Das Muttermal. (15. Fortsetzung.) Sie weinte, bat, schmeichelte Al ks vergebens! Er blieb fest. „Ach, wa rum sind wir hierh«r gekommen?" jammerte sie. „Ich wünschte von Her zen. Du hättest Sibyl Arnstein gehei rathet, ehe wir etwas von ihr hörten. Arme Henriette! Ist es denn meine Pflicht, mich selbst aufzuopfern? Ist es die Deine? Aber Du mußt im mer Deinen Willen haben, koste es. was «s wolle. Ich gehe mit gebrochenem He rzen, denn ich lasse Dich in großer Ge fahr zurück." Er brachte sie rasch mit Anna in den Wagen und sah sie mit einem Seufzer der Beruhigung abreisen. Dann kehrte «r in daS HauS zurück, daS sich jetzt mit der Düsterheit füllte, welche in mensch liche Wohnungen einkehrt, wenn der TodeSengel zögernd darüberfchwebt. Barneck wachte Nacht für Nacht, mit Frau Monika wechselnd, saß traurige Stunden neben dern Bette seiner Ver lobten, während seine Phantasie und sein Herz mit dein Bilde einer Anderen beschäftigt waren mit dem Sibyl Arnsteins, so schön und ernst, wie cr «S zuletzt gesehen im Mondlichte zu Hammersttin. Eines TageS öffneteHen riette Varneck ein Paar unnatürlich großer Augen in einem schmalen, er schöpften Gesichte und sah empor zu ih rem Verlobten. „Bist Du immer hier?" rief sie mür isch. „Verläßt Du mich denn nie? Warum gingest Du nicht mit Deiner Mutter?" Er betrachtete sie mit einem Aus drucke der Befriedigung. „Ach! Das klingt, als o' ,ch es hätte thun sollen. Wie fühlst Du Dich heule, li-be Cou sin«?" „Warum antwortest Du nicht?" fragte sie zitternd. „Was veranlaßte Dich, da zu bleiben, als sie ging?" „Die Absicht, Dich zu pflegen," ant wortete er leicht. „Es scheint demnach, daß ich nicht sterben werde." „Nein, Gott sei Dank!" schen Du so viel Zeit dar auf verwendetest, mich am Leben zu er halten. Wäre ich gestorben, so hätte ich Dir keine Unruhe mehr b-reitet." „Meine arme Henriette", antwortete er halb scherzend, halb mitleidig, „mir ist es jedenfalls viel lieber, Du lebst; glaube mir." » „Du hast Tag und Nacht an meinem Lager gewacht", sagte sie, „und zwar mit eigener Lebensgefahr. Das ist mehr, als ich für Dich gethan haben würde." „Sprechen wir nicht davon," sagte er. Langsam zog sie seinen Ring von ihrem Finger. Sie ließ das schim mernde Kleinod auf die weiße Bettdecke fallen. „Da, nimm ihn", sagte sie, in dem Thränen über ihre bleichen Wan gen in die Spitzen des Kopfkissens roll ten. „Um Alles in der Welt wollt' ich ihn nicht einen Tag länger tragen. Ich gebe Dir ihn aus eigenem Willen Du bist frei. Geh', Heirathe Deine schöne Sibyl, sobald es Dir beliebt." 23. Capitel. Mit wirrem Kopse und wehem Her ten erhob sich Paulette am Morgen nach Et. Johns mißlungenem Versuche, sie zu entführen. Der Gen-ral saß an der Gicht leidend unten und tn Folge dessen in schlechtester Laune. „Was in aller Welt veranlaßte Ar thur, uns so plötzlich zu verlassen, Pol ly?" war seine erste Begrüßung. Sie blickte u«n sich. Hilda saß in der Nähe und nähte, wobei sie ab und Arthurs Anblick war also Paulette er- Polln?'' ben und ihn augenblicklich zurückrufen." Ihr Gesicht wurde kalt und frostig. „Nein, Vormund," antwortet? si- be ilud sah ungemein erstaunt aus. „Was!" rief der General, „dann ist «s so, wie ich Du bist soyte ich