem Panzer der Sinnlich keit in einem Winkel seines Gewissens ein Nestchen menschlichen Gefühls be wahrt. Noch am Abend zuvor hatte Perfönchcn herumgehen, und so lange man sich schon für sie interessirt, ist es angebrachter, die Vertheidigung des „Heute werden Sie ihn jedenfalls nicht" sehen. Es ist jetzt halb vier Uhr... Sie müszten ihm erst sine lange Er klärung über ihr Ausbleiben geben; Wagen wartet am andern Ende der Straße... ich setze.Sie ab, wo Sie wollen." „Ach, Sie gutes Väterchen, Sie!" rück-ugewinnen. da sie ihn erschreckt zu haben fürchtete. Sie schlua daher wieder einen liebenswürdig neckischen „Und was soll ans dem armen Kerl da drüben werden?" fragte sie la chend. von außen zugeschlagenen Thüre und eines langsam, wie mit Widerstreben die Treppe hinabsteigenden Schrittes. Lydia und Bernheimer traten ans Fenster und sahen, hinter einer Gar dine verborgen, Maurice mit finsterer Miene und gesenktem Kopfe, den Stock unter dem Arm, das Trottoir ent lang schleichen. Lydia drehte sich nach Samuel um und sagte in scherzendem Tone: „Armer Junge, er wird nie wissen, welche Enttäuschung er Ih nen verdankt." „Hol ihn der Knckuck!... Jetzt kön nen wir uns auch auf den Weg ma chen." Er führte die reizende junge Frau an seine Equipage, mußte sich aber eines anderen besonnen haben, denn er stieg nicht mit ein. Während er den Wagenschlag schloß, fragte er: „Wo hin befehlen Sie?" „Nach Hause. Kommen Sie denn aber nicht mit?" „Nein. Es ist besser nicht." Der Wagen rollte davon und Bernheimer entfernte sich nach der Richtung der Champs Elyfees. Un ausgesetzt grübelte er über die Szene, die er zwischen Lydia und sich herbei geführt hatte, nach, und nicht die ge ringste Einzelheit war seinem Ge wuthentstellles und gefährliches Weib über Therese aufgenommen hatte. Die alten Zweifel über die Aufrichtigkeit der Klosterncigungen seines Pathen daß zwischen den beiden Frauen ein Geheimniß bestand, in das zweifellos Ploerne mitverwickelt war. Daß Raimowd irgend eine unred liche oder schlechte Handlung begangen haben sollte, daran konnte Bernheimer ebensowenig glauben, als er es bei Therese für möglich gehalten hätte. Dieser gerade, offene Mann und das über jeden Verdacht erhaben. So konnte also nur die andre die Misse thäterin sein? Denn wenn Lydia ihren Mann so über alle Maßen haßte, so mußte er sich über sie oder sie sich Gewissen habe. In seine Grübeleien versunken, war er bis zur Ecke der Rue Boissy d'AnglaS und der Avenue Gabriel gelangt; er, der sonst nie zu Fuß ging, pe seines Klubs blieb er einen Au genblick nachdenklich stehen, dann murmelet er entschlossen vor sich hin: Saint Jacques!" Als er sich vor dem Thore des Klosters absetzen, ließ, schlug es eben fünf Uhr. Therese, die ins Sprechzimmer gerufen worden Wangen mit einem rosigen Hauch gefärbt. Sie sah reizend unter ihrer weißen Flügelhaube aus und bewegte dem groben Wollkleide. „Ich komme, liebes Kind," begann Bernheimer, „um mich nach Deinem Befinde» zu erkundigen und um zu Wunsch hast. Du bist ja noch nicht ganz von der Welt abgeschieden; soll test Du irgend etwas bedürfen " „Besten Dank, lieber Pathe; ich brauche nichts und bin mit allem zu frieden." „So willst Du also in der Thai für immer hier bleiben?" „Gewiß, lieber Pathe." „Genau genommen, hast Du eiaent- Gegentheil, jedesmal, wenn er sie be sucht hatte, war er eifrig bestrebt ge wesen, sie von dem Schritt, ins Kloster zu gehen, abzubringe«. Und jetzt