6 Der Pcliiiich« Stamsitifch. Im Extrazimmer hinter der Glas wand beim „Blauen Luchsen" saßen sie gestern wieder beisammen, um über den „ölendigen Zeitpunkt" zu schimpfen und im Hinblick auf den, dem Menschen nun einmal innewoh nenden Glauben an ein Besserwerden eine halbe. Hekatombe „Pils" zu opfern. „D«s habt's jetzt mit Engerer Freiheit," sagte Bartl, indem er dabei seinen Freund Katzler, der an ihrem Stammtisch« die Fortschrittspartei bildete, mit einem boshaften Blicke streifte. „Jetzt fan m'r derweil schon soweit, daß m'r vor jeder Sardinen büchsen derschrecken, weil m'r's für a siech vor meiner Thür zwea große runde Meiallbüchfen steh'n. I bin glei zum HauSmaster abig'rennt und hab zu cahm g'sagt: „Sö, Hausma denn meine Leut' mUassen beim Fen ster außisteigen; dö Thür laß i net aufmachen." „Aber, Herr Bartl," sagt der Hausmeister, „wer wird denn so ängstli sein? I wir' glei nächschau'n." „Mir machen S' früher 's Thor auf, Sö leichtsinniger Mensch," sag' i, „Sö fan halt no nia von aner Dynamitbomben z'rissen worden, sunst redeten S' schon an derscht." I hab' ka Rucch geb'n, bis «r m'r's Thor ausg'macht hat. Voll Todesangst hab' i am andern Trot toir g'wart', das; jetzt und jetzt mei Alte durch die Luft g'flog'n kommt." „Geh, hör auf, i krieg schon a ganze higte ihn Adabei, „Du siechst ja, daß „Zum Glück is' aber zu kaner Ka tastroph'n kumma," fuhr Bartl fort. „Nach einer Weil' hat m'r der Haus iann. Es fan nur blecherne Milch düchsen g'wesen, dö's Milliweib am Abend immer hinstellt für'n Fruah ftuck-Kaffee, Könnt's Euch den ken, wie i mi 'gift hab'. I hab' mei Weib no in der Nacht aufg'rebellt und hab' ihr dö Leviten g'lesen, wie s' so leichtsinnig sein kann, in so aner Zeit. Wie leicht kann so an Anarchist aus den Gedanken kommen, daß er so a Milliamperl austauscht und mir kriag'n nachdem statt an Kaffee kuh warme Schufternägeln in'n Mag'n." rekapitulirle Mausberger in der ge wohnten Weise. „Da is neuli in dö Dinstag - Gesellschaft bei dö „Hackeln" Kleingewerbetreibenden g'halten, als für sunst was. Der setzt sich ganz breit, als ob sich das von selbst ver stünd', an 'ii Stammtisch hin und g'ruckt san, fangt er do an Difchkurs an und red'i sich in a Hitz' eini über's Großkapitäul und über dö gemästete Bourgeoisie, dene ma den Brotkorb höher hängen muah, oder dö ma selber höcher henken muaß, damit s' zum Brotkorb nimmer dazuakommen bis Aner aus der G'sellschafi, den die G'schicht' schon z' dumm word'n is, zu eahm g'sagt hat: „Was schimpfen S' denn immer über dö dicken Bour geois? Sö hab'n ja selber an' Back hendl - Gottsacker, den S' kaum ver schleppen können!" —'„Sö," fagie der fremde Herr und steht auf, „i hab' an' Backhendl - Gottsacker? Möcht' wis sen, wie ma bei engern Hungerlohn zu an' Backhzndl - Gottsacker kummet. I wir Euch glei zeig'n, was das für a Backhendl - Gottsacker is." Und wäh rend er so red't, knöpselt er sei Gilet auf und wirst sein' Bauch mitten un ier G'sellschast. „A Bomben," antwortete Mausberger; „denn es war nur a Kneipp'scher Bauchfleck. Aber wie leicht hätt' f' erplodiren können, Punkt," versetzte Herr Adabei. „Ma vatten - Nadeln, Hühneraugenvsla'tcr in der Uhr, brauchen Sie »ix? A Klei-' wissen, ich hab heut' noch um kane zwei Kreuzer a Losung g'macht." „Gengan S' net weiter mit Jhnerer Posel-Waar'," sagt Herr Adabei. „I unterstütz' so an' Schwindel net. Das wär' m'r recht. Dö Preisverderber no auffüttern helfen. Wann 's bet teln geht's, gib