2 Atr Mtpcricr der Königin. Von Otto Brandes. Wenn unser Parlaments-Reporter »nter der Unmöglichkeit, einen, Abge ienslucht eines Anderen, d«r „schweiß betrieften" Eile eines Dritten seuszt, dann möge er nicht sein Geschick Ver dens stehen, verdammt sind, s«in Schicksal zu theilen, und daß der Füh. rer des englisch«» Hauses der Gemei nen, die Rolle eines „Parlaments-Re porters der Königin" versieht. Die os ficiellen Handbücher wissen freilich von dieftr Funktion nichts, kein Gehalt ist dafür besonder« ausgeworfen, ein an derer Trost für unseren bezahlten Par laments-Reporter, aber das Amt exi stirt und zwar seit Georg 111. Man «rinnert sich der Kämpfe unter der Regierung dieses Fürsten, namentlich der Agitation John Wilkins, des fpa> dieser Zett befahl der König seinem Minister Georg Greville, ihm jeden Abend über die Verhandlungen des n« Gelegenheit zur Einmischung in die Beschlüsse -des Hauses der Gemeinen zu geben. Es ist sehr bedauerlich und ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erstatteten Berichte nicht sorgfältig auf bewahrt worden sind. Erst seitdem dit Goldschnitt Aufstellimg gefunden. Mit dann dieser selber, Lord John Rüs sel, Lord Palmerston, Disraeli, Glad ftone, Sir Michael Hicks Beach, Ran dolph Churchill, Smith, Arthur Bal- Bis jetzt sind diese Berichte, welche Sitzung vom 22. März 1859: „Eine »sich in nichts Anderem als in der Bor» trefflichkeit. Dumpf, phantastisch, seine Stimme nur schwierig moduli« durch ihre Klarheit entzückte und durch ihre Logik überzeugte. Der andere Auszug rührt aus einem Bericht Lord Palmerstons vom 11. August WM her, ser in ungleich frein Mitglieder Aerlaffm die SW dt," heißt aufstand, in dem man das Ende Ver Debntte erwartete, schrie der Speadr taut auf: Oh, oh! worin das Haus im Mar sieht, die Minifierreporter ent jelbst schriftstellerisches Talent vindi cirt. Sie machen es nicht anders all unsere ZeÄungs-Parlamentsberichte» patter. Schade, daß man nicht von «nem Bericht Kenntniß hat, der auf «inen Ministersiurz gefolgt ist. Erst «m Unglück zeigt sich der Mensch un» Mich der MMti u» seiner wahren Ge. Kalt. ' Wer öffnet leise Thür und Thor? Wer schleicht in's Haus hinein? Es ist der Sohn, der wiederkehrt Und spricht sie .Mutter!" an. Und wie er spricht, so blickt sie auf, Und wundervoll Geschick! Sie ist nicht taub dem milden Wort, Sie hört ihn mit dem Blick. Sie thut die Arme weit ihm auf, Und er drückt sich hinein; Da hörte seines Herzens Schlag Das taube Mütterlein. Und wie sie nun beim Sohne sitzt. So selig, so verklärt - Ich wette, daß taub Mütlerlein Eine Trauung. Huiiwrcdke von Marie Laudmanu. Es war ein unangenehmer Tag: Ein bleigraucr Himmel, der schwer cherniederhing, ein feiner Nebel, der jeden Lichtstrahl und als -eiskaltes, feuchtes Geriefel zu Boden sank das richtige Nooemberwetter. And mrr war es, als ob das naßkalte Nebelgeriesel durch alle Ritzen und Spalten in die Zimmer dränge und sich verdüsternd auf das Gemüth legte. Oder ging «diese Wirkung von dem Buche ÄUs, das ich zu meiner Erhei terung vorgenommen hotte? Es war für diesen Zweck schlecht genug gewählt ein moderner' Ro man, her die Welt, wie sie nun ein- Treue wiedergab, erbärmliche Män ner, ehrlose oder unglückliche Frauen, so trüb und unerfreulich, wie das Wetter draußen. Ich tonnte es endlich nicht mehr aushalten und warf das Buch weg. Eine goldgeränderte Karte fiel her aus. „Dienstag, den 13. November, Nachmittags 4 Uhr in der Gertraud tenkirche," las ich in großen