Mia» t?. Fortsetzung.) Olga faßte den Entschluß abzureisen ,ur rechten ?>it. Zweifel oder keine Zweifel, ihr Verweilen in Astianello Areopag. s H > Die Sympathie für Milla war zu rückgekehrt. freilich nicht über die Ma ßen, aber doch lebhaft genug und ge stärkt durch den Neid, welchen Olga doch mit der Zeit in einem weiblich«» Kreise wecken mußt«. Vom Neid zur Kritik ist ein kurzer Schritt, und die Russin wußte sehr wohl, was ihr nü tzen oder schaden konnte. Sie hatte bis jetzt verstanden, immer so zu thun, daß man ihr viel nachsah, und daß durch leine ihrer verschiedenen Herzensange legenheiten die beneidenswerthe Stelle gefährdet wurde, die si« in der Gesell schaft einnahm. Sie war darin ver blieben gleichviel wie sogar trotz ihres langen Abenteuers mit Eiuliano aber sie wußte sehr wohl, wie lange man ungestraft Sand in die Auzen streuen darf. also schr druck dieses Verdachtes biß sie sich ei- und mühsam erwachte Gewissensbiß plötzlich verstummte, um einer Art fei gen Aergers Platz zu machen be eigenthümlichen Blick nach dem ge schlossenen Fenster von Millas Zimmer hinauf. Sie ließ die herzlichsten, zärt lichsten Grüke für sie zurück und sprach die sich«!« Hoffnung aus. sie bald voll kommen gesund und frisch wie eine Rose wieder zu sehen. Inzwischen war sie selbst wunderschön, üppig, unwider stehlich in der kräftigen Fülle ihrer Formen. Sie war im Reisekleid unge mein verführerisch. Ihr Pilzwert machte sie nicht plump wie die meisten Woldes/"' antel einer Konigin des Die Krankheit war jedoch nicht schwer. Von Typhus keine Spur. Das Fieber nahm nicht zu und kam nur jetzt wieder ganz ordentlich gehe. Aber nach der Abreise der letzten Gäste war es wieder etwas schlimmer mit ihr weinte im Stillen alle Augenblicke. Mit Giuliano wechselte sie nur selten ein gleichgiltiges Wort. Ihre Kräfte waren erschöpft, aber sii leistete Wi derstand, und in diesem von Niemand bemerlten Kampfe verzehrte sich ihre Energie. Sie war von jener stets zu nehmenden Schwächt befallen, zu wel che: weibliche Temperamente eine ver l"ngnißvolle Neigung besitzen. Diese n?r!würdige Art Krankheit ist nicht tätlich an und für sich und ist sehr x,ut zu heilen, jedoch nur, wenn der "ranke den festen guten Willen dazu hat. Wenn nicht, so stirbt er und be geht unschuldigerweise einen unsinni gen und grausamen Selbstmord. So vergingen zwei Wochen. Giu liano fing an, sich ernst- Gedanken zu machen, und der Arzt desDorfes wußte nickt inehr, was er sagen sollte. Eine- Tages rückte er mit dem Vorschlage heraus, man möge noch einen Arzt ru fen.... um eine Meinung mehr zu ha „Ah!" sagti Giuliano. ' " Er erschrak. Und sollte die arme Milla wirklich so krank sein, weil sie das unglücklich« Gespräch gehört hatte! Wie dumm war er doch genxsen! Zu dem hatte Olga ihn gehörig zum Be sten gehabt.... während Milla. daS gute Wesen, ihn vergötterte! O gewiß, ein tüchtiger, ei» berühmter Arzt mußte herbei. Und der berühmte Arzt, von Giuliano telegraphisch herbeigeru fen, traf wenige Tage nachher inAstia- Im Grunde genommen sagti ir nicht viel. Er sprach von Nerven, von gro ßer Gefühlserregtheit, von Blutarmuth, Schwäche. Und während er diese Be merkungen machte. Millas weiße, abge magerte Hand hielt und di» Puls be fühlte, betrachtete er aufmerksam bald Giuliano, bald das starre Antlitz der Herzogin. Schließlich erklärte er, es sei nicht? Gefährliches; er verordnete Eisenniit- Ängesiellten des Gutes Asiu-nello zu er kennen gab und ihn einfach, aber ziemlich kategorisch fragte, ob die He rzogin sehr, sehr krank wäre. Der Arzt verweigerte die Antwort friedigen. Abe: Drollino gab