i Euch an' Kreuzer. Aber auf dö G'schäftsleut' außifpie len und den Leuten an Kremp'l an hängen, so was unterstütz' i net." „Aber gnädiger Herr, was ich Ih nen schon schaden kann," sagte die Alte. „Das bifserl Waar' is kane zehn Gulden werth. Sie verdienen in an' Tag mehr, als i in ganzen Mo nat." „Verschwinden S', sag' i," rief Ur ban unwillig, „mir fan selber G'- schäftsleut'. Dös kenn' i net, so a Concurrenz no großziag'n l>elfe». Unserans waß net, wo er das viele Geld hernehma soll aus dö Steuern, in Zins, dö Beleuchtung, und a so a Haussier hat keine Spesen, ka gar nix, verschleudert dö Waar' und lebt wie „Mein Gott und Herr," seufzte die Hausirerin. „I wünschet Ihnen net, daß Sie nur an' Tag so a Kavalier leben führ'n sollten, wie Unserans. 1 hab' drei Kinder z' Haus', mei Mann is m'r g'storb'n, was soll ich denn thuan, um die Meinigen vor'm Verhungern zu schützen?" „Arbeiten than S'," sagte Bartl. „Gengan S' waschen, ausreiben, Fen sterputzen; dös is a viel a passendere Beschäftigung für a Weib, als den re ellen Geschäftsleuten den Bissen weg schnappen." „Halt ja," sagte Urban. „Wird A'm eh sauer gnua g'macht, der Bis sen. Alois, no a Krügel, guat aus schwab'n, und a Viertel Gansl; aber ka so a verreckt's Viech, wie's letzte Mal; das hat sogar m«i Karo steh'n lassen." Die Hausirerin hat sich seufzend entfernt und die Tischgesellschaft „Es ist die höchste Zeit, daß das G'setz über den Hausirhandel amal außakummt und dera Wirthschaft a End macht," sagte Adabei, „sunst gen gan mir no Alle z' Grund." „In mei' Haus kummt schon lang' ka Hausirer mehr," versetzte Urban. „Dös kenn' i net. Mei Hausmaster wirft alle Tag' a paar über d' Stiag'n abi." „I thät s' Alle nach'n Paragraph 2 des Vagabundengesetzes behandeln," meinte Bartl. „Es is ja do nur a Vorwand für dö Arbeitsscheu. Wann s' was arbeiten wollten, braucheten s' ja nur auf dö großen Verkehrsanlagen z' warten, dö jetzt in Wien d'ran kummen." „Freili, foll'n nur warten," sagte Mausberger. „Wir liiassen a war ten. Herr Wirth, schlagen S' no a Faßl Pils an, daß uns derweil dö Zeit vergeht.* Zweideutig. Auch Kinder! „Für Erwachsene koste t'Z 1 Mark, für Kinder die Hälfte!" „Hier ha ben Se M Pfennig!" „Aber, Sie sind doch keine Kinder mehr!" „Nu, gehör'n mer denn nicht zu de Kinder Is raels?" Ein liebendes Herz. A.: „Aber, lieber Junge, wenn Du und Deine Frau Euch fortwährend herum streiiet, warum trennt Ihr Euch denn lieber nicht?" B.: „Was und ihr das Vergnügen rauben, Jemanden zu haben, an dem sie ihr« Wuth auslassen kann.... nein, das bringe ich nicht über's Herz." In Saratoga. Sie: „Ich den Abend Poker spielst." Er: „Meine Liebe, wir können nicht hier bleiben, wenn ich nicht Poker spiele." Ein» swera-Vibllo:hek. Im Besitze des Pariser Sammlers Georges Salamon befindet sich eine merkwürdige Collectiv« von Büchern, welche nirgendwo ihres Gleichen haben dürste; dieselbe ist «ine veritableZwerg- Bibliothek und enthält werthvolle Ea binetstücke der Buchdruckerkünst. Die ses Unicum umfaßt im Ganzen ca. 700 Bände, die sammt und sonders Pygmäen der Bücherwelt sind, denn Herr Salamon hat für die Einverlei bung von Druckwerken in seine Biblio thek sehr enge Grenzen gezogen. Das größte Buch mißt in Höhe und Breite 64 bei 33 Millimeter, also nur wenig mehr, als zwei bei einem Zoll; es ist dies „La Fontaine", im Jahre 18S0 von Laurent und Deberny in mikro skopischen Schriftzeichen gedruckt. Die ses Buch ist bedeutend größer, als