2 «ine Svecialität. Die des Hotels ist die russische Kundschaft. Sie ist Geld hat, Und Pfenni^- 'sür den änderen bezahlt. ! Auch der Portier des Hotels ist eine Specialität. Portiers haben meistens *5» Hotel >st eine bewegte. Auf fei-^ Eingang kam er aus dem Weg durch's Militär. Als Premierlieutenanit in einem süddeutschen Contingcnt war er abgegangen. Lieutennnts gehen regel mäßig ab, weil sie zu große Erwar tungen an ihre Zukunft knüpfen. Hauvtleutz. weil sie vollständig des illustonirt sind. Unser Premierlieute nan: mußt: seinen Abschied nehmen wegei? schwerer Insubordination. Er hatte, trotzdem ihm der Urlaub ver weigert war. unter erschwerenden Um ständen seine Garnison verlassen. Ur sache: Frauenzimmcrgcfchichten. Dann hatte er geheime und ge heimnisvolle militärische Aufträge be sorgt in Frankreich und nament lich in Rußland. Schließlich war er in beiden Ländern argwöhnischen Be obachtern begegnet; er mußte Anstand nehmen, diese Studienreisen fortzuset zen. sie hätten ihn zu weit führen kön nen. Er versuchte cs mit der Jour nalistik. mit d:r Schriftstellern, die militärische Coneurren, in beiden Fächern war zu start; mit allerhand Geschäften, die hie und da schon be denklich wurden, leben mußte er ja. Schließlich stand er vor der Wahl, Deiect'w bei einem Privatinstitut oder Portier zu werden. Er entschloß sich sür das Letztere; seine Sprachkennt nisse sicherten ihm diesen vielbegehrten Vlatz sowie der völkerpsychologische Scharfblick, den er sich auf seinen Rei sen angeeignet hatte, namentlich seine Kenntniß des Russischen. Er ist ein wahrer Schatz sür snn Hotel: mit ei nem Blick taxirt er den Fremden, für hinten hinaus, unbedingtes Vertrauen Er istuntadelhaft rasirt und ange zoaen: Backenbärte wie gute englische Bürsten: mit seine: goldbetreßten Mütze sieht er aus wie ein englischer Admiral aus Halbfold. Seine Hal- Vertraulichkeit zurück, während sie doch Vertrauen herausfordert. Er scheint vorher zu wissen, was ihn die Hotelgäste fragen wollen, noch ehe sie sich ervlicirten und seine Adressen sind zuverlässig. Er gibt auch selbst Dar lehen und es heißt, daß er sich auf sei nen Vortheil sehr gut verstehe. Er verfügt über einen Blick, der sich vor den scheidenden Fremdling wie ein: Barriere legi, die dieser nicht pasiirt. ohne durch ein Lösegeld den Weg frei gemacht zu haben. Die herablassende, freundliche Art. i» der er cS entgegen nimmt, ist durchaus „gentlemanlike". Grandez-a und unerschütterliche Ruhe liegt über ihm: selbst der bis an die Fü« gehende Rock scheint sie auszustrahlen. Seine Vergangenheit ist Niemand im Hotel bekannt, vielleicht selbst dem Hotelbesitzer nicht; aber es spricht et was aus seinem Wesen, was die leickitsüs-iaen Kellner mit Scheu er füllt. EtwaS Starres. Eisiges. Er spricht wenig; was er sagt, ist bitter »nid schneidend. Er trägt das boh rende Bewußtsein seines socialen Fal les unter der goldbetreßten Mütze und hinter der gleichi!:üthig:n Dienstmaske seines Gesichtes. Ein Deklassirter. Mit Niemand pflegt er Umgang; es heißt, daß er ein schönes Stück Geld aus der Bank habe Eine Droschle hielt vor dem Hotel. Ihr Dach war gehäuft hoch mit Kof fern belastet: der Kutscher hatte, um seinen Fahrgästen die Illusion einer Tour zu aeben, den Häuserblock um fahren. denn der Gasthof ist kaum ei nen Steinwurf vom Bahnhofe ent kernt. Zwei Hausknechte entlasten die Drolchle. während der befrackte Kell ner dienstfertig die kleinen Gepäckstücke in Empfang nahm, die ihm aus dem Schlag herausgereicht wurden: Ta schen. Säcke. Schachteln, Kleidungs stücke: es nahm lein Ende. Jetzt ka men indessen schon die Blumensträuße. Dann