2 Merkwürdige Rettung. Ja, sehn Sie mal, lieber Herr Dok tor! meinte kürzlich mein alter braver Leibschuster Pechhose, da reden die iLeute nun immer von dem ewigen Dal les und wie der die Menschen schließlich «ollständig herunterbringen und in Werzweiflung stürzen kann; und das Mag jawohl denn auch theilweise wahr Hein. Mir selbst hat aber der Dallet thatsächlich mal das Leben gerettet und darum bin ich ihm ewig dankbar und lasse nichts mehr auf ihn kommen, so sehr ich auch, wie Sie wissen, perma nent darunter zu leiden habe. Ich hatte nämlich es sind nun etwa drei Jahre her mal gar kein Geld mehr, absolut kein Geld. Ver satzgegenstände besaß ich auch nicht die geringsten und Arbeit hatte ich gar keine; da sagte ich mir sehr einfach: willst Du noch hier auf der Welt, Vechhose? Mach', daß Du in ein bes seres Jenseits hinüberkommst! Gele gen ist so wie so nicht viel an Dir, Frau und Kind hast Du nicht, Schuster gibt es außerdem mehr wie genug, also —" Gesagt, gethan! Ich gehe also, da es .hier in unserer Gegend kein genü gend tiefes Wasser gibt und ich keine Mittel hatte, um mir einen Strick, ge schweige denn einen Revolver zu kaufen, Hinaus vor die Stadt, dort wo der Ei senbahndamm entlang geht, und denke so bei mir: Wirst Dich einfach auf die legen, da wird Dir die Sache billig und dauerhaft besorgt! Schön! Gleich hinter dem ersten Bahnwärterhäuschen, aber doch weit «genug, daß ich von dort aus nicht gese hen werden kann, klettere ich also auf den Bahndamm hinauf, und da ich wußte, daß der Schnellzug (denn eine» solchen hatte ich mir für meinen Zweck ausgesucht, da ich den Bummelzügen nicht recht traue) erst in ungefähr einer halbenStunde lommen würde, so fange ich sachte an, Toilette zu machen, indem ich mir fein säuberlich meine Stiefel, 'die noch ziemlich neu waren, ausziehe und mir auch den Gummikragen ab knüpfe, denn dieser hätte ja beim Ueber sahren über den Hals nur hinderlich sein können. Kaum bin ich aber mit dieser Be schäftigung fertig, da kommt plötzlich um di« Biegung des Bahndammes ein Kerl mit einer rothen Laterne angeflitzt (es war natürlicherweise pechschwarze Nacht), stürzt, als er mich erblickt, wü bätte. „Ach, lieber Herr Bahnwächter," sage ich (denn ein solcher war es) „neh „„Was?"" brüllt der grobe Mensch Nacht? Wissen Sie denn nicht, daß das absolut nicht gestattet ist?"" „Ach ja," sage ich, „das weiß ich ja >wohl; aber am hellen Tage war mir die Sache doch gar zu genirlich und es a«ht mir doch so sehr schlecht. Lassen Sie mich doch nur ruhig gewähren!" Aber mit dem gestrengenßeamlen schien partout nichts anzufangen zu sein. „„Unsinn!"" schrie er mich an, „„da lönnte ja Jeder kommen! So'ne Ge schichten wollen wir hier nur garnicht erst ansangen!"" Und dann, nachdem er sich einen Augenblick besonnen hatte, meinte er in einem etwas herzlicheren Tone: „„Geht «S Ihnen denn wirklich so schlecht?"" „Ganz über alle menschlichen Be griffe!" erwiderte ich in der stillen Hoffnung, daß er vielleicht doch noch ein Einsehen mit mir haben würde. »„Hm! und Geld haben Sie absolut nicht mehr? Nicht wenigstens noch 2 3 Mark?"" „Nein, nicht einen einzigen halben Nickel!" Da wurde er auf einmal