gab er ihr plötzlich recht und behauptete so gar. daß sie einen weisen Entschluß gefaßt habe! Welcher Grund konnte ihn zu diesem Umschlag veranlassen? Auf was wollte er sie vorbereiten? Bei einem so überlegten Manne, wie Bernheimer es war, hatte jedes Wort seine Bedeutung. Sie erwiderte fast wehmüthig: „Muß ich heute von den Vortheilen eines freien Lebens sprechen? Muß ich Sie mit der Welt auszusöhnen versuchen? Was konnte bei Ihnen eine solche Mißstimmung hervorrufen?" Er warf ihr einen sorgenschweren Blick zu, dann sagte er ausweichend: „Ach was! Es war unrecht von mir, mich so gehen zu lassen. Warum soll ich Dich beunruhigen? Beschäftigen ' wir uns lieber mit Deiner Person." „Nein, lieber Pathe; ich möchte so gern au Ihren Sorgen Theil neh men." fem Falle nicht versage." „Ja, das ist wahr. Nun denn, liebe Kleine, bete für Raimond, der nicht tern und Thränen traten ihr in die Augen. Trotzdem hatte sie die Wil lenskraft, sich aufrecht zu erhalten; nicht einmal ein Seufzer entrang sich Bernheimer, und nur ihre Lippen be wegten sich: sie betete. Samuel betrach tete sie voll Rührung. Er hätte sie so „Ja, siehst Du, das ist eine Ehe, in »nd trotzdem er sich alle Mühe gibt, ihr zu gefallen, ist sie doch nie zufrie den und benimmt sich nicht so gegen sie zu ruiniren, nur, um die Lebens weise, die sie anspricht, zu führen, denn er selbst hat nicht die geringste sie keine Grenzen kennen.... nichts wird sie vom Aeußersten zurückschrecken, denn ich glaube nicht, daß sie irgend Mann liebt sie nicht. Was soll dar aus werden?" Therese hatte alles, v'as ihr Bern heimer mittheilte, wie im Traum Bild Lydias mit den falschen, egoisti schen, sinnlichen Zügen, wie sie aufla chend ihr Flehen um Schonung für sich und Raimond zurückgewiesen hat te. All das Unheil, das Lydia anzu richten imstande war, hatte sie auch die Befriedigung ihrer weltlichen Be gierden hatte sie nicht milder gestimmt, !>ind selbst in ihrem Triumphe war sie HM sie ihn!" troffen hatte und daß, wenn das jun ge Mädchen sich nicht von der Erre gung des Moments zum Geständniß verleiten ließ, sie nie gestehen würde. rakter. Sie rang verzweifelt die Hän de und brach in herzbrechendes Schluchzen aus. „M«n Gott, mein Gott!" stöhnte sie, aber sie gab lein Wort der Erklärung. Bernheimer machte noch einen äußersten Versuch, so Schreckliches?" „Ich kann es ja nicht sagen, ich darf es nicht!" klagte das junge Mädchen, indem es die Hände faltete und ab „Hast Du Raimond nicht lieb? Weißt Du, daß ein Wort von Dir 'ch d 112 'cht!" „Willst Du warten, bis sie Rai auch! Sie thun mir sehr weh. Sie se hen doch, daß ich schweigen will. Frei lich!.... Nein, nein, ich darf es nicht.... Sie mich in Frieden, mein lieber Pa the. Und wenn Sie mich ein wenig lieb Zch ahne, daß er vor einer schrecklichen Gefahr steht, und sie wird ohne' Er barmen gegen ihn vorgehen. Sie ken« Ich habe Ihnen genug verrathen, um Ihnen ein Bild davon zu geben, wie sehr Lydia zu fürchten ist. Wenn Sie die ganze Wahrheit kennen wollen, wenden Sie sich an Herrn von Ploer ne selbst. Er allein hat das Recht, Ih nen mitzutheilen, was Ihnen noch unbekannt ist. Wenn Sie ihn aber ausfragen, seien Sie ja recht vorsich- Hand, zog sie an sich und bat mit ei» nein letzten Ueberredungsversuch! „Therese, es wäre so viel wenn Du mir alles selbst erzählen wolltest." „Nein, es ist unmöglich!" wieder holte das junge Mädchen in bestimm tem Tone. „Rechnen Sie nicht darauf dem