bereitwilliger sein, mein Unrecht anzuerkennen, als andere Leute?" Fegefeue^ bleiben, ha? Komm', komm', Du eigensinnige Polln, das lann ich nicht dulden. Setz« Dich und schreibe ihm, was ich Dir diktiren Werve." Sie wurde ganz verwirrt durch sein Drängen. „Nein," wiederholte sie; „ich sage Jklkien, ich will nicht! Sie wissen nicht, was Sie sagen. Ich ihn zurück rufen? Nicht für mein Leben!" „So schlimm ist eS also?" sagte er verdrießlich. „Alberne Polly Du bist so bliud wie eineLledermaus! Nun, Gott helf«? uns! Warum konntet Ihr, Du und Arthur, auch in Zank gera th-n? Nun, nun, Du bist wie Dein gan zes thörichtes Geschlecht! Ihr wollt cden alle nur immer Euren Willen haben." Hilda zuckte dte SHultern. „Arthur weiß ohne Zweifel, was er thut," be mertte sie spitzig. „Pfui! Möchte die auch noch ansan gen," brummte der General; „laßt die jungen Leute ihre Sach» allein ausma chen. Ihre Sache, Hilda, ist daS gewiß nicht. Verdammtes Kissen! Leg' es zu recht, Polly! Deine Hände sind vielmal mehr werth, als die Hildas." Es kam wieder etwasFarbe zurück in ihr Gesicht. Sie richtete das Kiffen nach seinem Wunsche und küßt« dann mit plötzlicher reuiger Zärtlichkeit sein är gerliches. altes Antlitz. Wäre Hilda nicht zugegen gewesen, sie hätte wahr scheinlich ihr lichtes jugendliches Haupt an sein alteS, buschiges, graues gestützt und Alles bekannt; aber die spöttischen Blicke ihrer Feindin erkälteten ihr Herz und schlössen ihre Lippen. „Soll ich nicht bei Ihnen bleiben diesen Mor gen, Vormund?" fragte sie nachdenk „Und mich murren und fluchen hö ren? Nein: Hilda ist daran mehr ge wöhnt. Geh und denke über Deine Sü nden nach daS paßt mehr für Dich." sich selbst, als der Reitknecht das Pferd ihr vorführte, und ohne Beihilfe sprang sie in den Sattel „der letzte, mein schönes Thier, für immer!" Die Hufe des Thieres hoben sich und hinaus ging es auf die nächste Straße. Paulette ließ endlich die Zügel auf den schimmernden Hals des Pferdes fal len. Sie sah die Felder, den weiten Wasserspiegel und die Sonne, und doch sah sie all' diese Dinge eigentlich wieder nicht, denn ihre Gedanken waren weitab von ihnen. „Er ist in das Exil gegan gen," sagte sie, „und er tha4 es meinet wegen; und ich werde sein Antlitz nie wieder erblicken. So lange ich hier bin, wird er nicht zurückkommen. Er verach tet mich jetzt und er mag es thun; es ist so besser." Sie fühlte eine Schwer« in ihren A ugen. aber sie konnte nicht weinen. Ihre Miene war der Ausdruck tiefster Trost losigkeit. Ein verheirathetes Weib, wie sie war, mußte sie für immer scheiden von einem Manne, den sie auf Erden allein und über AlleS liebte! DasThier trabt? hinab zu dem stillen Ufer und hielt mit seiner Reiterin im Schatten eines breitästigen Baumes. Paulette sah mit festem Blicke über die jetzt fast violett schimmernd:» Gemäuer. „Wenn ich dächte," zischt« sie durch die Zähne, „daß jener Mensch wiederHand an mich legen wollte, ich würde mich im Augenblicke dort hineinstürzen und so Alles beenden!" Eine lange Zeit saß sie regungslos im Sattel, der Zügel lag auf dem Halse des Pferdes, das tiefe Blau ihres ReitkleideS contrastirte mit dem gelben Haar und ihrem wachsähnlichen Ge sichte und ihre dunklen Augen waren