gedruckten Buchstaben, darunter in zierlicher Mädchenschrift: „Komm wenigstens zur "Trauung, siebe Tante, ich er warte Dich bestimmt." Ich sah nach der Uhr. Es war drei viertel aus Vier, und über dem Buche hätte ich saft die Trauung ver säumt, diese Trauung, bei der ich um so weniger Mlen wollte, als ich, von einer kürzlich überstandenen Krankheit noch angegriffen, der Hochzeit nicht Ich hatte eben noch Zeit, mich eiligst umzukleiden und eine Droscht» zu nehmen, um nicht zu spät zu kommen. Der Nebel "schien mir etwa» lichter, der Himmel weniger trübe; schon die Hoffnung, glückliche Gesichter zu sehen, erheiterte mich ein wenig. Und glücklich, glücklicher als je zuvor, mutzte Hedwig doch heute aus sehen. Sie war die Tochter einer Jugend freundin und mein Liebling seit dem Tage, wo ich 'sie zuerst im Arm gehal- Jch hatte sie Heranwachsen sehen, ein liebliches Kind, ein gutes und lie benswürdiges Mädchen, in ihrem harmlosen Uebermuth der Sonnen schein des Hauses. Dann kam eine Zeit, in der sie stiller und bläffer wurde und 'die dunkelblauen Augen einen tieferen Ausdruck bekamen, wie von heimlich gemeinten Thränen. Sie 'sagte nichts, aber wir kannten ihr sorgfältig behütetes Geheimnitz und konnten es doch nicht ändern, datz der jenige, dem sie ihr junges Herz zuge wandt hatte, ihr Hartnäckig fern blieb. Die schmerzliche Prüfungszeit fand unerwartet ihr Ende. Er hatte, wie sich nun zeigte, sich gescheut, um die Tochter des reichen Hauses zu werben, ehe er einer festen Lebensstellung ge- Witz war. Hedwig war eine glückstrahlende Braut. Ihren Bräutigam hatte ich in der kurzen Verlobungszeit nicht näher kennen gelernt; doch was ich im Familieikkreife über ihn hörte, war geeignet, die gunstige Meinung zu bestätigen, die er durch sein früheres Verhalten bei mir erweckt hatte. Die Droschke hielt. Die Trauung hatte schon begonnen, als ich in die Kirche trat und mich unter die Menge neugieriger Zuschauer oder vielmehr der glänzenden Hot,eitsgesellschaft, um so Keffer aber das Brautpaar sehen. Hedwig, mit dem lieblich ernsten Ausdruck ihres holden Gesichts und zusammengezogene Brauen, etwa- un ruhig Forschendes in den Augen, kurz, ganz und gar nicht das Aus sen, als einen Bräutigam an seinem Hochzeitstage. „Betrachten Sie doch den Aermsten," pflegte er zu sagen, „ob er nicht vollständig neben seiner liche Rolle und man sieht ihm schon von Weitem on, wie unbehaglich sich fühlt." Aber der diese Behauptung auf stellte, war ein eingefleischter Hage stolz, und ich hatte ihm noch nie ge glaubt und glaubte ihm auch jetzt nicht. Je länger ich den Bräutigam an sah, desto weniger gefiel er mir. Seine Unruhe schien mir zusehends zu wachsen, und er hörte von der Pre digt, die von einem unserer besten Kanzelredner sehr lang ausgesponnen wurde, wahrscheinlich so wenig, wie ich. Dabei hätte ich beschwören mö gen, daß seine Blicke suchend und forschend sich gerade dahin richteten, wo ich faß. Und doch konnte ich unmöglich der Gegenstand seiner Unruhe sein. Ich wäre ihm jedenfalls absolut gleichgül tig gewesen, auch wenn er mich hätte sehe» können aber das konnte er nicht, denn der Schatten einer Säule deckte mich. Wem sonst galt wohl sein unruhig suchender Blick? Ich fing an, meine Nachbarschaft zu betrachten. Neben mir saß eine dicke Frau mit einem gutmüthigen Gesicht und einer Fülle bunter Blu men u.