MiiMilmiüeLW. (7. Fortsetzung.) Wie sah es hier aus! Ein Leuchter Lag am Fußboden; das Licht war nicht erloschen, die Flamme hatte schon an gefangen, ein glimmendes' Loch in das Parkett zu brennen, und einige lang Hingestrecktes, Weißes, das sich junge Frau Baronin, die nur mit dem Hemde bedeckt, mit aufgelöstem Haar ohnmächtig am Boden lag. Bei dem Anblick brachen dem Mäd chen die Thränen aus den Augen. Sie hob das fchwälende Licht auf, kniete zu «rer Gebieterin nieder und nahm ihren Kopf in ihren Schooß. „Gnädige Frau Baronin," sagte sie, „Frau Baronin, Frau Baronin!" Anna schlug die Augen auf, und als sie die Jungfer erkannte, klammerte sie sich um ihren Hals. „Hilf mir!" seufzte sie, „hilf mir!" Das Mädchen riß den Mantel ab, den sie um die Schultern geworfen hatte, und verhüllte damit die schutzlo sen Glieder ihrer Gebieterin, dann um faßte sie sie unter den Achseln und half ihr .eusstehen. Aengstlich aneinauderge schmiegt wanderten die beiden Frauen nach Annas Schlasgemach zurück. Hier sank Anna auf einenStuhl, wie inßetäubung vor sich hinstarrend. Das Mädchen holte ihre Kleidungsstücke heran und begann sie anzuziehen; eine Ahnung sagte ihr, daß man sich auf weiteres gefaßt zu machen hatte und daß man sich rüsten müsse. Anna ließ sie schweigend gewähren. „Wo ist denn mein Mann?" fragte sie nach einiger Zeit. „Der Herr Baron? Ich weiß nicht," versetzte das Mädchen. „Soll ich ein mal nach ihm seh'n?" „Ja, ja," sagte Anna. Das Mädchen schlüpfte hinaus, auf den Flur, die Treppe zum oberen Stock wert hinauf. Sie kam gerad« zurecht, um zu sehen, wie der alte Johann die Thür des Barons von außen verrie gelte, wie er dann in sein Zimmer ging und mit der Laterne in der einen, dem Stock in der andern Hand wieder her auskam; unhörbar glitt sie die Treppe hinab, dann kam sie zu Anna zurück gelaufen. „Gnädige Frau Baronin eben hab' ich's gefeh'n der Johann hat den gnädigen Herrn eingesperrt und ich glaube jetzt kommt der Johann her unter und einen dicken Stock hat er mit sich und er sieht aus, wie ich's gar nicht sagen kann gar so fürch terlich o Herr Jefes ne, Herr Je ses ne!" Sie war ganz außer sich, ihr Ath:m flog, zu Annas Füßen niedergelauert, umschlang sie sie mit den Armen. Hilf los, rathlos drückten sich die beiden Fraueu aneinander. Nach einiger Zeit vernahmen sie ein dumpfes Geräusch; schivere Schritte stampften vom Bibliothekfaale heran. Dazwischen hörten sie eine Stimme; es sprach jemand ganz laut. Das Mädchen beugte lauschend den Kopf vor. „Das ist der Johann," flüsterte sie. Anna saß. wie in Eis gebadet. „Mit wem spricht er denn nur?" Das Mädchen zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. Jetzt konnte man schon einzelnes von dem verstehen, was er sagte: „Aber todt muß sie sein! Muh sie sein! Leben dig aus'm Haus lass' ich si« nicht! Lass' ich nicht!" fürchterlichen' Krach; dem dicken Knotenstock hatte er in einen der hohen Spiegel hineingehauen, die vorn in den Zimmern hingen. „Siehste Du!" kreischte er, und wäh rend das klirrende Glas zu Boden rauschte, stieß er ein Gelächter aus, daß den beiden Frauen die Haare zu Berge stiegen. Weiter gingen die Schritte, Stühle flogen beiseite, Tische schmetterten zu Boden, wie wenn ein Ungeheuer durch die Zimmer