in die Ferne gerichtet. Plötzlich hörte sie die Hufschläge eines zweiten Pferdes und sich umwendend, sah sie Trent lä chelnd auf sie zureiten. Er griff an seinen Hut und macht« ihr «ine Berbeu gung, als er an ihrer Seite war. „Ein höchst unerwartetes Vergnü gen!" „Ich dachte, Sie seien fort,' war ihre Antwort, während sie ihn gleichgiltig „Ich bin eben von dort zurückge kehrt," erwidert- Trent, indem er ihr seine mit einem Handschuh bedeckte Rechte über den Hals des Pferdes ent gegen streckte. Sie nahm sie zögernd. „Ich hoffe, Sie haben eine ange nehm- Reis- gehabt." sagte sie höflich. „So wa>r es in der That es über traf meine höchsten Erwartungen. Er lauben Sie mir. Sie zu begleiten." „Verzeihen Sie! Ich ziehe es vor, allein zu sein!" sagte sie freimüthig. „Der General ist wohl zu Hause, denke ich," sagt- Trent. „Ich gratulire Ihnen zu Ihrer Verlobung mit seinem Erben. Es war ganz natürlich, Pau lette, daß Sie den künftigen Herrn von Weißentburn einem armen Teufel, wie Georg Trent, vorzoa-n." Sie richtete ihr: stelze kleine Gestalt im Sattel auf und crgiff den Zügel. „Warten Sie!" rief er mit finsterem Lächeln. „Wie krank wie elend Sie aussehen. Paulette! Gar nicht wi- sonst eine verlobte Braut auszuseben pflegt. Ist eS möglich, daß Sie schon eine in Ihrem Eden gefunden ha ben? Nein, das tann nicht sein." „Mein Glück odsr Unglück kann in keiner Weise Herrn Trent berühren," antwortete 'Haulette. „Ich wünsch- Ih nen guten Morgen." Und dem Thiere einen Schlag mit der Peitsche verse tzend, sprengte sie fort und ließ ihn auf der Straße zurück, wie einen Centaur, von wo er ihr nachblickte, so lanze er sie im Gesichte behalten konnte. Sie ritt so schnell, als die Huf- des Pferdes sie zu trafen vermochten. Fin sanfter Wind blies ihr in's Gesicht und trug ihrHiar, während es wie fieberhaft in ihren Adern glühte. „Zum letzten Male!" sagte sie, indem sie d?n schimmernden Hals des T>i:rdeZ schmeichelnd Ilopsie. „'.borgen müssen wir scheiden für im mer." Di' Stunde des DinerZ war nahe, als sie nach dem Schlosse zniii,<kebrte. I Lel.nstuli- u >d stölinte unwillig.'„Ei I „Ali, wirklich!" läckilte Trent; „daS ,'ehen. Wolle.« Sie n-inen Arm neb , 1,-cn, Hill Der General wird wohl > nichl zur Tafel gehen?" „Der General wird?' rief der tn Frage stehende Theil. „Komm Polly! Es ist etwas IoS. Wenn sich Trent ein heiteres Ansehen gibt, so bedeutet daö immer irgend ein Unglück." Speisesaal gerollt wurde, und nahm bann nächst ihm ihren Sitz an der Ta fel. In ihrer Bläffe und in ihrem reu Locken und Hals und Arme mit schwarzen Spitze., bedeckt, ui»ndlich lieblich auS. Trents Augen glühten. Diese Strophe summte Trent zer streut. „Ich bin gerade aus jener Ge gend gekommen, General," sagte er bann. „Die vier graue» Mauern sind ein Ort. genannt Hammerstein; und di: zurückgezogene Dame ist nun, Sie kennen sie ja als Madame Arn stein." Des Generals Lössel fiel klirrend auf den Teller nieder. Sein altes Gesicht verfinsterte sich. Auch Hilda zuckte zu sammen. „Hammerstein!" wiederholte Pau lette, dis. lsdhaft das Schweigen brach. „Nun, das ist oie Hcimath meiner theu ren Freundin Sibyl. Gewiß, Sie er innern sich ihrer, Vormund, das schöneMädchen, das ich Ihnen vorstellte