seine Nachbarn, darunter ein „Horaz", der nur 47 bei 30 Millimeter mißt und im Jahre 1828 von Didot gedruckt ist; Rochesoucould's, „Maxims" aus d«» selben Druckerei und 42 bei 21 Milli meter groß; „Le Rime di Petrarca", Venedig, 1823, zwei Bände, 39 bei 24 Millimeter; „La Divina Eommedia di Dante". Mailand 1878, ein 38 bei 22 Millimeter großer Band von 600 Sei ten. Geschichte und Politik ist in der Bibliothek in mehreren interessanten Werten repräsentirt, darunter „Die französische Constitution von 1972", 41 bei 29 Millimeter, eine in holländi scher Sprache in Haarlem gedruckte „Constitution von Holland", 49 bei 30 Millimeter, welch« wunderbar scharfe Schriftlichen hat. Eine in Amster dam im Jahre 1753 gedruckte „Ge schichte von Holland", zwei Bände von 33 bei 17 Millimeter, ist ebenfalls in holländischer Sprache abgefaßt. Unter den zahlreichen Büchern reli „Stundenbiicher" und Bibeln aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zwei 1006 in Nürnberg gedruckt sind und 31 20 bei 20 Millimeter. Noch kleiner, nämlich 22 bei 11 Millimeter, ist der aus den Jahren 1790 bis 1818; in mlle" vom Jahre 1814, die 22 bei 13 „The English Bijou Almanac", der aus der Mitte dieses Jahrhunderts stammt und 14 bei 10 Millimeter mißt. Da die Schriftlichen so über aus klein sind, gehört eine Reproduk tion derselben an dieser Stelle zu den In voller Größe ist ein „Bijou sor 1842" in vorstehender Illustration dargestellt, mit den Bildern der „Prin sches Porträt der Malibran mit Noten Almanachs, die in den Jahren 1817 bis 1840 in dem lithographischen In stitut von C. F. Müller in Carlsruhe hergestellt sind. Sie messen nur 14 bei 9 Millimeter und enthalten auf 26 bis 23 Seiten « bis 12 Illustratio nen. Der vorstehend abgebildete Al manach stammt aus dem Jahre 1814 dem Jahre 1831 enthält sehr hübsche scha, dem letzten Dey von Algier, und Anderen. In dem Almanach von 1834 findet man ausgezeichnet ausgeführte Porträts des Generals Jackson, des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und des Königs Otto von Griechenland. Das kleinste aller - Zwergbüchlein der Bibliothek ist ein „Chemin de la Crouix" (Kreuzweg) von nur 14 bei 6 Millimeter, d. h. ungefähr ein halber bei einem viertel Zoll. Dnö Maffcnvucl» in «luxcrre. Im Jahre 1803 lagen in der sran ter in Garnison. Das eine hatte ruhmreiche Feldzüge unter dem Gene ral Moreau gemacht. Nun entstanden meinten, im Vergleich mit Bonaparte sei Moreau nur ein höchst unbedeuten der General. Der Streit darüber wurde immer heftiger, und schließlich forderten die Moreau-Verehrer die Be wunderer Bonapartes zum Zweikampf heraus. Es wurde abgemacht, daß von jedem Regiment 100 Mann ausge wählt werden sollten, um auf einem freien Platze vor der Stadt mit blan ken Waffen den Streit auszusechten. Dies geschah auch wirklich. Die 200 ergrimmten Kämpfer waren gerade im hitzigsten Handgemenge, als Offiziere dazu kamen und mit vieler Mühe die Leute auseinander brachten. Eine Untersuchung fand statt, und es war die Rede davon, daß die Zweihundert streng bestraft werden sollten. Aber da trat ein alter, mit Ordenszeichen und Narben bedeckter Sergeant vor und sagte: „Da die Herren Offiziere sich miteinander schlagen, wenn sie in Streitigkeiten gerathen, so muß das auch uns frei stehen, denn wir haben ebenso viel Ehre im Leibe, als die Herren Offiziere!" Die Richtigkeit dieser Ansicht wurde anerkannt und also die Untersuchung niedergeschlagen. Und da man höheren Orts befürchtete, daß es wegen derselben Ursache wieder zu ähnlichen Streithändeln kommen könnte, so erhielt das Moreau-Rcgi ment schleunigst eine andere Garnison und dafür rückte ein zweites Bona- Parte-Regiment in Auxerre ein. Auf solche praktische Weise wurde die Ruhe wieder hergestellt. Wie ein .