sich nicht zufru den. ungedulidg die Achseln. „Mein Lieber, was fragt Ihr? Wa rum sollte sie sterben? Sie hat eine gute Natur und ist jung. Sie bedarf der Ruhe und hat nöthig, daß, man sie in Frieden läßt, oasist alles." „Ja," sagte Drollin? Aber wenn indessen " ren und tiesbekummerien Ausdruck. „Ob es nicht noch anhängliche Dienstboten gibt?" sagte der berühmte Arzt zu sich selbst, während er in einen schonen Wagen erster Klasse stiez. Tonia im Ankleidezimmer, „das ist das dritte Mal, daß er heute kommt, mit der Entschuldigung, sich nach dem Be finden der Frau Herzogin zu erkundi gen." „Ei, ei!" antwortete Theresa, die zweite Kamm«rsrau, ~«r hat so ganz Unrecht nicht; Carolina ist gar nicht übel. Und er hat jetzt einen schönen Lohn, und Beide gehören zum Gute. Es „Was gibt's?" fragte sie ärgerlich, als sie errieth, daß ihre Ankunft ein Besprach abgeschnitten hatte. „Nichts, nichts. Wir sprachen nur zon Dr011in0...." „Merkwürdig!" erwiderte das Mäd chen. „Natürlich um Böses über ihn zu sagen! Alle haben es auf den armen Lurfchen abgesehen. Ich aber behaupte, °»ß--" „Was weiß man?... Es ist nichts be 'ch " s'l Th todt sei?" „Potztausend!" flüsterte Tonia, „sie U d si s t 'h d mochten lateinisch« Namen sagen, so viel sie wollten, das Uebel der Herrin war nur Leidenschaft, das war es, und Eifersucht und das Leid, welches der Herzog ihr zugefügt hatt« wegen der dicken Hexe, der Russin, die immer lachte. rolinas aufmerksam zu, ohne etwas zu fag-n, ohn« zu merken,daß das hübsche, artige Kammermädchen auch er di« Zeit mit langen, ermüdenden Ritten todt, von welchen Mia sehr oft ganz schaumbedeckt heimkehrte. Manchmal traf Drollino im Hause oder in der Allee d«n Herzog an. Giu liano bemerkte die Gegenwart des jun« Ahnungsvermögen das Nahen de?! Herzogs, und wenn er Zeit hatte, wich er der Begegnung aus. Er-fühlt?, wi« bei seinem Anblicke das Blut in ihm wallte, und es kam wie wahnsinnige Lust über ihn, diesem Manne mitStolz und Empörung gegenüberzutreten. Ein Lippen. Aber dann kam ihm die Her zogin in den Sinn, welche dgs Fluche:« nicht leiden konnte, und er wagte nicht, ihn auszusprechen Und doch, wi« gern« hätte er dem Herzog die Verwün schungen in'S Gesicht geschleudert! Er thaßte ihn aus Herzensgrund.... ohne irgend welche Scrupel. Er war Und nun sollte Milla... vielleicht sterbeii wie er langsam und gesenkten Hauptes durch den Gang schritt. Er sah ihm mit einem grimmigen Blicke nach, und danken, der ihn von Kind auf bewegt hatte, denjenigen, mit Mia zu fliehen, weit, weit fort. So würde er nickts wissen, nicht? seyen...., gesetzt den Fall, daß.... Er verlieh den Stall und ging sein« alten Wohnung zu. ES war ein ileineSßauernhzuZ, daS an ein großes Heumagazm angebaut war und vor dem sich die große Ebene ausdehnte. Ein alter Weidhüt»r mit seiner Familie wohnte darin. Drollinos Wohnung bestand aus einem Raum im Erdgeschoß, der früher als Küche ge dient hatte; er hatte sein Bett, zwej Stühle und ein« alte Truhe dort, in letzterer bewahrte er die wenigen von seinem Vater geerbten Kleider, seine gehörenden, und etwas alten Kram bunt durcheinander auf. Er war schon ein« Zeitlang nicht mehr dagewesen. Die Hausfrau hatte seine Abwesenheit benutzt, um in einer Ecke des Raume? die letzte Kartoffelernte aufzuhäufen', große Spinngewebe hingen zwischen den Balken der Decke, und das einzige kleine Fenster hatte zerbrochene Schei ben. Er öffnete die Truhe und fing an, in den alten Kleidern herumzuwühlen. Plötzlich hielt er inne. Es war ihm ein kalter, schwerer Gegenstand in dieFin zer gekommen. Mit einer lebhaften Ge bilde zog er ihn