stapfte und alles hinweg schleuderte, waS ihm in den Weg kam. Im nächsten Zimmer war wieder ein klirr ging der Knüppel hinein und klirr kam das splitternde Glas herunter. Wieder kam das „siehste Du!" wahnwitzige Schwatzen: „Todt muß sie sein! muh sie sein! muh sie sein!" Jetzt war kein Zweifel mehr, auf das Schlafzimmer kam er zu. ler Heiligen willen, kommen Sie fort!" Mit einem Griff packte sie Anna um den Leib, riß sie vom Stuhle auf und zog sie aus dem Schlafzimmer in ihre sie hastig von innen verriegelte. Es war höchste Zeit gewesen. send, in schneidenden Fistcltönen her auskam: „Siehste Du, Kurnallje! Jtze hab' ich Dich!" und ein schwerer schmetternderStreich; sein Stock hatte mit aller Gewalt in Unnas Bett hineingeschlagen. Die ge- polsterte Rolle, die unter Annas Kopf kissen gelegen hatte, war während des Kampfes verschoben worden und lag jetzt mitten iinßelt. Die ländliche runde Gestalt deS Polsters seine» wahusinnumnachteten Sinnen vor, daß die junge Frau selber vor ihm läge; auf sie hatte er einzehauen. Ein wüthendes Lachen folgte dem Streiche. „Hat's gut gethan? Hat's gut ge than?" Dann wurde seine Stimme un deutlich und verworren, als hätte er einen Brei im Munde, den er nicht m«hr zu Worten zu z«rtauen vermochte, wie die Stimme eines bösen Hundes, den die Wuth so übermannt hat, daß er nicht mehr bellen kann. „Noch leben willst D«? Noch mnckei willst D«? T-dt muht De sein! Tost wie eine schaudervolle Begleitung den schaudervollen dorten schmetterte der Stock wieder, wieder und wieser in war's recht," dann noch ein wortloses unverständliches Wühlen und Rumo ren, und dann vernahmen die Frauen, wie er stampfenden Schrittes, so wie er gekommen war, das Schlafzimmer Was that er jetz'l? Wo ging er hin? Den Finger auf den Mund gelegt, be deutet«! das Mädchen Anna, daß sie sich ruhig verhalten, daß sie zurückblei ben sollte, dann öffnete sie leise, leise die Thür, streifte die Schuhe ab und schlich barsuh dem Alten im Dunkel nach. Nach längerer Zeit erst kam sie zurück. „Frau Baronin," sagte sie, „Frau Baronin, kommen Sie schnell, seh'n Sie, was er jetzt angibt." Sie warf Anna einen Mantel um, dann ergriff sie sie an der Hand und riß sie durch die dunklen Räume des Schlosses, über ein Hintertreppe in In einiger Entfernung vor ihnen schritt der Alte, die Lqterne in der ei nen, statt des Stocks jetzt einen Spaten in der andern Hand. Im linken Arme trug er die weihe Kopfrolle aus Annas Bett, die infolge seiner Streiche mit ten durchgeknickt war und in zwei bam melnden Enden über seinen Arm hing. „Er glaubt, das sind Frau Baro nin, die er da trägt," stammelte das Mädchen Anna in's Ohr. Anna blickte starr. Das Mädchen zog sie am Arme und bedeutete sie, weiterzugehen; „aber lei se," mahnte sie, „leise!" Mit angehaltenem Athem schlichen sie hinter dem Alten her, so weit ent fernt, daß sie seine von der Laterne be leuchtete Gestalt gerade noch zu er kennen vermochten. Jetzt sahen sie, wie er vom Wege in das Gebüsch abbog, und nachdem er sich einigeSchriite >veit hineingearbeitet hatte, blieb er stehen. An der Stelle, wo er sich befand, war eine kleine Lich tung im Dickicht, einige Fuß im Ge- Ast, warf das Polster zur Erde, spuckte sich in die Hände und mit einem „nu jetzt aber 