-id Bänder auf ihrem Hut und etwas seitwärts von uns ein junges Mädchen, das nett und geschmackvoll angezogen war und ein auffallend feines Profil hatte, aber mir doch etwa den Eindruck einer Nähterin im Sonntagsstaat machte. Platz, so daß ich das schöne Gesicht gen Wimpern etwas geröthet waren. Das schöne Gesicht erzählte eine Ge schichte und ich glaubte sie zu ver seine Hand in die einer Anderen legte. Wußte er davon? Hatte sie ältere, vielleicht auch größere Rechte an ihn, daran Anstoß zu nehmen? Mir wurde das Herz schwer, und ich bedachte, was geschehen konnte, Gesicht schleudern? Würde sie einen üben. Vielleicht hätte ich bei ihr Ge salls dem Brautpaar galten, und daß das Mädchen durch heftiges Kopf schiitteln und sonstige ablehnende Ge berden antwortete. Noch eine Zeit qualvollen Wartens, die in Wirklichkeit kurz, mir doch un erträglich lang vorkam, während ich vergebens diese mir dunkeln Vor gänge zu ergründen suchte. Dana war die Trauung zu End, «nd Alles drängte nach dem Aus gang. Ich beeilte mich, den Anderen voran und in die Nähe des Brautpaares zu kommen. Datz ich, wie üblich, Hed wig gratuliren wollte, hatte ich in die sem Augenblick fast vergessen. Es war mir nur, als dürfte ich keine Zeit verlieren, um ein drohendes Unheil Indessen, so sehr eine unklare Angst mich trieb, waren meine beiden Nach barinnen mir doch voraus. Die Ael tere schob sich mit einer bei ihrer Kor pulenz erstaunlichen Behendigkeit vor wärts, indem sie sich mit den Ellbo gen Platz machte und es der Jungen überließ, ihr nachzukommen. Ich sah jetzt deutlich, daß es ihre Absicht war, sich an das Brautpaar heranzudrängen. So schnell ich ver mochte, war ich hinter ihr, und indem ich allen Muth und alle Kräfte zu sammennahm, faßte ich sie an der Sie stieß mich zurück, ohne sich um zusehen. Noch ein Schritt und sie stand dicht vor dem Bräutigam und steckte ihm etwas, das sie aus der Tasche gezogen hatte, verstohlen zu. Mein Herz klopfte rasend, und einen Augenblick ward es mir dunkel Schulter. „Denke Dir, Tante," flüsterte sie ganz naß geweint' und konnte ihm nichts nützen. Du kannst Dir nicht denken, wie schrecklich es war. Jetzt eben hat es ihm seine Haushälterin sondern höchst vergnügt aus, lachte gleichfalls über sein ganzes hübsches Gesicht und schüttelte mir herzlich die Hand, während ich verwirrt meinen Glückwunsch anbrachte. Wie man aus einem bösen Traum erwacht und sich nicht gleich völlig er muntern und die grausen Bilder ver später unter dem Portal stand und die lange Reihe der Equipagen voriiber rollen sah. Der Nebel hatte sich in einen dich ten Regen aufgelöst. Ich wartete auf eine Droschke und ließ inzwischen Dunkel und Feuchtigkeit nicht ungern auf mich wirken, um meine ausgereg- Blum«nhui, „so geht es, wenn die Leute verliebt sind. Er ist sonst ein ganz vernünftig«! Mensch, solide und jetzt seine Frau ist da hat er ja wohl den Kopf nicht oben. Bitt' ich Sie, zur Trauung zu fahren und daS hat. Na, bei dem Wetter ist das ja zu dem jungen Mädchen, das, wie ich jetzt erst sah, ein paar Schritte, seit wärts stand. Augen sehen!" Dks junge Mädchen hatte die Strafpredigt gleichmiithig angehört, ohne ein Wort zu erwidern. Sie stand neben einer Laterne, die sie hell beleuchtete. Jetzt verstand ich die ge rötheten Lider, den schwimmenden Blick der großen, grauen Augen, das anscheinend feucht gemeinte Taschen tuch. eine Bewegung, einem schmerzlichen Zucken gleich, über das schöne Gesicht. Wieder sah es aus, als ob sie weinen wollte, aber jetzt wußte ich, was kommen mußte sie nieste. Moderne Kinder. Groß mutter: „Was seh' ich in Deinem Zeugniß steht