sprang eine schlanke, jugend liche Dame aus der Droschke? grauer Neiseanzug. arauer Schleier über dem Gesicht. Und nun das eigentliche Hauvtitück eine dicke Dame, ganz blau und gelb, gelbe Feder auf dem blauen Hütchen: die früher auffallend schönen Züge sich, wie in Selbstver spottung, jetzt in das Groteske aus wachsend; die dicken Wangen auffal " lend roth und weist. Sin kleines Hündchen im blaugelben Mäntelchen trug sie unter dem Arm. Der Por tier verständigte den Oberkellner mit einem Blick. ..Numero fünfundsieb.zig und sechsundsiebzig," fchnnrrte dieser, .vorn heraus drei Treppen." Die dicke Dame warf einen müden Blick aus die um sie b-eiserte Hoielbe dienuna. Da streifte ihr Blick den Portier: sie schaute hin. sie sah noch mals hin. sie schien etwas sagen zu wollen, aber gegenüber dem gleichmä ßig gleichgiltigen Blick des Portiers schluckte su es hinunter. Sie mur melte etwas vor sich hin, als si: die wenigen Stufen zum Aufzug hinauf schritt. und ehe sie in den Kasten trat. Warf sie rasch noch einmal den Kopl „Olaa." tönte die Stimme der dicken D?me aus dem Aufzugskasten, „wie lanae soll ich wieder ivarten?" Schweigend wandte sich die Ange rufene nach dem Aufzug, der lautlos in die Höhe glitt. Nach einer kleinen Weile brachte der Kellner den Zettel in die Portierloge mit den Namen der Angekommenen. Frau von Naruschkin von Charkow, Fräulein Olaa von Naruschkin, las der Bortier. Ein grimmiger Blick sicl daraus: man hätte nicht geglaubt, daß so viele heftig: Bewegung über diese dienstmäßigen Züge gehen könn te. er knüllte das Papier zusammen und warf es in die betreßte Dienst mütze. Aber er zog es wieder hervor und legte cs geglättet auf den Tisch und auch seine Züge nahmen wieder ihre eisi?e Ruhe an. Frau von Naruschkin hatte rasch eine Menae von Bekannten und Landsleuten gesunden, mit denen sie Berlin studirte. In den wenigen Stunden, die sie sich des Tages im Hotel aufhielt, ward es in ihrem Sa l?n nicht leer von Besuchern; der Zimmerkellner war unausgesetzt mit Thee und Cognac in Bewegung. Fräulein Olaa hatte alsbald bei dem Portier die Adresse eines berühmten Arztes erfragt. Frau v. Naruschkin beruhigte sich bei den längeren Abwe dies ihren Besuchern. Wenn Frau von.Naruschkin die Halle passirte, war der Portier immer verschwunden, so blickte. Dagegen suchte ihn Fräulein Olaa wiederholt in seiner Loge auf. Am dritten Tage nach der Ankunft der Russinnen meldete derPiceolo dem Vortier, die Dame von Nummer sllns- Gesicht der volle Schein des Abend» „Er ist es!" rief sie halblaut. Dann hielt sie inne, klemmte ihr Pincenez in das Gesicht. Sie hatte zuerst russisch gesprochen; jetzt rief sie mit einem starken Anklang von Wie nerisch: „Was foll'n wir Zwoa Komödie z'fainmcn spielen! Du hast mich g'wist erkannt. Deine alte Pepi und Du bist der Fons. „Ich lsabe die gnädige Frau er kannt," antwortete der Portier gemes sen, als wäre er beim Rapport. „Bist immer noch bös aus mich?" rief die Naruschki», auf den Portier zugehend. „I seh' Dir's an. I kann ja nix dafür, daß das so pasfirt ist. Schau! wärst nur einen Tag früher nach Prag g'kommen, i ivär' gewiß mit Dir gangen. Aber da war der Ruß', der war so dringend, wollt' mich gleich Heirathen. Da hab' i mi' halt b'reden lassen. Er hat auch Wort gehalten und i bin a gnä' Frau. Aber vergessen hab' i Dich doch nit." er zog die feine fest an die Seite. „Ich bin ohne Urlaub auf Ihren Brief aus der Garnison fort. Der Scherz ha! mich meine Existenz geko stet," sagte der Portier finster.. „Was befehlen die gnädige Frau?" mir," rief die Dame, „wir waren junge Leut' und „Spaß muß sind!" sagt der