das Opfer gebracht ist!" „So war Dein Eintritt ins Kloster die Folge dieses geheimnisvollen Er drückte ihm in großer Erregung die Hand und verließ das Empfangszim mer. schloß er die Augen und versuchte die Lücken dessen, was er schon gewußt hatte, mit Therefes Mittheilungen anszusülleil. Die feststehende Thatsa che, daß Lydia Ploerne vernichten wollte, überragte alles andre. Und warum wollte sie das? Um „den an dern" LU rächen. Wer war der andre, wo und wann war er aufgetaucht? Lebte er? War er t»dt? Ja, todt muß te er sein, da es sich darum handelte, ihn zu rächen. „Von der Hand Rai inondS getödtet," wagte sich Bernhei te er. Unter welchen Umständen? Zu welcher Zeit, an welchem Ort und aus welchen Gründen? sichtig gehaltene gerichtliche Untersu chung gefolgt, daß nie etwas darüber in die Oeffentlichkeit hatte dringen froh, nachdem sie einen ernsten Ver weis von ihrem Chef erhalten hatten, nicht weiter mit der Sache behelligt zu ihn durch ihre Grazie und ihr bezau-i berndes Wesen so verblendet hatte, dak es in ihrer Nähe gar schlecht um seinen Scharfsinn und seine Beobach so gute Dienste geleistet hatte. Er sag te sich: „Wenn sie ihre Heuchelei noch ein wenig weiter getrieben und mir eine Komödie der Reue aufgespielt hätte, anstatt sich kühn zu demaski ren, wäre ich jetzt hübsch angeführt und beugte mich weiter unter ihrem ncn Augen, ihre reizenden Zähne und ihre so begehrenswerthe Gestalt. Da gegen laßt sich eben nichts einwenden: eine entzückende Frau ist und bleibt sie! Ab! Wenn man schlecht sein woll te. wie man sie jetzt dank ihrer Unvor sichtigkeit zu allem brächte. Ja, schon um meine Neutralität, geschweige denn um meine Mithilfe zu bezahlen, würde die schöne Gräfin sich willfäh rig zeigen! Es überlief ihn siedendheiß. Seine ungezügelte Phantasie gaukelte ihm verfühererische Bilder vor die Seele »nd flüsterte ihm schlimme Rath schläge ins Ohr: „Was geht Dich die Tugend an! Das gute Recht, was ist es Dir? Erkennst Du ein andres Ge setz an, als den Erfolg? Die, welche Erfolg haben, behalten stets recht. Willst Du denn die Menschheit resor miren? Alle Männer sind Tölpel und alle Weiber sind nichts werth. Nur Deine Wünsche sind das Wahre; das Vergnügen ist das einzig Lohnende. Ei, ei, Bernheimer, seit wann willst Du denn aus der Moral Kapital schlagen? Das wird Dich gereuen, und Lydia wird Dich weidlich auslachen. Denke doch an das Glück ihres Besi tzes. Welche Freude! Und welche Ge nugthuung für Deine Eitelkeit! Was schert Dich de>: Mann, der eS nicht verstanden hat, das herrliche Geschöpf für sich zu gewinnen. Willst Du Dich jetzt auf die Seite der Ehemänner stel len, nachdem Du stets die Sache der Fraaen geführt hast? Das wäre ja recht komisch und gäbe Stoff genug zum Lachen. Dieser Raimond ist doch genau besehen ein Einfaltspinsel, und was Therese anbelangt...." Die Erinnerung an sein Pathenkind verscheuchte sofort die verführerischen Bilder, die Samuels Phantasie auf reizten. „Sie ist noch gefährlicher, als ich dachte, diese Lydia," sagte er sich, „wenn schon der Gedanke an ihre Schönheit genügt, meine Entschlüsse ins Wanken zu bringen. Aufgepaßt. AlterKerl! Nimm Dich zusammen und mache Deine Sache gut! Meine arme kleine Therese hat es ja gesagt: Sie ist ein Ungeheuer. Lassen wir daher keine Minute unnütz verstreichen, und damit ich vor allem einmal weiß, woi ran ich bin. muß ich Ploerne auszu holen versuchen." Neuntes Kapitel. Seit sich Bernheimer vom