«i>nigSfol,n zu seiner Prinz Oscar von Schweden liebte die Hofdame Fräulein Ebba Münk und ge dachte sich mit derselben zu verloben. König Osear, der Bater des Prinzen, verweigerte jedoch seine Einwilligung zu diesem Bunde; Fräulein Munt mußte den Hof verlassen und Prinz O?car als Kommandant eines Kriegs schiffes für längere Zeit in eine Art Verbannung gehen. Was der König damit erreichen wollte, erreichte er nicht; weder Zeit noch Entfernung ver mochten die Herzen der Liebenden zu Sophie der Verbannten an, sie zog Fräulein Münk wieder in ihre Nähe und erfreute sich an ihrem herrlichen lich ein begabter Dichter ist, hat auch mehrere Lieder tiefreligiösen Inhalts gedichtet. In einem derselben kommt „O Mensch, wenn noch in Deinem Sinn Der höheren Liebe Flammen brennen, Geh' heut' zu Deinem Kreuze hin, Den treu'sten Freund dort zu erkennen. O heil'ges Fleh'n! O Trost, so schön! sagen, wenn sie mich mit einem jungen Maim so spät auf der Straße sehen?" Junger Mann: „Aengstigen Sie sich nicht, ich mache mir ja auch nicht das lacht werde." Im Herren berger Amts blatt, dem „Gäuboten", leistet ein Schmied folgende amtlich beurkundete Abbitte: „Der Unterzeichnete bedauert, in der Trunkenheit über Schultheiß W.... beleidigende Aeußerungen ge macht zu haben, bittet öffentlich um Verzeihung und verspricht, in Zukunft sein ungewaschenes Maul zu halten." ! Ein Kind zu haben zum minde sten eins ist die heimliche Sehnsucht einer jeden Mutter. Ein Weib, das ernsthaft erklärt, es wolle keine Kinder, rechn« ich nicht zu den Frauen. Indes derartige Naturen bilden zum Glücke die Ausnahme und keineswegs di« Re gel. Ich kenne so manche Ehe, ixi der es anfangs, bevor der Ausgleich der Tem peramente sich vollzogen hatte, etwas wild und stürmisch herzugehen pflegte. In manchen Fällen war dann später, besonders wenn nun auch noch der Kin dersegen ausblieb, die gegenseitige Ent fremdung schon so weit gediehen, daß die Ehegatten alles Ernstes an Schei dung dachten. Solcher Ehen gibt es unzählige. Da kehrt eines Tages der Mann mürrisch und verdrossen von seiner Ar beit heim. Er kaum noch, wes halb er immer und immer wieder zu der Frau zurückkehrt, die ihn kalt und gleichgültig empfängt. Aber, was war denn heute los? „Guten Abend, Ernst —" sprach seine Frau ihn an. Und wie ihre Wangen dabei erglühten! Wie die Stimme so herzlich klang! Das hatte Etwas zu bedeuten. Vielleicht ein Attentat auf seinen Geldbeutel. Er hatte sich ohne hin schon gewundert, daß Elise so lange schon keine Geldansprüche mehr zu per sönlichen Zwecken an ihn gestellt hatte. Darin hatte er nicht mit Unrecht auf eine Folge der wachsenden Entfrem dung erblickt, die nun bald zum völli gen Bruch führen mußte. Eine Ehe, in der die Gattin vom Gatten nicht mehr das Geld zu einem neuen Kleide fordern kann, ist auf die Dauer nicht haltbar. Sollte das neue Kleid oder das Hut modell, welches Elise heute gesehen, am Ende zum Bindeglied werden, das sie Beide einander wieder näher bringen Wiederannäherung gar nicht unlieb. Er hatte keinen Grund zu ernster Be schwerde über seine Frau. Sie war gut, schön und sanftmüthig gewesen, als er sie