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Der Vater, Ferdinand v. 8., war ein Landedel mann d«s alten Schlages, weniger in den Wissenschaften, als in Wald und Feld bewandert, ein derber Reiterossi cier, der im Feldzuge von 1792 Pul ver gerochen und sich ein Jahr später auf fein Gut zurückgezogen hatte. Die Mutter war eine Bürgerliche, die schöne, feingebildete und geistig hervor ragend veranlagte Louise Wilhelmine Menken, Tochter eines Berliner Cabi netsraths. Sie wurde im Jahre 1806 als Sechzehnjährige von Ferdinand heimgeführt. Der Ehe entsprossen sechs Kinder, von denen drei früh star ben. Die Ueberlebenden waren Bern- Ihard, der spätere Landrath, dann un ser Otto und Malwine, spätere von Arnim, Bismarck's einzige von ihm hochverehrte Schwester. Die Mutter erkannte frühzeitig! die ungewöhnliche Reife. 20. Jahre hatte B. in Göttingen schon all der „tolle" Bismarck. In jener „tollen" Zeit holte sich seinen Reitknecht Hildebrand vor dem Ertrinken. Die Kniephofer Freunde erklärten: „Das konnte auch nur der Nach des Vaters Tode im Jahre Jckanna von Putkamer leimen, ein liebliches, feinsinniges Mädchen von 22 Jahren, deren Herz er im Sturme ge wann. Es ist eine ideale Ehe daraus geworden. Wer den ganzen Mann Bismarck ken nen lernen will, der muß die an seine Gattin gerichteten Briefe lesen, in de nen er sein ganzes Herz offenbart. Er macht sie zur Bertrauten aller seiner Sorgen, er gibt ihr die wichtigsten di plomatischen Geheimnisse preis, er spricht sich auf's Freimüthigste über die Hofintriguen, ja selbst über den König aus. Eine Frau, die durch fünfzig Jahre der treueste Kamerad, die wahr haft Vertraut; des ganzenWirkens und Strebens eines solchen ungewöhnlichen Mannes blieb, mußte wahrlich eine un gewöhnliche Frau sein. Nach Jahrzehn ten schrieb er an einen intimen Freund: „Sie ahnen nicht, was diese Frau aus mir gemacht hat." Junker und „Städtcvertilger". Bismarcks Eintritt in die Politik er folgte am 11. April 1847 als Mitglied des vereinigten Landtages. Er ent puppte sich dabei als echter Junker, re aktionär bis in's Mark, königstreuer als der König selbst. Er bekämpfte das Verlangen nach einer constitutio nellen Regierung und trat sogar dem Antrage entgegen, den Juden die poli tisch- Gleichberechtigung zu gewähren. Nach einigen Monaten traf Bismarck auf der Hochzeitsreise in Venedig mit Friedrich Wilhelm IV. zusammen. B. entwickelte dem Könige gegen über dieselben Ansichten, wie im Landtage. Der stockpreußische Junker aus der Altmart sprach das riicksichts- dem ihm so ergebenen Bismarck, der art, daß Letzterer, ohne es zu ahnen, Es kam das Jahr 1848 mit seinen nige abgenöthigten Versprechen einer Verfassung. Das brachte Bismarck nach Berlin. Er wurde Mitbegründer der „Kreuzzeitung". Aus jener Zeit datirt sein Ausspruch: „Die großen vertilgen." Bis in das Jahr 1871 „O Bund, Du Hund, Du bist nicht gesund!" so hatte Heinrich Heine vom Bundestage gesungen. Auf den Bar rikaden von 1848 wurde neben man- Bund) also wirtlich begraben! Aber nur auf kurze Zeit. Er lebte nämlich wieder auf und zwar zu einem echten Nur Preußen wollte nicht mitthun, ob schon statt des alten Fritzen ein Schwächling auf dem Throne saß. Da drohte Rußland, Friedrich Wilhelm fchen Duodez - Staates nicht, daß er nicht eingesehen hätte, daß Oesterreichs ganzes Interesse darin lag, Alles surften, Groß- und kleinen Herzogen, den Fürsten und „Ferschten" die in allen Farben des Regenbogens gestreif ten Höschen gründlich ausklopfen. Uebrigens mußten sich die deutschen Kleinstaate» auch sagen, daß Preußen aus der deutschen Landkarte schändlich nicht gefallen lassen werde, lag auf der Hand. Jedoch konnte eine Vergrößc- Die 36 Staaten des deutschen