Comp toir zurückgezogen hatte, waren die Aktien mehr als je in die Höhe gegan gen. Man hätte glauben können, daß er allein der großartigen Hausse im trachtete sich als frei, seitdem er durch Herzog, einen luxemburgischen Finan zier, ersetzt worden war, und folgte neugierig den verschiedenen Phasen des Kampfes zwischen der Haute-Fi nance und den großen aristiokratischen Taktgefühl nicht an dem Kampfe. Den Krach setzte er übrigens als unaus bleiblich voraus, und mit dem ihm besonders eignen Spürsinn, der ihn noch nie im Stiche gelassen hatte, fühlte er das Herannahen der Baisse. Die Regierung begann sich ernstlich über den Niedergang der Rente und der Eisenbahnobligationen zu ängsti gen und in den Besitzern der siegrei chen Werthpapiere Feinde zu sehen, weshalb auch sie sich an dem Kampfe betheiligte. Sie wollte mit einem Schlag ihre Gegner vernichten, indem sie die neue Gründung ruinirte. Die Was jedoch Bernheimer beunruhig te, flößte im Gegentheil den Aktionä ren erst recht Vertrauen ein. Je län- Woche wurden Vermögen gemacht und verloren, je nachdem sich die Speku lanten aus Hausse oder Baisse einge zu wollen. Diejenigen, die ihr ganzes Kapital in das Unternehmen gesteckt hatten »nd von den glänzenden Re- Die A»sreg»ng ging durch alle Schichten der Gesellschaft, und die so mächtige Haute-Finance kam ins Wanken. Man erzählte sich von den Verlusten des Syndikats, das ge gen das Comptoir zusammengetreten war und schon dreimal sein Kapital hatte erneuern müssen, Verluste, die sich auf Millionen beliefen. Endlich brach an der Börse eine Panik aus. Die Vernünftigsten und Erfahrensten, geriethen, verloren den Kopf, verän derten ihr Spiel und fpekulirten auf Baisse, um sich für den Fall eines Un glücks sicher zu stellen. Nur Bernheimer, der täglich an der unberührt. Seinen Freunden, die ihn um Rath fragten, gab er stets dieselbe Antwort: „Seid vorsichtig, macht «u -ren Gewinn, wenn ihr einen habt, zu Geld und rührt keine Hand mehr jin der Sache." Lydias Aktien hatte er verkauft und eine Million zweimal hunderttanfend Franken dafür erlöst. Er band die Banknoten in ein Paket zusammen, kaufte eine hübsche Kasset te. verschloß darin das enorme Bündel Papiere und fuhr nach der Rue Rem brandt. Er hatte die Gräfin seit jenem ver unglückten Rendezvous mit Roquiere. und Ploerne seit einer Woche nicht mehr gesehen, und wünschte daher sehr, sie und vor allem Raimond zu Hause anzutreffen. Lydia empfing ihn, halb ausgestreckt auf der Chaise longue liegend, in ihrem kleinen Sa- IL». Während sie ihm die .Hand hin- tisch an und fragte in kindlichem To ne: „Ist es aus mit unserer Freund schaft? Fühlt Ihr Herz nichts mehr für mich?" Ach, welche Macht sie noch über ihn hatte! Wie er noch unter dem Wohl laut ihrer Stimme und unter der Zärtlichkeit ihres Blickes erbebte. Er mußte sich innerlich einen Ruck ge ben, um nicht wieder ihrem gefährli chen Zauber zu unterliegen. Trotzdem erwiderte er mit erkünstelter Gutmü thigkeit: „Wieso kommen Sie auf ei nen solchen Verdacht? Womit habe ich ihn verdient?" „Sie sind heute so kalt gegen mich. Sam. O, versuchen Sie nicht erst zu leugnen. Ich lasse mich nicht täuschen und weiß ganz wohl, ob man mich liebt ode; nicht." Er that beleidigt. „Es würde mir ja doch nichts nü tzen. wenn ich Sie liebte!" „Das kann man nicht wissen. Sie haben nicht genug Geduld, lieber Sam." „Dazu hat man auch in meinem Alter keine Zeit mehr." ~Jn Ihrem Alter? Was für