da eine Bemerkung „plaudert gerne?!" Die kleine Ella: „Ach, Großmama Du weißt, das ist ja bei uns Frauen die schwache Seite!" ' — Maliziös. Herr (am Eise, „Schauen Sie doch, Fräulein Clara, die Dame dort schwebt wie eine Elfe." Dame: „Ja, die ist das reinste Elsenbei n!" Au! A.: „Von mehr als Z.OkXZ Bäumen des abgebrannten Forstes blieb nur eine einzige Tanne unversehrt!" B.: „Merk würdig, sollte die Sicher heits- Nadcln getragen haben!" A.: „ledensall s!" einem stark hustenden Herrn): „Ist Ihnen vielleicht eine falsche Note in die Kehle gekommen!?" , Wnnderkindcr. Bon Zeit zu Zeit wird die öffentliche Aufmerksamkeit auf talentvolle Kind«r gelenkt, deren Leistungen auf dem Ge biete der Künste und kurzer Zeit bedeutend im Wachsen be griffen ist. Das Alterthum scheint die teinisch lesen; «s starb aber schon im fünften Lebensjahre. Das Ander« in dem gleichen Jahr«, zu Schwabach in Ursprache und widmete sich weiterhin der Mathematik und Rechtswissen schaft. Zeitgenossen erzählen von d«m greisenhaften Aussehen dies«s Kindes und daß dasselbe im Alter von, neun zehn Jahren gestorben» sei. Ob Je mand den Stammbaum beider Kinder etwa verfolgt hat, ist nicht bekannt. Dagegen kennen wir wenigstens einige bezeichnende Umstände aus dem Leben eines anderen Wunderkindes aus dem vorigen Jahrhundert, des dreijährigen Organisten William Crotch aus Nor wich, denn diesen Fall hat kein Gerin gerer aufgezeichnet, aIK Georg Chri stoph Lichtenberg. Der Vater des Kin des war ein Zimmermann, welcher sich zum Zeitvertreib eine Orgel verfertigte, die er in seiner Stube aufstellte. Eine mit der Familie befreundete Musikleh rerin sie verdankt es der Gewissen- Lullman der Vergessenheit entrissen wurde Pflegte auf diesem Instru ment« zu spielen. Es war um die Mitte des August 1777, als das da mals zweijährige Kind William bei solchem Spiele unruhig zu werden be gann und „mit vieler Hitze" die Arme nach der Orgel ausstreckte. Andert halb Jahre nach dieser «rsten stürmi- Schloßkapelle zu St. James. Es ist Leider verläuft die Geschichte des gegeben hat. Warum aber sind Wun derkinder Absurditäten? Diese Frage ist nicht so überflüssig, als Mancher Friedrich Gautz, einer der größten, wenn nicht der größte aller Mathema tiker, pflegte scherzweise zu sagen, er Mozart'scher Musik erblicken wir als der strengsten Kenner der Tonkunst mit Thränen der Rührun" füllte. Und die wir heute mit Entzücken durch das wandeln, wir finden es wohl als fehl sympathisch, aber gar nicht als un glaublich, daß der kleine Felix dem großen Goethe das „wohltemperirti Elavier". dieses Riesenwerk Sebastian Bach's, in einer Weife vorgetragen hat die den Fürsten der d«utsch«n Dicht«» zur Begeisterung sür das Kind hinriß. Es scheint also nach diesen Beispielen, datz wir eigentlich nur diejenigen Wun derkinder als «ine Art verblüffender, mysteriöser Erscheinungen empfinden, Frühreife verflossen ist. In aber sind dies« Wunderkind«, aus de nen etwas geworden, «benso räthsel ersteren verfolgen können und dadurch eine Art von Bestätigung der Wunder zeit ihres Kindesalters erhalten. Die ganze Wunderkinderfrag« durch kreuzt nämlich eine alte wissenschaft liche Erfahrung und wird demzufolge für unruhige Neugierige eine unbe queme Angelegenheit. Die Erfahrung lautet: Zwisten dem siebenten und achten Jahre erreicht das Gehirn seine volle Ausbildung. Wenn also in den ersten Paar Jahren des Lebens beson dere geistige Eigenschaften zum Aus drucke kommen und Leistungen vollzo gen