'mal" stieß er den Spaten in die Erde und fing an, eine Grube aus zuwerfen. Die beiden Frauen hatten sich bis an den äußeren Rand des Gebüsches herangemacht; sie verfolgten jede seiner Bewegungen. Er arbeitete mit grimmiger Verbis senheit; ein dumpfes Grunzen beglei tete jeden Spatenwurf. Dann richtete er sich auf, so daß das Licht der Laterne sich in seinen blutunterlaufene», gräß lichen Augen spiegelte. Er rassle das Polster vom Erdboden auf, hob es mit aller Gewalt schleuderte er es in das gähnende schwarze Loch, so daß man den dumpfen Puff vernahm, mit dem flüsterte das Mädchen. Der Alte hatte nach dem Schluß zurück. „Jetzt meint er, hat er Fraußaronin begraben," sagte das Mädchen. wenn nicht das Mädchen mit beiden Händen zugegriffen und sie aufrecht gehalten hätte. weinen Se och nich so! Gott is zutt, Gott wird Sie nicht verlassen! In's Schloß dürfen Frau Baronin nicht Frau Baronin etwas sagen: Fraußa eonin gehen mit mir, zu meinen Eltern in's Dorf" in ihrer Erregung hatte sie all ihr Hochdeutsch vergessen und war wieder ganz das schlesifche Land mädchen geworden —, „meine Eltern haben halt nur a paar kleene Stieb chen, aber 's sind gutte Leite, gutte Leite! Frau Baronin können ganz gut a paar Tage bei ihnen wohnen. A Bett für Frau Baronin find't sich schon und a Brmkel zum essen auch, und murne Mit diesen Worten hatte si« Anna unter den Arm gefaßt und führte sie, die willenlos alles mit sich geschehen ließ, durch den Park auf das freieFeld hinaus und dann im weiten Bogen in Kniee mit einer wollenen Decke umhüllt, müde, gebrochen, wie ein plötzlich alt gewordener Mann. Die Thür that sich auf, und der alte Johann erschien, eine Platte in Hän den, auf der er ein Frühstück trug. Er Herrn. „Frühstücken Herr Baron jetzt!" be fahl er. war nicht mehr; er stand neben seineni einstigen Herrn wie ein Aufseher bei einem Gefangenen. Der Baron senkte die Augen, es sah aus, als fürchtete er sich vor seinem Diener. „Frühstücken Sie," gebot dieser noch einmal, und während Eberhard von Fahrenwald einige Bissen zum Munde lag, die sich nicht über die Lippen ge traute. Endlich kam sie heraus: „Wo ist denn meine Frau?" Der Alte zuckte die Achseln, als ver lohnte es sich nicht, auf solche Frage überhaupt zu antworten, und ging auf die Thür zu. „Wo ist meine Frau?" wiederholte Eberhard mit heiserer Stimme. Jetzt drehte der Alte die Augen zu ihm herum, die giftigen Augen.' „Denken Herr Baron denn immer noch daran? Wäre abgethan, die Ge schichte, hätt' ich gemeint. Wär' schon am besten, Herr Baron singen an, an des Alten hielt ihn am Platze fest. Beide sahen sich eine Zeitlang stumm in die Augen. Dann traten Schweiß tropfen auf die Stirn des Barons; erst nur vereinzelt, dann immer mehr, immer dicker, so daß ihm der Schweiß plötzlich über das Gesicht zu lause» be gann. Er wollte sprechen, aber es sah „Aber sie ist nicht —" Ende. ch Z „Ja, versteht sich!" fiel ihm der Altz mit wüster Brutalität in's Wort. „Was „Todt ist sie! Was haben Sie denn Eberhards Kniee zogen sich wie im Krämpfe empor, sein Mund ging auf, als wenn er nach Luft schnappte, er durch seinen Körper. Wie «in Teufel stand der Alte neben ihm. Stimme, „habe ich Herrn Baron zuvor gesagt, Herr Baron haben nicht hören wollen." mitten in der