ein unglaublicher Heuchler Sie sind! Ich bin aber doch wenigstens noch jung?" Aus den letzten Worten fühlte er eine gegen sich gerichtete Spitze durch, die ihn in seinem wundesten Punkt: traf, und mit gerunzelten Brauen ent gegnete er: „Ja, noch sehr jung, in der ThaU" Kosten bin ich bei ihc nicht gekommen. Spielen wir wenigstens den Tugend samen!" Schoßt „Jetzt, wo ich Ihnen nicht einniul mehr werde dienlich sein können," fag- Das ist ja recht nett!" Laut sagte er: „Seien Sie nicht zu vertrauensselig. Nichts kommt einem schönen Gewinn gleich, den man sicher in seiner Kasse eingeschlossen hatt. Sie -erfreuen sich eines solchen Gewinnes; setzen Sie ihn nicht mehr auf's Spiel." Er hatte sich erhoben, um sich zu verabschieden. Da überkam sie die Furcht, er möchte beleidigt fortgehen, stand von ihrer Chaiselongue auf, trat auf ihn zu und sagte mit ein schmeichelnder Stimme: „Wir wollen lieber nicht mehr von Geschäften spre chen, nicht wahr? Diese abscheulichen Zahlen werfen ihre Schatten über al les. Seien Sie doch ein wenig liebens würdig und zeigen Sie mir nicht nur Ihr Börsengesicht, das ich nicht leiden kann. Geben Sie sich ein wenig Mühe, mir zu gefallen." „Ich habe alles aufgeboten, was in meinen Kräften steht, und verzweifle vollständig am Erfolg." „Sie haben Ihren muthlosen Tag heute." „Nein, meinen klugen Tag." „Und was rief diese Klugheit in's Leben?" Lydia runzelte die Brauen, denn sie war nicht an Widerstand gewöhnt, wie ihn ihr Bernheimer zu bieten wag te. Sie war innerlich empört über ihn und wurde wieder so abweisend und kalt, wie in dem Augenblick, wo sie ihm als Dank für ihr Vermögen vor geworfen hatte, daß sie durch fein- Schuld eine Einbuße erleide. Er fühlte sich gekränkt, während sie unge halten über ihn war, und so schieden sie mit fast feindseligen Gefühlen von einander. Kaum aber hatte der Ban kier die Thüre hinter sich geschlossen, als Lydia sich keinen Zwana mehr an that und in ein höhnisches Lachen aus „Alter Dummkopf!" murmelte sie. „Wenn ich nur wollte, mit einer einzi gen Handbewegung hätte ich dich wie der zu meinen Füßen. Aber ich hilbe ja ans dir herausgeholt, was ich woll te—für den Moment wenigstens...Hin Vermögen...das ist es in der That, und jetzt brauche ich für die Zukunft keine Angst mehr zu haben." Sie öffnete die Kassette, zählte die Banknoten und verschloß alles in ih rem Schreibtisch. Als Bernheimer aus Lydias Sa lon trat, fragte er. ob Ploerne zu Hause sei, und auf die bejahende Ant wort des Dieners begab er sich zu hem Grafen, der schreibend an einem Tische saß. Er erhob sich lebhaft, als er sei nes Besuches ansichtig wurde, und be grüßte ihn freudig. (Fortsetzung folgt.) Mr die Kiiche. Kartoffelschmarn. Sech? gekochte Kartoffeln werden gerleben »nd durchgeseiht. Nun rührt man ei nen gehäuften Kochlöffel voll Mehl mit ein wenig Milch an, gibt drei Eier, ein Stück abgerührte Butter und ein wenig Salz daran, mengt es unter einander, gibt es zu dem Kartoffel mehl, mit welchem man es gut mischt und backt die Masse wie die übrigen »Schwärn. —.Gibt man zu verschiede nen Braten. Kalbsschnitzel. Aus dem Kalbsschlegel schneidet man fingerdicke und dreifingerbreite Schnitzel, klopft dieselben, salzt und pfeffert sie auf beiden Seiten, taucht sie in zerlassene Butter oder verrührtes Ei und dann in Semmelmehl ein »nd bratet sie in einer Pfanne mit heißem Schmalz auf beiden Seiten goldbraun. Man rich tet sie mit dem gebratenen Fett