werden, welchen oft vollkommen ausgereifte Gehirne nicht gewachsen sind, so hat nicht nur der Laie, sondern auch der Naturforscher, und er ganz besonders, das Gefühl einer absurden Erscheinung. Wie aber, wenn bei ei nem Wunderkind das Gehirn, sagen wir schon im dritten Lebensjahre, voll ständig ausgebildet wäre? Dann würde wohl diese letztere Thatsache ein Räth sel bleiben für diejenigen, welche die des einzelnen Menschen erforschten, aber die Leistun gen des Wunderkindes wären dann nichts Räthfelhaftes mehr. Leider liegt aber hier ein schwerer Stein des An stoßes, denn «s fehlen uns ja di« Sec tionsprotokolle über die Gehirne von Wunderkindern! Wir wissen w»hl, wie das Gehirn des alten Gauß ausge sehen hat, aber wir kennen eben nicht das Gehirn des dreijährigen Gauß,der schon die Rechenfehler seines Vaters corrigirte. Daß übrigens das Gehirn noch nicht vollkommen entwickelt ist, be weist die Thatsache, daß die Wunder kinder nur nach einer Seite hin «ine bc sante Beispiele einer großen «inseitigtn Anlag«, aber nicht als eigentliche Wun derkinder betrachten. Eine solche zwi qes. Man braucht nur Üie Biogra phien jener Zeiten, zum Beisviel des vorigen Jahrhunderts, durchzubliit an den Hochschulen zu beginnen! Daß dies in unserer Zeit nicht mehr der Fall ist, liegt in «inem stärkeren hygienischen Bewußtsein, welches verbietet, daß die gend, alle Phasen und auch alle Aus nahmssälle der menschlichen Entwick lung mit der der Thiere zu vergleichen; denn Vieles schon ist uns bei der erste ren nur durch die letztere verständlicher geworden. Leider ist aber das Seelen leben der jungen Thiere nur spärlich beobachtet: meistens sind es nur die er wachsenen, mit deren Intelligenz sich die Gelehrten und Naturfreunde be schäftigen. Ob es unter den Thier jungen gewissermaßen Wunderkinder gibt,welche alle andern überragen durch besonders ausgebildete Eigenschaften, bei welchen Tbierarten dies der Fall ist, das sind Fragen über vollständig im Dunkeln liegende Dinge. Es ist ja bekannt, daß die Kinder der Menjchen im Allgemeinen eine überraschende In telligenz für ihr Alter besitzen und es gibt wenige Familien, welche nicht auf den Besitz eines „Wunderkindes" An spruch erheben. Was aber ist ein sol ches Kind gegen ein Hühnchen, welches eben aus dem Ei schlüpft und sofort nach Nahrung herumläuft, oder gegen ein Entchen, welches noch mutter warm in den Teich eilt und wie ein ge lehrter Schwimmer sofort den ganzen complicirten Muskelapparat dirigirt, der zum Schwimmen in Action gesetzt werden muß? Das sind wohl auch Wunderkinder und merkwürdiger Weise ist es bei ihnen geradezu eine Aus- nur da ist. um di« Schwierigkeiten noch zu vermehren. Englische Mathematik» lehrer haben geschätzt, daß die mathe matische Anlage wahrscheinlich weniger als einem Hundertstel der Menschen von erfahrenen Musiklehrern nur etwa «in Procent wirkliches Talent für Mu sik. Dennoch, was sehen wir? Ge rade diese beiden Gebiet« sind an Wun wenig positive Kenntnisse erfordern. Ehe einem Chemiker auch nur die Schulanalyse von einigen Dutzend Noten, Geige und Bogen bilden das Reich des Letzteren, welches er bald nach allen Richtungen hin durchwandert hat; die Basis des Chemikers sind Tausende von ineinander spielenden Kenntnissen, welche niemals durch Inspiration, son dern nur auf dem Wege langer Arbeit wäqung legt sich sehr abkühlend auf den Wunderkinder-Nimbus, weil sie den letzteren, um einen alten Ausdruck zu gebrauchen, als ein Natursviel er scheinen