Bun men 17 Stimmen, unter denen jedoch Oesterreich und Preußen über je nur eine geboten. In einer solchen Ge eines Angeklagten, der Richter, Staats anwalt und Geschworene gegen sich hat und der kaum auf Vertheidigung An dacht« wer weiß es? Jedenfalls tritt in jener Zeit das Wort „Blut und Ei- Auf die Beschlüsse des Bundestages entgegenzutreten und an seine Regie rung in Berlin jene Berichte einzusen den, welche unter den professionellen tigte in Frankfurt sich gestattete, dieje nige preußisch: Politik, welche er für richtig hielt, in scharfen Umrissen zu gen Frankreich und Sardinien Krieg führte, Prsußen vom Anschlüsse an Oesterreich bewahrte. Friedrich Wilhelm IV. war an Ge ling 18S9 trat Wilhelm als Prinz- Wilhelm I. war am 2. Januar 1861, brauchen. Der tsonftict. Der Zwiespalt zwischen Regierung und Voltsvertretung in Preußen hatte schon seit einem Jahre vor Bismarcks Eintritt in's Ministerium getobt, doch wurde derselbe durch B.'s Eingreifen bedeutend verschärft. Die Fortschritts partei in der preußischen Kammer sah in der Ernennung des Reaktionärs und „Städtevertilgers" eine Erklärung der Regierung, den Conflict bis auf die äußerste Spitze treiben zu wollen. Was war nun eigentlich der Conflict? Wilhelm hatte schon als Prinz-Re gent die Armee reorganisirt, die allge meine Wehrpflicht wirklich durchge führt, die Landwehr in zwei Aufgebot« eingetheilt. Alle wehrlrästigen Män- Volksvertretung auch ganz einverstan den. Aber sie wollte die zweijährige Dienstzeit durchsetzen, während Wil helm auf der dreijährigen bestand, und sie wollte das Armeebudaet von Jahr zu Jahr feststellen, während der König verlangte, daß die Heeresausgaben aus eine Reihe von Jahren fest bewilligt würden. Diese Heeresreorganisation betrachtete König Wilhelm als sein Lebenswerk, er gestand der Kammer nicht das Recht zu, darüber mitzube stimmen. „Was verstehen die Ad vocaten und Professoren von Meiner Armee," pflegte er zu sagen. In der Kammer aber herrschte der Liberalis mus, und daß dieser mit derselben Hartnäckigkeit auf seinem Budgetrecht bestand, wie der einseitige Militär Wil helm auf seinen Forderungen, gereicht der Volksvertretung nur zur Ehre. Die späteren ungeheueren Erfolge der preußischen Waffen haben ja dem Kö nige scheinbar Recht gegeben, die Kämpfe der Waldecks, Birchows und der anderen Volksmänner gegen den Verfassungsbruch blieben trotzdem un vergessen. Es ist unmöglich, diese für Bismarcks Laufbahn so bedeutungs vollen Kampsjahre hier ausführlich zu besprechen. Der Conflict dauerte vier Jahre, die Volksvertretung wurde wie der und immer wieder aufgelöst, um stets mit verstärkter Opposition zurück zukehren. Es kam sogar zu einer Frage beigetragen hat. Dänemark hätte nie den Muth gefunden, die Ein verleibung von Schleswig zu beschlie ßen, wenn es nicht geglaubt hätte, daß es von Preußen, wo der Kcknpf zwi schen Krone und Volksvertretung tobte, „Up ewig I ngcdeelt". Für Bismarcks Laufbahn ist es ein besonderer Glücksfall gewesen, daß die fchleswig-holstein'sche Frage zu Beginn seiner Ministerthätigleit in acutester Form auftrat. Wer weiß, ob er ohne die Frechheit der Dänen in dem langen, aufreibenden und unfruchtbaren Kam braucht hätte, oder dem Könige unbe quem geworden wäre. Bismarck selbst hält seinen schleswig - holstein'schen Feldzug siir den ruhmreichsten und bedeutungsvollsten seines Lebens. stknstand erhob und ihm ein Wappen verlieh, in welchem Elsaß und Lothrin gen repräsentirt waren, meinte Bis marck: „Ich wollte, es wäre Schleswig- Holstein gewesen, denn auf diese That halte ich am meisten." Nach dem für die Deutschen so rühmlichen Anfangs und so traurigen König, als schlesw.