im Institute." „Wirklich!" rief Trent. „War sie mit Ihnen da? Wie wunderbar! Ja, ein merkwürdiges Geschöpf ist sie in der That liebenswürdig genug, um die echte Tochter der Person zu sein, die sie ihre Mutter nennt." „Ihre Mutter nennt!" wiederholte Pauletie. „Ich verstehe Sie nicht!" Hildas Gesicht wurde häßlich gelb. Sie stampfte zornig auf den Boden. „General! Ist es möglich, daß von diesem Geschöpfe und ihrem Kinde offen an Ihrem Tische gesprochen werden darf? Ich selbst theilte Paulette die ganze unselige Geschichte mit. Ach, wie undelicat doch diese Mädchen sind! Und Ihnen, Trent, verbiet- ich, diesen Na men jemals wieder vor mir zu erwäh nen!" „Und was," rief der General, ohn» auf Hilda zu achten, „was veranlaßt Sie, sie zu suchen was hatten sie zu thun in Hammerstein?" „Ich war neugierig," sagte Trent sorglos, „die Frau zu sehen. Ich hatte auch die sektsame Geschichte von ihrem Kinde gehört. Es ging in dem ersten Lebensalter verloren. Die schöne Sibyl, wie man sie nennt, ist einfach gestohle nes Eigenthum; ich werde wieder zu- und sie ihren rechtmäßigen Altern zu stellen. Was Adah Arnstein selbst be trifft, so ist sie di« interessanteste Irr sinnige, welche anzutreffen ist." Die Adern auf der Stirne des Gene rals schwollen bis zur Dicke von Peit schenschnüren an, als Trent diese Worte äußerte. „Verflucht fei sie!" rief er; „verflucht für die trostlose Verlassen heit, die sie meinem Alter gebracht hat!" „Aber," suhrTrent gleichmüthig fort, „dasSellsamste von All-mist, seit acht zehn Jahren hat sie Sie als die Person angesehen, welche ihr ihr Kind stahl. Sie glaubt eS mich mit aller Kraft ih rer wirren Seele." „Ich!" donnerte der General, mit ei nem Schlage auf den Tisch, der alles Porzellan in Bewegung brachte, „den Balg! Ich würde diesen lieber in den bodenlosen Abgrund sinken sehen, statt ihn mit einem Finger zu berühren! Halt! Ich will kein Wort weiter hören. Hilda hat Recht! Es ist kein Gegen bei Tische gesprochen werden soll." Trent zuckte die Schultern mit gro ßer Kaltblütigkeit. Er sah wohlgefäl lig und ruhig hinüber nach Paulette. „Wie es gefällig ist! Ich weiß einen an dern Gegenstand, der ebenso interessant ist. Während meiner Abwesenheit, Fräulein Paulette, hatte ich, unter an deren seltsamen Erfahrungen, auch die Ehre, das Haus zu sehen, in welchem Sie geboren wurden ?" Paulette war überrascht. „Herr!" „Und was zum Teufel wissen Sie Weidas Haus, in welchem sie geboren geboren worden?" „Ich fand es," sagte Trent, „bei den Teuselsfels.'n an der Küste der Nord see." Ueber das zornige Gesicht rasch eine düstere Blässe folgte. „Pau lette!" murmelte er. „Guter Gott, was haben Sie dort zu thun?" Bildern besteht?" „Ich habt es wohl oft genug be merkt," s.'.qte Hilda willfährig. Der G-neral betrachtete den Advoca ten mit lebhaftem Mißvergnllg:n. Rsllftiible d«s Generals. In einer Art stolze, schöne Profil sich sorgloZ ab wendet«. schöne Mündel, di« Verlobte Ihres Er- Arnstein." „Polly?" donnerte er, „mein Lieb ling? Die Brut dieses verfluchten Wei beS? Was meinen Sie?" Er schien be- tw ttd Ltz/ ließ, um dem Geliebten zu folgen, der sie verlassen hatte. DaS Weib betrank sich in schlechtem Wachholderbrannt we!n und setzte das