Die tolle Komteß. (11. Fortsetzung.) Sei es nun, daß der Haß gegen die hübsche Sophie bei Fräulein Beate be reits einen solchen Grad erreicht hatte, daß sie deren bloßen Anblick schon nicht mehr zu ertragen vermochte, oder schämte sie sich der tugendhaften und nützlichen Beschäftigung, bei welcher sie überrascht worden war die beiden Schwestern buddelten nämlich sehr brav und fleißig Kartoffeln aus kurz, sie stieß einen kleinen Schrei aus und rannte eiligst davon. Fräulein Agnes dagegen zeigte sich freudig überrascht, Sie." Sophie lachte fröhlich. „Ich kann doch nicht jemandem verbieten, mich rie ist es richtig so, wie Sie gedacht „Ah das ist allerdings der pas sendste Ort, um diese Stallprinzessin Thür trat, da lag er vor ihr auf den Knieen im Pferdestall denken Sie bloß!" glitscht wäre und sich ein wenig den Fuß verstaucht hätte!" „Ach so da wollte er ihn natürlich doch wirklich ganz sonderbare Begriffe von Anstand!" versetzte der Jnfpeitor, ihren höhnischen Ton nachahmend. «In einem anständigen Bürgerhaus« würde man doch einem Mann«, der sich so et »vas gegen die Tochter herausnimmt, gleich die Thüre weisen nicht wahr, Fräulein?" „Ja, lieber Herr Reufche, wmn Sie Zucht und gute Sitte suchen, so müssen Sie den Großen dieser Welt fernblei ben. Ich spreche aus Erfahrung!" seufzte sie wehmüthig und wandte sich zum Gehen. Er trat aber noch einmal auf sie zu und flüsterte, mit dem komischen Be streben, seine verliebten Augen dabei recht hinreißend zu rollen: „Heut Nacht wird es gewiß wieder recht schönen Mondschein geben. Kommen Sie nicht vielleicht ein bischen heraus?" „Ich will sehen, Herr Inspektor, ich will sehen," hauchte sie in scheinbarer Verwirrung, drückte ihm rasch die Hand und eilte dann nach den Wirthfchafts räumen. Die tolle Komteß lag mit hämmern den Schläfen und brennenden Augen auf dem Ruhebett in ihrem Zimmer ausgestreckt. Scham und Liebe, bitterer Groll und verzehrende Sehnsucht tosten in schäumender Brandung gegen den Fels ihres Stolzes. Ein Unerhörtes hatte sie gethan: sie hatte trotz der eigenen Erkenntniß ihrer Unliebens würdigkeit, oder wenigstens des Man gels aller jener eigenthümlich weibli chen Eigenschaften, welche sonst das Herz des Mannes allein zu unterjochen imstande sind, einem, noch dazu un freien Manne ihre erste unselige Lei denschaft verrathen. Und dennoch wußte sie, daß sie unter denselben Umständen auch ein zweites Mal ebenso handeln würde! Wie sie so einsam vor sich hingrübelte und gleich einem Anatomen ihr Denken und Fühlen in allen Fa sern bloßzulegen suchte, kan sie endlich dahin, ihre Handlungsweise nicht nur über so weit vergessen: so wie aber die Verhältnisse bestanden, legte ihr Ge ständniß ihm auch nicht die kleinste Ver pflichtung auf, welcher sich sonst viel leicht fein ritterlicher Sinn selbst gegen die Stimme seines Herzens unterwor- Rascheln^ „Bist Du es, Vicki?" rief Marie. „Was machst Du da?" „Ach nichts." nichts!" Komteß Marie fühlte sich zu „Gleich, Ma, gleich!" Marie doch laut auflachen. „Hallo! Vicki! I'!» I«'inu>? Was hat das zu bedeuten?" sich aufmertsam von allen Seiten und frug endlich: „Wie findest Du mich, Marie?" was schief." „Willst Du mir nicht helfen, das in Ordnung zu bringen? Fräulein So phie hatte gerade l«ine Zeit." „Aber willst Du mir nicht sagen, was diese Maslerad« gerade heute be deuten soll?" „Maslerade?" rief Vicki gekränkt. Kostüm imponiren „Ach der!" Das Komteßchen zuckte mitleidig die Achseln. „Weiht Du, für den habe ich einen ganz neuen, pracht vollen Titel erfunden: Karl Egon Emich, Graf und edles Biest von Bii sterloh! Das kann er sich auf seine Wi chen über diese neue Bosheit ihrer er finderischen Schwester, dann aber zog sie sie an sich, erfaßte ihren Kopf mit beiden Händen, schaute ihr gerade in die Augen und sagte: „Du wolltest al