wieder pu mich folgendermaßen an: „.So? Und wer soll denn die Ge schichte hier nachher wieder rein ma bätte weiter nichts zu thun, als andern Leuten nachzukramen?! Und noch da zu ohne irgend ein Trinkgeld zu krie gen?! Sofort fcheeren Sie sich nach Hause, Sie Schnorrer! Versteh'n Sie mich?"" 5 Sehn Sie wohl, lieber Herr Doktor, und so wurde denn nichts aus der Sache. Wie aber das Schicksal manch mal spielt. Als ich nämlich nach Hause kam, da fand ich schon «in Paar Stie fel zum Vorschuhen vor und hatte also sogleich wieder Arbeit. „Nun, das war ja hübsch, lieber Meister!" entgegnete ich erfreut; „nicht wahr, und da bekamen Sie sofort neuen Lebensmuth?" „Ja, allerdings Herr Doktor! Leider waren das aber Ihre eigenen Stiefel, die Sie mir bis heute noch nicht bezahlt haben! Vielleicht begleichen Sie jetzt, nachdem ich Ihnen meine Geschichte er zählt habe, die kleine Rechnung?!" 'lm Bnchladen. Dienst mädchen: „Einen Liebesbriefsteller möcht' ich." Commis: „Zu zwei Marl?" Dienstmädchen: „Nein, „Rumpf vorwärts-riickwärts beugen" wenig Biegsamkeit zeigt: „Kreuzschock millionen - Element, Du plumpes Nashorn, gegen Dich ist ja die Sieges säule der reine Gummischlauch!" JhreWünsche. Erster Va dürft', möcht' ich ein Commercienrath sein." Zweiter Vagabund: „Und ich a Graf." Dritter Vagabund: .Uni» hh a SchnapZhäMer." Ein Ztiindchen im Atelier. „'raus, 'raus! Es ist die höchst» Zeit! Heute wird die große Luft ge strichen!" Mit diesen Worten sprang der junge Maler Krapplack aus dem Bette. Während er sich hastig und ziemlich sorglos ankleidete, genoß er das Früh stück, welches die Wirten bereits hin gestellt hatte. Kaum eine Viertelstunde und er war auf der Straße und steu erte der Akademie zu. Der Ueberzie her, den er nur lose über die Schultern s das schönste Bild zu schaffen. „Nun kann's losgehen," rief er sich zu. „Aller Anfang ist.lustig! Heiliger Asphalt! Steh' mir bei, daß ich die schwebt: ein heiterer Himmel mit leich ten Wolken. Nur heute keine Stö rung!" Und flugs war er an der Thür lack in einiger Aufregung war. Da gilt es schaffen und „wurzeln"! Denn in einem Ruck muß sie 'runter gestri chen werden Naß in Naß wenn's was Rechtes werden soll. Da kann je der dumme Zufall, jede kleine Unter schon begegnet! Kaum hatte er die Palette ergriffen, da fiel ihm ein, er sollte ja heute Be scheid darüber erhalten, ob ein kleine res, im Kunstverein der Stadt Berlin ausgestelltes Bild zur Verloosung an gekauft sei. Bescheid und Geld Geld! Ach, er hatte es ja so nöthig! so mancherlei zu bezahlen! Und noch eins fiel ihm ein: könnte nicht der Commercienrath Müller heute kom men? Und Klara? Augenblicklich gen verwirtlichen, die er auf sein Bild in der Berliner Ausstellung ge setzt hat. Dann träte er stolz vor den Commercienrath und bäte um die Hand seiner Tochter. Aber leider, lei der! So weit war er noch lange nicht. Also, frisch an's Werk! Und mit einer sel und Palette. Große Massen Farbe brachte er auf die Leinwand. Hin und wieder benutzte er statt des Pinsels die Spachtel, wie ein Maurer, d«r mit der Kelle den Kalkverputz an die Wand wirft und glatt streicht. Bei dieser Manipulation fiel ihm ein großer Klecks Farbe