hervor. Es war eine ilte, zweiläufige Pistole, und er er kannt« s>« sofort als die Waffe, welch« sein Vater als Wachter immer benutzt hatte. Er untersuchte sie lange, sie war noch in ordentlichem Zustand«: und als :r nxiter suchte, fand er in einemWin lel der Truhe sogar noch Munition. Drollino dachte nicht daran, die Kle ider wieder zu ordnen. Starr, wie mag nctisirt, blickte er auf die alte, etwas vom Roste angefressen« Waffe. Langsam sing er sie an zu putzen, brachte sie in Ordnung und lud sie mit vem Gedanken: »Sie wird mir auf der Reise dienen." Aber als er sie sauber und glänzend, zum Gebrauch« b«reit, mit nachgiebigem Drücker vor sich sah, hielt er nochmals inne. Sein Gesicht glühte, die Schläfen hämmerten, und er spannte den Hahn und setzte ihn vorsichtig mit einer fast krampfhaften Gebilde wieder in Ruh«, wie in «insm furchtbaren inneren Kampfe. Endlich zuckte es blitzartig über das verstörte Gesicht, und ein Gedanke schien zu siegen. Drollino verbarg die Pistole in der inneren Tasche der Jacke, welche er eben trug, dann warf er die Kleider alle wirr durcheinander wie der in das Innere der Lade. Zu Hause angekommen, erkundigte er sich nach der Herzogin. Das Fieber hatte zugenommen. Am folgenden Tage fiel der erste Schnee und hüllte die prächtige Villa in tiefes, winterliches Schweigen. Im Haufe herrschte eine fchwermüthige Stille. Man sah den Herzog selten, und Milla war seit mehreren Tagen nicht mehr ausgestanden. Die so plötzlich eingetretene Kälte war ihr schlecht be kommen. Sie fühlte sich zwar nicht sehr leidend; in der tiefen, trauervollen Ruhe, in welch- si« sich versenkt hatte, kam es ihr sogar vor, als werde sie ge wiegt von einer sie langsam einschlä fernden, vorrückenden Erschlaffung. Und wenn dieselbe schließlich auch das Ende bringen 5011te,.... je nun.... de sto besser!..... Das nnr kein Leben mehr.... Sich demüthigen, sie?.... So beledigt»., vergessen? O niiii.... eher Eiuliano seimrseits war im höch sten Grade Schwere Gewis sensbisse beunruhigen seine schwache Seele. Er wünschte aufrichtig die Frau zu retten, welche feiner grenzenlosen Eitlkeit ihr eigenes Leben zum Opfer brachte. Der unmittelbaren Herrschaft OlgaS entrückt, kehr» er in sich; er be reute, sie wieder geliebt zu haben, und glaubte sie jetzt zu verabscheuen. Das Schicksal seiner Gattin rührte ihn, und er weinte oft, wenn er aus dem blauen Zimmer kam. Wie gern wäre er sogar er, dem die Scenen so sehr zuwider waren Milla zu Füßeti gefallen, hätte ihr gesagt, daß er im Grunde nicht so schuldig war. wie si- ihn viel leicht hielt.... hätte dessenungeachtet ihr: Verzeihung erfleh?», ihr für die Zukunst «ine aufrichtige, unum schränkte Treue schwören.... und halten mögen. Er versuchte zwei- oder dreimal eine Erllärung. Aber sie blickte ihn mit so unnahbarem, eisigem Stolze an, daß er in den einleitenden B-merkungen so fort abbrach und die Erklärung.... auf später verschob. Eines Tages verkünd:!» Carolina Drollino etwas, das sie ungemein be trübte.... die Herzogin hatte nach Vater Loria verlangt. Drollino antwortet- nichts darauf als sein gewohntes „Ah!", aber es klang diesmal rauh und wie erstickt. Nun wollte Carolina ihn beruhigen. O, deshalb war es noch nicht zum Aeu ßerstin gekommen; aber die Frau Her zogin war so fromm, und dann.... viel leicht..,. Drollino blieb ernst und finster und starrte aus den großen Tisch, wo eben die Wäsche gestärkt wurde. Der Schne« fiel unaufhörlich in gro ßen, ausgefransten Flocken, und Pater Loria kam in einem wirklich bemitlei dcnswerthen Zustand in der Vorhalle an. Während er vor dem großen, im Kamin des