Zerrüttung seiner Seele süblte er deutlich, daß er ganz klar dachte. Der gestrige Abend war Ruck warf er den Kopf auf. „Aber als ich sie zuletzt sah, war sie nicht todt," sagte er. Es war ihm plötzlich in Erinnerung sich zu regen begonnen hatte. Der Alte that einen Schritt zurück; seine herabhängenden Hände ballten sich. der elende, verrückteMensch „TM ist sie!" brüllte ihm der Alte es gekommen, wie ich's gesagt habe!, llnv wenn Herr Baron mir nicht glau- sich an und kommen mit hinunter; will ich Herrn Baron zeigen, allwo daß sie da unten liegt!" Kops. Der Alte faßte ihn unter den Arm, „Ah, was soll denn so etwas!" sagte Eberhards Widerstandskraft war sich in die Ecke der Bank. Beobachterblick auf sich gerichtet fühlte, Was für ein Recht hat ein solcher, sich war sie wohl nachher gestorben, nach dem er den Saal verlassen hatte? Er hatte ja die Grube mit eigenen Augen sie wirklich? welue er damals mit ihr in den Park am Ende der Allee Plötzlich eine Gestalt erscheine» sehen, von der Sonne um- Er hatte die Blicke des Barons vcr da etwas? Nichts. So kam der Abend heran, und als es dunkel wurde, erfaßte eine qualvoll: Keulen. Wenn er den Versuch gemacht würde jener sich wie ein Bullenbeißer auf ihn geworfen haben. Es schau derte ihn, schweigend kroch er wieder in des Bibliotheksaales trat. Die harte Faust des Alten riß das Arm unter seinen Arm, und indem er ihn wie in einer Zwinge gefangen hielt, führte er ihn hinaus, die Treppe hinauf in sein Zimmer. Er brachte ihn zu Bett, wie ein Kind, untersuchte noch einmal die Fenster. „Nun schlafen Herr Baron," be fahl er; dann riegelte er von außen die Thür zu. So verging Tag nach Tag, und so ein Abend nach dem andern. Jeden Tag das stundenlange Sitzen am Ra senplatze auf der Bank, das stumme Suchen mit den Augen in der Allee, je- Aben'd, immerfort der Alt« um ihn, hinter ihm, neben ihm, immer und im merfort. richt, daß die junge Frau Baronin plötzlich gestorben sei, und dieser Nach richt folgte ein Gerücht, das man sich nur unter der Hand zuraunte: Der Herr Baron hatte seine eigene Frau umgebracht. Er war verrückt geworden, der Ba ron, und der alte Johann bewachte ihn. Der brave alte Johann! Dorfe genossen, jetzt aber war er gera dezu eine imposante Persönlichkeit ge woredn. Eigentlich war doch er jetzt ten. Die Frau war todt und hin, das wußte er ja, aber das Mädchen, das seit dem Abende verschwunden war. daß Euer Mädchen ist?" Die alten Leute zitterten am gan zen Leibe. , „Nein, gnädiger HerrJohann, nisch te wissen wir." eine Bettlerin zurückgekommen. Dem Onkel und der Tante hatte sie erklären müssen, warum sie kam; Er gab sich kaum die Mühe, Anna zu verheimlichen, wie lästig ihte Anwe senheit ihm war. die er noch dazu, um nicht in's Gerede der Leute zu kommen, vor aller Welt verschweigen muhte. Der Zustand wurde mit der Zeit schier unerträglich. Da eines Tages kam aus Fahrenwald ein Bries für Anna, gefügt, ein Brief von der Franzel. Im Dorfe war e! ruchbar geworden, wie der Baron Tag für Tag stunden lang am Rasenplatze saß, in die Allee blickend, wie er am Abend mit dem lief und nach seiner Frau suchte und nach ihr rief. Dies alles berichtete ihr die Franzel. Als Anna dieses las, als sie erfuhr, wie ein Vorwurf in's Herz. Sie kam