zu Boden. „Hahaha," lachte er, „Lessing, gro ßer Mann! Wie recht hattest du: „Auf mit der Spachtel wieder aufnahm, strich er sie gegen seine Bildfläche. Die Zufälligkeiten, die aus den Formen des Fleckes entstanden, benutzte er geschickt und machte, eine Wolke daraus. So arbeitete er eine Weile rüstig und fröhlich fort und vertiefte sich derge stalt in sein Schaffen, daß er ein wie derholtes Klopfen an der Thür gar nicht vernahm. „Brauchen Sie kein Modell?" fragte sie. „Nein!" bitz schickt mich." „Sehen Sie nicht, daß ich Land schaften male?" „Aber Thür. Und als sollte sich dieser Aberglau lier. Zeit!" „Da ist zuerst mal eine für Atelier miethe." „Sehr angenehm!" kam es hinter I dem Bilde hervor. „Dann hier ein« für Heizung," fuhr der Diener unbekümmert fort. „Genug, genug!" „Und hier: Beitrag für den Künst lerverein und für die Genossenschaft." „Mein werther Herr Schlauditz, verschonen Sie mich nur heute. Sie können doch nicht verlangen, daß ich mein«n eisernen Geldschrank immer mit mir herumschleppt! Komm»n Sie die ser Tage wieder." „Schön, Herr Krapplack!" Aber an statt sich zu trollen, trat er mit der Maler. „Eine historische Landschaft, sehr schön! Das wird Effekt machen auf der Ausstellung. Wenn ich Maler wäre, möchte ich nicht daneben hängen, das schlägt alles! Und wie slink es bei Ihnen geht! Dazu gehört aber auch nicht und wenn mir gleich einer hun dert Marl auf den Tisch legte." zu treten. Tscs« oft geübte Kriegslist „Schon wieder eine Viertelstunde verloren! Wie bald," seufzte er mit tragikomischem Pathos, „wie bald ist Gewitter steht heiliger Asphalt! °da klopft es ja schon wieder! Hoffentlich der Bote vom Kunstverein. Der käme wie gerufen." Doch feine frohe Hoffnung verwan delte sich schnell in Enttäuschung, als Der Genremaler von Flunkerstein, ein echtes Kind der Reichshauptstadt, galt allgemein für ein „talentvolles Huhn". Diesen Ruf wußte er sich sehr geschickt dadurch zu erhalten, daß er niemals etwas fertig machte und nie mals etwas ausstellte. So bekam man nie etwas Schlechtes von ihm zu sehen. In seinem Atelier konnte man einige geniale Entwürfe bewundern, die er vor Jahren gemalt hatte. Jetzt arbeitete er nur, wenn „sein Genius ihm winkte", und dies geschah nicht allzu ost. Er war stets auf dem Sprunge der Neuigkeitskrämer der Akademie. Wenn er selbst keinen Schaffensdrang fühlte, so verdroß es ihn, andere flott bei der Arbeit zu sehen, und es gelang ihm leider fast immer, auch ihnen die Lust zu rauben. „Morjen, lieber Krapplack!" grüßte er gemüthlich in der weichen Mundart seiner Vaterstadt, „na, wie jeht's dir denn?" „Guten Morgen!" erwiderte dieser so freundlich, als er fertig bringen konnte, den Gruß. „Sieht man dich auch mal wieder hier?" „Und denke dir mein Pech! Habe mir heute Modell bestellt für meine Waldnymphe will feste malen, und da muß ja ausjerechnet jrade heute Scheuerfest bei mir sein. Mein Atelier schwimmt man so. Kannst Wasserstudien da machen. Na, denke ich, da willst du mal Atelierbesuche machen. So bringst du deine Zeit 'rum bis Mittag. Find'st du das nicht sehr praktisch?" Die Interpunktion dieser Rede bil türkischen Tabakspfeife stieß, daZ ganze Atelier