so wohl malerischer aussehen?" wäre. Sie lniete, ungeachtet dessen, daß der stolze Faltenwurf ihres Gewandes darunter leiden konnte, am Lager der Schwester nieder, lehnte ihren Kops auf deren Busen und beichtete alles ohne Rückhalt, verschämt und selig. Unter andern Umständen hätte Kom teß Marie ihr thörichtes Schwesterchen mitleidslos ausgelacht und ihr solche „Dummheiten" energisch auszureden gesucht. Heute aber rührte sie dies kind liche Geständnis; so, daß ihr die Thrä nen unaufhaltsam über die Wangen Wort zu sprechen. „So nimmt sich also die Liebe schöner, frei«r Menschenkin der aus!" dachte sie und drückte wieder und wieder Vickis Haupt an ihr wild pochewdes Herz. Vicki wußle nichis Besseres anzu fangen als zur Gesellschaft mitzuwei nen, obwohl sie nicht den geringsten Grund hatte, traurig zu sein. Das währte wohl eine Viertelstunde, und dann erhoben sich die beiden Schwe- Endlich begann Vicki: „Glaubst Du wohl, daß er heute noch anhalten wird?" „Wo bleibt denn Marie?" frug die lich, der Komteß zwei Zeilen von mir zu überbringen. Es liegt ihr vielleicht doch daran, die Auskunft gleich zu er halten." Vicki brachte auf seine Bitte einen Briefbogen nebst Umschlag aus dem Zimmer ihres Vaters herbei und Nor wig schrieb am Eßtisch mit Bleistift Ganz der Ihrige R. v. N." der Treppe hörte, faltete sie das Blatt „Papa, Papa! Es kommt Besuch! Herr vo» der Maltitz ist soeben vorgefahrenl' „?SH, sehr willkommen!" rief der Graf. „Geh hinauf. Vicki, und avertire Mama." Du weißt, Herr von der Maltitz ist „Aber Mama," seufzte Marie matt Da keine Aussicht vorhanden ist, daß sich mein Gesicht noch wesentlich zu mei nen Gunsten verändern könnte, so thun wir wohl beide besser...." „Paperlapap!" rief die Gräfin Mut ier. „Ein Gutsbesitzer, der so auf der Kippe steht, wird viel danach fragen, kriegt." Die Komteß runzelte unwillig die Stirn und versetzte: „Lassen wir das Thema fallen, Mama, Du weißt, ich habe keine sentimentalen Grillen im Wozu Haben wir denn unsre Vicki?" „Vicki? Das Küken! Na hör' mal. Marie, Du hast doch wirklich manch mal zu tolle Ideen! Das Gör, das noch ist! Na, Vicki, ich hoffe, Du läßt Dir keine Dummheiten einfallen. Ich ge höre, Gott sei Dank, nicht zu den thö richte» Müttern, die ihre Töchter am nen großen Plan aus den Tisch g>'<rt und von Zahlen gesprochen. Der G'af habe den Kaffee erst etwa nach 'r immer ganz gut, wenn so ein Herr sieht, daß man etwas Apartes hat. Mach Dich eNvas nützlich beim Serviren, Vi ein Familienereigniß darstellte, bemüh te sie sich, ihr Gespräch aus einer Bahn, zu erhalten, auf welcher sie keinem ge» Komteß gemacht habe. In Vicki regte sich der Trotz. Ein Kädchen, das zum erstenmal liebt, ist jeder Gouvernante entwachsen und dies Fräulein war gar nicht einmal als „Wie, Komteß, läßt Sie das so wenig beachten? Oder hatte» Sie schon lie mittheilte?" „Das ist nicht wahr! Das glaube ich „O, o! So heftig? Man könnte Sie eiSenUich me^ dem Maler um den, Hals. volle Gestalt. Worte hatte er vorläufig noch nicht, nur das köstliche Gefühl, len: „Nicht wahr, Hans, es- ist nicht wahr?" „Was denn?" fragte er zurück und „Daß Du ein so schlechter Mensch sein sollst." „Ach? Wer sagt denn das?" sah also der erste Mann a«Z, der vor ihr die Waffen streckte und dafür wollte sie ihn auch ihr lebenlang in allen Treuen lieben! „Ich habe es Dir also wirklich an gethan?" flüsterte si« selig. „Und doch hast Du mich seit heute Morgen kaum ein einziges Mal mehr angesehen und nicht ein Wvrt zu mir gesprochen! War es Dir denr. schon wieder leid gewor» den-" „Leid? ?l?ein. dss gewiß er klär es doch viilleich! nichl -recht, dah und schön war's jedenfalls! Aber wis sen Sie weißt Du ich traf nach her die Kousine Bandemer im Garten die hat nämlich die ganze Geschichte durch die verwünschte Glasthiir mit angesehen und