sich wie eine Pflichtvergessene vor, die von ihrem kranken Manne davonge laufen war, statt bei ihm auszuharren. Ein Entschluß stand in ihr auf, von dem sie zu niemand ein Wort sagte am nächsten Morgen war sie lautlos aus dem Hause des Onkels und der Tante verschwunden. Es war um die Mittagsstunde. Die Sonne stand hoch, und im Sonnen schein saß Eberhard von Fahrenwald, in Decken gehüllt, auf feinerßank. Ihm gegenüber, wie immer, der Alte als Aufpasser. Plötzlich sah dieser, wie der Baron, die Augen in die Allee gerich tet, aus der einen Ecke der Bank in die andere rutschte. Er schlug ein paarmal mit dem Stock in die Erde, als wollte er dem da drüben sagen, „nimm Dich in Acht, ich passe aus!" Aber der Baron achtete nicht auf ihn. Das war doch keine Täuschung, WaS er da eben gesehen hatte, daß da hinten eine Gestalt in Hellem Kleide hinter den Büschen des Parks entlang und hinter den Eichbaum geschlüpft war, hinter dem sie sich jetzt verbarg? Und diese Gestalt war das nicht —? Und jetzt bog sich ein Hutrand hin ter dem Baumstamme vor, ein gelber ein Gesicht Gerade aufgereckt wie eineEisenstan ge stand er von der Bank auf in demselben Augenblick trat die Gestalt hinter dem Baume hervor und breitete beide Arme aus „Anna!!" Es war Eberhard von Fahrenwald, der den Schrei aus gestoßen hatte, aber es hatte geklun gen, wie wenn zehn Männer auf schrieen. Jetzt aber lam der Alte in Sprün gen über den Rasenplatz heran. Ein Blick in die Allee/ ein momentanes Erstarren dann ein Geifern und Knirschen wie von einem tollen Hunde. dig sein will! Todt ist sie! Todt ist sie!" Und jetzt mit verdoppelter Wuth raste er hinter dem flüchtenden Weibe A sK ' w kten u d schwank rem Rücken, das belfernde Schnap pen ihre Kräfte verließen sie vor ihren Augen wurde es dunkel ein Eberhard von Fahrenwald, du sich in dem Augenblick über den Alten gestürzt, ihn mit beiden Händen an der Gurgel Büsche flog. Mit einem gräßlichen Schrei raffte der Alte sich auf, mit geschwungenem gälte, einen Aaum aus der Erde zu reißen, schwenkte er den Alten von rechts nach linlS und von links nach rechts. so daß er zu taumeln begann und seineFüßc,- denHatt verloren, dann gab es einen schmetternden Krach, der Länge lang fiel der Alte zur Erde und im selben Augenblick kniete Eberhard auf seinem Rücken, ihm die Hände Höl ter dem Rücken zusammenpressend. Ein Gebrüll, das nichts Menschliches mehr hatte, ein Geblök, wie da» eines wüthigen Stieres, brach aus der Brust des Alten; mit den Zähnen biß er in l die Erde; bläulicher Schaum stand auf seinen Lippen. ! (Fortsetzung und Schluß folgt.) TaS kleine Vcrschcn. Fräulein Kuhnle, die Tochter be mittelter Eltern, hatte sich aus Lust und Liebe zur Sache, sowie aus Hu manitätsgriinden zur Wundärziin recht bald eine Gelegenheit zu finden, um bei einem Unfall ihre Kunst zeigen zu können. Die Gelegenheit fand sich. Auf der Strahe stürzte ein Mann und brach ein Bein. Fräulein Kllhnle war sofort zur Stelle; sie erbat sich von einem Vorübergehenden einen Spazie rstock, zerbrach denselben in drei Stücke, bediente sich dieser als „Schienen",zer riß ihren Unterrock, um das nöthige Leinenzeug zu haben und legte dann einen ganz kunstgerechten Verband an das Bein an. Nachdem sie damit fer tig geworden, fuhr