war im Nu davon er füllt. dient!" „Wieso?" das" wahre Wesen der Kunst ist Ruhe!" „Aha!" drebt« sich Krapplack leicht gegen den auf dem Sofa behaglich sich Streckenden, „und nun pflegst du das wahre Wesen der Kunst hier weiter?" „Jewiß! Das viele Pinseln und Sichplacken ist es nicht, was den Küns tler macht, sondern die Empfindung durch die Phantasie. Wenn ich so da- liege, so schweben mir die jroßarligsten Compositionen, die schönsten Bilde: Jedanken auf Leinwand in O«l umzu setzen. In demselben Sinne äußert sich Lessing in Emilia Galotti. Da läßt er den Maler Conti behaupten, daß Rafael auch ohne Arme der jrößte Maler jewefen wär«. Od«r m«in«n Si« nicht, mein Prinz?" wandte er sich, einen beliebten Mimen des Schau spielhauses nachahmend, seinem Colle ge" Z»- „Hahaha! Schade, daß du nicht ohne Arme geboren wurdest. Nun sollst du es erst beweisen, daß du ein großer Maler bist, und das ist etwas umständlich." Kraßplack war in Verzweiflung. Da fiel ihm etwas ein, wodurch er den Schwätzer unschädlich machen, viel leicht gar loswerden könnte. Er er griff einen Haufen Studien und legte sie ihm auf's Sofa. „Du hast, glaub- ich, meine letzten Reisestudien noch nicht gesehen?" Der andere gönnte ihnen nur einen Streifblick und ließ sie, eine nach der anderen, auf den Boden gleiten. „Baumstudien Architektur Tirol. Recht fleißig. Was ich sagen wollt« in d«r blauen.Jrotte wird heute um elf das n«u« Lagerbier anjestochen!" „Bedaure! Du siehst ja, ich kcmn un möglich fort!" „Schade!" sagte der Verführer; doch so leicht ließ er sich nicht abschre cken, sofort erhob er sich, um feinen Zweck weiter zu verfolgen. „Was ich sagen wollte wie hast du denn die sen Ton da gemischt?" Dabei zeigte er auf eine kleine Stelle des Vorder grundes in Krapplacks Bilde. Dieser, erfreut über einen so seltenen Beweis von Theilnahme und Anerken nung seines Collegen, gab sich alle Mühe, aus der Palette das Farbenge misch wieder herauszukriegen. "So et was gelingt einem nicht so leicht wie der, aber ich denke, so stimmt der Ton." „Na, mir jesällt er jar nich!" „Nimm mir nicht übel, warum sagst du denn das nicht vorher? Dann hätte ich mich doch nicht so abzuquälen brau chen," rief Krapplack verstimmt. Das saß! Nun noch einen Angriff auf die Arbeitswuth seines Collegen, und «r war geliefert. Eben zog sich Flunkerstein auf sein Sopha zurück, um eine neue Finte auszuhecken, da ließ sich schon wieder ein Klopsen hö ren. Er übernahm es „Herein!" zu ru fen. Ein junges Mädchen in etwas auf fallender Kleidung trat in di« Thür. „Guten Morgen, Herr Krapplack! Ha ben Sie den Herrn von Flunkerstein nicht gesehen?" Der Gesuchte war zwar auf seinem Sopha durch das große Bild, das eine förmliche Wand in kr Mitte des Rau mes bildete, den Blicken des Mädchens entzogen, dennoch drückte er sich noch mehr in die Ecke. „Ich wollte, Sie ließen mich unge schoren," rief Krapplack erbost über die neue Störung. „Er hat mich herbestellt um acht Uhr zum Sitzen. Jetzt warte ich nun schon eine ganze Stunde auf dem zu- Sopha hinüber. „Nichts da! Setzen Sje sich meinet gen auf den Stuhl." pikirt. „Neulich auf dem Maskenball, da hätten Sie ihn nur sehen sollen, er war