Kind, damit es ertrinke, am Ufer der nahenden Fluth aus, wo es aber glücklicherweise aukae hoben wurde; und ich wiederhol«, Ihre sogenannte Mündel ist keine andere, sem Momente unauslöschlich in ihrem Gedächtnisse ein, das Zimmer das Licht, wie es durch die Schlinggewächse am Fenster fiel Hildas galligeSGe sicht, die wild erregte Miene des Gene rals und Trent, der Liebhaber, den si« verachtete, ihr Feind, der so ruhig und nonchalant dasaß, während er von die ser schrecklichen Angelegenheit sprach. „Vormund!" schrie Paulette und eilte zu dem General; aber er sah sie «richt an, seine Augen wann fest auf „Worte haben für mich keinen Werth," rief er, „und bei dem lebendi gen Gott! Die Ihrigen gelten in meinen „Ich hab- es seit lange gewußt, daß ich nicht in Ihrer Gunst stehe," sagte Trent ruhig. „Ein Mann haßt immer einen Andern, wenn er ihn fürchtet, und mir Glaub-n bei Ihnen zu erbetteln, ohne meine Geschichte zu beweisen. Vor Allem erinnern Sie sich wohl des Brie tzen sein kann. Hören Sie!" „Es ist ein Kind da eine Tochter geboren in dem Hause eines Weibes, das sich Frau Christof nannte. Das Mädchen hat ein Muttermal am Halse. ES ist dies ein Brandmal, das an daS innert. Der Gedanke an er schwert niir meine lttzte Stunde. Ich empfehle es JhrerObhpt. Was dieAdah betrifft —" „Und daS Uebrige ist Gekritzel," „Aber das Alles Hai nichts niit Polly Schnee!" Das Blatt Papier flatterte aus der sie jetzt nicht zu sprechen vermocht. „Offenbar," sagte Trent, „ist ein solches Mal an dem nackten Theilt des „Wer gibt Ihnen <as Recht, darnach sie aus. „O, jetzt weiß ich, warum ich sie immer gehaßt habe das Kind der ruchlosen Jüdin, die mein ganzes Leben zerstört hat." Der General stand mit völlig veriin derter schrecklicher Miene da. „Ist «» wahr?" fragt« «r mit furchtbarer Stimme. „Paulette, Paulette, um Got» teswillen, sage Nein!" Mit einem herzbrechenden Schrei warf sie sich zu scinen Füßen. „S, Vor mund," stöhnte sie, „ja, ja, eS ist für immer." Ein tiefes Stöhnen kam von seinen bebenden Lippen. Er fiel zurück in sei- Sie schlang ihre Arme um seine Kni««. „Bormund, Vormund, sprechen Sie zu mir zu mir, Ihrer Polly! O, Sie wollen mich verfluchen! Bin ich nicht Einsts Kind? Sind Sie nicht der Vattr meines Vaters? Wenn Si« mich so anblicken, werde ich sterben!" Mit einer Geberde unaussprechlichen Entsetzens wehrte er sie von sich ab. .Mir aus den Augen!" nist! er. „Hilda, Stiege. Der Advokat und Hilda sahen ein ander an. Beide!" rief er. „Laßt mich allein. Ihr seid ein Paar listige Schlangen! Starrt mich nicht so an! O, Arthur! O, mein Junge!" Sie ließen ihn, das Gesicht in den Händen verborgen, sitzen, gingen in die SalonS hinter sich zu. „Nun," sagte Hilda, indem sie Trent ansah, ~si« hat mit Arthur gezantt^und leite niemals die Herrin hier sein „Recht!" sagte Trent; „ncch wird un ser theurer Junge Arthur jemals hier Herr werden." lebk? """"" Er strich seinen langen Schnurrbart. „Wir haben für Einen Tag Aufregung genug gehabt," antwortete er nachläs sig; „den Rest will ich aufbewahren, bis than," sagte sie, „aber nichtsd-stoweni ger behaupte ich, daß Si- sie i«n In nersten Ihres H-rzens dennoch lieben." „Ich bin nicht im Geringsten ge neigt, Ihnen heute