Speisesaalts angezündeten Feuer sich abtrocknete, kam der Herzog, um ihn zu begrüßen. DasGespräch war kurz und kalt, fast wie der Tag. Der Priester und der Hausherr studirten sich aeaenseitig und mißtrauten einan der auch gegenseitig. Giuliani? hatte für ihn zwei oder drei etwas gewundene Phrasen; er empfahl ihm, die Herzogin nicht zu er müden, die Arme, die gar so schwach war. Dafür hatte Pater Loria ein zwei- oder dreimaliges' Kopsnicken. was den Herzog jedoch gar'nicht beruhigte. Und doch mußte dieser auf derSchNxlle d«s Zimmers ein höfliches: .Bitt-, ma- cyen Sie stch'S bequem," murmeln unv sich sachte zurückziehen, während die väterliche Gestalt des freundlichenAeist lichen sich MillaS Bett näherte. stürmisch würd«. Es war «in förmli ches Duell zwischen der Autorität und der Empörung. Milla erzählt« ihm alles mit fieber hafter Hast, mit dem ganzen Unge stüm ihreSGrolleZ, mit dem Bedürfniß nach Mitgefühl, das sie so sehr quälte. Sie erzählte ihm mit plötzlich erwachender Energie, wie sie ihren Gat ten liebte, wie sie fühlte, daß der Schmerz an ihrem Leben nagte wi« der Wurm an der Wurzel der Pflanze? O! Ihre Liebe war so groß, so glü hend gewesen, ihre zärtlich«, schranken los« Folgsamkeit nicht die Schwäche einer zur Herrfchaft unfähigen Seele; nein, ein vernünftiges Wollen, ihre Auslegung d«r Liebe, ein unersättli ches Opftrbedürfniß, die Selbstver leugnungsmanie des liebenden Her zens. Sir hatt« volles Vertrauen ge habt, hatte ihm dies volle Vertrauen biweisen wollen!... Sie wollte um j«d«n Preis dem Herzen dieses Man nes genügen! Und alles das war um sonst gewesen. Er war wieder jener .». zu Füßen gifallen. Und nun? Pater Loria ließ sie ausreden» Aber" als si« zu Ends war, als sie noch ganz zitternd von ihrem Herzenserguß mit heftiger Geberd« sich in ihr« Kissen zurücksinken ließ, fing er an zu spre chen. Er hielt k«ine langen Reden. „Ich verstehe Sie und bemitleide Sie," sprach er sanft. Und dann, als sie ihn wie außer sich mit weinenden Aug«n ansah, fügt« er gelassen bei: „Nun thut zweierlei noth: erstens ver zeihen." Si« schauderte. „Und dann?" fragte sie mit leidenschaftlicher Ironie. „Und d«nn leb«n," war Pat«r Lo rias einfache Antwort. Als der alt« Priester eine Stunde nachher das Zimmer der Herzogin ver ließ, traf er mit dem Herzog zusam men, welcher, ungeduldig und beunru higt durch die langandauernde Unter redung, mit großen Schritten imGange auf und ab ging. Der Beichtvater und der Gatte grüßten sich äußerst höflich, noch höflicher als beim ersten Zusam mentreffen, aber nicht weniger miß trauisch und voll gegenseitiger Abnei gung. Giuliano fühlte «twas in der Luft liegen. Vielleicht eine nah- bevorste hende Erklärung, welcher er jetzt, da der Priester sie veranlaßt hatte, mit Schrecken entgegensah. ES war für ihn ein« wahre Erleichterung, als er von der Kammerfrau vernahm, die Herrin sei müde und habe besohlen, man solle -sie ruhen lassen. Milla hatte ausgeruht... aber jetzt war sie ermattet.... Diese Ruhe war in Wirklichkeit einer der HLrtestenKäm pfi ihres armen beleidigten und zu gleich liebenden Herzens gewesen. Die Religion hatte einen Rath gegeben, und die Natur und di« Jugend hatten ihn mit geheimer Zustimmung gut gehei ßen aber der Stolz hatte auch sein rebellisches Wort geführt. Die winterliche Dämmerung, ver längert durch den weißen Widerschein des gefallenen und des noch immer fal lenden Schnees, breitete langsam ihr grauweißes Zwielicht aus. In dem zu nehmenden Dunkel trat das große Bett mit den hellblauen Wänden deutlich hervor. Millas blasses Eefichtchen hob sich nicht mehr ab von dem weichen Weiß der Kissen und schien beinahe die unbestimmten Umrisse einkr Masle ai.