zu drollig! Als Hans-Narr oder Clown zum Todtlachen! Er hätte gleich können in den Cirkus gehen. Ich meine, da thäte er überhaupt hinpassen, und das versteht er besser als die ganze Bildermalerei, womit er doch nie etwas „Jesses! Herr von Flunken stein!" „Heiliger Asphalt! Das ist der Kommerzienrath und Klara! Was wer den sie sagen, wenn sie ein Mädel bei „Mach' man auf, es klopft schon! Ich stecken." Ankauf eines Bildes. in seiner übermüthigen Weise an die junge Dame. „Janz jewiß," sagte er mit einer drolligen Verbeugung, „darf ich in Ihnen ei« Mitfchuldije bejrü ßen?" Klara sah ih» erstaunt an. „Ich meine natürlich, auch Male rin?^ „Ein wenig. Ach, Herr Krapp lack gibt sich alle Mühe mit mir, aber ich bring« ja doch nichts ftrtig!" „Js «ch jarnick nöthig! Mit dem F«rtiginach«n verderben Sie sich man blsß die Bilder." Flunterstein entwicke'te nun des wei teren seine Ansichten über Malerei. Er war ganz in seinem Fahrwasser, sehr Kommerzienrath drüben bei den Bil dern festhielt. sagte dieser, „die letzte Kritik Ihrer ben, falls nämlich das Maß paßt. Se- Da "ist das Maß. Haben Sie etwas was er hatte, ausmessen. Gar zu gern wäre er jenseits bei der Geliebten ge wesen. Und wo mochte das Modell mert und beantwcrtete Klaras techni sche Fragen seiner Laune gemäß, so jecht orakelhaft. „Ja, Fräulein, das ist so 'ne Sache. Hier zu Lande werden sie ja meistens kalt jemalt. In Paris malt man sie warm, das macht sich auch janz jut." Uebrigens hatte er ein wachsames Auge auf die dunkle Sophaecke. Wie er jetzt dort bei dem verschleierten Bilde vorüberstreifte, ertönte plötzlich ein kräf tiges Niesen. Das Unglück wollte nämlich, daß die Stoffe des Ateliers der Motten wegeti frisch mit Insekten pulver eingestreut worden waren. „Was war denn da?" fuhr das Fräulein auf. „Das? das Niesen? Meine We nigkeit," log Flunkerstein. „Habe mir in meinem nassen Atelier einen jräßli chen Schnupfen jeholt." Jetzt konnte Krapplack einen Augen blick abkommen. Im Nu war er drü ben. „Aber, Fräulein Klara, wollen Sie denn nicht Platz nehmen? Bitte, auf dem Sopha!" Klara that es arglos. Sie hatte, ebensowenig wie ihr Liebhaber, acht darauf, daß der Platz nicht frei war. „Mein Gott! Was ist das?" fuhr sie auf wie eine Sprungfeder. Sie hatte sich gerade auf das Modell gesetzt. Krapplack war vor Schrecken starr, ob gleich das Modell regungslos geblieben war. „Das?" fragte er tonlos. „Das?" trat schnell sein Nachbar dazwischen, „das? Ja, das ist," fuhr er mit einem glücklichen Einfall fort, „das ist man bloß 'ne Jlieder puppe." „Ja, ja! Eine Gliederpuppe," bestä tigte der andere aufathmend. „Eine Gliederpuppe?" fragte Klara erstaunt. „Brauchen denn Landschafter auch Gliederpuppen?" wollte jetzt der Kom merzienrath wissen. „Gewiß! Das heißt sie gehört ei gentlich Herrn von Flunlerstein." „Sie scheint mir wirtlich recht na türlich. Sieh nur, Papa, wie nett die Füße sind. Könnte man sie nicht ein mal ansehen?" Und schon wollte sie das Tuch abnehmen. Aber zur rechter Zeit verhütete dies Flunlerstein. „Nicht doch, mein Fräulein! Sie setzen uns ja in die jrößte Verlegenheit. Nämlich die Puppe ist man sehr man gelhaft jekleidet. Wollen Sie sich