mir ganz gehörig den Standpunkt klar gemacht. Wenn ff» es nun Deinen Eltern petzt, dann bin ich ste ist nehmen Sie an Ihre an Deine erste Liebe eine Erinnerung' mit, Sie.... ich habe mir nämlich so ein« los und sagt«: „Eigentlich ist es Ihnen doch schon, leid und bloß weil Sie fich fürchten, daß die alte gräßlich« Per ben?!" einen gelinden Schrecken. „Ach du lieber Himmel!" rief er er bleichend aus. „Sie glauben doch nicht warf ironisch den Kopf auf. Fink haschte mich ihrer Hand und legte seinen linken Arm fest um ihre nur sonst die Sache in Ordnung-wäre. Aber siehst Du, ich bin zweiunddreißig Jahre alt und Du....?" „Schon lange, sechzehn „Nu siehst. Du. da bin ich also gerade noch einmal so länge auf der Welt wie Du und wie sich Dein Köpfchen'das denken mag, so geht es nnn einmal Hals. men hatte: Kind, ich das schadet wirklich gar nichts. Du kannst es mir glauben! Jede Liebe ist wiederrschön und die letzte ist immer die allerschönste! Für die meisten Menschen hat das Leben so verwünscht wenig Spaßhaftes, daß sie es nur immer dankbar mitnehmen sollten, was ihnen von Liebe am Wege blüht; denn das Bigjährigen Praxis sagen: außer der Liebe ist, alles fauler, Zauber in der Welt, und selbst die Liebe verträgt's nicht immer, daß man, ihr. zu sehr auf den, Grund geht." licher Mensch!" schluchzte.-das Komteß chen und verbarg ihr Gesicht! an seiner Schulter.,,Lch weiß es ganz bestimmt, ich werde Dich nun doch ewig lieben schöpft" „O nein, ganz bestimmt nicht," ver sicherte er. ernsthaft: „Nur bis zum nächsten Mal! Und nur weiß, wie viele Nachfolger ich noch bekomme, ehe Du, wie sich's gehört, Deinen, Grafen oder was er sonst Gutes skiir mag, heira test! Und nun denke einmal an: wenn das nun nach einigen: Jahren ein recht langweiliger alter Peter geworden sein wird,, mit welchem Vergnügen wirst Du dann an die schöne Zeit zurückden ken, wo Dir Hans Fint hinter skiner „Ja, aber der Hans würde ja doch mit der Zeit auch so ein lanxpeiliger alter Peter werken." .Das glaube ich nicht." .Doch, das ist s» gut wie/ sicher,"' llichte Fink. „Ich fange ja sch-M an, dick' zu werden, und Dickwerdei ist aller Laster Anfang! Uebrigens wenn «uch hie und da mal einer den Kopf' einmal mein bomben Wer GHube! Was kann man denn Besseres, thun,, eis glücklich sein und glücklich ,zachen?" T>as «hält den Atemchen jiÄig u»d> gesund wenn man nur immer so 7»»it auf sich aufpaßt, damit rran nichts was man als «uständiAr Mensch K-xuen müßte. Ja, nu> siehst Du r»ich an. Emen solchen Philoso sucht? Siehst Du, das Isabe ich alles langweiliger alter Peter (Fortsetzung folgt^ Zur die Küche. Kslke Eiersauce. Sechs ge sottene Eier werden mit mehreren Sar dellen Bein gewiegt, fsdann mit sechs Löffel Oel, zwei Löffel Senf, ein we nig Pfeffer uird sein gewiegten Schnit tlauch gut gemengt und mit Essig ver dünnt. - Paßt zu Ochseafleisch, kal tem Bratew und Fischen. Saure Kalbsfüße. Die kaibsfüße werden- gereinigt and gewa schen. Nun röstet man Mehl in But» Aes Pint Efsix oder ein Glas Wein Zwiebel, welche mit ern bis zwei Nelken besteckt ist, Lorbeerblatt, ganzen Pfef fer, Salz und Citrrmenschale daran, kocht' die Füße dari» ordentlich durch und richtet sie mit Mehlspatzen an. Fle i sch- P u d>Sra g. Es fin det für diese Speise: Weig gebliebener Braten, Suppenfleisch etc. gute Ver werthung. Man wiegt das Fleisch nicht allzufein, Nxicht ettoas Weißbrot in Wasser ein, dünstet zwei fein ge mit diesen das gut ausgedrückte Brot zu einer glatten Masse,, fügt 4 bis 3 Eigelbe, Salz, Pfeffer; mehrere Eß löffel Bratensauce, nach Belieben pul verisirte Champignons hinzu und mengt alles mit dem Fleisch. Nachdem zuletzt das schaumig geschlagene Weiße der Eier leicht mit der Masse verbun den wurde, füllt man diese in eine ge butterte Form, läßt sie im Wasscrbade 1 bis Stunde