- zunehmen. „Befehle,, Sie Licht?" fragte das „Nmi," „Nmi," antwortete Milla mit selt- Das Mäbch-n ging auf den Fuß spitzen hinaus. - Im Zimmer herrschte ein tiefes, fei erliches Schweigen. Giuliano empfand ciine unerklärliche Angst, sah wie ge bannt auf das blendend weiße Bett und versuchte mit dem Blicke die unge wissen Umrisse des kleinen weiblichen Körpers zu erfassen, der regungslos unter den Betttüchern lag und in dem Dunkel, welches das Zimmer nach und nach einhüllte, dahinzusterben, sich in Nebel aufzulösen schien. Er hätte gern mit Milla gesprochen, ihre Stimme gehört; es war ihm ein angstvollesßc dürsniß. Und während er dachte, wie er ein« wenn auch gleichgiltige Fragt an Milla richten könnte, aus die sie ihm antworten müßte, siehe, da ertönte plötzlich durch die beängstigende, ge heimnißvolle Stille ihr schwaches Stimmchen und sprach ein Wort, das kommen war: „Giuliano!" Er fuhr in die Höhe und neigle sich rasch über das Bett, erschreckt von die „Giuliano....", wiederholte sie lang sam. „ich muß nic?!.... ich muß noch nicht sterben. Und deshalb... weißt Du...." O! Sie konnte es fast nicht über die Lippen bringen; es war so hart, so üb»r-nenschlich Sie sie kam aus der Fassung. „Weißt Du," suhr sie mit einer h:l -gessen will. Aber auch Du mußt, wenn Du willst, daß ich..." Er ließ sie nicht ausreden. Er warf lich auf di« Kniee, ergriff sie bei den Händen, bat sie mit erstickter, leiden schwur, daß er sie lieb«, daß er nicht Wirtlich schuldig sei. daß das, waZ sie geyorr yane, nur der Ausdruck «>n«r momentanen, flüchtigen Tollheit, einer flüchtigen Laune ohn« irgend nxlch« tiefere Bedeutung und Folgen gewesen sei. Und er wiederholt« sein« Betheu«, rungen, die glühend und aufrichtig war«n, wi« in diesem Moment auch seine Reue glühend und aufrichtig war. Und in dieser sturmischen Reaction, in diesem plötzlichen Wi«deraufleben sei ner Liebe zu de>r Frau, die er zu verlie ren fürchtete, würd« Giuliano b«redt und zeigte sich in einem neuen Lichte, in einem Lichte, in welchem er, seiner Herrschaft über Milla vollkommen si cher, sich nie die Mühe gegeben hatte, zu erscheinen. „Du liebst mich also. Du liebst mich?" fragte die Kranke, in diesem Augenblicke hingerissen von ihrer rasch erwachten, warm ausbrechenden Liebe, die sie wieder alles entschuldigen, ver zeihen, vergessen ließ und sie blind lings und selbstvergessen einer noch mächtigeren und unerschütterlicheren Täuschung überlieferte. Er bedeckte sie mit Küssen. O, trie er sie liebte! Wie er gelitten hatte!.... O fein«, Milla, sein« angebetete Milla! Er war nicht.... Kreole in diesem Augen blick! Plötzlich fühlte Mlla, wie in der fic erwachten. Sie setzte sich im Bette auf, umklammerte mit ihren abgezehrten A rmen Giulianos Hals und schmiegte sich ' an ihn mit einem Schrei de« höchsten Triumphes und Entzückens: .Leben! Leben!" « » « In der Villa war noch immer das Unterste zu oberst gekehrt. Vor weni gen Stunden waren der Herzog und die Herzogin nach Neapel abgereist, wo die alte Herzogin Lanti«ri mit ihnen zusammentreffen sollte. Die Abreise hatte eben stattgefunden und es würd« «och immer darüber hin und her gesprochen. Die Herrin war wirklich noch nicht hrrgeskllt, doch ging es ihr viel besser. Aber sie hatt« viel ausgestanden, die Arme! Und was für eine Freude war ei für Alle gewesen, als sie zum erstenmal zum Essen herun terkam. Den Abend vergaßen sie so schnell nicht. Di« Mahlzeit war nicht im gro ßen Saale aufgetragen worden, son dern in einem gut erwärmten, mit den schönsten Kamelien