Berliner. Schau' so lustig wie wir zusammen g'sungen haben, wo ich war Dein Leibstückl." Sie faßte den rorhen Schlafrock, hob ihn, daß man die schwarzen Strümpfe sah. Ihre Stimme klang fettig und heiser, während sie auf die Die alte Chansonettensängerin war in ihr ganz lebendig geworden. „Siehst", rief sie mit einem lockenden vergessen." „Das Glück geht," sagte der Por tier finster, „auch meins ist gegangen; „Ja," rief die Naruschkin, „da fällt es mir heiß ein, wegen meiner Tochter wollt ich Dich sragen.Seit letzte Nacht hab' ich das Mädel nicht mehr ge sehen. Sie hat einen Bräutigam, ei- Freund von meinem Mann. Ganz Charkow beneidet uns um diePsrthie. Da kommt so ein Windbeutel, der nichts ist und nichts hat, so ein ent lassener Schulmeister, so ein Nihilist und stricht mei' Mädel nackig Sie ist was von ihm wissen will. Ich reise mit ihr nach Karlsbad. Da taucht der Mensch wieder auf. „Mama," sagte mein: Olga, wir wollen schnell sort, daß ich den Menschen nicht mehr zu sehen brauche. So sind wir in Berlin sie ist ausgegangen aber sie kommt nicht zurück, es kriegt mich mit der Angst, sie wird sich doch nicht verlausen haben! Maria und Joseph! Wenn dem Mädel nur nichts passirt ist. Hast Du nichts von ihr gesehen?" Der Portier sah sie eine Zeitlang an; er schien sich an ihrer Angst zu weiden. Dann sagte er langsam: „Der Mensch, von dem Sie erzählten, ist klein u-d schwarz?" Die Naruschkin: „Klein und schwarz, er trägt eine Brille. Du kennst ihn?" Der Portier: „Und scin Name ist Joseph Rubinstein, nicht so?" Die Naruschkin: „Ja, das ist sein widerwärtiger Name. Doch was thut das zur Sache?" Der Portier: „Mehr, als Sie den ken. Wenn Sie wissen wollen, wo Fräulein Olga ist, so fragen Sie nur nach Joseph Rubinstein. Von ihm ist sie sicher nicht weit. Heute in d:r Frühe ist sie i»'.it ihm abgereist!" Die Dame fuhr heftig auf: „Du lügst!" Sie fixirte hin: „Nein, ich seh' Deinen böfenßljck, den hab' ich immer bei Dir gefürcht't. Der war's auch, warum ich von Prag fortlief." Sie fuhr auf den Portier zu und packte ihn am Rock. „Red'!" rief sie außer sich, woher weißt das?" Der Portier schüttelte sie von sich ab, als fühle er einen physischen Ab scheu. Langsam, als wolle er ihr je des Wort in der Brust herumdrehen, ' „Ich habe ihr selbst das Reisegeld gegeben. Ja, Spaß muß sein, so meintest Du ja eben. Mein Spaß ist so lustig, wie damals der Deine, er paßt zu der Mutze, die ich trage. Reise für Reise. Deine Krähe ist ausgeflogen, nun sieh zu, wie Du sie greifst." Frau von Naruschkin stieß einen Schrei aus und begann zu wanken. „Du! Du!" Das brachte si- noch stam melnd heraus. Der Portier drückte zweimal auf den Klingeltelegraphen und räumt: mit einer Armbewegung einen Stuhl ab, daß die Packeie auf den Voden prasselten. DaS Hausmädchen erschien. „Sehen Sie nach der Dame," sagte er kalt, „sie hat eins schlimme Nachricht erhalten." Dann stieg er langsam die Treppe hinunter und pfiff das Lied von den Krähen vor sich hin. Der Piccolo sah ihm erstaunt noch: einen solchen Exceß hatte man von dem Manne noch nicht im Hotel erlebt. Unten in der Hall- nahm der Por tier mit geschäftsmäßiger Ruhe sein Amt wieder aus, das Gesicht lag wie der in feiner eisernen Ruhe. Fremde gingen und kamen. Der Portier gab scin deichen. „Neunzig und einund neunzig," schnurrt: der Oberkellner —> Ihrer Tochter ist Frau von Na ruschkin nicht wieder habhaft gewor den? es heißt, sie halte sich in einer Nihilisteniolonie der Schweiz verbor gen. Heitetres. Stolz lieb' ich den Künstler! Ein Bankier lud einen etwas verbummelten Schauspieler zum Diner ein, ließ ihn aber fühlen, daß er