läßt, welches nur in den sel tensten Fällen, und dies nur aus eini gen Specialgebieten des Geistes, ernst genommen werden kann. Manche Leute betrachten ein Wun derkind von demselben Standpunkte, wie die Erscheinung eines Eretins. Beide liegen außerhalb der normalen Linie, nur das Eine darunter, das Andere darüber. In der That ist die mangelhafte Entwiaelung etwas eben so Unerklärliches, als die abnormale Frühreife; die eine wie die andere ist» wie ich es schon anfangs genannt habe, eine Absurdität. Daher machen über reife Kinder im Allgemeinen «inen un behaglichen Eindruck. Der düstere Ernst auf der jungen Stirne erweckt das peinliche Gefühl, welches aus dem Anblicke unvereinbarer Dings ent springt. Dies gilt aber nur für wirk liche sogenannte Wunderkinder, wie es zum Beispiel der kleine Rechenkünstler Frankl war, dessen arithmetischen Kunststücken man nur mit der Empfin dung des tiefen Bedauerns und der Voraussicht einer im Keime sich auf zehrenden Existenz zu folgen vermochte. Daß Mozart musikalische Anlagen mit zur Welt brachte, erscheint uns als et was sehr Natürliches, da schon sein Vater ein nicht gewöhnliches Talent war. Gauß aber war nicht der Sohn eines Mathematikers, Händel nicht der eines Musikers und Titian nicht der eines Malers und auch bei deren Vor fahren findet sick iein Beweis irgend eines besonderen Talentes, welches zu dem Genie dieser Männer hätte die Brücke schlagen können! Wie sind diese zu der wunderbaren Höhe ihrer geistigen Entwickelung gekommen? Das Alles sind Räthst, nicht min der dunkel, als die Frage der Wunder kinder. Gerade die Gelehrten unserer Zeit aber sind hier, wo es sich um das Geheimniß der Vererbung handelt, in emsiger Forschungsthätigkeit, und wenn nicht Alles trügt, fällt bereits ein schwacher Schimmer von Aufklä rung in das mysteriöse Gebiet, in wel ches uns die Sphinx der menschlichen Erkenntniß hineingelockt hat. Voll von Wundern steckt die ganze Natur; es kommt nur darauf an, daß man sich daran gewöhnt. Es ist eines der merk würdigsten Dinge, daß sich in einer Lauge ein Krystall, dieses regelmäßig gebaute Steinindividuum bildet; aber wir sind dies zu beobachten gewohnt. Wenn die Zahl der Wunderkinder sich ansteigend vermehrt, wie es bis jetzt der Fall ist, so werden wir bald nichts Wunderbareres mehr daran finden, als es bei jeder Naturerscheinung der Fall Ist. Nur in den Fällen,in welchen sich die Natur selbst zu überbieten sucht, und auf «in blutjunges Gesicht die düstere Maske eines ÜberreisenVer standes setzt, ergreift uns ein aus Rathlol!akeit und fast möchte ich sagen aus Widerwillen gemischtes G«sühl. Das sind keine Wunderkinder, sondern wunderlich« Kinder Mißgeburten. Zweierlei Rath. Mutter spricht: „Ein junges Mädchen Das mutz fröhlich, munter sein" Lachend, singend, sprang ihr Gretchen In der Ehe Glück hinein. Mutter spricht: „Für junge Mädchen Ziemt sich Zagheit, nie verletzt" Lebenslang s a tz still ihr Käthchen, So sehr war das Kind gesetzt. Leben-Weisheit. Verachte die Formen nicht überall Und denke daran, datz aus klarem Krystall Der einfachste Tropfen oft besser schmeckt, Als aus irdenem Kruge der perlende Sekt. Einfach. „Aber warum hast Du denn den ganzen Abend den Mund nicht aufgethan, Fritze?" „Narr, das ist ganz einfach! Was ich nicht gemutzt hab', hab' ich nicht fa- — In die erste Liebe st ü r> ,en sich die Männer, zur zweiten ge hen sie bedächtig, die letzte muß ihnen entgegenkommen.
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