m-iiH Herz zu öff ne," antwortete er trocken; „gehen Sie, sage ich; ihr Aussehen gefiel mir nicht; Frauen greisen unter solchen Umstän den bisweilen zur Blausäure, und daS möchte ich nicht." „Ich wünscht- beim Himmel, sie thäte es!" murmelte Hilda ruchlos, und ge horsam der Stimme ihres Herrn ging sie die Stiege hinauf und klopfte an Paulettes Thüre. Keine Antwort. Sie lauschte athemlos am Schlüsselloch, höite aber nicht den schwächsten Laut innen. „Trotziges Ding! Natürlich, mir will sie nicht öffnen," sagte Hilda und eilte wieder zu Trent hinab. „Wenn Sie sie um haben wollen, so bleibt lon nichts war zu hören; dann gin gen sie bie Stiege hinab und lauschten wieder war AlleS todtenstille, Trent sah sehr ruhig, Hilda sehr verdrießlich „Ich kenne Arthurs Natur, si: ist heirathete? Der Makel der Geburt fällt nicht im Geringsten bei ihm in die Wa gschale; er wird sich nicht um eines Strohhalmes Werth um ihre Mutter kümmern." „Beruhigen Sie sich," erwiderte Trent lächelnd, „in diesem civilisirten Lande ist es nicht gestattet, die Gattin eines andern lebenden Mannes zu Hei rathen. Paulette wurde vor etwas inehr als drei Jahren vermählt, während sie eine Schauspielerin war, und zwar an nicht im Bereich« der Möglichkeit." Hilda blieb betroffen stehen. „Dann," sagt« sie endlich leise. „Zehn gegenEins, !s war ihr Gatte, den zu treffen sie iiitten in der Nacht in den Park ging!" „Hah!" rief Trent; „werdtn denn oie Enthüllungen niemals aufhören? Während der Mwokat noch sprach, flog die Thüre des Saales weit auf. Aus der Schwelle erschien groß, aus recht, schrecklich, sein weißes Haar slie gend, und aus seinen alten Augen un ter den weißen Brauen Blitze hervoc „Wo ist sie?" rief er, wild um sich blickend. „Ihren Arm, Trent. Helfen Sie mir die Stiege hinauf." Er lehnt« sich wuchtig auf den Advo katen und ohn«, wi« es schien, an die zu denken, stieg der alte LSw- hinaus zu PauletteS Thür. Er erfaßte den Drücker und schüttelte ihn mit aller Kraft. »Oeffne, Polly!" rief er; „ösfn« mir Deinem Großvater!" Kein« Antwort. Kein Laut innen keine Be ganz wunderlich und mißvergnügt aus. Im Nu war die Thüre aus den An füllte es mit gelbem Lichte. Sie blickten um sich. Es war leer und verlassen. Auf dem Bette lag das mit Spitzen besetzte Kleid, das sie beim Diner ge tragen und nun abgelegt; aus dem A nrief er mit zitteivder Stimme, „wo bist Du, mein Liebling?" Aber keine Stimme antwortete ihm, denn Paulette 26. C a p i t e l. da. barsch. Ein flüchtiges Roth sloz über daS kleine, farblose Gesicht PauletteS. „Ich Arnstein." „Sie ist fort." Stimme. „Wann? Wohin?" „Wann? Vor einer Woche. Wohin? Angst und Bestürzung mischten sich in dem Gesichte PauletteS. „Ach. ist mir denn kein einziger Zufluchtsort geblic wo ich sie finden kann!" „Nicht," erwiderte die Frau gefühl los, „als eS die Todten in ihren Grä- Unsicheren Schrittes und wie geblen det wendete sich Paulette von der Thür? ab und ging nach dem Thore zurück. „Wohin soll ich geben?" sagte sie zu sich selbst; „o Gott, wohks?" Die weit« Welt lag vor ihr. Aber die Wahl war Paulette starrte ihm nach. Sie rieb sich die Augen. Er hatte sich nur wenig verändert sei! vein Tage, als er zuerst sah gefaßt. „Herr Varneck!" Sie