kochen imS gibt die Speise mit einer Champigiuursauce zu Tisch. Marseille? Abfälle von Wild, Geflügel und dergleichen thut man mit Wurzelwert,, Pfefferkö rnern. einem Lorbeerblatt, einigen Nel ken und etwas Thymian imb Butter in eine Kasserolle,deren Boden man zu vor mit einer Zehe Knoblauch leicht be strich, füllt, fobald-dte. genannten Be standtheile langsam angeröM sind. Brühe aus Fleischextract aus und läßt die Suppe einkochen., Etwa nach Ver lauf von drei Viertel' Stunden verbin det man die Bouillon mit einigen Löf feln hellen Schwitzmehls, verdünnt sie erforderlichen Falls mit einem weite ren Zuguß und würzt sie mit. Salz. Als Einlage verwendet man: abge kochte, in Scheiben geschnittene' Hiih nermagen und kleine Klößchen, die aus einer Farce von rohen und gekochten Eigelben, vermischt mit etwas- Kalb fleisch-Farce, bereitet wurden. Königsberger Kl oPs». Pfund gehacktes Rindfleisch und eben soviel Schweinefleisch wird mit zwei fein geschnittenen in Butte? ge dämpften Chalotten und mit ein Achtel Pfund fein gewiegter Sardellen,. 2 3 Unzen in Milch geweichtem ukrd aus gepreßtem Weißbrot, etwas geriebener Citronenschale, Muskatnuß. einerPrife Pfeffer und K Eiern gemischt. Dann formt man Klöße daraus, wälzt diese in Ei und Semmelkrumen und bratet sie in heißer Butter.auf allen Seiten goldgelb. Nach einem anderen Ver fahren mischt man Kalbfleisch mit ge hacktem Nierenfett und Salh ohne weitere Zugaben. Die erstere Methode ist jedoch besser. Irgend eine pikante Sauce tann dazu gereicht werd-a; z.B. Sardellen-, Senf-, Kapern- oder Ehampignonsauce. Auch solche von Austern oder Petersilie. Hier, sine helle Sardellensauce: 4' Loth Sardellen, einige. Wiebeln,, Schale und Mark einer chalben Citrone, das Alles wir!» sein gehackt! Mehllwird in Butter gelb geröstet, dann kommt das-. Gehackte dazu-und nachdem das etwws mitge kämpft wurde., fftllt man mit Fleisch brühe auf. R h a.b a r bAir - Cre is-.e. Ein Pfund geschälte und in kurzx Stückchen geschnittene Rhabarberstiele stellt man in irdener Kasserolle aus, bedeckt sie eben nur met:fr!fchem Wassw, gibt eine Prise Salz hinzu und kocht sie ganz langsam weich,, woraus laan, den Saft durch ein Haarsieb seiht.. Nun löst man eine. Viertel Unze Gelatine in Z Eßlöffel, kaltem Wasser ans, reibt an 6 —.7 Unzen Zucker die Schale einer halben'Citrone ab, zerschlägt dann den Zucker und ltgt ihn in dxn Saft, fügt die Gelatine- hinzu, riikrt alles über dem-Feuer, Sis der Zucker vergangen ist, gtbt'NUN'das zurückgebliebene Dicke von dem- Rhabarber HÄizu, nachdem man es- durch das Hairrsieb gestrichen hat,- würzt: mit etwas? Vanille, gibt 3 Eßlöffel Äcken saucesr Rahm hinzu und riilftt:«s über dem Feuer bis zum Koctkiii, town muß «»wir es schnell hin wegnehmen, denn darf es nicht. Me Formen spült man mit Wasser «is.ehp man sie siW und stellt sie auf Äs. Die Creme, wird gestürzt mit Wein?> «der Brandasame servirt. Rüiireier mit Spargel s-p-i!tz,n. Mitittdicke Spargel schält man >rst, schneidet die Köpfe und so viel als vom Siii.' zart ist, at; kocht die Stillte in mit cÄvas But ter' 10 Minutm lang, saht sie und kocht sie weiter-.-SMinuten, sie ab, Mt sie abküiMl und scheidet sie in lauter so l:tin« Stücken, als die Spargel brezt ist (man kann sie auch fchan roh M'fchneiden). Dann zer «uirlt man: pro Person 2 Eier, fügt zuletzt aust je 3 Eier Z Kochlöffel, von dem »inzu. falzt, nach Bedllrsrich. gibt etwas Mustatnuß und fei? wenig weißen Pfeffer hinzu, rührt dann die Syargelstückchrn durch und Sereitet daasn in irdener Kasse roll? mit frischer, heißer Butter ein NeÄis Rührei. Junge Dame (beim Einsteigen in den Stra ßenbahnlsagen einer alteren den Vor tritt lassend): „Si; zuerst. Fräulein! Mir werden die Herren schon noH Platz machen!" . , 3
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