nicht lieber mit Krapplacks Studien amüsi ren? Bielleicht blättern Sie mal diese Mappe durch." „Mensch, was machst du? Das sind ja meine Aktzeichnungen. Verzeihen Sie, Fräulein Klara", stotterte Krapp- Maleratelier kein allzu sicherer Boden für eine junge Dame sei, sie setzte sich also, da Stühle weiter nicht vorhan den, auf das verhängnißvolle Sopha, dicht neben die vermeintliche Glieder puppe. Der Kommerzienrath kam jetzt auf den unterbrochenen Bilderhandel zu- Landschaft nicht 3 1-2 Centimeter län ger machen? Dann paßt das Bild ge rade in meinen Rahmen, und das ist die Hauptsache. Na, wir werden uns ja schon einigen. Aber, noch eins," setzte er, den jungen Maler gönnerisch auf meine letzten Sachen gehört und hoffe zuversichtlich auf Erfolg. Aber Klaras Hand würde mich erst zu den höchsten unterbrach ihn hier der eintretende Die ner, „ist denn das Modell nicht bei Ihnen?" „Ein Modell?" fragten Klara und ihr Vater. „Hier ist keinZ!" w':ds ihn Flunker stein ab. „Merkwürdig! Ich habe sie doch stunde." „Muß ein Irrthum sein," wollte ihn Flunkerstein abfertigen. Krapp lack war unfähig, ein Wort vorzubrin- :'ch ' 5 t d zu 9 1-2 Uhr bestellt." gagiren will?" Jetzt war es mit der Geduld der auf dem Sopha Ruhenden zu Ende. Mit einem Ruck hate sie das Tuch von sich geworfen. „Das ist der Maler Velten!" rief sie und sprang zur Thür hinaus. Boden. hintenüber gesunken, als die Glieder puppe neben ihr mit einemmal Leben bekam. Der Kommerzienrath, im Gefühl ge kränkter Würde, brach die verlegene Pause. „Herr Krapplack! Ich muß mich sehr wundern. Ich habe mich in Ihnen schwer getäuscht, und Sie haben mich und meine Tochter schwer ge täuscht. Daß unier solchen Umständen von dem Ankauf eines Bildes oder gar von einer Annährung an meine Tochter nicht die Rede fein kann, werden Sie begreifen. „Klara", wendete er sich Arm bietend, „laß uns gehen." „Aber, verehrter Herr Kommerzien rith," brachte jetzt Krapplack vor, „so hören Sie mich doch an. Sie befinden sich in einem Irrthum. Ein Miß verständniß! Herr Flunkerstein wird es Ihnen lösen. Du bist mir das durch aus schuldig," wandte er sich dringend „Jewiß! Janz jewiß! Meine Herr schaften! Herr Kommerzienrath! Mein Fräulein! Nehmen Sie mal vor allen Dingen erst wieder Platz. Herr Krapplack, den ich meinen Freund zu nennen die Ehre habe, ein Mann, vor dessen jenialen Leistungen noch spätere Jahrhunderte staunend stille stehen werden, ist an diesem kleinen Vorfall jänzlich unschuldig. Mein Jott, wenn jede Malersfrau jleich in Ohnmacht fallen wollte, wenn sie mal ein Mo dell im Atelier findet, dann möchte ich nicht Heirathen. Das bringt das Jefchäft so mit sich, und da lönnen Sie sich jar nich früh jenug dran jewöh nen." „Wer Flunlerstein, du machst ja die Sache noch schlimmer, jetzt laß mich mal reden." Und damit schob er ihn beiseite. Diesem war es recht, denn er fand es an der Zeit, sich zu drücken. Wie er aber eben heimlich jenseits der Bild wand verschwinden wollte, öffnete sich die Thür, und herein trat das Mo dell. „Ha, Herr Flunlerstein! Sind Sie jetzt allein? Sind die albernen Leute fort? Der Kommerzienrath, der Wich tigthuer? Und seine Tochter, die Gans mit ihrem