flüsterte d:n Namen unter einem leichten Schauer-- einem andern verbunden, der sür ihr Inneres Galle ujid Mermuth war. Si« blickte in den Garten zurück, aber der Blondin war in einer Wendung Weges verschwunden. „Was kann er hier wollen?" lJürtsevung fslzt.t Ein Bürger: „Den Erackshoi Bräutigam: „Ich bin in Zweifel, was ich Ihnen schulde." Geistlicher (welcher eben die Trauung vorgenom men hat): „Ganz nach Ihrer eigenen Diskretion!" Bräutigam: „Lassen Nichts schuldig bin." Geistlicher: „Nicht doch! Geben Sie mir liebe: gleich fünf Dollars. Ich bin selbst b.i heirathet und kenne das." - . DI« Z«ch« »«« König« von West- Unter obigem Titei wird eine köst liche Erinnerung an den Prinzen Je roine Bonaparte wieder aufgefrischt! Prinz Jerome Bonaparte lebte vo, seiner Erhöhung zuin König in Paris auf großem Fuß, ohne indeß immer über die nöthigen Mittel zu verfügen; letzterem Umstände verdankt nachste wenn Ihr Lust habt; Du C. sollst zog die Börse; allein der neugebackene Konig, dessen Civilliste noch nicht fest gestellt war, fand darin nicht ganze zwei Louisdor, die b-i weitem nichi hinreichten, die große Zeche zu beglei chen und die neuen Würdenträger Franken zusamm-n. Was nun begin nen? Es war ein Uh'r Morgens und nicht möglich, auf der Stelle Geld her beizuschaffen. Man beschloß endlich, sich dem Wirthe anzuvertrauen. Die ser nahm die Sache nicht tragisch und begnügte sich, die Herren nach ihren Namen zu fragen. „Ich bin Sekretär des Commandements des Königs von Westfalen," fagte C. „Und ich bin der Bibliothekar des Königs von West falen," fügte Pigault hinzu. „Sehr wohl, meine Herren," sagt- der Wirth, welcher ansing, zu glauben, er hab- eS mit Betrügern zu thun, „und dieser da unien ist wohl der König von Westfa len selbst?" „Ganz recht," rief Je rome belustigt, „das bin ich wirklich!" Dies war dem Wirth aber doch zu stark und er drohte nun allen Ernstes mit der Polizei. Jerome, welchem über die Wendung, die die Sache nahm, jetzt doch bange wurde, übergab dem Erzürnten als Zahlungspfand seine kostbare Uhr, die ihm Kaiserin Josesine geschenkt und auf welcher ihr Namenszug in Brillanten befindlich dann ging er mit seinen Freun den nach Hause. D-r Restaurateur zweifelte nicht, daß die Übr gestohlen sei, und brachte sie zum Commissär; dieser läuft zum Poliz-ipräfecten, der Prüftet zum Minister des Innern, dieser zum Kaiser, welcher sich in St. Cloud befand, und am folzendenMor gsn erscheint in« „Monit-ur" ein De kret des Inhalts: „daß Se. Majestät von durchschnittlich LO,MI) Meilen dir Pariser Astronomen und großen Optiker, sür welche wir selbstverständ lich kune Gewähr übernehmen. Ein Fanny: O, ich bin schrecklich nervös! Karl Goldmann will heute Nachmit tag zu meinem Vater gehen und um Glaubst Du, Dein Vaier werde ihn nicht zu b:fürchten. Jcnnv: Na.wes — Galant. Eine Dame sprich! mit einem Herrn so lebhaft und aus dauernd, daß dieser gar nicht zu Wort: kommt. lächelt cr, si: n::r!t, warum, und sag!: „Äcr-eiren Si:! Sic miiss.'n fast glänzen, daß ich den Ton meiner einencn Stimme all zus:hr liebe." „Aber gn-idig: Frau!" cuviderki cr, „ich wußt: ja, daß Sie eia: große Freundin der Musik sind." 3
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