ihm eine Ehre zu erweisen gedenke. Dieser verbeugte sich und erwidertem „Mit Vergnügen nehme ich an, muß indessen beinerken, daß ich nichts ge nießen werde, als Kartoffeln." „Geh, Sie scherzen, dann hätte meine Einla dung ja keinen Zweck." „Ich spreche im Ernst, denn ich pflege nur das an zunehmen, was ich erwiedern kann. Leider kann ich Sie bei Ihrem Ge genbesuch nur mit Kartoffeln bewir lhen." Vom Kaserne nho f. Wachtmeister: „Sie erhalten acht Tage Kascrneu-Arrest, Einjähriger, weilSie dem Herrn Lieutenant zu familiäres Better.' Wachtmeister : „D»i ist ganz egal, refpektiren müssen Sie ihn doch und wenn er selbst Ihr Vater wäre." ! Schmeichelhaft. Dichter: Letztes Mittel. Standes ist es Ihr aufrichtiger Wille, mit Jh ter?" TlürmisSe Lled«. Es war eine aufgeregte Verhand lung, welche die Privatbeleidigungs-- klage der Kellnerin Lon B. gegen der.n Bräutigam a. D., den Kommis sionär Franz K., vor dem Schöf fengerichte zu Berlin zeitigte. In dem Wortgefecht, welches die Beiden im Gerichtssaale ausführten, klang Alles so „weanerisch", daß man sich an die Ufer der schönen blauen Donau ver setzt glaubte. Wie aus der Verhand lung hervorging, unterhält Fräulein Lori, welche schon längst „aus dem Schneider" ist, schon seit Jahren ein zärtliches Verhältniß mit dem Verklag ten, welches durch keine Macht der Erde getrennt werden kann. Sie haben sich gar wacker gezankt und gestritten, sie lagen sich oft in den Haaren, und doch bestand zwischen Beiden ein Etwas, von welchem Franzi sagt: I waß nöt, i mag's Mensch gar not, und wann i'S nöt sieh, so fehlt mer halt wos; nutzt nix, sie hat was an ihr, was ka Andere halt nöt an ihr hat. Auch Fräulein Lori kann nicht von ihm lassen. Sie sagt: Er ist ja a Haderlump, a versoffener, aber 's nutzt nix, ma muß ihm gut sein! I hab' zwar auf mein' ganzen Körper ka Fleckel, was er mir not blau geschlagen hätt', aber wegen dem halt' i doch zu ihm ! So ist "es denn gelomnien, daß, als er endlich einmal einen Strich durch die Rechnung machte und nach Berlin ging, auch sie bald am grünen Strand der Spree erschien. Sie hatte sich anfänglich mit einem anderen Ver treter deS männlichen Geschlechts trö sten wollen, aber sie versichert, daß dies unmöglich war: I waß nöt, war's den seine Leidenschast oder war's mein wilder Hamur, mit den bin halt gar nöt auskumma, den hab' i müssen zum Beißen ansangen. Da hab' i gesagt, ohne den Franzi is nix, da hab' i mi aufi g'setzi, un da war i in Berlin wie- ist Ihr beiderseitiger Verkehr hier wieder freundlicher ge worden?-Klägerin: Wir Hobe» g'lebi in Ruh' und Frieden, und g'stritten und g'raft haben wir. Ober d'rauSkumma san wir olleweil, bis Heuer im Mai, do gab's an Mords-- spektai'l Prik - Sie sollen ihm Grund zur Eifersucht gegeben haben? Klägerin: Jesses Maria und Jo seph! Wenn i an Besuch empfang' von an Landsmann zu mir. da giebt's doch ka Grund zur Eifersucht. Ja! woan's an Anderer wär'! Präs.: Sie be Häupten also, der Angeklagte habe Sie am 12. Mai thätlich beleidigt? Klägerin: Bei meiner Seelen Selig keit, dös darf er mir doch nöt anthun! Ich bitt' Jhna, solche Schimpsredei. gegen ane aus'm zart'n G'schlecht! Präs.: Sie müssen aber die gungen näher charakterisiren >. Klägerin: Also am 12. Mai sitzt der Schani, was a Landsmann zu mir ist, bei mir und plauscht a bissel von d'Heimath. Es klopft an der Pforten, i frog: wer is? Er sagt: i bin's! I kenn' doch glei d' Stimm'; dös M der Franzi, sog' i und deut' dem Schani, daß er I laß' den Franzi mensch und schimpft wie a Rohrspatz. Präs.: Welche Schimpfworte hat er denn gebraucht? Klägerin: I hört' was von Mistvieh und Schlam