heirathete. Wonnen. Seine Bekannten beneideien ihn um den Besitz des sinnberllckend schönen Weibes. Ihr Eharakter aber hatte sich verändert. Nicht als ob sie schlecht geworden wäre. Solche schroffe Uebergänge in der Charakterentwicke lung eines Menschen gibt es nicht. Nein, nur ihm gegenüber so wollte ihm dünken war sie jetzt eine Andere als früher... Ja, sie war anders ge worden—aber auch so ganz anders ... und aufbrausend. Anfangs legte er sich im Verkehr mit ihr stets die von der Galanterie gebotene Zurückhaltung auf. Aber die ritterliche Galanterie hält sel ten lange vor in der Ehe. Sie ist der Strohfeuer läßt sich keine gute Suppe kochen. Und die leidenschaftliche Liebe bietet keine Gewähr für eine glückliche Bei einer mittleren ehelichen Tempe ratur so etwa 14 bis IS Grad Re aumur kann das wahre Eheglück weit eher gedeihen. In solch'einer wohl tempcrirten Ehe pflegt sich zwischen den Gatten jenes behagliche Zusammen- Bande. Die Behaglichkeit hatte in der Ehe Es fehlt das Kind... Schirm gemilderten Schein erfüllte,eine Flasche Nothwein ... wahrhaftig Chateau Margeaux, feine Lieblings marke! steht..'. Sonst pflegte sie das Essen Hause, so hatte sie selbst ihr Abendbrot Uiberraschung. Das Alles war ihm un faßbar. Verstohlen blickte er Elise von der Seite an. Eine zarte Rötbe ver- KÄauen Augen erglänzten wie im Widerschein eines stillen Glückes. Und rahmten!.. Frau Elise lächelte ihrem Manne vergnügt zu und begann dann, ihm stillschweigend vorzulegen. Sie wußte, daß Ernst bei dem wichtigen Geschäft des Essens nicht gerne sprach. Sie schenkte alsdann den Wein in die Glä ser und stieß mit ihm an. Ihr „Prost!" erklang so recht aus tiefem Herzens grunde. Auch Ernst legte unwillkürlich einen wärmeren Klang in seine Worte, als er mit einem„Wohl bekomm' Dir's,Elise!" antwortete. Dabei blickte er sie wieder um an, und tief senkten sich seine Augen in die ihrigen. Purpurröthe über flammte da das Antlitz der jungen Frau, die jetzt eine der schwersten und doch auch wonnevollsten Stunden ihres Lebens durchlebte... Sie wird heute dem Gatten ein Geheimniß anver trauen ein süßes, heiliges Geheim niß, das allem Hader und aller Ent fremdung ein Ende macht. Was unaus gesprochen und unaussprechbar bislang zwischen ihnen gestanden, was ihre He rzen einander entfremdet hatte die Kinderlosigkeit ihrer Ehe das war jetzt überwunden und konnte keinen trübenden Schatten mehr werfen auf ihre beiderseitigen Beziehungen. Nun mußte Alles, Alles zum Guten sich wen den... Nicht nur das Weib, auch der Mann sehnt sich nach dem Kinde. Sie stehen Beide unter dem Einfluß des Naturge setzes. Nicht der Mann, ist der Mensch und nicht das Weib. Erst der Mann, das Weib und das Kind sind der Mensch. Sie ergänzen einander und ihr innerstes Wesen sehnt-sich nach dieser Ergänzung. Es ist die Einheit in der Dreiheit, die Dreiheit in der Einheit — ein Mysterium, wenn ihr wollt,aber ein süßes Mysterium, daS uns mit ehr furchtsvollem Schauern erfüllt. Wir ahnen die Majestät der Natur, die sich unser als das Werkzeug bedient zur Erreichung ihrer schöpferischen Zwecke. Deshalb werden Mann und Weib früher oder später unterschiedslos er griffen von dem Drang zum Kinde. Kann dann die Ehe diesem Drange nicht genügen, erscheint jede Hoffnung auf Kindersegen ausgeschlossen, so ver liert das ehelicheZusammenleben in den Augen feinfühlender Gatten manchmal feine natürlich-sittliche Grundlage. Es erscheint ihnen zwecklos. Das muß zwar