sie mit dem Patien ten nach dem Hospital. Der Hospitalarzt frug: „Wer hat den?" röthend. „Das muh ich sagen," fuhr der Arzt fort, „nach allen Regeln der Wund arzneikiinst, es fehlt auch nicht das Tüpfelchen auf dem i! Nur ein klei nes Versehen haben Sie gemacht, menschenfreundliches Fraulein. Sie haben nämlich den Verband an das gesunde Bein des Mannes angelegt. Zuflucht. Daß ich möchte weinen, Kränkt mich gar so sehr der Welt Ewiges Verneinen; Wandle still ich vor das Haus, Wo die „Blumen" sprießen, Wo aus Fässern, altersgrau, Sühe Brünnlein fließen. Grüße alle Gäste, Wechselnde Gestalten. Und durch alle Bilder flicht. Mir des Wirthes holdes Tic Ursprache. zuerst auf der Erde gesprochen worden ist. hat Jahrhunderte lang die Gemü ther der Gelehrten in unnöthige Auf regung gesetzt. Lange hielt man He bräisch, die Sprache der Bibel, für die Ursprache. Es fanden sich patriotisch« Eiferer, die diese Ehre für die Sprach« ihres Landes in Anspruch nahmen. Der vergleichenden Sprachwissenschaft ist es gelungen, Sprachfamilien nach zuweisen, von einer Ursprache sieht man heutzutage völlig ab. Jedoch ist die Frage nach derselben uralt. Kö nig Psammetich von Egypten, der von 664 bis 610 vor Christi Geburl re gierte, dachte sie auf eine originelle Art und Weise zu lösen. Er übergab ei nem Hirten zwei Säuglinge mit dem strengen Befehle, nie vor ihneir das geringste Wort hören zu lassen und ihre Ernährung nur Ziegen anzuvertramn. Nach zwei Jahren sprachen sie ihr er stes Wort, es lautete „bekos",. und Psammetich erfuhr auf seine Erkundi gung, daß so die Phrygier das Brot nannten. Nun galt es für den könig lichen Sprachforscher für ausgemacht, wer das Urvoll, was die Ursprache sei. Zur Literalurdes KusscS. Lambroso erklärt die Gewohnheit des Küssens für einen Atavismus, ein Ueberbleibsel aus der Urzeit menschli cher Entwickelung, dessen wahre Be deutung uns längst verloren gegangen ist; die nämlich, daß vermittelst des Aufeinanderpressens von Muuv aus Mund die Mutter der Mzeit ihrem dürstenden und noch hilflosen Kinde den erquickenden Trank einflößte, den sie aus dem czuellsrischen Bache ausge schlürft hatte. Wann sich zum- ersten Mal Liebende geküßt, ganz nneingedenk des atavistischen Ursprunges ihrer Zär tlichkeitsbezeugungen, darüber sagt der italienische Physiolog« nichts. Mit Lombrosos der Kuß sei ein Atavismus, werden sich gewiß nicht Viele befreunden. Wir Deutschen ha ben ja diesem angebuchen Ueberbleibfel aus der Nrzeit eine ganz moderne Er klärung' gegeben. Denn wir sagen be kanntlich scherzhaft: „Ein Kuh ist «in Preßerzvugniß, bu dem der Nachdruck erlaubt ist/' Unter Kollegen. Alter Freund (Landarzt, zu Besuch bei fei nem Kollegen in der Stadt): Ich Praxis Dir s>» viele freie Zeit übrig ! !ößt. Du führst ja ein äußerst behag- Lches Leben. Doktor (Stadtarzt): sind, fehlt es mir auch seitens der Hin terbliebenen weder an entsprechender Honorirung noch an schmeichelnderAn ! Erkennung! Boshafte Frage. Fräu ' lein: Ich rudere, bin im Damenchor eines Gesangvereins, kann reiten, schwimmen und jetzt lerne ich auch noch das Radfahren! Herr: Wie und > da haben Fräulein noch immer keinen j Bräutigam? Hm, was mag da nux schuld sein?. 3
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