des Treibhauses ge schmückten Zimmerchen. Nach beende tem Mahle war die Herzogin, auf den Arm ihres Gatten gestützt, einen Au genblick in die Halle gekommen, um den guten Leuten für ihre vielen „Le behoch" zu danken. Sie hatte fast mit jedem gesprochen, hatte die alte Pfört nerin wiedererkannt, die Verwalterin gegrüßt, hatte auch gesehen, daß zwei Weidehüter da waren und sogar Drol lino, der. scheu wie immer, sich hinter einen Pfeiler halb versteckt hatte. Sie ließ ihn sogar vor sich rufen. „Ich habe vernommen," sagte sie freundlich zu ihm, „daß auch Du oft kamst und Dich nach meinem Befind«» erkundigtest. Ich danke Dir dafür." Er sah sie starr an, wie bezaubert.... Wie schön und blaß war sie... wie ver schieden von allen Anderen! .Giuliani), welcher der Herzogin zu Ehren ganz alten Johannisberg» ge trunken hatte, war sehr fröhlich auf gelegt. „Gewiß," rief er leutselig, „er kam jeden Tag, um bei der Carolina nach zufragen.... ei!.... ei! schau.... Drol lino!" tete, sie möchte sich ermüden. Milla widersetzte sich nicht; ohne es zu bemerken, verfiel sie unwiderstehlich schast wurden natürlich di« Ereigniss« der stürmischen Villeggiatur bespro chen. „Und die Russin?" fragte auf ein mal der Küchenjunge. gleiche Höhe mit dem Kinn und blies mit einer lebhaften Grimasse rasch über die Handfläche hin. Es folgte ein allgemeines Gelächter. Aber d«r boshafte Junge fuhr fort: „Auf immer?" scheu Miene die Achseln in die „Mein Lieber, wer weiß das Künf tig«?.... Hoffen wir, ja! So viel ist si cher, daß dank dieser Te»f«lin unsere gute Herrin in großer Gefahr gewesen Und ich sge we d s ch „So stirbt sie, he? stirbt sie „was verstehstDu davon, jungerNichtS- daß Du Dein Maul darein hängn?" Und um ihm zu beweisen, daß es ihn gar nichts angehe, versuchte er ihm Drollino ging unbemerkt aui der Küche und begab sich wieder in den ! Stall. angenehme Wärme und ein dem Auge wohlthuende? Halbdunkel, welches hin und wieder durch das Licht kleiner, an den Gewölbebogen ausgehängter Lam pen unterbrochen wurde. Hinten neben der AusgangSthür brannte ein kleines flackerndes Oellicht vor dem Bilde des heiligen Antonius. In einem offenen und eben leeren Verschlag lag auf «i -n«m Klappbett ausgestreckt und in sei nen großen, grauen Mantel gehüllt der in festem Schlafe. Im Stalle waren eb«n jetzt nicht mehr als fünfzehn Pferd«. Sie waren Ben ab und zu ein leichte» Stampfen hören und verriethen jede Bewegung durch den Lärm d«r hölzernen Kugeln, die an den Halftern angebracht waren und gegen die äußeren Wände der Krippen schlugen. Mia war zuhinterst, im Verschlag rschts, und schlief, seitlich auf dem Stroh ausgestreckt; aber als Drollin» näher kam und sie halblaut beim Na men rief, erhob sich daS gute Thier, auZ dem Schlafe aufwachend, ungestüm mit der raschen, dem edlen Pferde-eige nen Bewegung, das nicht in einer un thätigen Stellung überrascht werden will. Es wandt« den kleinen, intelligen ten Kopf und schaute s«in«n Herrn mit den großen, ausdrucksvollen Augen an.... Sprechenden, indem er liebkosend den glänzenden Rücken des Pferdes strei chelte.... „Mia, sie ist abgereist." Der Widerschein des kleinen Lichtes Tone fort, „wenn si« gestorben wäre... hätte ich ihn getödtet.... weißt Du?...." Eines der nächsten Pferde riß hes- Jm Stalle herrschte tiefe Sülle. 