eingebildetenßaphael? Ach. wie froh bin ich, daß Sie noch da sind! Mit dem Velten ist es nichts. Ich habe mich mit ihm über das Ho norar nicht geeinigt. Jetzt komme ich zu Ihnen. Sie haben mich herbe stellt." Und ohne sich an seine Verle genheit zu kehren, zog sie ihn mit hin- Die Gesellschaft hinter dem Bilde hatte sprachlos diesen Austritt mit an gehört. „Fräulein Klara", hub jetzt Krapp lack an, „gewiß hat Ihnen Ihr Herz gleich gesagt, daß ich unschuldig bin. Nun wird dieser Vorgang Sie vollends davon überzeugt haben. Herr Kom merzienrath, auch Ihnen wird es klar geworden sein, daß ich nur aus Unbe sonnenheit das Verstecken des Mo dells zuließ, dessen Besuch meinem Nachbar galt, wie Sie eben gehört ha „Ein anständiger junger Mann ist nicht so unbesonnen!" „Herr Kommerzienrath.Sie sind doch auch einmal jung gewesen!" „Woher wissen Sie das? Na jedenfalls nicht so unbesonnen wie Sie." Da trat Herr Schlaublitz ein. „Herr Krapplack, da kommt «in Brief an Sic mit «in«m großen Siegel!" „Vom Berliner Kunstverein!" Der Maler entfaltete'hastig den Brief. .Hierdurch di« Mittheilung, daß die unterzeichnete Kommission Ihr Bild in der Ausstellung: „Nach dem Ge witter!" zu dem geforderten Preise von zehntausend Mark gelauft „Hurra!" rief Krapplack und sank unaufhaltsam in Klaras Arme. „Wie? Was?" rief der Kommerzien rath, riß ixn Brief an sich und starrte ihn mit Ehrfurcht an. „Nach dem Ge witter zehntausend Mark ! Herr i Krapplack, dies« Nachricht! Sie sind ein Ehrenmann! Auch hier hat sich das Gtwitttr v«rzog«n, auch ich kaufe ein Bild. Und, da Sie nun doch schon ei nen Namen hab«n, so sollen Sie auch meine Klara haben!" Naiv. Richter: „Sie gestehen also den Diebstahl zu, es ist somit das zweitc Mal, dag Sie Mein und Dein verwechseln, können Sie was zu Ihrer Entschuldigung anfuhren?" Ange klagter: „Ich hab' halt gas-so 'ne mangelhafte Schulbildung gehabt, Herr Richter!" —-WasistdasHöchste? Wenn Einer seine sämmtlichen Gläubiger zum Photographen bestellt und läßt sich auf ihre Kosten ein Gruppenbild von denselben machen! Ki» dlich. Hänschen (zu einem soeben ange» kommenen Onkel): „Onkel, Du hast wohl einen Globus gegesseti? Summarisch. Dame (zur neuen Köchin): „Ich» muß Ihnen gleich zu Anfang sagen„ daß ich drei Sachen nicht vertrage: Rauchfleisch, panirte Schnitzel und Widerspruch!" Auch ein Lehrling, dert?" „Ach so! Und ich soll das Lehrgeld» bezahlen!" Modern. „Nach dem nächsten Concurs, mein Kind der ist für Dich bestimmt!" Trumpf. Dame (im Theater): „Ach, heutzu tage gibt es keine „Siegfried's" mehr!" Herr: „Schade, meine Gnädige, denn Drachen gibt's genug!" Vererbun g s t h e o r i e.— Unterommer: „Heiliges Donnerwetter, wie stehen Sie wieder da, Meyer? Wenn Sie Ihre selige Großmutter-so stehen gesehen hätte, dann würde sie Ihren Großvater gewiß nicht genom men haben; darauf lönnen Sie sich verlassen!" Arge Stimm'ofigkeit. A.: „Hören Sie doch nur, wie schlecht t«r Tenorist Batti heute wieder singt, der hat doch gar keine Stimme mehr." B.: .Bewahre, der hat nicht mal eine Stimme desGewissens mehr, sonst wurde er uns mit semem Gekrächze verschonen."
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