-holst. Herzog, Mit 18S2 in London ein Protokoll un- welches dem Prinzen Chri stian von Glücksburg die Thronfolge in Dänemark u n d in Schleswig-Holstein zusicherte, aber mit der ausdrück lichen Bedingung, daß die Herzog thiimer nichtals Theile des dänischen Staates betrachtet werden dürsten. Dieses Londoner Protokoll ist von »e- allergrößten Wichtigkeit, weil es der Hebel war, der bei dieser deln für die selbst st ä n g e Großmacht Preußen, welche das Londoner Protokoll mitunterzeichnet Bismarck ohne den deutschen Bund vorgehen. Und gleichzcitig hielt er sich dadurch das Ausland vom koll gebunden waren und so lange sich nicht einmischen konnten, als Preußen »m keines Haares Breite davon abwich. Und Oesterreich? Das hatte auch in gar, als deutsche Großmacht, an Preußens Seite gegen die Dänen das Schwert ziehen. Am 11. November 1863 beschloß der des Londoner Abkommens. Gleich zeitig trat der Prinz Friedrich von Augustenburg mit der Behauptung auf, daß e r der rechtmäßige Herzog des stammverwandten Landes sei, und die Bewohner Schleswig - Holsteins jubelten diesem Augustenburger zu. Nun regte sich der Deutsche Bund. Dieser hatte das Londoner Protokoll nicht unterzeichnet, hatte über Schles stein'war Bundesland. So wurden 12,000 Hannoveraner und Sachsen nach Holstein zur Exemtion abgeschickt. Jetzt erklärte Bismarck die Frage, wer Herzog in Schleswig - Holstein sei, für eine offene. Christian der Neunte sei es nicht, denn der habe das Londo ner Protokoll gebrochen, indem er Schleswig an Dänemark angliederte. Folglich habe Christian in Schleswig nichts mehr zu sagen, und folglich müßten die Dänen aus Schleswig hin aus. Diese Schlüsse waren so richtig, daß weder England, noch Frankreich, noch Rußland Einspruch erhoben, als Preußen mobil machte und zusammen mit Oesterreich über die Eider ging. Es folgten die Siege bei den Danne werlen, bei Düppel und auf Alfen. Die Preußen thaten die eigentliche blu tige Arbeit, die Oesterreicher kamen nur wenig in's Gefecht. Die armen Dä nen traten Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Oester reich ab. Preußen verschluckte Lauen burg, indem es Oesterreich zweieinhalb Millionen Thaler zahlte. Was nun? An Bismarcks Thür klopft der Augustenburger. „Herr Graf, bedanke mich schönstens, daß Sie die Dänen aus Meinem Lande gejagt haben, jetzt geben Sie Mir aber gefäl ligst die Hzrzogthüm» heraus." „Warum denn nicht?" entgegnet Bis marck ihm. „Aber wo sind Ihre Ga rantien, daß Sie die Wacht an der Nordsee halten können? Glauben Sie, daß wir unser Blut vor Düppel ver spritzt haben, um einen neuen Klein staat zu bilden, der in Frankfurt wo möglich gegen Preußen stimmt? Wenn Sie sich schön ducken, das Heer unter preußischen Befehl stellen u. f. w., dann kann man's ja mal mit Ihnen versu chen, andernfalls bleiben Sie eben blos der Augustenburger." Exit der Letztere. Natürlich war er wüthend. Und die Schleswig-Holstei ner waren wüthend. Ditto die Oester reicher, ditto alle deutschen Sentimen talitäts - Duseler, ditto die Engländer u s. w. Zum „Städtevertilger" kam nun auch der „Landräuber" Bismarck. Ja, das preußi s ch e Abgeordneten haus sprang siir den Augustenburger ein. Letzterer appellirte an den Kaiser Napoleon merkwürdig, wie die klei nen deutschen Prinzen immer nach Frankreich pilgern, wenn sie inDeutsch land etwas ergattern wollen aber Napoleon that sehr wenig für den Augustenburger; er wollte Preußen freie Hand lassen, um später durch Preußen am Rhein sich zu entschädi gen. Aber Oesterreich? Das war ein schöner Handel, den Erwähnt muß noch werden, daß Bismarck sich Rußlands Dankbarleit erworben hatte durch Preußens Mit hilfe zur Unterdrückung des Polenaus standes von 1863. Auch deshalb ist B. bitter angefeindet worden. Aber