8. Capitel. wieder da, der Mai und sein Heller Himmel, seine leichten Wolken, seine frühzeitige Wärme! Der Mai, welcher der Villa Astianello zulächelt, undMil- Rosen von Astianello zulächelt. Im Garten blühen sie in zahlloser Menge, in allen Sorten und Farben; Strauch doch sehr viel Geld kostet. Eine Seltenheit, natürlich. Diese ehrliche Abart der Rosen möchte bei uns lieber nicht wachsen, da sie wohl nimmt. Aber wir, statt ihr Dank zu wissen für ihre ästhetische Erkenntniß und ihre Sprödigkeit, strafen sie da- Jetzt richtet sie sich auf und ruft: leichten Roth üb«rhauchl ist. Ihre Ge- Schleifen und rosafarbenen Blümchen. Das reizende Geschöpf strahlt wirklich von Gesundheit; der frische Morgen» herte sich dem Feiister. In der Rechten "'?Was?' „Diese Rose." „Weil es nicht eine Rose ist wie die zndern auch; sie hat ein Original sein wollen, und das taugt nichts." „Wirtlich?" 5 „Nein. Man muß vernünftig sein und thun wie die Andern bin so überzeugt davon, daß ick nicht gut predigen und schlecht handeln will. Ich will nicht sein wie die grüne Rose. Wir wollen also im Juni in's Bad geben." „Aber, mejneLiebe, warum denn in's Bad geh«», wenn Du keim- Lust da,u t,a>t? Wr könnten ganz gut hier blei ben." (Fortsetzung folgt.) Dem Reinen ist alles rein. Den'. Münn«rtte!»«r für Arau««» Kleiderreform für die Frauenwelt bildet heutzutage «in schier unerschöpf lches Thema. Verschiedene System«, welche ein Mittelding zwischen der Männer- und der Frauenkleidung dar stellen, wie das modificirte syrische System" und andere mehr haben be geisterte Vorkämpfer und Anhänger gefunden, andererseits haben dies« Re formbewequngin «in« entschiedene Ver urteilung erfahren. Ein berühmter Pariser Künstler, der um sein Gutach ten in dieser vielfach erörterten Frage ersucht wurde, gab «ine zwar deutliche, wenn auch brüste Antwort. „Wenn meine Frau Hosen anzi«h«n wollte, würde ich sie (die Frau) zum Aenster hinauswerfen," erklärte er. Trotzdem gibt es in Paris zahlreiche Frauen, welche vollständige Männer tleidung tragen und denen die dazu er sordcrliche Erlaubniß von den Behör den bereitwilligst ertheilt wird. Mei stens thun dies Frauen, welche die' A rscher zu Schaden, der, in das Hospital überführt, um Unterbringung in der Frauenabtheilung nachsuchte; es war eben eine Frau, die, als Mann geklei det. besser zahlende Beschäftigung ge funden batte. Allein auch Frauen der sogenannten besseren Stände haben die Männertleidung adoptirt. Unter ih nen ist besonders Madame Jane Dieu lasoy bemerkenswerth. Bereits im Jahre Jane Dieulafoy. 1870 folgte sie in „Knickerbockers" ih rem Gatten in dcn Krieg. Als ihr Gatte später eine Forschungsreise nach bleiben und sich mit „Flirtations" die Zeit zu vertreiben oder MännerUeider anzulegen und ihm zu folgen. Sie that das Letztere und seitdem trägt sie dieselbe nicht nur auf ihren ausge dehnten Reisen, sondern auch in Ge sellschaft. Ihrer Ueberzeugung nach als billiger ist und das weiblicher Ge schlechts auch von Frauen adoptirt werden, da dieselbe sowohl praktischer als billiger ist und die weibliche Ge schlecht in den Stand setzt, Berufsar ten zu ergreifen, die das jetzige Bell«, dunasfystem dem Weibe verschließt. .Nun, mein lieber Felsenbauer, wie gehts denn Euch und Eurer Fami lie?" „Ich danke, unterthänigst, für hoch gräfliche Gnaden, meine Kinder, ich und m«i' Weiberl' fan g'fund, nur die alte Muttersau, die is jetzt g'rad' a wengerl unpäßlich!" Sein Begriff. .Mtin Sohn widmet sich der For schercarriere, wird Reisender und geht nächstens in die heißen Länder " — will er machen in Son nenschirmen?" Bezeichnend. „Wie alt sind denn die drei Töchter d-r Baronin?" .O. die erste ist heirathssähig, die zweite heirathsberechtigt und die dritte h-irathslustig!" Splitter. Auf der Bühne endet die Comödie mit der Hiirath; im Leben beginnt die Tragödie mit de« Heirath! 3
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