pel, und i glaubt', er wullt mi um bringa. Angekl.: Schau mir doch so Eine! I war im besten Hamur zu ihr lumma. Klägerin: Dös is schon nöt .wahr; er hat an MordSassen g'habt Präs.: Während er spricht, müssen Sie sich ruhig verhalten. Klägerin: I bitt', dös is recht, abe> d' Wahrheit muß er reden. Angekl.: Also, daß i Jhna sag: I kum ham im besten Hamur, sie saßt mi bei der Ehr', sogt, i bin a Lump, a schlechter Kerl, dös leid' i nit, und da hob' i dem Sie sich hier ganz anständig! An gekl.: 's is AlleS recht, aber wann i dran denk, i kunnt a Viehzorn kriegen! Klägerin: Na, i 10ß mi nei um bringa von so a Seeräuber! Präs.: Deixel hali's aus, wann ma den Dis kurs von so a Kerl hört!« — Präs.. Wenn Sie jetzt nicht gleich ruhig sind, lasse ich Sie abführen. Kläg.: Na. jetzt in Ernst, jetzt red' i aber ton Sterbenswörtel, und wann's mi da. drückt. Angekl.: Akk'rat so wie sie! Dös hob' Präs.: Bei welcher Gelegenheit? Angekl.: So ost wir g'stritten hob'n. Präs.: War das ost der Fall? —- Präs.: Was sollte Sie hindern, ein Theilen lästig fällt? Angekl.: Ho bcn's a Idee! Dös is nöt so leicht, Hot. Auch die Klägerin steht auf demsel ben Standpuntt: I bitt' Jhna, Herr todt; i werd' Jhna erinnern, daß ev mi umbringt. Franzi versichert, daß sie eine solche Schandthat nicht zu be fürchten habe, denn er könne kein Blut kommt ein Vergleich dahin zu Stande, daß Klage und Wiederklage zurückge nommen wird und die Kosten getheilt werden. Das Paar verläßt mit grundverschiedenen Gefühlen den Ge richtssaal. Während er noch einmal versichert: „I mog's Mensch nit, aber wonn ich's not hab', fehlt mir halt was!" knixt sie vor dem Präsidentei, und meint: „I küss' d' Hand, aber lassen's mir den Kerl nöt nach kumma!" Ei» Beitrag zur Bterologie» Das herrliche Bayernland und ir. demselben das schöne Isar-Athen darf sideleMünchen mit seinem Spaten, Lö wen-, Augustiner-,Lellstenbräu.Pschorr und wie all' die übrigen Bräus heißen mögen. Dank den modernen Ver kehrsmitteln sind diese Biere nicht blos an der Quelle zu haben. Es gibt tvenige Großstädte, in denen au ßer den heimischen Bieren nicht das Eine oder das Andere dieser Bräus verzapft wird und zwar in förmlichen Bierpalästen. Wie in vielen andere,. Dingen leistet auch in dieser Hinsichl Berlin ganz Außerordentliches. Seine Bierpaläste werden an Großartigkeit in keiner anderen Stadt übertreffe!, und die Güte des in denselben verzapf ten „Echten" läßt durchaus nichts zu wünschen übrig. Wer nun aber sich dieser guten Tropfen erfreut, ohne einen Einblick in die Geschichte der Kneipwissenschaft gethan zu haben, wird vielleicht der Ansicht zuneigen, daß die Mannigfal tigkeit der verschiedenen Bräus erst eine Errungenschaft der neueren Zeit und daß unsere Vorfahren bei ihren Bierstudium weniger Abwechslung ge nossen. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Schon vor ca. 2<X> Jahren konnte der durstige Zecher in der heu tigen Hauptstadt des deutschen Reichs seine Auswahl unter einer großen An zahl von Bieren treffen, wie aus ei nem im Jahre 1711 von einem unge nannten Bierpoeten gedichteten Kneip liede hervorgeht. Der gute Mann be singt: „Kross'ner, Kottbuser, Ruppiner, Zerbster, Broihahn und Berliner, Landbier und Bernauer Bier, Garlei, aller Tränke Zier, Duckstein wie auch Fllrstenwalder, Spandaner und Mittenwalder, Der Karthäuser edler Bräu, Der zu Frankfurt schäumt aus'» Neu', Tuchebander, Brandenburger, Stolper und Oranienburger, Moll von Köpnick, Magdeburger, Britzer sowie Qucdlinburger Machen Wirth' und Gäste rund." Damit ist der Segen aber noch lange nicht erschöpft: ..Grüß Dich Gott, berühmte Gose, Bier