an, drückt nach Geschmack Citronensaft darauf und streut nach Belieben sein gewiegte Citronenschale auf dieselben. Will man ein kurzes Saucechen dazu haben, so gibt man ein wenig Fleisch brühe mit Citronensaft daran, läßt es aufkochen und richtet mit der Sauce an. Werden mit Salat zu Tische getragen. Austern-Fritters. Drei Unzen Mehl werden in eine Schüssel gesiebt und dazu wird eine Prise Salz gegebrn. Dann gibt man ein Eigelb und einen halben Eßlöffel feines Oel hinein, mischt dies so viel als thunlich und fügt dann so viel lauwarmes Wasser dazu, daß das Ganze eine cri'-meartige Masse giebt, welche man eine volle Stunde bis zum Gebrauch stehen läßt, worauf das Weiße des Eies zu steifem Schnee geschlagen und dazu gemischt wird. Die Auster» werden von den Bärten befreit, aus einem Tuch trocken ablaufen lassen, und auf einer Platte mit Pfeffer und Salz bestreut. Dann träufelt man etwas Citronensaft über sie hin. In die obige Cröme-Mafse wird etwas gehackte Petersilie gemischt, jede Auster wird darin gewälzt und dann in Schmalz goldbraun gebraten. Beim Anrichten werden Citronenviertel und gehackte Petersilie nebenher gereicht Kraftbrühe (JuS.) Rinds- und Kalbsknochen werden klein zu sammengehackt, Leber und etwas saf tiges Rindfleisch in kleine Stückchen geschnitten und das ganze in einem und läßt es wieder dünsten, um die Kraft aus den Knochen völlig heraus zuziehen. Wenn es braun geworden Saure Suppe (Asp i k). Man inan die Brühe unter öfterm Umrüh ren gehörig abschäumt, so lange, bis die Knochen aus einander fallen, schüt läßt die Brühe über Nacht an einem kühlen Orte stehen. Hierauf nimmt man mit einem Löffel das Fett völlig ab, setzt den Stand mit Petersilie- und Selleriewurzel, Lauch (Porree), gelber Rübe, einer kleineren Zwiebel mit zwei Nelken besteckt, mit der Schalt und nach Belieben auch ein halbes Pint Wein auf das Feuer, kocht alles gut durch, schüttet es durch ein Haarsieb gut und rührt sie nebst den verkleiner ten Eierschalen hinein, stellt daS Ganze abermals auf das Feuer »nd rührt es bis zum Kochen, stellt eS eine Viertelstunde am Herd auf die Seite nochmals hindurch, indem man eine andere Schüssel unterstellt, und läßt es nun völlig durchlaufen. Ist die Sülze nicht ganz hell, so muß man noch einmal mit Eiern klären und dann siltriren. Man verwendet saure Sülze nicht allein zu gen bei Platten mit kaltem Ausschuß italienischem Salat und so weiter, WW dem man sie in Formen gießt, erkalten läßt und stürzt, sondern sie bildet auch die Grundlage zu verschiedenen gesulz ten Fleischspeisen und Fischen. Sollte die Sülze beim Stürzen sich nicht von der Form lösen, fo taucht man diese einen Augenblick in heißes Waller. Ochsenschwanz. Der Ochsen schwanz wird rein gewaschen und an den einzelnen Gliedern durchgeschnit ten. Die Stücke werden mit einer Zwiebel, in welche zwei Nelken gesteckt sind, einer gelben Rübe, Petersilie, ei nem Lorbeerblatt, mehreren Pfeffer körnern und Salz, nebst Wasser in einem Tiegel zugesetzt, zugedeckt und indem man noch Wasser, wenn nöthig, zugießt, weich gedämpft. Nun macht man ein braunes Einbrenn, füllt mit der Brühe, in welcher der Ochsen schwanz gekocht wurde, auf, gibt, etwa» Essig daran, läßt es aufkochen und rührt es in die Sauce, gibt noch ein Gläschen Wein dazu, kocht alles zu sammen noch eine Viertelstunde und richtet mit Semmelklößen od« Kar» toffeln «n. I. i 3
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