nicht so sein es gibt wohl auch man che glückliche, wenngleich kinderlose Ehe ' — aber es kann doch so kommen und kommt thaisächlich sehr häufig so. Dann lockert sich das Band, welches bis da hin die Gatten zusammengehalten, und es kommt entweder zum Bruch, oder zu einem gleichgiltigen Nebeneinanderge hen in der Ehe, welches doch unmöglich deren Zweck und Endziel sein kann. Wenn nun aber endlich der Klapper storch über das Haus dahingeflogen ist und einen kräftigen Jungen, ein zier liches Mägdelein durch den Schornstein hat fallen lassen, dann ist die Freude zwar groß, aber noch keineswegs alle ehelich« Nolh ein Ende. Dann ent brennt nach kurzem Waffenstillstand manchmal auf's Neue ein erbitterter Streit der Kampf um das Kind und feine Erziehung. Die Mutter würde aus überquellen der Liebe und Zärtlichkeit das Kind verhätscheln und verziehen, wenn nicht der Vater ein Machtwort spräche und die verweichlichenden Einflüsse von dem Kinde abzuwehren suchte. Zunächst muß sich seine väterliche Fürsorge hauptsäch lich auf eine Ueberwachung der körper lichen Pflege des Kindes beschränken, damit in hygienischer Hinsicht keine fol genschweren Fehler begangen werden. Girade auf diesem Gebiete wollen sogar sonst vorurtheilsfreie und intelli gente Frauen häufig genug keine Ver gebildet, die allen Forderungen der Wissenschaft und Vernunft schnurstracks zuwiderläuft, an der aber manche Frauen festhalten, wie der Südsee-Jn fulaner an feinem Fetischglauben. Es Die Unvernunft der Mütter kennt oft keine Grenzen. Was sie von der Mutter, der Großmutter und der Urahne ererbt alle Aerzte und Gelehrte der Welt be haupten, diese oder jene Behandlung des jungen Weltbürgers sei falsch und widersinnig, sie werden trotz alledem Rezept behandelt. Da nun diese Me hat, muß sie unbedingt gut sein ~. Ich will sie hier nicht erst alle auf zählen, die Sünden, welche unverstän dige Mütter sich gegen die Kleinen in deren ersten Lebensjahren zu Schulden kommen lassen freilich selten ohne Mitschuld Männer. Der Mann, welcher um des lieben Friedens willen seine Frau gewähren läßt, möge > sie noch so unvernünftig an dem Kinde handeln, hat keine Ahnung von der schweren Verantwortung, die er da durch auf sich nimmt. Die Pflicht des Mannes ist es, die Kinderausziehung zu überwachen. Auch soll er die Frau Hinsicht zu wissen Noth thut. Es fehlt nicht an guten Volksbüchern, welche al les Wissenswerthe enthalten. Der jun gen Mutter schadet es sicher Nichts, Alles zu lernen; denn unsere jungen Mädchen werden heutzutage zu allem Möglichen erzogen, nur nicht zu Miit» tern... Wenn das Kind die ersten LebenZ-- und um die geistige Ausbildung. Da wartet denn vor allen Dingen des Va ters eine schöne und hehre Aufgabe, der er jedoch nur dann völlig gerecht werden kann, wenn er ihr in innigster Gemein schaft mit der Mutter seine Kräst« Du willst nicht spielen? Das ist nett! scheut, Auf daß Papa sich recht dran freut." Papa liest seine „Daily j „Ha," denkt er, „wari', ich tränk's euch Daß ihr fortan mich laßt allein." Und kaum gedacht, spielt er auch schon: Es kracht, als ob das Haus fällt ein; Und brüllt: „Willst stoppen gleich, Du Fool?!" Der Fred get vom Piano sroh, Denkt schmunzelnd: „Well, I told you so!" Militärisches. Officiere: aussetzen, daß ich kein Taschentuch habe." Warum. A.: „Willst Du vorstellen?" B.: „Gewiß will ich es, bitte Dich schon jetzt, solltest Du! chen." ,i
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