von Rudow und Müllrose! Neuendorfer, Kniesenacker, Spannagel macht's Herz wacker; Lange möge Potsdam blühn Und der Trank von Löbejün! Malchower und Krossendorser, Forster sowie Fredersdorf», Dessauer und Nauener, Teupitzer und Kremmener, Falkenhagner, Liebenwalder, Alt-Lebufer, Königswalder, Bartscher, Wüstenhausener, Machen froh selbst Klausener.' Es werden dann noch etwa zwanzig andere, meist märkische Biersorten, dl; man im alten Berlin haben konnte, angepriesen nur vor dem „Gran seer" wird gewarnt. Gegen diesen Reichthum erscheint dt,, Liste der uns heute zur Verfügung ste. henden „Bräus" fast ärmlich. Ein kleiner ABC-Schütze aus der Gemeinde Sulzbach kam kürzlich ohne Tafel zur Schule. Der Lehrer fragte ihn: „Warum hast Du D:ine Tafel nicht bei Dir?"—„Weil ina mei' Muatta a'n Küach'l geb'n hat, wia'r i' surt bin!" Darauf meinte der Lehrer: „Ja, deshalb brauchst Du doch die Tafel nichj zu vergellen?"—„Wenn Dir mei'Muatta an Küach'l gebet, that's es a verges sen!" war die schlagfertige Antwort. Zartfühlend. Herr Schulze (der mit seiner Gattin Abends nach einer Fußtour endlich ein einsames Wirthshaus findet): „Na. Frau Wir letten da, mein Herr." Herr Schulze (sich zu seiner Frau w:ndend):„Aber Minna, dann bekommst Du ja heut wird's zu spät!"—„Tochter: „O, Pa (Metzger): Warum kennet , Toni?— Si is a wüstes z'widres Weib! —Ach was, dafür bringt sie Dir a paar bildsaubre Säu in die Wirthschaft mit!" „Maria Stuart" geben?" Director: „No, gewiß! Hätt'ch g'wußt, daß Ma ria Sckituart so ä hibsches Sticklischt, wär'fch scho längst dran gewese!" Souveränität des Lo st ers. Betrunkener: „So a Rausch gibt einem erst das rechte Anseh'n, dir feinsten Leut' weichen einem aus." tiingen anzustellen, ist gewiß die trau rige Thatsache nicht entgangen, daß das Verbrechen einen ganz er;chreckeno vielleicht zu thun im Stande wären, wenn wir stets die Quelle d:s Uebels im Auge behielten.^ Selbstsucht. dem unreifen Weibe dann jeder schnurrbärtige Kutscher als idealer Held erscheint, der nur die Hand nach der leichten Beute auszustrecken braucht. Da werde der Grund gelegt für alle romantischen Entführungen, pikanten Ehebruchsscenen und niedri gen Liebeshändel aller Art, von denen dann wieder die Spalten unserer Zei tungen überfließen, und wieder zu neuen ähnlichen Heldenthaten ani miren. Drittens wenden sich die kühnen Reformatorinnen gegen die Veröffent lichung eben all' diesen Skandals in sämmtlichen Tagesblättern, welche nur wieder dazu beitrage, sür neue skandalöse Verbrechen weithin den Samen zu streuen. Und schließlich erblicken die Frauen in der Lebensweise der arme» Bevöl kerung, in der elenden Ueberfüllung der Tenement-Häuser tausendfältige Keime des Verbrechens. „Es müßten Heilige sein und nicht menschliche We sen," berichtet eine Dame sehr wahr, „wenn zweiundzwanzig Personen, lisch einem halbwegs wohnlichen Heim hat die Menschen schon zur Ver zweiflung und dem Verbrechen in die aller Macht. Denn selbst in der Und schließlich soll der Ausruf-an gebieten, so weit es in unserer Macht Jos ha st. „Ach," sagte jüngst ein junges Mädchen zu seiner älteren Freundin, „wenn doch alle Menschen Engel wären!" „Die Männer, die mich geliebt haben, waren Engel," be merkte das späte Mädchen. „Ja, das scheint mir auch so, denn sie sind Dir alle davongeflogen." Nachbarin: „Und als Sie ihm sagten, der Junge habe ein Zehnpfennigstück verschluck!, wollte er da nicht einen Arzt holen '" Frau Meier: „Nein! Er sagte: es fällt mir gar nicht ein, dem Doktor drei Mark zu bezahlen, damit c: einen Zchnpfennig herausholt!"
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