was verlangt man eigentlich von dem Mi nister eines Staates, der 2 Millionen polnische Einwohner hat, die in nächster Nähe des polnisch-russischen Revolu tionsherdes wohnen? Und was war Rußlands damit ertaufte Freundschaft für Preußen und Deutschland 1866 und 1870 werth? Ter Bruderkrieg. Auch Oesterreich war durch die Thatsache, daß das Ministerium Bis marck nicht blos die Kammer und das ganze liberale Preußen, sondern auch sast den größten Theil des übrigen Deutschland gegen sich hatte, zu einem energischen Vorgehen in der deutschen Politik ermuthigt worden. Recht schlau war der Anschlag unter Unterstützung des sächsischen Ministers Beust ge plant. Oesterreich rief einen Congreß der deutschen Fürsten zusammen und iam mit einer Reform der Bundesver fassung. Ein Directorium von fünf Fürsten sollte eingesetzt werden, das auch über Krieg und Frieden zu ent scheiden hatte. Danach hätte z. B. das preußische Heer einen von Oesterreich gewünschten Krieg mitschlagen müssen. tnm Oesterreich beeinflußte die kleinen deutschen Staaten vollständig. Preußen protestirte gegen diese feine österreichisch - sächsisch» Intrigue und damit fiel sie zusammen. Aber sie h<Ut« doch ihr Gutes. Sie trug mit dazu bei, daß Bismarck den König für seine deutsche Politik gewann. Das war eine von Bismarcks schwersten Arbei ten. König Wilhelm sah, daß die Po litik seines Ministers zum Kriege mit Oesterreich kam, da schreckte der alte Herr erst recht zurück. Jtalkn ging gern mit revolutionären Mitteln vor, und die waren dem starren Vertreter des Gottesgnadenthums im Grunde seiner Seele verhaßt. Hätte er damals gewußt, daß Bismarck sogar mit den derselbe, wie B. später einmal sagte, „alle Hunde loslassen wollte, die gegen Oesterreich Nässen konnten," wer weiß, ob Bismarck sich hätte halten können? Aber Bismarck spielte seine Karten dem Könige gegenüber geschickt aus. Er bewies ihm aus den österreichisch sächsischen Intriguen, daß dieselben nur auf eine Demüthigung Preußens ab zielten, und gleichzeitig entrollte er vor dem Könige das Bild der Erwerbung Schleswig - Holsteins durch Preußen. Preußens Blut habe die Provinze» den Dänen entrissen, dieselben seien jetzt herrenlos, was also wäre natürlicher, als daß Preußen sie behalte? „Sollen wir Preußen demüthigen und gleichzei tig die günstige Gelegenheit uns entge hen lassen, an der Nord- und Ostsee diejenige Stellung zu erhalten, die uns schon lange gebührt hätte?" Noch immer schwankte der König da sielen am 7. Mai 1866 unter den Linden in Berlin vier Schüsse. Ferdi nand Cohen, ein junger Student und ein Stiefsohn des Londoner Demokra ten Karl Blind, wollte die Welt, wie er meinte, „vom Tyrannen befreien." Er schoß aus Bismarck, der, leicht vuwun det, sofort mit dem Angreifer rang, ihm den Revolver entriß und Cohen einer gerade vorüberziehenden Abtheilung Soldaten überlieferte. B. ging nach Hause, wo er eine größere Gesellschaft zum Mittagessen antraf. Er setzte sich ruhig zu Tisch und sagte nur seiner Frau von dem Attentat. Bald darauf kam der König, dann der ganze Hof, dann das Volk in Massen, um B. zu der Rettung zu beglückwünschen. Co hen beging Selbstmord. Es ist zweifellos, daß dieses Atten seit den Mailagen Hon 1866 war Bis schub, es gestattete die Einberufung der holslein'scben Stände zur Herzogswahl. „Halt!" rief da Bismarck. „Das ist Vertragsbruch! Oesterreich kann nicht allein in Frage vorgehen!" handeln, ja er garantirte dem Könige von Hannover dessen Landbesitz, falls Georg der Fünfte neutral bleiben würde. Die Antwort lautete „Nein". Oesterreich hatte Hannover Falle heit damals unter den europäischen Di plomaten. Sie war in Wien zu finden,
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